PPP - Evangelisches Gymnasium Cottbus

Familienkrise Pubertät
25.11.2015
Thesen
„Pubertät ist kein Problem,
unsere Gesellschaft bezieht sich aber
in problematischer Weise darauf.“
Jesper Juul
Thesen
Der Mensch lernt was er tut.
Thesen
Pubertät und Jugendlich-sein
bedeutet heute ca. 10 Jahre im
„Wartezimmer der Gesellschaft“
festzustecken.
Säkulare Akzeleration
= gesellschaftlich bedingte Frühreife
Körperliche Reifung immer früher,
Soziale Verantwortungsübernahme
aber immer später.
Thesen
Das Auto rast ohne erfahrenen Fahrer.
Thesen
• Mit ca. 12 Jahren reduziert sich der
elterliche Einfluss. Kinder wollen dann
nicht mehr erzogen werden.
• Können/ dürfen sie das nicht mitteilen,
kommunizieren sie über Verhalten oder
körperliche Symptome.
Pubertät als biologische Reifung
• Mangelernährung oder extreme
körperl. Belastung (Verzögerung)
• Emotionale Belastungen
(Beschleunigung)
Pubertät als biologische Reifung
Beginn und Tempo der Pubertät
variieren enorm:
Beginn Mä: 8-13 Jahre
Beginn Ju:
9-14 Jahre
Dauer Mä: 1 ½ - 6 Jahre
Dauer Ju:
2-5 Jahre
Beginn und Tempo voneinander unabhängig
Pubertät als biologische Reifung
Erklärung für unterschiedliche Verläufe:
a) Genetische Disposition
b) Umfassendes körperliches
Wohlbefinden
c) Emotionale Belastung u. familiärer
Stress
Konfliktthema: Komplett neben der Spur
• Verhalten sich irrational
• Zweifeln und bringen zum Verzweifeln
• Haben sich nicht unter Kontrolle
Neurologische Veränderungen
Vor allem von Veränderung
betroffen: Frontalhirn
(Willensbildung, Bewußtsein,
Impulssteuerung)
Neurologische Veränderungen
Graue Hirnsubstanz geht verloren,
weiße Hirnsubstanz entsteht.
 kein lückenloser Übergang
 fehleranfälliges Gehirn
Neurologische Veränderungen
Jugendliche nutzten statt dessen
eher limbisches System, das für
emotionale Verarbeitung von
Problemen zuständig ist.
Konsequenzen
Nicht mit langfristigen, abstrakten
Argumenten überzeugen,
Sondern mit kurzfristigen,
greifbaren und emotional attraktiven
Argumenten.
Konfliktthema: Gefahren unterschätzen
• Experimentieren und Riskieren
• Zeigen teilweise lebensgefährdendes
Verhalten
• Scheinen nicht über Konsequenzen
nachzudenken
• Bei Jungen Hang zu Risiko größer
und noch jenseits des 18. Geburtstags
Neurologische Veränderungen
Bei Jungen reift Frontallappen
weitaus später
Evolutionsbiologische Erklärung:
Pubertäres Verhalten war
überlebenswichtig für Individuum
und Gruppe
Neurologische Veränderungen
Wirkung von Testosteron auf
pubertierendes Gehirn:
Riskantes Verhalten, Grenzen
austesten
Neurologische Veränderungen
Im N. accumbens (Belohnungszentrum)
wird während Pubertät bei Risikoverhalten
zu viel Dopamin ausgeschüttet
 Gehirn wird mit körpereigenen
Drogen überschwemmt
 Suchtkreislauf
Konsequenzen
• Herausforderungen ermöglichen
• Verantwortung übergeben
• Tatsächliche Integration in
Gesellschaft
Konfliktthema: Stimmungsschwankungen
• Überreaktionen und Missverständnisse
• Aufschaukeln an Kleinigkeiten
• Enorme Gefühlsamplituden von absolut
unsensibel hin zu wilden Ausrastern
Neurologische Veränderungen
• Während Pubertät verringert sich
Geschwindigkeit, Gefühle zu erkennen.
