MIT IN DEN MEDIEN PRESSESPIEGEL 29.JUNI 2015 THEMEN Flexi-Rente, Rente mit 63, Deutscher Mittelstand, 70 Jahre CDU, Griechenland INHALTSVERZEICHNIS MIT-Bundesvorsitzender geht mit Union ins Gericht Starre Fronten bei der Flexi-Rente „Die Flexi-Rente steht auf der Kippe“ Nebenwirkungen der Rente mit 63 „Familie“ statt „Mittelstand“ Christdemokraten feiern 70. Geburtstag Willkommen in einer anderen Währungsunion Geldgeber: Athens Vorschläge reichen nicht Griechen-Rettung entzweit CDU Badisches Tagblatt Saarbrücker Zeitung Westfalen-Blatt Die Welt Siegener Zeitung Aachener Nachrichten WirtschaftsWoche Rheinische Post Neue Westfälische Seite 2 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 12 Seite 14 „MIT:BASIS in den Medien – Erfolge der Woche“: Eine lautstarke Kämpferin für das Handwerk Zoll wirbt bei Unternehmern im Eichsfeld für seine Arbeit Südkurier Seite 15 Thüringische Landeszeitung Seite 16 Der Pressespiegel der Bundesgeschäftsstelle der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT) dient ausschließlich der internen Information. Ein Ausdruck ist nur für den eigenen Gebrauch gestattet. Jegliche darüber hinausgehende Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Wiedergabe stellt einen Verstoß gegen § 106 UrhG (Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte) dar. Die elektronische Fassung dieses Pressespiegels ist nach Ablauf von vier Wochen zu löschen. Fragen und Anregungen zum MIT-Pressespiegel richten Sie bitte an [email protected] Redaktion: Thorsten Alsleben (Tel: 030/220798-12) Badisches Tagblatt vom 27.06.2015 Seite: Ressort: 35 Wirtschaft Gattung: Auflage: Ausgabe: Badisches Tagblatt - Badener Tagblatt, Hauptausgabe Reichweite: Tageszeitung 33.877 (gedruckt) 33.380 (verkauft) 34.053 (verbreitet) 0,09 (in Mio.) MIT-Bundesvorsitzender geht mit Union ins Gericht Linnemann in Baden-Baden: Wir ruhen uns auf dem personellen Unterschied aus / „Mangelhaft“ für Groko Baden-Baden (no) – Ordentlich ausgeteilt hat gestern Abend in Baden-Baden der Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT), Carsten Linnemann. Bei einer Veranstaltung der MIT Mittelbaden prophezeite der Paderborner Bundestagsabgeordnete seiner Partei den Untergang bei der nächsten Wahl – sollte sie zu sehr auf das Zugpferd Angela Merkel setzen. „Wir ruhen uns auf dem personellen Unterschied aus, statt auf die Unterscheidbarkeit in der Sache zu setzen“, sagte Linnemann. Die MIT arbeite daran, der Union mehr Profil zu verschaffen und sie wieder als „Markenzeichen“ erkennbar zu machen. Auch das Thema des Abends („Herausforderung Mittelstand: Warum Deutschland Reformen braucht“), gab dem 37jährigen Abgeordneten reichlich GeleAbbildung: Fotograf: Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH genheit, den Regierenden in Berlin die Leviten zu lesen. So verdiene die große Koalition beim Kriterium „Planungssicherheit“ allenfalls ein „Mangelhaft“. Die Wirrungen um die Paternoster-Nutzung und die Arbeitsstättenverordnung dienten dem promovierten Volkswirt als Beleg. Und die Mindestlohn-Bürokratie, etwa was Subunternehmerhaftung und Dokumentationspflichten betrifft, sei für die MIT auf schmerzhafte Weise lehrreich: Die Union dürfe künftig keinem Gesetz mehr zustimmen, wenn nicht die Ausführungsverordnung vorliege. Und es sei unabdingbar, dass sie in der nächsten Regierung den Arbeitsminister stelle. Die erforderlichen Nachbesserungen beim Mindestlohn ließen im Übrigen auf sich warten: Bundeskanzlerin Merkel halte da Zusagen nicht ein. Eine Staaten-Insolvenzordnung, den Carsten Linnemann.dpa ks aen cul 291 (c) Badisches Tagblatt GmbH Abbau des Solidaritätszuschlags („eine Frage der Glaubwürdigkeit“), die Abschaffung der Kfz-Steuer und konsequenten Einsatz für die Duale Ausbildung nannte Linnemann als weitere nötige, „mutige“ Reformen. Den meisten Mittelständlern, die zu der Veranstaltung ins Friedrichsbad gekommen waren, sprach der Abgeordnete wohl aus dem Herzen. Mit einigen ergänzenden Vorschlägen ließ BadenBadens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) aufhorchen: Sie forderte etwa die Rente ab 70 (bei stufenweise reduzierter Arbeitszeit) und Abstriche beim Urlaub. 30 Tage, die der Deutsche im Schnitt habe, seien zu üppig, fünf Tage davon zur persönlichen Weiterbildung zu nutzen, das sei zumutbar. Saarbrücker Zeitung vom 25.06.2015 Seite: Ressort: Rubrik: 0 Gesamtausgabe Themen_des_Tages / Meinung Ausgabe: Gattung: Saarbrücker Zeitung Saarbrücken, Hauptausgabe Tageszeitung Starre Fronten bei der Flexi-Rente Keine Lösung für bessere Übergänge in den Ruhestand in Sicht Von SZ-Korrespondent Stefan Vetter Berlin. Um die Arbeitsgruppe der großen Koalition zur Auslotung flexibler Rentenübergänge ist es still geworden. Selbst Mitglieder des Gremiums können sich kaum noch erinnern, wann sie eigentlich zuletzt getagt hat. Es war zu Jahresbeginn. Ein neuer Sitzungstermin ist nicht vereinbart. Dabei entsprach die Arbeitsgruppe einem Herzenswunsch der Union, um die ungeliebte Forderung der SPD nach der abschlagsfreien Rente mit 63 einigermaßen zu verdauen. Im Gegenzug sollte das Gremium Vorschläge unterbreiten, um vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels auch ein Arbeiten über den regulären Renteneintritt hinaus attraktiver zu gestalten. Im Juni des vergangenen Jahres wurde die Arbeitsgruppe gebildet, bis Weihnachten waren Ergebnisse angekündigt worden. Doch die lassen immer noch auf sich warten, während sich die Frühverrentung mit 63 längst großer Beliebtheit erfreut. „Bisher haben wir keinen Konsens herstellen können. Es gibt offene Punkte, die wir weiter verfolgen, um zu einer Lösung zu kommen“, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD, Katja Mast, unserer Zeitung. Der Stillstand resultiert wohl auch daraus, dass Wörter: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH 488 inzwischen Forderungen auf dem Tisch liegen, die mit dem Thema wenig zu tun haben. So drängen die Genossen beispielsweise auf Gesundheits- und Qualifikationsprüfungen für Arbeitnehmer zwischen 45 und 50 Jahren, um etwa eine Erwerbsminderung abzuwenden. Außerdem stellen sie die so genannte Zwangsverrentung in Frage, die Menschen dazu verpflichtet, zum frühstmöglichen Zeitpunkt auch mit Abschlägen in Rente zu gehen, wenn sie schon lange arbeitslos sind. Dagegen will die Union, dass Rentner ihre gesetzlichen Altersbezüge aufgestockt bekommen, wenn sie weiter arbeiten. Bislang zahlt der Arbeitgeber für solche Personen zwar weiter Rentenund Arbeitslosenversicherungsbeiträge ein. Sie wirken sich aber nicht rentensteigernd aus, und von den Arbeitslosenbeiträgen haben Rentner auch nichts. Deshalb drängt der Wirtschaftsflügel der Union auf die Abschaffung des Arbeitslosenbeitrages. Und er stellt auch den Rentenbeitrag des Arbeitgebers in Frage. Erschwert wird ein Kompromiss dadurch, dass er nichts kosten darf. Das im vergangenen Jahr geschnürte Paket mit den Früh- und Mütterrenten ist nämlich schon teuer genug. Würde man zum Beispiel den Rentenbeitrag der Arbeit- geber für arbeitende Senioren abschaffen, kämen eine Milliarde Euro weniger in die Rentenkasse. Am ehesten konsensfähig ist dem Vernehmen nach eine Flexibilisierung der „Teilrente“. Sie steht seit 1992 im Gesetzblatt, wird aber nur von wenigen tausend Menschen genutzt. Ursache sind eine komplizierte Berechnung sowie starre Zuverdienstgrenzen. Wird eine solche Grenze auch nur ganz knapp überschritten, fällt die Teilrente gleich erheblich niedriger aus. Die Union will, dass solche Personen mit der Summe aus ihrer Rente und dem Zuverdienst bis auf ihre letzten Bruttobezüge kommen können, was die SPD angeblich mittragen