Oberflächenfunktionalisierung und Beschichtung von Magnesium mit Proteinen – Adsorptionsverhalten und Einfluss der Schichten auf die Korrosion und die Biokompatibilität von Magnesium Der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Grades Doktor der Ingenieurswissenschaften (Dr. Ing.) vorgelegt von Frau Dipl. Ing. Victoria Wagener aus Nürnberg Als Dissertation genehmigt von der Technischen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 06.07.2015 Vorsitzende des Promotionsorgans: Dekanin Prof. Dr. M. Merklein Gutachter: Prof. Dr. S. Virtanen, Prof. Dr. A. Boccaccini I Kurzzusammenfassung Bereits seit einigen Jahrzehnten steht Magnesium im Fokus der Medizintechnikforschung im Bereich der bio-resorbierbaren Implantatmaterialien. Neben den Eigenschaften, die Magnesium für die Anwendung als Implantatmaterial auszeichnen, besteht jedoch nach wie vor das Problem der anfänglich starken Auflösung von Magnesium verbunden mit hoher Wasserstoffentwicklung und lokaler Alkalisierung. Ansätze zur Herabsetzung der Korrosionsrate, vor allem zu Beginn, sind neben der Entwicklung von Magnesiumlegierungen, geeignete Beschichtungen. Mehrfach wird in der Literatur vom Einfluss von Proteinen auf die Korrosion von Metallen berichtet. Für Magnesium zeigte sich in der Vergangenheit ein überwiegend positiver Effekt von Serumproteinen auf die Korrosionsbeständigkeit. Es wird angenommen, dass Proteine auf der Magnesiumoberfläche adsorbieren und eine isolierende Schicht bilden können. In der vorliegenden Arbeit werden Proteinschichten auf Magnesium hinsichtlich ihrer Eignung als Korrosionsschutz untersucht. Als Modellproteine werden bovines Serumalbumin (BSA) und Lysozym (LYS) gewählt. Die Immobilisierung der Proteine erfolgt teilweise über Linkermoleküle, wobei die Beschichtungszeit der Proteine von 0,25 h bis 24 h variiert wird. Die Oberflächencharakterisierung zeigt sowohl den Erfolg aller Linkervorbehandlungen als auch der BSA- und LYS-Beschichtungen. Während für BSA Beschichtungszeiten bis 0,5 h generell die größte Menge an Proteinen auf der Oberfläche aufweisen, nimmt für LYS die adsorbierte Proteinmenge nahezu kontinuierlich mit der Beschichtungszeit zu. Erste elektrochemische Messungen weisen darauf hin, dass sowohl die Linker- als auch die Proteinschichten zu einer Zunahme der Korrosionsbeständigkeit von Magnesium in SBF führen können, wobei ein Vergleich der Proteinschichten zeigt, dass die besten Ergebnisse für kurze Beschichtungszeiten erreicht werden. Elektrochemische Messung in Zellkulturmedium (Dulbecco´s Modified Eagles Medium, DMEM) bei 37°C machen deutlich, dass auch die Auslagerung im teilweise organischen Elektrolyt zur Bildung einer Schicht führt, welche einen großen Einfluss auf die Korrosion von Magnesium hat. Im Vergleich hierzu scheint vor allem der Effekt von adsorbiertem BSA gering zu sein. Im Vergleich der beiden Proteine weisen die LYS-Beschichtungen überwiegend höhere Korrosionsbeständigkeiten auf. Um den Einfluss der in DMEM gebildeten Schichten auf die Korrosion von Magnesium genauer zu untersuchen, wird die Passivierung von Rein-Magnesium für 1, 3 und 5 Tage bei Raumtemperatur und im Inkubator bei 37°C vorgenommen. Durch die Zugabe von FCS zum Medium im Inkubator wird der zusätzliche Einfluss von Proteinen auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium untersucht. Die Oberflächenanalyse zeigt, dass sich bei allen Auslagerungsparametern hauptsächlich amorphe II Calciumphosphatverbindungen ablagern, die sich in ihrem Ca/P-Verhältnis, sowie der Schichtdicke und der Mikrostruktur unterscheiden. Die elektrochemische Analyse weist auf eine Abhängigkeit der Korrosionsbeständigkeit vom Ca/P-Verhältnis hin. Bei der Passivierung in DMEM + FCS wird der positive Einfluss der Proteine auf die Magnesiumkorrosion deutlich. Eine Kombination der DMEM-Passivierung mit den Linkermolekülbeschichtungen ist zwar möglich, führt jedoch zu keiner zusätzlichen Steigerung der Korrosionsbeständigkeit. Um den Einfluss der verschiedenen Linkermoleküle sowie der DMEM-Passivierung auf die Zelladhäsion und –proliferation zu untersuchen, werden Zellversuche bis zu 20 Tage mit zwei Zelllinien – Endothelzellen (DH1+/+) und Osteosarkomazellen (Mg63) – durchgeführt. Im Vergleich zu reinem Magnesium weisen beide Zelllinien für alle Linkermoleküle eine höhere anfängliche Zelladhäsion auf, die untersuchte DMEMPassivierung hingegen führt zu kaum einer Erhöhung der Zellzahl auf der Oberfläche. Die Langzeitversuche zeigen, dass die Zellkultivierung bis zu 20 Tage sowohl auf Reinmagnesium, als auch auf Linkermolekülbeschichtungen möglich ist. Im Vergleich zu Magnesium weist die untersuchte Linkerschicht eine leicht verbesserte Zelladhäsion und –proliferation sowie eine höhere Langzeitstabilität auf. Elektrochemische Messungen zeigen den positiven Einfluss der Bedeckung der Oberfläche mit Zellen. Im letzten Teil der Arbeit werden die Einflüsse der Messparameter Elektrolyt, Temperatur und Fließgeschwindigkeit des Elektrolyten auf die Magnesiumkorrosion untersucht. Während eine Temperaturerhöhung von Raumtemperatur auf 37°C die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium in den untersuchten Elektrolyten kaum beeinflusst, findet ein deutlicher Anstieg des Ladungsdurchtrittswiderstandes für die Messungen in DMEM im Vergleich zu denen in SBF statt. Es wird außerdem eine Änderung des Korrosionsmechanismus beobachtet. Die elektrochemischen Messungen mit fließendem Elektrolyt zeigen eine deutliche Abnahme der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zum statischen Messsystem. Zudem korreliert die Korrosionsrate mit der Fließgeschwindigkeit des Elektrolyten. III Abstract For decades magnesium has been in the focus of medical technique research especially for bio-resorbable implant materials. Besides some important properties outstanding for biomedical application, the fast magnesium dissolution right after implantation, leading to strong hydrogen evolution and localized alkalization, remains a problem. Besides the development of bio-compatible alloys appropriate coatings are an approach to overcome these back draws. The influence of proteins on metal corrosion was repeatedly reported in the literature. For magnesium predominantly positive effects of serum proteins on the corrosion resistance were described. It is considered that proteins adsorb on the magnesium surface and form an isolating layer. In the present work the potential of protein layers on magnesium as possible corrosion protection is investigated. As model proteins bovine serum albumin (BSA) and lysozyme (LYS) are chosen. The immobilization of the proteins partially occurs via linker molecules varying the protein coating time (0.25 h up to 24 h). The success of the linker pretreatment and the protein coatings can be shown by surface characterization. For BSA short coating times up to 0.5 h lead to the largest amount of proteins on the surface in contrary to LYS, for which the adsorbed amount of proteins increases with coating time. First electrochemical measurements indicate the improvement of the corrosion resistance of magnesium in SBF by linker and protein coatings. A comparison of the different protein layers shows the best results for short coating times. Electrochemical analysis in cell culture medium (Dulbecco´s Modified Eagles Medium, DMEM) at 37°C points out that a protective layer is built by the immersion in the partially organic electrolyte itself, leading to a significant increase in corrosion resistance. In comparison to this influence, the effect of the protein coatings is rather small, especially in the case of BSA. Among the protein layers, LYS shows predominantly higher corrosion resistances. In order to investigate the influence of the layers built during the immersion in DMEM, pure magnesium is passivated in DMEM for 1, 3 and 5 days at room temperature and at 37°C in the incubator. The influence of proteins on the corrosion resistance of magnesium is elucidated by the addition of fetal calf serum (FCS) to the medium in the incubator. Surface analysis shows the formation of calcium phosphate precipitation for all immersion parameters, differing in layer thickness, micro-structure and the Ca/P ratio. Electrochemical measurements for DMEM indicate the dependence of corrosion resistance and Ca/P ratio. The immersion in DMEM + FCS elucidates the effect of proteins on magnesium corrosion. The combination of DMEM passivation and linker coating is possible. However, it does not lead to a further improvement in corrosion resistance. IV Cell test with two different cell lines – endothelial cells (DH1+/+) and osteosarcoma cells (Mg63) – for up to 20 days were conducted in order to investigate the influence of the linker molecules and passivation in DMEM on the cell adhesion and proliferation behavior. Compared to pure magnesium, all linker coatings show higher initial cell adhesion. For the DMEM passivation, however, almost no increase in cell density can be observed. Long term experiments show that cell cultivation is possible for at least 20 days for pure magnesium as well as for the investigated linker coating. Compared to magnesium, the linker coating leads to a slight increase in cell density and spreading and a better longtime stability. Electrochemical measurements elucidate the positive effect of cell coverage. In the last part of this work, the influence of the measuring parameters electrolyte, temperature and flow rate of the electrolyte on the corrosion behavior of magnesium are investigated. Whereas the rise of temperature from room temperature to 37°C shows no significant effect on the corrosion resistance of magnesium, the use of DMEM as electrolyte leads to a distinct increase in charge transfer resistance compared to the measurements conducted in SBF. In addition a change in corrosion mechanism can be observed. Electrochemical measurements with flowing electrolyte indicate a decrease in corrosion resistance compared to the static measuring system. Furthermore, the corrosion rate shows a correlation with the flow rate. V Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Motivation ................................................................................................1 2. Theorie ............................................................................................................................6 2.1 2.1.1 Allgemeine Eigenschaften .................................................................................6 2.1.2 Korrosionsverhalten ..........................................................................................8 2.2 Albumin .................................................................................................................. 16 2.3 Lysozym ................................................................................................................. 18 2.4 Beschichtungsmechanismen .................................................................................. 20 2.4.1 Aminopropyltriethoxysilan plus Vitamin C (AV)................................................ 20 2.4.2 Carbonyldiimidazol (CDI) ................................................................................ 21 2.4.3 Stearinsäure.................................................................................................... 22 2.5 Elektrochemie ........................................................................................................ 24 2.5.1 (EIS) Komplexer Widerstand und elektrochemische Impedanzspektroskopie 24 2.5.2 Polarisationskurven ......................................................................................... 28 2.6 3. Magnesium ..............................................................................................................6 Oberflächenanalyse ............................................................................................... 31 2.6.1 XPS (X-ray Photoelectron Spectroscopy) ........................................................ 31 2.6.2 ToF-SIMS (Time of Flight Secondary Ion Mass Spectromerty) ........................ 32 Versuchsdurchführung .................................................................................................. 34 3.1 Probenpräparation ................................................................................................. 34 3.2 Beschichtung mit den Linkermolekülen .................................................................. 34 3.3 Proteinbeschichtung............................................................................................... 35 3.3.1 Beschichtung mit bovinem Serumalbumin (BSA) ............................................ 35 3.3.2 Beschichtung mit Lysozym (HEWL) ................................................................ 35 3.4 Oberflächenanalyse ............................................................................................... 36 3.4.1 Kontaktwinkel- und Oberflächenrauhigkeitsmessungen .................................. 36 3.4.2 Tof-SIMS ......................................................................................................... 37 3.4.3 XPS ................................................................................................................ 38 3.4.4 Rasterelektronenmikroskopie (REM) ............................................................... 38 3.4.5 Röntgendiffraktometrie (XRD) ......................................................................... 38 3.4.6 Fourier transformierte Infrarotspektroskopie (FTIR)......................................... 39 3.5 Elektrochemische Messungen................................................................................ 39 VI 3.5.1 Messaufbau .................................................................................................... 39 3.5.2 Elektrochemische Impedanz Spektroskopie (EIS) ........................................... 39 3.5.3 Polarisationsmessungen ................................................................................. 40 3.6 Wasserstoffmessungen ......................................................................................... 40 3.7 Verwendete Elektrolyte .......................................................................................... 41 3.7.1 Simulierte Körperflüssigkeit (engl. Simulated Body Fluid, SBF) ...................... 41 3.7.2 Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium ............................................................. 42 3.8 4. Zellversuche .......................................................................................................... 44 3.8.1 Zellkultivierung ................................................................................................ 44 3.8.2 Fixierung und Färbung .................................................................................... 45 3.8.3 Epifluoreszenzmikroskop ................................................................................ 46 3.8.4 Methoden zur Auswertung der Zellversuche ................................................... 46 Ergebnisse und Diskussion ........................................................................................... 48 4.1 Beschichtung von Magnesium mit BSA.................................................................. 48 4.1.1 Oberflächencharakterisierung der Linkermolekülbeschichtungen.................... 49 4.1.2 Oberflächeneigenschaften der Linkermolekülbeschichtung............................. 52 4.1.3 Oberflächencharakterisierung nach BSA-Beschichtung .................................. 54 4.1.4 Elektrochemie in SBF ..................................................................................... 58 4.1.5 Wasserstoffmessungen .................................................................................. 67 4.1.6 Elektrochemie in DMEM bei 37°C ................................................................... 77 4.1.7 Zwischenfazit der BSA Beschichtung .............................................................. 86 4.2 Beschichtung von Magnesium mit Lysozym (LYS) ................................................. 88 4.2.1 Oberflächencharakterisierung nach LYS-Beschichtung .................................. 88 4.2.2 Elektrochemie in DMEM bei 37°C ................................................................... 90 4.3 Vergleich der BSA- und LYS-Beschichtungen........................................................ 96 4.4 Passivierung von Magnesium in Zellkulturmedium ................................................. 99 4.4.1 Oberflächenanalyse der DMEM-Passivierungen ............................................. 99 4.4.2 Elektrochemie der DMEM-Passivierung ........................................................ 111 4.5 Kombination DMEM-Passivierung und Linkerbeschichtung ................................. 116 4.5.1 Oberflächenanalyse ...................................................................................... 116 4.5.2 Elektrochemie ............................................................................................... 117 4.6 Zellversuche ........................................................................................................ 120 4.6.1 Zelladhäsion und –proliferation nach 1 d Zellkultivierung .............................. 120 4.6.2 Zeitreihe – Endothelzellen............................................................................. 125 VII 4.6.3 Zeitreihe – Osteosarkomzellen ...................................................................... 127 4.6.4 Einfluss des Zellwachstums auf das Korrosionsverhalten von Mg ................. 131 4.7 Einfluss von Elektrolyt, Temperatur und Elektrolytbewegung auf die MgKorrosion ................................................................................................................ 134 4.7.1 Einfluss von Elektrolyt und Temperatur auf die Mg-Korrosion ....................... 134 4.7.2 Einfluss der Elektrolytbewegung auf die Mg-Korrosion .................................. 139 5. Zusammenfassung ...................................................................................................... 143 6. Literatur ....................................................................................................................... 147 Anhang............................................................................................................................... 154 VIII Einleitung und Motivation 1 1. Einleitung und Motivation Seit einigen Jahrzehnten ist der Einsatz von Magnesium als bio-resorbierbares Implantatmaterial ein wesentlicher Bestandteil der Medizintechnikforschung. Vor allem Schrauben und Platten zur Knochenfixation sowie kardiovaskuläre Stents zur Behandlung von Gefäßstenosen stehen im Fokus [1]. Da das Leichtmetall ein Spurenelement im menschlichen Körper ist, gilt es als bio-kompatibel und atoxisch [2-5]. Außerdem weist es im Vergleich zu Polymeren und Keramiken bessere mechanische Eigenschaften auf [6, 7]. Zu den herkömmlichen metallischen Biomaterialien gehören u.a. nicht-rostende Edelstähle, Titan- und Co-Cr-Legierungen [6, 8, 9]. Das mögliche Freisetzen von toxischen Metallionen oder Partikeln stellt den größten Nachteil der Metallimplantate dar. Durch Abrieb oder korrosionsbedingte Auflösung werden Metallionen frei und gelangen in das umliegende Gewebe, was zu Entzündungen und im schlimmsten Fall zu Gewebeverlust führen kann [1014]. Ein wesentliches Problem, das im Bereich der Knochenfixation relevant ist, ist die Differenz der E-Moduln der herkömmlichen metallischen Biomaterialien und des menschlichen Knochens. Titan-, Co-Cr-Legierungen und nicht-rostende Edelstähle besitzen E-Moduli, die bis zu mehr als 200 GPa über denen von Knochen liegen (vgl. Tabelle 1) [6, 15, 16]. Tabelle 1: Zusammenstellung einiger Kennwerte von menschlichem Knochen, verschiedenen metallischen und degradierbaren Implantatmaterialen [6, 8, 15-18]. Diese große Differenz kann zum sogenannten „Stress-Shielding“ führen. Durch den wesentlich höheren E-Modul des Implantatmaterials wird die Druckbelastung durch das Implantat umgeleitet. Das führt dazu, dass im Bereich des Implantates die Stimulation für 2 Einleitung und Motivation das Knochenwachstum fehlt und der Knochen sich zurückbildet, was die Heilung hemmt und in schweren Fällen eine Lockerung des Implantates nach sich ziehen kann [19-22]. Zudem ist ein zweiter chirurgischer Eingriff nötig, um temporäre Knochenimplantate, wie Schrauben oder Platten, nach ihrer Zweckerfüllung zu entfernen [6]. Laut des statistischen Bundesamtes betrug im Jahr 2012 die Zahl der Operationen zur Entfernung von Osteosynthesematerial ca. 182.000. Damit liegt diese Art des chirurgischen Eingriffs unter den 15 am häufigsten durchgeführten Operationen [23]. Im Bereich der endoluminalen Stent-Implantation tritt vor allem das Problem der Re-Stenosen auf. Einmal implantiert, kann ein Stent nur schwer wieder entfernt werden und bleibt so meist auch nach seiner Zweckerfüllung als Fremdkörper im Blutgefäß zurück. Wobei das Hauptproblem darin besteht, dass durch den Stent das Gefäßlumen im Vergleich zur gesunden Arterie verringert ist. Studien zeigten, dass Ablagerungen im Stent Bereich häufig zu Re-Stenosen oder mechanischer Blockierung durch Thrombosen führen [24-27]. Bio-resorbierbare Implantate stellen Lösungsansätze für die Überwindung der nachteiligen Aspekte von herkömmlichen metallischen Implantaten für den temporären Einsatz dar. Nach Implantation behalten sie im Idealfall ihre Stabilität über einige Wochen bis Monate, um die Heilung des Gewebes zu garantieren (vgl. Abbildung 1). Nach Zweckerfüllung werden die Implantate innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vom Körper abgebaut bis sie sich vollständig aufgelöst haben [28]. Abbildung 1: Schematische Darstellung des Degradationsverhalten eines idealen bio-resorbierbaren Stents: In den ersten Wochen bis Monaten nach der Implantation ist die Degradationsrate sehr gering, so dass die mechanische Stabilität des Implantates gewährleistet ist, während neues gesundes Gewebe gebildet wird. Die Dauer des vollständigen Heilungsprozesses wird auf 6-12 Monate geschätzt. Ab etwa 6 Monaten beginnt die eigentliche Degradation des Implantates, wobei nach und nach die Stabilität abnimmt. Die Degradationsrate ist so gewählt, dass sich das Implantat innerhalb von zwei Jahren nach Einleitung und Motivation Implantation vollständig 3 auflöst, ohne dass jedoch Gewebeschäden durch die entstehenden Korrosionsprodukte entstehen [28]. Wie bereits erwähnt eignen sich bio-resorbierbare Polymere, Keramiken und Gläser nur eingeschränkt, da sie für viele Anwendungen unzureichende mechanische Festigkeit besitzen [8]. Magnesium weist neben seiner Biokompatibilität bessere mechanische Eigenschaften als Bio-Keramiken und –Polymere auf [17, 29]. Auch die Gefahr des „StressShielding“ ist beim Einsatz von Mg-Implantaten im Vergleich zu anderen Metallen nicht gegeben, da der E-Modul von Magnesium mit ca. 45 GPa kaum höher ist als der von menschlichem Knochen [6]. Die Degradation im Körper findet aufgrund der Korrosion von Magnesium in physiologischer Umgebung statt [6]. Eine große Rolle spielen hierbei der hohe Chloridionengehalt [15] und der gepufferte pH-Wert der Körperflüssigkeiten, sowie gegebenenfalls die Blutströmung [18, 30-32]. Magnesium wird unter Bildung von Hydroxidionen und gasförmigem Wasserstoff zu Mg2+ oxidiert [33]. Die Hauptprobleme beim Einsatz von Magnesium als bio-resorbierbares Implantatmaterial stellen die vor allem anfänglich hohe Korrosionsrate und die unkontrollierbare Auflösung dar [1]. Die Gefahr einer erhöhten Mg2+-Konzentration im Körper während der Implantatauflösung ist zwar nicht gegeben, da das Mg2+-Gleichgewicht einem äußerst guten Regulierungsmechanismus unterliegt. Probleme sind jedoch die hohe Wasserstoffentwicklung und die lokale Alkalisierung im Bereich des Implantates [5, 34, 35]. Das umliegende Gewebe kann nur eine bestimmte Menge an Wasserstoff aufnehmen. Wird diese überschritten, kann es zur Ansammlung von Wasserstoffgasblasen und zur Schädigung des Gewebes kommen [31]. Im Blut kann eine zu große Menge an gasförmigem Wasserstoff im schlimmsten Fall zur Unterbrechung des Blutkreislaufes führen [5]. Auch die lokale Alkalisierung durch die bei der Mg-Korrosion entstehenden OH- -Ionen kann pHabhängige Reaktionen im Körper behindern [5]. Daher gilt es vor allem die anfängliche Korrosionsrate von Magnesium herabzusetzen, um eine ausreichend andauernde Stabilität des Implantates zu gewährleisten und die Wasserstoffentwicklung sowie die Alkalisierung in einem tolerierbaren Bereich zu halten [18]. Hierfür gibt es verschiedene Ansätze. Zum einen wird durch das Zu-Legieren von geeigneten Elementen versucht sowohl die mechanischen Eigenschaften, als auch die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium zu verbessern. Zum anderen besteht der Ansatz, vor allem die anfängliche Korrosion mittels bio-kompatibler Beschichtungen zu reduzieren [1, 5]. Die Schwierigkeit bei der Entwicklung von Magnesiumlegierungen für den Einsatz im menschlichen Körper besteht hauptsächlich in der Auswahl geeigneter Legierungselemente. Im Vergleich zu Magnesium besitzen die meisten Metalle, die eine Verbesserung der Korrosionseigenschaften bewirken, eingeschränkte Biokompatibilität. So wirken viele Metalle bereits in geringen Mengen toxisch und stehen im Verdacht Auslöser für verschiedene Erkrankungen zu sein [5, 35]. Bei der Beschichtung von 4 Einleitung und Motivation Magnesium bestehen ähnliche Schwierigkeiten. Voraussetzung der Schichten ist eine gute Biokompatibilität und eine gute anfängliche Korrosionsbeständigkeit. Wobei die Problematik darin besteht, dass die Schicht weder zu beständig noch zu unbeständig gegenüber korrosiven Angriffen ist, damit eine optimale Stabilität sowie Resorption gewährleistet ist [1]. Als Legierungselemente kommen derzeit hauptsächlich Aluminium und Zink (z.B. AZ91, AZ31), sowie Seltene Erden (z.B. WE43, LAE442) zum Einsatz und werden teilweise bereits in klinischen Studien erforscht [17, 27]. Außerdem wird auch Calcium als Legierungselement für biokompatible Magnesiumlegierungen in Betracht gezogen [15, 36, 37]. Im Fokus der Beschichtung von Magnesium für Implantatanwendungen stehen vor allem Calciumphosphat- sowie verschiedene organische Schichten [1]. Eine weitere mögliche biokompatible Beschichtung stellen Proteine dar. Bei der in vivo Korrosion spielen Proteine und organische Moleküle eine wichtige Rolle. Kommt ein Implantat mit physiologischer Umgebung in Berührung, erfolgt als einer der ersten Schritte, innerhalb weniger Sekunden, die Adsorption von Proteinen auf der Implantatoberfläche [38]. Je nach Art des verwendeten Werkstoffes, Art der adsorbierten Proteine und deren Wechselwirkung mit der Oberfläche und dem Umgebungsmedium, kann die Korrosion eines Implantates beschleunigt oder reduziert werden [9, 39-42]. Für Magnesium wird ein positiver Effekt von Proteinen auf die Korrosionsbeständigkeit beschrieben. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Zugabe von BSA (bovines Serumalbumin) zum Testelektrolyt eine Abnahme der Korrosionsrate zur Folge hat. Die positive Wirkung von BSA auf die Magnesiumkorrosion wird dabei auf die Adsorption des Proteins auf der MgOberfläche und die damit verbundene isolierende Wirkung zurückgeführt [15, 35, 43]. Diese Kenntnisse über die Adsorption von BSA und die damit verbundene Verbesserung der Korrosionseigenschaften von Magnesium werden in der vorliegenden Arbeit genutzt, um gezielt Proteinschichten als biokompatiblen Korrosionsschutz auf die Mg-Oberfläche aufzubringen. Zum Einsatz kommt in erster Linie das Modellprotein BSA sowie Lysozym. Da angenommen wird, dass Proteine auf einer unbehandelten Mg bzw. Mg(OH) 2 Oberfläche hauptsächlich physisorbieren und keine kovalenten Bindungen bilden, kommen in dieser Arbeit unter anderem Linkermoleküle für die Anbindung von BSA zum Einsatz, die für die dauerhafte Proteinimmobilisierung auf anderen Metallen bereits erfolgreich verwendet werden. Neben Aminopropyltriethoxysilan + Ascorbinsäure (AV) und Carbonyldiimidazol (CDI) wurde Stearinsäure Linkermolekülbeschichtungen (SA) als auch als die Linker ausgewählt. Proteinschichten Sowohl werden die hinsichtlich Beschichtungserfolg, Qualität und Quantität der adsorbierten Spezies oberflächenanalytisch charakterisiert. Um den Einfluss der verschiedenen Schichten auf die Korrosion von Magnesium zu ermitteln, werden elektrochemische Messungen durchgeführt. Zusätzlich wird die Wasserstoffentwicklung gemessen. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Passivierung von Einleitung und Motivation 5 Magnesium in Zellkulturmedium untersucht. Hierfür wird Magnesium für verschiedene Zeiten und unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen in Dulbecco´s Modified Eagles Medium (DMEM) ausgelagert. Die gebildeten Passivschichten werden hinsichtlich ihrer Schichtdicke, Porosität und Zusammensetzung analysiert. Die Charakterisierung hinsichtlich des Einflusses der gebildeten Schichten auf die Magnesiumkorrosion wird mittels elektrochemischen Messungen vorgenommen. Um den Einfluss der verschiedenen LinkerBeschichtungen sowie der DMEM-Passivierung auf Zelladhäsion und –proliferation zu untersuchen, werden Kurz- und Langzeit-Versuche mit zwei verschiedenen Zellreihen durchgeführt. Des Weiteren wird untersucht, Korrosionsverhalten von Magnesium beeinflusst. inwiefern die Zelladhäsion das 6 Theorie 2. Theorie In der vorliegenden Arbeit wird die Oberflächenfunktionalisierung und Beschichtung von reinem Magnesium (99,9 %) mit Proteinen vorgenommen. Neben den allgemeinen Eigenschaften von Magnesium und dem Korrosionsmechanismus in vitro und in vivo, werden im folgenden Kapitel die Anbindungsmechanismen der verwendeten Linkermoleküle, die Eigenschaften der verwendeten Proteine und die Hauptcharakterisierungsmethoden näher beleuchtet. 2.1 Magnesium 2.1.1 Allgemeine Eigenschaften Magnesium ist ein Element der II. Hauptgruppe des Periodensystems. Mit einer Dichte von 1,74 g/cm³ zählt es zu den Leichtmetallen und ist das leichteste, das großindustriell verfügbar ist. Magnesium macht ca. 1,95 gew% der Erdrinde aus und kommt aufgrund seiner hohen Reaktivität ausschließlich in gebundener Form, z.B. als Carbonat-, Silicat- und Sulfatverbindungen oder in gelöster Form (Meerwasser: 1,3 g/l) vor. Reines Magnesium weist bei Raumtemperatur eine hexagonale Kristallstruktur auf, die auch bei Temperaturerhöhung keinen Modifikationswechsel durchläuft. Der Schmelzpunkt liegt im Vergleich zu andern Metallen mit 650°C relativ niedrig [44]. Die geringe Dichte und die hexagonale Kristallstruktur verleihen Magnesium ein sehr gutes Festigkeit/Gewichts- Verhältnis, was es für verschiedene Anwendungen in der Technik interessant macht. Zudem besitzt Magnesium eine gute thermische Leitfähigkeit und ist sehr gut rezyklierbar. Allerdings sind die Verschleißeigenschaften von Reinmagnesium unzureichend, da es im Vergleich zu anderen Metallen relativ weich ist. Der jedoch größte Nachteil von Magnesium ist seine hohe chemische Reaktivität. In Kontakt mit wässrigen oder Chlorid haltigen Lösungen werden unmittelbar Mg-Verbindungen wie z.B. Mg(OH)2 oder MgCl2 gebildet. Die sich ausbildenden Passivschichten auf Magnesium sind porös und besitzen schlechte Korrosionseigenschaften. Tabelle 2 fasst einige charakteristische Kennwerte von Magnesium zusammen [44-46]. Theorie 7 Tabelle 2: Einige Kennwerte von Magnesium Vor allem aufgrund der geringeren Festigkeit im Vergleich zu anderen Metallen und der problematischen Korrosionseigenschaften in aggressiven Medien (siehe Kap. 2.1.2), besitzt reines Magnesium derzeit eine geringe technische Bedeutung. Anwendung findet es als Reduktionsmittel bei der Gewinnung anderer Metalle wie z.B. Chrom, Kupfer oder Titan, der Entschwefelung von Stahl und als Legierungselement in Aluminiumlegierungen [44]. Von Relevanz für den industriellen Einsatz ist hingegen derzeit eine Vielzahl an Magnesiumlegierungen. Hierbei spielen vor allem Mg-Al-Legierungen eine wichtige Rolle. Weitere wichtige Legierungselemente sind Mangan, Zink, Silber, Kupfer und die SeltenerdElemente [47]. Mg-Legierungen kommen vor allem unter dem Aspekt der Gewichtsreduktion in der Automobil- und der Luftfahrtindustrie zum Einsatz. Ein weiterer viel versprechender Bereich ist die Medizintechnik. Hier werden derzeit sowohl reines Magnesium, als auch einige Magnesiumlegierungen als Material für bioresorbierbare Implantate erforscht [44, 48]. Aufgrund seiner hohen Biokompatibilität, eignet sich Magnesium generell gut als Implantatmaterial. Da Magnesium im menschlichen Körper als Spurenelement im Blut und in verschiedenen Geweben vorhanden ist, kann es auch in größeren Mengen als nicht toxisch eingeschätzt werden. Die Hälfte des sich im Körper befindlichen Magnesiums liegt im Knochengewebe vor [6]. Im Blutserum, sowie in anderen extrazellulären Flüssigkeiten ist Mg2+ mit einer Konzentration von 0,75-1,10 mmol/l vorhanden [49]. Neben Funktionen bei der Knochenbildung und beim Muskelstoffwechsel, ist Magnesium ein Co-Faktor für viele Enzyme und dient als Stabilisator für DNA und RNA [44]. Die Regulierung des Magnesiumgehaltes im Körper findet über Niere und Darm statt. Die Gefahr einer Erhöhung des Magnesiumspiegels im Blut, z.B. durch die Nahrungsaufnahme oder auch durch die Degradation eines Mg-Implantates, wird als äußerst gering eingeschätzt, da das Mg2+- 8 Theorie Gleichgewicht vom Körper sehr gut reguliert werden kann und überschüssiges Magnesium ausgeschieden wird [2, 3, 6, 32]. 2.1.2 Korrosionsverhalten Korrosionsmechanismus Die Magnesiumkorrosion kann als Redox-Reaktion, bestehend aus zwei Teilreaktionen, dargestellt werden. In wässrigen Lösungen findet eine Oxidation von Magnesium statt, wobei Metallionen in Lösung gehen. Gleichzeitig werden Protonen, die aufgrund der Dissoziation von Wasser vorhanden sind, zu Wasserstoffgas reduziert. Die zugehörigen Reaktionen sind in den Gleichungen 1-4 dargestellt [33, 35]. 𝑴𝒈 → 𝑴𝒈𝟐+ + 𝟐𝒆− Gl. 1 𝟐𝑯𝟐 𝑶 + 𝟐𝒆− → 𝑯𝟐 + 𝟐𝑶𝑯− Gl. 2 Schichtbildung: 𝑴𝒈𝟐+ + 𝟐𝑶𝑯− → 𝑴𝒈(𝑶𝑯)𝟐 Gl. 3 Gesamtreaktion: 𝑴𝒈 + 𝟐𝑯𝟐 𝑶 → 𝑴𝒈(𝑶𝑯)𝟐 + 𝑯𝟐 Gl. 4 Anodische Teilreaktion: Kathodische Teilreaktion: Bildung und Stabilität von Magnesiumoxid bzw. –hydroxid Gleichung 3 zeigt die Schichtbildungsreaktion, bei der aus den Mg2+-Ionen und den entstandenen Hydroxid-Ionen Magnesiumhydroxid (Mg(OH)2) gebildet wird. Diese Reaktion findet jedoch erst ab einem pH-Wert von ca. 8,5 statt, wobei Mg(OH)2 erst ab pH 11 thermodynamisch stabil ist (vgl. Pourbaix-Diagramm, Abbildung 2) [50]. Bei pH-Werten, die unterhalb von 8,5 liegen, ist Mg(OH)2 in Wasser löslich und die Schichtbildungsreaktion kann nicht stattfinden. Allerdings kommt es durch die Mg-Auflösung zu einer pH-Wert-Erhöhung, vor allem an der Magnesiumoberfläche, bedingt durch die Bildung von OH--Ionen bei der Wasserstoffreduktion (vgl. Gl. 2). Somit kann auch in ungepufferten sauren und neutralen Medien rasch ein Oberflächen-pH-Wert von 9 bis 11 erreicht werden. In gewissem Maße gilt die Magnesiumkorrosion daher als selbstlimitierend [33]. Theorie Abbildung 9 2: Pourbaix-Diagramm von Magnesium (nach M. Pourbaix)[50]. Darstellung der thermodynamisch stabilen Spezies in Abhängigkeit vom Potential und vom pH-Wert bei 25°C in wässriger Lösung. Bei pH-Werten unterhalb 8,5 und Potentialen positiver als -2,37 findet Magnesium-Auflösung statt. Ab einem pH-Wert von 8,5 bildet sich Magnesiumhydroxid Bei trockenen Umgebungsbedingungen, vorzugsweise an Luft, wird eine MagnesiumoxidSchicht (MgO) gebildet. Aufgrund der höheren thermodynamischen Stabilität von Mg(OH)2 in wässrigen Lösungen, wird jedoch die MgO-Schicht in feuchter oder wässriger Umgebung zu Mg(OH)2 umgewandelt [46, 51]. Da in der Normalatmosphäre immer eine gewisse Luftfeuchtigkeit vorhanden ist, kann davon ausgegangen werden, dass die äußeren Bereiche der gebildeten Schicht auch an Luft immer aus Mg(OH)2 bestehen [1, 52, 53]. Sowohl MgO als auch Mg(OH)2 weisen ein Pilling-Bedworth-Verhältnis kleiner 1 auf. Das bedeutet, dass das jeweilige Oxidvolumen kleiner als das Metallvolumen ist, was dazu führt, dass sich keine kompakte Oxidschicht ausbilden kann. Sie ist porös und reißt, bedingt durch auftretende Zugkräfte, auf. Dadurch schützt die gebildete Schicht das darunter liegende Magnesium nur bedingt [46]. 