Neue Gleise, Zäune und weniger Schlamm - Andrea Schröder

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Freitag, 24. Juli 2015 · Nr. 170
Neue Gleise, Zäune und weniger Schlamm
Hafen Lüneburg GmbH investiert 2,4 Millionen Euro und hofft auf mehr Umschlag
red Lüneburg. Die Hafen
Lüneburg GmbH will kräftig
investieren, insgesamt rund 2,4
Millionen Euro in diesem und
im kommenden Jahr. Unter anderem sollen die Bahnstrecken
am und zum Hafen erneuert
werden.
Die Gesellschaft zeichnet verantwortlich für die Infrastruktur
des Lüneburger Binnenhafens
am Elbe-Seitenkanal und die
städtischen Industriebahnen.
Seit Oktober 2014 betreibt sie
auch das operative Hafenumschlagsgeschäft. Mit seinen sieben Binnenschiffsliegeplätzen
und 940 Metern Liegeplatzlänge sowie einer Hafenbahn, die
die gleichzeitige Abfertigung
von mehreren Zügen bis zu 750
Meter Länge erlaubt, ist der Lüneburger Binnenhafen baulich
der größte Hafen am Elbe-Seitenkanal mit eigenem Hafenbecken. Sowohl die Industriebahn des Hafens als auch die
Goseburgbahn, die das Gewerbegebiet an der Lüner Rennbahn erschließt, sind direkt an
die Hauptstrecke HamburgHannover angebunden.
Die Umschlagsanlagen des
Hafens, bestehend aus Hafenbecken, Uferwänden, Kranfahrbahnen, Flächenbefestigungen,
elektischer Versorgung und
einigem mehr, wurden 1976
zusammen mit dem Elbe-Seitenkanal in Betrieb genommen.
Zeitgleich wurde auch die Hafenbahn, zunächst zur Anbindung des Hafenbeckens und
später zur Anbindung diverser
Firmen im Gewerbegebiet Bilmer Strauch ausgebaut. Bereits
1971 wurde die Goseburgbahn
zur Anbindung des Gewerbegebietes in der Lüner Heide
fertiggestellt und ist seitdem
durchgängig in Betrieb. Anfänglich waren die Nutzer noch
zahlreich, heute verkehren hier
ausschließlich Waggons mit
Gütern für die Firma Yanfeng
Global Automotive Interior
Systems Co. Ltd., vormals Johnson Controls.
2014 wurden am Standort Lü-
Der Lüneburger Hafen: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, möchte die Betreibergesellschaft kräftig investieren.
Foto: nh
einer Havarie im Anschlussgleis
im Herbst 2013 war im vergangenen Jahr bereits das Hauptgleis erneuert worden. Im Bereich der Goseburgbahn habe
es zuletzt vor zehn Jahren eine
Grundsanierung der Anlagen
in Teilen gegeben, so dass hier
wiederum nun in Teilen Handlungsbedarf bestehe.
Für die Investitionen rechnet
die Gesellschaft mit einer Förde-
neburg insgesamt rund 35 000
Tonnen an Massengut und Fertigprodukten über die Bahnen
umgeschlagen. Derzeit wird für
das laufende Geschäftsjahr mit
einer Jahresgesamtmenge von
60 000 Tonnen gerechnet. Die
Hafen GmbH schätzt auch die
weitere Entwicklung als positiv ein, da der Neubau eines
Düngemittelzentrums durch die
Raiffeisen GmbH ebenfalls den
vorhandenen
Gleisanschluss
nutzen soll und zudem erste
Anlieger im Gewerbegebiet Bilmer Strauch die Bahnanlagen
zum internationalen Versand
wieder nutzen wollen. Die Firma Yanfeng ist zudem weiterhin auf einen leistungsfähigen
Gleisanschluss angewiesen.
