Grundzüge des öffentlichen Wirtschaftsrechts Rechtsanwalt Dr. Matthias Laas 1 Ziele der Veranstaltung • „Wechselspiel“: Recht in der Praxis eigentlich immer in konkretes Betätigungsfeld „eingebettet“, nur so verständlich • Erkenntnisinteresse für Studierende der Wirtschaftswissenschaften • „Recht und Ökonomik“ als eigenes Forschungsfeld, Begriff der Institutionenökonomik 2 Überblick: Programm der Vorlesung 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einführung: Was ist Öffentliches Wirtschaftsrecht? Wirtschaftsverfassungsrecht Grundzüge des Rechtsstaates Wirtschaftsrelevante Grundrechte Europarecht Wirtschaftsverwaltungsrecht: Allgemeines und Besonderes 3 Programm Erste Doppelstunde I. Erste Frage: Was ist eigentlich Wirtschaftsrecht? II. Zweite Frage: Was ist Öffentliches Recht? III. Dritte Frage: Was ist dann Öffentliches Wirtschaftsrecht? IV. Vierte Frage: Was ist Wirtschaftsverfassungsrecht? 4 Was ist Wirtschaftsrecht? • • • • • • Corporate Law: Gesellschaftsrecht Handelsrecht Arbeitsrecht Bank- und Kapitalmarktrecht Immobilienwirtschaftsrecht Informationstechnologierecht/Datenschutz/Urheberrec ht • Steuerrecht • Versicherungsrecht 5 Wie lässt sich Wirtschaftsrecht untergliedern? Öffentliches Wirtschaftsrecht Wirtschaftsverfassungsrecht, Wirtschaftsverwaltungsrecht, Öffentliches Wettbewerbsrecht Wirtschaftsprivatrecht Gesetzliche Vorgaben, deren Beachtung und Anwendung der Staat den Marktteilnehmern überlässt BGB, Handels- und Gesellschaftsrecht (HGB, GmbHG, AktG) 6 Weitere Rechtsmaterien Wirtschaftsstrafrecht Tatbestände zur Ahndung von Verstößen gegen wirtschaftliche Verhaltensnormen (Bsp. Betrug § 263 StGB; Kapitalanlagebetrug § 274a StGB; falsche Angaben über Gesellschaftsvermögen, § 82 GmbH-G) Wirtschaftsvölkerrecht – Verrechtlichung der grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen – insbes. Recht der WTO (materielle Rechtsstandards für Warenund Dienstleistungsverkehr oder geistiges Eigentum, formelle Streitbeilegungsmechanismen) – Investitionsschutz-/Freihandelsabkommen: TTIP und Co. 7 1. Abgrenzung öffentliches und privates Recht Subordinationstheorie: Über-/Unterordnungsverhältnis von Staat und Bürger (Problem: z.B. öffentlichrechtliche Verträge) Modifizierte Subjektstheorie: Gesetzliche Vorgaben, die den Staat oder andere Träger öffentlicher Gewalt berechtigen und verpflichten 8 Öffentliches oder privates Wirtschaftsrecht? • Corporate Law: Gesellschaftsrecht, aber Regulierung, z.B. im Energiebereich • Arbeitsrecht, aber Berufszulassung • Bank- und Kapitalmarktrecht, aber Aufsichtsrecht • Immobilienwirtschaftsrecht, aber öff. Baurecht, Umweltrecht • Informationstechnologierecht/Datenschutz/Urheberrec ht • Steuerrecht • Versicherungsrecht, aber Aufsichtsrecht 9 Öffentliches Wirtschaftsrecht I. Wirtschaftsverfassungsrecht Grundlagen des Rechtsstaates (heute) Wirtschaftsrelevante Grundrechte (nächste Woche) Überlagerung durch Europarecht (demnächst) II. Wirtschaftsverwaltungsrecht 10 Geschichtliche Entwicklung a) 16. bis 18. Jh.: Merkantilismus und staatliche Lenkung der Wirtschaft b) 19. Jh.: Liberalismus und Gewerbefreiheit c) Zweite Hälfte 19.Jh./Weimar: Interventionismus d) 20./21. Jh.: Soziale Marktwirtschaft e) 21. Jh.: Finanzkrise 11 Rechtsmaterien des öffentlichen Wirtschaftsrechts Wirtschaftsverfassungsrecht Verfassungsrechtliche Bestimmungen, die die Ordnung des Wirtschaftslebens regeln • Bestimmungen des Grundgesetzes • Bestimmungen des primären Gemeinschaftsrechts (insbes. des EGVertrags) Wirtschaftsverwaltungsrecht Rechtliche Bestimmungen, die Behörden und andere Träger staatlicher Gewalt zur Einwirkung auf die Wirtschaft berechtigen und verpflichten • allgemeiner Teil (Zuordnung schwierig) • besondere Teilbereiche (z.B. Gewerbe-, Gaststätten-, Handwerksrecht; TK- und Medienrecht, Energierecht usw.) 12 I. Wirtschaftsverfassungsrecht: Grundelemente des deutschen Rechtsstaats (Art. 20 GG) 1. Gewaltenteilung 2. Volkssouveränität: Wahlen und Gesetzgebung 3. Normenhierarchie 13 1. Grundsatz der Gewaltenteilung Horizontale Gewaltenteilung: Vertikale Gewaltenteilung (Föderalismus) : a) Gesetzgebung (Legislative) a) Länder b) Vollziehende Gewalt (Exekutive) b) Bund c) Rechtsprechung (Judikative) c) Europäische Gemeinschaften 14 2. Gesetzgebung: Normenhierarchie Primäres Europarecht Sekundäres Europarecht Völkerrecht Grundgesetz Formelle Gesetze Rechtsverordnungen Satzungen Landesrecht 15 Die „offene“ Wirtschaftsverfassung Verwaltung Finanzierung Verhältnismäßigkeit Kompetenzordnung des GG Wirtschaftspolitische Gestaltungsfreiheit Gesetzgebung Grundrechte Berufsfreiheit Eigentumsgarantie Andere Verfassungsprinzipien Vertrauensschutz demokratische Legitimation andere Grundrechte 16 Rolle des Staates in sozialer Marktwirtschaft a) Ziele staatlicher Einwirkung auf die Wirtschaft b) Modi und Instrumente staatlichen Handelns – – – – – aa) Wirtschaftspolitik bb) Wirtschaftslenkung cc) Wirtschaftsförderung dd) Wirtschaftsaufsicht ee) Eigene wirtschaftliche Betätigung 17
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