TON | TEST: 5.1-SYSTEME Autor: Stefan Schickedamz // Redaktion: Yasmin Vetterl // Bilder: Josef Bleier Großes Kino Drei 5.1-Sets aus Deutschland, England und den USA treten bei video zum großen Ländervergleich an. Die Klasse unter 3000 Euro bietet viel Abwechslung auf erfreulich hohem Niveau. 48 IM TEST 5.1-SETS UNTER 3000 EURO HECO ALEVA GT-SET SVS PRIME-SET WHARFEDALE € 2900 € 2650 DIAMOND 200-SET € 2800 D ie Summe von knapp 3000 ist für die meisten eine Stange Geld. Wenn es jedoch um ernstzunehmende 5.1-Sets geht, ist dieser Preis eher moderat. Mehr noch. Was das Verhältnis zwischen Klangausbeute und Kapitaleinsatz betrifft, bekommt man in dieser Klasse besonders viel Gegenwert geboten. Was die Serie Heco Aleva GT betrifft, gilt das sogar für die Verarbeitung. Die Deutschen scheinen aus einer völlig anderen Klasse als die beiden Kontrahenten aus England und Amerika zu stammen. Wer die 1,2 Meter hohen schlanken, aber sehr tiefen Standsäulen Aleva GT 1002 neben den eher zierlichen Frontmen von Wharfedale und SVS sieht, der bekommt in Hinblick auf den anstehenden Showdown im Hörraum fast Mitleid. Dieser XXL-Bass auf der Seite der GT 1002, diese in Metall gefassten Treiber mit Anfassqualität wie ein Audi-Interieur. Die Gehäuse mit ihrer aufwendigen Bauweise und dem makellosen Hochglanzfurnier, die machen mächtig etwas her. Und dann wäre da auch noch dieser stattliche Subwoofer. Zugegeben, die GTs markieren preislich die Spitze des Vergleichs, aber nur um schlappe 100 Euro. Zugegeben, wir hätten, was die Gegner betrifft, ein Gemetzel wie im neuen Terminator Teilwieviel-noch-mal erwartet. Doch wir wurden des Besseren belehrt. Die anderen konnten ungeachtet der riesigen, fast 3D-haften Raumabbildung am Ende doch den einen oder anderen Stich landen. Das Ringen ging so knapp aus, dass wir, da wir bei video die Endnote nicht nur aus dem Klang ableiten, selbst ganz gespannt waren, wer nach der Auswertung des einzelnen Disziplinen die Kalotte vorne haben würde. Sie dürfen ebenfalls gespannt sein, wer wo brilliert oder patzt. ➜ Damit haben wir getestet Tage des Donners Authentische Atmosphäre auf der Rennstrecke und daneben. Eagles / Hell Freezes Over Immer noch ein toller Prüfstein mit Bass, Naturinstrumenten, Stimme und Applaus. video-magazin.de | 09_2015 49 TON | TEST: 5.1-SYSTEME TESTSIEGER Gleich zwei strömungsgünstige Bassreflex-Rohre münden auf der Rückseite ins Freie, der 30er-Bass sitzt auf der Seite. HECO ALEVA-GT-SET € 2900 Top Verarbeitung, leistungsfähiger Subwoofer, tolle Raumdarstellung. In Stereo recht hell abgestimmt mit schlanken Mitten. Testurteil: gut Preis/Leistung: sehr gut D ie Heco-Aleva-GT-Serie macht etwas her, was sich an vielen kleinen Details wie abgeschrägten Gehäusekanten oder AluminiumDruckgusskörben mit Diamantschliff äußert. Die Schallwand der 3-WegeFrontsäulen GT 1002 ist gerade breit genug, um die beiden 13er-Mitteltöner aufzunehmen, die sich in D’Apollito-A nordnung um die ferrofluidgekühlte 2,8-cm-Kalotte drängen. Damit steht einer perfekten Schallausbreitung nichts im Wege, und Kantenbrechungen sind kein Thema für Heco. Trotz der extremen Schlankheit brachten die Entwickler einen amtlichen 25-cm-Tieftöner unter – und zwar auf der Seite des 41 cm tiefen Gehäuses, das durch allerlei Verstrebun- 50 gen ruhiggestellt wird. Auch bei den hinteren 2-Wege-Regalboxen Aleva GT 202 wurde die Schallwand der wertig