4. Vorlesung

4. Vorlesungseinheit:
Zweitspracherwerbstheorien
Kommunikative Methode
Universität Athen
Fachbereich für Deutsche Sprache und Literatur
Seminar: DGY19 Εισαγωγή στη Διδακτική ΙΙ
Prof. Dr. Dafni Wiedenmayer
Was ist Sprache?
Klang
Struktur
Grammatik
Bedeutung
Sprache
ist...
Identität
Kultur
Verständigung
Die kommunikativ-pragmatische Wende
Ende 70er - Anfangs 80er Jahre
• Mängel vorläufiger Lehrmethoden (GÜM, ALM/AVM).
• Abwendung von systemorientierten Strukturen, von internen
Eigenschaften des Sprachsystems.
• Zuwendung auf kommunikative Parameter der Sprache.
• Schwerpunkt: Funktion der Sprache in der gesellschaftlichen
Interaktion/Kommunikation bzw. der kommunikativen
Tätigkeit (Sprache als Mittel zu außersprachlichen
Zwecken/Sprache als Aspekt des menschlichen Handelns).
• Entstehen neuer sprachwissenschaftlichen Disziplinen:
•
•
•
•
•
Textlinguistik
Pragmalinguistik
Sprechakttheorie
Soziolinguistik
Psycholinguistik
• Entwicklung aktualisierter Lehrmethoden.
Kommunikative Methode
ab 80er Jahre
Kernpunkte
• Grammatik spielt eine untergeordnete Rolle im FSU.
• Hervorhebung von alltagspraktischen mündlichen und
schriftlichen Äußerungen (Sprechakte), mit denen bestimmte
Sprechintentionen (Sprechabsichte) realisiert werden.
• FSU orientiert sich in konkreten Sprechsituationen, z.B.
begrüßen, sich vorstellen, im Restaurant bestellen usw.
• Einsatz von authentischen Lehrmaterialien, z.B. authentische
Hör-und Lesetexte: Zeitungsartikel, Kochrezepte, Fahrpläne
usw.
• Kommunikation: multipolarer Prozess.
• Schüler zur Alltagskommunikation befähigen.
Exkurs: Sprechakte
Aufgabe 1
• Welcher Sprechakt vollzieht sich bei der Äußerung „Das Bild finde
ich scheußlich!“?
• Welche ist die Sprechintention der Äußerung?
• Mit welchen anderen sprachlichen Mitteln kann dieselbe
Sprechintention formuliert werden?
• Wie könnte die Sprechintention im Rahmen eines kommunikativen
FSUs gelehrt werden?
Lösung
• Bewertung/Kommentar
• Gefallen/Mißfallen ausdrücken
• z.B. -Furchtbar! (+ auf das Bild zeigen)
-Das (Bild) gefällt mir überhaupt nicht!
-Das (Bild) ist eine Zumutung!
-Gefällt dir das (Bild) etwa?! usw.
• Anfangs mit wenig Sprache, z.B. Furchtbar!, dann mit mehreren und
komplexeren Äußerungen Gefällt dir das (Bild) etwa?!
Kommunikative Methode
Hauptcharakteristika eines kommunikativen FSUs
• alltagsbezogene Themeninhalte
• thematischer Elementar- und Aufbauwortschatz
• situative Rollen, z.B.
Rolle
Sprechsituation
Sprechintention
Kunde, Verkäufer
Geschäft
Kauf, Bestellen usw.
• authentische Lese- und Hörtexte sowie Sprech-und
Schreibanlässe, z.B.
Sprechsituation
Authentische Texte
In der Schule
Stundenplan, Zeugnis usw.
• situative Grammatikvermittlung, z.B.
Sprechintention
Sprechsituation
Rolle
Thematik
Grammatik
Verbot
Straße
Verkehrsteilnehmer
Parken
Modalverb
• kommunikative Übungsformen, z.B.
realitätsnahe sprachliche Handlung
kommunikative Übungsform
einen Zeitungsartikel lesen
das Gelesene anderen erklären
Kommunikative Methode
Aufgabe 2
Erläutern Sie anhand des folgenden Lehrwerkdialogs die
Charakteristika der kommunikativen Didaktik. Berücksichtigen Sie
dabei Aspekte, wie
Sprechakt
Sprechintention
Sprechsituation
Thematik
Rolle
Authentischer Text
Grammatik
Übungsform
Kommunikative Methode
Aufgabe 2 - Lösung
Sprechakt
Sprechintention
Sprechsituation
Thematik
Bewertung/Kommentar
Gefallen/Mißfallen äußern
Beim Fußballspiel
Fußball
Sport
Rolle
Authentischer
Text
Grammatik
Übungsform
Fußballfans
Freunde
Realitätsnaher
Dialog
Grammatik ist
hier kein Ziel.