10 Theorie Korrosionsbeständikeit von Magnesium in verschiedenen Umgebungen Gegen atmosphärische Korrosion ist Magnesium in den meisten Umgebungen dennoch verhältnismäßig resistent. Bedingt durch in der Luft vorhandenes Kohlenstoffdioxid (CO 2) entsteht Magnesiumcarbonat, welches die Zwischenräume in der porösen MgO- bzw. Mg(OH)2-Schicht füllt und somit eine kompakte Oxidschicht ausbilden kann [33] So besitzt Magnesium z.B. besseren Schutz gegen atmosphärische Korrosion als niedergekohlte Stähle. In stark alkalischen Medien (pH > 11) verhält sich Magnesium passiv. Auch in Säuren weist Magnesium z.B. stabileres Korrosionsverhalten als Aluminium, aufgrund der Erhöhung des Oberflächen-pH-Wertes, auf [46]. Vor allem in Flusssäure (HF) zeigt Magnesium im Vergleich zu vielen anderen Metallen hohe Beständigkeit. Diese liegt in der Bildung einer Magnesiumfluorid-Schicht (MgF2) begründet, welche in HF unlöslich ist [33]. Tabelle 3: Auflistung der Standardpotentiale einiger Metallionen- und Gaselektroden gemessen gegen die Normalwasserstoffelektrode (NHE) bei 25°C. In neutralen und vor allem zusätzlich gepufferten Medien stehen die Korrosionseigenschaften von Magnesium denen der meisten anderen Metalle jedoch nach. Dies gilt vor allem bei Kontakt mit aggressiven Elektrolyten, wie z.B. Chlorid-haltigen wässrigen Lösungen, welche von großer technischer Relevanz sind [6, 48]. Ab einer genügend großen Cl--Konzentration (30 mmol/l) wird vorwiegend Magnesiumchlorid (MgCl2) gebildet bzw. Mg(OH)2 in Magnesiumchlorid umgewandelt (vgl. Gleichung 5), welches eine hohe Löslichkeit in Wasser aufweist [6, 33]. Theorie 11 𝑴𝒈(𝑶𝑯)𝟐 + 𝟐𝑪𝒍− → 𝑴𝒈𝑪𝒍𝟐 + 𝑶𝑯− Gl. 5 Dies bedeutet, dass sich keine Mg(OH)2-Schicht bilden kann oder eine bereits vorhandene Mg(OH)2-Schicht zerstört wird [15]. Zudem ist Magnesium sehr anfällig für mikro- und makrogalvanische Korrosion, was in der Spannungsreihe der Metalle begründet liegt (vgl. Tabelle 3). Mit einem Standard-Elektroden-Potential von -2,37 Vnhe (reines Mg in Kontakt mit einer Lösung, die Mg2+-Ionen enthält, gemessen gegen die Wasserstoffnormalelektrode bei 25°C) ist Mg der unedelste Konstruktionswerkstoff. In Kontakt mit edleren Metallen wird die Mg-Auflösung begünstigt, wohingegen das Kontaktmetall geschützt wird. Besonders Verunreinigungen im Magnesium, die im Herstellungsprozess kaum zu vermeiden sind, können so zu starker Korrosion führen [51]. Der Negative-Differenz-Effekt Für die meisten Metalle und Legierungen korreliert ein durch Potential- bzw. Stromerhöhung hervorgerufener Anstieg der anodischen Metallauflösung mit einer Abnahme der kathodischen Reduktionsreaktion. Der Verlauf des zu erwartenden anodischen bzw. kathodischen Stroms ist in Abbildung 3 durch die beiden Geraden Ia und Ik dargestellt, da angenommen wird, dass die Teilreaktionen durch die Tafel-Kinetik bestimmt werden. Der Schnittpunkt der Tafelgeraden bestimmt die Werte des Korrosionsstroms (I0) und des zugehörigen Korrosions- oder Ruhepotentials (Ekorr). Dieses Verhalten entsprechend der Tafel-Kinetik trifft beispielsweise auf Eisen, Stahl und Kupfer zu. Bei Magnesium tritt hier jedoch eine Besonderheit auf. Mit einer Erhöhung des Potentials oder der Stromdichte nimmt sowohl die anodische als auch die kathodische Reaktionsrate zu. Zudem ist die Rate der Metallauflösung bei anodischer Polarisation deutlich höher als erwartet. Die experimentell ermittelte Magnesium-Auflösung entspricht in Abbildung 3 der mit IMg, die Wasserstoffentwicklungsrate der mit IH gekennzeichneten Kurve. Aus Abbildung 3 wird ersichtlich, dass bei einem angelegten Potential, welches positiver als Ekorr ist, die gemessene H2-Entwicklung (IH,m) die erwartete H2-Entwicklung (IH,e) übersteigt. Zudem nimmt die gemessene Magnesiumauflösung (IMg,m) einen höheren Wert an als die erwartete (IMg,e). Das bedeutet, es findet eine unerwartet hohe H2-Entwicklung statt. Zudem weicht der gemessene gravimetrische Masseverlust vom elektrochemischen Masseverlust, berechnet nach dem Faraday’schen Gesetz, ab. 12 Abbildung Theorie 3: Schematische Darstellung des Negative-Differenz-Effektes (NDE) bei der Magnesiumkorrosion anhand eines Stromdichte-Potential-Diagrammes. Die Geraden Ia und Ik stellen den Verlauf der erwarteten Stromdichten für die anodsiche und kathodische Teilreaktion dar. Die Kurven I Mg und IH stellen die experimentell ermittelten Stromdichten für die Magnesiumauflösung bzw. für die Wasserstoffreduktion dar. Bei einem angelegten Potential das positiver als das Korrosionspotential E korr ist, übersteigen die gemessenen Stromdichten (IMg,m bzw. IH,m) die erwarteten Stromdichten (IMg,e bzw. IH,e)[48, 51]. Dieses Phänomen wird Negative-Differenz-Effekt (NDE) genannt und ist bei reinem Magnesium und einigen Mg-Legierungen bekannt. Per Definition wird vom NDE gesprochen, wenn die in Gleichung 6 gegebene Differenz bei anodischer Polarisation einen negativen Wert annimmt [46, 51, 54, 55]. ∆= 𝑰𝟎 − 𝑰𝑯,𝒎 Gl. 6 Die Ursache des NDE ist nicht völlig geklärt, jedoch gibt es hierfür etliche Theorien. Bereits 1954 betrachtete Brouillet die Möglichkeit der Existenz des monovalenten Magnesiumions (Mg+), welches mit Protonen bzw. Hydroniumionen zu Mg2+ und H2 reagiert [56]. Theorie 13 𝑴𝒈 → 𝑴𝒈+ + 𝒆− Gl. 7 𝟐𝑴𝒈+ + 𝟐𝑯+ → 𝟐𝑴𝒈𝟐+ + 𝑯𝟐 Gl. 8 Diese Theorie erklärt zum einen die erhöhte H2-Entwicklung, da die Wasserstoffreduktion wie in Gleichung 8 dargestellt zusätzlich zur kathodischen Reduktionsreaktion abläuft. Zum anderen kann auch die höhere Metallauflösungsrate auf die Existenz eines monovalenten Magnesiumions zurückgeführt werden. Für die Berechnung des Masseverlustes mithilfe des Faraday´schen Gesetzes wird angenommen, dass zwei Elektronen an der elektrochemischen Reaktion beteiligt sind. Laut der obigen Theorie wird Mg elektrochemisch jedoch vorwiegend zu Mg+ (vgl. Gleichung 7) umgesetzt und nur ein Elektron ist an der elektrochemischen Reaktion beteiligt. Die weitere Oxidation zu Mg 2+ erfolgt als chemische Reaktion [48]. Beweise für die Existenz des Mg+-Ions konnten bislang jedoch nicht erbracht werden [57]. Song und Atrens [51] fassen neben der Existenz des monovalenten Magnesiumions weitere Theorien zusammen, die dem NDE zugrunde liegen könnten. Dazu gehört das Modell der potentialabhängigen Oxidschicht auf Magnesium. Es wird davon ausgegangen, dass Magnesium von einer Schicht, bestehend aus MgO und Mg(OH)2, bedeckt ist. Des Weiteren wird angenommen, dass bei Erhöhung der Spannung bzw. der Stromdichte im anodischen Bereich der Bedeckungsgrad dieser Passivschicht auf Magnesium abnimmt. Ein weiteres Model ist die Unterhöhlung von Partikeln. Grundlage dieser Theorie sind Verunreinigungen im Magnesium oder Sekundärphasen bei Legierungen, die als punktuelle Kathoden wirken. An den Phasengrenzen findet so vermehrt Korrosion der Magnesiummatrix statt und es kommt zur Unterhöhlung der Verunreinigungsausscheidungen bzw. der Sekundärphasen, bis diese bei hohen Potentialen bzw. hohen Stromdichten aus der Oberfläche herausfallen. Das letzte bei Song und Atrens erwähnte Modell beruft sich auf die Bildung von Magnesiumhydrid (MgH2) auf der MgOberfläche. MgH2 ist in Wasser sehr reaktiv und zerfällt in Mg 2+ und H2. Auch hier wird zusätzlich zur kathodischen Reduktionsreaktion Wasserstoff gebildet [51]. Jede der beschriebenen Theorien weist Schwachstellen auf. Meist kann mit einem Modell lediglich eines der am NDE beteiligten Phänomene erklärt werden. Song und Atrens schlagen daher die Kombination des Modells der potentialabhängigen Oxidschicht mit dem Modell der Existenz des monovalenten Magnesiumions vor: Bei sehr negativen Potentialen ist die Passivschicht auf Magnesium intakt und die anodische Magnesiumauflösung ist nahezu Null. Die kathodische Wasserstoffentwicklung kann stattfinden und nimmt mit einer Potentialerhöhung zunächst ab (vlg. Abbildung 3), bis das Lochfraß-Potential (EL) erreicht wird, welches bei Mg noch unterhalb Ekorr liegt. Bei Überschreitung von EL beginnt die partielle Zerstörung der Oxidschicht. Bei weiterer Erhöhung des Potentials bzw. der Stromdichte wächst die dem Elektrolyten ausgesetzte Magnesiumoberfläche stetig. Dies 14 Theorie bedeutet einen Anstieg der Magnesiumkorrosion, wobei der Korrosionsmechanismus, dem die Bildung des monovalenten Magnesiumions zugrunde liegt (vgl. Gleichungen 7 und 8), angenommen wird [48, 51]. Eine alternative Erklärung des NDE geben Williams et al. [57]. Es wird beschrieben, dass es bei anodischer Polarisation zum lokalen Durchbruch der Passivschicht kommt, wobei dunkle Stellen auf der hellen, schichtbedeckten Oberfläche entstehen. Diese Bereiche stellen zunächst starke lokale Anoden dar. Bei weiterer Potential- bzw. Stromdichteerhöhung oder bei konstant angelegtem Strom über längere Zeit, breiten sich die anfänglich punktförmigen dunklen Stellen aus. Bei hp Magnesium (high purity) bilden sich filiform-ähnliche (wurmartige) Bereiche, bei cp Magnesium (commercially pure) kreisförmige. Es zeigt sich, dass diese Bereiche lokale Kathoden darstellen, wobei lediglich die Ausbreitungsfront anodisch ist. Trotz anodischer Polarisation bleibt die Wasserstoffentwicklung ein kathodischer Prozess. Mit zunehmendem Potential bzw. zunehmender Stromdichte vergrößern sich so die kathodischen Bereiche auf der Oberfläche. In vivo Korrosion von Magnesium Die in-vivo Korrosion von Magnesium unterscheidet sich deutlich von der in-vitro stattfindenden Korrosion. Einflussgrößen auf die Magnesiumkorrosion in physiologischer Umgebung sind neben dem pH-Wert und der hohe Chloridionenkonzentration vor allem das Vorhandensein von organischen Molekülen (z.B. Proteinen) und Zellen. Die pH-Werte für menschliches Blut, interstitielle (= Zellzwischenräume) sowie intrazelluläre (= innerhalb der Zelle) Bereiche betragen 7,15-7,4, 7,0 bzw. 6,8 [35]. Hinzu kommt, dass die Körperflüssigkeiten gepuffert sind und nach Implantation häufig eine lokale Absenkung des pH-Wertes beobachtet wird. Diese wird durch Entzündungen des umliegenden Gewebes verursacht, das durch den chirurgischen Eingriff verletzt wird [17]. Wie oben beschrieben, ist die Korrosionsrate von Magnesium in sauren bis leicht basischen, gepufferten Medien sehr hoch, da keine oder lediglich eine langsame Erhöhung des Oberflächen-pH-Wertes von Magnesium stattfindet und keine stabile Mg(OH)2-Schicht gebildet werden kann [6, 48]. Die Cl- -Konzentration von bis zu 150 mmol/l je nach Einsatzbereich im Körper liegt weit über dem Grenzwert von 30 mmol/l, ab dem sich Mg(OH)2 zu MgCl2 umwandelt. Eine vorhandene Mg(OH)2-Schicht wird durch den hohen Cl--Gehalt partiell zerstört und auch die Neubildung von Mg(OH)2, die durch den Korrosionsmechanismus von Magnesium beding ist, wird verhindert. Es kommt zu einem erhöhten, vor allem lokalen Angriff des Implantatmaterials [15]. Ein weiterer Aspekt, der die Magnesiumauflösung begünstigt, ist die vor allen im Blut vorhandene Strömung. Korrosionsprodukte (z.B. Mg(OH)2) werden laufend abtransportiert, was die Bildung einer Schutzschicht zusätzlich erschwert [31, 32]. Die Selbstlimitierung der Magnesiumkorrosion ist somit nicht gegeben und eine hohe anfängliche Korrosionsrate Theorie eines 15 Magnesiumimplantates wird erwartet. Verbunden hiermit ist eine hohe Wasserstoffentwicklung [35]. Die Absorption von H2 in unmittelbarer Nähe des Implantates hängt zum einen von der Löslichkeit und vom Diffusionskoeffizienten des Gases im jeweiligen Gewebe bzw. Medium ab. Zum anderen haben die Blutströmung im Gewebe und dessen Wassergehalt großen Einfluss auf die Wasserstoffaufnahme. Je höher Blutfluss, Wassergehalt, H2-Löslichkeit und H2-Diffusionskoeffizient im Gewebe, desto größer ist die Menge an Wasserstoff, die absorbiert werden kann [15]. Song [5] nimmt an, dass jedoch lediglich eine H2 Menge von maximal 0,01 ml/cm2/d tolerierbar ist [17]. Im Fall von Knochenimplantaten bilden sich bei höherer Wasserstoffentwicklung – wie es bei Verwendung von cp-Mg in der ersten post-operativen Woche der Fall ist – Ansammlungen von Gasblasen. Diese können den Heilungsprozess verzögern und zu Gewebsnekrosen und somit zur Instabilität des Implantates führen. Im Fall von Stents besteht bei extremer Wasserstoffentwicklung das Risiko der Bildung großer Gasblasen, die den Blutkreislauf unterbrechen können und im schlimmsten Fall zum Tod des Patienten führen [5]. Ein weiteres Problem bei der in-vivo Korrosion von Magnesium ist die Alkalisierung, die durch die Bildung von Hydroxid-Ionen bei der Wasserstoffreduktion (vgl. Gleichung 2) verursacht wird. Bereits eine leichte lokale Erhöhung des physiologischen pH-Wertes (pH > 7,8) bringt Störungen der pH-abhängigen physiologischen Reaktionsgleichgewichte mit sich und kann zu einer alkalischen Vergiftung führen [5]. Auch die Zellanbindung und das Zellwachstum auf der Implantatoberfläche kann durch Erhöhung des physiologischen pH-Wertes negativ beeinflusst werden [58]. Positiven Einfluss auf die Magnesiumkorrosion hingegen können Proteine haben. Versuche, bei denen Albumin zum jeweiligen Testmedium gegeben wurde, zeigten, dass die Auflösung von Magnesium deutlich abnahm. Es wird vermutet, dass Albumin auf der Magnesiumoberfläche adsorbiert und eine Schicht bildet, die die Korrosion verlangsamt. Die Korrosionshemmung basiert möglicherweise auf der Tatsache, dass die Proteine isolierend wirken und das Magnesiumsubstrat so vor der Umgebung abschirmen [15, 35]. Auch Zellen können die Korrosion von Magnesium beeinflussen. Seuss et al. [58] beschreiben, dass die Adhäsion von Zellen auf der Oberfläche eine Herabsetzung der Korrosionsrate von Magnesium bewirken kann. Vor allem der Einfluss der organischen Bestandteile ist ein Grund für die Schwierigkeiten der experimentellen Simulation der in-vivo Korrosion von Magnesium. Selbst eine hohe Anpassung der in-vitro Bedingungen an die physiologische Umgebung führt nicht zu einer 100 %-igen Übertragbarkeit der experimentellen Ergebnisse auf die Korrosionsvorgänge in vivo. Weiterführende Ansätze sind Tierversuche sowie in einem fortgeschrittenen Stadium der Forschung klinische Studien [17, 27, 59-62]. 16 Theorie 2.2 Albumin Albumin wird in dieser Arbeit als Modellprotein gewählt, da es hinreichend erforscht und in hoher Konzentration im Körper vorhanden ist [9, 63]. Generell wird im Laborbereich hauptsächlich bovines Serumalbumin (BSA) verwendet, da es sich in seinen Eigenschaften und im Aufbau lediglich in geringem Maße von humanem Serumalbumin (HSA) unterscheidet, jedoch deutlich kostengünstiger ist [64, 65]. Albumin ist ein globuläres Protein, das vorwiegend im Blutplasma von Menschen, vielen Säugetieren, Vögeln und Reptilien vorkommt. Mit etwa 60 wt% macht Albumin den größten Anteil der Plasmaproteine beim Menschen aus. Unabhängig von Alter und Geschlecht, liegt die normale Konzentration im Blut zwischen 35-52 g/l. Hauptaufgabe von Albumin ist neben der Bindung zahlreicher Liganden, die Aufrechterhaltung des osmo-kolloidalen Druckes und die Pufferung im Blut [49, 66]. Albumin ist aus einer einzigen zusammenhängenden Peptidkette, bestehend aus einer Sequenz von 585 Aminosäureresten, aufgebaut (siehe Tabelle 4) [67]. Die Molekülmasse beträgt ca. 66.500 Da [68]. Tabelle 4: Zusammensetzung von humanem und bovinem Serumalbumin (HSA, BSA). Auflistung der an der Zusammensetzung beteiligten 20 Aminosäuren und deren prozentualer Anteil in HSA und BSA [6971]. 35 Cysteinreste bilden 17 Disulfidbrücken, welche maßgeblich für die Sekundärstruktur verantwortlich sind. Insgesamt bildet die Peptidkette neun Schlaufen, die sich in drei homologe Bereiche gliedern. Trotz der ähnlichen Anordnung hat jeder der drei Bereiche unterschiedliche Ligandenbindungsfunktionen. Theorie 17 Bei der Tertiärstruktur muss zwischen der kristallinen Form und der gelösten Form unterschieden werden. Kristallines Albumin wird als herzförmig oder dreieckig (vgl. Abbildung 4) beschrieben (Seitenlänge: ca. 80 Å, Dicke: ca. 30 Å), wohingegen gelöstes Albumin nach hydrodynamischen Studien eine ellipsoide Form annimmt (40 x 140 Å) [68]. Abbildung 4: Schematische Darstellung von Albumin; a) kristallin: herzförmig; b) gelöst: elliptische Form [72]. Zur Charakterisierung von Proteinen mittels XPS und ToF-SIMS ist vor allem der typisch hohe Stickstoffgehalt ausschlaggebend. Bei Albumin beträgt dieser ca. 16 %. Außerdem weist Albumin eine hohe Flexibilität und eine gute Resistenz gegenüber extremen Bedingungen auf. Albumin besitzt eine hohe Anzahl an ionischen Restgruppen, was zu einer hohen Gesamtladung des Proteins führt. Der isoelektrische Punkt (IEP) von BSA, bei dem das Protein nach außen hin neutral ist, die positiven und negativen Ladungen sich also ausgleichen, liegt bei einem pH-Wert von ca. 5. Bei pH-Werten, die unterhalb des IEP liegen, nimmt die Dissoziation der sauren Carboxylgruppen ab und die Summenladung ist positiv. pH-Werte, die höher liegen als der IEP führen zu einer Zunahme der Dissoziation der sauren Carboxylgruppen und zu einer Abgabe des Wasserstoffatoms, welches an die Aminogruppen gebunden ist. Damit kommt es zu einer negativen Gesamtladung. Bei physiologischem pH (pH ~ 7) liegen 185 Ionen pro Molekül vor, wobei die sauren Aminosäuren überwiegen und eine negative Nettoladung resultiert. Aufgrund seiner negativen Gesamtladung in physiologischer Umgebung ist BSA sehr hydrophil und löst sich daher gut in wässrigen neutralen bis alkalischen Medien [68]. 18 Theorie 2.3 Lysozym Neben BSA wird in dieser Arbeit Lysozym als weiteres Modellprotein verwendet. Als Lysozyme werden Proteine bezeichnet, welche lytisch auf eine Suspension des Bakteriums Micrococcus lysodeikticus wirken. Daher werden sie auch als anti-bakteriell bezeichnet. Sie kommen u.a. in Tränenflüssigkeit und Sekreten des Verdauungstraktes vor. Lysozyme sind in Menschen, vielen Tieren und Pflanzen zu finden. Dabei unterscheiden sie sich in ihrer Aminosäuresequenz, je nachdem von welchem Organismus aber auch aus welchem Organ sie stammen [73, 74]. Abbildung 5: Schematische Darstellung von Lysozym; a) Kugel- oder auch CPK (Corey-Pauling-Koltun) Model: Diese Darstellung zeigt die Atome des Proteins als Kugeln, deren Größe vom jeweiligen Van-derWaals-Radius hergeleitet wird. Die grauen Kugeln entsprechen Kohlenstoff, die blauen Stickstoff, die roten Sauerstoff und die gelben Schwefel. b) Solid-ribbon Model: Die roten Bereiche stellen eine -Helix Struktur dar, -Stränge werden blau dargestellt. Die grauen Bereiche repräsentieren unregelmäßige Strukturen [75]. In dieser Arbeit wurde aus Hühnereiweiß gewonnenes Lysozym (engl. Hen egg white lysozyme, HWEL) verwendet. Es gilt als eines der am besten erforschten Lysozyme. Mit einer Molekülmasse von ca. 14.500 Da handelt es sich bei HEWL um ein relativ kleines globuläres Protein, das aus einer Peptidkette, bestehend aus 129 Aminosäureresten, aufgebaut ist. Es besitzt 8 Cysteinreste, die 4 Disulfidbrücken bilden [73]. Die Tertiärstruktur des Proteins wird als ellipsoid beschrieben und besitzt die Abmessungen von ca. 45 x 30 x 30 Å [76]. Theorie 19 Tabelle 5: Zusammensetzung von aus Hühnereiweiß gewonnenem Lysozym (Hen egg white lysozyme, HEWL). Auflistung der an der Zusammensetzung beteiligten 20 Aminosäuren und deren prozentualer Anteil in HWEL [69]. Der isoelektrische Punkt von HEWL befindet sich bei einem pH-Wert von 10,5 bis 11 [77, 78]. Bei niedrigeren pH-Werten kommt es zu einer positiven Summenladung, bei höheren pH-Werten zu einer negativen Summenladung. In physiologischer Umgebung besitzt das Protein daher eine positive Gesamtladung [79]. Der pH-Bereich in dem Lysozym als Enzym aktiv ist liegt zwischen 3 und 9, wobei die höchste Aktivität bei einem pH-Wert von ca. 6,2 erreicht wird. 20 Theorie 2.4 Beschichtungsmechanismen Neben der direkten Proteinadsorption auf der Mg(OH)2 Oberfläche werden drei verschiedene Linkermoleküle für die Beschichtungsmechanismen Immobilisierung zur der Proteinanbindung Proteine wurden verwendet. aufgrund Alle bestehender Ergebnisse auf Titan, Gold oder anderen Materialien ausgewählt. Die verwendeten Linkermoleküle eignen sich laut Literatur für die Immobilisierung von Proteinen auf OHterminierten Oberflächen. 2.4.1 Aminopropyltriethoxysilan plus Vitamin C (AV) Aminopropyltriethoxysilan (APTES) ist ein Molekül, das durch Tauchbeschichtung auf eine Oberfläche aufgebracht und nach Aktivierung z.B. mit Vitamin C (Ascorbinsäure) zur Proteinimmobilisierung verwendet werden kann [80]. Das Silan bindet über eine Kondensationsreaktion, bei der Ethanol abgespalten wird, mit einer der Ethoxygruppen an die OH-terminierte Oberfläche. In einem wasserfreien System kann eine Vernetzung der APTES-Moleküle untereinander über die freien Ethoxy-Gruppen stattfinden. Im Idealfall entsteht eine dichte Monolage. Die anschließende Bindung zwischen Ascorbinsäure und APTES findet über die freie Keto-Gruppe der Ascorbinsäure mit der freien Amino-Gruppe des Silans statt, wobei ein Imin (-N=C-) entsteht. Nach der Aktivierung von APTES mit Vitamin C findet die Oxidation von Ascorbinsäure zu Dehydroascorbinsäure an Normalatmosphäre statt. Proteine können dann unspezifisch über eine Peptidbindung einer primären Aminogruppen mit einer der freien Keto-Gruppen der Dehydroascorbinsäure adsorbieren [80]. Theorie 21 Abbildung 6: Schematische Darstellung des Beschichtungsmechanismus von Proteinen via APTES und Vitamin C (Ascorbinsäure) (nach Oliveira et al. [80]). APTES bindet via Kondensationsreaktion an die OHterminierte Mg(OH)2 Oberfläche. In wasserfreier Beschichtungslösung kann eine Quervernetzung der APTES-Moleküle über die freien Ethoxygruppen stattfinden. Ascorbinsäure bindet mit der Keto-Gruppe an die freien Aminogruppen der APTES-Moleküle. Anschließend erfolgt die Oxidation von Ascorbinsäure zu Dehydroascorbinsäure. Proteine können mit einer freien primären Aminogruppe an eine der neu entstandenen Ketogruppen der Dehydroascorbinsäure binden. 2.4.2 Carbonyldiimidazol (CDI) 1,1‘ Carbonyldiimidazol (CDI) ist ein Molekül, das häufig zur Immobilisierung von Proteinen auf Metalloxidoberflächen eingesetzt wird, da es nach Anbindung an die Oberfläche keine zusätzlichen Gruppen besitzt, die zu unspezifischen Proteinadsorptionseffekten führen könnten. Durch einfache Tauch-Beschichtung in einer CDI-Lösung kann das Molekül auf das jeweilige Substrat aufgebracht werden. CDI reagiert z.B. mit den Hydroxylgruppen einer OHterminierten Metalloxidoberfläche, wobei typischerweise Imidazol-Carbamate gebildet werden (vgl. Abbildung 7 a)). Proteine binden an diese Carbamate mittels einer freien Aminogruppe (vgl. Abbildung 7 b) [81]. 22 Theorie Abbildung 7: Schematische Darstellung des Beschichtungsmechanismus von Proteinen via CDI (nach McArthur et al. [81-83]). CDI kann über eine oder zwei Hydroxylgruppen kovalent an die OH-terminierte Oberfläche anbinden. Bei der Bindung an eine Hydroxylgruppe werden Imidazol-Carbamate gebildet. Proteine binden mittels einer freien Aminogruppe an die Carbamate unter Abspaltung des Imidazols. 2.4.3 Stearinsäure Stearinsäure (C18H36O2) oder auch Octadecansäure ist ein Molekül mit einer Säure-Gruppe als Kopf und einer hydrophoben Alkylkette als Rest. Die Anbindung an eine OH-terminierte Metalloberfläche findet mittels einer Kondensationsreaktion der Säuregruppe, bei der Wasser abgespalten wird, statt. Der Alkylrest soll sich senkrecht zur Oberfläche orientieren und eine sogenannte selbstorganisierte Monolage wird gebildet. Je nach Vorbehandlung der Metalloberfläche können so sehr hydrophobe Oberflächen erreicht werden. Die Anbindung von Proteinen erfolgt aufgrund hydrophober Wechselwirkungen zwischen hydrophoben Bereichen im Protein und der hydrophoben Alkylketten der Stearinsäuremoleküle. Es ist bekannt, dass Proteinadsorption auf hydrophoben Oberflächen bevorzugt abläuft. Durch konformative Änderungen und Ausbreitung der Proteine können so starke Bindungen entstehen [84, 85]. Theorie 23 Abbildung 8: Schematische Darstellung des Beschichtungsmechanismus von Proteinen via Stearinsäure (SA). Die Stearinsäure bindet durch eine Kondensationsreaktion der Säuregruppe mit den OH-Gruppen des Magnesiumhydroxids an die Oberfläche an. Im Idealfall ordnen sich die SA-Moleküle senkrecht zur Oberfläche und parallel zueinander an und bilden so eine Monolage. Aufgrund der CH3-Terminierung erhält die Oberfläche hydrophobe Eigenschaften. Proteine können durch hydrophobe Wechselwirkungen gebunden werden. 24 Theorie 2.5 Elektrochemie Für die elektrochemische Analyse werden in dieser Arbeit in erster Linie Impedanzspektren aufgenommen und ausgewertet. In einigen Fällen werden zusätzlich Polarisationskurven gemessen. 2.5.1 Komplexer Widerstand und elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS) Die elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS) ist eine häufig angewandte Methode zur Charakterisierung von Elektrodenoberflächen und Schichtsystemen. Als Impedanz wird der komplexe Widerstand (Z) bezeichnet. Wie auch der Ohm’sche Widerstand R ist die Impedanz ein Maß der Fähigkeit eines elektrischen Systems, dem Stromfluss einen Widerstand entgegenzusetzten. Die Gesamtimpedanz eines Systems setzt sich aus den ohmschen Widerständen und den Widerständen der Kondensatoren und Induktivitäten zusammen. Mittels einer elektrochemischen Zelle und einer Drei-Elektroden-Konfiguration kann die Impedanz einer Elektrode bestimmt werden. An die Zelle wird eine Wechselspannung mit kleiner Amplitude (einige mV) angelegt, die um das Ruhepotential schwingt. Die Frequenz der Wechselspannung variiert über den Zeitraum der Messung und kann vom MHz- bis in den mHz-Bereich reichen [86]. Das Anregungssignal bei der elektrochemischen Impedanz Spektroskopie ist die oben genannte Wechselspannung, die durch Gleichung 9 beschrieben wird. 𝑬𝒕 = 𝑬𝟎 𝒔𝒊𝒏(𝝎𝒕) Gl. 9 Wobei Et die Spannung zur Zeit t, E0 die Signalamplitude und die radiale Frequenz ist. Der Zusammenhang zwischen und der Frequenz f der angelegten Spannung ergibt sich aus Gleichung 10: 𝝎 = 𝟐𝝅𝒇 Gl. 10 Für ein lineares System folgt als Stromantwort ebenfalls eine Schwingung die sich von der Kurve der Spannung lediglich hinsichtlich der Amplitude unterscheidet und in der Phase verschoben ist. 𝑰𝒕 = 𝑰𝟎 𝐬𝐢𝐧(𝝎𝒕 + 𝚽) Gl. 11 mit It = Strom zur Zeit t, I0 = Signalamplitude und Φ = Phasenverschiebung bezogen auf das Anregungssignal. Theorie 25 Da reale Systeme in der Regel nicht linear sind, wird die Anregungsamplitude wie oben beschrieben sehr klein gewählt. So kann eine Pseudolinearität erzeugt werden [87]. Laut dem Ohm’schen Gesetz gilt für die Beziehung zwischen dem elektrischen Widerstand R, der Spannung E und dem Strom I 𝑹= 𝑬 𝑰 Gl. 12 Analog zum Ohm’schen Gesetz gilt für den komplexen Widerstand: 𝒁= 𝑬𝒕 𝑬𝟎 𝒔𝒊𝒏(𝝎𝒕) 𝒔𝒊𝒏(𝝎𝒕) = = 𝒁𝟎 𝑰𝒕 𝑰𝟎 𝐬𝐢𝐧(𝝎𝒕 + 𝚽) 𝐬𝐢𝐧(𝝎𝒕 + 𝚽) Gl. 13 Die Impedanz wird folglich durch den Betrag von Z0 und die Phasenverschiebung zwischen Anregungsspannung und Stromantwort bestimmt. Mit Hilfe der Euler´schen Beziehung ist es möglich die Impedanz als komplexe Zahl darzustellen [86, 88]. Euler´sche Beziehung: Für das Potential gilt Für die Stromantwort folgt 𝒆𝒋𝜱 = 𝒄𝒐𝒔 𝜱 + 𝒋 𝒔𝒊𝒏 𝜱 Gl. 14 𝑬𝒕 = 𝑬𝟎 𝒆𝒋𝝎𝒕 Gl. 15 𝑰𝒕 = 𝑰𝟎 𝒆𝒋𝝎𝒕−𝝓 Gl. 16 Somit ergibt sich für die Impedanz als komplexe Zahl: 𝒁(𝝎) = 𝑬 = 𝒁𝟎 𝒆𝒋𝝓 = 𝒁𝟎 (𝐜𝐨𝐬 𝚽 + 𝒋 𝐬𝐢𝐧 𝚽) 𝑰 Gl. 17 Generell setzt sich die Impedanz eines Systems aus verschiedenen Anteilen zusammen. Taucht ein Metall in einen Elektrolyt, bildet sich an der Phasengrenze MetallelektrodeElektrolyt eine elektrochemische Doppelschicht aus. Legt man eine Wechselspannung an die Zelle an, so wird diese Doppelschicht mit der Frequenz der Wechselspannung umgeladen. Das Auf-, Ent- und Umladen an der Elektrodenoberfläche entspricht Kondensatorverhalten. Man erhält somit eine Doppelschichtkapazität CD. Der kapazitive Anteil am komplexen Widerstand (RC) ist umgekehrt proportional von der Frequenz abhängig und lässt sich wie folgt berechnen [88, 89]: 𝑹𝑪 = 𝟏 𝝎𝑪𝑫 Gl. 18 Hinzu kommt der sogenannte Ladungsdurchtrittswiderstand RD, der durch die Kinetik der Metallauflösung bzw. –abscheidung bestimmt wird. Außerdem fließt der Elektrolytwiderstand RE mit in den Gesamtwiderstand ein. Dieser kommt durch den Abstand zwischen Arbeitsund Referenzelektrode zustande und wird neben der Leitfähigkeit des Elektrolyten 26 Theorie maßgeblich vom Abstand bestimmt. Die Ohm´schen Widerstände sind im Gegensatz zum kapazitiven Anteil an der Impedanz frequenzunabhängig [88]. Für die Auswertung der Messdaten gibt es verschiedene Auftragungsarten. Hier sollen lediglich die zwei gängigsten erläutert werden, die Darstellung nach Nyquist und die Darstellung nach Bode. Da die Impedanz eine komplexe Größe ist, ist es möglich die gemessenen Impedanzwerte in ihren Real- und Imaginärteil zu zerlegen. Ohm´sche Widerstände stellen dabei die realen Komponenten, Widerstände der Kondensatoren und Induktivitäten die imaginären Komponenten dar. Die Umrechnung zwischen der Impedanz Z und Real- und Imaginärteil (Z‘ und Z‘‘) sind in den Gleichungen 19 bis 22 dargestellt [86]. 𝑹𝒆(𝒁) ≡ 𝒁′ = |𝒁| 𝐜𝐨𝐬(𝝓) (Gl. 19) wobei 𝝓 = 𝒕𝒂𝒏−𝟏 (𝒁′′⁄𝒁′) (Gl. 21) und 𝑰𝒎(𝒁) ≡ 𝒁′′ = |𝒁| 𝐬𝐢𝐧(𝝓) und (Gl. 20) |𝒁| = √(𝒁′)𝟐 + (𝒁′′)𝟐 (Gl. 22) Wird der negative Imaginärteil über dem Realteil aufgetragen, erhält man den sogenannten Nyquist-Plot (Abbildung 9a) [88]. Abbildung 9: Schematische Darstellung der vereinfachten Randleszelle; a) Nyquist-Plot: aufgetragen ist der negative Imaginärteil über dem Realteil der komplexen Impedanz. Die Werte von Re(z) bei hohen Frequenzen (= 1. Schnittpunkt mit der x-Achse) werden vom Elektrolytwiderstand RE bestimmt. Die Werte von Re(z) bei niedrigen Frequenzen (2. Schnittpunkt mit der x-Achse) zeigen den Durchtrittswiderstand RD plus den Elektrolytwiderstand an; b) Bode-Plot: üblicherweise erfolgt die Auftragung des Betrags der Impedanz Z über der Frequenz doppelt-logarithmisch. Auf der 2. y-Achse wird zudem der Phasenwinkel aufgetragen. Die Plateaus bei hohen und niedrigen Frequenzen geben den Elektrolytwiderstand R E bzw. RE+RD an; c) Darstellung des zugehörigen Ersatzschaltbildes. Theorie 27 Im Idealfall ergibt sich ein Halbkreis, dessen Mittelpunkt auf der x-Achse liegt. Jeder Punkt auf dem Halbkreis entspricht der Impedanz bei einer bestimmten Frequenz. Der Betrag der Impedanz kann als Vektor vom Ursprung des Koordinatensystems zum jeweiligen Messpunkt dargestellt werden. Der Winkel zwischen x-Achse und Vektor ist der Phasenwinkel Φ. Messpunkte, die niedrigen Frequenzen zugeordnet werden, befinden sich am rechten Ende des Halbkreises. Mit steigender Frequenz wandern die Messpunkte auf dem Kreisbogen gegen den Uhrzeigersinn nach links (Vgl. Abbildung 9). Aufgrund von Gleichung 18 wird bei sehr hohen Frequenzen der durch die Zelle fließende Strom von RE bestimmt. Im Nyquist-Plot kann RE als der erste Schnittpunkt des Halbkreises mit der x-Achse (nahe des Ursprungs) abgelesen werden. Im mittleren Frequenzbereich wird die Impedanz vom kapazitiven Anteil bestimmt, der Phasenwinkel zeigt hier die höchsten Werte. Bei niedrigen Frequenzen nimmt RC sehr große Werte an, was dazu führt, dass der Strom durch den geringeren Widerstand RD fließt. RD plus RE kann somit durch den zweiten Schnittpunkt mit der x-Achse (bei niedrigen Frequenzen) dargestellt werden [88]. Klarer wird dies, wenn man das korrespondierende Ersatzschaltbild, die sogenannte vereinfachte Randles-Zelle (Abbildung 9c) betrachtet. Oft werden EIS Daten mithilfe von Ersatzschaltbildern gefittet. Elemente solcher Darstellungen sind dieselben wie in einem elektrischen Schaltkreis. Die gängigsten Komponenten und ihre Abhängigkeiten sind in Tabelle 6 dargestellt. Für viele Systeme kann ein Ersatzschaltbild erstellt werden. Jedoch ist dabei Vorsicht geboten, da oftmals mehrere Ersatzschalbilder zum gleichen Kurvenverlauf führen können. Daher sollten die Modelle auf physikalischen und elektrochemischen Eigenschaften des zu untersuchenden Systems basieren. Tabelle 6: Einige Ersatzschaltbild-Komponenten mit den zugehörigen Beziehungen zur Impedanz [88] Anhand des Nyquist-Plots lassen sich zahlreiche Aussagen über das zugrunde liegende Material-Elektrolyt-System treffen. Die Form des Nyquist-Plots (perfekter oder abgeflachter, ein oder mehrere Halbkreise) kann z.B. Aufschluss darüber geben, ob die Impedanz von einer einzigen oder von mehreren Ladungsdurchtritts-Reaktionen abhängt und somit mehrere Zeitkonstanten besitzt. So können u.a. Beschichtungen hinsichtlich ihrer Qualität untersucht werden [88]. Der Nachteil der Auftragung nach Nyquist liegt jedoch darin begründet, dass aus dem Diagramm nicht ersichtlich ist, welche Impedanzwerte welcher 28 Theorie Messfrequenz zugeordnet werden können. Genauere Informationen über den Zusammenhang zwischen Impedanz und der Frequenz, bei der gemessen wird, liefert der Bode-Plot (Abbildung 9b). Hierbei wird zum einen der Betrag der Impedanz logarithmisch über der ebenfalls logarithmierten Frequenz aufgetragen, zum anderen beinhaltet das Diagramm die Darstellung des Phasenwinkels Φ. Der Betrag des Phasenwinkels wird ebenfalls über der logarithmierten Frequenz aufgetragen und gibt die Steigung der Impedanz Kurve wieder. Bei hohen Frequenzen zeigt die Impedanz Kurve ein Plateau und es gilt Φ = 0. D.h., es gibt keine Phasenverschiebung, was bedeutet, dass ein reiner Widerstand vorliegt. Korrespondierend zum Nyquist-Plot stellt das Plateau bei hohen Frequenzen RE dar. Wie oben beschrieben, gibt der mittlere Frequenzbereich Aufschluss über den kapazitiven Anteil an der Gesamtimpedanz. Je größer die Steigung der Impedanz Kurve bzw. je größer der Phasenwinkel, desto höhere Werte nimmt RC an. Bei niedrigen Frequenzen ist wieder ein Plateau zu erkennen, welches korrespondierend zum Nyquist-Plot den Ladungsdurchtrittswiderstand RD plus RE anzeigt. Auch hier ist der Phasenwinkel Null. Mehrere Zeitkonstanten werden im Bode-Plot durch mehrere lokale Maxima des Phasenwinkels deutlich [86, 88]. 2.5.2 Polarisationskurven Polarisationskurven sind die mit am häufigsten eingesetzte Messmethode in der Elektrochemie. Mithilfe der Stromdichte-Potential-Messungen kann die Korrosionsstromdichte iKorr sowie das Korrosionspotential Ekorr berechnet werden. Zudem können Aussagen über Bildung von Passivschichten und deren Qualität und Stabilität gemacht werden. Befindet sich ein Metall in einem Elektrolyten, so treten elektrochemische Reaktionen auf, welche in der Regel aus zwei Teilreaktionen, der anodischen und der kathodischen Teilreaktion, bestehen. Beide Teilreaktionen führen zu einem Stromfluss. Die Metallauflösung stellt dabei die anodische Stromdichte (ia) dar, die Reduktion von Protonen zu Wasserstoff oder von O2 zu OH- die kathodische Stromdichte (ik). Sind anodische und kathodische Stromdichte betragsmäßig gleich groß, wird nach außen hin kein Strom gemessen. Dennoch kann Metallauflösung auftreten. Das zugehörige Potential wird Ruhepotential oder OCP (eng.: open circuit potential) genannt. Wird von außen an das System Metall-Elektrolyt kein Strom oder keine Spannung angelegt, stellt sich das jeweilige OCP ein. Eine Polarisation erfolgt meist von einigen 100 mV unterhalb des Ruhepotentials bis einige Volt in anodischer Richtung. Messtechnisch erfasst wird die Gesamtstromdichte, welche die Summe aus ia und ik darstellt [90, 91]. Theorie 29 Abbildung 10: Tafel-Auftragung: logarithmische Auftragung der Stromdichte über dem Potential. Bei größeren Überspannungen bezogen auf das OCP wird auf der kathodischen Seite die anodische Stromdichte vernachlässigbar und umgekehrt. In diesem Bereich verlaufen beide Teilstromdichten bei einer idealen Reaktion linear. Die Tafelgeraden sind eine Verlängerung der linearen Bereiche. Ihr Schnittpunkt markiert die Korrosionsstromdichte sowie das Korrosionspotential. In der Praxis wird die Stromdichte logarithmisch über dem Potential aufgetragen. Im Bereich des Ruhepotentials erhält man so die Tafelauftragung (siehe Abbildung 10). Bei höheren Überspannung (~50 mV) bezogen auf das Ruhepotential wird davon ausgegangen, dass auf der kathodischen Seite die anodische Stromdichte vernachlässigbar wird und umgekehrt und die Stromdichten im Idealfall einen linearen Verlauf zeigen. Die Tafelgeraden stellen eine Verlängerung der linearen Bereiche beider Teilstromdichten dar. Der Schnittpunkt der Tafelgeraden markiert die Korrosionsstromdichte sowie das Korrosionspotential [91]. Bei weiterer Polarisation in anodischer Richtung kommt es entweder zur Passivierung des Metalls im Elektrolyten durch die Bildung einer Oxidschicht, welche den Ladungsaustausch herabsetzt. Die Stromdichte fällt hierbei um Größenordnungen. Bei genügend hohen Potentialen kommt es zum Durchbruch und zur Auflösung der Oxidschicht. Dieser Bereich wird als transpassiv bezeichnet. Aktive Metalle zeigen keine Passivierung. Es findet durchgehend aktive Auflösung statt. Magnesium zeigt in neutralen, vor allem stark Chloridhaltigen Medien aktives Verhalten [91]. 30 Theorie Abbildung 11: Stromdichte-Potential-Kurve: Bei Polarisation in anodischer Richtung kommt es entweder zur Passivierung durch die Bildung einer Oxidschicht oder es findet aktive Auflösung statt [91]. Theorie 31 2.6 Oberflächenanalyse Hauptanalysemethoden zur Oberflächencharakterisierung in dieser Arbeit sind XPS und ToF-SIMS. Beide besitzen hohe Oberflächensensitivität und eignen sich daher zur Analyse von Monolagen und Proteinschichten. 