wirkenden Gehäuse um die Chassis herumgebaut. Das Gleiche gilt für den GT Center 32, dessen Stirnfläche kaum größer ausfällt als die der drei eng zusammensitzenden Treiber. Die rückseitig angeordneten Bassreflex-Rohre der Aleva-Serie wurden strömungsoptimiert, um schmatzende Nebengeräusche durch Luftbrechung zu vermeiden. Der Subwoofer GT Sub 322 A arbeitet nach dem Sidefire-Prinzip, das ihm passend zum Set eine schmale Front verleiht. Er wirkt daher trotz 30-cmBass recht zierlich, kann aber richtig Druck machen und kommt in unserer Messung bis 26 Hz (-3 dB) hinunter. 74% In Surround fuhren die Deutschen fast schon 3D-Klang à la Dolby Atmos auf. Durch die schiere Höhe der FrontBoxen und deren losgelöste Abbildung schienen die Vögel zum Anfang des 2. Kapitels von „Tage des Donners“ unter der Decke zu flattern. Auch in dynamischer und feindynamischer Hinsicht gibt es nur Gutes zu berichten. Dazu kam ein kräftiger, differenzierter Bass. In 5.1-Konfiguration mit dem Center ging auch die Tonalität in Ordnung. In Stereo waren die beiden GT 1002 auch ohne die mögliche Höhenanhebung um 2 dB ganz oben recht aggressiv, während die Mitten verwaschen und farblos erschienen. Einzig der riesige Raum überzeugte restlos. Für Surround top, für Stereo nicht Flop, aber auch nicht erste Wahl. ■ KAUFTIPP Der 30 cm große Tieftöner sitzt auf der Front des Subwoofer und kommt ohne Bassreflex-Unterstützung aus. Die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten des SB-2000 umfassen eine stufenlose Phasenregelung von 0° bis 180°. SVS PRIME-SET € 2650 In Surround ein Preishammer, in Stereo immer noch eine gute Wahl. Stimmen wirkten in Stereo nicht so artikuliert wie mit dem Mega-Center Testurteil: gut Preis/Leistung: überragend S 73% VSound, kurz SVS, steht vor allem für Subwoofer, wo sich der US-Anbieter in seiner Heimat durch Direktvertrieb zu einer Größe aufschwang, die mittlerweile globale Dimensionen erreicht. Inzwischen bauen die Amerikaner auch richtige Lautsprecher. So tritt der geschlossene Aktiv-Subwoofer SB-2000 mit den Standsäulen Prime Tower, Prime Center und Prime Satellite als 5.1-System an. Die Preise sind scharf kalkuliert. Die imposanten vorderen Standsäulen kosten pro Stück nur 650 Euro in Klavierlack, wer sich mit schwarzer Esche bescheidet, spart sogar noch 100 Euro. Dafür gibt es 3-Wege-Technik mit AluminiumKalotte, 11,5-cm-Polypropylen-Mitteltöner und 16,5-cm-Doppelbass. Da- mit der vielversprechende Subwoofer auch etwas zu tun hat, gibt es hinten nur ein winziges Satelliten-Pärchen, das im Doppel nur 300 Euro kostet. Es besitzt ebenfalls einen Alu-Hochtöner mit Diffusor, passt also gut zum Rest. Der Center wirkt gegen die Minis ganz schön klobig, was auch an seinen etwas eigenwilligen Proportionen liegt. Die sind die Folge des 3-WegePrinzips, das ihm als viertes Chassis einen 11,5-cm-Mitteltöner beschert, der unter der Hochtonkalotte Platz findet. Diese Methode der Anordnung ist kein Selbstzweck, denn die übliche 2-Wege-Konfiguration der beiden anderen kann in Sachen Rundstrahlverhalten nicht mit dem US-Center-Speaker mithalten. Der Prime Center leistete sich im Labor selbst 30 Grad au- ßerhalb der Achse keinerlei Abweichungen. Entsprechend harmonisch und lückenlos waren die klanglichen Resultate. Das Set tönte wie aus einem Guss, wirkte sehr breitbandig und ausgewogen, die Räumlichkeitsdarstellung glückte ohne Lücken. Vor allem