Risikoanalyse für den Stellwerksersatz der Hafenbahn - Tu

Risikoanalyse Stellwerk-Ersatz Hafenbahn CH
Safety in Transportation, 16.11.2015, Braunschweig
Dr. Sonja-Lara Bepperling, Ernst Basler + Partner AG
Artikel in Signal + Draht
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Hafenbahn Schweiz
Bildquelle: Google Maps
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Schalterstellwerke
Bildquelle: Bruno Huber, Projekthaus Herisau
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Bildquelle: http://www.eurailpress.de/uploads/pics/SimisD-Fuerth.jpg
Ausschreibung neuer ESTW
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Risikoanalyse für neue ESTW
Bildquelle: EN 50129:2003
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Vorgehen
VDE V 0831 - 103
BP - Risk
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Systemdefinition + Gefährdungsidentifikation
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Bildquelle: VDE V 0831 -103
Systemdefinition
VDE V – Fkt.
Fahrwegsicherung
+
Zusätzliche Fkt. für
Hafenbahn
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Funktionen ESTW Hafenbahn
VDE V - Fahrwegsicherung:
• Fahrstrasse sichern
• Schutz gegen Folgefahrten sicherstellen
• Schutz gegen Gegenfahrten sicherstellen
• Schutz gegen Flankenfahrten sicherstellen
• Befahrbarkeitssperren verwalten
Spezifisch für Hafenbahn:
• Ablaufbetrieb freigeben (über Schlüsselschalter)
• Bahnübergang sichern
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Gefährdungsidentifikation
Funktion
Ausfallsart
Szenario
Fahrwegelement nicht verschlossen
Fahrstrasse sichern
Ausfallart = Gefährdung aus
Vornorm VDE V
oder überwacht;
Fahrwegelement vorzeitig aufgelöst
(G2)1)
Nr.
a)
Zugfahrstrasse
G1a
b)
Rangierfahrstrasse
G1b
-
G2
a)
Zugfahrstrasse
G3a
b)
Rangierfahrstrasse
G3b
Schutz gegen Folgefahrten /
Folgefahrt (G3) / Gegenfahrt (G4)2) /
Gegenfahrten / Flankenfahrten
Flankenfahrt (G5) nicht
sicherstellen
ausgeschlossen
Befahrbarkeitssperre verwalten
Befahrbarkeitssperre nicht wirksam
-
G6
Schlüssel nicht ordnungsgemäss
-
G7
Ablaufbetrieb frühzeitig freigegeben
-
G8
Bahnübergang ist unerkannt nicht
-
G9
-
G10
Ablaufbetrieb freigeben
verschlossen
gesichert
Bahnübergang sichern
Schranke
schliesst
ohne
Ankündigung
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BP - Risk
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Parameter für RA Hafenbahn (Kleinhüningen)
Zugfahrt
max. Geschwindigkeit
Güterzug
(Anzahl Personen)
RoLa Kleinhüningen
(Anzahl Personen)
Betriebsdichte
40 km/h (Kleinhüningen)
1 Triebfahrzeugführer (Tf)
max. 28 Personen + 1 Tf
= max. 29 Personen
B = 1,
da 26 Züge pro Tag
fahren (geringe Dichte)
B = 2,
da von 200
Rangierfahrten pro Tag
ausgegangen wird
(normale Dichte)
B = 1,
da von weniger Abläufen
ausgegangen wird als
Rangierfahrten
30km/h (Birsfelden)
Rangierfahrt
30 km/h
1 Tf + 2 Rangierbegleiter
je Einheit = max. 6
Personen
Max. 28 Personen + 3
Rangierbegleiter = max.