würde. Allerdings scheiden sich die Geister daran, wann die Teilrente greifen soll. Bislang ist sie frühestens mit 63 möglich. Das will die Union beibehalten. Die SPD ist für 60 Jahre. Bei den C-Parteien hofft man noch auf eine gesichtswahrende Lösung. „Am Thema Flexi-Rente entscheidet sich, ob die große Koalition in der Lage ist, auch große Themen anzupacken. Demografie ist die große Linie der Zukunft“, sagte der Chef der Mittelstandsvereinigung der Union, Carsten Linnemann, der SZ. Westfalen-Blatt vom 26.06.2015 Seite: Ressort: 4 Höxter Ausgabe: Gattung: Westfalen-Blatt Bielefeld, Hauptausgabe Tageszeitung »Die Flexi-Rente steht auf der Kippe« Linnemann sieht Arbeitsgruppe am Ende – Spitzengespräch geplant Paderborn/Berlin (WB). Die Flexi-Rente ist Carsten Linnemanns Erfindung. Nun steht sie kurz vor dem Scheitern. Der Name Linnemann ist mit der Idee eng verknüpft. Nun bangt der Paderborner Bundestagsabgeordnete um die Umsetzung. »Die SPD in der Arbeitsgruppe gibt nicht nach«, sagt der Chef des CDU-Wirtschaftsflügels. Hinter dem sperrigen Begriff »FlexiRente« verbirgt sich der Anreiz, nach dem regulären Renteneintritt weiterarbeiten zu können. Eine vorhandene Hürde wurde bereits beseitigt: Seit 2014 gibt es die Möglichkeit, Rentner befristet einzustellen. Es sollte darüber hinaus aber noch viel mehr passieren. Eigentlich gab es innerhalb der Großen Koalition die Abmachung, dass die Union dem ungeliebten SPD-Vorschlag einer abschlagsfreien Rente mit 63 nur nachkommt, wenn sich die SPD auf die Flexi-Rente komplett einlässt. Weit gefehlt. Die eigens auf Druck der CDU ins Leben gerufene Arbeitsgruppe kommt nicht weiter. Bis Dezember sollten Ergebnisse der im Sommer 2014 eingerichteten Gruppe vorliegen. Doch Ergebnisse gibt es nicht. Seit Monaten hat sich das Gremium nicht mehr getroffen. Linnemann befürchtet, dass die Gräben in der Arbeitsgruppe zu tief sind. »Wir kommen nicht zusammen: Die SPD beharrt darauf, dass man Regelungen für die Zeit vor dem Renteneintrittsalter schafft. Uns geht es um Ideen für den Abbildung: Fotograf: Wörter: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH Zeitraum danach«, sagt der Chef der CDU-Mittelstandvereinigung. Die SPD sei nicht bereit, bei zentralen Punkten für längeres freiwilliges Arbeiten Hürden abzubauen. »Beispielsweise ist es aus der Zeit gefallen, dass ein Arbeitslosenbeitrag für Rentner erhoben wird, obwohl sie nicht mehr arbeitslos werden können. Das gilt ebenso für die Rentenversicherungsbeiträgen der Arbeitgeber.« Sie sollten den arbeitenden Rentnern in Form von Rentenerhöhungen zugute kommen, lautet Linnemanns Vorschlag. Das sieht die SPD anders. Die Fronten sind so verhärtet, dass nun die Fraktionsspitzen ran müssen. Wie aus Koalitionskreisen zu hören ist, soll für kommende Woche ein Spitzentreffen zur Rente mit Volker Kauder (CDU) und Thomas Oppermann (SPD) geplant sein. »Ich setze meine Hoffnungen in die Fraktionsspitzen, dass sie den Ernst der Lage erkennen.« Bei der Flexibilisierung der »Teilrente« ist ein Minikonsens wahrscheinlich. Sie wird bislang nur von einigen tausend Menschen genutzt, weil die Berechnung kompliziert ist und es starre Zuverdienstgrenzen gibt. Union und SPD könnten sich laut Angaben von Koalitionsabgeordneten darauf einigen, die Zuverdienstgrenzen zumindest von 450 auf 850 Euro anzuheben. Zu wenig als Ergebnis, findet Linnemann. Sollte die AG nicht mehr zustande bringen und auch die Fraktionsspitze keine Lösung herbeiführen, sei das der »Beleg, dass die Große Koalition große Herausforderungen nicht angeht«. Der Paderborner lässt nicht locker. Klare Ansage: »Wenn das Thema ›freiwilliges längeres Arbeiten‹ nicht über die Arbeitsgruppe umgesetzt wird, bringen wir es zum DemografieGipfel der Bundeskanzlerin im September, auf dem Parteitag oder im Wahlprogramm ein«, sagt der 37-Jährige und weiß genau, dass er nicht nur für die Flexi-Rente kämpft, sondern auch dafür, dass das Scheitern dieser Idee ihm nicht für immer anhaftet. Der Paderborner Carsten Linnemann ist Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung und der Erfinder der »FlexiRente«. Foto: Besim Mazhiqi 467 DIE WELT vom 29.06.2015 Autor: Seite: Ressort: Dorothea Siems 10 WIRTSCHAFT Gattung: Nummer: Auflage: Rubrik: Ausgabe: WIRTSCHAFT Hauptausgabe Reichweite: Tageszeitung 148 225.583 (gedruckt) 201.159 (verkauft) 203.134 (verbreitet) 0,70 (in Mio.) Vor einem Jahr setzte die SPD ihr Wahlversprechen um und ermöglichte einen früheren Renteneintritt Nebenwirkungen der Rente mit 63 Die Wirtschaft klagt über die neuen Regeln zum Ruhestand. Sie führe zu einer Verschärfung des Fachkräftemangels Dorothea Siems Für die einen ist sie die verdiente Belohnung nach einem langen Arbeitsleben, für die anderen sozialpolitischer Populismus mit fatalen Auswirkungen: die abschlagsfreie Rente mit 63. Vor einem Jahr hat die große Koalition sie als Wahlversprechen in die Tat umgesetzt – gegen den Rat nahezu aller Experten. Und die fühlen sich jetzt bestätigt. „Seit einem Jahr gilt die Rente mit 63 – und die gravierenden Folgen sind schon jetzt unübersehbar“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, der „Welt“. Die Betriebe täten viel, um ihre Beschäftigten durch Weiterbildung und Gesundheitsförderung möglichst lange zu halten. Doch die Erfolge der vergangenen Jahre habe die Politik mit ihrem Rentenpaket konterkariert, kritisiert der DIHK-Chef. Der verfrühte Renteneintritt von oftmals gut ausgebildeten Mitarbeitern erschwere die Fachkräftesicherung und reiße Löcher in die Rentenkasse, kritisierte Schweitzer: „Die Zeche für die Bevorzugung dieser Gruppe zahlen Betriebe, Steuerzahler und Rentner.“ Seit Juli vergangenen Jahres können Arbeitnehmer, die 45 Beitragsjahre vorweisen, mit 63 abschlagsfrei in den Ruhestand gehen. Zeiten der Kurzzeitarbeitslosigkeit oder der Kindererziehung werden dabei angerechnet. Das attraktive Angebot erfreut sich großer Beliebtheit: 300.000 Antragssteller zählte die Rentenversicherung bis Ende April. Die Bundesagentur für Arbeit registriert, dass es zum überwiegenden Teil die gut ausgebildeten Facharbeiter sind, die frühzeitig gehen. Schon jetzt sind laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) elf Prozent der Betriebe betroffen, weil Mitarbeiter bereits ausgeschieden sind oder die Unternehmen dies erwarten. „Die Rente mit 63 verschärft den Fachkräftemangel erheblich“, sagte der Chef des Instituts der Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann. Vor allem aber gehe von dieser Maßnahme ein vollkommen falsches Signal aus. „Angesichts der demografischen Entwicklung werden die Älteren am Arbeitsmarkt dringend benötigt“, erklärt der Ökonom. Stattdessen mache ihnen die Politik ein attraktives Angebot zum vorgezogenen Renteneintritt. Die Arbeitnehmer, die jetzt vorzeitig in Rente gingen, hätten aufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrungen ein ganz spezielles Know-how. „In vielen Fällen lässt sich dieser Verlust an Wissen auch nicht durch die Einstellung von jüngeren Arbeitskräften ersetzen“, sagt Zimmermann. Auf dem Arbeitsmarkt hinterlässt die Rente mit 63 bereits ihre Spuren. So ging nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen Juli 2014 und März 2015 um etwa 40.000 zurück. Dieser Rückgang ist umso bemerkenswerter, weil in den Jahren zuvor der Trend ein völlig anderer war. Denn vom Aufschwung am Arbeitsmarkt hatten die Älteren besonders stark profitiert. „In den Jahren 2003 bis 2013 verzeichnete Deutschland bei der Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen von allen Mitgliedsstaaten mit Abstand die höchsten Zuwachsraten“, sagt die OECD-Rentenexpertin Monika Queisser. Zwar arbeiten in Schweden, der Schweiz oder Japan noch immer mehr Ältere als hierzulande. Doch Deutschland hat die USA, Frankreich und die meisten anderen OECD-Länder überholt. Hatten in der Bundesrepublik im Jahr 2003 lediglich 40 Prozent dieser Altersgruppe einen Job, waren es zehn Jahre später bereits 63,5 Prozent. Unter den über 60Jährigen kletterte die Erwerbsquote in diesem Zeitraum von 23 auf 50 Prozent. Dieser Trend wurde durch die Rente mit 63 jedoch jäh gestoppt. OECD-Expertin Queisser weist zudem auf die Folgen hin, die der Kurswechsel über die Grenzen Deutschlands hinaus hat. „Die Deutschen waren mit ihren Rentenreformen lange in einer Pionierrolle.