brillierte im Surround-Durchgang auch der Center, der selbst amerikanischen Südstaaten-Akzent in „Tage des Donners“ ohne näseligen Beigeschmack wiedergab. Die Bässe wirkten satt und sauber. In Stereo gelang die Stimmwiedergabe nicht ganz so plastisch wie in Surround und auch der Bass wurde eher im oberen Bereich betont. Doch Sauberkeit, Ausgewogenheit und Dynamik konnten abermals überzeugen – zumal für den Preis. ■ video-magazin.de | 09_2015 51 TON | TEST: 5.1-SYSTEME Der Wharfedale WH-D10 verfügt über eine praxisgerechte Ausstattung. Neben einer Anpassung von Phase, Pegel und Übergangsfrequenz besitzt er sogar einen Stereo-Ausgang zum Zusammenschalten mehrer Subwoofer zu einem Bass-Array. WHARFEDALE DIAMOND 200 € 2800 In Sachen Timing und Raumtiefe exzellent, knackiger Bass und hohe Plastizität. Furnier an der Seite recht simpel. Testurteil: gut Preis/Leistung: sehr gut D er klassische britische Boxenbauer Wharfedale blickt auf eine lange, bewegte Geschichte bis in die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Mit der neuen Diamond-200-Serie möchte er zu neuen Höhen aufbrechen, indem er die erfolgreiche Diamond-10-Reihe durch völlige Neukonstruktionen ablöst. Dabei vertrauen die Briten auf zeitgemäße CAD-Entwicklung – zum Teil mit eigener Virtual-Speaker-Software. Heraus kamen sehr geradlinig gezeichnete Lautsprecher, deren mehrschichtige Sandwich-Gehäuse aus MDF mit einem Kern aus Spanplatte eine Dämpfung von Gehäuseschwingungen um 35 dB versprechen und laut unserer Zerfallsanalyse auch halten. Damit sollen die Treiber der 3-We- 52 ge-Standsäulen Diamond 240 und des 2-Wege-Centers Diamond 220C für sich allein sprechen. Damit ihnen keine Fehler unterlaufen, bestehen die Membranen der Koni für Mitten und Bässe aus Kevlar-Gewebe, das für Steifigkeit und hohe Dämpfung bekannt ist. Für die Höhenwiedergabe ist eine 2,5-cm-Weichkalotte verantwortlich, der ein eigenwillig geformter Waveguide-Vorsatz zu besserem Wirkungsgrad und gleichzeitig zu einer nostalgischen Optik verhilft. Man muss genau hinschauen, um den Hochtöner nicht für die Staubschutzkalotte eines Konus-Chassis zu halten. Dank des moderaten Preise gibt es bei Wharfedale in dieser Preisklasse sogar Standsäulen für die hinteren Kanäle. Das 71% Zusammenspiel von vier 16,5-cmDoppel-Bässen mit dem 25-cm-Tieftöner des Aktiv-Subwoofers sorgt für reichlich Membranfläche. Wer mit dem Set Surround-Filme genießt, stellt schnell fest, dass etwas passiert, das sich so leicht nicht rein physikalisch erklären lässt: Die Wiedergabe geht unter die Haut, packt einen durch authentische Klangfarben und großartiges Timing. Bässe kamen schnell und knackig, die Raumdarstellung zog einen ins Geschehen hinein. Man konnte vorm geistigen Auge sehr tief in den Raum hineinhören, trotz vergleichsweise eher dunklem Timbre gab es jede Menge Details. In Stereo überzeugten der tolle Fokus und hohe Plastizität. Ein Set für Feingeister, die Musik und Film lieben. ■ Standpunkt TESTSIEGER TESTERGEBNISSE Hersteller Modell Preis Heco SVSWharfedale Aleva-GT-Set Prime-SetDiamond-200-Set 2900 Euro 2650 Euro 2800 Euro KLANGQUALITÄT (max. 900 Punkte) S. SCHICKEDANZ, SURROUND-EXPERTE SVS, hierzulande eher ein Außenseiter, lieferte eine solide Vorstellung. Zwar haben die Chassis Kunststoffkörbe, aber der Klang ist tadellos. Wharfedale glückt mit der Diamond-200-Serie ein starkes Comeback. Einzig bei den seitlichen