Abschlussbericht – PJ in Bari Wahlfachtertial in der Anästhesie

Abschlussbericht – PJ in Bari
Wahlfachtertial in der Anästhesie
Policlinico di Bari
März bis Juni 2015
Ich hatte schon seit längerer Zeit vor einen Teil des PJ im Ausland, bevorzugt in
Italien, zu absolvieren. Von der Möglichkeit das PJ im Rahmen des ErasmusProgramms zu machen habe ich erst durch eine Freundin erfahren. Ich ging
danach direkt zu Frau Lechner ins Auslandsreferat für Medizin an der LMU (Büro
im Zeus in der Lindwurmstraße). Sie hatte alle nötigen Informationen für mich.
Da Ende des Jahres 2014 beschlossen wurde, dass PJ-Studenten über Erasmus
Praktikum gefordert werden können, verwies mich Frau Lechner an den
Zuständigen Beauftragen von Student und Arbeitsmarkt, Johannes Hoch.
Alles Weitere lief dann in Kontakt mit Herrn Hoch. Von ihm erhielt ich alle
wichtigen Informationen.
In meinem Fall musste ich leider sehr lange auf die endgültige Zusage warten,
weil aufgrund eines Missverständnisses, eines der wichtigsten Dokumente für die
Bewerbung, sehr lange nicht unterschieben aus Bari zurückkam. Letztendlich hat
dann aber alles wunderbar geklappt!
Ich hatte im Vorfeld schon 3 Sprachkurse an der LMU besucht und hatte daher bei
Praktikumsbeginn ein Sprachniveau von A2/B1. Das schadet in Italien auf keinen
Fall, da man durchaus auf den ein oder anderen trifft, der kein Englisch spricht.
Hier freut sich auch jeder wenn man sich bemüht Italienisch zu sprechen.
Trotzdem konnten in der Klinik viele Angestellte gut Englisch.
Des Weiteren hatte ich noch vor meiner Abfahrt an einem interkulturellen
Training von SINIK in München teilgenommen, auch das hat mir geholfen mich
auf den bevorstehenden Auslandsaufenthalt vorzubereiten!
Insgesamt hat mir der Aufenthalt in Bari sehr gut gefallen! Und ich kann es nur
jedem empfehlen! Die Stadt ist vielleicht nicht die schönste Italiens, aber hat auf
jeden Fall alles was man sich so wünschen kann, inklusive Strand, auch wenn der
von den Einheimischen eher gemieden wird, weil man nun mal auch sehr schnell
an schönere Strände mit Bus oder Zug gelangt.
Es gibt ein schönes Altstadtzentrum, mit vielen Bars, Restaurants, Eisdielen und
mehr. Hier treffen sich vor allem abends die Leute und zu Essen und Zeit zu
verbringen. Das ist ganz typisch für Italien dass man sich draußen auf der Straße
trifft!
Man kann das meiste ganz gut zu Fuß erledigen, wobei viele der anderen
Erasmusstudenten auch ein Fahrrad hatten, damit geht’s dann eben noch
schneller. Öffentliche Verkehrsmittel existieren zwar auch, fahren aber nicht
immer besonders zuverlässig, dafür ist es aber auch sehr günstig!
Ich glaube ich habe in den 4 Monaten insgesamt nur 4 mal den Bus genommen.
Die Supermärkte im Zentrum sind eher teuer, weil sie sehr klein sind, aber es gibt
einen fantastischen Markt, der Wochentags täglich vormittags offen hat auf dem
man wirklich fast alles kaufen kann und die Preise sind einfach nur ein Traum,
der Geschmack im übrigen auch!!! (Via Michele Garruba, Ecke Via Pietro
Ravanas). Nicht zu übersehen, ist in einem riesigen rosafarbenen Gebäude, das
wohl früher mal eine Fabrik war.
Die Lage ist genial und es gibt sehr viele tolle Städte in der Nähe die sehenswert
sind! Ich habe in der Zeit hier wirklich sehr viele Wochenend- und Tagesausflüge
unternommen.
Wie z.B. Polignano a Mare, Ostuni, Alberobello, Castellana Grotte, Trani, Matera,
Lecce, Gallipoli, Torre Lapillo, Barletta, und noch bestimmt einige Städte mehr.
Z.B. gibt es eine super Busverbindung nach Neapel und zur Amalfiküste!
Ich fand meinen Praktikumszeitraum von März bis Juni ganz gut. Für die
Städteausflüge ist es im Hochsommer meiner Meinung nach zu heiß und im März,
April, und auch im Mai gibt es einfach noch nicht so viele Touristen! Ab Mai ist
das Wetter hier aber schon so gut, dass man baden gehen kann!
