SPANISCHES THEATER IM „GOLDENEN JAHRHUNDERT“

SPANISCHES THEATER IM „GOLDENEN JAHRHUNDERT“
THEATER IM DIENST UND SCHUTZ DER KATHOLISCHEN KIRCHE
STOLZ UND EHRE
In der 1. Hälfte des 17. JHs waren in Spanien die politischen und ökonomischen Zustände desaströs; die
Kultur hingegen florierte, war „golden“ – und das Theater gelangte zu seiner Blüte.
Eingeleitet wurde das „Siglo d’oro“ einst durch den ungeheuren Aufschwung, der der Entdeckung und Kolonialisierung Amerikas folgte. Nun bewirkten wirtschaftliche und soziale Rückständigkeit einen katastrophalen Untergang. Die Staatsfinanzen flossen ins Ausland, Handel und Gewerbe wurde aufgrund der Vertreibung von Juden und Moslems gelähmt. Und in Übersee brach die Landwirtschaft wegen Habgier der
Herrenschicht zusammen. (!!! Körperliche Arbeit galt jedem freien Spanier als Schande !!!)  Hungersnöte.
Dennoch – oder gerade deswegen – trugen die Granden einen
übertriebenen Stolz zur Schau. Ein äußerst anschauliches Bild davon zeichnete MIGUEL DE CERVANTES1 in seinem Roman „Don
te“. Von Macht und Größe war nur mehr eine Hülle übrig geblieben: ein MANTEL. Doch die Ehre waren sie weiterhin bereit zu
verteidigen, wenn es sein musste mit dem DEGEN.  die „MANTELUND DEGEN“-THEATERSTÜCKE.
Ehre im spanischen Barock wurde jedem bereits von Gott bei der
Geburt mitgegeben. Die Aufgabe des Menschen war nun, diese zu
bewahren! Da dies praktischen und unternehmerischen Tätigkeiten nicht gerade zuträglich war, lag hierin ein Grund für die zunehmenden ökonomischen Schwierigkeiten und dem Verlust der
Macht in Europa.
„Ein Ratgeber des französischen Königs, der zu Beginn des 17. JHs Spanien bereiste …: >>Dieses Aufrechterhalten der Ehre macht schon ihre ganze Ehre aus; sie ist nutzlos und mitschuldig an der Unfruchtbarkeit
Spaniens.<<2
Also kommt es auch drauf an, welchen Ruf man besitzt. In der spanischen, patriarchalischen Gesellschaft
bestimmt der gute Ruf der Ehefrau die Ehre des Ehemannes. Also gilt es diesen guten Ruf aufrecht zu erhalten. Ein Ehrenmann achtet auf den guten Ruf aller Frauen und benimmt sich ihnen gegenüber ehrenhaft
und ritterlich. Gelingt ihm dies nicht, so entspringt dies seiner tiefen Leidenschaft. 
Charakteristisch für die Helden des spanischen Barockdramas: der durch nichts zu verhindernde Ausbruch von männlichen Affekten. Daraus entstehen alle nur denkbaren Verwicklungen und Katastrophen. Damit warnt die Bühne als moralische Instanz, wie sie gleichermaßen die Möglichkeit bietet zu genießen, was in der Realität verpönt ist: das große Gefühl.
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Miguel de Cervantes Saavedra [miˈɣel ðe θeɾˈβantes sa.aˈβeðɾa] (* vermutlich 29. September 1547 in Alcalá de Henares, getauft
am 9. Oktober 1547 in Alcalá de Henares; † 23. April 1616 in Madrid) war ein spanischer Schriftsteller. Der Autor des Don Quijote
gilt als Spaniens Nationaldichter.
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Peter Simhandl, Theatergeschichte in einem Band, Henschel Verlag, ©2007, Seite 101
Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
Zentrales Thema des spanischen Barocktheaters wurde gemäß dieser Geisteshaltung der Verlust und die Wiedergewinnung der Ehre! Mit „Ehre“ als Ausdruck der jedem Menschen zustehenden Werte, als auch eine von der Gesellschaft bestimmte Größe.
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DAS LEBEN – EIN TRAUM
In der untergehenden spanischen Welt bot das spanische Theater eine wohl funktionierende heroischritterliche Welt, in der noch alles in Ordnung war. Ein Ersatz-Wirklichkeit, ein Ort der Erinnerung an glorreichere Zeiten.
