Nominalphrase Vorlesung 7

Nominalphrase
Vorlesung 7
Das Adjektiv
Dr. Ileana-Maria Ratcu
Definition
• Andere Bezeichnungen: Das Adjektiv/
Eigenschaftswort/ Artwort/ Beiwort:
Definition: Mit den Adjektiven werden
Eigenschaften, Merkmale bezeichnet.
• Der Sprecher/Schreiber gibt mit ihnen an, wie
jemand oder etwas ist, wie etwas vor sich geht
oder geschieht.
Merkmale
• dient zur Kennzeichnung von Eigenschaften;
• wird flektiert (dekliniert), d.h. es kann nach Kasus
(r), Numerus (r) und Genus (s) unterschiedliche
Formen bilden;
• hat im Gegensatz zum Substantiv kein festes
Genus (ist genusvariabel);
•
der fleißige Schüler (maskulin)
•
die fleißige Schülerin (feminin)
•
das fleißgige Kind (neutral)
Merkmale
• ist steigerungsfähig (mit wenigen
Ausnahmen), d.h. zu den meisten Adjektiven
können Komparationsformen gebildet
werden:
– Positiv: Paul ist fleißig
– Komparativ: Peter ist fleißiger als Paul
– Superlativ: Maria ist am fleißigsten. Sie ist das
fleißigste Mädchen.
Syntaktische Funtionen des Adjektivs
• Das Adjektiv kann verschiedene syntaktische
Funktionen im Satz haben; es kann verwendet
werden:
– attributiv: Der fleißige Schüler schreibt immer
seine Aufgaben.
– prädikativ: Der Schüler ist fleißig.
– adverbial: Er kommt schnell in die Klasse.
Attributive Verwendung des Adjektivs
Bei attributiver Verwendung wird das Adjektiv
dekliniert und steht meistens vor dem
Substantiv. Es kongruiert mit dem Substantiv,
d.h, es stimmt mit dem Substantiv in Kasus,
Genus und Numerus überein:
• Es gibt auch einen unflektierten attributiven
Gebrauch des Adjektivs. Diese Formen
finden wir vor allem in der Dichtung. Hier ist
das Adjektiv nachgestellt:
Attributive Verwendung des Adjektivs
• „Röslein, Röslein, Röslein rot“ (Goethe)
• „Hänschen klein ging allein“ (Kinderlied)
• Heute wird ein Adjektiv in der Werbung
unflektiert nachgestellt:
• Henkell trocken, Forelle blau, Whysky pur, Sport
total im Fernsehen
• Unflektierte attributive Adjektive kommen auch
in formelhaften Wendungen vor: unser täglich
Brot, Gut Ding will Weile haben, Auf gut Glück
Prädikativer und adverbialer Gebrauch
• Beim prädikativen und adverbialen Gebrauch
bleibt das Adjektiv unflektiert.
• Peter ist fleißig.
Peter kommt schnell
in die Klasse.
• Maria ist fleißig.
Maria kommt schnell
in die Klasse.
• Sie sind fleißig.
Sie kommen schnell
in die Klasse.
• Partizipien können wie Adjektive gebraucht werden,
falls sie nicht Teile zusammengesetzter Verbformen
sind:
Der Zug aus Bukarest ist soeben angekommen. (Partizip
II – Teil einer zusammengesetzter Verbform)
• Der soeben angekommene Zug hatte Verspätung.
(Partizip II – attributiv gebraucht)
• Das Kind hat am Nachmittag im Garten gespielt.
(Partizip II – Teil einer zusammengesetzter Verbform)
• Die Mutter sieht dem spielenden Kind zu. (Partizip I –
attributiv gebraucht)
Adjektive mit eingeschränktem
Gebrauch
Nicht alle Adjektive können in der vorstehend beschriebenen
Weise sowohl attributiv als auch prädikativ bzw. adverbial
gebraucht werden. Bestimmte Gruppen von Adjektiven
oder Adjektive in bestimmten Verbindungen sind in ihrer
Verwendung eingeschränkt (sogenannte defektive
Adjektive oder Defektiva).