“ Nun frage man sich in anderen Ländern, warum man Frühverrentungsregeln verschärfen sollte, wenn die Deutschen inzwischen wieder in die entgegengesetzte Richtung gingen, berichtet Queisser. Die Hürde der 45 Beitragsjahre, die in Deutschland für die abschlagsfreie Rente verlangt werden, hat zudem zur Folge, dass nur eine Minderheit begünstigt wird. Kritiker monieren zudem, dass die Rente mit 63 alles andere als sozial ausgewogen sei. Denn das Gros der Begünstigten bekommt aufgrund der langen Beitragszeit eine deutlich überdurchschnittliche Rente. Der frühere Geschäftsführer des Verbands Deutscher Rentenversicherer, Franz Ruland, beziffert den Vorteil, den ein Durchschnittsverdiener durch die Rente mit 63 erhält, auf stattliche 30.000 Euro. Aus Protest gegen die „verantwortungslose Klientelpolitik“, die keine Gerechtigkeitslücke schließe, sondern nur neue Ungerechtigkeiten schaffe, gab Ruland vor einem Jahr sogar sein SPD-Parteibuch ab. Von der abschlagsfreien Frührente profitieren die geburtenstarken rentennahen Jahrgänge besonders. Mit 63 Jahren können nur Arbeitnehmer in den Ruhe- stand gehen, die 1951 oder 1952 geboren wurden. Jeder spätere Jahrgang muss jeweils zwei Monate über den 63. Geburtstag hinaus arbeiten. Parallel dazu steigt die Regelaltersgrenze, die heute bei 65 Jahren und vier Monaten liegt, auf 67 Jahre an. Angesichts der Alterung der Gesellschaft halten Fachleute die Rente mit 67 aber längst nicht mehr für ausreichend. „Wir sollten die Regelaltersgrenze an die Lebenserwartung koppeln“, fordert beispielsweise Arbeitsmarktexperte Zimmermann. Nötig seien zudem mehr Flexibilität beim Renteneintritt und Anreize für ein längeres Arbeiten. Wer dagegen früher Fotograf: Abbildung: Fotograf: Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH aus dem Erwerbsleben ausscheiden wolle, müsse Abschläge hinnehmen. „Die Älteren sind leistungsfähig. Dieses Potenzial muss genutzt werden“, sagt der IZA-Chef. Tatsächlich sind andere Länder mit ihren Rentenreformen heute schon viel weiter als die Deutschen. Italien und Dänemark heben langfristig die Altersgrenze auf 69 an, viele andere wie Großbritannien oder Irland gehen auf 68 Jahre. Schweden hat das Renteneintrittsalter flexibilisiert und gleichzeitig die Regelaltersgrenze, nach der sich Zuoder Abschläge berechnen, an die steigende Lebenserwartung gekoppelt. Und Tschechien verschiebt künftig Jahr für Jahr die Altersgrenze um zwei Monate nach hinten. In Deutschland gibt es für derart weitreichende Reformen derzeit keine politischen Mehrheiten. Seit bald einem Jahr verhandelt die große Koalition aber über eine Flexibilisierung des Renteneintritts. Mit Blick auf die negativen Folgen der Rente mit 63 mahnte DIHK-Chef Schweitzer die versprochenen Verbesserungen an. Es sei wichtig, „zügig die Anreize für ein Arbeiten über die Regelaltersgrenze hinaus zu verbessern“. Daniel Naupold Im Januar vergangenen Jahres warb Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für die Umsetzung ihres Wahlversprechens dpa/Daniel Naupold 942 © Axel Springer SE Siegener Zeitung Olpe vom 24.06.2015 Seite: Ressort: Gattung: 7 Kreis Olpe Tageszeitung Auflage: Reichweite: 2.113 (gedruckt) 1.664 (verkauft) 1.837 (verbreitet) 0,00 (in Mio.) „Familie“ statt „Mittelstand“ Eigentlich möge er das Wort ‚Mittelstand‘ nicht, sagte der Bundesvorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Dr. Carsten Linnemann, am Montagabend bei der Unternehmertagung in der Stadthalle Olpe. „Was uns ausmacht, sind die Familienunternehmen, die für ihre Entscheidungen haften.“ In seinem Vortrag zum Thema „Rückgrat oder Melkvieh der Nation – wie steht es um den deutschen Mittelstand?“ hob der 37-jährige promovierte Volkswirt und Bundestagsabgeordnete aus Paderborn die Bedeutung der deutschen Familienunternehmen hervor, von denen rund 7500 jährlich einen Umsatz von 50 Mill. Euro bis 2 bis 3 Mrd. Euro erzielen und von denen die 500 größten 4,6 Millionen Menschen beschäftigen. „Sie gelten in Berlin als eines der wichtigsten Gesichter des Mittelstandes“, sprach er dem Präsidenten Metall NRW, Arndt G. Kirchhoff aus Attendorn, Respekt für seine gute Arbeit aus. Ebenso lobte er die Aktivitäten des heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider und seines Vorgängers im Amt, Hartmut Schauerte: „Sie haben schon eine Menge DNA in die Hauptstadt gebracht.“ Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH Bezüglich der Politik in Griechenland teilte der Bundestagsabgeordnete, der sich in Olpe zugleich rhetorisch geschult wie auch kämpferisch zeigte, die Meinung von Felix G. Hensel: „Je mehr wir nachgeben, desto gefährdeter ist der Euro. Wenn die Griechen die Bedingungen einhalten, bekommen sie Geld, wenn sie es nicht einhalten, bekommen sie auch Geld“, kritisierte er die desolate wirtschaftliche Koordination.“ Ebenso ließ er Kritik an der EU-Währungsunion los. „Sie kann nur gelingen, wenn die Länder für die Risiken, die sie eingegangen sind, selbst haften.“ Dr. Linnemann forderte für die Euro-Zone eine entsprechende Insolvenzordnung. „Ansonsten sehe ich den DominoEffekt.“ Ebenso forderte er mit Blick auf die Reichen, die ihr Geld vor der Krise aus Griechenland transferierten, Kapital-Verkehrskontrollen. Probleme gebe es wegen des mangelnden Vertrauens in die soziale Marktwirtschaft aber auch in Deutschland, meinte der Chef der Mittelstandsvereinigung, der in seinem Vortrag in Olpe die derzeit fehlende große Linie der Politik ansprach. Deshalb sei man derzeit dabei, ein Zehn-Punkte-Papier zu erarbeiten, in 458 Alle Rechte vorbehalten - Siegener Zeitung dem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Innovationsfähigkeit des Landes besonders das Leistungsprinzip und die Rechtssicherheit in den Fokus genommen werde. Schon jetzt müsse die Frage gestellt werden, wie der Ausfall des „Solis“, der den Angaben zufolge im Jahr 2019 auslaufen soll, finanziert werden kann. Das Steuer-Abgabesystem bedürfe einer dringenden Überarbeitung, denn es bestrafe diejenigen, die mehr arbeiten wollten und die ihr Leben selbst in die Hand nähmen, meinte Dr. Linnemann, der ein passendes Beispiel parat hatte. Wenn ein Metzgergeselle zusätzlich samstags arbeiten ginge, würde er von den 300 Euro brutto nur noch 130 Euro netto übrigbehalten. Da verrichte er doch lieber einen 400Euro-Job bei einer Tankstelle. Diese Entwicklung sei falsch und schade dem Mittelstand. Er sprach auch die großen Herausforderungen an, vor denen der Wirtschaftsstandort Deutschland durch Globalisierung und Digitalisierung stehe. Das bedürfe noch mehr unternehmerischer Verantwortung. mari Aachener Nachrichten Stadt vom 27.06.2015 Seite: Ressort: 30 Magazin Ausblick Gattung: Auflage: Rubrik: Ausgabe: Aachener Nachrichten Stadt Hauptausgabe Reichweite: Tageszeitung 16.163 (gedruckt) 15.594 (verkauft) 15.819 (verbreitet) 0,05 (in Mio.) Christdemokraten feiern 70. Geburtstag MO., 29.6. | Die „Woche der CDU“ beginnt in Berlin. Ein Festakt mit der Kanzlerin. Von Ellen