• sind Reaktion auf die wahrgenommenen
Veränderungen und Herausforderungen
• sind selten persönlich gemeint
Konsequenzen
• Stimmungsschwankungen als
Nebenwirkung des Erwachsenwerdens
akzeptieren
• Möglichst mit liebevollem Humor
reagieren
• Nicht drängeln
Konfliktthema: Morgenmuffel
• Kommen abends nicht in den Schlaf
(zocken, chatten bis in die Nacht)
• Kommen morgens nicht raus
• Verschlafen das ganze Wochenende
Neurologische Veränderungen
Zirbeldrüse produziert in Pubertät
Melatonin mit bis zu 2 h Verspätung
Entsprechend spät auch wieder
abgebaut
Konsequenzen
• Forderung der Schlafmediziner:
Schule später beginnen lassen
 Bessere Konzentrationsleistung,
höherer Lernerfolg, bessere Noten
Konfliktthema: Frech und nörgelnd
Ist meist ein Zeichen für Unsicherheit,
die nur durch Überheblichkeit getarnt
ist.
soll bei Abgrenzung helfen.
Konsequenzen
Zwar klare Grenze setzen, wie man
NICHT angesprochen werden möchte
Aber auch nicht dramatisieren, sondern mit
gutem Vorbild vorangehen
Neurologische Veränderungen
Ebenfalls von Umbau betroffen:
Regionen für räumliche und zeitliche
Orientierung und Sprachzentren
Konfliktthema: Vereinbarungen
... Werden entweder nicht eingehalten oder
gar nicht erst eingegangen
• ist in meisten Fällen nicht als Machtkampf
gemeint
• Prioritäten werden lediglich anders gesetzt
Konsequenzen
• Überzeugende Argumente
• Weniger Kraft darauf verwenden
verantwortungsvolle Eltern zu sein,
sondern mehr darauf,
herauszubekommen, wer ihr Kind
gerade ist (nicht mehr das Kind, das es
mal war)
Konfliktthema: Schulunlust
Keine Lust auf Schule und Lernen bis
hin zum Schwänzen?
Konsequenzen
Wer das Leben/ die Ausbildung/ die Schule des
Kindes zum eigenen/ elterlichen Projekt macht,
nimmt dem Kind jeden Grund, die Dinge selbst
in die Hand zu nehmen.
• zu Sparringspartnern (Kind unterstützen, der
Mensch zu sein, der es gerne sein möchte)
Konsequenzen
• Genau überprüfen, ob Kind nicht
„ausgelernt“ hat
Potential (vorerst) ausgeschöpft,
dann nicht zum Abi gängeln, sondern
dem praktischen Lernen den Vorrang
geben
Konfliktthema: Schlechter Umgang
• Freunde sind nicht die, man dem
Kind wünscht
• Haben evtl. auch schlechten Einfluss
Konsequenzen
• Umgang verbieten/ schlecht machen,
wirkt sich in erster Linie schlecht auf
Beziehung zu Eltern aus
• Wenn Freundschaft scheitert,
kommen Kinder dann mit Sicherheit
nicht zu Eltern, um sich
anzuvertrauen.
Konsequenzen
Lassen Sie Ihr Kind seine eigenen Entscheidungen
treffen.
 Die meisten Ideen, die nicht klug sind, machen
aber im Nachhinein klug.
Entwicklungsaufgaben Jugendlicher
• Identitätsfindung – Entwicklung eines
Selbstkonzeptes
• Aufbau von engen Beziehungen zu
Gleichaltrigen
• Vorbereitung auf beruflichen Einstieg
Entwicklungsaufgaben Eltern
• Partnerschaftstabilisierung bzw.
Klärung der eigenen
Beziehungsansprüche
• Entwicklung einer Identität jenseits
der Elternrolle
• konstruktiver Umgang mit
Begrenztheit der eigenen Lebenspanne
Entwicklungsaufgaben Familie
• Bewahrung der familialen Verbundenheit
• Entwicklung einer symmetrischen, auf
Gegenseitigkeit beruhenden Beziehung
• Zugestehen der Autonomiebestrebungen
der Familienmitglieder
• Zurückfahren der bislang üblichen
elterlichen Kontrolle
Problematisches Elternverhalten
Verstrickend (zu enge Bindungen, Einengung,
Einmischung)
Scheinbare Ablösung bei Weitergabe
unbewußter eigener Wünsche
(unterschwellige Erartungen an Dankbarkeit, unerfüllte
Sehnsüchte, nach Gebrauchtwerden)
„Ausstoßendes Verhalten (zu früh/ zu viel
Eigenständig erwarten, sich nicht kümmern/ informieren)
zu guter letzt
Behandeln wir unsere Kinder
mehr und mehr wie Erwachsene –
in dem Wissen,
dass sie es noch lange nicht sind.