Evtl. mündliches
Rollenspiel
Thematischer
Wortschatz
• Fußball
• Phantstisch!
Eine Katastrophe!
• Ich finde ...
• Da haben Sie
Recht!
ALM/AVM und KM
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Kommunikative Methode
ALM/AVM
Offenes und flexibles Unterrichtskonzept.
Einzelne Phasen und Lernschritte sind genau
festgelegt.
Themen/Inhalte sind wichtig.
Themen/Inhalte werden der Grammatik
untergeordnet.
Partner- und Gruppenarbeit.
Lehrer- und medienzentrierter Unterricht.
Aktivierung der Lernenden, kreativer
Sprachgebrauch.
Nur wenige Ansätze zum freieren
Sprachgebrauch.
Übungen zum Verstehen.
Stark gesteuerte Übungen (pattern drills).
Visualisierung spielt eine Rolle.
Ähnlich wie beim kommunikativen Konzept,
jedoch kein authentische Fotos.
Vermittlung von Alltagsdeutsch
(Dialogschulung).
Ähnlich wie beim kommunikativen Konzept,
jedoch Dominanz der Grammatik bei der
Dialoggestaltung.
Mündlicher Sprachgebrauch wichtig, dazu:
Verstehen authentischer Texte.
Betonung des Mündlichen gegenüber dem
Schriftlichen.
Nach: Neuner,G./Hunfeld,H. (1993)
Methoden und Lehrbuchkonzeption
Lehrbuchmerkmale
GÜM
ALM/AVM
KM
Beginn der Lektion
Darstellung
grammatischer
Phänomene
Dialog, der in einen
bildlich dargestellten
Situationskontext
eingebettet ist.
Einstiegseite bzw. Foto.
Lektionstexte
Beschreibende, Texte,
oft Einzelsätze, mit
Schwerpunkt auf einem
Grammatikphänomen/l
iterarische Texte.
Dialoge mit
Schwerpunkt auf
Hören/Sprechen.
Alltagsorientierte
authentishe Texte
(pragmatischer
Sprachgebrauch)
Grammatikvermittlung
Selbstzweck
Als Sammlung von
Beispielsätzen.
Formale Strukturen
unter funktionalen
Aspekten bündeln
(Mittel zum Zweck)
Übungsformen
Übersetzungsübungen,
Bilde-Sätze Übungen
(stark gesteuert)
Pattern drills,
Substitutions- und
Ergänzungsübungen,
Auswendiglernen,
bildgesteuert.
Kontextspeifische,
realitätsnahe
Übungssequenzen (von
gesteuerten zu freieren
Übungsformen)
Sozialformen
Frontal
Frontal
Plenum, GA, PA, EA
Lehrerfunktion
Experte
Setzt Anreize, gibt
Reaktion
Begleiter
Lehrwerk/Medien
Lehrbuch
Lehrbuch, Sprachlabor,
Tonband
Auditive, visuelle
Medien (Karten, OHP,
Software), AB, LHB
Aufgabe 3
Welcher didaktischen Methode sind folgende Übungstypen
zuzurechnen? Anhand welcher methodenspezifische Merkmale
erkennen Sie das?
Übungstyp 1
(der Satz) Was diktiert Herr Müller? - Den Satz.
1. (ein Kugelschreiber) Was habe ich hier? 2. (mein Freund) Wen
fragen Sie? 3. (Herr Müller) Wen versteht der Schüler? 4. (ein Schüler)
Wen fragt Herr Müller?
Übungstyp 2
(Übungssequenz 19-20)
http://www.hueber.de/sixcms/media.php/36/dialog.pdf
Aufgabe 4
Welche didaktische Methode wird in diesem DaF-Lehrbuch
vertreten? Woran erkennen Sie das anhand des
Inhaltsverzeichnisses?
http://www.hueber.de/sixcms/media.php/36/KB1Inhalt.pdf
Lösung
Arbeitsblatt „Lehrmethoden und Lehrwerkkonzeption“