• Nur attributiv gebrauchte Adjektive
• Nur prädikativ gebrauchte Adjektive
• Attributiv und prädikativ – nicht adverbial – gebrauchte
Adjektive
• Attribut und adverbial – nicht prädikativ – gebrauchte
Adjektive
Nur attributiv gebrauchte Adjektive
• Im Hinblick auf die räumliche oder zeitliche Lage: der obere
Rand, untere, vordere, mittlere, hintere, äußere, innere,
linke, rechte, obige, hiesige, dortige, damalige, heutige,
gestrige, einstige, morgige, diesjährige, abendliche,
morgendliche, nächtliche (Adverbien oben, unten, einst,
heute, gestern – Der Rand oben)
• Im Hinblich auf Besitz, Herkunft, Bereich, Gebiet oder Stoff:
das väterliche Haus, die ärztliche Praxis, ein Goetisches
Gedicht, die Drakonische Gesetzgebung (die Gesetze
Drakons) ein französischer Wein, orientalische Teppichhe,
städtische Beamte, schulische Probleme, ein silbernes
Besteck, ein hölzerner Griff
Nur attributiv gebrauchte Adjektive
• (In anderer Bedeutung können viele dieser Adjektive auch prädikativ
oder adverbial gebraucht werden: Er ist sehr väterlich. Er wurde
ärztlich betreut. Das Gesetz ist drakonisch. Seine Bewegungen
waren hölzern (linkisch).
• Im Hinblick auf die Quantität, auf eine bestimmte Zahl oder ein
bestimmtes Jahr, auf die Rangordnung oder Reihenfolge (die
gesamte/ganze Bevölkerung, der ganze Besitz, in den siebziger
Jahren, der erste, zweite, dritte, letzt, erstere, mittlere, andere
Besucher)
• Partizipien, die in Verbindung mit bestimmten Substantiven nur
attributiv gebraucht werden: die sitzende Lebensweise (Die
Lebensweise des Sitzens, nicht die Lebensweise sitzt; isolierte zweite
Partizipien, mit denen entweder die Ursache genannt wird oder ein
Verhalten angegeben wird: in betrunkenem Zustand (Zustand des
Betrunkenseins, nicht der Zustand ist betrunken).
Nur prädikativ gebrauchte Adjektive
Ausschließlich oder vorwiegend prädikativ (als Satzadjektiv vor
allem in Verbindung mit sein, werden, machen) werden
folgende unflektierten Adjektive gebraucht, bei denen es sich
teils um Fremdwörter, teils um umgangssprachliche Wörter,
teils um feststehende Wortpaare, teils um Adjektive handelt,
die nur noch in der genannten Verbingung vorkommen:
• Er ist fit/plemplem/ Wir sind quitt/ Das ist klipp und klar/null
und nichtig/recht und billig
• Er ist fix und fertig/ Er ist mir gram
• Ich machte seinen Wohnort ausfindig.
• Ursprüngliche Substantive: Mir ist angst/ Er ist schuld/ Er ist
pleite/ Es ist mir schnuppe
• Vorwiegend prädikativ gebraucht: Sie sind in
München ansässig – selten die ansässige
Bevölkerung.
Attributiv und prädikativ – nicht
adverbial – gebrauchte Adjektive
• Nicht wenige Adjektive werden attributiv bei einem Substantiv und
prädikativ gebraucht, nicht aber adverbial, weil sie nur auf
Personen, Dinge nicht aber auf ein Geschehen oder Sein bezogen
werden können. Mit Adjektiven dieser Art wird etwa
charakterisiert:
• Die Wetterlage: neblig, windig, stürmisch, kalt, nass, regnerisch,
sonnig, heiter usw.
• Etwas auf Hinblick auf seine Form, Beschaffenheit, auf bestimmte
stoffliche Eigenschaften, auf Farbe: viereckig, zylindrisch, rundlich,
stumpf, glatt, zerbrechlich, zart, erstmalig, einmalig, violett;
• Jemand oder etwas in Hinblick auf die Gestalt (den Bau), jemand im
Hinblick auf seinen körperlichen oder seelischen Zustand, auf
bestimmte geistige, körperliche Eigenschaften: schlank, breit,
untersetzt, krank, gesund, schwanger, tüchtig, launenhaft,
ohnmächtig.
