NUZ, 11.8.2015

Dienstag, 11. August 2015 / Nr. 183
Uri
Zentralschweiz
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19
BOTE DER URSCHWEIZ
«Dieses Jahr wird es bekömmlicher»
ALTDORF Das Festival Alpentöne ist zu einer
namhaften kulturellen Veranstaltung geworden.
Festivalleiter Hansjörg Felber über Konkurrenz,
Geld und Publikumserwartungen.
INTERVIEW FLORIAN ARNOLD
[email protected]
Kommendes Wochenende dreht sich
in Altdorf alles um die «Alpentöne». Das
Festival, das alle zwei Jahre im Urner
Hauptort stattfindet, hat sich zu einem
beliebten Treffpunkt für Musiker aus
dem ganzen Alpenraum entwickelt.
Hansjörg Felber trägt bei «Alpentöne»
die Hauptverantwortung – und dies seit
1999, als das Festival zum ersten Mal
durchgeführt wurde.
Hansjörg Felber, sind Sie ein Provokateur?
Felber: Nein, ich glaube nicht.
Aber das Festival Alpentöne vermag
zu provozieren.
Felber: Ich kann verstehen, dass man den
Zugang zu einem Teil der Musik nicht
findet. «Alpentöne» deckt eben ein sehr
breites Spektrum ab, inhaltlich und musikalisch. Und darunter gibt es auch sehr
sperrige Sachen. Es geht aber nicht ums
Provozieren, sondern darum, auch ungewohnte Umgänge mit dem Thema
Alpen aufzuzeigen. Die Erfahrung zeigt:
Wer sich darauf einlässt, wird überrascht.
Beim letzten Festival gingen wir an die
Grenze. Dieses Jahr
wird es wieder bekömmlicher.
Vor zwei Jahren trat etwa Stiller Has
auf, der die breite Masse begeisterte.
Und für die elitäre Schicht gab es
dann noch das Experimentelle.
Felber: Elitär ist ein unschönes Wort in
diesem Zusammenhang. Aber die etwas
experimentellen Konzerte sind für Leute
gedacht, die sich vertieft mit der Musik
auseinandersetzen, die ein profundes
Musikwissen sowie Erfahrungen mitbringen und sich vielleicht mit einer speziellen Richtung auskennen. Andererseits will
man auch jenen etwas bieten, die Musik
einfach geniessen wollen.
Dann wäre es Ihnen lieber, wenn es
das Volksmusikfestival nicht gäbe?
Felber: Das kann ich so nicht sagen. Das
Volksmusikfestival hat seinen Reiz, da es
das ganze Dorf zu einer Musikbühne
macht und auch zum Mitmachen animiert. «Alpentöne» unterscheidet die Einzigartigkeit. Wir sind ein Programmfestival mit einer inhaltlichen Ausrichtung,
aber mit einer unwahrscheinlichen Breite und Tiefe. Etwas Vergleichbares gibt es
in dieser Gegend nicht.
Das Publikum hat grosse Erwartungen
an das Festival. Wie gehen Sie damit
um?
Felber: Es ist eine Herausforderung. 1999
haben wir einen Überraschungscoup gelandet, weil wir originell und aussergewöhnlich waren. Das zu halten, ist nicht
einfach. Wir wollen nach wie vor Neues,
Überraschendes, hohe Qualität und immer wieder andere Facetten zeigen. Die
Reaktionen beweisen, dass dies bisher
gelungen ist.
In einer Woche ist es so weit. Worauf
freuen Sie sich am meisten?
Felber: Ich freue mich auf den Moment,
wo es losgeht. Nach fast zwei Jahren, in
denen man am Vorbereiten ist, freut man
sich, wenn endlich der erste Ton erklingt.
Das ist jedes Mal ein spezielles, emotionales Erlebnis.
Auf welche Darbietung sind Sie besonders gespannt?
Felber: Auf Christian Zehnder mit seinem
Obertongesang. Er tauscht sich auf der
Bühne mit kongolesischen Pygmäen aus.