„Die Bahnen wurden seinerzeit mit Holzschwellen ausgestattet, die nach rund 40 Jahren
heute teilweise nicht mehr die
betrieblich geforderten Radsatzlasten aufnehmen können,
In Niedersachsen
fehlen Investitionen
Gremium fordert Ausbau der Hauptverkehrsachsen
lz Lüneburg. „Niedersachsen
braucht mehr Investitionen, um
zukunftsfähig zu bleiben. Noch
ist die Investitionstätigkeit zu
schwach. An Fahrt gewinnen
könnte sie durch entsprechende politische Weichenstellungen – und durch mehr öffentliche Investitionen“, fordert
Dr. Susanne Schmitt, Hauptgeschäftsführerin des Niedersächsischen Industrie- und
Handelskammertages. Die Investitionsquote – also der Anteil der Bruttoanlageninvestitionen am Bruttoinlandsprodukt
(BIP) – habe in Niedersachsen
zwischen 2005 und 2010 mit
weniger als 20 Prozent unter
dem Bundesdurchschnitt gelegen. Erst ab 2011 habe die
Quote die 20-Prozent-Marke
wieder überschritten und sich
vom eher seitwärts gerichteten
Bundestrend positiv abgesetzt.
„Trotz der zuletzt positiven
Entwicklung ist das Investitionspotenzial noch nicht ausgeschöpft“, ergänzt Frank Hesse,
Sprecher für Volkswirtschaft
beim Industrie- und Handelskammertag. So betrug die Investitionsquote in den Jahren 2000
bis 2004 noch knapp 22 Prozent. In den vergangenen drei
Jahren habe sie durchschnittlich immerhin noch um einen
Prozentpunkt darunter gelegen.
Gegenüber dem Zeitraum um
die Jahrtausendwende würden
rund zwei Milliarden Euro pro
Jahr weniger investiert.
„Durch wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen kann
die Politik dazu beitragen, den
positiven Investitionstrend zu
stärken und die Investitionslücke wieder zu schließen“, sagt
Schmitt. Insofern sei die von
Ministerpräsident Stephan Weil
angekündigte Investitionsförderung von Forschung und Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen zu begrüßen.
Vordringlich sei, Hauptverkehrsachsen zügig auszubauen, den Netzausbau für eine
erfolgreiche Energiewende zu
beschleunigen, einen flächendeckenden schnellen Internetzugang bereitzustellen und sich
für die Fachkräfteversorgung
einzusetzen. Auch die öffentliche Hand sei in der Pflicht.
„Finanzierungsspielräume gibt
es in Niedersachsen dank der
überdurchschnittlich gestiegenen Einnahmen genug, sie müssen nur richtig genutzt werden“,
betont Schmitt.
so dass im Bereich der Hafenbahn die Anlagen in Teilbereichen heute nicht mehr vollumfänglich nutzbar sind“, teilt
Lars Strehse, Geschäftsführer
der Hafen GmbH, mit. Nach
rung vom Bund und vom Land.
In der Goseburg wird dazu unter anderem die Eisenbahnbrücke in der Vrestorfer Heide über
die Ilmenau saniert. Die Trogbrücke wird eine neue Abdichtung unterhalb des Schotterbettes erhalten. Zudem werden in
der Goseburg Schwellen ausgetauscht und der Bahnübergang
in der Christian-Herbst-Straße
erneuert. Die Anlagen der Hafenbahn werden in Teilen, inklusive der Bahnübergänge,
komplett erneuert, so dass die
vorhandenen Anlagen wieder
vollumfänglich nutzbar sind.
Zielsetzung sei, dass mindestens drei ganze Züge gleichzeitig die Anlage nutzen könnten.
Außerdem soll die Betriebsfläche am Hafen eingezäunt
werden, um Anlagen und Fördertechnik am Düngemittelzentrum besser zu schützen. Auch
aus Gründen der Arbeitssicherheit wird das Betriebsgelände
dann nicht mehr frei zugänglich
sein. Zudem ist die Errichtung
einer zusätzlichen Lagerstelle
für Schüttgut und die Einrichtung einer Ladestraße außerhalb des Hafenbeckenbereiches
– unter anderem zur möglichen
Seitenbeladung von Waggons
– geplant. Darüber hinaus soll
das Hafenbecken entschlammt
werden.