2.6.1 XPS (X-ray Photoelectron Spectroscopy) Die Röntgen-Photoelektron-Spektroskopie (engl.: X-ray Photoelectron Spectroscopy, XPS) ist eine Methode zur qualitativen und quantitativen Oberflächenanalyse von Materialien. Abbildung 12: Schematische Darstellung der Funktionsweise der XPS-Analyse. Oberflächenatome werden mittels Röntgenstrahlen angeregt, was zur Emission eines kernnahen Elektrons mit spezifischer kinetischer Energie führt. Aus dem detektierten kinetischen Energiespektrum lassen sich die Bindungsenergien berechnen und somit die Oberflächenzusammensetzungen bestimmen. Dabei findet eine Anregung der Oberflächenatome der Probe mit Röntgenstrahlen bekannter Energie (E = h) statt, die die Emission eines Elektrons aus einer kernnahen Schale bewirkt (vgl. Abbildung 12). Jedes Photoelektron verlässt das jeweilige Atom mit einer bestimmten kinetischen Energie Ekin, die, wie in Gleichung 23 beschrieben, von der eingestrahlten Energie h und der Bindungsenergie Eb abhängt. 𝑬𝒌𝒊𝒏 = 𝒉𝝊 − 𝑬𝒃 Aus dem detektierten kinetischen Energiespektrum Gl. 23 lässt sich die Oberflächenzusammensetzung bestimmen, da die eingestrahlte Energie bekannt ist und die jeweilige Bindungsenergie für jedes Element spezifisch ist. Die Bindungsenergie eines Elektrons hängt jedoch nicht nur vom jeweiligen Element und dem Orbital ab. Auch die Oxidationsstufe und die Umgebung haben Einfluss auf den Bindungszustand und sind im XPS-Spektrum anhand einer Verschiebung der Peaks zu erkennen [92, 93]. 32 Theorie Die XPS-Analyse besitzt hohe Oberflächensensitivität (einige nm) und eignet sich daher für die Untersuchung der Proteinadsorption auf Oberflächen. Da es sich bei Proteinen um organische Moleküle handelt, bestehen sie zu großen Teilen aus Kohlenstoff. Charakteristisch ist auch der verhältnismäßig hohe Anteil an Stickstoff, bedingt durch die Peptidbindungen. Die Charakterisierung der Proteinadsorption erfolgt mittels des C- und NSignals. Eine Identifizierung von Proteinen sowie Aussagen über Konformationsänderungen sind mittles XPS jedoch nicht möglich. 2.6.2 ToF-SIMS (Time of Flight Secondary Ion Mass Spectromerty) Die statische Sekundärionen-Massenspektrometrie (Static SIMS) ist eine Methode zur Oberflächenanalyse. Die zu untersuchende Probe wird mit einem Ionenstrahl mit einer Energie von einigen keV beschossen. Die Primärionen dringen in die Probe ein und geben dort in einer Kollisionskaskade ihre kinetische Energie Ekin an die umliegenden Atome des Festkörpers ab. Für die ToF-SIMS-Analyse (Time-of-Flight Secondary Ion Mass Spectrometry) wird die Generierung und die Emission von ionisierten Teilchen, den sogenannten Sekundärionen, genutzt. Abbildung 13: Schematische Darstellung der Generierung und Emission von Sekundärionen bei der ToFSIMS Analyse: Ein Primärionenstrahl wird auf die Probe geschossen und dringt in das Probenmaterial ein. Durch Energieübertragung auf die umliegenden Atome kommt es u.a. zur Generierung von Sekundärteilchen, welche neutral oder geladen sein können. Für die ToF-SIMS Analyse werden ausschließlich die geladenen Teilchen genutzt (Abbildung bereitgestellt von M.Sc. Ina Hacker). Ein gepulster Primärionen-Strahl (Bi, Au, Ga oder Cs) mit einem möglichst kurzen Zeitintervall tp wird zur Generierung der Sekundärionen verwendet, um einen simultanen Eintritt aller gebildeten Ionen in die Flugbahn zum Detektor zu erlangen. Die Sekundärionen werden durch eine Beschleunigungsspannung Uac beschleunigt, bevor sie in die Flugbahn (mit der Länge L) eintreten. Da die anfängliche Energie der Ionen relativ klein ist, wird diese Theorie 33 vernachlässigt und es wird davon ausgegangen, dass alle Sekundärionen mit der gleichen kinetischen Energie in die Flugbahn eintreten. Gemessen wird die Zeit t, die die Ionen vom Beginn der Flugbahn bis zum Detektor brauchen. Mit Hilfe von Gleichung 24 kann die Masse (m/z) berechnet werden [94]. 𝒎 𝟐𝑼𝒂𝒄 𝒕𝟐 = 𝒛 𝑳𝟐 Gl. 24 Die ToF-SIMS Analyse zeichnet sich durch eine hohe Oberflächensensitivität, eine hohe Nachweisgrenze und eine gute Molekülselektivität aus. Daher eignet sie sich zur Charakterisierung von Proteinen und ist bisher die einzige Methode, die eine eindeutige Identifizierung von Proteinen ermöglicht. Die Informationstiefe beträgt zwischen einigen Zehntel nm bis zu 1-2 nm und ist somit geringer als die Dimension von Proteinen (vgl. Abbildung 14). Dies macht eine Detektierung der Konformation und der Orientierung von Proteinen auf Oberflächen möglich [69, 95, 96]. Abbildung 14: Schematische Darstellung der Dimension eines auf einer Oberfläche adsorbierten Proteins im Vergleich zur Informationstiefe bei der Time of Flight Secondary Ion Mass Spectroscopy (ToF-SIMS). Die Informationstiefe ist wesentlich kleiner als die Abmessungen des Proteins. Daher kann die ToF-SIMSAnalyse zur Detektierung und Identifizierung von Proteinen auf Oberflächen verwendet werden. Außerdem besteht die Möglichkeit der Detektion von Konformation und Orientierung des Proteins.[97] 34 Versuchsdurchführung 3. Versuchsdurchführung 3.1 Probenpräparation Für alle Versuche wurde technisch reines Magnesium (99,9 % Reinheit, Chempur Feinchemikalien und Forschungsbedarf GmbH) verwendet. Die einzelnen Mg-Proben wurden als Scheiben mit einer Dicke von ca. 3-4 mm von einem Stab geschnitten. Für die elektrochemischen Untersuchungen wurde als Ausgangsmaterial ein Mg-Stab mit einem Durchmesser von 25,4 mm verwendet, für die Wasserstoffmessungen sowie die Zellversuche ein Mg-Stab mit 9,5 mm Durchmesser. Für die Oberflächenanalyse mittels XPS und ToF-SIMS wurden die 25,4 mm Proben nochmals halbiert. Alle Proben wurden zunächst mit einem SiC-Schleifpapier (Körnung 800) entgratet und anschließend mit einem SiC-Schleifvließ (Körnung 1200) geschliffen, wobei ein EthanolGlycerin-Gemisch im Verhältnis 3:1 als Flussmittel verwendet wurde. Abschließend wurden die Proben für ca. 3 min in Ethanol im Ultraschallbad gereinigt. Vor dem eigentlichen Beschichtungsprozess wurden die Proben für 20 min in kochender 1M Natronlauge (NaOH) passiviert, um eine möglichst homogene und dichte Mg(OH) 2Schicht zu erzeugen und eine gleichmäßige OH-Terminierung der Probenoberfläche zu garantieren. 3.2 Beschichtung mit den Linkermolekülen Aminopropyltriethoxysilan (APTES) plus Vitamin C (Ascorbinsäure) (AV) Um Magnesium mit einer Monolage APTES zu beschichten, wurden die Proben für 24 h in einer 10 mM APTES-Lösung in Toluol eingelegt [98, 99]. Hierfür wurden ein Wasserbad mit einer Temperatur von 70°C und ein Rücklaufkühler verwendet. Anschließend wurden die Proben mit Aceton und mit Ethanol gespült und dazwischen jeweils mit Stickstoff getrocknet. Als abschließender Schritt der APTES-Beschichtung wurden die Proben für ca. 10 min in Ethanol im Ultraschallbad gereinigt, um alle überschüssigen, nicht kovalent gebundenen APTES-Moleküle zu entfernen. Zur Aktivierung mittels Ascorbinsäure wurde eine gesättigte Lösung von Ascorbinsäure in Dimethylsulfoxid (DMSO) hergestellt, in die die APTES beschichteten Proben für etwa 30 min unter Rühren eingelegt wurden. Anschließend wurden die Proben zweimal mit Reinstwasser gespült und mit Stickstoff getrocknet. Nach einer Lagerzeit von mindestens zwei Stunden fand die BSA-Beschichtung statt [100]. Versuchsdurchführung 35 Carbonyldiimidazol (CDI) Die Beschichtung der Mg-Proben mit Carbonyldiimidazol (CDI) fand ebenfalls mittels des Verfahrens der Tauchbeschichtung statt. Die Proben wurden für 6 h in eine 25 mM CDILösung eingelegt. Als Lösungsmittel diente Chloroform. Nach Ablauf der Beschichtungszeit wurden die Proben für ca. 5 min in Chloroform gewaschen und an Luft getrocknet. Anschließend fand die BSA-Beschichtung statt [101]. Stearinsäure (SA) Für die Stearinsäurebeschichtung wurde eine 0,05 M Lösung in Ethanol verwendet, in der die passivierten Proben für 1 h unter Rühren eingelegt wurden. Anschließend wurden die Proben für ca. 5 min mit Ethanol gespült und mit Stickstoff getrocknet [102]. 3.3 Proteinbeschichtung 3.3.1 Beschichtung mit bovinem Serumalbumin (BSA) Anschließend an die Linkermolekülbeschichtung bzw. die Passivierung wurden die Proben mit BSA (Sigma Aldrich, Cohn V fraction) beschichtet. Hierfür wurden die Proben unter Rühren bei Raumtemperatur in eine 0,1 mM BSA-Lösung in Reinstwasser eingelegt. Die Beschichtungszeiten variierten von 0,25, 0,5, 1, 3 bis 24 h. Nach der gewünschten Beschichtungsdauer wurden die Proben für ca. 5 min in Reinstwasser gespült und mit Stickstoff getrocknet. 3.3.2 Beschichtung mit Lysozym (LYS) Um zu garantieren, dass neben dem Modellprotein BSA auch andere Proteine auf Magnesium anbinden können, wurde Lysozym als weiteres Protein für die Beschichtung von Magnesium gewählt. Lysozym unterscheidet sich von BSA zum einen in der Molekülgröße (vlg. Kap. 2.2 und 2.3), zum anderen in der Schichtbildung. Während BSA-Moleküle keine Bindung miteinander eingehen und daher davon ausgegangen wird, dass sie eine Monolage bzw. eine Sub-Monolage bilden, können Lysozyme Multilagen bilden [39, 103]. Für die Beschichtung mit LYS wurde die Vorbehandlung mit SA gewählt. Als Referenz-Serie wurde auch hier die direkte Beschichtung nach NaOH-Passivierung der Mg-Oberfläche verwendet. Analog zur BSA-Beschichtung wurden Beschichtungszeiten von 0,25, 0,5, 1, 3 und 24 h gewählt. Die Beschichtung fand ebenfalls mittels Tauchbeschichtung in einer gerührten LYS- 36 Versuchsdurchführung Lösung in Reinstwasser (1 g/l, HEWL, Sigma) bei Raumtemperatur statt. Abschließend wurden die Proben für ca. 5 min in Reinstwasser gespült und mit Stickstoff getrocknet. 3.4 Oberflächenanalyse 3.4.1 Kontaktwinkel- und Oberflächenrauhigkeitsmessungen Sowohl die Oberflächenrauigkeit als auch die Hydrophobizität einer Oberfläche spielen bei der Korrosion, bei vielen Beschichtungsprozessen und Protein- sowie Zelladhäsion eine wichtige Rolle. Die Kontaktwinkelmessung dient der Untersuchung der Benetzbarkeit einer Oberfläche. Die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit ist die Kraft, die der Vergrößerung der Oberfläche entgegen wirkt. Diese Oberflächenspannung besteht nicht nur an der Phasengrenze flüssigfest, sie wirkt sich auch in der Grenzflächenspannung zwischen einer Flüssigphase und einem Festkörper (oder zwischen zwei Flüssigphasen) aus. Je mehr sich die flüssige und die feste Phase abstoßen, desto größer ist die Grenzflächenspannung und desto kleiner wird die Kontaktfläche zwischen Flüssigkeit und Festkörper. Die kleinste Kontaktfläche entsteht durch Bildung eines kugelförmigen Tropfens, der einen Kontaktwinkel von 180° auf der Festkörperoberfläche besitzt. Abbildung 15: Schematische Darstellung verschiedener Benetzungsverhalten von Oberflächen mit appliziertem Wassertropfen und zugehörigem Kontaktwinkel . Zur Messung des Kontaktwinkels wird ein Tropfen einer Flüssigkeit (meist Wasser) eines definierten Volumens auf die zu untersuchende Oberfläche aufgebracht. Mittels eines Okulars oder einer Kamera wird eine Vergrößerung des Wassertropfens betrachtet. Durch den Dreiphasenpunkt wird eine Tangente an den Wassertropfen gelegt. Wie in Abbildung 15 schematisch gezeigt wird, ist der Winkel, der durch diese Tangente und die Substratoberfläche gebildet wird, per Definition der Kontaktwinkel [104, 105]. Versuchsdurchführung 37 Die Kontaktwinkelmessungen der Magnesiumoberflächen wurden mittels eines Makroskops (WILD, Typ 246634, Heerbrugg, Schweiz) in Kombination mit einer Kamera (Leica) und der zugehörigen Software (LAS V3.7) durchgeführt. Da die Proben hinsichtlich ihrer Hydrophobizität untersucht werden sollen, wurde als Messflüssigkeit Reinstwasser mit einem Volumen von ca. 15 µl pro Wassertropfen verwendet. Die Tropfen wurden mittels einer Pipette auf die Probenoberfläche aufgebracht. Für jede Linkermolekülbeschichtung und nach Passivierung wurden jeweils zwei Proben untersucht, wobei je Probe die Kontaktwinkel von zwei Tropfen beidseitig an unterschiedlichen Stellen auf der Probenoberfläche gemessen wurden. Die Oberflächenrauigkeitsmessungen wurden an einem Laserprofilometer (UBM) mit einer vertikalen Auflösung von 0,06 µm durchgeführt. Für jede Linkermolekülbeschichtung und für die NaOH-Passivierung wurden zwei Proben untersucht. Auf jeder Probe wurden zwei Linien-Scans mit einer Länge von je 15 mm gemessen aus denen die Mittenrauigkeit Ra und die maximale Rauigkeit Rmax nach DIN 4768 berechnet wurde. 3.4.2 Tof-SIMS Für die ToF-SIMS Analyse in dieser Arbeit wurde ein TOF.SIMS 5 Massenspektrometer von ION-TOF (Münster) verwendet. Die verschiedenen zu charakterisierenden Proben wurden mit einem gepulsten Bi3+ Flüssigmetallionenstrahl beschossen (E = 25 keV), wobei die Pulsdauer auf weniger als 1 ns reduziert wurde, um die Massenauflösung zu erhöhen. Die Spektren wurden im Hochauflösungsmodus (m/m > 8000 bei 29 Si) aufgenommen, die gemessene Fläche betrug jeweils 500 x 500 µm². Um statische Bedingungen zu garantieren, wurde die Primärionendosis bei circa 1 x 1011 Ionen cm-2 gehalten. Die Signale wurden sowohl mittels der genauen Masse als auch mittels des Isotop-Musters identifiziert. Die Kalibrierung erfolgte für die positiven Spektren hinsichtlich des C+-, CH+-, CH2+-, CH3+- und C7H7+- Signals, im negativen Spektrum hinsichtlich des CH2--, C2--, CN-- und CNO--Signals. Für die Integration der Signale wurde die Poisson-Korrektur verwendet [106]. Da die ToF-SIMS-Analyse eine semi-quantitative Methode ist, wurden zum einen lediglich ähnliche Systeme miteinander verglichen, zum Peakflächenverhältnisse gebildet, die ausgewertet wurden. anderen wurden jeweils 38 Versuchsdurchführung 3.4.3 XPS Die XPS-Messungen in dieser Arbeit wurden mittels eines hochauflösenden PHI 5600 (USA) Röntgenstrahlen-Photoelektronen-Spektrometers durchgeführt, wobei für die Anregung monochromatische Aluminium KStrahlung (1486,6 eV, 300W) verwendet wurde. Für jede untersuchte Probe wurde ein Übersichtsspektrum von 0 bis 1200 eV aufgenommen. Anschließend wurden relevante Bereiche nochmals Bindungsenergien der verschiedenen hochaufgelöst gemessen. Die Oberflächen-Elemente wurde bei einer Durchlassenergie von 23,5 eV mit einer Auflösung von <0,4 eV (Messpunkte alle 0,2 eV für hochaufgelöste Bereiche und alle 0,8 eV für die Übersichtsspektren) und einem Abstrahlwinkel von 45° bezüglich der Oberflächennormalen ermittelt. Die Korrektur hinsichtlich Aufladung erfolgte mit Hilfe der Bindungsenergie des C1s-Signals, zur Subtraktion des Hintergrundrauschens wurde die Shirley Methode angewandt. Um den molaren Anteil jeder Spezies zu erhalten, wurden die Peakflächen der gemessenen XPSSpektren mittels des Photoionisationsquerschnittes () nach Scofield [107] und des Asymmetrie-Parameters (Orbitalgeometrie) [108] korrigiert (beide enthalten in den Sensivitätsfaktoren der Messsoftware MultiPakV6.1A, 99 June 16, copyright Physical Electronics Inc.,1994-1999). 3.4.4 Rasterelektronenmikroskopie (REM) Ein Feldemissions- Rasterelektronenmikroskop (FE-REM S4800, Hitachi, Japan) wurde für die Charakterisierung der Querschliffe der DMEM-Passivierung sowie zur Oberflächenanalyse nach Elektrochemie in SBF und DMEM eingesetzt. Dabei wurde mit Beschleunigungsspannungen zwischen 3 kV und 10 kV und einem Arbeitsabstand zwischen 4 und 6 mm gearbeitet. Die Querschliffe wurden mit einer Ionen-Mühle (IM4000, Hitachi) präpariert, wobei eine Beschleunigungsspannung von 6 kV, sowie eine Entladung von 1,5 kV verwendet wurde. Geschnitten wurden die Proben im „Cross Milling“ Modus mit 3 Wiederholungen pro Minute mit einem Winkel von +- 30°. 3.4.5 Röntgendiffraktometrie (XRD) Die während der Auslagerung in DMEM gebildeten Schichten wurden mittels XRD hinsichtlich ihrer Kristallinität untersucht. Hierfür wurde ein Röntgendiffraktometer (X’PERT PW 3040 MPD, Panalytical) mit einer monochromatischen Cu-K Strahlung verwendet ( = 1,54 Å) verwendet. Der Divergenzspalt wurde auf 0,19 mm eingestellt. Die Versuchsdurchführung 39 Beugungsmuster wurden aus 2 (10°-80°) für jede Probe berechnet, wobei die Schrittweite 0,03° und der Eintrittswinkel 1° betrug. 3.4.6 Fourier transformierte Infrarotspektroskopie (FTIR) Ebenfalls für die Analyse der während der Auslagerung in DMEM gebildeten Schichten wurde die Fourier transformierte Infrarotspektroskopie (FTIR) verwendet. Zum Einsatz kam ein Infrarotspektrometer (Thermo Scientific Nicolet 6700/Smart iTR) mit einem Diamantreferenzkristall und einer Eindringtiefe von 2 µm. Gemessen wurde jeweils über einen Wellenzahlbereich von 500-4000 cm-1. 3.5 Elektrochemische Messungen 3.5.1 Messaufbau Die Elektrochemischen Messungen wurden in einer elektrochemischen Zelle mit einem 3Elektroden-Aufbau durchgeführt. Für die statischen Messungen (unbewegter Elektrolyt) wurde eine Lochzelle mit einer Messfläche von 0,7854 cm2 verwendet. Als Arbeitselektrode fungierte die jeweilige zu untersuchende Probe. Als Gegenelektrode diente ein Platinplättchen und als Referenz eine Silber-Silberchlorid (Ag/AgCl) Elektrode in 3 M Kaliumchloridlösung (KCl) mit einem Spannungsunterschied von +212mV zur Normalwasserstoffelektrode. Gemessen wurde in je ca. 100 ml Elektrolyt, entweder bei Raumtemperatur oder bei 37°C (+/-1°C). Für die dynamischen Messungen (bewegter Elektrolyt) wurde eine eigens angefertigte Durchflusszelle mit einer Messfläche von 1 cm2 verwendet. Als Referenz diente ebenfalls eine Ag/AgCl Elektrode in 3 M KCl, als Gegenelektrode ein Platindraht. Die beiden Elektroden wurden so platziert, dass sie keine Turbulenzen über der Probe erzeugten. Der Elektrolytfluss wurde mittels einer Pumpe erzeugt. Untersucht wurden zwei verschiedene Fließgeschwindigkeiten: 2,11 ml/min (= 24 rpm) und 10,35 ml/min (= 100 rpm). Alle elektrochemischen Messungen wurden mittels eines Potentiostaten der Firma Zahner Elektronik (Kronach) und der zugehörigen Software (Thales) durchgeführt. 3.5.2 Elektrochemische Impedanz Spektroskopie (EIS) Vor den EIS Messungen wurde jeweils das Ruhepotential (engl.: open circuit potential, OCP) für entweder 75, 30 oder 15 min (je nach verwendetem Elektrolyt) aufgenommen. Der 40 Versuchsdurchführung Verlauf des Ruhepotentials wird nur in einigen relevanten Fällen ausgewertet und in dieser Arbeit gezeigt. Die Aufzeichnung des OCP garantiert im Allgemeinen, dass die weiteren Messungen bei einem stabilen Ruhepotential durchgeführt werden können. Die EIS Messungen wurden bei einer Frequenz von 100 kHz bis 10 mHz durchgeführt. Die angelegte Spannungsamplitude betrug +/- 10 mV relativ zum jeweiligen Ruhepotential. Für die Auswertung wurde die Auftragung nach Nyquist verwendet und die daraus berechneten Ladungsdurchtrittswiderstände. Als Elektrolyte wurden SBF und Zellkulturmedium (DMEM) bei Raumtemperatur und 37°C verwendet. Bei der elektrochemischen Charakterisierung der mit Zellen besiedelten Magnesium-Proben wurde der Frequenzbereich auf 100 kHz bis 100 mHz beschränkt, um so dem Ablösen bzw. Absterben der Zellen entgegenzuwirken. 3.5.3 Polarisationsmessungen Zusätzlich zu den EIS-Messungen wurden für einige Proben Polarisationskurven aufgenommen und die jeweiligen Korrosionsstromdichten berechnet. Die Messungen fanden im Anschluss an die EIS statt. Polarisiert wurde von -0,3 V relativ vom jeweiligen Ruhepotential bis 0 V, mit einer Schrittweite von 3 mV/s Als Abbruchkriterium wurde ein Strom von 10 mA gewählt. Die Korrosionsstromdichte wurde mit Hilfe der Tafelgeraden berechnet. 0,05 V relativ vom OCP in anodischer und kathodischer Richtung wurde jeweils eine Tangente an die Kurve gelegt. Der Schnittpunkt beider Tangenten bezeichnet die Korrosionsstromdichte. 3.6 Eine Wasserstoffmessungen Methode zur Bestimmung der Korrosionsrate von Magnesium ist die Wasserstoffmessung. Hierbei wird das während der Magnesiumkorrosion gebildete Wasserstoffgas gesammelt und das Volumen bezogen auf die Probenoberfläche gemessen. Bei der Korrosion von Magnesium ist die Wasserstoffentwicklung direkt mit der Magneisumauflösung verknüpft. Betrachtet man die Summengleichung für die Magnesiumkorrosion (Kap. 2.2, Gl. 4), wird klar, dass für ein oxidiertes Magnesiumatom ein Molekül Wasserstoff entsteht. Daher gilt im Allgemeinen, dass für ein Mol aufgelöstes Mg (24,31 g) ein Mol H2 (22,4 l) gebildet wird. Die Rate der Wasserstoffentwicklung RH wird in ml/cm²/d angegeben. Für die Wasserstoffmessungen wurden die Mg-Proben (Durchmesser: 9,5 mm, Dicke: 1,52,5 mm) in einem Gefäß aufgehängt. Über den hängenden Proben wurde eine Glasbürette Versuchsdurchführung 41 mit Trichter, wie in Abbildung 16 dargestellt ist, befestigt. Die Messungen wurden für 24 h in ca. 150 ml DMEM bei 37°C durchgeführt. Nach jeweils 1, 2, 3 und 24 h wurde der entstandene Wasserstoff abgelesen und auf die Fläche von 1 cm2 normiert. Neben der Gesamtwasserstoffentwicklung, wurde die anfängliche Wasserstoffentwicklungsrate RH1 während der ersten Stunde und RH2 (zwischen 3 und 24 h) berechnet. Abbildung 16: Versuchsaufbau für die Wasserstoffmessung: Die Magnesiumprobe befindet sich im Elektrolyten (Zellkulturmedium) innerhalb eines Trichters, der mit einer Bürette verbunden ist. Bedingt durch die Korrosion entsteht Wasserstoff, der aufsteigt und das Medium verdrängt. Die Volumenänderung in der Bürette bezeichnet die Menge an entstandenem Wasserstoff. 3.7 Verwendete Elektrolyte Für die ersten elektrochemischen Messungen in dieser Arbeit wurde SBF als Elektrolyt verwendet. Um die in vitro Bedingungen besser den in vivo Bedingungen anzupassen, wurde die elektrochemische Analyse außerdem in DMEM bei 37°C durchgeführt. 3.7.1 Simulierte Körperflüssigkeit (engl. Simulated Body Fluid, SBF) Simulierte Körperflüssigkeit (SBF) gehört zu einem der Medien, die in vitro zur Nachbildung physiologischer Bedingungen verwendet werden. Jedoch wird durch SBF lediglich der anorganische Teil des Blutplasmas sowie der pH-Wert simuliert. Ein Teil der elektrochemischen Messungen dieser Arbeit wurde zunächst in SBF bei Raumtemperatur durchgeführt, um das Messsystem möglichst einfach zu halten. Die verwendete SBF wurde aus Stammlösungen hergestellt. Die Vorgehensweise sowie die Konzentration der Stammlösungen wurde dabei von Müller et al. [109] übernommen. Die in 42 Versuchsdurchführung der SBF enthaltenen Ionen und deren Konzentration im Vergleich zum Blutplasma sind in Tabelle 7 aufgelistet. Tabelle 7: Ionenkonzentrationen im menschlichen Blutplasma und in der verwendeten SBF 5 nach Müller [mmol/l] [109] Neben den genannten Ionen beinhaltet die SBF Tris(hydroxymethyl)aminomethan. Im Blut übernehmen unter anderem BSA (siehe Kap. 2.2) und Hydrogencarbonat die Pufferung des pH-Wertes. In der verwendeten SBF ist aus Stabilitätsgründen die HCO3- Konzentration gegenüber menschlichem Blutplasma deutlich verringert. Die Aufgabe des pH-Puffers übernimmt Tris(hydroxymethyl)aminomethan. Des Weiteren wird der SBF Natriumazid (NaN3) zugefügt, um das Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern. 3.7.2 Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium (DMEM) ist eines der meist verwendeten standardisierten Nährmedien zur Kultivierung von Zellen. Zu den Hauptbestandteilen gehören neben anorganischen Salzen, organische Salze, Glukose, Aminosäuren und Vitamine. Des Weiteren enthält DMEM meist Phenolrot als pH-Indikator. Als Puffer fungiert Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) im Zusammenspiel mit CO2. Variationen ergeben sich vor allem durch unterschiedliche Glukose- und NaHCO3-Gehalte. Neben der Zellkultivierung wird DMEM insbesondere häufig für in vitro Versuche im Bereich der Bio-Degradierbarkeit von Magnesium verwendet. Einen Vorteil gegenüber SBF stellen hierbei die organischen Bestandteile von DMEM dar. Der Einfluss dieser auf die Magnesiumkorrosion kann so eingeschätzt werden. In dieser Arbeit wurde DMEM mit einer Glukosekonzentration von 1 g/l und einer NaHCO3Konzentration von 3,7 g/l (Biochrom AG) verwendet. Die genaue Zusammensetzung ist in Tabelle 8 angegeben. Versuchsdurchführung 43 Tabelle 8: Zusammensetzung des verwendeten Zellkulturmediums (Dulbecco´s Modified Eagle Medium, DMEM) laut Herstellerinformationen 44 Versuchsdurchführung 3.8 Zellversuche Für die Zellversuche wurden zwei verschiedene Zelllinien verwendet: Mausendothelzellen (DH1+/+) im Hinblick auf die Anwendung von Magnesium als Stent-Material und humane Osteosarkomzellen (Mg63) im Hinblick auf die Anwendung von Magnesium als Material zur kurzfristigen Knochenfixation. Osteosarkomzelllinien wie die verwendete Mg63, werden häufig als Ersatz für Osteoblasten verwendet, da sie ähnliche Phänotypeigenschaften besitzen [110]. Die zugrundeliegenden Magnesium-Proben wurden aus einem Mg-Stab (99,9 % Reinheit, Durchmesser 9,5 mm) mit einer Dicke von ca. 3 mm gesägt und wie in Kapitel 3.1 beschrieben, geschliffen und passiviert. Zunächst wurden die drei Linkermolekülbeschichtungen (AV, CDI und SA) hinsichtlich Zellwachstum und –ausbreitung untersucht. Hierfür wurden Zellen für einen Tag auf den Proben ausgesät. Als Vergleich diente – wie auch bei der Elektrochemie und der Oberflächenanalyse – passiviertes und geschliffenes Magnesium. Als Referenz wurde Tissue-Culture-Plastik verwendet, um das Zellwachstum ohne den Einfluss der Oberflächeneigenschaften der verschiedenen Magnesium-Proben zu untersuchen. Für die Magnesium-Proben sowie für die Referenzen wurden vier Proben untersucht, aus denen jeweils zwei Proben für die Auswertung ausgewählt wurden. Pro Probe wurden fünf repräsentative Stellen ausgewertet. Neben den Zellversuchen mit den Linkermolekülen für einen Tag, wurden Langzeitversuche durchgeführt. Hierfür wurden Zellen auf der Tissue-Culture-Plastik Referenz und auf geschliffenem Magnesium kultiviert. Des Weiteren wurde die Linkermolekülbeschichtung die bei einem Tag Zellkultivierung die besten Ergebnisse lieferte für die Langzeitversuche ausgewählt. Für die Langzeitversuche wurden Zellen für 1, 5, 15 und 20 Tage auf den Proben kultiviert, wobei anfänglich alle 2 Tage, nach 5 Tagen jeden Tag jeweils das vollständige Medium gewechselt wurde. Für alle Zellversuche wurden 50.000 Zellen pro Probe ausgesät. Als Zellkulturmedium wurden je ca. 12 ml DMEM verwendet. 3.8.1 Zellkultivierung Die Zellkultivierung und alle Versuche erfolgten mit beiden Zelllinien bis auf wenige Unterschiede gleich. Daher sind die folgenden Protokolle für beide Zelllinien gültig. Auf Unterschiede wird an den betreffenden Stellen hingewiesen. Die Zellen wurden in ca. 10 ml Zellkulturmedium in Zellkulturflaschen im Inkubator bei 37°C und einem CO2-Gehalt von 5 % kultiviert. Als Kulturmedium wurde DMEM mit einer Glukosekonzentration von 1 g/l verwendet, das im Fall der Mg63 Zelllinie mit 10 % FCS (Sigma), im Fall der DH1+/+ Zellline mit 20 % FCS versetzt wurde. Um eine Infektion der Versuchsdurchführung 45 Zellkulturen durch Bakterien zu vermeiden, wurde dem Medium 1 % der Antibiotikamischung PSG (Penicillin-Streptomycin-Glutamin) zugefügt. Da beide Zelllinien schnelles Wachstum aufweisen, wurden die Zellkulturen alle zwei Tage passagiert. Für die Endothelzellen wurden die Kulturflaschen vorbehandelt. Hierfür wurden 1,5 ml Gelatine-Lösung (2 % Gelatine in Reinstwasser) mit 2 g/ml humanem Fibronectin (Fn) und 1 % FCS hergestellt, die am Tag der Passage mit 1,5 ml PBS gemischt wurde. Diese Mischung wurde in die Kulturflaschen pipettiert, so dass sie den Boden dieser vollständig bedeckte. Anschließend wurde die Kulturflasche für ca. 1 h inkubiert. Für die Osteosarkomzellen ist diese Vorbehandlung nicht nötig. Als erster Schritt der Teilung der Zellkultur wurde das verbrauchte Medium entsorgt. Um etwaige Rückstände vom Kulturmedium zu entfernen, wurden die Zellen mit PBS (Phosphate Buffered Saline) gewaschen. Anschließend wurden ca. 2 ml des Enzyms Trypsin in die Kulturflasche gegeben und gleichmäßig auf dem Flaschenboden verteilt. Die Enzym-Lösung wurde nach ein paar Sekunden wieder entfernt. Nach einigen Minuten lösten sich die Zellen vom Flaschenboden und konnten in 10 ml frisches Medium gegeben werden. Zum Teilen der Zellkultur wurden ein paar Milliliter dieser Lösung (Menge abhängig von der ursprünglichen Zelldichte) in frisches Kulturmedium in einer neuen Kulturflasche gegeben, so dass sich wieder ein Volumen von ca. 10 ml ergab. Die Flaschen mit den geteilten Zellkulturen wurden im Inkubator (37°C, 5 % CO2) gelagert. Um die Zellen für Experimente verwenden zu können, müssen sie gezählt werden. Dadurch kann die gleiche Zelldichte im Medium für jeden Versuch garantiert werden. Hierfür wurden 20 µl der Zelllösung mit 20 µl Trypsin (Gibco) gemischt und in eine Neubauer Zählkammer gegeben. Mithilfe dieser kann die Menge an Zelllösung und frischem Zellkulturmedium errechnet werden, die gebraucht werden, um die gewünschte Zellzahl pro Probe auszusäen. 3.8.2 Fixierung und Färbung Nach der gewünschten Kultivierungszeit wurden die Proben aus dem Inkubator genommen und in 6-Well-Petrischalen gelegt. Zur Fixierung der Zellen auf der Magnesium-Oberfläche wurde eine Lösung aus 4 % Paraformaledhyd (PFA, Thermo Scientific) und 20 % fötalem Kälberserum (engl.: fetal calf serum, FCS) in phosphat-gepufferter Salinelösung (engl.: Phosphate Buffered Saline, PBS, Gibco) hergestellt, zu der Triton X (Sigma) (50µl pro 10ml Lösung) gegeben wurde. Jede Probe wurde für 20 min in 3 ml der Fixierungslösung eingelegt und anschließend für einige Minuten in einer 10 %igen FCS Lösung in PBS gespült. 46 Versuchsdurchführung Die Zellfärbung erfolgte mittels Phalloidin-Rot (Sigma) und Sytox-Grün (Gibco). Dazu wurde eine Lösung aus 3 µl Phalloidin-Rot (Anregung bei 556 nm), 1 µl Sytox-Grün (Anregung bei 504 nm) und 1 ml 10 % FCS in PBS hergestellt. Ein Tropfen dieser Lösung wurde auf ein Stück Parafilm gegeben und pro Tropfen jeweils eine Mg-Probe mit der Oberseite nach unten für 1 h in die Färbelösung gelegt. Anschließend wurden die Proben in 10 % FCS in PBS für 5 min auf einem Schüttler gewaschen. Dieser Schritt wurde weitere zweimal wiederholt. Folgend wurden die Proben kurz mit destilliertem Wasser gespült. Um die Proben von Wasser zu befreien wurde eine Alkoholreihe durchgeführt. Hierfür wurden die Proben für je 10 min in 90 %, 96 % und 100 % Isopropanol (Sigma) und zuletzt in Xylol (Sigma) eingelegt. Das Eindecken der Proben erfolgte mittels Eukit (Fluka). Jeweils ein Tropfen Eukit wurde zwischen Objektträger und Mg-Proben bzw. zwischen Mg-Probe und Deckglas gegeben. Anschließend wurden die eingedeckten Proben über Nacht getrocknet und dunkel gelagert. 3.8.3 Epifluoreszenzmikroskop Mittels eines Epifluoreszenzmikroskops (Leica DMI 6000 B) wurden Bilder der ProbenOberflächen gemacht. Es wurde ein Objektiv mit 10-facher Vergrößerung und einem einfachen Kuppler verwendet. Pro Probe wurden fünf Bilder an unterschiedlichen Stellen aufgenommen. Es wurde auf eine gleichmäßige Verteilung der betrachteten Ausschnitte geachtet. Von jeder ausgewählten Stelle wurden zwei Bilder mit einer Auflösung von 1344 x 1024 Pixeln aufgenommen. Um das Cytoskelett sichtbar zu machen, wurde das Phalloidinrot angeregt, um die Zellkerne abzubilden, wurde das Sytox Green angeregt. 3.8.4 Methoden zur Auswertung der Zellversuche Für die Auswertung der Zellversuche anhand der aufgenommenen Bilder wurden eigens für die Versuche mit Magnesium geschriebene Programme (mittels MATLAB) verwendet. Ermittelt wurden die Zelldichte sowie die prozentuale Bedeckung der jeweiligen Oberfläche mit Zellen. Um die Zelldichte auf den Mg-Proben berechnen zu können, wurde ein Algorithmus zur Segmentierung und Zählung der Nuclei entwickelt, der es möglich machte, eine große Menge an Bildern automatisch auszuwerten. Hierfür wurde ein neuer Ansatz für einen stabilen Algorithmus verwendet, um eine Behinderung durch die teilweise starken Hintergrundsignale der Mg-Proben zu vermeiden. Versuchsdurchführung 47 Um den Anteil der mit Zellen bedeckten Fläche zu ermitteln, musste ebenfalls ein stabiler Algorithmus gefunden werden, dem es möglich war das Hintergrundsignal von der Zellfläche zu separieren. 48 Ergebnisse und Diskussion 4. Ergebnisse und Diskussion Das Kapitel „Ergebnisse und Diskussion“ lässt sich thematisch in fünf übergeordnete Teile gliedern. Im ersten Teil (Kap. 4.1 - 4.3) werden die Ergebnisse der verschiedenen Proteinbeschichtungen über die Linkermoleküle dargestellt. Hierbei wird auf die Qualität der gebildeten Schichten und deren Einfluss auf das Korrosionsverhalten von Magnesium eingegangen. Im zweiten Teil (Kap. 4.4) wird die Passivierung von Magnesium im Zellkulturmedium dargestellt, wobei die Zusammensetzung der gebildeten Schicht und ihr Einfluss auf die Korrosionseigenschaften von Magnesium im Mittelpunkt stehen. Der dritte Teil (Kap. 4.5) zeigt eine Kombination der beiden ersten Teile. Hier wurde analysiert inwiefern die Funktionalisierung in Zellkulturmedium passivierten Proben mit den Linkermolekülen möglich ist und ob sich eine zusätzliche Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit ergibt. Im vierten Teil (Kap. 4.6) werden die Ergebnisse der durchgeführten Versuche zur Adhäsion, zum Wachstum und zur Proliferation von Zellen gezeigt. Der letzte Teil (Kap.4.7) behandelt den Einfluss verschiedener Versuchsparameter auf die Magnesiumkorrosion. Hierbei wurde der Elektrolyt, die Temperatur und die Fließgeschwindigkeit des Elektrolyt variiert. 4.1 Beschichtung von Magnesium mit BSA Die Ergebnisse im folgenden Kapitel wurden größten Teils bereits publiziert [111]. Killian et al. zeigten, dass eine Anbindung von BSA auf Magnesium möglich ist [112]. Des Weiteren ergab sich, dass der Einsatz von Linkermolekülen zu einer verbesserten Adhäsion von Albumin führen kann. Ausgehend von dieser Arbeit wurden, neben dem LinkermolekülSystem Aminopropyltriethoxysilan plus Vitamin C (AV), weitere geeignete Linkermoleküle für die Anbindung von BSA auf Magnesium gesucht. Dabei wurden vor allem gängige LinkerSysteme für die Proteinimmobilisierung auf Titan oder Gold in Betracht gezogen. Grundvoraussetzung für die Auswahl von geeigneten Linkermolekülen ist die Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln, da Magnesium in wässrigen Lösungen sehr reaktiv ist und davon ausgegangen werden muss, dass Linkermolekülbeschichtungen durch ablaufende Korrosionsprozesse gestört werden. Außerdem wurden Linkermoleküle gewählt, die sich hinsichtlich der Bindungsmechanismen, die der Adsorption von BSA zugrunde liegen, unterscheiden. Wie in Kapitel 2.4 beschrieben, werden in dieser Arbeit neben Aminopropyltriethoxysilan plus Vitamin C (AV), Carbonyldiimidazol (CDI) und Stearinsäure (SA) als Linkermoleküle für die BSA-Anbindung verwendet. Als Referenz diente eine lediglich in NaOH vorbehandelte Magnesium-Probe. Bei AV und CDI wird angenommen, dass die BSA-Beschichtung über Chemisorption geschieht, wobei BSA über eine Peptidbindung am jeweiligen Linkermolekül anbindet. Bei SA und NaOH hingegen, wird Ergebnisse und Diskussion davon ausgegangen, dass 49 Proteine aufgrund hydrophober bzw. hydrophiler Wechselwirkungen auf der Probenoberfläche physisorbieren. 4.1.1 Oberflächencharakterisierung der Linkermolekülbeschichtungen Zu Beginn wurden die Magnesiumoberflächen hinsichtlich Qualität und Quantität der Linkermolekülbeschichtungen untersucht. Hierfür wurden XPS und ToF-SIMS Messungen durchgeführt. XPS Abbildung 17 zeigt die Ergebnisse der XPS-Analyse nach Beschichtung mit den drei Linkermolekülen und nach NaOH-Passivierung. Näher betrachtet werden die C1s-, N1s-, O1s- und Mg2p-Signale. Abbildung 17: XPS-Ergebnisse nach den verschiedenen Linkermolekül-Beschichtungen und nach NaOHPassivierung. Gezeigt werden die C1s-, N1s-, O1s und Mg2p-Signale. Wie zu erwarten, erreichen die Mg2p- und O1s-Signale ihre höchsten Werte (ca. 25 at% bzw. ca. 60 at%) für passiviertes Magnesium. Das Verhältnis von O zu Mg beträgt ungefähr 2:1, weshalb davon ausgegangen wird, dass die während der Passivierung in NaOH gebildete Schicht hauptsächlich aus Mg(OH)2 besteht. Das Kohlenstoffsignal mit Werten um die 12 at% wird hauptsächlich durch atmosphärische Kontamination verursacht. Wie in Kapitel 2.1.2 beschrieben, können außerdem an Luft Magnesiumcarbonate gebildet werden. Diese tragen ebenfalls zum C1s-Signal bei. Das N1s-Signal beträgt etwa 0,1 at% und wird vom Hintergrundrauschen überlagert. