MGM (Metro – Goldwyn – Mayer) das prächtigste unter den prächtigen Glamour-Studios in Hollywood: das „Tiffany der Studios“ – „erstklassig und elegant“. Marcus Loew wurde 1870 in Manhattans Lower East Side geboren. Er arbeitete (wie A.Zukor) zunächst im Pelzgeschäft. 1904 verließ er diese Branche und stürzte sich ins Show Business. Er reüssierte zunächst mit der People‘s Vaudeville Co., für die er kurze Filme mit Life-Auftritten mixte. 1909 verband er sich mit den SchenckBrüdern und erweiterte seine Theaterkette. 1910 gründete er die Loew‘s Consolidated Enterprises (mit Nicholas Schenck an seiner Seite). Am Kampf von Laemmle & Fox gegen den Trust nahm er nicht teil, im Gegenteil, er kooperierte – und arbeitete weiter an der Expansion seiner Theaterketten in den großen Städten. Erst 1918 wandte er sich voll und ganz dem Kinogeschäft zu. Er wandelte seine Theater nach und nach in Kinos um und gründete die Loew‘s Inc. 1920 übernahm er einen Verleih, da die Mieten für die Filme in seine Kinos immer teurer wurden: die Metro Pictures. 1924 kam Louis B. Mayer (von Metro) zu Loew‘s. So gründete ML Metro-Goldwyn-Mayer , die Kinokette (Loew’s Inc.), Verleih (Metro) und Produktionsgesellschaft (Goldwyn) vereinte und der er bis zu seinem Tod 1927 vorstand. 1925 spielte Fred Nibols Antik-Spektakel Ben Hur als erster Film in der Geschichte des Kinos mehr als $ 10 Mio. ein. Nach Loews Tod kam es kurz zu Turbulenzen bei MGM, da seine Familie ihre Anteile verkaufen wollten – und William Fox bereit war, diese zu übernehmen. Es wäre ein MegaStudio geworden. Doch 1929 geriet Fox mit seinen Anteilen an AT&T in finanzielle Probleme. Gleichzeitig verbot das US-Justizministerium die Übernahme. 1928 wurde Nicholas Schenck Präsident (bis 1956), Louis B. Mayer blieb (er war es seit 1924) Studioleiter (bis 1948), und als Produktionschef wurde Irving Thalberg mit allen Vollmachten eingesetzt / bekam vor seinem Tod (1936) David O. Selznick an die Seite (33-36). MGM wurde in den Dreißigern innerhalb kürzester Zeit das erfolgreichste Studio in Hollywood – mit mehr Regisseuren unter Vertrag (u.a: Clarence Brown, George Cukor, Victor Fleming, King Vidor, Vincente Minnelli) und more stars than there are in heaven: Greta Garbo, Joan Crawford, Jean Harlow, die Barrymores & Robert Taylor, Clark Gable, John Gilbert, Spencer Tracy. L.B.Mayer: geboren 1885 in Minsk, in die USA emigiert 1892, erwarb 1907 sein erstes Kino, stieg 1914 ins Verleihgeschäft ein, gründete 1917 seine eigene Produktionsfirma, kam 1924 zu Loew. I.Thalberg: geboren 1899 in Brooklyn,NY; ging 1918 zu Laemmles Universal und wechselte 1923 zu Mayers Metro. D.O.Selznick: geboren 1902 in Pittsburgh, 1926 bei Mayer, 1927 bei Paramount, 1933 bei MGM, 1936 eigenständiger Prod. Thomas Schatz: „Während L.B.Mayer ein Verwalter war, war I.Thalberg a creative executive; während Mayer vorsichtig und konservativ war, war Thalberg risikoreich und innovativ. Mayer war gradlinig und Pragmatisch, während Thalberg einen scharfen, komplexen Verstand besaß. Beide Beide favorisierte love stories, Thalberg aber war Romantiker und Zyniker, Mayer dagegen ein hoffnungslos Sentimentaler….. … Und beide favorisierten Qualitätsfilme, doch Thalberg maß Qualität in Begriffen von Stil und erfinderischer Technik, während für Mayer es bloß eine Funktion von Glamour war, von Glätte und Produktionskosten. Thalberg hatte zudem hohes Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten und Instinkte als Filmemacher, und er war bereit, dafür das Geld des Studios einzusetzen.“ (252/253) Wenn es je ein Studio der Stars gab, das alles nach den Erfordernissen ihrer Darsteller richtete: nicht nur Innenarchitektur und Ausstattung, sondern auch Buch und Regie, dann MGM. Irving Thalberg, das "Produktionsgenie" des Studios, hatte Anfang der Zwanziger das anteilige Arbeiten eingeführt, das so gerne Hollywood insgesamt zugeschrieben wird: Er nutzte das Studio als erster: als Maschinerie; er engagierte so viele Regisseure, Autoren, Techniker, wie er gerade brauchte. Der Regisseur Vincente Minnelli: "Sie hatten alles dort (...), die besten Kameramänner, die besten Designer, die besten Autoren – und natürlich die größten Stars. (...) Es gab Stars, die aus einem bestimmten Aufnahmewinkel besonders gut aussahen. (...) Ich zeigte sie so vorteilhaft, wie ich nur konnte. Ich kam mit den Stars immer sehr gut aus, weil ich immer das Beste zum Vorschein zu bringen versuchte." Absoluter Herrscher über