Das Lebensgefühl im barocken Spanien (Melancholie, Morbidität, Trauer und Zweifel am Leben als Traum)
traf also auf die allgemeinen Tendenzen im Barock (Welt als Bühne, Mensch als Spieler, Gott als Lenker).
Denn der zweite wichtige Grundwert im katholischen Spanien dieser Zeit war der Glaube. Auf diesen hin
orientierte sich das reale wie auch das Bühnenleben.
Indem die Geschehnisse auf der Bühne das Vertrauen in die Gnade Gottes befördern und
die jenseitige Welt als die eigentliche ausweisen, bestärken sie das Publikum in der Überzeugung, die schlechte Wirklichkeit sei nur ein vergänglicher Schein.
GIER
Das Theater war also eine Stätte des Trosts, der Zuflucht und der Ablenkung.  das ganze spanische Volk,
quer durch alle Schichten, wollte Theater, Theater, und wieder Theater. Und immer wieder neues Theater.
Die Dramatiker konnten diese Gier kaum alleine befriedigen. So kam es, dass Gelehrte, Geistliche, Aristokraten, ja sogar König Philipp IV. selbst, und natürlich die Theaterleute selbst in dieser Zeit für eine ungeheuer reiche und vielfältige Dramenproduktion sorgten.
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TIRSO DE MOLINA4 ca. 400 ;
CALDERON DE LA BARCA5 ca. 200.
Lope de Vega (* 25. November 1562 in Madrid; † 27. August 1635 ebenda; vollständiger Name: Félix Lope de Vega Carpio) war ein
bedeutender spanischer Dichter des sogenannten Goldenen Zeitalters.
Nicknamed "The Phoenix of Wits" and "Monster of Nature" (because of the sheer volume of his work): He is attributed some 3,000
sonnets, 3 novels, 4 novellas, 9 epic poems, and about 1,800 plays. Criticised for putting quantity ahead of quality, nevertheless at
least 80 of his plays are considered masterpieces.
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Tirso de Molina, eigentlich Gabriel Téllez (* 1579 in Madrid; † 12. März 1648 in Almazán, Provinz Soria) war ein berühmter spanischer Dramatiker. Sein literarisches Werk umfasste nach seinen eigenen Aussagen mehr als 400 geistliche (Autos sacramentales)
und weltliche (comedias) Stücke, von denen aber nur noch etwa 80 überliefert sind. Viele von ihnen gehören auch heute (2007)
noch zum Repertoire spanischer und internationaler Bühnen.
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Pedro Calderón de la Barca y Barreda González de Henao Ruiz de Blasco y Riaño (* 17. Januar 1600 in Madrid; † 25. Mai 1681
ebenda) war ein spanischer Dichter. Er wurde als der beste Dramatiker seiner Zeit anerkannt. Calderón bildet den Höhepunkt des
spanischen Theaters. Im Vergleich mit dem volkstümlicheren und oft originelleren Lope de Vega verkörpert er die strengere Kunst
gepaart mit tiefgründiger Philosophie. Von Calderón sind ca. 120 Dramen (sog. Comedias), 80 Fronleichnamsspiele (Autos
sacramentales) erhalten. Zudem schrieb er etliche Kurzszenenfolgen (Zarzuelas).
Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
LOPE DE VEGA3
schuf über
1500 Dramen
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DRAMENEINTEILUNG
Auch wenn es hier und da Überschneidungen gab, so kann man mit Fug und Recht die barocke, spanische
Theaterliteratur in weltlich und religiös unterteilen.
a) Weltliche Stücke
Hier dominiert ganz klar die MANTEL- UND DEGEN-KOMÖDIE, die von Liebes- und Ehrenhändel, von
Verwechslungen und listigen Betrügereien handelt.