Wobei ich natürlich gerne noch ein paar Monate angehängt hätte, was aber leider
wegen dem anschließenden PJ-Tertial nicht ging...
Der große Vorteil von Erasmus ist definitiv, die tolle Betreuung vor Ort.
Z.B. findet man auf Facebook man ganz einfach Gruppen zu den jeweiligen
Erasmus-Jahrgängen in Bari, denen man beitreten kann. So habe ich ganz schnell
Kontakt zu einigen studentischen Organisationen (z.B. ESN oder White and Red)
gefunden, die einem bei so ziemlich allem helfen können und wollen. Egal ob
Wohnungssuche, Sprachkurse, Anmeldung im Erasmusbüro vor Ort,
Informationen zur Stadt, lokaler Küche, Sprachkurse, Partys, Sportmöglichkeiten,
Sprachtandem, wichtige Dokumente wie (codice fiscale), Internetverbindung,
oder eine italienische Telefonnummer, man kann sich mit allem an sie wenden.
Ich war wirklich sehr beeindruckt mit welcher Begeisterung man in Bari
aufgenommen wird!
Ich bin schon einige Tage vor Beginn des Praktikums in Bari angekommen, habe
mir dann vor Ort eine Wohnung gesucht, und alles andere organisatorische
erledigt, da mir das so von anderen Erasmusstudenten empfohlen wurde. Es ist
wirklich ganz unproblematisch in Bari eine Wohnung zu finden! Ich hatte Glück
und konnte in der Zwischenzeit bei einem anderen Erasmusstudenten bleiben,
bis ich in meine Wohnung, in der ich die kompletten 4 Monate verbracht habe,
einziehen konnte.
Auch hierfür gibt es vor allem auf Facebook einige Gruppen über die man sich
eine Wohnung suchen kann, sowohl für speziell für die Erasmus-Studenten, als
auch für alle anderen Studenten.
Eine Woche vor meiner Ankunft gab es von einer der bekanntesten
Organisationen E.S.N. eine Willkommenswoche, an der ich leider nicht
teilnehmen konnte. Aber auch im Nachhinein ist es kein Problem die nötigen
Informationen zu bekommen.
Für mich war der Kulturschock nicht besonders groß, ich wusste schon recht gut
was mich in Süditalien erwartet, da ein großer Teil meiner Familie ursprünglich
aus dem Süden Italiens stammt. Hier läuft alles eher etwas chaotischer ab, man
muss für kleine Erledigungen schon mehr Zeit einplanen und alles geht etwas
langsamer. Aber am Ende klappt dann meist doch alles.
Erste wichtige Anlaufstelle ist in jeden Fall das ERASMUS-Büro in Bari.
Ansprechpartnerin hier ist Dott. M. Mancino. Wie schon bei der Onlinebewerbung
angegeben, geht man vorbei um evtl. noch fehlende Dokumente abzugeben. Wenn
alles Dokumente komplett sind bekommt man hier seinen Studentenausweis, das
Libretto und einige Kopien der Immatrikulationsbescheinigung, zudem einen
Guide für ERASMUS Studierende. Am besten man kauft vorher schon einen Tax
Stamp in einem tabacchi. (kostet ca. 16 Euro, braucht man für den
Studentenausweis). Hat man dass nicht vorher erledigt ist das aber auch kein
Problem, man muss dann eben nochmal kommen. Die Warteschlange vor dem
Büro ist nur meist sehr lange.
5 Tage nach meiner Ankunft ging dann auch das PJ-Tertial los.
Am ersten Tag habe ich mich mit dem Erasmus-Beauftragten der medizinischen
Fakultät Prof. Piero Portincasa getroffen. Das hatten wir im Vorfeld telefonisch so
besprochen. Er hat mich dann gleich mal eingespannt um einen klinischen Fall für
eine Gruppe von Studenten vorzubereiten und zu präsentieren. Zum Glück auf
englisch und nicht auf italienisch! Damit hatte ich zwar nicht gerechnet, aber es
lief dann doch ganz gut.
Mit einem von Ihm ausgestellten Brief an den betreuenden Anästhesisten Prof.
Brienza, mit der Bitte sich meiner anzunehmen, habe ich mich dann einen Tag
später auf den Weg in dessen Büro gemacht. Da dieser aber Prüfungen für
Studenten hielt, sollte ich am nächsten Tag wiederkommen.
Diesmal wurde ich von Prof. Perchiazzi empfangen der mich direkt mit auf die
Intensivstation genommen hat, um mich den dortigen Kollegen vorzustellen.