Hasenkamp Ein Streichquartett soll spielen, die Nationalhymne wird gesungen, und natürlich werden Reden gehalten. Am Montag will die CDU in Berlin mit einem Festakt ihren 70. Geburtstag feiern. Womöglich aber müssen einige der Gäste – darunter Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel – beim anschließenden Empfang ihren Sekt ziemlich hektisch hinunterstürzen. Denn im Bundestag könnte einige Arbeit in Sachen Griechenland zu erledigen sein. Dabei feiern die Christdemokraten gleich eine ganze „Woche der CDU“: ein Festakt mit Kanzlerin, ein Tag der offenen Tür für die Bürger mit Showküche und Akrobaten, eine Veranstaltung für die Partei-Vereinigungen von den Senioren über die Arbeitnehmer bis zum Wirtschaftsflügel sowie Sitzungen der Zukunftskommissionen, die die CDU inhaltlich fit machen sollen für die nächsten Jahrzehnte. Von einer „eindrucksvollen Erfolgsgeschichte“ der CDU schreibt Merkel in ihrer Einladung zum Festakt, von „Aufbauleistung“, „Sozialer Marktwirtschaft“, „Aussöhnung mit unseren Nachbarländern“ und „Europäischer Einigung“. Tatsächlich aber stellt gerade die Euro-Rettungspolitik die Abbildung: Wörter: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH CDU derzeit auf eine schwere Probe. Und sie drohte zuletzt sogar die Kanzlerin und ihren Finanzminister Wolfgang Schäuble zu entzweien. Während Merkel sagte: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, beharrte Schäuble auf Einhaltung der Vereinbarungen zwischen Gläubigern und Athen. Um die Geschlossenheit in der UnionsFraktion steht es nicht besser. Von den 311 Abgeordneten stimmten schon im Februar 32 einer Verlängerung der Griechenland-Hilfen nicht zu. Über 100 hatten offenbar derartige Bauchschmerzen, dass sie ihr Votum mit einer persönlichen Erklärung begründeten. Der Wirtschaftsflügel hat sich längst gegen die Politik der Hilfspakete gestellt. „Seit Jahren eilen wir von Krisengipfel zu Krisengipfel. Und immer wieder heißt es, es sei kurz vor zwölf. So lässt sich das Problem nicht lösen, sondern nur verschleppen“, kritisiert Carsten Linnemann, Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU. Kein Schatten Einen Schatten auf den CDU-Feierlichkeiten sieht er deswegen aber nicht: „Das würde ich trennen. Hier geht es darum, eine Volkspartei zu feiern, nicht um die aktuelle Politik.“ Am kommen- den Freitag ist er selbst dabei, wenn die CDU-Vereinigungen mit Merkel anstoßen wollen. Ein klares Gründungsdatum der Partei gibt es übrigens nicht. Vielmehr entstanden im Sommer 1945 in vielen deutschen Städten unabhängig voneinander christlich-demokratisch orientierte Gruppen. Als einer der entscheidenden Momente gilt der Berliner Gründungsaufruf vom 26. Juni 1945 mit der Überschrift „Deutsches Volk!“. Darin ruft die Christlich-Demokratische Union Deutschlands „aus heißer Liebe zum deutschen Volk“ zur Sammlung der christlichen, demokratischen und sozialen Kräfte auf. Nahezu parallel wird mit den „Kölner Leitsätzen“ der „vorläufige Entwurf zu einem Programm veröffentlicht. Zentrale Bestandteile sind die Achtung der Menschenwürde, die Wiederherstellung des Rechtsstaates und die Absage an Gewalt und Krieg. Die Rede ist damals auch noch von einem „christlichen Sozialismus“. Anders als die heute 152 Jahre alte SPD konnten die christlichen Demokraten nicht einfach an alte Parteitraditionen anknüpfen. Feiert ab Montag den 70. Geburtstag der CDU: Kanzlerin Angela Merkel. Foto: stock/Zuma Press 461 WirtschaftsWoche vom 26.06.2015 Autor: Seite: Fischer, Malte/ Etzold, Marc/ Haerder, Max/ Schmitz, Nummer: Gregor Peter/ Tutt, Cordula/ Wettach, Silke 016 Auflage: Ressort: Gattung: Titel Zeitschrift Reichweite: 027 175.469 (gedruckt) 149.604 (verkauft) 158.321 (verbreitet) 0,87 (in Mio.) EURO Willkommen in einer anderen Währungsunion Das Drama um Griechenland enthält nicht nur die immer gleichen Akte, es offenbart auch den prekären Zustand der Währungsunion: Nur ein Politikwechsel rettet den Euro. Der europäische Betrieb hat schon eine ganze Reihe Politiker erlebt, die sich in der Kunst der politischen Alchemie versuchten: mit null Einsatz maximalen Gewinn zu erzielen. Da war etwa die Britin Margaret Thatcher, die vom gemeinsamen Wirtschaftsraum profitieren wollte und am liebsten keinen Beitrag gezahlt hätte. Oder der Deutsche Gerhard Schröder, der die Regeln des Stabilitätspaktes nicht einhalten wollte und dennoch eine starke Währung versprach. Niemand aber war bisher in der Kunst, aus dem Nichts einen hohen Gewinn für sich zu erzielen, so gut wie der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras. Als er zu Beginn des Jahres neu in Brüssel aufschlug, hatte er quasi keinen Einsatz zu bieten, so verheerend war die Lage seines Landes. In diesen Tagen aber ist er der Mann, nach dessen Agenda die Währungsunion handelt: Tsipras fordert ein Treffen der Regierungschefs zur Rettung seines Landes und es gibt das Treffen. Tsipras zweifelt an einer Einigung im Streit mit den Euro-Partnern - und Europas Börsen rauschen in den Keller. Tsipras sagt, er könne aus innenpolitischen Gründen keine Reformen anpacken - und der Reformdruck lässt nach. Er kam, zahlte nicht - und siegte dennoch. So stellt sich die Lage im Euro-Raum in diesen Tagen dar, da in Brüssel eifrig wie nie um die Rettung Griechenlands und damit auch des Euro gerungen wird. Und auch, wenn mal wieder eine Einigung zwischen der griechischen Regierung und ihren Gläubigern wahrscheinlich scheint: Mehr als eine Zwischenlösung wird die nicht sein. Alle Beteiligten wissen, dass Griechenland und seine maroden Banken sie noch über Jahre beschäftigen werden: Weil kaum jemand an Strukturreformen in Griechenland glaubt. Und weil es heute noch unwahrscheinlicher ist, dass sich die Wirtschaft in dem Land von allein erholt (siehe Hans-Werner Sinn, Seite 21). Der endlos scheinende Reigen von Krisengipfeln deckt auf, was Europas Politiker bisher mit ihrer Kaskade immer neuer Ultimaten zu überdecken versuchten: die Deformation der Währungsunion. Das Gerüst aus Regeln und Verträgen, das die Stütze der Union bildet, haben die Regierungen an den Rand der Abbruchreife geführt. Daran ändert alle in dieser Woche demonstrierte Kompromissbereitschaft nichts. Stattdessen bricht der Streit zwischen den Ländern um die Ordnung im gemeinsam bewohnten Haus erst richtig aus: Während die Länder des Nordens auf solide Staatsfinanzen und eine harte Währung pochen, setzen die Südländer auf einen weichen Euro und höhere Staatsausgaben. "Ohne einen Konsens der EuroLänder über die grundsätzliche Ausrichtung der Wirtschaftspolitik und die Rolle von Staat und Zentralbank hat die Währungsunion keine Zukunft", urteilt Stefan Kooths, Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Doch was ist zu tun? Soll die Währungsunion auf gemeinsame Institutionen mit mehr Entscheidungsmacht in Brüssel setzen? Oder soll sie die Souveränität der nationalen Regierungen und Parlamente stärken und diese wieder für ihr eigenes Tun haften lassen? Es ist eine Entscheidung, bei der es um mehr geht als nur den Euro: Driftet Europa in Richtung Zentralismus und Planwirtschaft, oder besinnt sich der Kontinent auf seine Stärken, die in der Koordina- tion durch freie Märkte und die föderale Struktur des Staatswesens bestehen? BERLINER WUT Wie offen dieser Konflikt nun ausbricht, zeigt ein Blick in die Reihen der Regierungsfraktionen im Bundestag. Natürlich, wie zu jedem für Griechenland brenzligen Zeitpunkt in den vergangenen fünf Jahren hat man sich auch dieses Mal dort wieder gewappnet. Sollte es eine Einigung unter den Euro-Regierungen geben, sollte auch das unberechenbare Athener Parlament einer solchen