Daneben möchte ich auf keinen Fall die
Wiener Ziehharmoniker und Erika Stucky
mit dem «Blechhaufn» verpassen. Das
wird ein lustiges Konzert. Daneben wird
sicher auch die Klanginstallation im Sacklager interessant. Ich werde ohnehin versuchen, in jedes Konzert hineinzuhören.
Wie gelingt das in diesem Jahr?
Felber: Vieles kommt aus Österreich,
junge Künstler sind dabei, auffallend viele Frauen und Neue Volksmusik. Das sind
vier Auffälligkeiten der diesjährigen Ausgabe.
Aber es gibt auch Beiträge aus Helsinki und Irland. Was hat das mit den
Alpen zu tun?
Felber: Wir gehen erstmals mit der Hochschule Luzern – Musik eine Kooperation
ein. Diese Woche wird in Altdorf eine Art
Trainingslager mit Volksmusikern aus
Irland, Finnland und
der Schweiz durchgeführt. Dabei wird nach
Unterschieden, aber
«Wir wollen Neues,
auch nach GemeinÜberraschendes,
samkeiten gesucht.
hohe Qualität und
Das Publikum wird
immer wieder andere die Möglichkeit erhalten, diese zu hören.
Facetten zeigen.»
«Man darf gar
nicht alles gut finden», sagten Sie
einmal. Wie ist das
zu verstehen?
Felber: Wenn das Publikum alles gut findet, ist man im Mainstream. Und das heisst, dass vieles vielleicht etwas belanglos, ohne Ecken und
Kanten daherkommt. Und dabei werden
die speziellen Aspekte nicht herausgeschält. «Alpentöne» will aber genau das
Gegenteil. Es gibt Dinge, die nicht schön
und gefällig sind, dafür aber interessant.
Wenn wir auf Konzerte heftige Reaktionen
haben, wissen wir, dass wir bei einigen
etwas bewirkt haben.
dreimal das Volksmusikfestival in Altdorf statt. Was halten Sie davon?
Felber: Das ist ein nicht allzu einfaches
Thema. Das Haus der Volksmusik, das
sich als Kompetenzzentrum der Lehre
und Forschung der Volksmusik verschrieben hat, ist auch aus unserem Festival
heraus entstanden. Später kam dann die
Idee auf, selber ein grosses Festival zu
machen. Dabei gab es Schnittmengen von
Gebieten, die auch wir beackern.
«Alpentöne» ist nicht
das einzige Festival in
der Region. Wie denken Sie über die
Konkurrenz?
Felber: Wir haben ein gutes Verhältnis,
man kennt einander, und wir stehen ab
und zu in Kontakt. Das ist auch wichtig,
da wir feststellen, dass etwa die «Stanser
Musiktage» begonnen haben, teilweise
Ähnliches wie wir zu machen. Konzeptionell unterscheiden wir uns aber stark.
Ausserdem glaube ich nicht, dass das
«Alpentöne»-Leiter Hansjörg Felber: «Etwas
Vergleichbares gibt es in dieser Gegend nicht.»
Bild Eveline Beerkircher
Publikum die Festivals gegeneinander
ausspielt. Wenn jemand schon am «Obwald» war, heisst das nicht, dass er deswegen nicht an «Alpentöne» kommt.
Aber der Sponsor entscheidet sich
vielleicht nur für ein Festival.
Felber: Das ist ein allgemeines Problem
von Kulturveranstaltungen, auch in Uri.
Wir haben ein grosses, qualitativ gutes
Kulturangebot. Der Wirtschaftsraum ist
nicht gross und für nationale Sponsoren
nicht der interessanteste.
Steht «Alpentöne» finanziell also
schlecht da?
Felber: Im Unternehmenssponsoring
mussten wir einen Rückgang verzeichnen.