Folienfurnieren muss man ein Auge zudrücken. Das Design mit runden Chassis-Abdeckungen ist trotzdem schick. Und Heco? Die Deutschen beeindruckten in Surround, leisteten sich in Stereo aber eine effekthascherische Abstimmung. KAUFTIPP gut 71%639 gut 73%653 gut 70%632 Natürlichkeit (100) 677070 Auflösungsvermögen (100)59 60 59 Sprachverständlichkeit (100)70 75 73 räumliche Abbildung (100)80 78 75 Spielfreude (100) 787775 Basspräzision (100) 677068 Tiefgang (100) 787675 Pegelfestigkeit (100) 657062 Set-Harmonie (100) 757775 AUSSTATTUNG (max. 80 Punkte) VERARBEITUNG (max. 240 Punkte) sehr gut 88% 70 sehr gut 81% 195 Anmutung (120) Material (120) sehr gut 81% 65 gut 73% 175 sehr gut 81% 65 gut 71% 170 1009085 958585 GESAMT (max. 1220 Punkte)904893 Testurteil: gut (74%) 867 gut (73%) gut (71%) Heco Aleva GT 1002 1400 Euro SVS Prime Tower 1100 Wharfedale Diamond 240 1000 Euro gut 73% 514 gut 75%524 gut 75%528 Preis/Leistung: sehr gut überragend sehr gut TESTERGEBNISSE STEREO AUS DEM MESSLABOR Modell Preis KLANGQUALITÄT (max. 700 Punkte) Natürlichkeit (100) 657075 Auflösungsvermögen (100)70 75 72 räumliche Abbildung (100)76 75 78 Spielfreude (100) 787877 Basspräzision (100) 757478 Tiefgang (100) 707070 Pegelfestigkeit (100) 808278 AUSSTATTUNG (max. 70 Punkte) VERARBEITUNG (max. 240 Punkte) Heco Center mit Subwoofer Frequenzgang mit leichter Mittensenke, bei 30° außerhalb der Achse sogar deutlichem Mitteneinbruch. Der Subwoofer kommt bis 26 Hz. gut 79% 55 sehr gut 81% 195 Anmutung (120) Material (120) befriedigend 64% 45 gut 73% 175 befriedigend 64% 45 gut 71% 170 1009085 958585 GESAMT (max. 1010 Punkte)764744 Testurteil: gut (76%) Preis/Leistung: sehr gut 743 gut (74%) gut (74%) überragend überragend DATEN UND MESSWERTE Internet www.heco-audio.dewww.sv-sound.de www.iad.de DATEN & FAKTEN SVS Prime Center mit Subwoofer Der SVS-Subwoofer läuft bis 25 Hz hinab, sein –6 dB Punkt liegt sogar bei 18 Hz. Der Center gibt sich auch außerhalb der Achse mustergültig. Front (BxHxT) / Gewicht 20,7 x 120 x 41 cm / k.A. kg Center (BxHxT) / Gewicht 51 x 18 x 28 cm / k.A. kg Rear (BxHxT) / Gewicht 20,7 x 32 x 28 cm / k.A. Subwoofer (BxHxT) / Gewicht 29 x 50 x 46,4 cm / k.A. kg Oberflächen Pianolack Farben Schwarz, Weiß Besonderheiten +2 dB Höhenanhebung vorne mgl. 20,3 x 91,4 x 27,4 cm / 18 kg 47 x 19,6 x 22,4 cm / 9 kg 12,5 x 22 x 14,5 cm / 3 kg 36 x 37 x 36 cm / 23 kg Esche, Pianolack Schwarz 3-Wege-Center 32 x 111,2 x48 cm / 25,2 kg 56 x 28 x 33,2 cm / 8,5 kg 32 x 111,2 x48 cm / 25,2 kg 33,3 x 36,3 x 37,2 cm / 14 kg Folienfurnier/Lack Schwarz, Weiß – TECHNIK FRONT / CENTER / REAR Bauart 3-Wege-Bassreflex3-Wege-Bassreflex3-Wege-Bassreflex Anzahl Wege 3 / 2 / 2 3 / 3 / 2 3/2/2 Magnetisch geschirmt • • • Besonderheiten ––– TECHNIK SUBWOOFER Arbeitsprinzip Bassreflexgeschlossengeschlossen Phase variabel/schaltbar • / – • / – –/• Hochpegeleingang/-ausgang • / – • / • •/• Raumanpassung •–– Fernbedienung Sub ––– MESSWERTE Wharfedale Center mit Subwoofer Bis auf den Einbruch in den Mitten bei 30° außerhalb der Achse sehr ausgewogen bei leichter Zurückhaltung in den Höhen. Maximalpegel Front / Center / Rear / Sub Impedanz Front (min/Durchschnitt) 105 / 100 / 100,5 / 106,5 dB 3,3 / 4 Ohm 108 / 105 / 101,5 / 106 dB 3 / 3 Ohm 104,5 / 102,5 / 104,5 / 102,5 dB 2,5 / 3 Ohm • = ja // – = nein video-magazin.de | 09_2015 53
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