MGM, zwischen 1924 und 1951, war Louis B. Mayer, der für die Reinheit des Märchenlandes sorgte, einer "Welt ohne Toiletten, ohne Staub, ohne Falten, ohne Schatten" (Mankiewicz) Mayer : "Wenn Ladenmädchen in einen Film mit Joan Crawford als Ladenmädchen gehen, wollen sie kein wirkliches Ladenmädchen sehen, - - - - - - sondern eins, von dem sie träumen können. Also gehen sie in einen Film, in dem Joan Crawford in einem Kaufhaus arbeitet und Kleider von Adrian trägt, schön frisiert und mit makellosem Äußeren. Und schließlich heiratet sie auch noch den Besitzer des Kaufhauses. Das wollen die Ladenmädchen sehen." Joseph L. Mankiewicz: Der MGM-Stil der dreißiger Jahre war so glatt wie die Titelbilder von Vogue oder Cosmopolitan. Alles war sauber und hübsch. Mayer war geradezu besessen, die Welt nicht so zu zeigen, wie sie in Wirklichkeit war. Auf den Gesichtern der weiblichen Stars gab es keine Schatten. Wenn das Haar nicht richtig lag, wurde er wütend und ließ die Aufnahmen wiederholen. - - - - - - Maskenbildnerinnen frisierten die Stars in letzter Minute zwischen den Aufnahmen. Er war sehr schlecht zu sprechen auf Leute wie King Vidor, die realistische Filme machen wollten. Er sagte: 'Es wird noch dazu kommen, dass man Toiletten zeigt.' Ich glaube nicht, dass im gesamten MGM-Fundus auch nur ein einziges Klosett zu finden war. - - - - - - Badezimmer bestanden nur aus Wanne und Waschbecken. (...) Es war ein Märchenland, und in den dreißiger Jahren waren die Leute auch bereit, ein Märchenland abzukaufen." Wofür also steht MGM in den 30ern? Der Regisseur King Vidor zum Image des Studios: "Man bekam alles, was man haben wollte: Miniaturen, Trickaufnahmen, gemalte Hintergründe. Alles war sehr gut organisiert. Es war ein großes Studio, und alles funktionierte. Und die Techniker dort waren die besten." Alles hatte höchsten Standard: überzeugende Darsteller, präzise konstruierte Stimmungen, äußerster technischer Einsatz, sorgfältigste Regie, glamouröse Fotografie (mit viel Kunstlicht), und alle Tricks, um den glamourösen Effekt zu maximieren. Grand Hotel (MGM 1932) P: Irving Thalberg R: Edmund Goulding K: William Daniels L: 108 min. Budget: $ 700.000 Genre: All Star-Drama Was ist klassisch an Grand Hotel? a) Episodenhafte Dramaturgie an einem Schauplatz 6 Handlungslinien (um die Tänzerin / die Sekretärin / um den Geschäftsmann / den Dieb / den Einsamen / und den rührigen Alten – von denen drei im Zentrum stehen) Irving Thalberg: „Zwei Subplots dominieren den Film: die Liebesgeschichte zwischen Grus und dem Baron und das Schicksal des Industriellen Preysing. Und der Film beginnt damit, dass zwei Szenen ineinandergeschnitten sind, die ihn und seine Probleme und sie und ihre Probleme zeigen. So sind wir sofort beim ‚backbone of the story‘.“ b) Figurencharakterisierung Um die beiden Subplots (mit ihren drei Protagonisten) sind weitere Figuren angeordnet, die das Drama verdichten: - Kringelein, der sich todkrank wähnt und ein einziges Mal das Leben genießen will; - Flaemmchen, die hart arbeitet und davon träumt, zum Film zu gehen; - Dr. Otternschlag, der ständig nach Nachrichten/Anrufen fragt, obwohl er weiß, dass niemand etwas von ihm will; c) Kinematographische Operationen - sorgfältige Kadrage, die die Figuren im Raum ordnet; - begleitende Fahrten (vor allem zur Seite), die den Raum für die Figuren öffnen; - zueinander montierte Szenen, die das Tempo erhöhen; Thomas Schatz: „Grand Hotel war der archetypische MGM-Film während Thalbergs Regime.“ Im Zentrum stehe die Bündelung aller Kräfte: das Ineinander-Verweben der Phantasie- und Arbeitsleistungen der unterschiedlichen Departments. Worum es letztlich gehe in dem Film, sei „der Triumph des Stils“. Der MGM-Stil gründete auf der Ausstrahlung der Stars & auf der Sorgfalt, mit dem die ausgewählten Bücher bearbeitet wurden – und bekam Substanz durch die Licht- und Schattenkunst der Kameraleute und durch die exzellenten Fertigkeiten der Techniker: der Kostüm-Designer, der Ausstatter und Ton-Ingenieure. Für Grand Hotel bedeutete dies: - Wahl unter den Stars des Studios; - Arbeit am Buch in mehreren Konferenzen a) an der Struktur; b) an den Details (im Verhältnis zum Roman von Vicki Baum und dem Bühnenstück von William Drake); - Absprache mit William Daniels (K), Cedric Gibbons (AD) & Adrian (C); - Arbeit an der Montage: an Rhythmus & Tempo. „I.Thalberg had several ideas for enhancing the tempo.“
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