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich keine Stickstoffverbindungen auf der Oberfläche befinden. Nach AV Beschichtung ist ein starker Anstieg des C1s-Signals (~55 at%) im Vergleich zur Referenz zu beobachten. Des Weiteren ist ein deutliches Stickstoffsignal (~7 at%) zu 50 Ergebnisse und Diskussion erkennen, welches durch die Stickstoffatome in den APTES- und Vitamin C Molekülen verursacht wird. Gleichzeitig sinkt das Mg2p-Signal auf ca. 2 at%. Auch das O1s-Signal nimmt im Vergleich zur NaOH-Passivierung um etwa die Hälfte ab (~30 at%). Das lässt darauf schließen, dass sich auf der Oberfläche eine dichte AV Schicht gebildet hat. Wird angenommen, dass APTES eine Monolage bildet, kann die Dicke der AV Schicht auf kleiner 2 nm geschätzt werden, berechnet aus der Größe der beiden Linkermoleküle. Bei einer Informationstiefe des XPS von ca. 1-2 nm ist zu erwarten, dass ebenfalls deutliche Signale des Substrates detektiert werden. Die AV Beschichtung jedoch weist lediglich ein sehr niedriges Mg2p-Signal einhergehend mit einem unerwartet hohen C1s-Signal auf. Das führt zu der Annahme, dass APTES eine Multilage auf der Oberfläche bildet. Diese These wird durch die Arbeit von Howarter et al. [113] gestützt. Es wird berichtet, dass APTES während des Beschichtungsprozesses Multilagen bilden kann, wenn Wasser auf der Substratoberfläche vorhanden ist. Es ist wahrscheinlich, dass Wasser im vorliegenden Beschichtungssystem vorhanden ist, da angenommen wird, dass geringe Mengen an Wasser in der teilweise porösen Mg(OH)2 Schicht über längere Zeiträume gespeichert werden können. Nach der CDI Beschichtung ist im Vergleich zur passivierten Magnesiumprobe ebenfalls ein deutlicher Anstieg des C1s-Signals (34 at%) sowie des N1s-Signals (~19 at%) zu beobachten. Gleichzeitig nehmen das Mg2p- und das O1s-Signal ab. Auch hier wird deutlich, dass die Linkermolekülbeschichtung erfolgreich war. Vor allem die hohen Stickstoffsignale sind charakteristisch für die Anbindung von CDI, da wie in Kapitel 2.4.2 beschrieben, Imidazol-Carbamate mit den Hydroxylgruppen der Mg(OH)2 Oberfläche gebildet werden. Das geringere C1s-Signal im Vergleich zur AV Beschichtung lässt sich mit der Größe der Imidazol-Carbamat-Gruppe und der Vermutung, dass APTES eine Multilage bildet, erklären. Für die SA Beschichtung wird der C1s-Peak als charakteristisches Signal verwendet. Mit einer Moleküllänge von ca. 2-3 nm ist die Fettsäure das Größte der drei Linkermoleküle und besitzt mit 18 C-Atomen den höchsten C-Gehalt. Nach Beschichtung mit SA findet ebenfalls ein Anstieg des C1s-Signals bezüglich der Referenzprobe statt. Jedoch fällt die Zunahme des Kohlenstoffgehaltes deutlich geringer aus als für die AV und die CDI Beschichtung. Sowohl das Mg2p-Signal, als auch das O1s-Signal zeigen kaum eine Veränderung zur passivierten Probe. Es findet lediglich eine Abnahme der Atomkonzentration von 25 at% auf 23 at% für Mg2p und von 62 at% auf 56 at% für O1s statt. Es muss angenommen werden, dass SA keine selbstorganisierte Monolage bildet, bei der die Moleküle parallel zueinander und senkrecht zur Substratoberfläche angeordnet sind. Diese Annahme konnte mittels SFGAnalyse (Sum Frequency Generation) bestätigt werden (hier nicht gezeigt). Es wird vermutet, dass die SA Moleküle zwar auf der Oberfläche anbinden können, sich jedoch nicht oder nicht Ergebnisse und Diskussion 51 vollständig aufrichten, so dass die Schichtdicke weniger als einen Nanometer beträgt. Das erklärt die verhältnismäßig niedrigen C1s-Signale verbunden mit den unerwartet hohen Signalen, die vom Substrat verursacht werden. ToF-SIMS Bei der Linkermolekülbeschichtung sollen die ToF-SIMS Messungen ergänzend zur XPS der qualitativen Analyse dienen, um das jeweilige Molekül eindeutig auf der Oberfläche nachzuweisen. Die Ergebnisse der ToF-SIMS Analyse nach Beschichtung mit den Linkermolekülen sind in Abbildung 18 dargestellt. Es werden für jedes Linker-System charakteristische Signale ausgewählt. Um Aussagen über den Beschichtungserfolg treffen zu können, werden zum Vergleich die relevanten Bereiche des Spektrums einer passivierten Probe gezeigt. Abbildung 18: Charakteristische ToF-SIMS Signale der drei Linkermoleküle nach Linker Beschichtung und nach 0,25h BSA Beschichtung im Vergleich zur NaOH Passivierung: a) Signal bei m/z = 28,98, 52 Ergebnisse und Diskussion verursacht durch SiH+, charakteristisch für APTES, b) m/z = 69,05 charakteristisches Signal für CDI nach Kondensationsreaktion mit der OH-terminierten Oberfläche, c) Molekülfragment von SA bei m/z = 283,27 Die charakteristischen Signale für die AV Beschichtung sind in Abbildung 18 a dargestellt. Für APTES wird das Signal bei m/z = 28,98, welches durch SiH+ verursacht wird, gewählt. Nach AV Beschichtung zeigt sich ein deutlich erkennbares Signal im Vergleich zur passivierten Probe. Abbildung 18 b zeigt ein charakteristisches Signal für CDI nach Anbindung auf der Oberfläche. Der Peak bei m/z = 69,05 wird von C3H5N2+ hervorgerufen. Dieses Fragment entspricht der -Abspaltung des auf der Oberfläche adsorbierten CDI Moleküls (vgl. Kapitel 2.4.2, Abbildung 7). Auch hier ist erst nach CDI Beschichtung ein Signal erkennbar. Als charakteristisches Signal für SA wird das Molekülfragment bei einer Masse von m/z = 283,27 verwendet. Auch hier wird deutlich, dass lediglich bei der SA beschichteten Probe ein eindeutiges Signal zu sehen ist. Die ToF-SIMS Ergebnisse Beschichtungserfolg für jeden der drei Linkermolekülbeschichtungen Beschichtungsmechanismus anhand zeigen der den jeweiligen charakteristischen Signale und bestätigen die XPS Ergebnisse. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Linkermoleküle auf der Magnesiumoberfläche angebunden sind. 4.1.2 Oberflächeneigenschaften der Linkermolekülbeschichtung Oberflächeneigenschaften wie die Rauigkeit und die Hydrophobizität können großen Einfluss auf die Protein- und Zelladhäsion haben. In Abbildung 19 sind sowohl die Kontaktwinkel von Wasser, als auch die mittlere und maximale Oberflächenrauigkeit nach Beschichtung mit den Linkermolekülen und nach NaOH Passvierung sowie von geschliffenem Magnesium dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 53 Abbildung 19: a) durchschnittliche und maximale Oberflächenrauigkeit (Rmax, Ra) und b) Kontaktwinkel von geschliffenem Magnesium sowie nach NaOH-Passivierung und nach den verschiedenen Linkermolekül-Beschichtungen Die mittlere Oberflächenrauigkeit von geschliffenem Magnesium (Abbildung 19 a) liegt bei 0,27 µm, die maximale Oberflächenrauigkeit bei 2,22 µm. Die kaum vorhandene Standardabweichung lässt auf eine gute Reproduzierbarkeit der Probenpräparation schließen. Nach NaOH Passivierung findet ein geringer Anstieg von Ra auf einen Wert von 0,41 µm und von Rmax auf 3,6 µm statt. Die höheren Werte für Ra bzw. Rmax können durch die Bildung einer Mg(OH)2 Schicht auf der Oberfläche während des Passivierungsvorganges erklärt werden. Auch hier sind lediglich geringe Standardabweichungen zu erkennen, was ebenfalls auf eine gute Reproduzierbarkeit bezüglich der Oberflächenrauigkeit im Rahmen der Auflösungsgrenze des Laserprofilometers schließen lässt. Die Werte für Ra nach AV und SA Beschichtung zeigen keinen weiteren Anstieg im Vergleich zur passivierten Probe. Gleiches gilt für die maximale Rauigkeit. Da die Auflösung des Laserprofilometers 0,06 µm beträgt, kann davon ausgegangen werden, dass sich durch die Beschichtungen mit AV und SA lediglich Änderungen der Oberflächenrauigkeit unterhalb der Auflösungsgrenze ergeben. Dies ist zu erwarten, wenn davon ausgegangen wird, dass sich Monolagen bzw. Submonolagen bilden. Sowohl die mittleren als auch die maximalen Rauigkeiten weisen lediglich kleine Standardabweichungen auf. Im Gegensatz zur AV und SA Beschichtung ist nach CDI Beschichtung ein Anstieg von Ra auf etwa 3 µm zu erkennen. Vor allem die maximale Rauigkeit, welche Werte von ca. 28 µm annimmt und eine Standardabweichung von 35 % aufweist, zeigt deutlich, dass keine homogene Oberfläche entsteht. Dies ist auf die Beschichtungsprozedur zurückzuführen. Betrachtet man die Proben nach CDI Beschichtung wird bereits mit bloßem Auge ein punktförmiger Angriff der Probenoberfläche sichtbar (vgl. Anhang, Abbildung 73). Als Lösungsmittel für CDI wird Chloroform verwendet. Der korrosive Probenangriff wird auf Wasser im Beschichtungssystem, welches aufgrund der stark hygroskopischen Eigenschaften von Chloroform vorhanden ist, zurückgeführt. Die Kontaktwinkel nach Beschichtung mit den Linkermolekülen, nach NaOH Passvierung und von geschliffenem Magnesium sind in Abbildung 19 b dargestellt. Nach AV und SA Beschichtung zeigen die Kontaktwinkel jeweils Werte um die 50°. Die passivierte Probe weist Kontaktwinkel von etwa 11°, die CDI Probe Kontaktwinkel von etwa 6° auf. Wie erwartet zeigt die Oberfläche nach Passivierung hydrophilen Charakter, da durch die Bildung der Mg(OH)2 Schicht eine OH-terminierte Oberfläche entsteht. Zudem wird angenommen, dass die Passivschicht porös ist. Der Anstieg der Kontaktwinkel nach AV und SA Beschichtung weist auf eine erfolgreiche Adsorption der beiden Linkermoleküle hin. Für SA Monolagen werden Kontaktwinkel von bis zu 120° beschrieben [102]. Die hier gemessenen Werte liegen jedoch deutlich niedriger. Zum einen kann diese Abweichung mit einer unterschiedlichen 54 Ergebnisse und Diskussion Vorbehandlung der Proben erklärt werden, da der Kontaktwinkel auch immer von der Oberflächenrauigkeit im nm- und µm-Bereich abhängig ist. Wenn man die XPS Ergebnisse für die SA Beschichtung betrachtet (vgl. Abbildung 17), ist es jedoch wahrscheinlich, dass die niedrigen Kontaktwinkel daher rühren, dass sich keine Monolage bildet, bei der sich die SA Moleküle senkrecht zur Probenoberfläche anordnen. SFG-Messungen ergaben (in dieser Arbeit nicht gezeigt), dass keine vollständig CH3-terminierte Oberfläche sondern hauptsächlich eine CH2-terminierte Oberfläche entsteht, die geringere Hydrophobizität besitzt. Die im Vergleich zu den anderen Beschichtungen hohen Standardabweichungen bei SA weisen auf eine inhomogene Schichtbildung hin. Möglicherweise sind unterschiedliche Bereiche vorhanden, in denen Moleküle parallel zur Oberfläche liegen oder sich Monolagen bilden, die jedoch nicht senkrecht zur Oberfläche angeordnet sind. Im Gegensatz zu AV und SA, besitzt die Oberfläche nach CDI Beschichtung hydrophilen Charakter. Eine mögliche Erklärung hierfür ist der Einfluss der deutlich höheren Oberflächenrauigkeit. Ebenfalls wahrscheinlich scheint die Bildung von porösem Mg(OH)2 während der CDI Beschichtung aufgrund des bereits erwähnten Korrosionsangriffs. 4.1.3 Oberflächencharakterisierung nach BSA-Beschichtung Die Charakterisierung der BSA-Schichten wurde ausschließlich mittels ToF-SIMS vorgenommen. Auf die XPS-Analyse wurde verzichtet, da für den Nachweis von Proteinen die C1s und N1s Signale verwendet werden und diese teilweise durch die Linkermoleküle verursacht werden. Proteine können bei der ToF-SIMS Analyse mittels der charakteristischen Signale der Aminosäurereste detektiert werden. Für die Charakterisierung der BSA-Beschichtungen wurde das Signal bei m/z = 110,07, welches von Histidin (His) verursacht wird, und das für Phenylalanin (Phe) charakteristische Signal bei m/z = 120,08 verwendet. Diese Signale wurden gewählt, da sie relativ hohe Massen besitzen und somit eine Beteiligung von Fragmenten der Linkermoleküle an der Peakintensität ausgeschlossen werden kann. Die beiden Aminosäurereste, die zugehörige detektierte Masse und das Molekülfragment sowie das prozentuale Vorkommen in BSA sind in Tabelle 9 aufgelistet. Tabelle 9: Detektierte Masse und prozentuales Vorkommen in BSA von den Aminosäureresten Histidin und Phenylalanin [69, 70]. Ergebnisse und Diskussion 55 Da es sich bei der ToF-SIMS Analyse um eine semiquantitative Methode handelt, wurden für die Auswertung der Ergebnisse Peakflächenverhältnisse aus dem jeweiligen Aminosäurerest und den Magnesiumsignalen gebildet. So ist es möglich verschiedene Beschichtungsmechanismen und unterschiedliche BSA Beschichtungszeiten miteinander zu vergleichen. Die Aminosäuresignale wurden aus der Literatur übernommen [69, 70]. Für die Magnesiumsignale wurden die drei isotopen Atommassen m/z = 23.99, m/z = 24.99 und m/z = 25.983 und das MgH+ Signal bei m/z = 24.99 verwendet. Abbildung 20 zeigt die Peakflächenverhältnisse His/Mg und Phe/Mg nach der jeweiligen Linkermolekülbeschichtung und nach 0,25 h, 0,5 h, 1 h, 3 h und 24 h BSA Beschichtung. Abbildung 20: ToF-SIMS Ergebnisse: Peakflächenverhältnisse zweier charakteristischer Protein-Signale (His: Histidin, Phe: Phenylalanin) zu den detektierten Mg-Signalen für die Linkermolekülbeschichtungen und für verschiedene BSA-Beschichtungszeiten; a) direkte BSA-Beschichtung ohne Verwendung von Linkermolekülen; b) BSA-Beschichtung via APTES+VitC c) BSA-Beschichtung via CDI; d) BSABeschichtung via SA. Für alle Linkermoleküle und die NaOH Passivierung ohne BSA Beschichtung gehen beide Peakflächenverhältnisse gegen 0. Dies ist ein Indiz dafür, dass weder das Signal bei 56 Ergebnisse und Diskussion m/z = 110,07 noch das Signal bei m/z = 120,08 von einem der Linkermoleküle oder der Passivierung verursacht wird. Die Referenzserie, bei der keine Linkermoleküle verwendet wurden, ist in Abbildung 20 a dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich für alle Beschichtungszeiten Proteine auf der Oberfläche befinden. Jedoch ist keine eindeutige Abhängigkeit der Menge an BSA von der Beschichtungszeit ersichtlich. Für 0,25 h ist ein Anstieg beider Peakflächenverhältnisse auf Werte von 0,16 für His/Mg bzw. 0,12 für Phe/Mg zu erkennen. Für eine Beschichtungszeit von 0,5 h erreichen sowohl His/Mg als auch Phe/Mg ihre Tiefstwerte bei ca. 0,07. Bis 3 h steigen beide Peakflächenverhältnisse wieder an (His/Mg: 0,24, Phe/Mg:0,18) und bleiben auch für eine Beschichtungszeit von 24 h auf gleichem Niveau. Es zeigt sich, dass sich bereits auf den passivierten Proben BSA auf der Oberfläche befindet. Es wird angenommen, dass die Anbindung des Proteins über die Hydroxylgruppen der Mg(OH)2 Schicht erfolgt. Bei hydrophilen Oberflächen spielen auch die elektrostatischen Wechselwirkungen eine große Rolle bei der Proteinadsorption. Die BSALösung besitzt zu Beginn einen pH-Wert von ca. 5,6. In diesem pH-Bereich ist die Mg(OH)2 Oberfläche stark positiv geladen [114], während BSA einen leichten Überschuss an negativen Ladungen aufweist. Die elektrostatischen Voraussetzungen für eine Adsorption von BSA sind somit gegeben. Im Laufe der Beschichtung findet eine leichte Zunahme des pH-Wertes – bedingt durch den Korrosionsmechanismus von Magnesium – statt. Dies führt dazu, dass die BSA-Moleküle in Lösung mit zunehmender Beschichtungszeit eine Zunahme an negativer Ladung erfahren. Die Mg(OH)2 Oberfläche bleibt weiterhin positiv geladen und somit kann eine stärkere BSA Adsorption erwartet werden. Die Peakflächenverhältnisse für AV sind in Abbildung 20 b dargestellt. Auch hier können für alle Beschichtungszeiten deutliche Aminosäuresignale detektiert werden, was darauf schließen lässt, dass BSA auf der AV Oberfläche gebunden werden kann. Bereits nach 0,25 h erreichen die Peakflächenverhältnisse ihre Maximalwerte (His/Mg: 2,5; Phe/Mg: 1,9). Nach einer Beschichtungszeit von 0,5 h findet eine signifikante Abnahme der Aminosäurefragmente im Vergleich zu den Mg Signalen statt (His/Mg: 0,52; Phe/Mg: 0,43). Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen bewegen sich die Peakflächenverhältnisse zwischen 0,5 h und 3 h im selben Bereich. Nach 24 h findet erneut ein geringer Rückgang der Peakflächenverhältnisse statt. Mit 0,33 (His/Mg) bzw. 0,26 (Phe/Mg) erreichen die Werte hier ihr Minimum. Generell kann bei AV der Trend beobachtet werden, dass die Peakflächenverhältnisse beider Proteinsignale mit zunehmender BSA Beschichtungszeit abnehmen. Das bedeutet, im Vergleich zu Magnesium befindet sich weniger BSA auf der Oberfläche, je länger die Proben der Beschichtungslösung ausgesetzt sind. Ein Grund für diese Ergebnisse könnte sein, dass APTES und Vitamin C keine vollständig dichte Schicht auf der Oberfläche bilden. Dies kann zu Korrosion von Magnesium während der Beschichtung mit BSA in der wässrigen Lösung führen, wobei Mg(OH)2 gebildet Ergebnisse und Diskussion 57 wird. Auch die dabei stattfindende Wasserstoffentwicklung sowie eine mögliche pH-WertErhöhung an der Oberfläche können die Proteinadsorption beeinflussen. Eine weitere Erklärung für die Abnahme der Peakflächenverhältnisse könnte die Ablösung der APTES Moleküle von der Magnesiumoberfläche sein. Es wird berichtet, dass die Bindung zwischen APTES und der OH-terminierten Oberfläche in wässrigen Lösungen nicht stabil ist [115]. Dies könnte dazu führen, dass je länger sich die AV Proben in der Beschichtungslösung befinden, sich mehr APTES Moleküle von der Oberfläche lösen. Mit längerer Beschichtungszeit kann es zu vermehrter Korrosion und Bildung von Mg(OH)2 kommen. Abbildung 20 c zeigt die Peakflächenverhältnisse der beiden Aminosäure Signale und Magnesium für die Vorbehandlung mit CDI. Wie bei der Referenzserie und AV können ab einer Beschichtungszeit von 0,25 h Aminosäuresignale detektiert werden. Bis 0,5 h findet ein leichter Anstieg beider Peakflächenverhältnisse statt (His/Mg: 0,14; Phe/Mg: 0,11). 1 h Beschichtungszeit führt zu einem Rückgang der Werte (His/Mg: 0,08; Phe/Mg: 0,06), während nach 3 h BSA ein erneuter Anstieg der Peakflächenverhältnisse auf das Niveau der 0,5 h Beschichtung stattfindet (His/Mg: 0,14; Phe/Mg: 0,11). Für 24 h BSA liegen die Werte wieder im Bereich der 1 h Beschichtung (His/Mg: 0,09; Phe/Mg: 0,08). Es ist deutlich zu erkennen, dass die Peakflächenverhältnisse für CDI mit denen für die NaOH Passivierung vergleichbar sind und durchgehend unterhalb der Werte für AV liegen. Die geringe Adsorption von BSA im Vergleich zur AV Beschichtung ist möglicherweise durch die hydrophilen Oberflächeneigenschaften der CDI Beschichtung bedingt. Im Allgemeinen findet Proteinadsorption bevorzugt auf leicht hydrophoben Oberflächen statt [84, 85]. Auch eine Korrelation zwischen Beschichtungszeit und BSA auf der Oberfläche konnte für CDI nicht gefunden werden. Jedoch variiert die Oberflächenbedeckung mit BSA lediglich in einem kleinen Bereich verglichen mit AV. Die ToF-SIMS Ergebnisse für die BSA Beschichtung via SA sind in Abbildung 20 d dargestellt. Die höchsten Werte für His/Mg werden nach einer Beschichtungszeit von 0,5 h erreicht, wobei das Verhältnis Phe/Mg bereits nach 0,25 h maximale Werte annimmt (0,29). Auffällig ist, dass das Verhältnis von Phe zu His im Allgemeinen für die Anbindung via SA im Vergleich zu den anderen Beschichtungsmechanismen stark schwankt. Bei 0,25 h ist es im Vergleich zu den übrigen Beschichtungszeiten sogar verdreht. Möglicherweise weist dies auf eine bevorzugte Orientierung der Proteine während der anfänglichen Adsorption hin. Ein weiterer Grund könnten konformative Änderungen aufgrund hydrophober Wechselwirkungen sein. Ein Vergleich der S2/CNO Verhältnisses aller untersuchten Beschichtungssysteme zeigte jedoch keine Unterschiede für die verschiedenen Linker und Beschichtungszeiten. Für 1h BSA Beschichtung nehmen beide Peakflächenverhältnisse ab. Das Peakflächenverhältnis His/Mg zeigt eine weitere Abnahme bis 24 h (ca. 0,2), während sich 58 Ergebnisse und Diskussion das Verhältnis Phe/Mg nur geringfügig und im Bereich der Standardabweichung ändert. Für die BSA Beschichtung via SA erweisen sich – ebenfalls wie bei AV – kurze Beschichtungszeiten als erfolgversprechender was die BSA Adsorption auf der Oberfläche betrifft. Für längere Zeiten (ab 3 h) liegen die Werte für beide Peakflächenverhältnisse im Bereich derer für die Referenzserie. Auch hier wird als Grund für die niedrigen Peakflächenverhältnisse bei längeren Beschichtungszeiten die unvollständige Bedeckung der Magnesium Oberfläche mit dem Linkermolekül und die damit verbundene Korrosion angenommen. Die Bildung von Mg(OH)2 führt zu einem relativen Anstieg der Mg-Signale. Die Ergebnisse der ToF-SIMS Analyse zeigen, dass für alle untersuchten Mechanismen zur Proteinanbindung BSA auf der jeweiligen Oberfläche gefunden wird. Während für AV und SA die höchsten Peakflächenverhältnisse für die kurzen Beschichtungszeiten erzielt werden, ist für CDI und die direkte Anbindung keine Korrelation der adsorbierten Menge an BSA mit der Beschichtungszeit vorhanden. AV weist im Vergleich durchgängig die höchsten Peakflächenverhältnisse auf, wobei sowohl für Phe/Mg, als auch für His/Mg die höchsten Werte für eine Beschichtungszeit von 0,25 h erreicht werden. Für SA ist anfänglich eine stärkere BSA-Adsorption als für CDI und NaOH zu erkennen. Die Werte für die längeren Beschichtungszeiten gleichen sich jedoch an. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass vor allem die Hydrophobizität der Oberflächen eine große Rolle spielt, da die vergleichsweise höchste Proteinadsorption bei AV und SA erzielt wird, welche beide Kontaktwinkel im leicht hydrophoben Bereich aufweisen. 4.1.4 Elektrochemie in SBF Um Informationen über den Einfluss der Linkermolekül- sowie der verschiedenen BSASchichten auf die Korrosion von Magnesium zu erhalten, wurden zunächst EIS-Messungen in SBF bei Raumtemperatur durchgeführt. Vor Beginn der EIS-Messungen wurde jeweils für 75 min das Ruhepotential (OCP) aufgezeichnet. Die OCP-Verläufe werden in dieser Arbeit nur in einigen wenigen relevanten Fällen gezeigt, da die Messung des Ruhepotentials vor allem dazu diente ein stabiles Potential für die EIS-Messungen zu garantieren. Die Auswertung der Impedanzspektren erfolgt mittels der Nyquist-Plots. Für jedes Linkermolekül und jede BSA Beschichtungszeit wurden mindestens drei Proben gemessen. Dargestellt werden jeweils eine repräsentative Kurve sowie der aus den Nyquist-Plots berechnete mittlere Ladungsdurchtrittswiderstand RD mit der zugehörigen Standardabweichung. Als Referenz wurden geschliffenes und zusätzlich in NaOH passiviertes Magnesium gemessen. Die zugehörigen Ergebnisse sind in Abbildung 21 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 59 Abbildung 21: EIS-Ergebnisse der beiden Vorbehandlungsschritte Schleifen und Passivieren, a) NyquistPlots von je einer repräsentativen Messung, b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände (R D). Beide Nyquist-Kurven zeigen die gleiche Form und liegen im selben Wertebereich. Zunächst bildet sich ein größerer Halbkreis (Durchmesser ca. 300 *cm²). Der zweite deutlich kleinere Halbkreis (Durchmesser ca. 100-150 *cm²) schließt sich an den ersten an, wobei die beiden Halbkreise sich nicht vollständig voneinander abgrenzen. Zwei Halbkreise im NyquistPlot sind gleichbedeutend mit dem Auftreten von zwei Zeitkonstanten [88]. Überlappen sich die Halbkreise, überschneiden sich die beiden Zeitkonstanten. Generell weisen zwei Halbkreise im Nyquist-Plot auf eine Schicht hin, die die Oberfläche nicht komplett vor Korrosion schützt. Aufgrund von Poren oder Fehlstellen in der Schicht kann Elektrolyt an die Substratoberfläche vordringen. Die Gesamtimpedanz beinhaltet zwei unterschiedliche kapazitive Anteile. Zum einen die Kapazität, die durch die Phasengrenze Substrat-Elektrolyt gegeben ist, zum anderen die Kapazität, die durch die Schicht auf der Oberfläche verursacht wird. Die Induktivitäten (Werte < 0 bei niedrigen Frequenzen) werden durch die Auflösung des Substrates unter der Schicht hervorgerufen. Induktivitäten sind im Nyquist-Plot anhand eines Halbkreises zu erkennen, der sich im negativen Bereich entlang der x-Achse zum Ursprung zurück bildet. Je mehr Magnesium in Lösung geht, desto größer sind die Induktivitäten und desto größer wird jener Halbkreis [88]. Ein Grund, der das ähnliche Verhalten von geschliffenem und passiviertem Magnesium erklärt, ist die Auflösung der Mg(OH)2 Schicht, die während der NaOH-Passivierung gebildet wird. Aufgrund des pH-Wertes und der hohen Cl--Konzentration der SBF ist Mg(OH)2 nicht stabil. Betrachtet man den Verlauf des Ruhepotentials vor der EIS-Messung (Anhang, Abbildung 74), bestätigt sich diese Annahme. Während bei geschliffenem Magnesium in den ersten 15 Minuten ein Anstieg des OCP von -1,86 V auf -1,82 V erfolgt, nimmt das Ruhepotential der NaOH-passivierten Probe von -1,65 auf -1,81 bis ca. 30 Minuten ab. Im weiteren Verlauf variieren die Werte beider Kurven kaum und bilden ein Plateau, das etwa 60 Ergebnisse und Diskussion auf gleichem Niveau liegt. Die Abnahme des OCP von passiviertem Magnesium lässt darauf schließen, dass sich die auf der Oberfläche vorhandene Mg(OH)2 Schicht auflöst, sobald sie mit dem Elektrolyten in Kontakt kommt. Die mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände (Abbildung 21 b) beider Vorbehandlungsschritte liegen wie aufgrund der Nyquist-Plots zu erwarten in einem engen Bereich. Die mittleren RD Werte für geschliffenes Magnesium liegen bei ca. 0,22 *cm². Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen, ändern sich die Werte für die NaOH-Passivierung kaum. Der Einfluss der Linkerbeschichtungen auf die Magnesiumkorrosion ist in Abbildung 22 dargestellt. Abbildung 22: EIS-Ergebnisse der Linkermolekülbeschichtungen mit AV, CDI und SA; a) Nyquist-Plots je einer repräsentativen Messung, b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände (R D) mit der zugehörigen Standardabweichung. Wie auch bei geschliffenem und passiviertem Magnesium zeigen die Beschichtungen mit den Linkermolekülen eine ähnliche Form der Nyquist-Plots, was darauf hinweist, dass keine grundsätzliche Änderung des Korrosionsmechanismus durch die Linkeranbindung stattfindet. Im Vergleich zu NaOH-passiviertem Magnesium wird für AV sowie für SA eine deutliche Erhöhung des mittleren Ladungsdurchtrittswiderstandes beobachtet, wobei die höchsten Werte nach AV-Beschichtung erreicht werden (1,53 k*cm²). Jedoch zeigen beide Beschichtungen vergleichsweise hohe Schwankungen. Für CDI findet lediglich eine leichte Zunahme von RD im Vergleich zur NaOH-Passivierung auf rund 0,29 k*cm² statt. Diese Ergebnisse korrelieren mit denen der Oberflächenanalyse der Linkerbeschichtungen. Der gute Beschichtungserfolg von AV führt zu einer starken Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit, während CDI, aufgrund der bereits während der Beschichtung auftretenden Korrosion, die vergleichsweise schlechtesten Ergebnisse erzielt. SA befindet sich im Mittelfeld zwischen CDI und AV, weist jedoch die höchste Standardabweichung auf. Ergebnisse und Diskussion 61 Auch dies lässt sich anhand der Oberflächencharakterisierung erklären, die auf eine nicht dichte, teilweise inhomogene Schichtbildung von SA auf der Mg-Oberfläche hinweist. Abbildung 23 zeigt den Einfluss der BSA-Adsorption auf die Korrosionsbeständigkeit der NaOH passivierten Proben. Abbildung 23: EIS-Ergebnisse der Magnesiumproben, die ohne die Verwendung von Linkermolekülen mit BSA beschichtet wurden; a) Nyquist-Plots von je einer repräsentativen Messung, b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände (RD) und zugehörige Standardabweichungen nach NaOH-Passivierung und zusätzlicher BSA-Beschichtung. Auch nach der Beschichtung mit BSA zeigen die Nyquist-Plots eine ähnliche Form wie bei reinem Magnesium und nach Passivierung. Für alle Beschichtungszeiten sind zwei Halbkreise und Induktivitäten zu erkennen. Allerdings liegen die Werte für alle BSABeschichtungen höher als die für die passivierten Proben. Dies zeigt zum einen den positiven Einfluss von adsorbiertem BSA auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium. Zum anderen wird jedoch klar, dass BSA keine dichte Schicht auf der Oberfläche bildet, die Magnesium vollständig passiviert. Wie in Abbildung 23 b zu sehen ist, führen vor allem kurze Beschichtungszeiten (0,25-3 h) zu einem deutlichen Anstieg des Ladungsdurchtrittswiderstandes (bis ca. 1,60 k*cm²). Jedoch weisen gerade die kurzen Beschichtungszeiten teilweise extrem hohe Schwankungen von bis zu 1,1 k*cm² auf. Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen, liegen die RD Werte zwischen 0,25 h und 3 h im selben Bereich. Für eine Beschichtungszeit von 24 h findet ein deutlicher Rückgang des RD auf etwa 0,34 k*cm² statt. Diese Ergebnisse zeigen, dass die BSA Beschichtung einen deutlichen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium hat. Jedoch konnte keine Korrelation zwischen RD und der BSA Menge auf der Oberfläche gefunden werden (vgl. ToF-SIMS Ergebnisse Abbildung 20 a)). Des Weiteren weist die direkte BSABeschichtung eine niedrige Reproduzierbarkeit der Ergebnisse auf. 62 Ergebnisse und Diskussion Vor allem auf hydrophilen Oberflächen spielen die elektrostatischen Wechselwirkungen eine große Rolle bei der Proteinadsorption. Der pH-Wert der BSA-Lösung beträgt zu Beginn ca. 5,6. Bei diesem pH ist die Mg(OH)2 Oberfläche sehr stark positiv, BSA leicht negativ geladen. Eine Proteinanbindung ist möglich. Aufgrund von Korrosion in der wässrigen Beschichtungslösung findet ein pH-Anstieg statt, der zunächst zu einer höheren negativen Gesamtladung von BSA und einer weniger positiven Oberflächenladung führt und so zu einer stärkeren Wechselwirkung führen müsste. Möglicherweise lassen sich so die anfänglich hohen Standardabweichungen erklären. Je nachdem, wie stark die pH-WertErhöhung zu Beginn ist, kommt es zu unterschiedlich starker Adsorption von BSA auf der Mg-Oberfläche. Da BSA bei diesem Anbindungsmechanismus wahrscheinlich nicht dauerhaft fest gebunden wird, ist auch eine stetige Ad- und Desorption möglich, welche ebenfalls starke Schwankungen auslösen können. Die Abnahme der Ladungsdurchtrittswiderstände für die 24 h BSA-Beschichtung auf das Niveau der NaOHPassivierung rührt möglicherweise daher, dass hier verhältnismäßig viel Mg(OH) 2 aufgrund der stetigen pH-Wert-Erhöhung, vor allem an der Mg-Oberfläche, gebildet wird und mit der BSA-Adsorption konkurriert. Wie bei der reinen Passivierung kommt es zu einer Auflösung der hauptsächlich aus Mg(OH)2 bestehenden Schicht in SBF. Die Ergebnisse der EIS nach AV- bzw. nach zusätzlicher BSA-Beschichtung sind in Abbildung 24 dargestellt. Abbildung 24: EIS-Ergebnisse der Magnesiumproben, die mit APTES plus VitC und BSA beschichtet wurden, a) Nyquist-Plots von je einer repräsentativen Messung, b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände (Rd) der Linkermolekül-Beschichtung und der verschiedenen BSABeschichtungszeiten. Die Nyquist-Plots unterscheiden sich kaum in ihrer Form jedoch deutlich in ihren Werten. Die ebenfalls vorhandenen zwei Halbkreise zeigen, dass sowohl die AV Schicht als auch die zusätzlichen BSA Schichten die Oberfläche nicht komplett bedecken oder Poren und Fehlstellen aufweisen. Zunächst wird deutlich, dass sowohl die reine AV-, als auch alle BSA- Ergebnisse und Diskussion Beschichtungen signifikant 63 höhere Ladungsdurchtrittswiderstände als die beiden Vorbehandlungen (geschliffen und NaOH-passiviert) besitzen (vgl. Abbildung 21). AV ohne zusätzliche BSA Beschichtung zeigt die höchsten durchschnittlichen RD Werte (~1,5 k*cm²). Jedoch sind für die reine AV Beschichtung die Standardabweichungen am höchsten (ca. 0,44 k*cm²). Die Ladungsdurchtrittswiderstände der BSA Beschichtungen bis 3 h variieren lediglich im Bereich der Standardabweichungen. Erst für eine Beschichtungszeit von 24 h ist eine deutliche Abnahme von RD auf einen Wert von ca. 0,70 k*cm² zu erkennen. Der Fehler für 0,25 h, 0,5 h und 1 h BSA liegt bei etwa 0,25 k*cm² und fällt somit geringer aus als für AV ohne BSA Beschichtung. Für 3 h und 24 h BSA gehen die Standardabweichungen weiter zurück (0,06 bzw. 0,05 k*cm²). Die Beschichtung mit AV zeigt bereits eine deutliche Verbesserung der Korrosionseigenschaften gegenüber geschliffenem und passiviertem Magnesium. Für kurze Beschichtungszeiten (bis 3 h) zeigt sich keine zusätzliche Verbesserung der Korrosionsresistenz gegenüber AV. 24 h BSA scheint einen negativen Einfluss zu haben. Auch im Vergleich zur Referenzserie kann durch die BSA-Beschichtungen via AV keine höhere Korrosionsbeständigkeit erzielt werden. Lediglich die Reproduzierbarkeit nimmt deutlich zu. Es wird angenommen, dass die Ablösung der APTES Moleküle in wässriger Umgebung der Hauptgrund dafür ist, dass keine Verbesserung der Korrosionseigenschaften durch die Proteinadsorption erzielt werden kann. Durch die Beschichtung in der wässrigen BSA-Lösung wird die AV-Oberfläche bereits angegriffen. Wie oben beschrieben, ist eine Spaltung der Bindung zwischen APTES und der OH-terminierten Oberfläche wahrscheinlich. Dadurch kommt es zur Korrosion von Magnesium und zur Bildung von Mg(OH)2 bereits während der Beschichtung mit BSA. Obwohl sich nach kurzen Beschichtungszeiten (vgl. Abbildung 20 a) vergleichsweise viel BSA auf der Oberfläche befindet, kann kein positiver Effekt beobachtet werden. Es scheint eine Abhängigkeit der Korrosionsbeständigkeit von der Beschichtungszeit zu bestehen. Die 24 h Beschichtungen weisen die niedrigsten Ladungsdurchtrittswiderstände auf. Je länger sich die Proben in der BSA-Lösung befinden, desto mehr APTES-Moleküle lösen sich von der Oberfläche und mit ihnen ebenfalls die gebundenen BSA-Moleküle. Eine vermehrte Bildung von Mg(OH)2 wird möglich. Die Nyquist-Plots für CDI und die zugehörigen BSA-Beschichtungen (Abbildung 25 a) zeigen sowohl untereinander als auch im Vergleich zu den Vorbehandlungen und der Referenzserie ähnliche Verläufe. Auch hier wird deutlich, dass weder die CDI- noch die BSABeschichtungen die Oberfläche vollständig bedecken. 64 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 25: EIS-Ergebnisse der Magnesiumproben, die mit CDI und BSA beschichtet wurden, a) Nyquist-Plots von je einer repräsentativen Messung, b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände (Rd) der Linkermolekül-Beschichtung und der verschiedenen BSA-Beschichtungszeiten. Bis zu einer Beschichtungszeit von 0,5 h findet ein Anstieg von RD auf ca. 2,20 k*cm² statt. Anschließend nehmen die Ladungsdurchtrittswiderstände bis 24 h kontinuierlich ab. Hier werden durchschnittliche Werte um 1,20 k*cm² gemessen. Die Standardabweichungen liegen zwischen 0,09 k*cm² für die reine CDI Beschichtung und 0,58 k*cm² für 0,5 h BSA. Damit ist die Reproduzierbarkeit zwar deutlich besser als für die Referenzserie, steht im Durchschnitt jedoch der Reproduzierbarkeit der Beschichtungen via AV nach. Die BSAAdsorption zeigt hier durchweg positiven Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit. 0,5 h BSA erreichen im Vergleich zu allen Beschichtungen ohne Linker und via AV die höchsten RDWerte. Eine Korrelation der EIS-Ergebnisse mit den Ergebnissen der ToF-SIMS Analyse (vgl. Abbildung 20 c) ergibt sich nur teilweise. Bis zu einer Beschichtungszeit von 1 h sind die Ergebnisse der Oberflächenanalyse und die der Elektrochemie konform. Für 3 h und 24 h treten jedoch Abweichungen auf. Da die Oberfläche nach CDI-Beschichtung sehr hydrophil ist, spielen auch hier bei der BSA-Adsorption die elektrostatischen Wechselwirkungen eine große Rolle. Aufgrund des während der CDI-Vorbehandlung stattfindenden Korrosionsangriffes kann davon ausgegangen werden, dass die Oberfläche teilweise von Mg(OH)2 bedeckt ist. Im Vergleich zur direkten BSA-Anbindung, kann eine kovalente Bindung zwischen Protein und den Carbamat-Gruppen gebildet werden. Diese kovalenten Bindungen sind möglicherweise ein Grund für die verbesserte Reproduzierbarkeit im Vergleich zur direkten Beschichtung. Abbildung 26 zeigt die EIS-Ergebnisse der SA-Serie. Ergebnisse und Diskussion 65 Abbildung 26: EIS-Ergebnisse der Magnesiumproben, die mit SA und BSA beschichtet wurden, a) Nyquist-Plots von je einer repräsentativen Messung, b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände (Rd) der Linkermolekül-Beschichtung und der verschiedenen BSA-Beschichtungszeiten. Wie bei den vorherigen Beschichtungen zeigen die Nyquist-Plots auch hier zwei mehr oder weniger stark ausgeprägte Halbkreise und induktive Anteile. Wie bereits in Abbildung 22 gezeigt wurde, weist die SA Beschichtung eine Zunahme des RD von ca. 0,45 k*cm² gegenüber passiviertem Magnesium auf. Nach BSA-Beschichtung findet eine weitere Erhöhung der Ladungsdurchtrittswiderstände für Zeiten zwischen 0,25 h und 3 h statt. Die BSA-Beschichtungen für 0,25 h bis 1h variieren dabei im Bereich der Standardabweichungen zwischen 1,60 und 1,90 k*cm². Für 3 h ist bereits ein Rückgang der RD-Werte zu erkennen (~1,00 k*cm²). Die Werte für 24 h BSA liegen auf dem Niveau der reinen SA-Beschichtung und stellen somit keine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit gegenüber dieser dar. Die Standardabweichungen liegen für SA, 0,25 h und 1 h bei Werten zwischen ca. 0,50 k*cm² und ca. 0,75 k*cm². Für 3 h und 24 h nehmen die Schwankungen ab. 0,5 h weist die geringsten Standardabweichungen auf. Wie bei den BSA-Beschichtungen via CDI, bestätigen die EIS-Ergebnisse die Vermutung, dass SA keine dichte Schicht auf der Oberfläche bildet (vgl. Kapitel 4.1.2, Abbildung 17). Auch die adsorbierten BSA-Moleküle führen nicht zu einer porenfreien Schutzschicht. Kurze Beschichtungszeiten (0,25 h bis 1 h) erzielen jedoch gute Ergebnisse im Vergleich mit den BSA-Beschichtungen via AV und CDI. Die durchschnittliche Reproduzierbarkeit hingegen ist vor allem im Vergleich mit der AV-Serie gering. Die EIS-Ergebnisse zeigen, dass durch die Beschichtung mit Linkermolekülen und Proteinen die Korrosionsbeständigkeit von reinem bzw. passiviertem Magnesium in SBF erhöht werden kann. Tabelle 10 fasst die Ergebnisse der Elektrochemie in SBF zusammen. 