BRITII NG. Georg * 27. 2. J89J Regensburg. t 27· 4·1964 München Der Sohn eines städtischen Beamten stu die rte in München ein Jahr lang Na- tionalökonomie. meldete sich dann aber 1914 freiwillig zum Krieg. Erste Gedichte und Erzählungen erschienen in Armeezeitungen . Zweimal verletzt und mit mehreren Auszeichn ungen dekoriert , kehrt e Britting 1918 nach Regensburg zurück. Hier schrie b er zunächst Theaterkritiken für die Doncu-Post, verriß mit provokanter Verve Stücke und Schaus pieler. gab zusammen mit [osef Achmann die expressionistische Zeitschrift Die Sichel heraus und erwarbsich im provinziellen Regen sburg den Ruf eines anarchistischen Bürgerschrecks. '922 zog Britting nach München , wo aus dem revolutionären Spätexpressionisten nach un d nach ein ane rkannter Lan dichter wurde. [930 veröffentlichte er im Dresdner Verlag gang less seine erste Lyriksammlung Gedichte. die als Werk eines w.. . Ultrlitwrin Nazi-Deutschland »fei ne n ldyllikers« po sit iv aufgenommen d ' ' wur e (s. Gedichte 10 19 - 193° . S' 6 14) , Be l jess erschien Zu r gleichen Z it di . RascI1k e un d Artur Kuhne rt gegrü ndete Zeits heu' l' cD ie von 1artm ' in der i . c n t t te KoIon ne. In er Jun ge Autoren wie - , Günter Eich. - , Hor t La od er - , Oda Sch äfer Beispiele einer als u n poli tisch vers ta d nge isch en Lynik< pu blitzierten, mit der fortan auch B n itenen -na tu rmagisc ' .. d n hng assoz uert wur e. In den folgenden jahren wuchs Brittings Renommee. Die G _ dic~te und Erzählungen, über se ine Heimatstadt Regensburg (D~ kieme Welt am Strom. Munchen 19 33) br achten es auf eine Gesamtauflage von 5°000 Exemplaren und fanden sich in zahlreichen Sch ulbü ch ern des -Dritt en Reichs- wieder. Für das jah r 1935 WU rde ih m der Münchner Dichterpreis verliehen, In den folgenden jahren erschienen zwei weitere Erzählungsbände (Der bekränzte Weiher. München 1937. Das gerettete Bild. München 1938). 193 8 war Brittin g sogar Preisrichter beim Lyrikwettbewerb der Zeitsch rift Die Dame, Dieser Erfolg ist teilweise auf Brittings Verbindung m it dem kon servativen Mü nch ner Verlag Langen -M üller zurückz uführen. der den Autor seit 1932 bet reute und in dessen von Paul Alverdes mitherausgegebener Zei tschrift Das Innere Reich Brittin g m eh r als 80 Beiträge veröffen tlich te. Der Langen-Müller Verlag versuchte. Brittin g als völkisch- na tionalen Autor aufzubauen. und er selbst u n terstützte dies es Bemühen durch den wiederholten Verweis auf sein »Fron terlebn is« des Ersten Weltkriegs: »Von der Hochsch ule weg ging ich als Freiwilliger ins Feld, die längere Zeit als Offizier. fast vier [ahre im Schützengrabe~. bis ich 1918 schwer verwundet in die Heimat zurückkam, Wer vier Jah,re Schützengrabengemeinschaft erfuhr und erlebte, ~er konn~e hinfort nichts anderes mehr sein als national und SOZIal zugleich« so schrieb Brittin g in seinem selbstverfaßten Lebenslauf. den ~r 1934 noch ein m al im Anhang der Anthologie Rufe in das Rei~h. Die heldische Dichtung von Langemarck bis zur Gegenwart (Berh~) a~ drucken ließ , Im Oktober 1936 gehörte Britting zu den Te~lne , ' s < die, in G emem mern des Berhner -Treffens der er Di DICh ter d es Knege den. Telegramm an Hitler »ihrern Führer und Reichskanzler l,mW~ der' fü die Je ken der Kameradschaft der Front und Dankbar keit ur ndelis