zustimmen, dann steht auch der Bundestag Anfang der Woche bereit. Das Wochenende wird also die Zeit der Telefonschalten der Partei- und Fraktionsspitzen, um den Beschluss des Bundestags mit aller Macht, Autorität und den passenden Sprachregelungen durchzudrücken. Politik unter maximalem Zeitdruck. Nicht nur deswegen wächst der Frust vor allem in der Unions-Fraktion. Schon bei der Abstimmung im Februar über eine Verlängerung des letzten Hilfspakets hatten sich 29 Konservative verweigert und 118 Parlamentarier von CDU und CSU zu Protokoll gegeben, ein drittes Hilfspaket verweigern zu wollen. Nur: Darum geht es offiziell noch nicht. Derzeit wird nur über die Verlängerung und Umwidmung des laufenden Hilfsprogramms verhandelt. Die Euro-Länder, die Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) halten den Rest der Kredite des verabschiedeten Hilfsprogramms zurück, Athens mangelnder Reformbereitschaft wegen: Die Summe beläuft sich auf rund 7,2 Milliarden Euro. Dazu kommen 10,9 Milliarden Euro, die ursprünglich der Rekapitalisierung der griechischen Banken dienen sollten. Eine große Mehrheit für einen möglichen Brüsseler Kompromiss gilt im Bundestag als sicher. Auch wenn zahlreiche Wirtschaftspolitiker der Union grummeln. So sagt der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU CSU (MIT), Carsten Linnemann: Statt weiterer Hilfspakete seien andere Herangehensweisen nötig. "Wir brauchen eine klare Insolvenzordnung für Staaten, die ihre Auflagen nicht erfüllen können oder wollen. Die Rettungsschirmstrategie führt nicht zum Erfolg." Und sein Kollege Christian von Stetten findet: "Ein Ausscheiden Griechenlands oder die Einführung einer Zweitwährung birgt natürlich auch Risiken, aber es würde deutlich machen, dass sich in Zukunft alle Euro-Staaten wieder an die vereinbarten Regeln halten müssen." FALSCHE RÜCKSICHTNAHME Dass die Konflikte so hochkochen würden, hätten sich die Gründer der Währungsunion nicht träumen lassen, als sie 1992 den Maastrichter Vertrag, die Geburtsurkunde für den Euro, unterzeichneten. Doch schon bei der Auswahl der Länder für ihren Währungsclub verstießen die Regierungen gegen die Regeln. Aus politischer Rücksichtnahme händigten sie auch solchen Regierungen die Mitgliedsurkunde aus, die Schulden und Defizite nicht in Schach hielten. In den folgenden Jahren setzten sich die Regelverstöße fort. Um Griechenland, Irland, Portugal und Spanien über Wasser zu halten und deren Kreditgeber, vornehmlich Banken, zu retten, pumpten die Regierungschefs der Euro-Länder Milliarden an Hilfsgeldern in die Krisenstaaten - ein eklatanter Verstoß gegen das in den EUVerträgen verankerte Beistandsverbot. Zudem kaufte die EZB die Anleihen dieser Länder und finanzierte so deren Haushalte mit der Notenpresse - ein klarer Verstoß gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Mit stoischer Regelmäßigkeit versorgt die EZB seit Wochen die griechischen Banken mit Hilfskrediten, mit denen diese wiederum die Bargeldnachfrage der Bürger und die Kapitalflucht ins Ausland finanzieren. Den Einwand von Kritikern, dass die griechischen Banken faktisch bankrott sind und die EZB ihnen daher gar keinen Notkredit mehr gewähren darf, wischen die Frankfurter Notenbanker nonchalant beiseite. Schließlich wollen sie nicht diejenigen sein, die den Stecker ziehen und den Griechen den Ausgang aus der Währungsunion weisen. An diesen Entwicklungen zeigt sich: Das Auftreten der seit Januar regierenden griechischen Links-rechts-Koalition um Tsipras mag mancher als dreist empfinden - aus ihrer Sicht aber ist die Taktik wirksam. Längst sind die Griechen in einer besseren Verhandlungsposition als die Gralshüter der ursprünglichen Euro-Idee. Nach Berechnungen von Thomas Mayer, Direktor des Flossbach von Storch Research Institutes, könnten die Griechen jederzeit aus dem Euro aussteigen, ohne ihn als Währung aufgeben zu müssen. Der Trick: Athen lagert die faulen Kredite der Banken sowie deren Verbindlichkeiten aus den Hilfskrediten der griechischen Notenbank in eine Bad Bank aus. Dann stellt Athen seinen Schuldendienst gegenüber den öffentlichen Gläubigern ein, tritt aus dem Euro aus und verwendet diesen weiter als Fremdwährung. Dass so etwas durchaus funktionieren kann, zeigt das Beispiel Montenegros. Der Kleinstaat hat seit 1999 keine eigene Währung mehr, stattdessen zirkuliert dort der Euro. Es wäre ein Grexit ohne Euro-Exit. Und Griechenland hätte gleich drei Vorteile: Das Land wäre entschuldet, seine Banken saniert, und die Bevölkerung behielte den Euro als Zahlungsmittel. "Die griechische Wirtschaft würde davon mit hoher Wahrscheinlichkeit profitieren", sagt Mayer. Hätte ein Grexit-ohne-Exit Erfolg, dürften andere Länder folgen. "Die fragile Konstruktion der Währungsunion würde komplett wegrutschen", prophezeit Mayer. Das wissen auch die Geberländer. Deshalb wollen sie die Griechen unter allen Bedingungen in der Währungsunion halten. Den Preis dafür hat Tsipras offen ausgerufen: ein Schuldenschnitt, weitere Hilfszahlungen und der faktische Verzicht auf harte Reformen. Europa ist also erpressbar. EIFRIGE REFORMER Soll die Währungsunion überleben, braucht sie daher ein neues Fundament. Am Montag legten EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EZBPräsident Mario Draghi, Euro-GruppenChef Jeroen Dijsselbloem und EU-Ratspräsident Donald Tusk ein 24-seitiges Reformpapier mit dem programmatischen Titel "Vervollständigung von Europas Wirtschafts- und Währungsunion" vor. Kern des Papiers: In mehreren Schritten sollen die Kompetenzen der nationalen Regierungen auf die Brüsseler Institutionen, allen voran auf die EU-Kommission, verlagert werden. Aus der föderal strukturierten Währungsunion soll so peu àpeu ein europäischer Zentralstaat mit gemeinsamer Haftung der Bürger für Schulden und Risiken von Banken und Staaten entstehen. Die Instrumente dafür sind eine gemeinsame Einlagensicherung der Banken und ein Euro-Schatzamt für "gemeinsame Entscheidungen über bestimmte Bereiche der nationalen Haushalte". Im Klartext: Die Verfügungsgewalt über die Staatssäckel wandert nach Brüssel. Zudem soll ein "neuer Konvergenzprozess füralle Mitgliedstaaten des EuroGebiets" die planwirtschaftliche Feinsteuerung perfektionieren. Ein Plan, dem viele Herzenseuropäer viel abgewinnen könnten. Aber eben auch ein Plan, der nur schwer in die Zeit passt. Denn überall in Europa gewinnen Euro-kritische Parteien an Zulauf, in manchen Ländern sitzen sie bereits in der Regierung. Für mehr Brüssel gibt es keine Mehrheiten. Ökonomen wie Daniel Gros vom Brüsseler Thinktank Centre for European Policy Studies (Ceps) sind skeptisch, ob souveräne Staaten überhaupt jemals Eingriffe in ihre nationale Politik akzeptieren werden. "Renitenten Kindern kann man Taschengeld geben und sie auffordern, damit draußen in der Welt zurechtzukommen", sagt Gros. "In Europa haben wir das südeuropäische Modell gewählt, wir haben unsere renitenten Kinder auch noch mit einem Auto ausgestattet und ihnen Geld fürs Kino gegeben." Mehr Aussicht auf Erfolg hat ein Weg, den die Ökonomen des Freiburger Centrums für Europäische Politik (CEP) empfehlen. Die CEP-Ökonomen haben eine Insolvenzordnung für Staaten entworfen. Die sieht vor, den Regierungen freie Hand bei der Gestaltung ihrer Finanz- und Wirtschaftspolitik zu geben, sie aber der disziplinierenden Wirkung des Marktes auszusetzen. "Soll die Euro-Zone überleben, müssen alle Euro-Staaten wieder selbst über Zeitpunkt, Art und Umfang von Reformen entscheiden können, ohne dass sie dadurch eine Krise in einem anderen Euro-Staat auslösen", sagt Matthias Kullas, Währungsexperte des CEP. Und das geht so: Erreicht der