Daneben steht das ernste Drama, indem es z.B. um die Kunst des Regierens geht, um angemessenes Verhalten und um die Freiheit des menschlichen Willens.
b) Religiöse Stücke
Hier dominieren die COMEDIAS DE SANTOS (Leben der Heiligen, Bibelgeschichten), sowie auch die AUTOS SACRAMENTALES
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Trotz des unglaublich hohen Ausstoßes an Theaterstücken, hatte Spanien keinen Anteil an der kulturellen
Entwicklung der Renaissance – und die Neuansätze blieben unbedeutend! Erwähnenswertes gibt es dennoch:
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EGLOGAS (= Schäferspiele)
SOLDATENDIALOGE / HEIRATSKOMÖDIEN
FARCEN / BIBELDRAMEN
Juan del Encina
Bartolomé de Torres Naharro
Gil Vicente
An Gattungen lassen sich aufführen (Zitat nach Andrea Gronemeyer: Schnellkurs Theater, Dumont © 1995, S. 80) :
AUTOS SACRAMENTALES :
COMEDIAS EN CAPA Y ESPADA :
COMEDIAS DEL TEATRO :
COMEDIAS DE SANTOS:
COMEDIAS DE FIGURÓN:
ENTREMESES:
BURLESCAS:
FIESTAS:
s. Fußnote 6
Mantel- und Degenstücke : s. Fußnote 7
Ausstattungsstücke, die sich mit dem höfischen Leben befassen
Heiligenlegenden und Märtyrertragödien
Vorläufer der Charakterkomödie
einaktige farcenhafte Zwischenspiele
Possen und Persiflagen
höfische Festspiele mit Tanz und Musik
Im spanischen Barock vermischten sich die Elemente der italienischen Renaissancekomödie mit mittelalterlichen religiösen und spanisch volkstümlichen Traditionen. Die Lust am Wunderbaren und am Abenteuer,
am überraschenden Ereignis und an den Wechselfällen des Schicksals überwucherte jedoch die aufkeimenden Errungenschaften des neuzeitlichen Dramas (dramaturgische Logik, Einheit von Ort/Zeit/Handlung,
strenge Akt-Struktur).
Als Vorbild diente den Dramatikern das heute noch in Spanien gespielte LA CELESTINA, eine Tragikomödie
(um 1500) von Fernando de Rojas. (Eine Kupplerin bemüht sich um zwei junge Menschen; am Ende sind alle
drei tot. Dazwischen gibt’s jede Menge Sinnlichkeit und erotische Lust, komische Dienerszenen, lyrische
Ständchen und Degen-Gefechte.)
Erst Mitte des 16. JHs konnte die CELESTINA aufgeführt werden, als nach dem Vorbild der Commedia dell’
arte ein professionelles Theaterwesen entstand. Lope de Rueda zog mit hispanisierten und erweiterten
italienischen Komödien übers Land, durch die Städte und gastierte regelmäßig am Hof von Madrid, durchaus mit Kritik an den herrschenden Zuständen.
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allegorisches Theater, nur in Spanien bekannt; Figuren: König, Bauer, Bettler, Religion, Gnade, Schönheit, Frau Welt;
Anliegen: Verherrlichung der Eucharistie; 1-Akter; als Einlage für die Fronleichnamsprozession konzipiert – ergänzt durch lustiges
Nachspiel sowie ausgelassene Tänze und Präsentation von Riesenfiguren.
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im 17. Jahrhundert entstandene Form der spanischen Intrigenkomödie, in der mehrere in Liebes- und Ehrenhändel verstrickte
Kavaliere um eine Dame werben; benannt nach dem Kostüm der höheren Stände (Caballeros), in deren Kreise sich die Helden
bewegten; Spiel ohne dekorative Mittel
Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
QUELLEN
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SPANISCHE DRAMATURGIE DER BAROCK-COMEDIA
Keine Akte, JORNADAS = Tagesreisen  das Geschehen bewegt sich mit der Zeit von einer Station zur nächsten
Es beginnt mit einem komischen Auftritt: LOA (Inhalt wird präsentiert)
Zwischen die Jornados eingeschoben sind die ENTREMESE = kurze Zwischenspiele ( später eine eigene Gattung)
Am Ende ein gesungenes und getanztes MASKENSPIEL.
Dazu passend Personenkonstellationen fern jeder hergebrachten Konvention: alles und jeder zugleich!