Attributiv und adverbial – nicht prädikativ –
gebrauchte Adjektive
• Bestimmte Adjektive werden attributiv bei einem Substantiv und
adverbial gebraucht, nicht aber prädikativ. Bei attributivem
Gebrauch stehen sie im allgemeinen bei Substantiven, die zu den
Verben gebildet sind, bei denen die Adjektive adverbial stehen
könnne. Dieser Gebrauch findet sich bei Adjektiven, mit denen
ausgedrückt wird, dass sich etwas in bestimmtem zeitlichem
Abstand wiederholt: Diese Zeitung erscheint wöchentlich/ das
wöchentliche Erscheinen/ täglich, monatlich, jährlich, stündlich,
ständig
• Auch Karl ist ein starker Raucher/ Er raucht stark/ Der Raucher ist
stark.
• Auch ungefähr, gänzlich, völlig, unverzüglich können nicht prädikativ
gebraucht werden.
Das Adjektiv als Gleichsetzungsglied
• Dieses Problem ist ein öffentliches.
• Der Wein ist ein spanischer, der andere ein
italienischer.
• Das ist ein öffentliches Problem.
• Die Beurteilung des Falles war eine sachliche.
• Die Schülerin ist die beste.
• Mein Plan ist folgender.
• Der Erfolg war ein doppelter.
Deklination der Adjektive
• Adjektive können dekliniert werden. Sie richten
sich bei attributivem Gebrauch in Kasus Genus
und Numerus nach ihrem Beziehungswort. Die
Deklinationsendung des Adjektivs ist auch davon
abhängig, welches Wort vor dem Adjektiv steht.
• Demnach kennt das Deutsche für das Adjektiv 3
Deklinationstypen:
• 1.2.1 die schwache Deklination
• 1.2.2. die gemischte Deklination
• 1.2.3. die starke Deklination
Die schwache Deklination
Nach diesem Schema werden definiert:
– Adjektive nach bestimmtem Artikel; z.B. der
interessante Kurs
– Adjektive nach Bestimmungswörtern mit den
Endungen des bestimmten Artikels: dieser, jener, jeder,
mancher, jeglicher, jedweder, derselbe, derjenige,
welcher, irgendwelcher; z.B. jedwedes neue Verfahren
– Adjektive nach: alle, beide (im Plural); z.B. alle
schönen Blumen, beide zerstörten Züge;
– Adjektive nach alles werden substantiviert; z.B. alles
Gute
Die gemischte Deklination
• Im N./Akk. Sg. sind die Endungen denen des
bestimmten Artikels
• Nach diesem Schema werden dekliniert:
– Adjektive nach unbestimmtem Artikel;
– Adjektive nach den Possessivpronomen: mein,
dein, sein, ihr, unser, euer;
– Adjektive nach kein, manch ein, solch ein, welche
ein;
Die starke Deklination
• Alle Endungen außer G.Sg. M + N sind denen des bestimmten
Artikels angepasst
• Nach diesem Schema werden dekliniert:
– Adjektive nach Nullartikel; z.B.: elegantes Auto
– Adjektive nach: wessen, deren, dessen; z.B. Wessen gutes Buch ist das?
– Adjektive nach unflektierten Wörtern wie: manch, solch, viel, wenig,
etwas, mancherlei, vierlerlei; z.B. bei solch herrlichem Wetter
– Adjektive nach: andere, einige, etliche, mehrere, viele, wenige (im
Plural); z.B. einige schwere Prüfungen
– Adjektive nach Personalpronomen (Ausnahme I. Pers. Pl – schwache
Deklination „Wir Deutschen“, Wir schönen Frauen)
– Adjektive nach Kardinalzahlwörtern; zwei schöne Blusen
– Adjektive nach viel, nichts, etwas werden substantiviert; z.B. etwas
Interessantes
Besonderheiten der Deklination
• Besonderheiten der Deklination
• Adjektive auf –el verlieren bei der Deklination das
–e: edel – edler Mensch, dunkel – ein dunkles
Zimmer;
• Bei Adjktiven auf –er und –en wird das –e in der
geschriebenen Sprache beibehalten, in der
gesprochenen Sprache meist getilgt: heiter – ein
heit(e)rer Tag
• Befindet sich ein Diphtong im Stamm vor der
Endung –er, so entfällt das –e bei der Deklination:
sauer – ein saurer Wein, teuer – ein teures Buch.