66 Ergebnisse und Diskussion Tabelle 10: Zusammenfassung der EIS-Ergebnisse, gemessen in SBF bei RT. RD in SBF (W*cm-2) Mg NaOH AV CDI SA 224 207 1584 1533 1274 294 1152 657 1948 0,5h BSA 1239 1400 2169 1578 1h BSA 3h BSA 24h BSA 1565 1586 339 1385 1226 678 1498 1191 690 1683 998 526 0h BSA 0,25h BSA Unter den reinen Linkerbeschichtungen weist AV die größte Zunahme von RD im Vergleich zu Mg auf. Wie bereits erwähnt, wird die verhältnismäßig hohe Korrosionsbeständigkeit von AV auf die Bildung einer dichten Multilage von APTES-Molekülen zurückgeführt. CDI und SA bewirken hingegen keine bzw. lediglich eine geringe Erhöhung der Durchtrittswiderstände. Probleme bei der CDI-Beschichtung stellen möglicherweise die nicht vollständig wasserfreien Lösungen dar, wodurch es bereits während der Beschichtung mit CDI zu vermehrter Korrosion von Magnesium kommt. Die im Vergleich zu AV relativ geringen R DWerte von SA sind auf den Anbindungsmechanismus von SA auf Mg zurückzuführen. Hier entstehen nicht wie erwartet selbstorganisierte Monolagen, die Moleküle scheinen sich eher parallel zur Oberfläche anzuordnen und bilden keine dichte homogene Schicht. Die Ergebnisse für die zusätzlichen BSA-Schichten zeigen zunächst, dass kurze Beschichtungszeiten (0,25-0,5 h) die vergleichsweise besten RD-Werte aufweisen. In physiologischer Umgebung wird bereits nach wenigen Sekunden eine nahezu vollständige Belegung einer Oberfläche mit Proteinen erwartet. Jedoch haben die jeweiligen Oberflächeneigenschaften großen Einfluss. Neben der Hydrophobizität der Oberfläche, spielen elektrostatische Wechselwirkungen eine wichtige Rolle. Für die deutlich reduzierte Anbindung von BSA für längere Beschichtungszeiten kann unter anderem eine pH-WertErhöhung (vor allem an der Oberfläche) und die damit veränderten elektrostatischen Wechselwirkungen verantwortlich sein. Ein weiterer Grund ist die konkurrierende Bildung von Mg(OH)2, die ebenfalls durch eine pH-Wert-Erhöhung vermehrt stattfindet. Für alle Beschichtungssysteme, außer für AV, wird durch die BSA Adsorption eine Verbesserung der Korrosionseigenschaften erzielt. Die höchsten Ladungsdurchtrittswiderstände werden bei der BSA Anbindung via CDI und SA erreicht. Ergebnisse und Diskussion 4.1.5 67 Wasserstoffmessungen Ein wichtiger Aspekt für den Einsatz von Magnesium als Implantatmaterial, neben der zu schnellen Auflösung in physiologischer Umgebung und der damit verbundenen ungenügenden Stabilität, ist die durch den Korrosionsmechanismus von Magnesium bedingte Wasserstoffentwicklung. Ist diese zu hoch, kann es nach Implantation zu Schädigungen des umliegenden Gewebes kommen. Neben der EIS wurden daher ebenfalls Wasserstoffmessungen durchgeführt um die verschiedenen Linkermolekül- und BSASchichten hinsichtlich des frei werdenden H2-Volumens zu charakterisieren. Gleichzeitig ist die Wasserstoffentwicklung ein Maß für die Korrosion. Um einen besseren Eindruck über die H2-Entwicklung in vivo zu gewinnen wurden die Wasserstoffmessungen in DMEM bei 37°C durchgeführt. Um das Wachstum von Mikroorganismen während der Messung zu vermeiden, wurde dem Medium 1% Natriumazid (ca. 1,54 M) zugefügt. Dies entspricht der Menge an NaN3, die in der ebenfalls in dieser Arbeit verwendeten SBF vorhanden ist. Das entstandene H2-Volumen wurde jeweils nach 1, 2, 3 und 24 h abgelesen. Des Weiteren wurden zwei H2Entwicklungsraten RH1 und RH2 berechnet. RH1 stellt dabei die Wasserstoffentwicklungsrate innerhalb der ersten Stunde in DMEM dar. RH2 bezeichnet die Rate der Wasserstoffentwicklung für den Bereich zwischen 3 h und 24 h Auslagerungszeit in DMEM. Abbildung 27 zeigt die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen der verschiedenen Vorbehandlungsschritte. Abbildung 27: Vergleich der Ergebnisse der Wasserstoffmessungen der Vorbehandlungsschritte; a) geschliffenes und in 1M NaOH passiviertes Magnesium; b) Magnesium nach Beschichtung mit den Linkermolekülen AV, CDI und SA. Generell kann die Kinetik der Wasserstoffentwicklung in drei Bereiche unterteilt werden. Zunächst findet innerhalb der ersten Stunde ein steiler Anstieg des Wasserstoffvolumens statt. Zwischen einer Auslagerungszeit von 3 h und 24 h zeigen viele Kurven ein Plateau oder eine deutlich geringe Steigung im Vergleich zur ersten Stunde. Zwischen 1 h und 3 h 68 Ergebnisse und Diskussion befindet sich ein Übergangsbereich, in dem die Kurven abflachen. Bei geschliffenem Magnesium (Abbildung 27 a)) steigt die Wasserstoffentwicklung nach 1 h auf ca. 0,42 ml/cm². Bis zu einer Auslagerungszeit von 3 h findet ein weiterer geringer Anstieg auf etwa 0,54 ml/cm² statt. Nach einer Auslagerungszeit von 24 h tritt kaum eine Zunahme des Wasserstoffvolumens auf (0,57 ml/cm²). Die Wasserstoffentwicklung scheint ein Plateau zu erreichen und die H2-Entwicklungsrate nimmt von ca. 10 ml*cm-2*d-1 in der ersten Stunde auf 0,035 ml*cm-2*d-1 für RH2 ab (vgl. Abbildung 28). Nach der NaOH-Passivierung fällt der anfängliche Anstieg der Wasserstoffentwicklung etwas geringer aus als bei geschliffenem Mg (0,34 ml/cm² nach 1 h). Nach einer Auslagerungszeit von 3 h werden Werte von 0,43 ml/cm² erreicht. Im Gegensatz zu geschliffenem Mg folgt jedoch kein Plateau für den Bereich zwischen 3 h und 24 h, die Wasserstoffentwicklung nimmt weiter deutlich zu. Abbildung 28 zeigt, dass RH2 mit einem Mittelwert von ca. 0,41 ml*cm-2*d-1 Werte annimmt, die in etwa das Zehnfache im Vergleich zu unbehandeltem Mg betragen. Zudem nimmt die Reproduzierbarkeit nach NaOH-Passivierung deutlich ab. Abbildung 28: Wasserstoffentwicklungsraten der verschiedenen Vorbehandlungsschritte: geschliffenes und in NaOH passiviertes Magnesium und zusätzlich mit den drei verschiedenen Linkermolekülen beschichtetes Magnesium. Es wurde jeweils das Wasserstoffvolumen pro cm² pro Tag für die erste Stunde in DMEM und zwischen 3 und 24 h Auslagerung berechnet. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen nach Beschichtung mit den Linkermolekülen sind in Abbildung 27 b dargestellt. Während der ersten Stunde zeigt SA mit einer Wasserstoffentwicklung von 0,26 ml/cm² die besten Ergebnisse, gefolgt von AV (0,32 ml/cm²) und CDI (0,47 ml/cm²). Dieser Trend bleibt auch nach einer Auslagerungszeit von 3 h und 24 h bestehen. Jedoch nähert sich die SA-Kurve der AV-Kurve an. Bei 24 h zeigen beide Beschichtungen eine Wasserstoffentwicklung von ca. 0,5 ml/cm². Während die H2-Entwicklung für AV und CDI zwischen 3 h und 24 h nahezu ein Plateau bildet, steigt das H2-Volumen für SA in diesem Bereich deutlich stärker an. Dies wird auch in Abbildung 28 bei Ergebnisse und Diskussion 69 einem Vergleich der RH2-Werte deutlich. Vor allem AV zeigt mit 0,016 ml*cm-2*d-1 eine sehr geringe H2-Entwicklungsrate zwischen 3 h und 24 h Auslagerung in DMEM. Die geringen Standardabweichungen der AV- und CDI-Beschichtung weisen auf eine gute Reproduzierbarkeit hin. Im Gegensatz dazu treten bei SA vor allem innerhalb der ersten Auslagerungsstunde deutlich höhere Schwankungen auf. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen der verschiedenen Vorbehandlungsschritte in Abbildung 27 und Abbildung 28 zeigen, dass alle Vorbehandlungsschritte anfänglich eine relativ hohe Wasserstoffentwicklung aufweisen. Geschliffenes Magnesium liegt auf einem Niveau von etwa 10 ml*cm-2d-1. Die Passivierung in 1 M NaOH führt zu einer leichten Abnahme des frei werdenden Wasserstoffes während der ersten Stunde. Sowohl die AV-, als auch die SA-Beschichtung haben eine weitere Verringerung der anfänglichen Wasserstoffentwicklung zur Folge, wobei für SA durchschnittlich die besten Ergebnisse erzielt werden. Die CDI-Beschichtung zeigt hingegen eine Zunahme des frei werdenden Wasserstoffvolumens gegenüber geschliffenem Mg. Betrachtet man die Wasserstoffentwicklungsraten für den Bereich zwischen 3 h und 24 h (RH2), so wird klar, dass bereits bei geschliffenem Magnesium die H2-Entwicklung nach 3 h Auslagerung in DMEM signifikant abnimmt (RH2 = 0,035 ml*cm-2*d-1). Eine weitere Verringerung von RH2 kann lediglich durch die AV-Beschichtung erzielt werden (RH2 = 0,016 ml*cm-2*d-1). Die CDIBeschichtung weist eine Wasserstoffentwicklungsrate RH2 von etwa 0,04 ml*cm-2*d-1 und liegt somit im Bereich der Werte für geschliffenes Mg und stellt keine Verbesserung dar. Obwohl SA insgesamt die geringste Wasserstoffentwicklung aufweist, nimmt RH2 den höchsten Wert der verglichenen Linkermolekülbeschichtungen an. Diese Ergebnisse sind nur teilweise mit denen der EIS-Messungen in Einklang zu bringen. Unerwartet scheint zunächst die deutliche Zunahme der Wasserstoffentwicklung der NaOHpassivierten Proben im Vergleich zu geschliffenem Mg, während die Nyquist-Plots und Ladungsdurchtrittswiderstände beider Proben kaum Unterschiede aufweisen (vgl. Abbildung 21). Dieses abweichende Verhalten könnte durch die Änderung der Parameter Elektrolyt, Temperatur und Messdauer Korrosionsverhalten könnte währen der sich mit H2-Messungen zunehmender zustande kommen. Temperatur, Das anderer Elektrolytzusammensetzung und über eine Auslagerungszeit von 24 h signifikant verändern. Die Ergebnisse der AV- und SA-Beschichtung hingegen zeigen bei der Wasserstoffmessung wie auch bei der EIS eine Verbesserung bezogen auf geschliffenes und passiviertes Mg. Jedoch weist SA bei der H2-Entwicklung bessere Ergebnisse auf als AV. Dies könnte mit der möglichen Ablösung der APTES-Moleküle in wässriger Umgebung verbunden sein, wie bereits in Kapitel 4.1.3 beschrieben. Die längeren Auslagerungszeiten könnten sich in diesem Fall negativ auswirken. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen für die CDIBeschichtung zeigen den gleichen Trend wie die der EIS, bei der die mittleren 70 Ergebnisse und Diskussion Ladungsdurchtrittswiderstände noch niedriger als die von geschliffenem Magnesium liegen und CDI somit die geringste Korrosionsbeständigkeit aufweist. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen der zusätzlichen BSA-Beschichtungen sind in Abbildung 29 dargestellt. Auch hier lassen sich alle Kurven in drei Bereiche gliedern. Abbildung 29: Ergebnisse der Wasserstoffmessungen für 0 bis 24 h in DMEM bei 37°C. Gemessen wurde das H2-Volumen jeweils nach 1, 2, 3 und 24 h; a) direkte BSA-Beschichtung nach NaOH-Passivierung, b) BSA-Beschichtung via AV, c) BSA-Beschichtung via CDI, d) BSA-Beschichtung via SA. Bei der direkten Beschichtung nach NaOH-Passivierung (Abbildung 29 a) ist für BSABeschichtungszeiten bis zu 3 h eine deutliche Verringerung der Wasserstoffentwicklung – bezogen auf die Vorbehandlung – zu erkennen. Zudem zeigen die kurzen BSABeschichtungszeiten bis 3 h sehr geringe Steigungen im Bereich zwischen 3 h und 24 h Auslagerung. Dabei liegt die Wasserstoffentwicklung nach 24 h in DMEM bei 0,25 h BSA und 3 h BSA in einem Bereich von 0,43 bis 0,46 ml/cm². Die geringste gesamte Wasserstofffreisetzung erfolgt bei BSA-Beschichtungszeiten von 0,5 h und 1 h (ca. 0,34 ml/cm²). Die 24 h BSA-Beschichtung hingegen besitzt mit ca. 0,97 ml/cm² die höchste gesamte Wasserstoffentwicklung und liegt noch über der der Vorbehandlungsschritte. Insgesamt weisen alle BSA-Beschichtungszeiten deutliche Standardabweichungen auf, die Ergebnisse und Diskussion 71 vor allem für die NaOH-Passivierung, die 3 h und die 24 h BSA-Beschichtung hohe Werte annehmen (vgl. Anhang, Abbildung 75). Diese Schwankungen werden auch bei Betrachtung der Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 in Abbildung 30 deutlich. Abbildung 30: Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 der NaOH-Passivierung und der direkten BSABeschichtungen ohne die Verwendung von Linkermolekülen. Es wurde jeweils das Wasserstoffvolumen pro cm² pro Tag für die erste Stunde in DMEM (RH1) und zwischen 3 und 24 h Auslagerung (RH2) berechnet. Während bei der reinen NaOH-Passivierung vor allem RH2 eine große Standardabweichung aufweist, werden die Schwankungen der Gesamtwasserstoffentwicklung bei 3 h und 24 h BSA größtenteils durch die hohen Standardabweichungen von RH1 verursacht. Im Vergleich zur reinen NaOH-Passivierung weisen die kurzen BSA-Beschichtungen für RH2 teilweise eine signifikante Abnahme auf. Für RH1 findet ein Rückgang für BSABeschichtungszeiten von 0,25 h bis 3 h statt. Die Wasserstoffentwicklungsrate während der ersten Auslagerungsstunde nimmt von ca. 8,3 ml*cm-2*d-1 für die NaOH-Passivierung auf Werte um ca. 6 ml*cm-2*d-1 für 0,25 h ab. Für Beschichtungszeiten bis 3 h findet lediglich eine Variation der Werte innerhalb der Fehlerbalken statt. Für 24 h BSA ist wiederum ein Anstieg auf Mittelwerte von ca. 11,8 ml*cm-2*d-1 zu verzeichnen. Die längste BSABeschichtung zeigt damit insgesamt die höchsten Werte für RH1 und weist eine höhere anfängliche H2-Entwicklungsrate auf als die NaOH-Passivierung ohne zusätzliche BSABeschichtung. RH2 zeigt einen ähnlichen Verlauf wie RH1, wobei alle Werte auf deutlich niedrigerem Niveau liegen. Nach 0,25 h BSA-Beschichtung sinkt RH2 von 0,41 ml*cm-2*d-1 auf 0,098 ml*cm-2*d-1. Eine weitere Verlangsamung der H2-Entwicklungsrate RH2 kann für 0,5 h, 1 h und 3 h BSA verzeichnet werden. Hier erreicht RH2 mit ca. 0,026 ml*cm-2*d-1 Minimalwerte. Wie auch bei RH1 steigt RH2 für die 24 h BSA-Beschichtung erneut (0,415 ml*cm-2*d-1). Hier wird das Niveau der reinen Passivierung erreicht. 72 Ergebnisse und Diskussion Bereits bei der Referenzserie kann durch zusätzliche BSA-Beschichtung eine deutliche Reduktion der Wasserstoffentwicklung im Vergleich zur Passivierung und zu geschliffenem Magnesium erzielt werden. Dabei zeichnen sich 0,5 h und 1h als besonders vielversprechend aus. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen der Referenzserie korrelieren größtenteils mit den EIS-Ergebnissen (vgl. Abbildung 23). Für BSA-Beschichtungszeiten zwischen 0,25 h und 3 h findet ein Rückgang der H2-Entwicklung und somit ebenfalls eine Verlangsamung der Korrosionsrate statt. 24 h BSA hingegen zeigt sowohl bei der EIS-Messung als auch bei der Wasserstoffentwicklung Ergebnisse auf dem Niveau der reinen NaOH-Passivierung. Die Wasserstoffentwicklung der BSA-Beschichtungen via AV ist in Abbildung 29 b dargestellt. Wie in den Abbildung 27 und 26 bereits gezeigt, stellt die reine AV Beschichtung lediglich eine geringe Verbesserung bezüglich der Wasserstoffentwicklung im Vergleich zu geschliffenem Magnesium dar. Durch die zusätzliche Beschichtung mit BSA kann jedoch für alle Beschichtungszeiten eine Abnahme des frei werdenden Volumens an Wasserstoff erzielt werden. Nach 0,25 h BSA-Beschichtung sinkt die gesamte Wasserstoffentwicklung von 0,51 ml/cm² für AV auf 0,39 ml/cm². Berücksichtigt man die Standardabweichung (vgl. Anhang, Abbildung 76 b), so findet für 1 h, 3 h und 24 h lediglich eine geringe Variation der Gesamtwasserstoffentwicklung statt. Die niedrigste H2-Entwicklung nach 24 h Auslagerung zeigt die BSA-Beschichtung für 0,5 h (0,30 ml/cm²). Abbildung 31 zeigt die H2-Entwicklungsraten RH1 und RH2 der BSA-Beschichtungen via AV. Abbildung 31: Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 der AV-Vorbehandlung und der verschiedenen BSA-Beschichtungen via AV. Es wurde jeweils das Wasserstoffvolumen pro cm² pro Tag für die erste Stunde in DMEM (RH1) und zwischen 3 und 24 h Auslagerung (RH2) berechnet. Vor allem bei der anfänglichen Wasserstoffentwicklungsrate ist eine Abnahme bis zu einer Beschichtungszeit von 0,5 h zu erkennen (4,15 ml*cm-2*d-1). Die Werte für 1 h bis 24 h BSA Ergebnisse und Diskussion 73 variieren kaum (6,00-6,46 ml*cm-2*d-1) und liegen minimal höher als die 0,25 h Beschichtung. Auch bei RH2 weist die 0,5 h BSA-Beschichtung mit 0,013 ml*cm-2*d-1 die niedrigsten Werte auf und liegt noch unterhalb der bereits sehr geringen Werte der AV-Vorbehandlung. Neben 0,5 h BSA besitzt lediglich 24 h BSA niedrigere Werte für RH2 als die reine AV-Beschichtung. Für die BSA-Beschichtung via AV nimmt wie auch bei der direkten Beschichtung ohne Linkermoleküle die 0,5 h BSA-Beschichtung die geringsten Werte für die Gesamtwasserstoffentwicklung an. Des Weiteren weist sowohl RH1, als auch RH2 Minimalwerte für die 0,5 h Beschichtung auf. Im Vergleich zur 0,5 h BSA-Beschichtung der Referenzserie ist eine weitere leichte Abnahme der Wasserstoffentwicklung für 0,5 h BSA via AV zu verzeichnen. Beide Wasserstoffentwicklungsraten liegen für 0,5 h BSA via AV niedriger als bei der vergleichbaren direkten Beschichtung. Zudem nimmt die Reproduzierbarkeit bei der Beschichtung via AV zu. Dies zeigt ein Vergleich der Standardabweichungen (Abbildung 30, Abbildung 31 und Anhang, Abbildung 76). Die Fehlerbalken sind durchgängig für das AV-Beschichtungssystem kleiner als für die Referenzserie. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der EIS-Messungen, die zeigen, dass die zusätzliche BSA-Beschichtung keine Erhöhung der Ladungsdurchtrittswiderstände zur Folge hat, wird die H2-Freisetzung für alle BSA-Beschichtungszeiten verringert. Die Wasserstoffentwicklung der BSA-Beschichtung via CDI ist in Abbildung 29 c zu sehen. Im Gegensatz zur Protein-Beschichtung via AV, führen nicht alle Beschichtungszeiten zu einer Abnahme der Gesamtwasserstoffentwicklung. Nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM liegt das H2-Volumen der 0,25 h, der 1 h und der 3 h BSA-Beschichtung im Bereich der CDI-Vorbehandlung. Lediglich die 0,5 h und die 24 h Beschichtung weisen eine Verringerung des gebildeten Wasserstoffes, bezogen auf die CDI-Vorbehandlung, auf. Die Gesamtwasserstoffentwicklung der 24 h BSA-Beschichtung liegt bei etwa 0,52 ml/cm², die der 0,5 h BSA-Beschichtung bei etwa 0,48 ml/cm². Auch hier werden nach 0,5 h Beschichtung mit BSA die besten Ergebnisse erzielt. Dies wird ebenfalls bei Betrachtung der Wasserstoffentwicklungsraten in Abbildung 32 deutlich. 74 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 32: Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 der CDI-Vorbehandlung und der verschiedenen BSA-Beschichtungen via CDI. Es wurde jeweils das Wasserstoffvolumen pro cm² pro Tag für die erste Stunde in DMEM (RH1) und zwischen 3 und 24 h Auslagerung (RH2) berechnet. 0,5 h BSA zeigt die niedrigsten RH1-Werte (6,73 ml*cm-2*d-1). Die übrigen BSABeschichtungen zeigen Werte zwischen 7,91 ml*cm-2*d-1 und 9,31 ml*cm-2*d-1 und liegen im Mittel allesamt unterhalb der anfänglichen Wasserstoffentwicklungsrate der CDI- Vorbehandlung. Wie bereits in Abbildung 28 gezeigt, weist die reine CDI-Beschichtung jedoch einen relativ niedrigen Wert für RH2 auf (0,042 ml*cm-2*d-1). Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen liegen alle BSA-Beschichtungen im selben Bereich wie die CDIVorbehandlung und variieren lediglich innerhalb der Fehlerbalken. Den höchsten Mittelwert für die Wasserstoffentwicklungsrate RH2 zeigt 1 h BSA (0,185 ml*cm-2*d-1). Wie bei der Referenzserie und der BSA-Beschichtung via AV, können auch bei Verwendung von CDI als Linkermolekül die besten Ergebnisse nach einer BSA-Beschichtungszeit von 0,5 h erzielt werden. Jedoch zeigt ein Vergleich der 0,5 h BSA-Beschichtung ohne Linker Vorbehandlung, via AV und via CDI, dass das CDI-System sowohl die höchste Gesamtwasserstoffentwicklung, als auch die höchsten Werte für RH1 und RH2 besitzt. Die BSA-Beschichtung unter der Verwendung von CDI als Linkermolekül führt somit zwar teilweise zu einer Abnahme der Wasserstoffentwicklung im Vergleich zu geschliffenem Mg. Allerdings zeigt vor allem die BSA-Beschichtung via AV deutlich geringere H2Entwicklungsraten. Ein Grund für das schlechte Abschneiden der CDI-Vorbehandlung und der Beschichtung von BSA via CDI könnte der in Kap. 4.1.4 bereits erwähnte Angriff der MgOberfläche während der CDI-Beschichtung in Chloroform sein. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen und der EIS zeigen teilweise einen ähnlichen Trend. Die 0,5 h BSA-Beschichtung führt bei beiden Messungen zu den besten Ergebnissen. Ergebnisse und Diskussion 75 Ebenfalls weisen beide Messungen relativ hohe Standardabweichungen bei den BSABeschichtungen auf, was auf eine geringe Reproduzierbarkeit schließen lässt. Die Ergebnisse der Wasserstoffentwicklung der BSA-Beschichtung via SA sind in Abbildung 29 d dargestellt. Wie der Vergleich der Vorbehandlungen zeigte (Abbildung 27), weist die Beschichtung mit dem Linkermolekül SA die geringste Gesamtwasserstoffentwicklung auf. Mit zusätzlicher BSA-Beschichtung kann teilweise eine weitere Reduktion des frei werdenden Wasserstoffvolumens erzielt werden. Wie auch bei den anderen Beschichtungsmechanismen zeigt besonders die BSA-Beschichtungszeit 0,5 h niedrige Werte (0,38 ml/cm²). Die Gesamtwasserstoffentwicklung der 0,25 h, 1 h und 24 h BSAProben liegt im Bereich der SA-Vorbehandlung (0,45-0,48 ml/cm²). 3 h BSA-Beschichtung führt zu einer Zunahme der Wasserstoffentwicklung nach einer Auslagerungszeit von 24 h (0,56 ml/cm²). Die berechneten Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 der BSA-Beschichtungen via SA sind in Abbildung 33 zu sehen. Abbildung 33: Wasserstoffentwicklungsraten RH1 und RH2 der SA-Vorbehandlung und der verschiedenen BSA-Beschichtungen via SA. Es wurde jeweils das Wasserstoffvolumen pro cm² pro Tag für die erste Stunde in DMEM (RH1) und zwischen 3 und 24 h Auslagerung (RH2) berechnet. Für RH1 wird klar, dass durch die zusätzliche BSA-Beschichtung keine weitere Abnahme im Vergleich zur SA-Vorbehandlung erzielt werden kann. Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen, befinden sich 0,5 h, 1 h und 24 h auf gleichem Niveau wie die reine SA-Beschichtung. RH1 der 0,25 h und der 3 h BSA-Beschichtung zeigt höhere Werte bis zu 9,45 ml*cm-2*d-1 (für 3 h BSA). Im Gegensatz dazu ist für alle BSA-Beschichtungszeiten eine Abnahme von RH2 bezogen auf die SA-Vorbehandlung zu erkennen. Die niedrigsten Werte nehmen die 0,5 h (0,040 ml*cm-2*d-1) und die 24 h Beschichtung (0,030 ml*cm-2*d-1) an. 76 Ergebnisse und Diskussion Wie bei den vorherigen Beschichtungsmechanismen lassen sich die besten Ergebnisse auch bei der Verwendung von SA als Linkermolekül mit einer BSA-Beschichtungszeit von 0,5 h erzielen. Im Vergleich mit den 0,5 h BSA-Schichten der drei anderen Anbindungsmechanismen lässt sich die Beschichtung via SA zwischen der via AV und der direkten Proteinadsorption einordnen. Eine Korrelation der Ergebnisse der Wasserstoffentwicklung und der EIS ist für die BSABeschichtung via SA nur teilweise gegeben. Beide Messungen zeigen, dass Beschichtungszeiten von 0,5 h und 1 h eine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit gegenüber der SA-Vorbehandlung aufweisen, während die 3 h und die 24 h BSABeschichtung im Bereich von SA liegen. Ebenfalls wird die Problematik der Reproduzierbarkeit in beiden Messungen deutlich. Im Vergleich zu AV treten beispielsweise sowohl bei den elektrochemischen als auch bei den Wasserstoffmessungen wesentlich höhere Standardabweichungen auf. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen zeigen, dass bereits durch die Beschichtung mit Linkermolekülen eine Abnahme der H2-Entwicklung erzielt werden kann. So weisen AV und SA eine reduzierte Bildung von Wasserstoff im Vergleich zu geschliffenem und passiviertem Magnesium auf. Die Beschichtung mit BSA führt nicht in allen Fällen zu einer zusätzlichen Abnahme der H2-Entwicklung. Für alle Beschichtungssysteme weist jedoch eine Beschichtungszeit von 0,5 h die besten Ergebnisse auf. Eine Gesamtübersicht der Ergebnisse ist in Tabelle 11 zusammengefasst. Tabelle 11: Zusammenfassung der Ergebnisse der Wasserstoffmessungen: Übersicht über die Gesamtwasserstoffentwicklung sowie über die beiden H2-Entwicklungsraten RH1 und RH2 -2 -1 H2 gesamt (ml*cm *d ) Mg NaOH AV CDI SA -2 -1 -2 RH1 (ml*cm *d ) Mg NaOH AV CDI -1 RH2 (ml*cm *d ) SA Mg NaOH AV CDI SA 0,57 0,79 0,51 0,63 0,48 10,08 8,27 7,75 11,28 6,27 0,04 0,41 0,02 0,04 0,16 0h BSA 0,25h BSA 0,43 0,39 0,63 0,47 5,85 5,62 8,79 7,66 0,10 0,03 0,13 0,09 0,5h BSA 0,34 0,30 0,48 0,38 5,57 4,15 6,73 6,26 0,03 0,01 0,09 0,04 1h BSA 3h BSA 24h BSA 0,35 0,47 0,64 0,45 0,46 0,43 0,63 0,56 0,97 0,39 0,52 0,48 5,64 6,46 9,31 8,08 7,09 6,00 8,56 9,45 11,85 6,30 7,91 7,92 0,03 0,08 0,19 0,06 0,05 0,06 0,10 0,06 0,42 0,02 0,03 0,03 Es wird klar, dass bei allen untersuchten Proben die Gesamtwasserstoffentwicklung für 24 h deutlich den von Song postulierten Maximalwert von 0,01 ml*cm-2*d-1 übersteigt [5]. Innerhalb der ersten Stunde nimmt die Wasserstoffentwicklungsrate Werte an, die zwei bis drei Größenordnungen über dem tolerierbaren Maximalwert liegen. Für RH2 werden jedoch Werte erreicht, die teilweise nur knapp oberhalb von 0,01 ml*cm-2*d-1 liegen. Dies zeigt, dass bereits nach 3 h in DMEM die Wasserstoffentwicklung auf ein nahezu tolerierbares Maß reduziert werden kann. Problematisch bleibt hingegen die starke Wasserstoffentwicklung innerhalb der ersten Stunde. Die besten Ergebnisse sind für AV + 0,5 h BSA zu verzeichnen. Ergebnisse und Diskussion 77 4.1.6 Elektrochemie in DMEM bei 37°C Wie in Kapitel 4.1.5 bereits erwähnt, ist ein Vergleich der elektrochemischen Messungen in SBF bei RT mit den Wasserstoffmessungen in DMEM bei 37°C schwierig. Das Verhalten der verschiedenen Beschichtungen wird möglicherweise unterschiedlich stark durch die Änderung der Parameter Elektrolyt und Temperatur beeinflusst. Daher wurden für zwei Beschichtungssysteme beispielhaft die EIS-Messungen in DMEM bei 37°C wiederholt. Um einen besseren Vergleich zur H2-Entwicklung zu gewährleisten, wurde jeweils nach einer Auslagerungszeit der Proben von 0 h und 24 h in DMEM zunächst für 15 min das OCP detektiert und anschließend die EIS durchgeführt. Als Beschichtungssystem wurde BSA via SA gewählt. Außerdem wurde ebenfalls die Referenzserie (direkte BSA-Beschichtung ohne die Verwendung von Linkermolekülen) mit den geänderten Parametern gemessen. Die Verwendung von SA stützt sich auf die bisherigen Ergebnisse der verschiedenen Mechanismen zur BSA-Anbindung. Die ToF-SIMS Analyse zeigt für kurze Beschichtungszeiten deutlich mehr Proteine auf der Oberfläche als für die Anbindung via CDI und die Referenzserie. Die AV-Vorbehandlung erzielt bei der Oberflächenanalyse zwar bessere Ergebnisse, allerdings zeigen die Resultate der Elektrochemie in SBF bei RT, dass durch die Anbindung von BSA via AV kein weiterer Anstieg des Korrosionswiderstandes stattfindet. Des Weiteren bleibt die mögliche Ablösung der APTES-Moleküle von der MgOberfläche in wässrigen Lösungen als Problematik zu beachten. Die Wasserstoffmessungen zeigen zudem ebenfalls gute Ergebnisse für das SA-System. Vom biologischen Standpunkt aus, weist SA zudem einige Vorteile gegenüber AV auf. Aufgrund der Degradation von Magnesium, kann davon ausgegangen werden, dass die an die Mg-Oberfläche gebundenen Moleküle während der Implantatauflösung freigesetzt werden. Bei Stearinsäure handelt es sich um eine Fettsäure, die im menschlichen Körper bereits vorhanden ist. Probleme könnten jedoch die APTES-Moleküle darstellen, deren Wirkung auf den Organismus nicht bekannt ist. Im Vergleich mit den EIS-Messungen in SBF bei RT zeigt sich für die Messungen in DMEM bei 37°C generell eine andere Kurvenform für die Nyquist-Plots. Zwar sind auch hier bei den meisten Kurven zwei Halbkreise vorhanden. Der erste Halbkreis ist jedoch im Verhältnis zum zweiten sehr klein und ist in der vollständigen Abbildung meist nicht als solcher zu erkennen. Zudem überschneidet der zweite den ersten Halbkreis vor allem bei den 0 h DMEM Messungen häufig sehr stark. Dies bestätigt sich auch bei Betrachtung der zugehörigen Bode-Plots (siehe Anhang, Abbildung 77 bis Abbildung 79), die für die 0 h Auslagerung in DMEM zwei Peaks im Verlauf des Phasenwinkels zeigen, die jedoch stark überlappen und teils nur als ein verbreiterter Peak zu erkennen sind. Des Weiteren sind die Induktivitäten nach 0 h Auslagerung in DMEM teilweise wesentlich deutlicher ausgeprägt als bei den zeitlich vergleichbaren EIS-Messungen in SBF. Diese Unterschiede sind der anderen 78 Ergebnisse und Diskussion Zusammensetzung des Elektrolyten und der erhöhten Umgebungstemperatur geschuldet. Es wird angenommen, dass vor allem der hohe Anteil an organischen Bestandteilen des DMEM für das abweichende Verhalten verantwortlich ist. Zunächst wurden EIS-Messungen der verschiedenen Vorbehandlungsschritte ohne vorherige Auslagerung in DMEM durchgeführt. Abbildung 34 zeigt jeweils einen repräsentativen Nyquist-Plot und die zugehörigen mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände mit den berechneten Standardabweichungen von geschliffenem Magnesium, nach NaOHPassivierung und nach zusätzlicher SA-Beschichtung. Abbildung 34: EIS-Ergebnisse der Vorbehandlungsschritte Schleifen, NaOH-Passivierung und Beschichtung mit dem Linkermolekül SA nach einer Auslagerungszeit von 0 h in DMEM bei 37°C; a) Nyquist-Plots; b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit zugehöriger Standardabweichung Wie auch bei den EIS-Messungen in SBF bei RT zeigen die Nyquist-Plots von geschliffenem und passiviertem Mg sehr ähnliche Kurven (vgl. Abbildung 34 a), die über einen weiten Frequenzbereich im gleichen Wertebereich liegen. Lediglich bei niedrigen Frequenzen zeigt passiviertes Mg mit einem Halbkreis im negativen Bereich, der sich zurück Richtung Ursprung bildet, eine deutliche Abweichung vom Verhalten des geschliffenen Mg. Dies könnte dafür sprechen, dass nach der NaOH-Passivierung höhere Induktivitäten auftreten und der Polarisationswiderstand so stark abnimmt. Jedoch kann darüber keine eindeutige Aussage getroffen werden, da die Kurven wie oben bereits erwähnt nicht gefittet wurden. Die SA-Beschichtung zeigt einen Kurvenverlauf der dem der NaOH-Probe ähnelt, wobei der zweite Halbkreis einen größeren Durchmesser besitzt. Auch hier treten ausgeprägte induktive Anteile auf. Im Vergleich zu den Nyquist-Plots der EIS-Messungen in SBF bei RT ändert sich wie oben bereits beschrieben die Kurvenform. Zudem zeigen die Nyquist-Plots deutlich höhere Werte sowohl für die Real- als auch die Imaginärteile. Für alle drei Ergebnisse und Diskussion 79 Vorbehandlungsschritte wird für Z‘ und -Z‘‘ rund das Sechsfache im Vergleich zu den Messungen in SBF bei RT erreicht. Die Ladungsdurchtrittswiderstände in Abbildung 34 b weisen bei allen Vorbehandlungsschritten relativ hohe Fehlerbalken auf, wobei die Standardabweichung für geschliffenes Magnesium am höchsten ausfällt. Unter Berücksichtigung dieser Schwankungen liegen die RD-Werte für alle drei Vorbehandlungen etwa im selben Bereich. Für die Beschichtung mit SA findet jedoch eine leichte Erhöhung des mittleren RD auf rund 2,7 k*cm² statt. Diese Ergebnisse zeigen eine gute Korrelation mit denen der Wasserstoffentwicklung innerhalb der ersten Auslagerungsstunde, die eine Abnahme der Wasserstoffentwicklung von geschliffenem Mg bis zur SA-Beschichtung zeigen. Dies ist gleichbedeutend mit einer Zunahme der Korrosionsbeständigkeit. Abbildung 35 zeigt die Ergebnisse der EIS der Referenzserie und der BSA-Beschichtung via SA ohne vorherige Auslagerung in DMEM bei 37°C. Abbildung 35: EIS-Ergebnisse der BSA-Beschichtungen nach einer Auslagerungszeit von 0 h in DMEM bei 37°C; a) Nyquist-Plots nach NaOH-Passivierung und nach zusätzlicher Beschichtung mit BSA für verschiedene Zeiten, b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen für die direkte BSA-Beschichtung; c) Nyquist-Plots nach Vorbehandlung mit SA 80 und Ergebnisse und Diskussion nach zusätzlicher Beschichtung Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit mit den BSA für verschiedene zugehörigen Zeiten und Standardabweichungen für d) mittlere die LYS- Beschichtung via SA. Wie auch bei den EIS-Messungen in SBF bei RT ähneln sich alle Kurven bezüglich ihres Verlaufes. Die Ladungsdurchtrittswiderstände für die direkte BSA-Beschichtung nach NaOHPassivierung sind in Abbildung 35 b dargestellt. Passiviertes Magnesium an sich besitzt einen mittleren RD von ca. 2,0 k*cm². Für 0,25 h BSA findet ein Anstieg auf Werte von rund 2,7 k*cm² statt. Die Beschichtungszeiten von 0,5 h und 1 h zeigen einen Rückgang des Ladungsdurchtrittswiderstandes auf Werte knapp oberhalb des mittleren RD der passivierten Proben. Unter Berücksichtigung der Standardabweichung liegen jedoch alle Ladungsdurchtrittswiderstände bis 1 h Beschichtungszeit im Bereich der Vorbehandlung. Eine tatsächliche Abnahme wird durch die 3 h BSA-Beschichtung verursacht, bei der RD mit ca. 1,7 k*cm² ein Minimum erreicht. Die 24 h Beschichtung zeigt einen erneuten leichten Anstieg (2,0 k*cm²). Mit Ausnahme der reinen Passivierung weisen die BSA-Schichten ohne die Verwendung von Linkermolekülen teilweise sehr geringe Standardabweichungen auf, was auf eine vergleichsweise gute Reproduzierbarkeit hinweist. Im Vergleich mit den EIS-Messungen in SBF bei RT findet ein durchgängiger Anstieg der RD-Werte für die Messungen in DMEM bei 37°C statt. Jedoch liegt diese Zunahme für alle Beschichtungszeiten bis 3 h lediglich im Bereich des 1,1- bis 1,9-Fachen. Eine Erhöhung des Ladungsdurchtrittswiderstandes um das ca. 6- bis 7-Fache kann für die 24 h BSABeschichtung verzeichnet werden. Eine Korrelation zwischen den EIS-Ergebnissen mit den unterschiedlichen Messparametern konnte nicht gefunden werden. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die Entstehung und Anlagerung von unterschiedlichen Korrosionsprodukten bis hin zu einer Schichtbildung, bedingt durch die andere Elektrolytzusammensetzung. Wie bereits erwähnt, spielen dabei wahrscheinlich vor allem die organischen Bestandteile des DMEM eine Rolle. Während kein einheitlicher Trend für die EIS-Messungen in SBF und DMEM zu sehen ist, zeigt ein Vergleich mit den RH1-Raten der H2-Messungen der BSA-Beschichtung ohne Linker (vgl. Abbildung 30), dass eine Korrelation zwischen der anfänglichen H2-Entwicklung und den EIS-Ergebnissen für 0h Auslagerung in DMEM teilweise besteht. Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen liegen die RH1-Werte der Passivierung und der Beschichtungszeiten 0,25 h bis 1h im selben Bereich. Vor allem für 24 h findet eine deutliche Zunahme des Wasserstoffvolumens und somit eine Abnahme der Korrosionsbeständigkeit statt. Die EIS-Ergebnisse zeigen einen sehr ähnlichen Trend, ebenfalls unter Einbeziehung der Standardabweichungen. Für die BSA-Anbindung via SA zeigen die Vorbehandlung ohne zusätzliche BSABeschichtung und 0,25 h BSA mit durchschnittlich ca. 2,7 k*cm² die höchsten RD Werte Ergebnisse und Diskussion 81 (vgl. Abbildung 35 d). Für Beschichtungszeiten bis 3 h findet ein kontinuierlicher Rückgang der Ladungsdurchtrittswiderstände auf ca. 1,3 k*cm² statt, während für die 24 h Beschichtung der mittlere RD erneut auf das Niveau der kurzen Beschichtungszeiten (0,25 h und 0,5 h) ansteigt. Im Vergleich mit den Ladungsdurchtrittswiderständen der direkten BSABeschichtung weist das SA-System bei einer Auslagerungszeit von 0 h in DMEM bei 37°C lediglich bei der SA-Beschichtung ohne zusätzliche BSA-Adsorption höhere Werte auf. Die mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände für 0,25 h und 0,5 h liegen für beide Beschichtungsmechanismen auf gleichem Niveau (~2,7 k*cm² für 0,25 h und ~2,4 k*cm² für 0,5 h). Jedoch treten für die BSA-Anbindung via SA deutlich höhere Fehlerbalken auf, was auf eine geringere Reproduzierbarkeit hinweist. Für 1 h und 3 h BSA zeigt die Beschichtung via SA um 0,3-0,4 k*cm² geringere Werte für RD. Die Standardabweichungen liegen hier jedoch für beide Beschichtungssysteme in der gleichen Größenordnung. Die RDWerte der 24 h BSA-Beschichtung befinden sich wiederum im selben Wertebereich, wobei die Anbindung via SA eine extrem hohe Standardabweichung aufweist (1,9 k*cm²). Generell kann zwar durch die Beschichtung mit dem Linkermolekül SA eine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit erzielt werden. Jedoch hat eine zusätzliche Anbindung von BSA auf der Oberfläche keinen weiteren positiven Einfluss auf die Korrosionseigenschaften von Magnesium. Im Gegenteil findet sogar eine Abnahme der Korrosionsbeständigkeit für alle BSA-Beschichtungszeiten statt. Außerdem weisen die BSA-Schichten via SA im Vergleich zur Referenzserie niedrigere RD-Werte auf. Wie auch bei der Referenzserie ergibt sich keine Korrelation der EIS-Ergebnisse für die unterschiedlichen Messparameter. Die Ladungsdurchtrittswiderstände für die BSA- Beschichtung via SA, gemessen in DMEM bei 37°C, nehmen bis 3 h BSA um das 1,1 bis 1,5-Fache zu. Ein signifikanter Anstieg des mittleren RD um das ca. 5-Fache findet lediglich bei der 24 h BSA-Beschichtung statt. Wie oben bereits erwähnt sind jedoch die Standardabweichungen hier extrem hoch. Ein Vergleich von RH1 (vgl. Abbildung 33) mit den RD-Werten der BSA-Anbindung via SA lässt auf eine gewisse Korrelation der Ergebnisse schließen. Auch bei der Wasserstoffentwicklung innerhalb der ersten Stunde weist die SA-Vorbehandlung die besten Ergebnisse auf. Die Wasserstoffentwicklung für 3 h BSA ist im Anfangsstadium am höchsten. Somit besitzt die Beschichtung für 3 h – wie auch bei der EIS – die geringste Korrosionsbeständigkeit. Auch der Vergleich der RH1 Werte der Referenzserie und der BSAAnbindung via SA zeigt, dass für die erste Stunde in DMEM bei 37°C ein ähnlicher Trend wie bei den Ladungsdurchtrittswiderständen vorhanden ist. Das SA-System zeigt lediglich für die Vorbehandlung eine niedrigere H2-Entwicklung als die direkte Beschichtung. Unter Einbeziehung der Fehlerbalken liegen 0,25 h und 0,5 h BSA bei beiden Beschichtungsmechanismen auch bei der Wasserstoffentwicklung im selben Wertebereich. 