UNTERSCHIEDE
Im spanischen Barockdrama konnten auch Personen niederen Standes im Zentrum der Handlung stehen, was es
grundsätzlich vom Barockdrama in Frankreich, Italien und Deutschland unterscheidet. Dies – eine Tendenz zur
Egalisierung – resultiert aus der im katholischen Spanien konsequent vertretenen Auffassung, dass vor allem die
Art und Weise, wie man die von Gott zugewiesene Rolle spielt, entscheidend sei – und nicht der Rang.
 Die komische Dienerfigur GRACIOSO ist im spanischen Drama nicht nur Spaßmacher, sondern auch ernstzunehmender Berater seines Herrn.
AUTOREN UND STÜCKE
Zu Beginn des spanischen Barockdramas stand
Miguel de Cervantes de Saavedra („Don Quijote“) mit etwa 24 Comedias (10 erhalten).
Sein Drama DIE ZERSTÖRUNG VON NUMANCIA (El cerco de Numancia) gilt als das bedeutendste spanische Trauerspiel des Goldenen Zeitalters. (Untergang einer antiken span. Stadt; Bewohner töten sich selbst, um nicht in
Feindeshand zu geraten;  Wiedergeburt heroischer Tugenden als Voraussetzung für bessere Zukunft).
Seine bedeutendstes Lustspiel PEDRO VON URDEMALA orientiert sich deutlich an der ital. Renaissancekomödie
und bezieht seinen Reiz aus dem Zigeunermilieu.
Lope de Vega „König aller Gattungen“. Von seinem unglaublich umfangreichen Schaffen haben sich 450
Comedias und 40 Autos sacramentales erhalten. Dabei stehen lyrisch-poetische Schäferspiele neben realistischen Historien, frivole Komödien neben weltabgewandten Märtyrerdramen. Nicht verwunderlich bei seinem
Leben: Theologiestudium, Eintritt in einen Orden, Tod durch Selbstgeißelung auf der einen Seite; auf der anderen erotische Skandale, Verdacht auf Diebstahl und Verbannung.
Seine bekanntesten Mantel- und Degenstücke sind DIE SKLAVIN IHRES GELIEBTEN, DIE KLUGE NÄRRIN und DER RITTER
VOM MIRAKEL. In ihnen wird das Leben als ein Maskentanz vorgeführt. (Mittel: Verkleidungen und Verwandlungen, Verwechslungen und Missverständnisse; keine Psychologie, die Situation bestimmt das Handeln.)
Das heute meistgespielte seiner historischen Dramen ist DAS BRENNENDE DORF (Fuente Ovejuna): kollektive
Rebellion gegen den Stadthalter des Königs, der Mädchen, die sich ihm nicht hingeben, voller Zorn verfolgt;
irgendwann wird er erschlagen; der Zusammenhalt – „Es war das Dorf Fuente Ovejuna!“ – erzwingt eine allgemeine Amnestie.
Lope de Vega definierte in seiner ARTE DE HACER COMEDIAS EN ESTE TIEMPO die grundlegende Form des spanischen
Barocktheaters.
Gegenstand der Handlung ist das Privatleben der gehobenen Schichten, von deren typischer
Kleidung sich der Gattungsname ableitet. Der Mantel, Symbol der Vermummung, ist das wesentliche Requisit der unverzichtbaren Liebesintrige – in der Regel ein verhinderter Heiratsplan.
Der verliebte Galan gerät unweigerlich in Konflikt mit seinem Ehrbegriff, den er schließlich mit
seinem Degen zu verteidigen sucht. (Andrea Gronemeyer: Schnellkurs Theater, Dumont © 1995, S. 80, 81)
Die aristotelische Poetik war Lope de Vega zwar bekannt, aber er zog den Beifall des Publikums dem der Regelwächter vor: Hauptsache spannend, abenteuerlich und überraschend, mit rasantem Wechsel in Ort und
Zeit – sowie gelungen in Tragödie und Komödie gemischt .
Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
Das Hauptkapitel aber wurde um 1580 aufgeschlagen mit
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Der nächstbedeudendste Dramatiker im Umkreis von Lope de Vega war
Tirso de Molina Eigentlich Gabriel Téllez. Er übernahm viel vom Kollegen, weißt aber eine feinere Figurenzeichnung aus. Seine ausgezeichnete Menschenkenntnis hat er sich angeblich im Beichtstuhl erworben. Manche seiner Komödien waren so freizügig, dass ihre Aufführung durch Zensur untersagt wurde.