Besonderheiten der Deklination
• Zwei oder mehr aufeinanderfolgende Adjektive haben die gleiche
Deklinationsendung: mit aufrichtigem, herzlichen Dank; eine große,
wichtige Entscheidung;
• Farbadjektive, die aus Substantiven gebildet werden und aus
anderen Sprachen stammen, werden nicht dekliniert: eine lila
Bluse, ein lila Kleid aber eine lilafarbene Bluse;
• Das Adjektiv hoch verändert den auslautenden Konsonanten bei
der Deklination: hoch – ein hohes Haus;
• Bei mehreren Adjektiven, die durch Bindestrich verbunden sind,
wird nur das letzte dekliniert: eine rot-gelb-blaue Fahne;
• Substantivierte Adjektive werden groß geschrieben, im Satz wie ein
Substantiv verwendet, aber wie ein Adjektiv dekliniert: Ein
Unbekannter stand vor der Tür, Der Unbekannte sagte kein Wort;
Einige Besonderheiten der
Adjektivflexion
Adjektive auf unbetontes –el, -er, -en: dunkel,
eitel, finster, muntern, trocken, eigen verlieren
das Vokal –e in der Deklination (Tilgung): ein
dunkler Wald, in einem dunklen Wald, einen
noblen Herrn, ein eitles Beginnen, eine
respektable Leistung, diese penible Affäre
(Komparativ: Es wurde immer dunkler. Das ist
eine noch viel peniblere Affäre)
• Bei Adjektiven deutscher Herkunft auf –er
bleibt normalerweise sowohl das –e des
Stammausgangs als auch das e der
Flexionssuffixe erhalten. Die Suffixe –en und
(seltener) –em können aber auch zu –n und –
m verkürzt werden: ein finsterer Wald, ein
finsteres Gesicht, eine andere Lösung; Es
wurde immer finsterer; mit finsteren/finstern
Zügen);
• Das Adjektiv hoch, attributiv benutzt verliert
das –c;
• Einige Adjektive, die Farben bezeichnen, sind
unflektierbar;
• Die Adjektive super und prima werden nicht
dekliniert;
• Nach etwas, viel, mehr, wenig, nichts werden
die Adjektive zu Substantiven und werden
großgeschrieben
• Nach alles bekommen die Adjektive die
Endung e und sie werden nach dem Typ 1
dekliniert.
• Wenn zwei oder mehrere Adjektive eine
Einheit bilden, wird nur das letzte Adjektiv
dekliniert;
• Die Adjektive nach alle und beide werden
schwach dekliniert;
• Die Adjektive nach einige, einzelne, mehrere,
viele, wenige, andere, verschiedene werden
stark dekliniert
Übungen
• Was ist das Gegenteil? Schreiben Sie die Sätze
mit sein und Adjektiv
• Ist die Stadt groß? Nein, sie ....
• Ist das Zimmer teuer?
• Ist der Kaffee heiß?
• Sind die Schuhe neu?
• Sind die Aufgaben schwer?
Was wird anders? Ergänzen Sie werden und ein
passendes Adejktiv.
• Nicole hat Geburtstag. Sie wird 23 Jahre alt.
• Es ist 5 Uhr morgens. Es wird....
• Heute regnet es, aber morgen _______ das
Wetter__________.
• Silvia kocht eine Lasagne. Die
________bestimmt_________.
• Die Kinder sind schon drei Tage krank. Bald
_________ sie___________.
Schreiben Sie Sätze
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Der Zug/ pünktlich/ abfahren
Die Freunde/ spät/ ankommen
Helena/ schnell/ arbeiten
Die Sängerin/ sehr schön/ singen
Die Eltern/ plötzlich/ zurückkommen
Bilden Sie Sätze mit folgenden Adjektiven!
• prima, hässlich, teuer, schick, toll, dumm,
super, ehrlich, faul, klug, feige, gerecht, fleißig,
grob, freundlich, lieb, ordentlich, geizig,
hübsch, treu, unhöflich