82 Ergebnisse und Diskussion Während das entstandene H2-Volumen für 1 h und 3 h für SA im Vergleich zu NaOH ansteigt, befinden sich die 24 h BSA-Beschichtungen beider Systeme wieder im gleichen Bereich. Um die Auswirkung der Auslagerungszeit in DMEM zu untersuchen und um einen besseren Vergleich mit den Wasserstoffmessungen zu ermöglichen, wurden EIS-Messungen nach 24 h in DMEM bei 37°C durchgeführt. Auch hier wurden zunächst die drei Vorbehandlungsschritte Schleifen, NaOH-Passivierung und SA-Beschichtung untersucht. Abbildung 36 stellt die zugehörigen Ergebnisse als Nyquist-Plots (Abbildung 36 a) und die mittleren RD-Werte mit den Standardabweichungen (Abbildung 36 b) dar. Abbildung 36: EIS-Ergebnisse der Vorbehandlungsschritte Schleifen, NaOH-Passivierung und Beschichtung mit dem Linkermolekül SA nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM; a) NyquistPlots; b) durchschnittliche Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit zugehöriger Standardabweichung Wie auch bei den EIS-Messungen ohne Auslagerung in DMEM, weisen alle Kurven ähnliche Form auf. Der erste Halbkreis ist zwar immer noch relativ klein im Verhältnis zum Zweiten. Jedoch überschneiden sich die beiden Halbkreise kaum, was deutlicher in den zugehörigen Bode-Plots (siehe Anhang, Abbildung 78 und Abbildung 79) zu sehen ist. Der Verlauf des Phasenwinkels weist hier zwei eigenständige Peaks auf, die Impedanz zeigt zwei getrennte kapazitive Anteile. Somit sind die Reaktionen, die dieser Kurvenform zugrunde liegen deutlicher voneinander getrennt. Für die Ladungsdurchtrittswiderstände der Vorbehandlungsschritte erfolgt ein ähnlicher Anstieg wie bei der 0 h DMEM Auslagerung. Im Unterschied hierzu liegen jedoch geschliffenes und passiviertes Mg nicht mehr auf ähnlichem Niveau. Geschliffenes Mg erzielt mit ca. 29 k*cm² die geringsten RD-Werte. Für die zwei zusätzlichen Vorbehandlungsschritte erfolgt eine Zunahme des RD auf ca. 65 k*cm² für die NaOHPassivierung bis auf rund 105 k*cm² für die SA-Beschichtung. Im Vergleich zu einer Auslagerungszeit von 0 h, findet für alle RD-Werte eine signifikante Zunahme nach 24 h in Ergebnisse und Diskussion 83 DMEM statt. Für geschliffenes Mg steigt der mittlere RD um das ca. 13-Fache. Die Passivierung und die SA-Beschichtung verzeichnen einen Anstieg um das 26- bzw. 28Fache. Eine Korrelation mit den Ergebnissen der Wasserstoffmessungen ist nicht durchgängig gegeben. Während NaOH die höchste H2-Entwicklung nach 24 h zeigt (vgl. Anhang, Abbildung 75), befindet sich die Passivierung, was den mittleren RD angeht, im Wertebereich zwischen geschliffenem Mg und der SA-Beschichtung. Jedoch weisen beide Messungen sehr hohe Fehlerbalken für die NaOH-Passivierung auf. Zudem treten im Vergleich zu geschliffenem Mg bei der EIS höhere induktive Anteile auf. Dies könnte zur Folge haben, dass trotz des höheren RD der Passivierung der Polarisationswiderstand im selben Bereich wie bei Magnesium liegt und beide Proben somit ähnliche Korrosionsbeständigkeit besitzen. Die Ergebnisse der EIS der BSA-Beschichtungen via NaOH bzw. via SA nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM bei 37°C sind in Abbildung 37 dargestellt. Abbildung 37: EIS-Ergebnisse der BSA-Beschichtungen nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM bei 37°C; a) Nyquist-Plots nach NaOH-Passivierung und nach zusätzlicher Beschichtung mit BSA für verschiedene Zeiten, b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen für die direkte BSA-Beschichtung; c) Nyquist-Plots nach Vorbehandlung mit SA 84 und Ergebnisse und Diskussion nach zusätzlicher Beschichtung Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit mit den BSA für zugehörigen verschiedene Zeiten und Standardabweichungen für d) mittlere die LYS- Beschichtung via SA. Auch hier ist anhand der zugehörigen Bode-Plots (Abbildung 78 und Abbildung 79) zu erkennen, dass die Messungen zwei voneinander abgegrenzte Zeitkonstanten und somit zwei unabhängige Reaktionen Ladungsdurchtrittswiderstände und aufweisen. die Abbildung 37 b Standardabweichungen zeigt der die mittleren direkten BSA- Beschichtung. Die höchsten Werte für RD werden nach der NaOH-Passivierung erreicht (65 k*cm²). Allerdings weist die reine Passivierung ebenfalls die höchsten Fehlerbalken auf, was für eine schlechtere Reproduzierbarkeit im Vergleich zur zusätzlichen BSABeschichtung spricht. Für die BSA-Beschichtungszeiten 0,25 h und 0,5 h findet ein Rückgang von RD auf ca. 40 k*cm² statt. Nach einer erneuten leichten Zunahme des mittleren RD für 1 h BSA, nehmen die Ladungsdurchtrittswiderstände bis 24 h BSA ab, wo sie mit ca. 15 k*cm² ihr Minimum erreichen. Im Vergleich zu den EIS-Ergebnissen ohne Auslagerung in DMEM findet sowohl für die Vorbehandlung als auch für alle BSABeschichtungszeiten eine signifikante Erhöhung der mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände statt. Die größte Zunahme des RD erfährt die NaOH-Passivierung (ca. 26-fach) und 1 h BSA (~24-fach), die geringste Zunahme erfolgt bei der 24 h BSA-Beschichtung (8-fach). Die übrigen Beschichtungen weisen einen Anstieg um das 15- bis 19-Fache auf. Ein Vergleich mit dem gebildeten Wasserstoffvolumen nach 24 h zeigt, dass die Korrosionsbeständigkeit der verschiedenen BSA-Schichten bei der EIS sowie der H2Messung dem gleichen Trend folgt. Unter Berücksichtigung der Standardabweichungen treten für die kurzen Beschichtungszeiten bis 1 h kaum Variationen auf. Für 3 h und 24 h BSA tritt ein kontinuierlicher Rückgang der Korrosionsbeständigkeit auf. Eine Ausnahme bei der direkten Beschichtung ohne die Verwendung von Linkermolekülen bildet die Passivierung an sich. Während hier für die EIS die besten Ergebnisse erreicht werden, weisen die H2-Messungen für die reine Passivierung mit die schlechtesten Ergebnisse auf. Die Ladungsdurchtrittswiderstände der BSA-Beschichtung via SA sind in Abbildung 37 d dargestellt. Die SA-Beschichtung ohne zusätzliche BSA-Anbindung weist mit durchschnittlich ca. 105 k*cm² bereits relativ hohe Werte für RD auf. Ein weiterer Anstieg kann lediglich nach 0,5 h BSA-Beschichtung verzeichnet werden (~136 k*cm²). 0,25 h, 1 h und 3 h BSA liegen in einem Bereich von 40-60 k*cm². Für 24 h BSA erreicht RD mit ca. 19 k*cm² ein Minium. Aus dem Vergleich des Beschichtungsmechanismus via SA und der Referenzserie wird klar, dass mit der Verwendung von SA als Linkermolekül teilweise deutlich höhere RDWerte als für die Referenzserie erreicht werden können. Dies trifft auf alle BSABeschichtungszeiten bis auf 1h zu. Durchschnittlich liegen die Ladungsdurchtrittswiderstände für das SA-System um das 1,5-Fache höher als die Ergebnisse und Diskussion 85 korrespondierenden RD-Werte der Referenzserie. Eine Zunahme des RD auf mehr als das Dreifache ergibt sich für eine BSA-Beschichtungszeit von 0,5 h, während die 1 h BSABeschichtung via SA ca. 20% niedriger als die vergleichbare direkte Beschichtung liegt. Wie bei der Referenzserie findet nach der 24 h Auslagerung in DMEM durchgängig ein signifikanter Anstieg der Ladungsdurchtrittswiderstände im Vergleich zur 0 h DMEM Auslagerung statt. Die größte Zunahme des RD um das knapp 60-Fache weist dabei die 0,5 h BSA-Beschichtung auf. Die geringste Erhöhung erzielt – wie auch bei der Referenzserie – die 24 h Beschichtung. Der Vergleich mit den Wasserstoffmessungen zeigt, dass teilweise eine Korrelation der Ergebnisse vorhanden ist. Sowohl die H2-Entwicklung als auch die EIS weisen für eine 0,5 h BSA die besten Ergebnisse auf. Alle anderen Beschichtungszeiten sowie die Vorbehandlung mit SA zeigen geringere Korrosionsbeständigkeit. Dabei liegen bei beiden Messmethoden die 0,25 h, die 1 h und die 3 h BSA-Beschichtung im selben Wertebereich. Tabelle 12: Zusammenfassung der EIS-Ergebnisse der BSA-Beschichtungen, gemessen in DMEM ohne vorherige Auslagerung und nach 24 h Auslagerung in DMEM bei 37°C RD nach 0h DMEM (*cm-2) RD nach 24h DMEM (*cm-2) Mg NaOH SA Mg NaOH SA 2233 1982 2695 29104 65131 105181 0,25h BSA 2680 2670 40113 58201 0,5h BSA 2343 2377 39625 135504 1h BSA 2197 1852 52525 42687 3h BSA 1686 1262 31758 46599 24h BSA 2018 2593 14945 18521 0h BSA Die Übersicht der EIS-Ergebnisse der BSA-Beschichtungen in DMEM (Tabelle 12) zeigt, dass ein leichter positiver Einfluss der Oberflächenvorbehandlung und der BSABeschichtung bereits bei den Messungen ohne vorherige Auslagerung in DMEM teilweise vorhanden ist. Deutlich ausgeprägter ist dieser Einfluss jedoch nach 24 h in DMEM. Die höchsten Durchtrittswiderstände werden von der reinen SA-Beschichtung (bei 0 h DMEM) und von SA+0,5 h BSA (bei 24 h DMEM) erreicht. Auch die Auslagerungszeit in DMEM hat einen deutlichen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit der Magnesium-Proben. So führt eine Auslagerung von 24 h zu einer signifikanten Zunahme von RD um mindestens eine Größenordnung im Vergleich zu den nicht ausgelagerten Proben. Diese Ergebnisse implizieren, dass die Auslagerung in DMEM bei 37°C zur Bildung einer Schicht führt, welche die Auflösung von Magnesium deutlich reduziert. 86 Ergebnisse und Diskussion 4.1.7 Zwischenfazit der BSA Beschichtung Die Oberflächencharakterisierung der Vorbehandlungen und der BSA-Anbindung zeigt neben der erfolgreichen Beschichtung mit den Linkermolekülen, dass für alle Beschichtungsmechanismen und für alle Beschichtungszeiten BSA auf den jeweiligen Oberflächen adsorbiert. Die größte Menge an BSA kann bei der Anbindung via AV und SA für kurze Beschichtungszeiten erzielt werden. CDI und NaOH stehen den beiden anderen Linkermolekülen vor allem anfänglich deutlich nach. Erste elektrochemische Messungen ergaben, dass sowohl die Linkerbeschichtungen als auch die zusätzliche BSA Adsorption zu einer Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu reinem Magnesium in SBF führen können. Während die AV Beschichtung den höchsten Anstieg von RD im Vergleich mit den anderen Linkermolekülen bewirkt, zeigt hier die zusätzliche BSA-Adsorption keinen weiteren positiven Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit. Für die anderen Anbindungsmechanismen hingegen kann durch BSA eine Zunahme von RD für alle Beschichtungszeiten im Vergleich zur jeweiligen Vorbehandlung erzielt werden. Die höchste Korrosionsbeständigkeit zeigen die kurzen Beschichtungszeiten für die Anbindungen via SA und CDI. Die EIS-Messungen in DMEM bei 37°C weisen durchgehend eine signifikante Zunahme der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu den Messungen in SBF bei RT auf. Des Weiteren findet sowohl für die BSA-Beschichtungen via NaOH als auch via SA ein starker Anstieg der Ladungsdurchtrittswiderstände nach 24 h Auslagerung in DMEM bei 37°C statt. Außerdem ändert sich die Form der Nyquist- sowie der Bode-Plots. Diese Ergebnisse sowie die veränderte Optik der Proben im Vergleich zu SBF lassen vermuten, dass die Auslagerung in DMEM an sich einen großen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit hat. Bereits für die Proben, die nicht in DMEM ausgelagert wurden und nur für die Messzeit (15 min OCP + 30 min EIS) dem Zellkulturmedium ausgesetzt waren, ist die Bildung einer mehr oder weniger homogenen dunklen Schicht zu erkennen. Es wird angenommen, dass diese Schichtbildung aus Korrosionsprodukten der Magnesium-Auflösung und Bestandteilen des DMEM erfolgt. Eine genauere Untersuchung dieser Schichten erfolgt in Kapitel 4.4. Da Unterschiede zwischen den Beschichtungsmechanismen und den verschiedenen BSABeschichtungszeiten vorhanden sind, scheinen diese ebenfalls einen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit zu haben. Womöglich beeinflusst die Vorbehandlung sowie die BSA-Adsorption auf der Oberfläche die Kinetik der Schichtbildung während der Auslagerung in DMEM. Außerdem wird eine Variation der Schichtdicke, der Zusammensetzung, der Struktur und der Porosität der gebildeten Schicht als möglich erachtet. Vor allem die Porosität einer sich bildenden Schicht wird stark von der Gasbildung an der Oberfläche beeinflusst. Eventuell findet eine Potenzierung der positiven Eigenschaften der Ergebnisse und Diskussion 87 Vorbehandlungen bzw. der BSA-Schichten und des Einflusses der DMEM-Auslagerung statt. So erfolgt der korrosive Angriff in DMEM möglicherweise unterschiedlich stark, je nachdem wie gut die Korrosionsbeständigkeit der vorher aufgebrachten BSA-Schichten ist. Generell scheint der Einfluss der DMEM-Auslagerung an sich jedoch größer zu sein als der der NaOH-Passivierung, der SA- und der BSA-Beschichtungen. Die Ergebnisse der Wasserstoffmessungen stützen die These der Bildung einer verhältnismäßig gut schützenden Schicht in DMEM. Während für reines Magnesium sowie für alle Vorbehandlungen und Beschichtungen die anfängliche Wasserstoffentwicklung hohe Werte aufweist, findet bereits nach 3h eine deutliche Abnahme der Wasserstoffentwicklungsrate für fast alle Proben statt. Die durchgängig besten Ergebnisse zeigt die 0,5 h BSA-Beschichtung via AV. 88 Ergebnisse und Diskussion 4.2 Beschichtung von Magnesium mit Lysozym (LYS) Neben BSA wurde Lysozym als weiteres Protein für die mögliche Beschichtung von Magnesium verwendet. Generell soll so untersucht werden, ob auch andere Proteine auf der Mg-Oberfläche adhärieren und eine schützende Schicht bilden können. Lysozym unterscheidet sich von BSA unter anderem in der Molekülgröße, dem IEP und in der Art des Schichtbildungsverhaltens und eignet sich so als zweites Model-Protein. Des Weiteren gilt LYS als antibakteriell, was es generell für die Anwendung im Implantat-Bereich interessant macht. Für die LYS-Anbindung wurde das Linkermolekül SA und als Referenz die direkte Beschichtung gewählt, da die elektrochemische Charakterisierung in DMEM bei 37°C stattfand und so ein direkter Vergleich zu den BSA-Beschichtungen möglich ist. 4.2.1 Oberflächencharakterisierung nach LYS-Beschichtung Zur Oberflächencharakterisierung der verschiedenen LYS-Beschichtungen wurden XPSMessungen durchgeführt. Bei der XPS-Analyse wurden die C1s, N1s, O1s und Mg2p Signale genauer untersucht. Im Fall der Proteinanbindung via SA und der direkten Beschichtung kann vor allem das N1s-Signal als direkter Indikator für adsorbierte LYSMoleküle verwendet werden. Die C1s-, N1s- und Mg2p-Signale für die Referenzserie sind in Abbildung 38 a dargestellt. Abbildung 38: XPS-Ergebnisse der verschiedenen LYS-Beschichtungen zur Charakterisierung der adsorbierten Proteinmenge; a) direkte Beschichtung mit LYS ohne die Verwendung von Linkermolekülen, b) LYS-Beschichtung via SA. Das Zustandekommen der Ergebnisse nach NaOH-Passivierung ohne zusätzliche ProteinBeschichtung wurde bereits in Kapitel 4.1.1 näher erklärt. Wie zu erwarten zeigt passiviertes Magnesium mit ca. 26 at% das höchste Mg2p-Signal. Das C1s-Signal beträgt 12 at%, das Ergebnisse und Diskussion 89 N1s-Signal geht gegen 0 und wird vom Hintergrundrauschen überlagert. Bereits nach einer Beschichtungszeit von 0,25 h findet ein Anstieg sowohl des C1s- (ca. 27 at%) als auch des N1s-Signals (ca. 5 at%) statt. Gleichzeitig nimmt das Mg2p-Signal leicht ab (~20 at%). Bis zu einer Beschichtungszeit von 3 h nehmen die C1s- und N1s-Signale weiter zu (ca. 42 at% bzw. ca. 11 at%). Für die 24 h LYS-Beschichtung ist kaum ein weiterer Anstieg der beiden Signale zu beobachten. Für das Mg2p-Signal zeigt sich eine nahezu kontinuierliche Abnahme mit zunehmender Beschichtungszeit. Der niedrigste Wert wird für 24 h erreicht (~9 at%). Diese Ergebnisse zeigen deutlich den Erfolg der LYS-Beschichtung. Bereits nach 0,25 h in der LYS-Lösung findet eine Adsorption der Proteine auf der OH-terminierten Oberfläche statt. Außerdem führen längere Beschichtungszeiten zu einer dichteren bzw. dickeren LYS-Schicht. Im Gegensatz zu BSA zeigt sich eine kontinuierliche Zunahme der Menge an LYS auf der Oberfläche über die Beschichtungszeit. Dies deutet darauf hin, dass während der LYS-Beschichtung kein oder zumindest ein geringerer korrosiver Angriff in der wässrigen Beschichtungslösung stattfindet. Während der Beschichtung in der LYS-Lösung konnte beobachtet werden, dass sich kaum Gasblasen bilden, was die Annahme bestätigt, dass der korrosive Angriff während der LYS-Beschichtung verhältnismäßig gering ist. Allerdings sind auch nach einer Beschichtungszeit von 24 h noch deutliche Mg2p Signale vorhanden. Dies spricht entweder dafür, dass sich keine dicke bzw. keine dichte LYS-Schicht bildet oder dass sich in geringem Maße Mg(OH)2 durch Auflösung des Substrates bildet. Abbildung 38 b zeigt die XPS-Ergebnisse für die LYS-Anbindung via SA. Auch hier können für die reine SA-Beschichtung die höchsten Mg2p-Signale beobachtet werden (~24 at%). Das C1s-Signal liegt bei etwa 18 at%, das N1s Signal wird wie auch bei passiviertem Mg vom Hintergrundrauschen überlagert. Eine genauere Erklärung zu den XPS-Ergebnissen nach SA-Beschichtung findet sich in Kapitel 4.1.1. Nach einer Beschichtungszeit von 0,25 h ist ein deutlicher Anstieg des C1s- und des N1s- Signals zu erkennen (ca. 33 at% bwz. ca. 8 at%). Analog zur Referenzserie geht dieser Anstieg mit einer Abnahme des Mg2p-Signals einher (16 at%). 0,5 h LYS-Beschichtung zeigen eine weitere Zunahme des C1s- und des N1s-Signals (ca. 42 at% und ca. 11 at%). Korrespondierend dazu sinkt das Mg2p Signal auf einen Wert von 12 at%. Im Gegensatz zur Referenzserie bleiben alle Signale bis zu einer Beschichtungszeit von 3 h auf einem Niveau und variieren nur marginal im Bereich der Fehlerbalken. Für 24 h LYS-Beschichtung ist sowohl für das C1s als auch für das N1s Signal ein Rückgang auf das Niveau der 0,25 h Beschichtung zu verzeichnen (ca. 36 at% bzw. ca. 9 at%). Das Mg2p Signal erfährt für eine Beschichtungszeit von 24 h einen leichten Anstieg auf einen Wert von etwa 14 at%. Auch für die Vorbehandlung mit SA zeigen die XPS-Ergebnisse den Erfolg der Beschichtung mit LYS. Ab einer Beschichtungszeit von 0,5 h scheint eine Sättigung der LYS-Adsorption erreicht zu sein. Für Beschichtungen bis 3 h findet keine weitere Zunahme der Proteinmenge 90 Ergebnisse und Diskussion auf der Oberfläche statt. Der Rückgang des C1s und des N1s Signals mit einer gleichzeitigen Zunahme des Mg2p Signals nach 24 h lassen vermuten, dass die Menge an adsorbierten Proteinen auf der Oberfläche rückläufig ist. Dies könnte durch einen leichten korrosiven Angriff im wässrigen Beschichtungsmedium mit einhergehender Mg(OH)2 Bildung verursacht werden. Ein weiterer Grund für diese Ergebnisse könnte auch die Desorption von LYS bei langen Beschichtungszeiten sein. Im Vergleich zur Referenzserie kann durch die zusätzliche Beschichtung mit SA keine wesentliche Erhöhung der LYS-Adsorption erzielt werden. Es scheint lediglich eine anfänglich beschleunigte Adsorption von LYS stattzufinden. Für 24 h weisen die NaOH passivierten Proben jedoch mehr gebundenes LYS als die SA Proben auf. Wie bereits bei der BSA-Beschichtung erläutert, wird angenommen, dass bei der direkten Beschichtung Proteine hauptsächlich aufgrund von hydrophilen Wechselwirkungen an der Oberfläche adsorbieren. Bei der Beschichtung via SA sind dagegen vor allem hydrophobe Wechselwirkungen zwischen Protein und Oberfläche für die Proteinanbindung verantwortlich. Die Proteinadsorption beider Beschichtungsmechanismen findet über Physisorption statt. Dies erklärt bei der LYS-Beschichtung möglicherweise das sehr ähnlich Verhalten der Anbindung sowohl auf der passivierten Oberfläche, als auch nach SABeschichtung. 4.2.2 Elektrochemie in DMEM bei 37°C Aufgrund der im Vergleich zu SBF zusätzlichen organischen Bestandteile des DMEM sowie durch eine Temperaturerhöhung auf 37°C kann eine bessere Nachbildung der physiologischen Bedingungen erzielt werden. Die Ergebnisse der Elektrochemie der BSABeschichtungen zeigen, dass sich deutliche Unterschiede für die Korrosionsbeständigkeit in den Elektrolyten SBF und DMEM ergeben. Basierend auf diesen Erkenntnissen, wurden die elektrochemischen Messungen nach LYS-Beschichtung in Zellkulturmedium (DMEM) bei 37°C durchgeführt. Analog zur Elektrochemie der BSA-Beschichtungen in DMEM, wurden die Proben für verschiedene Zeiten in 100 ml DMEM bei 37°C ausgelagert, bevor zunächst das OCP für 15 min aufgezeichnet wurde und anschließend die EIS-Messungen am jeweiligen Ruhepotential durchgeführt wurden. Abbildung 39 zeigt die Ergebnisse der EIS-Messungen der LYS-Beschichtung via SA sowie der Referenzserie nach einer Auslagerungszeit von 0 h. Ergebnisse und Diskussion 91 Abbildung 39: EIS-Ergebnisse der Lysozym-Beschichtungen nach einer Auslagerungszeit von 0 h in DMEM bei 37°C; a) Nyquist-Plots nach NaOH-Passivierung und nach zusätlicher Beschichtung mit LYS für verschiedene Zeiten, b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen für die direkte LYS-Beschichtung ; c) Nyquist-Plots nach Vorbehandlung mit SA und nach zusätlicher Beschichtung Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit mit LYS für verschiedene den zugehörigen Zeiten und Standardabweichungen für d) mittlere die LYS- Beschichtung via SA Betrachtet man zunächst die Nyquist-Plots der direkten LYS-Beschichtung (Abbildung 39 a), so weisen alle Kurven einen ähnlichen Verlauf auf. Auch hier sind jeweils zwei Halbkreise vorhanden. Wobei der erste Halbkreis einen wesentlich kleineren Durchmesser als der Zweite aufweist. Jede Beschichtung sowie NaOH passiviertes Mg besitzt Werte bei niedrigen Frequenzen, die im negativen Bereich liegen. Somit weisen alle Impedanzen induktive Anteile. Die einzige nahezu abgeschlossene induktive Schleife zeigt jedoch nur passiviertes Mg. Bei den verschiedenen LYS-Beschichtungen ist teilweise lediglich ein kleiner Teil dieser Schleife angedeutet. Es wird davon ausgegangen, dass sich bei weiterhin abnehmenden Frequenzen die induktiven Schleifen ausbilden. Generell kann durch das Fitten mit geeigneten Parametern die induktive Schleife simuliert werden. Bei komplexen Systemen, 92 Ergebnisse und Diskussion wie sie hier vorhanden sind, ist jedoch eine realistische Simulation kaum möglich. Aufgrund dessen werden auch hier vor allem die mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände als Abschätzung für die Korrosionsbeständigkeit verwendet. In Abbildung 39 b sind die berechneten RD-Werte für NaOH-passiviertes Magnesium und die direkten LYSBeschichtungen zu sehen. Die Passivierung zeigt einen mittleren RD von ca. 2,0 k*cm². Bis zu einer Beschichtungszeit von 1 h erfolgt ein Anstieg der Durchtrittswiderstände bis auf ca. 4,2 k*cm². Nach einer LYS-Beschichtung für 3 h findet ein jäher Abfall von RD auf Werte im Bereich der unbeschichteten NaOH-Proben statt. 24 h LYS führen zu einer weiteren Abnahme der Korrosionsbeständigkeit (RD ~ 0,8 k*cm²). Es zeigt sich, dass kurze Beschichtungszeiten (bis 1 h) bei der direkten LYS-Beschichtung zu einer signifikanten Zunahme der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu lediglich passiviertem Magnesium führen. Hier hat das auf der Oberfläche adsorbierte LYS einen positiven Einfluss auf die Korrosion von Magnesium. Wie bei BSA wird die korrosionshemmende Wirkung auf die Blockierung der Oberfläche durch das Protein zurückgeführt. Ungeklärt bleibt hingegen die deutliche Abnahme der Korrosionsbeständigkeit für LYS-Beschichtungszeiten von 3 h und 24 h, da die Ergebnisse der XPS-Analyse implizieren, dass längere Beschichtungszeiten mit LYS mit einer stetigen Zunahme der Protein-Adsorption und damit mit einer Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit einhergehen müssten. In Abbildung 39 c sind die Nyquist-Plots der LYS- Beschichtungen via SA aufgetragen. Wie bei der direkten Beschichtung besitzen auch hier alle Kurven ähnliche Form, mit einem kleinen Halbkreis bei hohen Frequenzen und einem darauf folgenden Halbkreis mit wesentlich größerem Durchmesser. Analog zur NaOH-Vorbehandlung weisen alle Kurven induktive Anteile auf. Die reine SA-Beschichtung ist ebenfalls die einzige Kurve, die eine nahezu abgeschlossene induktive Schleife zeigt. Der mittlere Durchtrittswiderstand nach SABeschichtung liegt mit 2,7 k*cm² etwas höher als der Durchtrittswiderstand nach NaOHPassivierung. Generell zeigt die LYS-Beschichtung via SA einen ähnlichen Trend wie die Beschichtung mit LYS ohne die Verwendung von Linkermolekülen. Für die Anbindung via SA findet ebenfalls ein starker Abfall der mittleren Durchtrittswiderstände für 3 h und 24 h LYSBeschichtung auf Werte unterhalb der SA-Vorbehandlung statt (4,7 k*cm²). Bis 1 h bleiben die Werte auf gleichem Niveau, wenn man die Standardabweichungen berücksichtig. Im Vergleich zur direkten Beschichtung findet bei der Beschichtung via SA ebenfalls ein starker Abfall der mittleren Durchtrittswiderstände auf das Niveau der SA-Vorbehandlung statt. Für eine Beschichtungszeit von 24 h werden die niedrigsten Werte erreicht (RD ~ 0,7 k*cm²). Diese Ergebnisse zeigen zum einen eine leichte Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit nach SA-Beschichtung. Auch für kurze Beschichtungszeiten (0,25 bis 1 h) werden im Vergleich zur direkten LYS-Beschichtung höhere RD-Werte erreicht. Jedoch sinkt hier die Ergebnisse und Diskussion 93 Reproduzierbarkeit, was durch die deutlich höheren Schwankungen bei Beschichtungszeiten von 0,25 und 0,5 h impliziert wird. Auch durch die SA-Vorbehandlung kann für 3 und 24 h keine Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit erzielt werden. Im Wesentlichen zeigen die Ergebnisse der Elektrochemie den gleichen Trend wie die XPSAnalyse, welche vor allem für 0,25 h und 0,5 h LYS mehr Protein auf der Oberfläche zeigt als für die direkte Anbindung. Sowohl die Durchtrittswiderstände als auch die charakteristischen Protein-Signale nehmen für 3 h und 24 h LYS ab. Es scheint, dass sich bei längeren Beschichtungszeiten weniger Lysozym auf der Oberfläche befindet. Dies könnte wie oben bereits beschrieben durch eine Desorption der Proteine und/oder durch korrosionsbedingte Bildung von Mg(OH)2 verursacht werden. Beides führt zu einer geringeren Schutzwirkung der Proteine gegen Korrosion. Sowohl die LYS-Anbindung via NaOH als auch via SA zeigt für 0,25, 0,5 und 1 h höhere RDWerte als die vergleichbaren BSA-Beschichtungen. Ein ausführlicher Vergleich der EISErgebnisse der LYS- mit den BSA-Beschichtungen findet in Kapitel 4.3 statt. Die EIS-Ergebnisse der beiden unterschiedlichen Beschichtungsmechanismen nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM bei 37°C sind in Abbildung 40 dargestellt. 94 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 40: EIS-Ergebnisse der Lysozym-Beschichtungen nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM bei 37°C; a) Nyquist-Plots nach NaOH-Passivierung und nach zusätzlicher Beschichtung mit LYS für verschiedene Zeiten, b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen für die direkte LYS-Beschichtung; c) Nyquist-Plots nach Vorbehandlung mit SA und nach zusätzlicher Beschichtung Ladungsdurchtrittswiderstände RD mit mit den LYS für zugehörigen verschiedene Zeiten und Standardabweichungen für d) mittlere die LYS- Beschichtung via SA. Erneut weisen alle Nyquist-Plots (Abbildung 40 a und c) zwei Halbkreise auf. Im Vergleich zu einer Auslagerungszeit von 0 h besitzen alle Kurven eine vollständige induktive Schleife oder einen Teil davon. Auch befinden sich die Induktivitäten jeweils in der gleichen Größenordnung, was den Vergleich der Ladungsdurchtrittswiderstände berechtigt. Bedingt durch die längere Auslagerungszeit in DMEM findet auch hier ein genereller Anstieg der Ladungsdurchtrittswiderstände statt (Abbildung 40 b und d). Für die NaOH-Passivierung nimmt RD im Vergleich zur 0 h Auslagerung in DMEM um mehr als das 20-Fache zu (~ 65 k*cm²). Die LYS-Beschichtungen von 0,25 bis 3 h verändern sich lediglich im Bereich der Standardabweichung der NaOH-Proben. Eine Beschichtungszeit von 24 h führt zu einem Rückgang von RD auf einen Wert von etwa 10 k*cm². Im Gegensatz zu den kürzeren Ergebnisse und Diskussion 95 Auslagerungszeiten, zeigen die LYS-Beschichtungen nach 24 h in DMEM keine weitere Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit mehr. Abbildung 40 d zeigt die Ladungsdurchtrittswiderstände der LYS-Beschichtung via SA. Der RD für die SA-Vorbehandlung liegt bei ca. 105 k*cm² und ist somit deutlich höher als der RD für die NaOH-Passivierung. Hier zeigt sich erstmals eine signifikante Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit bedingt durch die SA-Beschichtung. Für 0,25 h LYS-Beschichtung findet jedoch ein deutlicher Rückgang des RD auf einen Wert von ca. 58 k*cm² statt. Bis 1 h steigen die Ladungsdurchtrittswiderstände wieder an und erreichen ein Maximum mit Werten um die 189 k*cm². Beschichtungszeiten von 3 h und 24 h führen erneut zu einer Abnahme der Korrosionsbeständigkeit, wobei die niedrigsten Werte mit ca. 15 k*cm² für 24 h erreicht werden. Im Vergleich zu den kürzeren Auslagerungszeiten in DMEM verschwindet die positive Wirkung der zusätzlichen LYS-Beschichtungen auch bei der Verwendung des Linkermoleküls SA fast vollständig. Lediglich für eine Beschichtungszeit von 1 h können höhere Ladungsdurchtrittswiderstände als für die SA-Vorbehandlung erzielt werden. Tabelle 13: Zusammenfassung der EIS-Ergebnisse der LYS-Beschichtungen, gemessen in DMEM ohne vorherige Auslagerung und nach 24 h Auslagerung in DMEM bei 37°C RD nach 0h DMEM (*cm-2) RD nach 24h DMEM (*c-2) Mg NaOH SA Mg NaOH SA 2233 1982 2695 29104 65131 105181 0,25h LYS 3253 4677 42844 57730 0,5h LYS 3851 4683 59667 103731 1h LYS 4236 5528 90583 189271 3h LYS 1432 2229 53977 111896 24h LYS 770 663 9620 15318 0h LYS Die Übersicht der LYS-Ergebnisse der LYS-Beschichtungen in DMEM (Tabelle 13) zeigt, dass ein positiver Einfluss der LYS-Beschichtung für Beschichtungszeiten bis 1 h bei den Messungen ohne vorherige Auslagerung in DMEM vorhanden ist. Die reine SAVorbehandlung hat hingegen lediglich einen geringen Effekt auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium in DMEM. Im Gegensatz dazu zeigt sich ein positiver Effekt von SA nach 24 h Auslagerung in DMEM, während eine weitere Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit durch die LYS-Beschichtung lediglich bei 1 h Beschichtungszeit verzeichnet werden kann. Die höchsten RD-Werte werden sowohl bei 0 h Auslagerung, als auch bei 24 h Auslagerung durch SA+1 h LYS erzielt. 96 Ergebnisse und Diskussion 4.3 Vergleich der BSA- und LYS-Beschichtungen Um einen ausführlichen und direkten Vergleich des Einflusses der BSA- und der LYSSchichten auf die Mg-Korrosion zu ermöglichen, sind in Abbildung 41 und in Abbildung 42 die Durchtrittswiderstände beider Protein-Anbindungen dargestellt. Abbildung 41 zeigt dabei die RD-Werte der Proteinanbindung via NaOH sowie via SA nach einer Auslagerungszeit von 0 in DMEM. Abbildung 41: Vergleich der Ladungsdurchtrittswiderstände der verschiedenen BSA- und LYSBeschichtungszeiten nach einer Auslagerungszeit von 0 h in DMEM bei 37°C; a) direkte Proteinanbindung ohne die Verwendung von Linkermolekülen; b) Proteinanbindung via SA Sowohl für die direkte Adsorption als auch für die Beschichtung über das Linkermolekül SA ist der gleiche Trend zu erkennen. Für die kurzen Beschichtungszeiten bis 1 h weist LYS durchgängig höhere mittlere Durchtrittswiderstände auf. Vor allem für das SA- Beschichtungssystem ist teilweise eine Zunahme von RD um mehr als das 2-Fache gegenüber BSA zu verzeichnen. Jedoch weisen die LYS-Beschichtungen für die kurzen Zeiten deutlich höhere Standardabweichungen im Vergleich zu BSA auf. Für 3 h Beschichtung liegt der RD beider Proteine für die Referenzserie im gleichen Bereich. Für die Adsorption via SA werden für LYS etwas höhere Durchtrittswiderstände im Vergleich zu BSA erreicht. 24 h ist die einzige Beschichtungszeit, bei der BSA für beide Beschichtungssysteme höhere Korrosionsbeständigkeit aufweist als LYS. Während die Verwendung des Linkermoleküls SA bei der BSA-Anbindung kaum eine Verbesserung bringt, kann durch den zusätzlichen Vorbehandlungsschritt teilweise eine Zunahme der Korrosionsbeständigkeit für die LYS-Schichten auf Magnesium erzielt werden. Dies deutet womöglich auf eine bessere bzw. stärkere Bindung von Lysozym an die SA-Oberfläche hin. Ergebnisse und Diskussion 97 Abbildung 42 zeigt die Durchtrittswiderstände der beiden Proteinbeschichtungen via NaOH und via SA nach einer Auslagerungszeit in DMEM von 24 h. Abbildung 42: Vergleich der Ladungsdurchtrittswiderstände der verschiedenen BSA- und LYSBeschichtungszeiten nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM bei 37°C; a) direkte Proteinanbindung ohne die Verwendung von Linkermolekülen; b) Proteinanbindung via SA Für die direkte Anbindung zeigen beide Proteine generell den gleichen Trend: ein Anstieg der Korrosionsbeständigkeit bis 1 h Beschichtungszeit mit einem Rückgang von RD für 3 h und 24 h. Unter Berücksichtigung der Streuung liegen die RD-Werte beider Proteine für fast alle Beschichtungszeiten im gleichen Bereich. Eine Ausnahme bilden die Beschichtungen für 1 h und für 3 h, bei welchen durch die Verwendung von LYS etwas höhere Durchtrittswiderstände im Vergleich zu BSA erzielt werden. Für die Proteinanbindung via SA ist im Gegensatz zur direkten Beschichtung kein einheitlicher Trend von BSA und LYS zu beobachten. Zwar liegen die RD–Werte für die 0,25 h sowie für die 0,5 h Beschichtung bei beiden Proteinen im selben Bereich. Jedoch findet für LYS ein weiterer Anstieg von RD bis 1 h Beschichtung statt, während für die BSABeschichtung bereits ab 1 h ein starker Rückgang des Durchtrittswiderstandes auf Werte unterhalb der 0,25 h Beschichtung auftritt. Der RD der LYS-Beschichtung geht ab einer Beschichtungszeit von 3 h zurück und nimmt für 24 h Werte im Bereich der vergleichbaren BSA-Beschichtung an. Wie bei den Ergebnissen ohne vorherige Auslagerung in DMEM, unterscheiden sich die BSA-Anbindung via NaOH und via SA kaum bezüglich ihrer Korrosionsbeständigkeit. Eine eindeutig positive Auswirkung der SA-Vorbehandlung bei BSA zeigt sich lediglich bei einer Beschichtungszeit von 0,5 h. Im Gegensatz dazu können bei LYS für fast alle Beschichtungszeiten deutlich höhere Durchtrittswiderstände für die Anbindung via SA gegenüber der direkten Anbindung erzielt werden. 98 Auch Ergebnisse und Diskussion nach einer Auslagerungszeit von 24 h in DMEM zeigt sich bei beiden Anbindungsmechanismen tendenziell eine höhere Korrosionsbeständigkeit der LYSBeschichtung im Vergleich zu BSA. Der Vergleich der BSA- und LYS-Anbindung macht den unterschiedlichen Einfluss der Oberflächenvorbehandlung auf die Adsorption von unterschiedlichen Proteinen deutlich. Während die Beschichtung von SA nur vereinzelt einen Effekt auf die BSA-Anbindung im Vergleich zur OH-terminierten Oberfläche hat, zeigt sich für LYS teilweise eine deutliche Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit durch die zusätzliche Linkerbeschichtung. Vor allem der deutlich voneinander abweichende IEP der beiden verwendeten Proteine könnte der Grund für die unterschiedlich starken Einflüsse der SA-Vorbehandlung sein. Während der IEP von BSA bei ca. 5 liegt [68] und sich somit deutlich vom IEP von Mg(OH)2 (~12) [114] unterscheidet, liegt der IEP von LYS mit ca. 11 [76-79] nur leicht unterhalb dem von Mg(OH)2. Dies führt dazu, dass BSA und die Mg(OH)2 Oberfläche sich bei den während der Beschichtung herrschenden pH-Werten elektrostatisch anziehen, während zwischen LYS und Mg(OH)2 abstoßende Kräfte wirken. Durch die Beschichtung mit SA ändert sich womöglich die Ladung der Probenoberfläche. Außerdem wird die Oberfläche im Vergleich zur NaOH-Passivierung durch die SA-Anbindung deutlich hydrophober, was elektrostatische Wechselwirkungen in den Hintergrund drängt. Auch die Unterschiede in Molekülgröße und Schichtbildungsmechanismus der beiden Proteine können Gründe für den unterschiedlichen Einfluss der SA-Vorbehandlung auf die Adsorption sein. Ergebnisse und Diskussion 4.4 99 Passivierung von Magnesium in Zellkulturmedium Wie in den Kapiteln 4.1.6 und 4.2.2 bereits beschrieben, zeigt sich ein relativ großer Einfluss des Elektrolyten auf das Korrosionsverhalten von Magnesium. So weisen alle in DMEM durchgeführten elektrochemischen Messungen höhere Korrosionsbeständigkeit auf als vergleichbare Messungen in SBF. Zudem zeigen die dem Zellkulturmedium ausgesetzten Proben bereits ohne mikroskopische Vergrößerung ein anderes Erscheinungsbild als die in SBF analysierten Proben. Diese Beobachtung führte zur Vermutung, dass sich aus Bestandteilen des DMEM und eventuell aus Produkten der Magnesiumkorrosion eine Schicht auf der Oberfläche bildet, die in gewissem Maße vor Korrosion schützt und die weitere Mg-Auflösung herabsetzt. Im folgenden Kapitel wird der Einfluss der Auslagerung in DMEM näher untersucht. Vor allem der Zusammenhang zwischen den Auslagerungsparametern und der Schichtdicke, der Schichtzusammensetzung und – morphologie, sowie der Korrosionsbeständigkeit steht dabei im Fokus. Zunächst wurden MgProben für 1, 3 und 5 Tage in DMEM bei RT und im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2 ausgelagert und sowohl oberflächenanalytisch als auch elektrochemisch charakterisiert. In Anlehnung an die Zellversuche, wurde ebenfalls der Einfluss von Serum auf die Korrosionseigenschaften von Magnesium sowie auf die Schichtbildung untersucht. Hierfür wurde dem Auslagerungsmedium 20 % fötales Kälberserum (FCS) zugefügt. Die Auslagerung fand ebenfalls für 1, 3 und 5 Tage im Inkubator statt. 