unwa löb gewinnung deutscher Wehrhaftigkeit das Ge 0 ru barer Treue« erboten. , h ebensO Dennoch blieb Brittings Haltung zum ,D,rit~e~ Rhelc ~iteratur. zwiespältig wie die Reaktion der nationalsozlahshSC, en ng über kritik auf sein Werk. So verfaßte er zwar auS Begelsteru den -Ansch l ßRITTING uß< Öster . h nach: Sch oldt. S, 57): reic s 1938 ein Gedicht auf Hitler (zitiert \ . as immer die Deutsch ä en S1Ch tr aumend erseh ' . I' nten Wo fiur sie itten und fi h ' Die besten der M"anner oc ten und fielen . Die Sän ger der Ueder' . Die Hel den der S chla~ht Und was sie verzagt dann' schi ich h ier I , t me r zu hoffen gewagt: In emern herrlichen Jahr Ward es gewaltig vollbracht. . Ein Jahr später jedoch veröffentlichte B itti . Gedicht Diefreiwilligen Knabe in d 0 I~g Im, l,nneren ReIch das . . , n, In ern er SICh kritisch mit den v den Nationalsozialisrs-, heroisierten Ger: 11 on , d a enen von Langemarck auseman ersetzte. Der Studentenführer Rob rt M"II d iter d l e u er un der Leiter" es Ku turamts" Gerhard Stenzel legten d arau fhiIn bei el der , I Schriftleitun ' " g der Zeitschrift Beschwerde ein , der BrittiIng emma mehr mit einem HInweis auf seine Erfahrungen als »alter Frontsoldat- [s. Gedichte 1930-1940, S, 366) begegne te, Bereits ,mit seinen Ged ichtbänd en Der irdische Tag (München 1935) ..sowie Rabe, Roß und Hahn (München 1939) hatte Britting eine Asthetik verfolgt, die immer weniger mit den offiziellen Vorstellungen einer volks- u nd heimatverbundenen Dichtung zu vereinbaren war , Er en twickelte einen ganz unidyllischen Blick auf die Natur. die er zunehmend als Ort eines universalen Kampfs ums nackte Überleben verstand, dem nichts Heldenhaftes mehr eignete. Auch die Sonette, an denen Britting seit Anfang der vierziger Jahre schrieb (Die Begegnung, München 1947) - Gedichte in der mittelalterlichen Totentanztradition - , waren ein memento mari, das keine Spur der von der nationalsozialistischen Propaganda erwünschten Verklärung des -Sterbens für Volk und Vaterland - aufwies. Bei Brittings letzter Publikation im sDritten Reich- ~andelt es sich um Weingedichte (Lob des Weins. Hamburg 1944), ein lebe~~ bejahendes Gegenstück zu den »Todessonetten« , frei von politischen implikationen. ' ' " ' d rholt auf seme na. Au ch nach dem Krieg verwies Bnttmg wie e , 'S<. tionale und unpolitische Haltung während des >Dn tten Rel,ch I 1947 schrieb er seinem Freund Alex Wetzlar, der von den NatlOna . sozialiste n verfolgt worde n war: » Die meisten käm ft fü Deu tschlan d ,. mochten H itler nic h t, aber um Hitler loszpuken~egen,1 Deutsch land 10 den Abgrund zu wer fen, das vermochten sienicht ... diese däm oni sch e Verquickung von Diktatur und Heimatland machte alles so schwer« (Brief vom II. Ir. 1947). Weitere Bücher: Der Schneckenweg. München 194 1. - Sämtliche Werke. Hrsg. v. Ingeborg Schuldt-Britting. Münche n/ Leipzig 19 87IT. Literatur: Curt HoholT: Un ter den Fische n . Erin ne ru ngen an Männer, Mädchen und Büch er. 1934-1939. Wies ba de n 19 8 2. - Walter Schmitz (Hrsg.): Georg Britting (1891-1964). Alma na ch . München 19 87. - Bernhard Gajek und Walter Schmitz (Hrsg.): Geor g Britti ng (1891- 196 4). - Vorträge des Regensburger Kolloquiums t991. Frankfur t am Main /B erlin /Bern u.a , 1993·
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