Der Kuchen an Geld wird eher kleiner,
während es immer mehr Veranstaltungen
gibt. Kommt hinzu, dass Sponsoren immer mehr auch eigene Veranstaltungen
organisieren und folglich weniger Geld
zur Verfügung haben, um Externes mitzufinanzieren. Als regelmässige Veranstaltungen ziehen wahrscheinlich die
Tellspiele, das Volksmusikfestival und
«Alpentöne» die meisten Mittel ab. Daneben gibt es aber auch immer wieder
grosse Einzelprojekte.
Alternierend zu «Alpentöne» fand
Was bereitet Ihnen Sorge?
Felber: Dass etwas passiert, das man nicht
kontrollieren kann, etwa wenn ein Föhnsturm ein Zelt wegreissen oder ein Brand
ausbrechen würde. Gegen so etwas ist
man machtlos. Alles andere ist gut organisiert.
Sie werden das Festival nicht ewig
leiten. Ist die diesjährige Ausgabe Ihre
letzte?
Felber: Das ist noch nicht klar. Ich schliesse es nicht aus. Wir sind daran, die bestehenden Strukturen, aber auch Stellung
und Inhalt des Festivals generell zu überprüfen. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen.
Zum Schluss ein kleiner Werbespot:
Warum sollte man zum «Alpentöne»
kommen?
Felber: Weil es kaum ein Festival gibt, das
eine derartige Vielfalt von Stilen und
Interpreten auf einem hohen Niveau anbietet.
Atemberaubende Saltos: Freestyler planen Mega-Event
ALTDORF «Mooveuri» soll ein
Spektakel werden: Dazu wird
im «Winkel» extra eine grosse
Sprungschanze mit Schnee
aufgestellt.
Der «Winkel» in Altdorf soll in diesem
Herbst zum Mekka der Zentralschweizer
Freestyler-Szene werden. Mehr als 2000
Personen werden erwartet. Denn am
Wochenende vom 9. und 10. Oktober
findet in Altdorf zum ersten Mal der
Event «Mooveuri» statt. Freeski-Fahrer
und Snowboarder aus der ganzen
Schweiz zeigen dabei ihr Können. Dazu
wird auf dem «Winkel»-Platz extra eine
grosse Sprungschanze mit Kunstschnee
aufgestellt.
man sich mit dem entsprechenden Formular auf der Website der Veranstalter.
Die grosse Party steigt aber am Samstag. Am Nachmittag finden die Qualifikationsläufe der Snowboarder und
Freeski-Fahrer statt. Die besten Fahrer
treten dann am Abend gegeneinander
an. Eine Jury bewertet die höchsten
Sprünge und verrücktesten Saltos.
Zudem wird auch musikalisch viel
geboten. Insgesamt treten am Samstagabend fünf namhafte Bands im «Winkel»
auf – und zwar Jalta Club aus Paris, der
Basler Ivo, So Wasted, Pflegeleicht sowie
der Ex-Mister Schweiz Jan Bühlmann
alias Jan Oliver.
Hinter dem Anlass steckt der Verein
Filmhouse – eine Gruppierung von jungen Seedorfern, die in der Vergangenheit
auch schon grössere Partys in Altdorf
organisiert hat und deren Mitglieder
zum Teil selber in der Freestyle-Szene
aktiv sind. «Der Event soll ein richtiges
Spektakel werden», sagt OK-Sprecher
Marcel Greimel. «Wir wollen nichts
Halbpatziges machen.»
Bekannte Bands machen Stimmung
Los geht es bereits am Freitagabend,
9. Oktober, mit dem Warm-up. Dabei
werden die Fahrer die ersten Sprünge
auf der «Winkel»-Schanze zeigen.
Gleichzeitig findet ein Band-Contest
statt. Junge Musiker erhalten dabei die
Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu
machen. Die Contest-Sieger erhalten ein
Preisgeld und dürfen am Samstag nochmals auf die Bühne. Anmelden kann
ELIAS BRICKER
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Snowboarden bereits im Oktober: In Altdorf
werden Freestyler ihre coolsten Tricks zeigen.
Keystone
HINWEIS
Mehr Infos zum Anlass gibt es im Internet unter
www.moovefestival.ch.