4.4.1 Oberflächenanalyse der DMEM-Passivierungen Um die während der Passivierung in DMEM bei den verschiedenen Auslagerungsparametern gebildeten Schichten oberflächenanalytisch zu charakterisieren, wurden Aufnahmen der Schichten mit dem Rasterelektronenmikroskop sowie XPS- (X-ray Photoelectron Spectroscopy), XRD- (Röntgendiffraktometrie) und FTIR-Messungen (Fourier transformierte Infrarotspektroskopie) durchgeführt. Rasterelektronenmikroskopie Um die während der Passivierung in DMEM mit den unterschiedlichen Auslagerungsparametern gebildeten Schichten hinsichtlich Schichtdicke und -morphologie zu charakterisieren, wurden Querschliffe mittels einer Ionenmühle präpariert, von welchen im Anschluss Aufnahmen mit einem Rasterelektronenmikroskop angefertigt wurden. Die REM-Aufnahmen der Passivierung in DMEM bei Raumtemperatur sind in Abbildung 43 dargestellt. 100 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 43: REM Aufnahmen der mit der Ionenmühle präparierten Querschliffe der in DMEM bei Raumtemperatur passivierten Proben; a)-c) Auslagerung für 1 d, d)-f) Auslagerung für 3 d, g)-i) Auslagerung für 5 d. Alle drei Auslagerungszeiten weisen eine sehr ähnliche Schichtmorphologie auf. Abbildung 43 a, d und g zeigen jeweils eine Übersicht der gebildeten Schichten bei Vergrößerungen um das 8.000- bis 22.000-Fache. Hier sind durchgehend Risse, die sich jeweils über die gesamte Schichtdicke erstrecken, zu beobachten. Es wird angenommen, dass die Risse durch Eigenspannungen in den Schichten hervorgerufen werden und entweder bereits während der Auslagerung oder durch das anschließende Trocknen entstehen. Die Schichten, die in DMEM bei Raumtemperatur gebildet werden, lassen sich grob in zwei Bereiche aufteilen. Im unteren Bereich, nahe dem Substrat, ist eine poröse Struktur zu erkennen. Im oberen Drittel schließt sich ein Bereich an, der auch bei höheren Vergrößerungen kompakte Struktur aufweist. Generell findet eine kontinuierliche Abnahme der Porosität der Schichten von innen nach außen statt. Die hohe Porendichte in Substratnähe steht vermutlich mit der anfänglichen Auflösung von Magnesium in DMEM und der damit verbundenen Wasserstoffentwicklung in Zusammenhang. Die Entwicklung von Gasblasen führt zur Entstehung von Poren während der anfänglichen Schichtbildung. Je dicker die Schicht wird, die sich auf Magnesium ablagert, desto mehr wird das Substrat vom Elektrolyt abgeschirmt und die Magnesiumauflösung und somit die Wasserstoffentwicklung Ergebnisse und Diskussion 101 nehmen ab, was zu einer verringerten Porosität in höheren Schichtlagen führt. Die Vergrößerung eines Risses in Abbildung 43 c zeigt eine sphärische Struktur im Schichtinneren. Auch hier ist deutlich der Übergang zwischen einer lockereren Struktur und dem kompakten Äußeren der Schicht zu erkennen. Eine Besonderheit weist die Passivierung für 5 Tage auf. Hier wurden – wie in Abbildung 43 i dargestellt – regelmäßig unterhalb der Schicht, im Substrat Strukturen gefunden, die auf korrosive Angriffe hinweisen. Diese Bereiche scheinen direkt an der ursprünglichen Oberfläche zu beginnen und sich ins Substratinnere auszubreiten. Die gebildeten Strukturen deuten möglicherweise auf Mg(OH) 2 hin. Die REM-Aufnahmen der Passivierung in DMEM im Inkubator bei 37°C und einem CO 2Gehalt von 5 % sind in Abbildung 44 dargestellt. Abbildung 44: REM Aufnahmen der mit der Ionenmühle präparierten Querschliffe der in DMEM im Inkubator (37°C, 5 % CO2) ausgelagerten Proben; a)-c) Auslagerung für 1 d, d)-f) Auslagerung für 3 d, g)-i) Auslagerung für 5 d. Im Gegensatz zur Auslagerung bei Raumtemperatur treten bei der Auslagerung im Inkubator einige Unterschiede bezüglich der Morphologie der gebildeten Schichten bei den verschiedenen Auslagerungszeiten auf. Die Passivierung für einen Tag zeigt eine Rissbildung, vergleichbar mit den bei Raumtemperatur ausgelagerten Proben. Ebenfalls 102 Ergebnisse und Diskussion kann eine poröse Struktur der Schicht beobachtet werden. Allerdings sind die Poren gleichmäßig über die gesamte Schichtdicke verteilt. Es tritt weder eine Abnahme der Porosität von innen nach außen auf, noch ist ein kompakter äußerer Bereich der Schicht vorhanden. Die Struktur der Schicht, die durch die Vergrößerung eines Risses sichtbar wird, ist jedoch ähnlich der der Auslagerung bei Raumtemperatur. Im Vergleich zur 1 d-Auslagerung im Inkubator, weist die 3 d Passivierung im Inkubator deutlich höhere Schichtdicken auf. Jedoch zeigt diese Probe eine wesentlich stärkere Rissbildung (vgl. Abbildung 44 d), womöglich bedingt durch höhere Eigenspannungen in der dickeren Schicht. Des Weiteren sind bei der Auslagerung für 3 Tage im Inkubator wieder zwei Bereiche innerhalb der Schicht zu erkennen. Wie bei der DMEM-Passivierung bei Raumtemperatur ist eine hohe Porosität in den unteren Bereichen der Schicht zu beobachten, während die Poren nach außen hin kleiner und weniger werden. Bei höheren Vergrößerungen ist jedoch ersichtlich, dass der äußere Bereich der gebildeten Schicht nicht vollständig kompakt ist. Die Passivierung für 5 Tage im Inkubator zeigt erneut ein anderes Erscheinungsbild als die beiden kürzeren Auslagerungszeiten. Die Schichtdicke ist vergleichsweise unregelmäßig, wie in Abbildung 44 g beispielhaft gezeigt wird. Generell werden hier jedoch die höchsten Schichtdicken aller untersuchten Proben erreicht. Wie auch bei der 3 d Auslagerung im Inkubator, wird eine starke Rissbildung beobachtet. Die REM Aufnahmen der in DMEM + 20 % FCS im Inkubator passivierten Proben sind in Abbildung 45 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion 103 Abbildung 45: REM Aufnahmen der mit der Ionenmühle präparierten Querschliffe der in DMEM + 20 % FCS im Inkubator (37°C, 5 % CO2) ausgelagerten Proben; a)-c) Auslagerung für 1 d, d)-f) Auslagerung für 3 d, g)-i) Auslagerung für 5 d. Alle Auslagerungszeiten zeigen deutlich geringere Schichtdicken als die Passivierungen in DMEM ohne den Zusatz von FCS. Außerdem ist die Grenzfläche zwischen Substrat und Schicht durchweg uneben. Für alle Auslagerungszeiten lassen sich Poren in den Schichten erkennen, jedoch weist lediglich die 3 d Auslagerung eine poröse Struktur der Schicht ähnlich der Passivierungen in DMEM ohne FCS auf. Auffällig ist, dass weder bei 1 d noch 5 d regelmäßig Risse in den gebildeten Schichten vorhanden sind. Da hier die Schichten vergleichsweise dünn sind, kann die Annahme bestätigt werden, dass die Risse durch Eigenspannungen in den gebildeten Schichten ab einer genügend hohen Dicke entstehen. Für die Berechnung der Schichtdicke wurden jeweils 3-4 Stellen pro Probe ausgewählt aus denen der jeweilige Mittelwert gebildet wurde. Abbildung 46 zeigt die durchschnittlichen Schichtdicken der drei verschiedenen Passivierungen für 1, 3 und 5 Tage Auslagerung im Medium. 104 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 46. Vergleich der Schichtdicken für die verschiedenen Auslagerungszeiten der DMEMPassivierung bei Raumtemperatur, im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2 und nach Zugabe von 20 %FCS zum Medium Die Passivierung in DMEM bei Raumtemperatur zeigt eine leichte aber kontinuierliche Abnahme der Schichtdicke mit zunehmender Auslagerungszeit. Dabei sinken die Werte von ca. 3,5 µm für 1 d auf ca. 2,1 µm für 5 d. Die Schichtbildung scheint vergleichsweise homogen zu sein, da lediglich geringe Schwankungen auftreten. Die Passivierung in DMEM im Inkubator zeigt ein abweichendes Verhalten. Im Gegensatz zur Passivierung bei Raumtemperatur nimmt die Schichtdicke mit längerer Auslagerung stetig zu, wobei auch die Schwankungen eine starke Zunahme erfahren. Insgesamt werden für die Auslagerung in DMEM im Inkubator die höchsten Schichtdicken mit stellenweise bis zu 24 µm für 5 d erreicht. Die Zugabe von 20 % FCS zum Medium führt zu einer deutlichen Abnahme der Schichtdicken. So werden für 1 d lediglich 0,2 µm im Durchschnitt erreicht. Ein Anstieg erfolgt für 3 d auf Werte um 1,1 µm, während die Schichtdicke für die Auslagerung für 5 Tage wieder zurückgeht (0,4 µm). Auch im Vergleich der Schichtdicken wird der Einfluss der verschiedenen Auslagerungsparameter deutlich. Die leichte Abnahme der Schichtdicken mit zunehmender Auslagerungszeit für die Passivierung bei Raumtemperatur kann vermutlich auf die Erhöhung des pH-Wertes des Zellkulturmediums, bedingt durch die anfängliche starke Magnesiumauflösung und die hohe Sauerstoffkonzentration sowie die unzureichende Pufferung in Normalatmosphäre, zurückgeführt werden (vgl. Abbildung 47). Ergebnisse und Diskussion 105 Abbildung 47: pH-Wert Entwicklung während der Auslagerung in DMEM bei Raumtemperatur, im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2 und nach Zugabe von 20 %FCS zum Medium Die kompakten Außenbereiche der gebildeten Schichten lassen darauf schließen, dass eine gewisse Selbstlimitierung der Magnesiumkorrosion stattfindet. Die Passivierung im Inkubator mit einem CO2-Gehalt von 5 % führt zu einer wesentlich stärkeren Pufferung des Zellkulturmediums und so zu einem schwächeren pH-Anstieg. Die Selbstlimitierung der Magnesiumkorrosion ist hier im Vergleich zur RT-Passivierung eingeschränkt. Dies wird auch aus den REM-Aufnahmen der Querschliffe ersichtlich, die für die Auslagerung im Inkubator eine durchgängige Porosität der Passivschichten zeigen. Die Zugabe von FCS zum Medium führt zu einer vergleichsweise starken Reduktion der Schichtdicken. Möglicherweise haben die Proteine in der Lösung eine hemmende Wirkung, indem sie sich auf der Oberfläche anlagern und so die Schichtbildung einschränken. Die Zunahme des pH-Wertes ist etwas geringer als für DMEM im Inkubator, was vermutlich durch die zusätzlich Pufferwirkung von BSA im zugegebenen FCS bewirkt wird. XPS Um Aufschluss über die Zusammensetzung der gebildeten Schichten zu erhalten, wurden XPS-Messungen durchgeführt. Die zugehörigen Ergebnisse sind in Abbildung 48 dargestellt. Neben den Atomkonzentrationen einiger Signale, ist das Ca/P-Verhältnis aufgetragen, welches Aufschluss über die gebildeten Calciumphosphatverbindungen geben soll. 106 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 48: XPS-Ergebnisse der verschiedenen DMEM-Passivierungen für 1, 3 und 5 Tage. Aufgetragen sind die Atomkonzentrationen der C1s-, N1s, O1s-, Ca2p-, P2p- und der Mg2p-Signale; a) Passivierung in DMEM bei Raumtemperatur; b) Passivierung in DMEM im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2; c) Passivierung in DMEM +20 % FCS im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2; d) Verhältnis des Ca2p- und des P2p-Signals der verschiedenen Passivierungsparameter. Abbildung 48 a zeigt die XPS-Ergebnisse für die DMEM-Passivierung bei Raumtemperatur. Generell weisen die drei verschiedenen Auslagerungszeiten für alle analysierten Signale ähnliche Werte auf. Die größten Abweichungen finden sich bei C1s und O1s. Während der Kohlenstoffgehalt nach 3 Tagen von ca. 27,4 at% (für 1 d) auf etwa 20,2 at% sinkt, findet nach einer Auslagerungszeit von 5 Tagen ein Anstieg des C1s-Signals statt und nimmt mit etwa 33,0 at% Maximalwerte an. Umgekehrt verhält es sich beim O1s-Signal. Hier weist 3 d die höchsten Werte auf (~55,5 at%), 5 d die niedrigsten (46,7 at%). Die N1s-Signale liegen bei allen Auslagerungszeiten unter 1,5 at%, wobei die Peaks vom Rauschen überlagert werden, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass sich kaum bzw. keine Stickstoffverbindungen oder Aminosäuren auf der Oberfläche befinden. Die Ca2p-Signale bewegen sich im Bereich zwischen ca. 10,6 und 13,1 at%, die P2p-Signale zwischen 6,6 und 7,6 at%, wobei hier ähnlich wie beim O1s-Signal die Auslagerung für 3 Tage jeweils die höchsten Atomkonzentrationen und die Auslagerung für 5 Tage die niedrigsten Werte Ergebnisse und Diskussion 107 annimmt. Die Mg2p-Signale fallen durchweg vergleichsweise gering aus. Für 1 d und 3 d liegen sie um 2,8 at%, für 5 d findet sogar eine Abnahme auf rund 1,6 at% statt. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass sich während der Auslagerung in DMEM bei Raumtemperatur kaum Magnesiumverbindungen, zumindest in den äußeren Schichtlagen, bilden. Eine Detektion von Signalen des Substrates ist auch im Bereich der Risse aufgrund der gegebenen Schichtdicken unwahrscheinlich. Die hohen Atomkonzentrationen für Calcium, Phosphor und Sauerstoff weisen darauf hin, dass sich bevorzugt Calciumphosphatverbindungen auf der Mg-Oberfläche ablagern. Diese Annahme wird durch Studien gestützt, in denen die Bildung von verschiedenen Calciumphosphaten auf Magnesium in simulierten Körperflüssigkeiten oder Zellkulturmedium beschrieben wird [6, 116-118]. Die Kohlenstoffsignale können zum Teil durch atmosphärische Kontamination verursacht werden. Die hohen Werte für C1s sprechen jedoch dafür, dass Carbonate in die Schicht eingebaut werden. Auch die XPS-Ergebnisse der DMEM-Passivierung im Inkubator zeigen für alle Auslagerungszeiten ähnliche Werte der einzelnen Signale (Abbildung 48 b). Die Atomkonzentrationen für C1s fallen für 1 d und 5 d deutlich geringer im Vergleich zur Passivierung bei Raumtemperatur aus, während die O1s-Signale höhere Werte zeigen. Die Ca2p- sowie die P2p-Signale weisen Atomkonzentrationen auf, die im Bereich der RTPassivierung liegen. Der Trend der Auslagerungszeiten ist bei der Passivierung im Inkubator jedoch umgekehrt. Während für C1s 3 Tage die höchsten Werte zeigen, sind die Atomkonzentrationen für O1s, Ca2p und P2p für 3 Tage am geringsten. Die N1s-Signale liegen wiederum unter 1,5 at%, wobei auch hier keine eindeutigen Peaks vorhanden sind. Die Atomkonzentrationen für die Mg2p-Signale zeigen eine leichte Abnahme mit zunehmender Auslagerungszeit, wobei die Werte deutlich höher als bei der RT-Passivierung liegen. Wie bereits bei der REM-Analyse besprochen, wird angenommen, dass die Selbstlimitierung der Magnesiumkorrosion im Inkubator deutlich herabgesetzt ist. Dies ist auch eine Erklärung für die höheren Magnesiumkonzentrationen für die Passivierungen, die im Inkubator stattfinden. Hiromoto et al. beschreiben, dass durch die korrosionsbedingte Auflösung von Magnesium eine Substitution von Ca- durch Mg-Ionen in den gebildeten Calciumphosphatverbindungen stattfindet [119]. Für die Passivierung in DMEM + FCS weisen die Atomkonzentrationen der einzelnen Signale für die verschiedenen Auslagerungszeiten kaum Abweichungen auf (Abbildung 48 c). Im Vergleich zur Passivierungen in reinem DMEM im Inkubator führt die Zugabe von 20 % FCS zum Medium zu einer signifikanten Erhöhung des C1s- und des N1s-Signals, wohingegen die O1s-, sowie die Ca2p- und P2p-Signale abnehmen. Dies führt zu der 108 Ergebnisse und Diskussion Annahme, dass sich im FCS vorhandene Proteine auf der Oberfläche anlagern. Mg2p weist mit ca. 7-8 at% die höchsten Atomkonzentrationen der drei Passivierungen auf. Die Abbildung 48 a-c zeigen, dass sich bei allen Auslagerungsparametern der DMEMPassivierung Calcium, Phosphor, Sauerstoff und Kohlenstoff auf der Oberfläche befinden. Dies sowie die sphärischen Strukturen der gebildeten Schichten, die im REM beobachtet werden (vgl. Abbildung 43 bis Abbildung 45), lässt darauf schließen, dass sich bei der Passivierung in DMEM vor allem Calciumphosphatverbindungen bilden [120]. Die hohen C1s-Signale könnten durch die Substitution von Phosphatgruppen mit Carbonatgruppen in den jeweiligen Verbindungen herrühren [121, 122]. Um Aufschluss darüber zu erlangen, welche Ca-Phosphatverbindungen während der verschiedenen Passivierungen gebildet werden, sind in Abbildung 48 d die Ca2p/P2pVerhältnisse für die unterschiedlichen Passivierungsparameter gegenüber der Auslagerungszeit aufgetragen. Für die Passivierung bei Raumtemperatur nimmt das Ca/PVerhältnis durchgehend Werte um 1,67 an. Dieses Verhältnis von Calcium zu Phosphor wird für Hydroxylapatit (HA) beschrieben und ergibt sich aus der Summenformel Ca5(PO4)3OH [123, 124]. Leichte Abweichungen des Verhältnisses können durch die Substitution von CaIonen durch Mg-Ionen, sowie durch Substitution von PO4-Gruppen durch CO3-Gruppen entstehen [119, 121]. Für die Passivierung im Inkubator ist eine starke Zeitabhängigkeit des Ca/P-Verhältnisses zu beobachten. Mit zunehmender Auslagerungszeit findet ein nahezu linearer Abfall von ca. 1,53 für 1 d auf ca. 1,29 für 5 d statt. Diese großen Abweichungen vom Ca/P Verhältnis für HA lassen sich nicht ausschließlich durch Substitution von Ca oder Phosphat- bzw. OH-Gruppen erklären. Es wird angenommen, dass hier hauptsächlich Vorstufen von HA wie amorphes Calciumphosphat (Ca/P: ~1,00) [125], Tricalciumphosphat (TCP, Ca/P: 1,50) oder Octacalciumphosphat (OCP, Ca/P: 1,33) [123] gebildet werden. Auch möglich ist, dass eine Mischung aus verschiedenen Calciumphosphatverbindungen vorliegt [123]. Eine weitere Ursache für die niedrigeren Ca/P-Verhältnisse sowie die zeitlich bedingte Abnahme ist eine Substitution von Ca durch Mg. Aufgrund der stärkeren Auflösung von Magnesium in DMEM im Inkubator steht eine größere Menge an Mg-Ionen in der Schicht zur Verfügung. Die Zugabe von FCS zum Medium verursacht eine weitere Abnahme des Ca/PVerhältnisses. Für 1 und 3 Tage liegen die Werte bei 1,31, die 5 d Auslagerung besitzt im Vergleich aller Passivierungen mit 1,25 die niedrigsten Werte für das Ca/P-Verhältnis. Möglicherweise wird die Bildung einer Calciumphosphatschicht durch Proteinanlagerung auf der Mg-Oberfläche behindert. Die auf der Oberfläche adsorbierten Proteine bilden eine Schicht, die in gewissem Maß vor Korrosion schützt. Dies führt zur Abnahme der MgAuflösung und möglicherweise wird so die Bildung von Calciumphosphaten behindert, die durch die frei werdenden Mg-Ionen getriggert wird. Auch die REM-Aufnahmen zeigen, dass Ergebnisse und Diskussion 109 sich sowohl die Ausmaße als auch die Morphologie der in DMEM + 20 % FCS gebildeten Schichten stark von den Passivierungen in DMEM unterscheiden. Ein weiterer Grund für die deutliche Abnahme des Ca/P-Verhältnisses könnte auch die zusätzliche Pufferwirkung des FCS, welches zu großen Teilen BSA enthält, sein. Im Vergleich zur Passivierung in DMEM im Inkubator, ist eine korrosionsbedingte pH-Wert-Erhöhung weiter herabgesetzt, was zu vermehrter Magnesiumauflösung und somit zu einer vermehrten Substitution von Ca2+ durch Mg2+ führt. FTIR Um zu bestätigen, dass es sich bei den in DMEM gebildeten Schichten um Phosphatverbindungen handelt, wurden für die drei 1 d Passivierungen FTIR-Messungen durchgeführt. Calcium- und Magnesiumionen lassen sich mittels FTIR nicht detektieren. Abbildung 49: FTIR Spektren nach jeweils einem Tag Passivierung in DMEM bei Raumtemperatur, in DMEM im Inkubator (37°C, 5 % CO2) und in DMEM + 20 % FCS im Inkubator. Die Ergebnisse der FTIR-Spektren in Abbildung 49 zeigen, dass sowohl für die Auslagerung bei Raumtemperatur, als auch für die Auslagerungen im Inkubator Phosphatgruppen detektiert werden können. Alle Passivierungen weisen außerdem Carbonate auf. Dies lässt vermuten, dass bei allen Passivierungsparametern Calciumphosphatschichten gebildet werden, wobei sowohl bei Raumtemperatur, als auch im Inkubator eine Substitution mit Carbonatgruppen stattfindet. XRD Hydroxylapatit sowie viele andere Calciumphosphatverbindungen werden in der Literatur meist als kristallin beschrieben [121]. Zusätzlich zur XPS- und FTIR-Analyse wurden XRD- 110 Ergebnisse und Diskussion Spektren aufgenommen, um Informationen über die Kristallinität der gebildeten Schichten zu erhalten. Gemessen wurde jeweils ein Spektrum für die 1 d Auslagerung bei den verschiedenen Parametern. Abbildung 50: XRD Spektren nach jeweils einem Tag Passivierung in DMEM bei Raumtemperatur, in DMEM im Inkubator (37°C, 5 % CO2) und in DMEM + 20 % FCS im Inkubator. Die XRD-Ergebnisse (Abbildung 50) zeigen, dass weder für die Auslagerung bei Raumtemperatur, noch für die beiden Passivierungen im Inkubator kristalline Calciumphosphatverbindungen gefunden werden können. Alle detektierten Peaks werden von Magnesium bzw. von Mg(OH)2 verursacht. Da die Informationstiefe der Proben auf mehrere Mikrometer geschätzt wird, wird davon ausgegangen, dass die Mg-Signale vom Substrat stammen. Im Bereich zwischen 25° und 40° ist jedoch vor allem für RT, aber auch für Ink eine leichte Erhebung im Spektrum zu beobachten, welche auf eine amorphe Spezies hindeutet. Die Hauptsignale für kristallinen HA befinden sich bei 2 = 25°-55° [126]. Dies deutet darauf hin, dass für die beiden Auslagerungen in DMEM ohne FCS amorpher Hydroxylapatit gebildet wird. Es ist bekannt, dass die Anwesenheit von Magnesiumionen die Kristallisation von HA und anderen Calciumphosphaten aufgrund der Substitution von CaIonen durch Mg-Ionen in der HA-Struktur behindert [119, 127-129]. So wird für die Korrosion von Magnesium in physiologischer Umgebung oft Calciumphosphaten auf der Oberfläche beschrieben [6, 125]. die Bildung von amorphen Ergebnisse und Diskussion 111 4.4.2 Elektrochemie der DMEM-Passivierung Die elektrochemischen Messungen der DMEM-Passivierung wurden in DMEM bei 37°C durchgeführt. Nach der jeweiligen Auslagerungszeit wurde zunächst das OCP für 30 min aufgezeichnet, bevor die EIS mit den Parametern analog zur BSA- und LYS-Beschichtung stattfand. Zuletzt wurden Polarisationskurven aufgenommen. Impedanzspektroskopie Die Ergebnisse der EIS der DMEM-Passivierung sind in Abbildung 51 dargestellt. Aufgetragen sind die Nyquist-Plots der drei verschiedenen Auslagerungen (a-c) und die mittleren Durchtrittswiderstände mit den zugehörigen Standardabweichungen (d). Abbildung 51: EIS-Ergebnisse der verschiedenen DMEM-Passivierungen; a) repräsentative Nyquist-Plots der Passivierung für 1, 3 und 5 Tage in DMEM bei Raumtemperatur; b) repräsentative Nyquist-Plots der Passivierung für 1, 3 und 5 Tage in DMEM im Inkubator (37°C, 5 % CO2); c) repräsentative Nyquist-Plots der Passivierung für 1, 3 und 5 Tage in DMEM + 20 % FCS im Inkubator (37°C, 5 % CO2); d) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände aller Passivierungen mit den zugehörigen Standardabweichungen. 112 Ergebnisse und Diskussion Wie bereits bei der Auslagerung der verschiedenen BSA- und LYS-Beschichtungen in DMEM, weisen die Nyquist-Plots der DMEM-Passivierung (Abbildung 51 a-c) zwei Halbkreise auf, wobei der erste deutlich kleiner ausfällt als der Zweite bei mittleren bis niedrigen Frequenzen. Dies ist auch in den zugehörigen Bode-Plots (Anhang, Abbildung 82) zu sehen, bei denen die Phasenwinkel für alle Auslagerungszeiten zwei Peaks und somit zwei Zeitkonstanten besitzen. Die Nyquist-Plots für alle Auslagerungen weisen fast durchgehend induktive Anteile auf. Der Vergleich der Ladungsdurchtrittswiderstände in Abbildung 51 d zeigt, dass die bei Raumtemperatur gebildeten Schichten die besten Korrosionseigenschaften aufweisen. 1 d DMEM-RT weist dabei einen mittleren RD von ca. 14 k*cm² auf. Bis zu einer Auslagerungszeit von 3 d findet ein Anstieg auf etwa 32 k*cm² statt. Für 5 d DMEM zeigt sich ein deutlicher Abfall der Ladungsdurchtrittswiderstände auf Werte, die mit ca. 8 k*cm² noch unterhalb derer für 1 d liegen. Die größten Schwankungen treten für eine Auslagerungszeit von 3 Tagen auf. 5 d Auslagerung hingegen zeigt mit Abstand die kleinsten Fehlerbalken für die RT-Passivierung. Im Vergleich zur DMEM-Passivierung bei RT zeigt sich ein anderer Trend für die beiden Auslagerungen im Inkubator. Mit zunehmender Auslagerungszeit findet hier lediglich eine geringe Variation der Korrosionsbeständigkeit statt. Im Gegensatz zur Auslagerung bei RT zeigt sich eine geringe Abnahme der Ladungsdurchtrittswiderstände innerhalb der ersten drei Tage. Für die weitere Auslagerung ist unter Berücksichtigung der Standardabweichungen keine Änderung der Korrosionsbeständigkeit zu beobachten. Des Weiteren weisen die Auslagerungen im Inkubator sehr viel niedrigere RD-Werte als die Passivierung bei RT auf. Für DMEM ohne FCS liegen die mittleren RD-Werte zwischen 3,2 k*cm² und 2,5 k*cm². Die Zugabe von 20 % FCS zum Medium führt zu kaum einer Änderung der Durchtrittswiderstände im Vergleich zu DMEM. Während die Passivierung in DMEM im Inkubator deutliche Schwankungen aufweist, sind für DMEM + 20 % FCS kaum Abweichungen vorhanden. Polarisationskurven Die Polarisationskurven der verschiedenen DMEM-Passivierungen sowie die berechneten Korrosionsstromdichten sind in Abbildung 52 dargestellt. Ergebnisse und Diskussion Abbildung 52: Ergebnisse 113 der Stromdichte-Potential-Messungen in DMEM bei 37°C; a) Polarisationskurven der in DMEM bei Raumtemperatur für 1, 3 und 5 Tage passivierten Proben; b) Polarisationskurven der in DMEM im Inkubator (37°C, 5 %CO2) für 1, 3 und 5 Tage passivierten Proben; c) Polarisationskurven der in DMEM + 20 % FCS im Inkubator (37°C, 5 %CO2) für 1, 3 und 5 Tage passivierten Proben; d) Vergleich der Korrosionsstromdichten für alle Auslagerungsparameter. Die Passivierung bei Raumtemperatur (Abbildung 52 a) zeigt für alle Auslagerungszeiten eine ähnliche Kurvenform. Nach Erreichen des Ruhepotentials findet ein kurzer Anstieg der Stromdichte statt, welcher in ein Plateau übergeht. Dies weist darauf hin, dass die Proben in diesem Bereich passives Verhalten zeigen. Zwischen Potentialen von ca. -1,29 V und ca. 1,17 V kommt es zum Durchbruch und somit zu einem erneuten starken Anstieg der Stromdichten. Die Kurven für die verschiedenen Auslagerungszeiten unterscheiden sich in der Lage der Ruhepotentiale, der Niveaus der Passivstromdichte, sowie in den Durchbruchpotentialen. Der Trend ist sowohl bei den Ruhepotentialen als auch bei den Passivstromdichten und den Durchbruchpotentialen der gleiche. 3 d DMEM zeigt mit ca. -1,43 V das positivste Ruhepotential, die niedrigste Passivstromdichte (~2,5 µA) und das positivste Durchbruchpotential (~1,17 V) und besitzt somit vergleichsweise die besten Korrosionseigenschaften. Die geringste Korrosionsbeständigkeit für die Passivierung bei 114 Ergebnisse und Diskussion Raumtemperatur weist die Auslagerung für 5 Tage auf. Es wird sowohl das negativste Ruhepotential (ca. -1,57 V), als auch das negativste Durchbruchpotential (ca. -1,29) erreicht. Auch die Passivstromdichte liegt vergleichsweise am höchsten. Die 1 d Passivierung liegt bezüglich der Korrosionsbeständigkeit zwischen 3 d und 5 d. Für die Passivierung im Inkubator zeigt sich ein ähnlicher Kurvenverlauf wie bei der Passivierung bei Raumtemperatur. Allerdings findet eine Verschiebung der Kurven zu negativeren Potentialen sowie zu höheren Stromdichten hin statt. Dies zeigt bereits eine Abnahme der Korrosionsbeständigkeit für die Auslagerung im Inkubator. Des Weiteren geht der starke Anstieg der Stromdichte nach Erreichen des Ruhepotentials nicht in ein Plateau über. In diesem Bereich findet zwar eine vergleichsweise leichte Zunahme der Stromdichte statt, die sich allerdings über eine Größenordnung erstreckt. Es wird kein Passivbereich im Sinne der Definition beobachtet. 1d und 3d besitzen ungefähr die gleiche Korrosionsbeständigkeit. Für die Passivierung im Inkubator für 5 Tage findet eine Abnahme der Korrosionsbeständigkeit statt. Die Zugabe von FCS zum Medium führt zu keinen großen Änderungen bezüglich der Ruhepotentiale. Allerdings ist für 3 und 5 d ein Passivbereich mit einem deutlichen Durchbruch zu beobachten. Die Passivstromdichten liegen mit rund 40 µA jedoch wesentlich höher als für die Passivierung bei Raumtemperatur. Die Durchbruchpotentiale weisen Werte auf, die im Bereich der RT-Auslagerung liegen. Der Vergleich der Korrosionsstromdichten in Abbildung 52 d zeigt, dass die Passivierungen bei Raumtemperatur für 1 und 3 Tage mit Werten unter 1 µ/cm² mit Abstand die niedrigsten Korrosionsstromdichten aufweisen. Die Auslagerung bei RT für 5 Tage erfährt hingegen einen deutlichen Anstieg von iKorr. Die Passivierung im Inkubator zeigt einen ähnlichen Verlauf mit einer deutlichen Zunahme von iKorr nach 5 Tagen Auslagerung, jedoch nehmen die Korrosionsstromdichten wesentlich höhere Werte als bei der RT-Passivierung an. Die Zugabe von FCS zum Medium verändert den Verlauf von iKorr. Während die Korrosionsstromdichte für 1 d auf dem Niveau der Passivierung in DMEM im Inkubator ist, findet für längere Auslagerungen eine Abnahme von iKorr statt, sodass die Werte für 5 Tage auf dem Niveau der RT-Passivierung liegen. Eine Korrelation der Ergebnisse der Elektrochemie mit der Schichtdicke konnte nicht gefunden werden. Dies liegt vermutlich unter anderem an der Rissbildung, die mit zunehmender Schichtdicke stärker ausgeprägt ist. Generell scheinen sowohl die Morphologie der Schichten, als auch das Ca/P-Verhältnis Haupteinflussfaktoren für die Korrosionsbeständigkeit zu sein. Der höchste Korrosionsschutz wird durch die Passivierung bei Raumtemperatur erzielt, für die das Ca/P-Verhältnis die Bildung von HA impliziert. Die REM-Aufnahmen zeigen außerdem, dass die gebildeten Schichten kompakte Bereiche aufweisen, die den Ladungs- und Ionenaustausch hemmen und so zu einer Herabsetzung Ergebnisse und Diskussion 115 der Magnesiumkorrosion führen. Im Inkubator nimmt die Korrosionsneigung von Magnesium wie bereits erwähnt zu. Die gebildeten Schichten sind durchgehend porös und weisen wesentlich geringere Ca/P-Verhältnisse als bei der RT-Passivierung auf. Dies führt zu einer Abnahme des Korrosionsschutzes, wie die EIS-Ergebnisse zeigen. Die Korrosionsbeständigkeit wird durch die Zugabe von FCS zum Medium im Inkubator kaum beeinflusst. Die REM Aufnahmen zeigen eine vergleichsweise deutlich verringerte Schichtdicke, wobei die Schichten durchgehend hohe Porosität aufweisen. Außerdem sind die Ca/P-Verhältnisse hier am niedrigsten. Die Proteine im FCS scheinen zwar die Bildung einer Schutzschicht aus Calciumphosphatverbindungen durch Anlagerung Oberfläche oder durch Bindung von Ca 2+ auf der im Medium zu hemmen. Jedoch hat die Proteinadsorption einen schützenden Effekt. Die isolierende Wirkung der Proteine auf der Oberfläche wird in den Stromdichte-Potential-Kurven deutlich, die im Gegensatz zu DMEM im Inkubator für die Zugabe von FCS einen Passivbereich zeigen. 116 Ergebnisse und Diskussion 4.5 Kombination DMEM-Passivierung und Linkerbeschichtung Wie in Kapitel 4.4 gezeigt, stellt die Passivierung in DMEM eine Möglichkeit zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit von Magnesium dar. Insbesondere die Auslagerung bei Raumtemperatur führt zu hohen Ladungsdurchtrittswiderständen. Diese guten Korrosionseigenschaften sollen im folgenden Kapitel mit der Oberflächenfunktionalisierung mit den bereits in dieser Arbeit untersuchten Linkermolekülbeschichtungen kombiniert werden. Hierfür wurden geschliffene Mg-Proben für einen Tag in DMEM bei Raumtemperatur ausgelagert und anschließend jeweils mit den Linkermolekülen AV, CDI und SA beschichtet. XPS-Messungen geben Aufschluss über den Erfolg der Beschichtung mit dem jeweiligen Linkermolekül. Außerdem wurden EIS- und Polarisationsmessungen durchgeführt, um die Auswirkung der zusätzlichen Linker Beschichtung auf die Korrosionseigenschaften zu untersuchen. 4.5.1 Oberflächenanalyse Um Informationen Linkermolekülen über zu den erhalten, Erfolg der wurden Oberflächenfunktionalisierung XPS-Messungen mit durchgeführt. den Die Atomkonzentrationen einiger zur Auswertung verwendeter Signale sind in Abbildung 53 dargestellt. Abbildung 53: Ergebnisse der XPS-Analyse der DMEM-Passivierung für einen Tag bei Raumtemperatur und nach zusätzlicher Beschichtung mit den Linkermolekülen AV, CDI und SA. Aufgetragen sind die Atomkonzentrationen der C1s-, N1s-, O1s-, Ca2p- und Mg2p-Signale. Die C1s-Signale wurden für die Auswertung ausgewählt, da alle drei Linkermoleküle größtenteils aus Kohlenstoff bestehen. Im Vergleich zur reinen DMEM-Passivierung, findet ein deutlicher Anstieg des C1s-Signals statt, wobei für AV die höchsten Werte erreicht werden (~49,4 at%), gefolgt von SA (~44,0 at%) und schließlich CDI (~37,2 at%). Ein weiterer Hinweis für AV und CDI auf der Oberfläche ist der Anstieg des N1s-Signals. Ergebnisse und Diskussion 117 Verglichen mit der DMEM-Passivierung nimmt das N1s-Signal für alle Linkerbeschichtungen zu. Während der Anstieg für SA eher gering ist und möglicherweise durch Kontamination oder durch die darunter liegende Schicht verursacht wird, findet für AV und CDI eine signifikante Zunahme statt. AV weist mit ca. 9,2 at% die höchsten Werte auf. Die O1s-, Ca2p-, P2p- und Mg2p-Signale wurden ebenfalls für die Dokumentation des Beschichtungserfolgs gewählt, da wie in Kapitel 4.4 beschrieben die in DMEM gebildeten Schichten aus Calciumphosphat Verbindungen bestehen. Bei erfolgreicher Beschichtung mit den Linkermolekülen erfolgt eine Abschirmung und somit eine Abnahme der Signale der Calciumphosphat-Schicht. Alle drei Linkermolekülbeschichtungen zeigen eine Abnahme des O1s-, Ca2p- und des P2p-Signals. Die niedrigsten Werte zeigt die DMEM-Passivierung mit der zusätzlichen AV-Beschichtung. Die Atomkonzentrationen für Ca2p und P2p liegen unter 1 at% und die Signale werden vom Rauschen überlagert. Diese Ergebnisse bestätigen in Zusammenhang mit den hohen C1s- und N1s-Signalen die AV-Anbindung an die DMEMpassivierte Oberfläche. Wie bei der AV-Beschichtung von reinem Magnesium (vgl. Kapitel 4.1.1), scheint AV eine dichte Multilage zu bilden. CDI und SA zeigen vergleichsweise hohe Ca2p und P2p Signale, wobei SA die höchsten Atomkonzentrationen aufweist. Wie auch bei der Linker Beschichtung von geschliffenem Magnesium kann davon ausgegangen werden, dass SA keine Monolage mit senkrecht zur Substratoberfläche angeordneten Molekülen bildet. Jedoch lassen die stärkere Zunahme des C1s-Signals sowie die deutlichere Abnahme des O1s-, Ca2p-, und P2p-Signals im Vergleich zur DMEM-Passivierung darauf schließen, dass mehr SA an die Calciumphosphat-Oberfläche gebunden ist als an die Mg(OH)2-Schicht. Möglicherweise spielen hier die höhere Oberflächenrauigkeit und der höhere Kontaktwinkel nach der DMEM-Passivierung eine Rolle. Ebenfalls erfolgreich scheint die Beschichtung mit CDI zu sein. Einzige Auffälligkeit ist hier die deutliche Zunahme des Mg2p-Signals nach CDIAnbindung. Möglicherweise tritt wie in Kapitel 4.1.1 bereits beschrieben ein korrosiver Angriff der Oberfläche, verbunden mit der Bildung von Mg(OH)2, in der Beschichtungslösung auf. Denkbar wäre dies in den Rissen der Calciumphosphat-Schicht. 4.5.2 Elektrochemie Um die Auswirkung der zusätzlichen Linker Beschichtung auf die Korrosion von Magnesium zu untersuchen, wurden Impedanz Spektren sowie Polarisationskurven in DMEM bei 37°C aufgezeichnet. Abbildung 54 zeigt die Ergebnisse der EIS-Messungen der DMEM-Passivierung und der zusätzlichen Linkermolekülbeschichtungen. 