Schuldenstand eines Staates 90 Prozent der Wirtschaftsleistung, müssen die Gläubiger automatisch auf zehn Prozent ihrer Forderungen verzichten. Höher verschuldete Regierungen müssten nach einem Schuldenschnitt um zehn Prozent ihre Schuldenquote pro Jahr um einen Pro- zentpunkt senken, bis sie 90 Prozent erreicht. Gelingt ihr dies nicht, sind erneute Schuldenschnitte fällig. Die Regierungen müssten so die Folgen ihrer Politik selbst tragen. Denn die Gläubiger wissen, wann es brenzlig für sie wird: Je näher die Marke von 90 Prozent und damit der Schuldenschnitt rückt, desto höhere Zinsen werden sie von der Regierung fordern. Das setzt die Finanzminister unter Druck, den Staatshaushalt zu sanieren und wachstumssteigernde Reformen umzusetzen. Käme es dennoch zu einem Schuldenschnitt, fiele dieser vergleichsweise moderat aus. Panikattacken an den Finanzmärkten blieben aus. Die Staatsschulden würden schrumpfen - und mit ihnen der Druck auf die EZB, diese durch Niedrigzinsen und Inflation zu entwerten. Die Notenbanker könnten ihre expansiven Maßnahmen zurückfahren und sich auf ihre gesetzliche Aufgabe konzentrieren, die Preise stabil zu halten. Die perfekte Eigendynamik. Doch so schön das Modell klingt, so schwierig ist eine Umsetzung. Welches Interesse sollten vor allem die Südländer haben, einem solchen Plan zuzustimmen? Seit die EZB Staatsanleihen in großem Stil kauft, ist für sie der Druck des Marktes verschwunden. Warum sich diesem freiwillig wieder aussetzen? IfW-Ökonom Kooths fürchtet daher, dass gutes Zureden allein nichts bringt. "Um die Währungsunion wieder zu einer Stabilitätsgemeinschaft zu machen, müsste Deutschland drohen, aus dem Euro auszusteigen", urteilt Kooths. Eine realistische Alternative aber ist auch das nicht. Und deswegen ist der Euro-Raum im Jahre sechs der Währungskrise vor allem eins: eine Währungsgemeinschaft in der selbst gestellten Falle. 7,2 Milliarden Euro Hilfen für Athen stehen noch aus. 29 CDU CSUAbweichler gab es bei der letzten Hilfspaketverlängerung. 118 Unionsabgeordnete wollten eigentlich nicht noch mehr Kredite für Griechenland. CDU-Abgeordneter Linnemann "Ein Einzelfall" "Die Zukunft der Währungsunion wird nicht vom Verbleib Griechenlands im Euro bestimmt. Mittlerweile ist klar, dass Griechenland und seine tief greifenden Probleme ein Einzelfall in der Euro-Zone sind. Entscheidend ist daher, wie die übrigen Länder mit der Krise umgehen, insbesondere, ob sie den politischen Willen zu Reformen im eigenen Land und auf der Ebene der europäischen Institutionen haben. Nur dann kann sich die EZB wieder darauf konzentrieren, Preisstabilität im Euro-Raum zu gewährleisten." Elga Bartsch Chefökonomin Morgan Stanley "Nicht reparabel" Auf Dauer wird die Europäische Währungsunion zerfallen. Opportunistische Politiker haben inzwischen alle Sicherungsmechanismen abgeräumt: Defizit- und Schuldenstandgrenzen werden permanent verletzt, die EZB betreibt in großem Stil monetäre Staatsfinanzierung, Einzelstaaten drucken per ELA ihr eigenes Geld, und das Beistandsverbot wurde in sein Gegenteil verkehrt. Reparabel ist das alles nicht mehr. Stefan Homburg Professor Universität Hannover "Überwachung reicht nicht" "Um die Währungsunion wieder auf eine solide Basis zu stellen, müssen die Krisenländer den Konsolidierungs- und Reformprozess fortsetzen. Banken und Staaten müssen stärker entflochten werden. Eine Insolvenzordnung für Staaten muss eingeführt werden. Nur so kann es zu einer Disziplinierung der Schuldner durch Marktzinsen kommen. Die Überwachung durch die EU-Kommission reicht nicht aus, um nachhaltige Finanzen sicherzustellen." Volker Wieland Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen [email protected], marc etzold, max haerder |Berlin, gregor peter schmitz |Berlin, cordula tutt |Berlin, silke wettach |Brüssel ZITATE FAKTEN MEINUNGEN "Wir brauchen eine Insolvenz- ordnung für Staaten, die ihre Auflagen nicht erfüllen" EU: Welche Länder der Euro-Zone gegen die Haushaltsregeln verstoßen (FIN / GEL / Grafik) Abbildung: Abbildung: Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH Erobert Die Europäische Zentralbank in Frankfurt ist spürbar von den Südländern geprägt . Alte Zeiten, gute Zeiten Portugals Premierminister Cavaco Silva (v. l.), Hollands Regierungschef Ruud Lubbers, der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Kommissionspräsident Jacques Delors nach der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrags 1992 . 2197 Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH 2015: Alle Rechte vorbehalten. Die Reproduktion oder Modifikation ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH ist untersagt. All rights reserved. Reproduction or modification in whole or in part without express written permission is prohibited. Rheinische Post Düsseldorf-Mitte/West vom 23.06.2015 Autor: Seite: Seitentitel: Von Antje höning und Birgit Marschall 7 bis 7 Wirtschaft Gattung: Jahrgang: Auflage: Ausgabe: Hauptausgabe Reichweite: Tageszeitung 2015 33.143 (gedruckt) 31.381 (verkauft) 32.608 (verbreitet) 0,08 (in Mio.) Geldgeber: Athens Vorschläge reichen nicht Die neue Reformliste kam zu spät, der Marathon geht weiter. Die EZB sichert Griechenland weiteren Schutz zu. Brüssel Schon in der Nacht zu gestern griff Martin Selmayr, der deutsche Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, zum Smartphone und twitterte: „Neue griechische Vorschläge erhalten. Eine gute Basis für den Euro-Gipfel. Auf deutsch: Eine Zangengeburt.“ Als die Börsen öffneten, reagierten die Anleger begeistert. Der Index für Bankaktien in Athen schoss um 22 Prozent in die Höhe, der Dax um mehr als drei Prozent. Ganz anders reagierte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: „Es müssen nicht von irgendwelchen nicht-autorisierten Persönlichkeiten irgendwelche Erwartungen geschürt werden, sondern es muss eine seriöse Prüfung (der Reformvorschläge) geben“, kanzelte er die voreiligen Hurra-Rufer ab. Zu Recht. Wieder einmal hatten die Griechen ihre konkrete Reformliste verspätet eingereicht. Geldgeber wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Euro-Finanzminister konnten die Pläne nicht hinreichend prüfen. Dennoch ließen die USA ausrichten, man sei zuversichtlich, dass alle Parteien Fortschritte erzielen können. Eine Bewertung der Athener Vorschläge. Rente Die griechische Regierung hat sich in buchstäblich letzter Minute zu begrenzten Reformschritten im Rentensystem bereiterklärt. Sie will Frühverrentungen abschaffen, allerdings erst ab dem 1. Januar 2016. Die Eurogruppe hatte die Abschaffung schon ab sofort, zum 1. Juli 2015, gefordert. Derzeit gehen in Griechenland Männer im Durchschnitt mit 63 Jahren in Rente, Frauen mit 59. Im Vergleich zu anderen Euro-Staaten müssen Ältere nur eine geringe Beitragszeit nachweisen, um einen Rentenanspruch zu haben. So müssen Frauen mit Kindern nur 25 Beitragsjahre vorweisen, um in Rente gehen zu können. Tsipras will zudem hohe Renten kürzen und das Rentensystem mit elf Kassen vereinfachen. Die Vorschläge gehen in die richtige Richtung, sollen die Ausgaben der Rentenkassen aber insgesamt nur um 200 Millionen Euro pro Jahr senken. Die Eurogruppe fordert einen Betrag von mindestens 500 Millionen Euro im Jahr. Griechenland gibt 16,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Renten aus – und liegt damit im EUVergleich auf Platz eins. Mehrwertsteuer Bei der Mehrwertsteuer rückt Athen von seiner bisherigen Forderung ab, den Basissatz von 23 auf 18 Prozent zu senken. Der Satz für Grundnahrungsmittel wie Reis und Nudeln soll sogar von 13 auf 23 Prozent erhöht, der Satz im Hotelgewerbe von 6,5 auf 13 Prozent verdoppelt werden. Die Eurogruppe hatte eine Anhebung auf 23 Prozent gefordert, was aber dem wichtigsten griechischen Wirtschaftszweig, dem Tourismus, schaden würde. Energie und Grundnahrungsmittel sollen weiter mit 13 Prozent und Bücher mit sechs Prozent besteuert werden. Dieser reduzierte Satz soll laut den neuen griechischen Vorschlägen künftig auch für Medikamente gelten, bisher werden sie mit 13 Prozent besteuert. Einkommensteuer Neu eingeführt werden soll eine Sondersteuer auf Einkommen ab 30 000 Euro brutto jährlich, die stufenweise von ein bis sieben Prozent steigen könnte. 