Was ich vor meiner Ankunft nicht wusste, ist, dass Studenten und Assistenzärzte
ihr OP-Kleidung selbst mitbringen müssen und auch zuhause waschen müssen!!!
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, das gilt für Kleidung und Schuhe. Auch
hier hatte ich Glück da meine Mitbewohnerin fertige Ärztin war und mir ihre
Sachen geliehen hat. Man zahlt ansonsten dafür glaube ich gut 60-70 Euro.
Hier in Bari sind wirklich alle Leute sehr nett und hilfsbereit! Ich wurde sehr
freundlich empfangen und wann immer eine freie Minute war, haben die Ärzte
mir so viel wie möglich erklärt.
Insgesamt war ich für 5 Wochen auf der Intensivstation und habe in dieser Zeit
an den gleichen Schichten teilgenommen wie die Ärzte der Abteilung auch. Ich
denke von den grundsätzlichen Abläufen unterscheidet sich die Arbeit hier nicht
von der in Deutschland, obwohl ich selbst bisher nie für länger als einen Tag in
einer deutschen Intensivstation war.
Der Morgen startet mit einer Visite mit Übergabe vom Nachtdienst und etwas
später ein ausführliches Briefing mit dem Chef. Hier wurde immer nachgefragt ob
ich auch verstehe um was es geht. Das war anfangs zugegeben etwas schwierig,
aber nach etwa 2-3 Wochen ging es schon viel besser mit dem Italienisch.
Mit dem Englisch hatte es der Chef nämlich nicht so, was aber zum italienisch
lernen ideal war. Denn wenn man etwas gar nicht verstanden hat, wurde es
einem in einfacheren Worten erklärt, oder eben aufs wesentliche reduziert.
Praktische Tätigkeiten durfte ich auf der Intensivstation leider nicht all zu viele
machen, das ist hier leider so üblich. Selbst die Assistenzärzte dürfen nur sehr
wenig selbst machen! Aber mal ein Sono bedienen oder auch eine arterielle
Blutentnahme war durchaus drin. Da muss man auch immer nachfragen ob man
was machen darf, und dann klappt das auch.
Während dem Aufenthalt in der Intensivstation geht man dann auch immer mit,
wenn in der Notaufnahme ein Anästhesist gebraucht wird.
Ich habe in meiner Zeit in der Intensivstation viele verschiedene Krankheitsbilder
gesehen, darunter auch die ein oder anderen die so selten sind, dass man sonst
wohl eher aus Büchern kennt.
Nach 5 Wochen habe ich dann in den OP gewechselt, dort habe ich meine
restlichen Wochen verbracht.
Auch hier waren alle sehr, sehr nett. Es hat etwas gedauert bis man die einzelnen
Ärzte besser kennt und wenn die dann gemerkt haben dass man sehr interessiert
ist und doch auch schon praktisch etwas kann, was für italienische Studenten
eben meistens nicht der Fall ist, weil sie nicht wie wir die Möglichkeiten dazu
haben, integrieren Sie einen auch viel besser in den Ablauf. Aber auch hier gilt
man muss einfach mit den Leuten reden! Das Krankenhaus ist wirklich sehr groß
und man hat die Möglichkeit zu rotieren wie man möchte, so dass man wirklich
an sehr vielen verschiedenen Operationen teilnehmen kann!
Die meisten deutschen Universitäten fordern im PJ die Teilnahme an Seminaren
parallel zum Praktikum. Hier sollte man sich früh informieren wann die
Studentenkurse zur Anästhesie stattfinden, da diese nicht über das ganze
Semester verteilt stattfinden. Bei mir waren diese Kurse leider schon gelaufen.
Das war nicht weiter schlimm, weil ich dann einfach mit den Assistenzärzten in
deren Weiterbildungsseminare gegangen bin.
Am Ende gab es dann noch einige Dokumente auszufüllen und zu unterschreiben.
Hier sollte man rechtzeitig alles vorbereiten, so dass man am besten alles schon
fertig ausgedruckt vorbeibringt. Persönlich gehen solche Nachfragen immer
besser, zumindest war dies mein Eindruck.
Kurz vor Abreise musste ich dann nochmal zu Dott. Mancino ins Erasmusbüro um
das Libretto welches ich am Anfang bekommen hatte zurückzugeben und mich
offiziell wieder abzumelden und zu exmatrikulieren.
Mir hat es sehr großen Spaß gemacht in Bari am Policlinico.
Prof. Portincasa freut sich sicher sehr über weitere PJ-Studenten, er zeigt sich
immer sehr interessiert und nimmt sich auch gern mal Zeit für ein Gespräch.