Zum 1. Mal auf die Bühne stellte er die Gestalt des Don Juan in seiner Comedia DER VERFÜHRER VON SEVILLA ODER
DER STEINERNE GAST. (Später dann auch bei Molière, Christian Dietrich Grabbe … Ödön von Horvath, Max Frisch
… und durch Mozarts Oper ‚Don Giovanni‘ unsterblich geworden.) Sein Stück besteht aus flüchtigen Szenen, in
denen Opfer und Gegenspieler des Helden oft nur skizzenhaft angedeutet sind. Bilder des Schreckens wechseln sich ab mit Bildern überschäumender Sinnlichkeit.
Oft stehen in seinen Comedias Frauen im Zentrum, die auf ein und denselben Mann Anspruch erheben. Ein
Ausgangspunkt für viel geistreiche List, Witz und überbordende Energie. Die Männer hingegen sind meist
hilflose Schwächlinge und Marionetten. Das gelungenste Beispiel hierfür ist DON GIL VON DEN GRÜNEN HOSEN, in
dem sich die resolute Donna Diana als Mann verkleidet ihren treulosen Bräutigam zurückholt.
Bleibt noch der Autor, dessen Werke Höhepunkt und Ausklang des spanischen Barockdramas bilden:
Calderón de la Barca Seine etwa 400 Comedias (die Hälfte überliefert) wurden mit Parabolspiegeln verglichen, in denen das Treiben der Menschen eingefangen und als Spiel der göttlichen Macht ausgewiesen ist.
So gibt es bei Calderón keine wirkliche Tragik, denn die Aufhebung menschlicher Konflikte in Gott – der einzigen Instanz für ihn außer dem König – ist vorausgesetzt. „Meinem König Gut und Leben, das ist Pflicht; die
Ehre doch ist das Eigentum der Seele; und der Seele Herr ist Gott.“
DAS LEBEN EIN TRAUM: religiöses Bekehrungsdrama (Scheinhaftigkeit irdischen Lebens)
DAS GROßE WELTTHEATER: die Welt als Bühne Gottes
DER RICHTER VON ZALAMEA: moralisches Lehrstück; stets Verletzung und Wiederherstellung der Ehre
DAME KOBOLD: seine Komödien folgen der etablierten Mantel- und Degen-Tradition
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Wagenbühne:
Hoftheater:
Corral:
für die Autos sacramentales während der Fronleichnamsprozessionen
mit allen damaligen Möglichkeiten für barocken Bühnenzauber ausgestattet
einfache Holzpodien (tablados) fürs Volkstheater in den Höfen zwischen Häusern
Hintergrund: geschlitzter Vorhang; wurde dieser weggezogen, so blickte man
auf bemalte Prospekte.
Im Zuschauerraum (patio) rechts und links leicht erhöhte Logen für die
Oberschicht - und Bänke für die kleinen Leute.
Ganz hinten der sogenannte „Hühnerstall“ für die weiblichen Zuschauer.
Die Fenster der umstehenden Häuser wurden an vornehme Damen vermietet,
die durch Jalousien hindurch zusahen, damit sie nicht gesehen wurden. (Ihr Ruf.)
Den größten Teil nahm das Stehparterre ein für Lehrlinge, Studenten, die
sogenannten Mosqueteros, die, wie in den überhaupt sehr ähnlichen
englischen Theaterbauten, lautstark Missfallen oder Beifall kundtaten – und
somit auch hier über Erfolg oder Misserfolg der Stücke wesentlich beitrugen.
Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
THEATRALE UMSETZUNG
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Spanisches Theater im Goldenen Jahrhundert
Meist lief Theater über Theaterunternehmer, welche Räume, Höfe von religiösen Bruderschaften anmieteten
( Einnahmequelle für die Bruderschaften) und die Aufführungen organisierten. In der ersten Zeit auch die
am Hofe. Später ließ der theaterbesessene König Philipp IV. hierfür eigens sogenannte „Machinista“ aus Italien holen, die mehr Spektakel-Erfahrung besaßen. Und so wurde auch in Spanien, während das Land zerfiel
und unterging, Theater am Ende zum reinen Amüsement und zur Selbstinszenierung der Herrscherschicht.
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