30 000 Euro jährlich entspricht in Griechenland einem mittleren Einkommen. Unternehmen, die 2014 mehr als 500 000 Euro Gewinn hatten, sollen bis zu sieben Prozent Sondergewinnsteuer zahlen. Immobiliensteuer Athen willigt ein, diese in Griechenland höchst umstrittene Steuer nicht abzuschaffen. Damit verabschiedet sich Tsipras von einem zentralen Wahlversprechen. Auch Besitzer von Jachten, Luxusautos und Schwimmbädern sollen mehr Steuern zahlen. Doch Kritikern ist das zu wenig. „Ich vermisse Vorschläge aus Griechenland, wie sie ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern wollen“, sagte der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann. „Die Effizienz der Verwaltung in Griechenland liegt laut Weltbank hinter der von Bangladesh.“ Ohne Europäische Zentralbank wäre Athen wohl schon am Ende. Gestern erhöhte die EZB erneut den Topf der Notkredite. Ohne EZB wäre wohl schon mancher griechischen Bank das Geld ausgegangen, zumal diese ihrerseits mit kurzfristigen Krediten (T-Bills) den griechischen Staat finanzieren. EZBPräsident Mario Draghi versicherte nach den Worten eines griechischen Regierungsvertreters dem griechischen Premier, das griechische Bankensystem sei geschützt, solange sich das Land ans Hilfsprogramm halte. Griechenland Wie es weiter geht im Schuldenstreit Im Laufe der Woche EurogruppenChef Jeroen Dijsselbloem hat ein weiteres Treffen der Eurogruppe in dieser Woche angekündigt, um die Vorschläge aus Athen zu bewerten. Erst wenn die Institutionen EZB, IWF und EU-Kommission die Reformpläne gutheißen, wollen die Regierungschefs der Euro-Staaten über sie entscheiden. Donnerstag, 25. Juni Regulärer, zweitägiger EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Im Idealfall können die Regierungschefs dann über eine Verlängerung des Hilfsprogramms entscheiden. Ebenso ist ein Nachsitzen am Wochenende denkbar. Dienstag, 30. Juni Ohne Einigung endet das Hilfsprogramm. Griechenland könnte seinen Zahlungen nicht mehr nachkommen. Unter anderem muss das Land die gestundeten Zahlungen an den Währungsfonds überweisen. Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH 691 (c) Rheinische Post Neue Westfälische vom 24.06.2015 Seite: 3 Ausgabe: Ressort: Rubrik: Politik 101-BI-MW Gattung: Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt, Hauptausgabe Tageszeitung Griechen-Rettung entzweit CDU Elmar Brok und Wolfgang Bosbach streiten sich vor laufender Kamera / Auch in Athen rumort es Während Bundeskanzlerin Merkel in Brüssel um die Zukunft des EuroRaumes ringt, ist in ihrer Partei der Streit um eine mögliche weitere Hilfe für Griechenland im vollen Gange. Die CDU steht vielleicht vor einer großen Zerreißprobe. VON LOTHAR SCHMALEN Brüssel/Bielefeld. „Streit? Welcher Streit?“ Elmar Brok (69), aus Bielefeld stammender CDU-Europapolitiker, versteht nicht so recht. Was die Zuschauer der TV-Talkshow „Hart, aber fair“ zum Thema EU und Griechenland als heftiges Wortgefecht zwischen den CDULeuten Wolfgang Bosbach (63) und eben Brok wahrnahmen, war für den Bielefelder der Austausch einer „ganz normalen“ Meinungsverschiedenheit. Dabei hatten sich die Duzfreunde ganz schön angegiftet. Als es um die Frage ging, ob Europa seit der Öffnung der Grenzen unsicherer geworden sei, warfen sie sich gegenseitig vor, bei der Diskussion in die „unterste Schublade“ gegriffen zu haben. Auch wenn Brok es hinterher im Gespräch mit dieser Zeitung als normale Debatte mit wenig Neuigkeitswert herunterspielen wollte – der Streit zeigt die beiden Positionen, die in der CDU zurzeit miteinander ringen, deutlich: Hier Brok, der Europa-Befürworter, der wie Kanzlerin Merkel an einer Einigung mit Griechenland interessiert ist („wenn die Griechen die Bedingungen erfüllen“), dort Bosbach, Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses und Wörter: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH 565 Euro-Skeptiker. Glasklar kündigte Bosbach an, dass er einem weiteren Hilfspaket für Griechenland nicht zustimmen werde. Brok wundert sich über solche Aussagen. Es gehe gar nicht um ein neues Hilfspaket, sondern um die Auszahlung der letzten Rate eines bereits beschlossenen Pakets. „Wir ringen jetzt darum, dass die griechische Regierung ihre Zusagen einhält – nur dann kann die letzte Rate ausgezahlt werden.“ Dass es in der CDU Meinungsverschiedenheiten über die Krisenpolitik der EU gebe, sei klar. Er vertrete die Meinung, die von der übergroßen Mehrheit der Union mitgetragen werde. „In Brüssel geht es um das Schicksal der Euro-Gemeinschaft und der EU, und ihr schreibt über den kleinen Brok und den kleinen Bosbach“, versucht der EuropaAbgeordnete die Debatte vom Tisch zu wischen. Doch der Streit in der Union ist längst im Gange. Auch der Paderborner CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Linnemann (37), Bundesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung in der CDU, hat Position bezogen. Die mögliche Einigung stößt bei ihm schon auf scharfe Ablehnung, bevor sie überhaupt erzielt ist. „Seit Jahren eilen wir von Krisengipfel zu Krisengipfel. Und immer wieder heißt es, es sei kurz vor zwölf. So lässt sich das Problem nicht lösen, sondern nur verschleppen“, sagte Linnemann. Werde nun ein Kompromiss auf Grundlage der vorliegenden Angebote Athens beschlossen, sei schon jetzt klar: „In einem halben Jahr treffen wir uns wieder.“ Linnemann und die MIT gehören schon lange zu den Kritikern der Euro-Rettungs-Strategie von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Stimmung in der Unionsfraktion mit Blick auf ein mögliches GriechenlandVotum im Bundestag sieht Linnemann skeptisch. „Keiner macht es sich einfach, auch den Jasagern in der Fraktion fällt es zunehmend schwerer. Die Kritiker werden mehr“, sagte er. Vor der Zerreißprobe steht auch die griechische Regierung. Der sich abzeichnende Kompromiss mit den Gläubigern werde es schwerhaben, eine eigene Mehrheit in der Regierung zu finden, warnte Vize-Parlamentspräsident Alexis Mitropoulos, einer der prominentesten Funktionäre der Regierungspartei Syriza. Die von Syriza und den rechtspopulistischen „Unabhängigen Griechen“ gebildete Koalition stellt im Parlament 162 der 300 Abgeordneten – mehr als elf Abweichler kann Tsipras sich also nicht leisten. Und der linke Flügel von Syriza rebelliert. Der aus Kreta stammende Abgeordnete Giannis Michelogiannakis bezeichnete die neuen Vorschläge der eigenen Regierung als „verbrecherische Maßnahmen, die keiner billigen wird“. Allerdings will die bürgerliche Opposition Griechenland im Euro halten und wird wohl für Kompromisse stimmen. Südkurier Singen vom 29.06.2015 Seite: 16 Auflage: Ressort: Gattung: Lokales Tageszeitung Reichweite: 17.252 (gedruckt) 17.326 (verkauft) 17.541 (verbreitet) 0,05 (in Mio.) Eine lautstarke Kämpferin für das Handwerk Wie die streitbare Unternehmerin Ruth Baumann in Singen gegen Bürokratie & Co. zu Felde zieht VON JÖRG BRAUN. Singen - Mit einem beherzten Vortrag rund um das deutsche Handwerk und seine zahlreichen Gegenspieler begeisterte die Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU Südbaden, Ruth Baumann, mehr als 50 Besucher eines Gesprächsabends in Singen. Dieser fand auf Einladung der beiden CDU-Abgeordneten Andreas Jung und Wolfgang Reuther bei der Fensterbaufirma Lauber im Gewerbegebiet Tiefenreuthe statt. Dort hat Lauber seinen neuen Standort, den die Gäste höchst beeindruckt besichtigten und interessiert lauschten, wie sich das mittelständische Unternehmen mit seinen 50 Mitarbeitern und einem Brüderpaar als Geschäftsführung im Markt für Abbildung: Wörter: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH hochwertige Holzfenster behauptet. Ruth Baumann hatte ein Heimspiel in Singen. Vor allem viele Unternehmerfrauen waren zum Gesprächsabend gekommen. Sie alle kennen die Sorgen und Ärgernisse nur zu gut, die Ruth Baumann trefflich aufspießte. Wer als Chefin in einem kleinen und mittleren Handwerksbetrieb wirke, habe kaum Freizeit und müsse sich ständig um Bürokratie-Aufgaben kümmern. Der gesunde Menschenverstand komme eindeutig zu kurz, polterte die Frau aus der Baubranche. Beispiel: beheizbare Baustellen-Toiletten, wie sie jüngst von der Politik gefordert wurden. "Wenn es bei uns so kalt ist, dass unseren Mitarbeitern der Hintern an die Brille friert, dann Ruth Baumann. BILD: SABINE TESCHE 274 schicken wir sie heim und machen Schlechtwetter, fertig!", erklärte sie. Man dürfe "bei all' dem Schwachsinn" nicht die Realität aus den Augen verlieren. Das Handwerk "verkauft sich unter Wert, das muss doch nicht sein", machte die Rednerin ihren Zuhörerinnen Mut. Zu den zahlreichen Kontrollen und Dokumentationen meinte sie: "Wir brauchen nicht nur Leut, die alles beurteilen. Wir brauchen auch Mitarbeiter, die noch was schaffen!" Bildergalerie im Internet: www.suedkurier.de/bilder Thüringische Landeszeitung vom 26.06.2015 Autor: Seite: Ressort: Fabian Klaus 15 Lokales Ausgabe: Gattung: Auflage: Rubrik: Eichsfeld Reichweite: Eichsfelder Tageblatt Tageszeitung 85.535 (gedruckt) 77.662 (verkauft) 81.671 (verbreitet) 0,25 (in Mio.) Zoll wirbt bei Unternehmern im Eichsfeld für seine Arbeit Mittelstandsvereinigung der Union und Kreishandwerkerschaft organisierten Infoabend zum Mindestlohn Von Fabian Klaus Leinefelde-Worbis. Seit sechs Monaten gibt es in Deutschland den Mindestlohn. Genau so lange runzeln Unternehmer teilweise erbost oder besorgt die Stirn über das Gesetz von Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles (SPD) die Stirn. Wann muss ich aufzeichnen? Wie kontrolliere ich, ob mein Subunternehmer auch den Mindestlohn bezahlt? Wann muss ein Praktikant den Mindestlohn beziehen? Bin ich die Ausnahme oder doch die Regel? Fragen über Fragen gibt es zum Milog, dem Mindestlohngesetz, nach wie vor. Dass das Thema den Eichsfelder Firmenchefs unter Nägeln brennt, haben sie am Mittwochabend in Leinefelde gezeigt. Die Mittelstandsvereinigung der CDU, die Kreishandwerkerschaft und der Eichsfelder Bundestagsabgeordnete Manfred Grund (CDU) hatten in den Saal der Kreishandwerkerschaft eingeladen über das Mindestlohngesetz und die Kontrollen seiner Einhaltung zu informieren, war das Ziel. Angereist, um genau darüber mit den Unternehmern zu sprechen, waren die Leiterin des für das Eichsfeld zuständigen Erfurter Hauptzollamtes, Gerda Koszinowski, der Sachgebietsleiter für die Prüfung Mindestlohn in dem Amt, Bernhard Pohlmann, und vom Bundesarbeitsministerium Mathias Scholz. Dass der Saal der Kreishandwerkerschaft, in dem sonst etwa die schriftlichen Abschlussprüfungen geschrieben werden, bis zum letzten Platz (und darüber hinaus) gefüllt war, spricht bereits für das rege Interesse an der Veranstaltung. Es ist offenbar ein Thema, dass euch nicht nur interessiert, es brennt unter den Nägeln , kommentierte Manfred Grund als einer der Gastgeber die große Resonanz mehr als 100 Firmenchefs aus der Region, auch aus dem Landkreis Nordhausen, kamen. Und sie hatten viele Fragen mitgebracht. Wie wird das Ehrenamt bewertet und kontrolliert? Dürfen die im Milog vorgesehenen und vom Mindestlohn nicht betroffenen Praktika auch nacheinander erfolgen? Wie ist das im Gastgewerbe, wenn kurzfristig Bedienungsersatz wegen Krankheit gebraucht wird? Wie kontrolliere ich, ob der Subunternehmer Mindestlohn bezahlt und wann ist diese Pflicht erfüllt? Wie wird eigentlich bewertet?, Fragen, auf die Bernhard Pohlmann und Mathias Scholz in aller Regel antworten konnten. Mancher Unternehmer aber wollte sich aber einfach nur darüber ereifern, dass es den Mindestlohn überhaupt gibt und darstellen, welche Folgen er für die Betriebe hat. So entwickelte sich eine illustre Fragerunde, an deren Anfang aber der Vortrag des Sachgebietsleiters Bernhard Pohlmann stand. Der wollte vor allem mit Vorurteilen aufräumen, die über die Kontrolleure existieren. Das schaffte er durchaus unterhaltsam. Ein Beispiel: Wir haben bereits sehr viele Pizzerien kontrolliert. Aber es ist noch keine Pizza wegen uns angebrannt. Was er damit zum Ausdruck bringen will? Wir nehmen natürlich bei den Kontrollen Rücksicht auf den Arbeitsablauf. Außerdem kämen die Zollbeamten nicht als Überfallkommando , was ebenfalls immer wieder als Vorurteil kursiere. Allerdings findet die Prüfung durch die Zollbeamten ohne Vorabinformation statt. Wenn aber Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, dann brechen wir die Prüfung ab und die Unternehmer werden über ihre Rechten und Pflichten belehrt. Für die Einsicht in die notwendigen Unterlagen würden dann Termine vereinbart. Und Pohlmann versuchte bei seinem Vortrag auch, denn Firmenchefs die Sorge davor zu nehmen, dass die Aufzeichnungspflicht im Übermaß erfüllt werden müsse. Die Kontrolleure wollten im Ernstfall ausschließlich die Uhrzeiten wissen, zu denen der Mitar- beiter mit dem Dienst begonnen und ihn beendet habe und die tatsächlichen Arbeitsstunden. Wie lange eine Pause sei und warum sie möglicherweise einmal mehrere Stunden betragen habe, das interessiert uns dabei nicht , schilderte Pohlmann. Und die Firmenchefs sollten auch keine Angst davor haben, dass sich die Zollbeamten darüber beschweren würden, wenn eine Stundenabrechnung nicht besonders sauber und akkurat sei. Ein Abrechnungszettel, der lebt, der ist mir viel lieber , sagte Pohlmann. Und weiter: Wenn Sie es schaffen, diesen zu lesen, dann schaffen wir das auch. Pohlmann bestimmte den großen Teil des Abends als der Fachidiot für den Mindestlohn , wie er sich selbst den anwesenden Unternehmern vorstellte. Er machte aber auch mehrfach deutlich, dass der Zoll die Pflicht zur Kontrolle habe. Inhaltlich ließ er sich auf keine Diskussion zum Milog ein, was auch nicht das Ziel des Abends war. Einige Zahlen hatten die Beamten vom Erfurter Zollamt ebenfalls mit Eichsfeld gebracht, an denen deutlich wurde, dass es kaum Verfahren gegen Firmen der Region gibt. Neben Milog prüft der Zoll auch die Einhaltung des Arbeitnehmerentsende- und des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes; genauso, wie die Meldepflichten zur Sozialversicherung, die Beschäftigung ausländischer Mitarbeiter zu ungünstigeren Bedingungen als vergleichbare inländische Arbeitnehmer oder die steuerlichen Pflichten. Die Quote von Verfahrenseinleitungen nach der Überprüfung ist überschaubar , sagte Pohlmann. In 95 Prozent aller Überprüfungen würden sich keine Anhaltspunkte für Verstöße gegen geltendes Recht ergeben. Mit 180 Mitarbeitern gehört das Erfurter Zollamt zu den größten der Bundesrepublik. In Nordhausen, von hier aus wird auch der Landkreis Eichsfeld mit betreut, sind 27 Mitarbei- ter tätig. Wörter: Urheberinformation: © 2015 PMG Presse-Monitor GmbH 749 Zeitungsgruppe Thüringen GmbH & Co.KG
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