31 Personen
Ablauf
15 km/h
-
Lade- und
Anschlussgleise
10 km/h
Personen im
Ablaufbetrieb
(Rangierleiter, Entkuppler,
Hemmschuhleger,
Lokführer)
Verwendete
Parameter
V = 1 (<= 38 km/h)
Gleichbehandlung von
Rangierfahrt und Ablauf
bei Parameter A
Behandlung als Reisezug
bei Parameter A
-
T = 3 Güterzug als Zuggattung;
M = variabel je nach Szenario
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Beispiel für Kleinhüningen
Gefährdung G1: Fahrwegelement nicht verschlossen oder überwacht
Szenario G1a: Zugfahrstrasse (v = 40km/h)
Auswirkungen:
• Entgleisung (Güterzug oder RoLa) durch fehlenden Umstellschutz an
beweglichen Fahrwegelementen
• Zusammenstoss mit anderen Fahrzeugen durch fehlenden
Umstellschutz und resultierender Fahrt in falschen Fahrweg oder
fehlender direkter Flankenschutz
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Beispiel für G1a
Gefahrenabwehr G = B + M
B = Betriebliche Randbedingungen
B
Betriebsdichte
Beispiele
1
gering
unter Netzdurchschnitt (20-50 Züge / Tag)
2
normal
Netzdurchschnitt (80-200 Züge / Tag)
3
erhöht
über Netzdurchschnitt (120–240 Züge / Tag)
G1a:
B=0
Geringe Netzdichte (26 Z/d);
Fahrwegelement zeitnah benötigt
M = Menschliche Gefahrenabwehr
M1)
Gefahrenabwehr
Beschreibung
1
häufig möglich
Fertigkeits-basierende Handlung unter ungünstigen Umständen
3
selten möglich
Regel-basierende Handlungen unter ungünstigen Umständen
5
fast nie möglich
Zufälliges Eingreifen des Menschen
G1a:
M=5
Flankenfahrt,
Falsche Weichenstellung
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Beispiel für G1a
Schadensausmass S = T + V + A
T = Masse (Zuggattung)
T
Zuggattung
Beispiele
1
SPNV
Regionalbahn, S-Bahn Züge
2
SPFV + HGV
Triebzüge, bespannte Personenverkehrszüge, Nachtzüge, Autoreisezüge
3
SGV
Güterzüge (auch Schnellgüterzüge)
G1a:
T=3
Güterzüge
V = Geschwindigkeit
G1a:
V=1
vereinfacht
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Beispiel für G1a
A = Anzahl betroffene Personen
A
Anzahl Betroffene
Typische Ereignisarten
-
Kein Personenschaden
Aufprall einer Rangierfahrt
1
Ein Leichtverletzter
Aufprall eines Reisezuges auf Gegenstand, Entgleisung einer
Rangierfahrt, Zusammenstoss von Rangierfahrten,
Mehrere Leichtverletzte
Aufprall eines Reisezuges auf Gleisabschluss, Entgleisung eines
Reisezuges, Entgleisung eines Güterzuges, Zusammenstoss zwischen
Güterzügen, Zusammenprall mit nicht führendem Eisenbahn-Fzg.
2
3
Ein Schwerverletzter oder
Zusammenstoss mit einem Reisezug, Zusammenprall mit führendem
viele Leichtverletzte
Eisenbahnfahrzeug
Ein Todesopfer oder
Ereignisse
mehrere Schwerverletzte
Personenunfall in einer Arbeitsstelle
bei
mittlerer
und
hoher
Geschwindigkeit
G1a:
A=2
Entgleisung eines
Reisezuges oder
Güterzuges,
Zusammenstoss
zwischen Güterzügen
oder mit Reisezug
sowie
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THR Zuordnung für G1a
G+S
THR
Beschreibung
8
1 x 10-4/h
Einmal im Jahr
9
3 x 10-5/h
Einmal in 3 Jahren
10
1 x 10-5/h
Einmal in 10 Jahren
11
3 x 10-6/h
Einmal in 30 Jahren
12
1x 10-6/h
Einmal in 100 Jahren
13
3 x 10-7/h
Einmal in 300 Jahren
14
1 x 10-7/h
Einmal in 1.000 Jahren
15
3 x 10-8/h
Einmal in 3.000 Jahren
G1a:
G=B+M=0+5=5
S =T + V + A = 3 + 1 + 2 = 6
G + S = 11
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Ergebnisse
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Ergebnis und Fazit
•
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•
•
•
Auf dieser Grundlage beabsichtigt die Hafenbahn Schweiz AG, das Stellwerk
gemäß SIL 2 auszuschreiben.
Die Festlegung lässt Handlungsspielraum offen; damit kann eine für die
Hafenbahn adäquate Lösung erreicht werden.
Das Ergebnis ist eine für die Hafenbahn angemessene THR bzw. SIL, die
risikobasiert begründet ist.
Die Hafenbahn in Kleinhüningen und Birsfelden weisen charakteristische
Eigenheiten auf, die sich deutlich auf die Sicherheitsanforderungen auswirken.
Mit BP-Risk konnten diese Eigenheiten abgebildet werden.
Die Nutzung der Vornorm sparte Aufwand und lieferte gute Grundlagen.
Es hat sich gezeigt, dass BP-Risk universell einsetzbar ist und zu belastbaren
Lösungen führt.
Die Risikoanalyse mit BP-Risk wurde inzwischen auch vom Bundesamt für
Verkehr akzeptiert.
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Quellen
Bepperling, S-L.
(2008)
Dissertation: "Validierung eines semi-quantitativen
Ansatzes zur Risikobeurteilung in der Eisenbahntechnik",
Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung, TU
Braunschweig, 2008.
Bepperling, S.-L.;
Risikoanalyse für den Stellwerksersatz der Hafenbahn
Fermaud, C. (2015) Schweiz AG; Signal + Draht; Heft 7+8/2015; S. 18-21.
VDE V 0831-103
Elektrische Bahn-Signalanlagen – Teil 103: Ermittlung von
Sicherheitsanforderungen an technische Funktionen in
der Eisenbahnsignaltechnik, November 2014.
EN 50129:2003
Bahnanwendungen: Telekommunikationstechnik,
Signaltechnik und Datenverarbeitungssysteme.
Sicherheitsrelevante elektronische Systeme für
Signaltechnik, Dezember 2003.
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