118 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 54: EIS-Ergebnisse der DMEM-Passivierung für einen Tag bei Raumtemperatur und nach zusätzlicher Beschichtung mit den Linkermolekülen AV, CDI und SA; a) repräsentative Nyquist-Plots; b) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände mit den zugehörigen Standardabweichungen. Im Vergleich zur DMEM-Passivierung findet für alle Linkermoleküle eine deutliche Abnahme des Durchtrittswiderstandes statt, wobei die Reproduzierbarkeit für die Linkerbeschichtungen zunimmt. Die niedrigste Korrosionsbeständigkeit zeigt die zusätzliche Beschichtung mit AV (RD ~ 4,4 k*cm²). CDI und SA weisen mit Durchtrittswiderständen um 7,6 bzw. 6,4 k*cm² etwas bessere Korrosionseigenschaften als AV auf. Die Ergebnisse der Stromdichte-Potential-Messungen in Abbildung 55 zeigen einen ähnlichen Trend wie die EIS-Messungen. Abbildung 55: Ergebnisse der Stromdichte-Potential-Messungen der DMEM-Passivierung und der zusätzlichen Linkermolekülbeschichtungen; Korrosionsstromdichten. a) Polarisationskurven; b) berechnete Ergebnisse und Diskussion 119 Generell weisen alle Kurven ähnliche Form auf. Nach Erreichen des Ruhepotentials findet ein kurzer Anstieg der Stromdichte statt. Es schließt sich ein Bereich an, in dem die Stromdichte nur sehr langsam steigt, teilweise sogar ein Plateau bildet, bis es schließlich zum Durchbruch der Passivschicht kommt. Die DMEM-Passivierung weist insgesamt das positivste Ruhepotential, die niedrigste Korrosionsstromdichte, sowie die niedrigste Passivstromdichte auf. Zudem ist lediglich für die DMEM-Passivierung ein Plateau in anodischer Richtung vorhanden. Somit weist die Vorbehandlung in DMEM ohne weitere Beschichtung die vergleichsweise besten Korrosionseigenschaften auf. Nach Beschichtung mit den Linkermolekülen findet sowohl eine Abnahme der Ruhepotentiale, als auch eine Erhöhung der Korrosions- und Passivstromdichten statt. Die vergleichsweise geringste Korrosionsbeständigkeit zeigt AV. Obwohl die Anbindung der Linkermoleküle auf der DMEM-passivierten Oberfläche nachgewiesen werden konnte, zeigt sich kein positiver Einfluss der Oberflächenfunktionalisierung auf die Korrosionsbeständigkeit. Im Gegenteil finden eine Abnahme der Ladungsdurchtrittswiderstände, sowie eine Zunahme der Korrosionsstromdichte im Vergleich zur reinen DMEM-Passivierung statt. Möglicherweise haben die organischen Beschichtungslösungen einen negativen Einfluss auf die während der DMEM-Passivierung gebildeten Schichten und vermindern somit den Korrosionsschutz der durch die Calciumphosphatverbindungen auf der Oberfläche gegeben ist. 120 4.6 Ergebnisse und Diskussion Zellversuche Für die Zellversuche wurden zwei unterschiedliche Zelllinien verwendet. Zum Einsatz kamen Endothelzellen (DH1+/+) und Osteosarkomzellen (Mg63), um die Biokompatibilität der verschiedenen Passivierungen bzw. Beschichtungen auf Magnesium in den zwei Hauptanwendungsgebieten der Implantologie – Stents bzw. Knochenimplantate – abschätzen zu können. Für die Zellversuche wurde zunächst eine Dauer von einem Tag gewählt, um reines Magnesium, die DMEM- und die NaOH-Passivierung sowie die Linkermolekülbeschichtungen AV, CDI und SA bezüglich Zelladhäsion und –proliferation zu untersuchen. Langzeitversuche bis zu 20 Tage wurden mit reinem Mg und der vielversprechendsten Linkermolekülbeschichtung durchgeführt. Als Referenz wurde für alle Versuche Tissue-Culture Plastik verwendet, welches in etwa die gleichen Abmessungen besaß wie die Mg-Proben. Pro Probenart wurden 3 bis 4 Versuchsreihen durchgeführt. Für die Auswertung wurden jeweils lediglich zwei Versuchsreihen pro Probenart ausgewählt. Auf jeder Probe wurden fünf repräsentative Bilder aufgenommen, aus denen die Zelldichte sowie die Zellbedeckung auf der Oberfläche berechnet wurde. 4.6.1 Zelladhäsion und –proliferation nach 1 d Zellkultivierung In Abbildung 56 sind die Ergebnisse der Zellkultivierung mit Endothelzellen für einen Tag dargestellt. Abbildung 56: Ergebnisse der Versuche zur Zelladhäsion und –proliferation von Endothelzellen für 1 d. Untersucht wurden, neben der DMEM-Vorpassivierung, geschliffenem Mg und der NaOH-Passivierung, die Linkermolekülbeschichtungen AV, CDI und SA. Als Referenz diente Tissue-Culture Plastik; a) Zelldichte auf den verschiedenen Proben; b) durchschnittliche, normierte Zellbedeckung der Oberfläche. Abbildung 56 a zeigt die Zelldichte der beiden Versuchsreihen (ZV1 und ZV2) mit den zugehörigen Standardfehlern, sowie die aus ZV1 und ZV2 berechnete mittlere Zelldichte (ZDMittel) auf den verschiedenen Proben. Die Referenz besitzt eine mittlere Zelldichte von rund 28 Zellen/mm². ZV1 und ZV2 zeigen hier eine deutliche Abweichung voneinander. Der Standardfehler ist für beide Versuchsreihen relativ gering. Im Vergleich zur Referenz Ergebnisse und Diskussion 121 befinden sich für geschliffenes Magnesium und für die DMEM-Passivierung weniger Zellen auf der Oberfläche. Beide Vorbehandlungen weisen eine mittlere Zelldichte von 13-14 Zellen/mm² auf. Während für Magnesium eine deutliche Abweichung von ZV1 und ZV2 zu beobachten ist, weist die DMEM-Passivierung gute Reproduzierbarkeit auf. Die NaOHPassivierung sowie fast alle Linkerbeschichtungen zeigen im Vergleich zur Referenz einen Anstieg von ZDMittel. NaOH weist dabei mit ca. 56 Zellen/mm² die höchste mittlere Zelldichte auf. Jedoch treten hier im Vergleich die größten Schwankungen zwischen ZV1 und ZV2 auf. AV und CDI liegen im selben Bereich (~ 37-41 Zellen/mm²). Für die SA-Beschichtung sinkt die Zelldichte auf das Niveau der Referenz. Bei den Linkermolekülbeschichtungen zeigt AV die beste Reproduzierbarkeit, CDI die schlechteste. Der Standardfehler von ZV2 der CDIBeschichtung zeigt, dass auch auf derselben Probe signifikante Inhomogenitäten auftreten, die zu relativen hohen Schwankungen der Zellzahl auf der Oberfläche führen. Neben der Zelldichte, ist die prozentuale Zellbedeckung in Abbildung 56 b dargestellt. Diese gibt Aufschluss darüber, in welchem Maß die Zellen sich ausbreiten und ist somit ein Indikator dafür, wie wohl sich die Zellen auf der jeweiligen Oberfläche fühlen. Auch hier sind die gemittelten Ergebnisse der beiden Versuchsreihen (ZV1 und ZV2) mit den zugehörigen Standardfehlern, sowie die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel), berechnet aus ZV1 und ZV2, aufgetragen. Die Referenz zeigt mit ca. 5,9 % die höchste mittlere Zellbedeckung. Jedoch ist hier die größte Abweichung zwischen ZV1 und ZV2 sowie die höchste Schwankung auf einer Probe (vgl. ZV1) zu beobachten. Wie auch bei der Zelldichte findet für Magnesium und die DMEM-Passivierung ein deutlicher Rückgang der Zellbedeckung statt, wobei Mg mit 0,6 % die vergleichsweise geringsten Werte für ZBMittel nach einem Tag aufweist. Bei der NaOHPassivierung findet eine mittlere Zellbedeckung von rund 3,3 % statt. Abgesehen von der Referenz zeigt AV die höchste Ausbreitung der Zellen auf der Oberfläche (3,9 %). CDI und SA stehen der AV-Beschichtung mit 1,7 bzw. 1,6 % deutlich nach. Sowohl für die Zelldichte als auch für die Zellbedeckung weist die Referenz deutliche Schwankungen auf. Besonders die Zellausbreitung zeigt von Probe zu Probe große Abweichungen. Zudem liegt die mittlere Zelldichte lediglich im Mittelfeld der untersuchten Proben, wobei normalerweise davon ausgegangen wird, dass die Referenz optimale Bedingungen für Zelladhäsion und Proliferation bietet. Dies deutet darauf hin, dass die Zellversuche selbst ohne korrosionsbedingte Änderung der Oberflächeneigenschaften Fehlern unterliegen. Mögliche Quellen dabei sind die Handhabung während des Aussäens der Zellen, sowie während Fixierung und Färbung. Des Weiteren können Fehler in der Detektion der Zellzahl und der Berechnung der Oberflächenbedeckung mittels des verwendeten Auswertungsprogrammes auftreten. Ein generelles Problem bei Magnesium ist, dass teilweise Korrosionsprodukte auf der Oberfläche ebenfalls angefärbt werden, was es dem Programm erschwert einzelne Zellkerne sowie die Abgrenzung des Zytoskeletts zu 122 Ergebnisse und Diskussion erkennen. Sowohl bei der Zelldichte, als auch bei der Zellbedeckung der Kultivierung mit Endothelzellen für einen Tag, weist reines Magnesium die schlechtesten Ergebnisse auf. Dies wird auf die anfänglich hohe Korrosionsrate von unbehandeltem Magnesium in Zellkulturmedium und die damit verbundene hohe Wasserstoffentwicklung zurückgeführt. Sowohl ein Anstieg des Oberflächen-pH-Wertes, als auch die stetige Entstehung von H2Blasen auf der Oberfläche können die Zelladhäsion behindern und stellen keine optimalen Bedingungen für Zellwachstum und –ausbreitung dar. Um die anfänglich starke Korrosion von Magnesium zu umgehen, wurden geschliffene Mg-Proben für 3 Tage in dem auch für die Zellversuche verwendeten Zellkulturmedium (DMEM + 1 % PSG + 20 % FCS) vorpassiviert. Die Ergebnisse in Abbildung 56 zeigen jedoch kaum eine Zunahme der Zelladhäsion bzw. – proliferation gegenüber unbehandeltem Mg. Ein Vergleich mit den EIS-Messungen der Auslagerung in DMEM + 20 % FCS (Kapitel 4.4.2) zeigt, dass durch die Zugabe von FCS zum Medium eine generelle Abnahme der Korrosionsbeständigkeit stattfindet. Des Weiteren können weder für 1 d, 3 d noch für 5 d Passivierung in FCS versetztem Medium höhere Ladungsdurchtrittswiderstände als für geschliffenes Magnesium gefunden werden. Dies könnte das ebenfalls schlechte Abschneiden der DMEM-Passivierung im Zuge der Zellversuche erklären. Zudem ist es möglich, dass die relativ hohe Oberflächenrauigkeit, die durch die Vorpassivierung in Zellkulturmedium entsteht, negative Auswirkungen auf die Zelladhäsion besitzt. Die NaOH-Passivierung zeigt die höchste mittlere Zelldichte, jedoch ist die Ausbreitung der Zellen geringer als bei AV und der Referenz. Dies spricht dafür, dass Zellen zwar relativ gut adhärieren, die sehr hydrophile Oberfläche jedoch die Zellausbreitung nicht in gleichem Maße begünstigt. Zudem treten bei der NaOH-Passivierung sowohl bei Zelldichte als auch bei Zellbedeckung hohe Schwankungen auf. Dennoch liegt sowohl ZDMittel als auch ZBMittel wesentlich höher als bei reinem Magnesium. Ein Grund hierfür könnte die im Vergleich zu geschliffenem Magnesium reduzierte Wasserstoffentwicklung während der ersten Stunden sein, die in Kap. 4.1.5 (Abbildung 27) festgestellt wurde. Da die Zelladhäsion auf der Adsorption von Proteinen an der Oberfläche basiert, ist vor allem das anfängliche Korrosionsverhalten entscheidend [38, 63]. Während alle drei Linkermolekülbeschichtungen niedrigere mittlere Zelldichten als die NaOH-Passivierung aufweisen, zeigt AV die höchste Zellbedeckung abgesehen von der Referenz. Bei erneuter Betrachtung der Wasserstoffentwicklung (Kapitel 4.1.5, Abbildung 28) zeigt sich, dass NaOH und AV während der ersten Stunde eine ähnliche H2-Rate aufweisen. Erst zwischen 3 h und 24 h kann für AV eine deutlich reduzierte Wasserstoffentwicklung verzeichnet werden. Auffällig sind die hohen Fehler, die sowohl für die H2-Messungen als auch für die Zellversuche auf NaOH-passivierten Oberflächen Reproduzierbarkeit hinweisen. auftreten, welche auf eine generell geringe Ergebnisse und Diskussion 123 Die starke Abnahme von ZBMittel gegenüber AV sowie die hohen Schwankungen der CDIBeschichtung bezüglich der Zelldichte korrelieren ebenfalls mit den Ergebnissen der H2Messungen. CDI weist die höchste anfängliche H2-Entwicklungsrate auf (vgl. Kap. 4.1.5, Abbildung 28). Vor allem bei längeren Auslagerungszeiten in DMEM treten deutliche Standardabweichungen auf. Wie bereits erwähnt, wird bei CDI davon ausgegangen, dass die geringe Reproduzierbarkeit auf Inhomogenitäten zurückzuführen ist, die während des Beschichtungsprozesses entstehen. Ebenfalls gezeigt wurde eine vergleichsweise hohe und ungleichmäßige Oberflächenrauigkeit nach CDI-Beschichtung (vgl. Abbildung 19). Neben der hohen Wasserstoffentwicklung ist dies ein weiterer Grund für die geringe Bedeckung der Oberfläche mit Zellen. SA besitzt sowohl für die Zelldichte, als auch für die Zellbedeckung die niedrigsten Werte aller Linkermolekülbeschichtungen. Hier ist eine Korrelation mit den Ergebnissen der Wasserstoffentwicklung nicht gegeben, da SA die geringste anfängliche H2-Rate aller untersuchten Proben aufweist. Jedoch zeigt SA hier die größte Standardabweichung. Dennoch fällt vor allem die Zellausbreitung geringer als erwartet aus. Die Ergebnisse nach einem Tag Zellkultivierung mit Osteosarkomzellen sind in Abbildung 57 dargestellt. Abbildung 57: Ergebnisse der Versuche zur Zelladhäsion und –proliferation von Osteosarkomzellen für 1 d. Untersucht wurden, neben der geschliffenem Mg, der DMEM- und der NaOH-Passivierung, die Linkermolekülbeschichtungen AV, CDI und SA. Als Referenz diente Tissue-Culture Plastik; a) Zelldichte auf den verschiedenen Proben; b) durchschnittliche, normierte Zellbedeckung der Oberfläche. Abbildung 57 a zeigt die Zelldichten der verschiedenen untersuchten Proben. Die Referenz weist mit rund 110,5 Zellen/mm² die höchste mittlere Zelldichte auf. Für Magnesium und die DMEM-Vorpassivierung ergibt sich der gleiche Trend wie bei der Kultivierung mit Endothelzellen. Beide Proben erfahren eine deutliche Abnahme der mittleren Zelldichte und liegen in etwa auf einem Niveau (23,7 Zellen/mm² bzw. 17,6 Zellen/mm²). Ebenfalls ähnlich wie bei den Endothelzellen ist der Anstieg von ZDMittel für die NaOH-Passivierung sowie für die drei Linkerbeschichtungen. NaOH, AV und SA liegen dabei alle im Bereich zwischen 47 124 Ergebnisse und Diskussion und 53 Zellen/mm². Lediglich CDI zeigt eine deutlich geringere mittlere Zelldichte (25,8 Zellen/mm²). Die Zellbedeckung (Abbildung 57 b) folgt dem Trend der Zelldichte. Die Referenz weist die höchste mittlere Zellbedeckung auf (~9,0 %), während Magnesium und die DMEM-Passivierung mit 1,6 % bzw. 1,2 % die geringsten Werte annehmen. Die NaOHPassivierung sowie die Linkermolekülbeschichtungen liegen im mittleren Bereich. Im Gegensatz zur Zelldichte ist die Variation der mittleren Zellbedeckung hier für alle Beschichtungen relativ gering. CDI weist zwar immer noch die geringsten Werte für ZB Mittel auf, jedoch liegen diese nur knapp unterhalb von AV und NaOH, welche eine mittlere Zellbedeckung von 2,9 % bzw. 3,1 % zeigen. Die höchste Zellbedeckung wird auf der SABeschichtung erreicht, welche mit ca. 3,9 % jedoch nur unwesentlich höher liegt als bei AV und NaOH. Die Schwankungen auf den einzelnen Proben sowie zwischen den beiden Versuchsreihen sind bei Zelldichte und Zellbedeckung ähnlich ausgeprägt. Die größten Abweichungen sind für die Referenz zu verzeichnen, die geringsten treten für Magnesium und die DMEM-Passivierung auf. Die Schwankungen für die NaOH-Passivierung sowie für die Linkerbeschichtungen liegen in einem engen Bereich. Die Referenz zeigt bei der Kultivierung mit Osteosarkomzellen zwar sowohl für die Zelldichte als auch für die Zellbedeckung die höchsten Mittelwerte. Jedoch sind hier ebenfalls sehr große Abweichungen zu verzeichnen. Wie bei den 1 d Versuchen mit Endothelzellen weisen diese Ergebnisse auf Fehlerquellen bei der Durchführung der Zellversuche sowie deren Auswertung hin. Abgesehen von der mittleren Zelldichte der Referenz zeigen alle Proben für beide Zelllinien einen überwiegend übereinstimmenden Trend. Ein signifikanter Unterschied zwischen Osteosarkom- und Endothelzellen besteht bei der SA-Beschichtung. Während für die Endothelzellen eine unerwartet geringe Zelladhäsion und –ausbreitung gefunden wurde, zeigen die Osteosarkomzellen hier Werte für ZDMittel und ZBMittel, die im Bereich von NaOH und AV liegen. Bei der Interpretation der Kultivierung mit Endothelzellen für einen Tag konnte für alle Proben außer SA eine Korrelation der Ergebnisse mit der Wasserstoffentwicklung gefunden werden. Der Erfolg der Adhäsion und Proliferation der Osteosarkomzellen auf den unterschiedlichen Oberflächen korreliert ebenfalls mit der jeweiligen Wasserstofffreisetzung. Im Gegensatz zu den Endothelzellen folgen auch die Ergebnisse auf SA-beschichtetem Magnesium dieser Korrelation. Wie in Abbildung 28 (Kapitel 4.1.5) gezeigt, kann für SA die geringste anfängliche H2-Rate verzeichnet werden. Ein Vergleich der 1 d Versuche beider Zelllinien zeigt lediglich für die Referenz große Unterschiede. Dies lässt darauf schließen, dass Endothel- und Osteosarkomzellen nach einem Tag in gleichem Maße auf den verschieden behandelten Magnesiumoberflächen adhärieren und sich ausbreiten können. Ergebnisse und Diskussion 125 4.6.2 Zeitreihe – Endothelzellen Für die Langzeitversuche mit Endothelzellen wurde die AV-Beschichtung ausgewählt. Zwar zeigen sowohl CDI als auch die NaOH-Passivierung höhere mittlere Zelldichten nach einem Tag, jedoch ist die Zellbedeckung auf den AV-Proben am höchsten. Auch die gute Reproduzierbarkeit für AV führte zur Einschätzung, dass es sich hierbei um eine vielversprechende Beschichtung für weitere Zellversuche handelt. Des Weiteren wurde geschliffenes Magnesium für die weiterführenden Versuche gewählt, um eine mögliche Verbesserung der Zelladhäsion und –proliferation durch die AV-Beschichtung klar herauszustellen. Als Referenz diente wie bei den 1 d Versuchen Tissue-Culture Plastik. Die Ergebnisse der Kultivierung der Referenz-Proben mit Endothelzellen für 20 Tage sind in Abbildung 58 aufgetragen. Abbildung 58: Ergebnisse der Zellkultivierung der Referenz mit Endothelzellen (DH1+/+) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZD Mittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung Innerhalb der ersten 5 Tage findet sowohl ein Anstieg der Zelldichte, als auch der Zellbedeckung statt. Zwar ist die Zellzahl mit 300 Zellen/mm² nicht sehr hoch, jedoch ist die Oberfläche bereits zu ca. 90% bedeckt. Für längere Kultivierungszeiten findet kaum eine Änderung der Zelldichte statt. Die Zellbedeckung sinkt zunächst bis 15 Tage auf etwa 74 %, während für 20 Tage wieder das Niveau der 5 Tage Kultivierung erreicht wird. Die Ergebnisse zeigen, dass generell ein relativ stabiles Wachstum von Endothelzellen über 20 Tage möglich ist. Die Zelldichte sowie die Zellbedeckung für die Kultivierung von Endothelzellen auf geschliffenem Magnesium sind in Abbildung 59 dargestellt. 126 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 59: Ergebnisse der Zellkultivierung auf geschliffenem Magnesium mit Endothelzellen (DH1+/+) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZDMittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung Im Vergleich zur Referenz findet für Magnesium ein langsamer Anstieg der Zelldichte sowie der Zellbedeckung statt. Bis 10 Tage werden lediglich rund 100 Zellen/mm² gezählt, welche die Oberfläche zu ca. 25 % bedecken. Für 15 Tage ergibt sich eine etwas stärkere Zunahme von Zelldichte und Zellbedeckung, für ZDMittel sowie ZBMittel wird jeweils ein Maximum erreicht. Mit ca. 500 Zellen/mm² übersteigt Magnesium die Referenz bezüglich der Zelldichte. Die durchschnittliche Bedeckung der Oberfläche ist mit maximal 66 % jedoch deutlich geringer als auf der Referenz. Die Ergebnisse zeigen, dass auf Magnesium ebenfalls Zellwachstum über mehrere Tage bis Wochen möglich ist. Im Vergleich zur Referenz ist jedoch das Wachstum von Endothelzellen reduziert. Auch scheint die Biokompatibilität für reines Magnesium geringer zu sein als für die Referenz, da die Zellen sich wesentlich schwächer auf der Oberfläche ausbreiten. Für die AV-Beschichtung (Abbildung 60) findet innerhalb der ersten 10 Tage ein nahezu linearer Anstieg der Zelldichte sowie der Zellbedeckung statt. Sowohl für ZD Mittel, als auch für ZBMittel werden hier Maximalwerte erreicht (400 Zellen/mm², 77 %). Für längere Kultivierungszeiten findet ein Rückgang für beide Werte statt. Im Vergleich zu geschliffenem Magnesium ist das Zellwachstum für AV in den ersten 10 Tagen stärker ausgeprägt. Außerdem liegt die maximal erreichte Bedeckung der Oberfläche mit Zellen ca. 10 % höher als bei reinem Magnesium. Der Trend der 1 Tages Versuche setzt sich auch bei den Langzeitversuchen fort. Durch die Beschichtung mit AV kann die Zelladhäsion sowie die die Zellausbreitung auch für längere Kultivierungszeiten gefördert werden. Ergebnisse und Diskussion 127 Abbildung 60: Ergebnisse der Zellkultivierung auf AV beschichtetem Magnesium mit Endothelzellen (DH1+/+) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZDMittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung 4.6.3 Zeitreihe – Osteosarkomzellen Für die Osteosarkomzellen wurde neben reinem Magnesium ebenfalls wie bei den Endothelzellen AV für die Langzeitversuche ausgewählt. Zwar zeigt SA in den 1 d Versuchen geringfügig bessere Ergebnisse als AV, jedoch werden die Unterschiede nicht als signifikant erachtet. Zudem ist so ein besserer Vergleich der Zeitreihen zwischen den beiden Zelllinien möglich. Auch für die Zeitreihe mit den Osteosarkomzellen wurde außerdem lediglich geschliffenes Magnesium und Tissue-Culture Plastik als Referenz verwendet. Die Ergebnisse der Zellkultivierung mit Osteosarkomzellen der Referenzproben sind in Abbildung 61 dargestellt. 128 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 61: Ergebnisse der Zellkultivierung der Referenz mit Osteosarkomzellen (Mg63) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZDMittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung Sowohl für die Zelldichte, als auch für die Zellbedeckung der Oberfläche findet innerhalb der ersten 5 Tage ein starker Anstieg statt. Bis 10 Tage erfolgt eine weitere leichte Zunahme der Zelldichte und der Zellausbreitung. Die durchschnittliche Zellbedeckung beträgt ca. 97 %, wobei sich ca. 1500 Zellen/mm² auf der Oberfläche befinden. Während die Zellbedeckung für längere Kultivierungszeiten kaum variiert (97-99 %), treten für die Zelldichte einige Schwankungen auf. Diese werden jedoch wahrscheinlich durch Schwachstellen des Auswertungsprogrammes verursacht. Bei nahezu vollständiger Bedeckung der Oberfläche kann es zu einer Überlappung einzelner Zellen kommen, die so nicht vom Programm detektiert werden können. Denkbar ist auch, dass sich weniger Zellen auf der Oberfläche befinden, die sich allerdings stärker ausbreiten. Generell zeigen die Ergebnisse, dass bis 5 Tage starkes Zellwachstum auf der Oberfläche der Referenz stattfindet. Eine nahezu komplette Bedeckung der Oberfläche mit Zellen wird nach 10 Tagen Zellkultivierung erreicht. Für die Kultivierung von reinem Magnesium mit Osteosarkomzellen sind die Ergebnisse in Abbildung 62 gezeigt. Ergebnisse und Diskussion 129 Abbildung 62: Ergebnisse der Zellkultivierung auf geschliffenem Magnesium mit Osteosarkomzellen (Mg63) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZDMittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung Wie bei der Referenz findet innerhalb der ersten 10 Tage ein Anstieg der Zelldichte sowie der Oberflächenbedeckung statt, wobei für 5 Tage hohe Schwankungen auftreten. Sowohl die Zelldichte, als auch die Zellbedeckung weisen nach 10 Tagen etwas niedrigere Werte im Vergleich zur Referenz auf (ZDMittel ~1000/mm²; ZBMittel ~ 86 %). Für längere Kultivierungszeiten treten bei Mg sowohl für ZDMittel, als auch für ZBMittel Schwankungen auf. Auch die Abweichungen auf den einzelnen Proben steigen, vor allem bei der Zellbedeckung. Generell können Osteosarkomzellen auf geschliffenem Magnesium anwachsen, sich vermehren und für mehrere Tage bzw. Wochen überleben. Jedoch wird auch für längere Kultivierungszeiten keine vollständige Oberflächenbedeckung erreicht. Die Abnahme der Zelldichte für 15 und 20 Tage Kultivierung und die hier auftretenden Schwankungen in der Zellbedeckung weisen auf ein nicht stabiles Zellwachstum über längere Zeit hin. Die Beschichtung von Magnesium mit AV zeigt während der ersten 10 Tage ein ähnliches Verhalten wie reines Magnesium und die Referenz (siehe Abbildung 63). 130 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 63: Ergebnisse der Zellkultivierung auf AV beschichtetem Magnesium mit Osteosarkomzellen (Mg63) über 20 Tage. Zellen wurden für jeweils 1, 5, 10, 15 und 20 d ausgesät. Für jede Probenart sind zwei Versuchsreihen mit dem zugehörigen Standardfehler aufgetragen (ZV1 und ZV2). Die mittlere Zelldichte (ZDMittel) bzw. die mittlere Zellbedeckung (ZBMittel) wurde jeweils aus den beiden Mittelwerten ZV1 und ZV2 berechnet; a) Zelldichte; b) durchschnittliche normierte Zellbedeckung Die Werte für ZDMittel steigen bis 10 Tage auf etwa 900 Zellen/mm², die Werte für ZBMittel auf etwa 73 %. Damit liegt sowohl die Zelldichte, als auch die Bedeckung der Oberfläche leicht unterhalb von reinem Magnesium. Jedoch treten für längere Kultivierungszeiten nur kleine Schwankungen von ZDMittel und ZBMittel auf. Die Zellbedeckung erfährt sogar einen weiteren leichten Anstieg bis auf 86 %. Auch für AV ist Zellwachstum über längere Zeit möglich, jedoch kann durch die zusätzliche Beschichtung von Magnesium mit dem Linkermolekül keine signifikante Verbesserung erzielt werden. Zellzahl sowie Bedeckung der Oberfläche liegen bei AV im Bereich von reinem Magnesium. Ein positiver Effekt der Beschichtung ist jedoch die vergleichsweise höhere Langzeitstabilität. Ein Vergleich der Zeitreihen beider Zelllinien zeigt eine generell höhere Zelldichte für die Osteosarkomzellen als für die Endothelzellen. Außerdem ist eine nahezu vollständige Oberflächenbedeckung mit Osteosarkomzellen möglich, während auch die Referenz lediglich maximal zu 90 % im Fall der Endothelzellen bedeckt ist. Dies lässt vermuten, dass beide Zelllinien generell unterschiedliches Adhäsions- und Proliferationsverhalten besitzen. Es wird berichtet, dass vor allem die Topographie der Implantatoberfläche unterschiedliche Auswirkungen auf das Anbindungsverhalten von Endothelzellen und Osteoblasten hat [130, 131]. Ergebnisse und Diskussion 131 4.6.4 Einfluss des Zellwachstums auf das Korrosionsverhalten von Mg Wie in den Kapiteln 4.6.1 bis 4.6.3 gezeigt werden konnte, findet auf allen untersuchten Proben vor allem in den ersten fünf bis zehn Tagen ein starker Anstieg der Zelladhäsion und Zellausbreitung statt. Um den Einfluss des Zellwachstums auf die Magnesiumkorrosion zu untersuchen, wurden EIS-Messsungen nach 1, 3 und 5 d Zellkultivierung mit Endothel- bzw. Osteosarkomzellen durchgeführt. Für diese Versuchsreihe wurde die AV-Beschichtung ausgewählt, da diese im Vergleich zu unbeschichtetem Magnesium höhere Zellbedeckung sowie geringere Schwankungen aufweist. Als Referenz wurde AV beschichtetes Magnesium in DMEM + 20 % FCS ohne Zellen für 1, 3 und 5 Tage ausgelagert. Für alle Proben wurde nach jeweils 2 Tagen ein Mediumwechsel vorgenommen. Nach der jeweiligen Auslagerungs/Kultivierungszeit wurde zunächst für 15 min das OCP und anschließend Impdanzspektren aufgezeichnet. Die Messungen wurden in 100ml DMEM bei 37°C durchgeführt. Der Frequenzbereich wurde auf 100 kHz – 100 mHz herabgesetzt, um die Messungen zu verkürzen und so dem Absterben der Zellen während der EIS entgegenzuwirken. Alle übrigen Parameter wurden von vorherigen Messungen übernommen. Abbildung 64 zeigt die Ergebnisse der Impedanzspektroskopie der Referenzproben und nach Zellkultivierung mit Endothel- bzw. Osteosarkomzellen. 132 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 64: Ergebnisse der EIS-Messungen für 1, 3 und 5 d Zellkultivierung auf AV-beschichteten MgProben; a) repräsentative Nyquist-Plots der Referenzproben ohne Zellen; b) repräsentative Nyquist-Plots der Kultivierung mit Endothelzellen (DH1+/+); c) repräsentative Nyquist-Plots der Kultivierung mit Osteosarkomzellen (Mg63); d) mittlere Ladungsdurchtrittswiderstände der Referenzproben sowie beider Zellkultivierungen mit den zugehörigen Standardabweichungen. Wie bei allen vorherigen Auslagerungen bzw. Messungen von Magnesium in DMEM, weisen die Nyquist-Plots zwei Halbkreise auf, wobei der zweite wesentlich größer ist als der erste bei hohen Frequenzen. Zudem ist der zweite Halbkreis fast durchgängig sehr flach, wie bereits für die DMEM-Passivierungen im Inkubator beschrieben. Der Vergleich der Ladungsdurchtrittswiderstände in Abbildung 64 d zeigt, dass für die ersten 3 Tage nur eine geringe Variation zwischen Referenz und Kultivierung mit Endothel- und Osteosarkomzellen stattfindet. Erst nach 5 Tagen zeigen sich deutliche Unterschiede der verschiedenen Proben. Während für die Referenz die Ladungsdurchtrittswiderstände deutlich bis auf Werte unterhalb der Auslagerung für 1 d zurückgehen, steigt RD für die Proben mit Endothel- und Osteosarkomzellen weiter an. Die beste Korrosionsbeständigkeit weisen die mit Osteosarkomzellen besiedelten Proben auf (RD ~ 13 k*cm²). Wie in den Zeitreihen (Kapitel 4.6.2 und 4.6.3) gezeigt wurde, ist die Oberflächenbedeckung der Osteosarkomzellen deutlich höher als die der Endothelzellen. Die Korrosionsbeständigkeit korreliert mit der Ergebnisse und Diskussion 133 Oberflächenbedeckung mit Zellen. Die EIS-Ergebnisse bestätigen somit den positiven Einfluss der Zelladhäsion auf die Magnesiumkorrosion. 134 4.7 Ergebnisse und Diskussion Einfluss von Elektrolyt, Temperatur und Elektrolytbewegung auf die Mg-Korrosion In dieser Arbeit wurden verschiedene Elektrolyte für die elektrochemische Analyse von Magnesium verwendet. Die anfängliche Charakterisierung der Linker- und Proteinbeschichtungen wurde in SBF bei Raumtemperatur vorgenommen. Um die Messparameter den physiologischen Bedingungen anzugleichen wurde für weitere Versuche DMEM als Elektrolyt verwendet und die Messungen bei 37°C durchgeführt. Im folgenden Kapitel soll der Einfluss der verschiedenen Messparameter auf die Magnesiumkorrosion herausgestellt werden. Außerdem werden elektrochemische Messungen in einer Flusszelle durchgeführt. Diese können z.B. den Blutfluss simulieren und führen so zu einer weiteren Annäherung der Messparameter an die physiologischen Bedingungen. 4.7.1 Einfluss von Elektrolyt und Temperatur auf die Mg-Korrosion Zunächst wurde mittels elektrochemischer Messung der Einfluss des verwendeten Elektrolyten und der Temperatur auf die Magnesiumkorrosion untersucht. Nachdem das Ruhepotential für 30 min aufgezeichnet wurde, wurden Impedanzspektren und anschließend Polarisationskurven gemessen. Im Anschluss an die Elektrochemie wurden die Proben mittels REM und XPS oberflächenanalytisch untersucht. Elektrochemie Zunächst wurde der Einfluss der Temperatur bei der Verwendung von SBF als Elektrolyt untersucht. Die Ergebnisse der EIS-Messungen in SBF bei Raumtemperatur und bei 37°C sind in Abbildung 65 dargestellt. Abbildung 65: Ergebnisse der EIS-Messungen von geschliffenem Magnesium gemessen in SBF bei Raumtemperatur (RT) und bei Körpertemperatur (37°C); a) repräsentative Nyquist-Plots; b) berechnete mittlere Durchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen. Ergebnisse und Diskussion 135 Wie bereits in Kapitel 4.1.4 beschrieben wurde, weisen die Nyquist-Plots der in SBF gemessenen Mg-Proben zwei Halbkreise auf, die darauf hinweisen, dass sich auf der Oberfläche eine poröse Schicht befindet bzw. in SBF gebildet wird. Der erste Halbkreis bei hohen Frequenzen besitzt einen größeren Durchmesser verglichen mit dem Zweiten bei mittleren Frequenzen. Bei niedrigen Frequenzen treten Induktivitäten auf, die durch Magnesiumauflösung unter der gebildeten Schicht verursacht werden. Diese Kurvenform ist sowohl für die Messungen bei Raumtemperatur als auch bei 37°C zu finden. Dies zeigt, dass die Temperaturerhöhung nicht zu einer grundlegenden Veränderung des Korrosionsverhaltens von Magnesium in SBF führt. Auch kann kein großer Unterschied der Ladungsdurchtrittswiderstände beobachtet werden. Im Vergleich zu den Messungen bei Raumtemperatur findet für 37°C ein leichter Anstieg des Ladungsdurchtrittswiderstandes statt. Zwar wird angenommen, dass die Reaktionskinetik mit Erhöhung der Temperatur zunimmt, was zu einer beschleunigten Korrosion führen könnte. Ein weiterer Einflussfaktor bei der Magnesiumkorrosion ist jedoch die CO2-Konzentration in der Umgebung. So führt eine Zunahme der CO2-Konzentation zur Herabsetzung der Korrosionsbeständigkeit von Magnesium [132]. Mit Erhöhung der Temperatur des Elektrolyten nimmt allerdings die CO2Löslichkeit ab [133]. Dies erklärt die leichte Steigerung von RD bei den EIS-Messungen in SBF bei 37°C. Jedoch sinkt die Reproduzierbarkeit mit Erhöhung der Temperatur. Neben den Messungen in SBF wurden Impedanzspektren in DMEM ebenfalls bei Raumtemperatur und bei 37°C aufgezeichnet. Abbildung 66 zeigt die zugehörigen NyquistPlots (a) und die mittleren Ladungsdurchtrittswiderstände (b). Abbildung 66: Ergebnisse der EIS-Messungen von geschliffenem Magnesium gemessen in SBF bei Raumtemperatur (RT) und bei Körpertemperatur (37°C); a) repräsentative Nyquist-Plots; b) berechnete mittlere Durchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen. Die Nyquist-Plots der Messungen in DMEM bei Raumtemperatur sowie bei 37°C weisen ähnliche Form auf, die sich jedoch von der Kurvenform der Messungen in SBF 136 Ergebnisse und Diskussion unterscheidet. Zwar treten hier ebenfalls zwei Halbkreise auf, jedoch besitzt der Erste einen wesentlich geringeren Durchmesser als der Zweite, so dass der Halbkreis bei hohen Frequenzen im vollständigen Diagramm kaum zu erkennen ist. Ein weiterer Unterschied zu den Nyquist-Plots der SBF-Messungen ist die starke Überschneidung der beiden Halbkreise. Außerdem tritt im Anfangsbereich des zweiten Halbkreises bei mittleren Frequenzen ein linearer Anstieg mit einem Winkel von ungefähr 45° auf. Dies deutet auf eine Diffusionsschicht hin [88]. Die Ladungsdurchtrittswiderstände liegen für die Messungen in DMEM bei Raumtemperatur und bei 37°C im selben Bereich. Im Vergleich zu SBF werden RD-Werte erzielt, die über das Zehnfache höher liegen. Auch bei DMEM sind für die Messungen bei Raumtemperatur geringere Schwankungen als bei 37°C zu beobachten. Es wird angenommen, dass sich in DMEM ebenfalls eine teilweise poröse Schicht auf der Oberfläche bildet, die jedoch besseren Korrosionsschutz bildet als die in SBF gebildeten Schichten. Die Ergebnisse der Polarisationsmessungen von Magnesium in SBF und DMEM bei Raumtemperatur und bei 37°C sind in Abbildung 67 dargestellt. Abbildung 67: Ergebnisse der Stromdichte-Potential-Messungen in SBF und DMEM bei Raumtemperatur und bei 37°C; a) repräsentative Polarisationskurven; b) berechnete Korrosionsstromdichten iKorr. Auch hier zeigt der Verlauf der Stromdichte-Potential-Kurven deutliche Unterschiede für die Messungen in SBF und in DMEM. In SBF wird im anodischen Bereich durchgehend aktive Auflösung beobachtet, während in DMEM eine leichte Passivierung erreicht wird. Zudem ist das Ruhepotential für die Messungen in DMEM zu positiveren Werten hin verschoben. Die Korrosionsstromdichten in Abbildung 67 b zeigen, dass in DMEM eine deutliche Zunahme der Korrosionsbeständigkeit erfolgt. Mit Werten von 100-140 µA/cm² liegen die Korrosionsstromdichten in SBF um das ca. 5-Fache höher als in DMEM. Die Temperaturerhöhung hat lediglich einen geringen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit im untersuchten Bereich. Sowohl in SBF als auch in DMEM zeigt sich eine leichte Abnahme von Ergebnisse und Diskussion 137 iKorr für 37°C. Wie bereits bei den EIS-Messungen beschrieben, ist die mit der Temperaturerhöhung einhergehende Abnahme der CO2-Konzentration im Elektrolyt eine mögliche Ursache hierfür. Die Ergebnisse der Elektrochemie zeigen, dass die Temperaturänderung im untersuchten Bereich kaum einen Effekt auf die Magnesiumkorrosion hat, wohingegen der Elektrolyt großen Einfluss besitzt. Es scheint sich nicht nur die Korrosionsbeständigkeit bei der Verwendung von DMEM zu erhöhen, sondern auch der Korrosionsmechanismus zu ändern, was die unterschiedliche Kurvenform im Nyquist-Plot und bei den Polarisationsmessungen vermuten lässt. Oberflächenanalyse Anschließend an die Elektrochemie wurden von den Proben zunächst makroskopische Aufnahmen gemacht. Die Oberflächencharakterisierung fand mittels Rasterelektronenmikroskop und XPS statt. Die Makroskop-Aufnahmen der verschiedenen Messparameter sind in Abbildung 68 dargestellt. Abbildung 68: Makroskop-Aufnahmen nach den elektrochemischen Messungen mit den verschiedenen Parametern. Die runde Messfläche besitzt einen Durchmesser von 1 cm; a) nach Elektrochemie in SBF bei 138 Ergebnisse und Diskussion Raumtemperatur; b) nach Elektrochemie in DMEM bei Raumtemperatur; c) nach Elektrochemie in SBF bei 37°C; d) nach Elektrochemie in DMEM bei 37°C. Bereits ohne mikroskopische Vergrößerung zeigen die in SBF und in DMEM korrodierten Proben ein unterschiedliches Erscheinungsbild. Während sich bei den elektrochemischen Messungen in SBF eine relativ helle Schicht mit dunkleren Bereichen bildet, entsteht in DMEM eine verhältnismäßig homogene dunkle Schicht. In SBF scheint lokale Korrosion eine größere Rolle zu spielen als in DMEM. Auch entsteht der Eindruck, dass die Oberfläche nach den Messungen in SBF eine höhere Rauigkeit aufweist als nach den Messungen in DMEM. Die Temperaturerhöhung scheint bei beiden Elektrolyten zu einer kompakteren Schichtbildung zu führen. Abbildung 69 zeigt die REM Aufnahmen nach den elektrochemischen Messungen in SBF und DMEM bei den beiden verschiedenen Temperaturen. Abbildung 69: REM Aufnahmen nach den elektrochemischen Messungen mit den verschiedenen Parametern; a) REM Aufnahme nach Elektrochemie in SBF bei Raumtemperatur; b) REM Aufnahme nach Elektrochemie in DMEM bei Raumtemperatur; c) REM Aufnahme nach Elektrochemie in SBF bei 37°C; d) REM Aufnahme nach Elektrochemie in DMEM bei 37°C. Wie bereits bei den makroskopischen Aufnahmen zu sehen, unterscheiden sich die Oberflächen auch in ihrer Mikrostruktur sehr deutlich nach den elektrochemischen Messungen in SBF und DMEM. Die in SBF gemessen Proben weisen eine ausgeprägte Ergebnisse und Diskussion 139 schollenartige Struktur auf. Eine Schicht hat sich zwar auf der Oberfläche abgelagert, jedoch weist sie starke Rissbildung auf. Im Vergleich dazu scheinen die in DMEM gebildeten Schichten wesentlich homogener zu sein. Zwar ist auch hier die Oberfläche von Rissen durchzogen, die jedoch nicht die Ausmaße wie bei SBF annehmen. Die Erhöhung der Temperatur zeigt bei beiden Elektrolyten wie erwartet kaum einen Einfluss auf die Mikrostruktur. 4.7.2 Einfluss der Elektrolytbewegung auf die Mg-Korrosion Um neben der Wahl des Elektrolyten und der Temperatur den Einfluss der Elektrolytbewegung zu untersuchen, wurden Messungen in einer elektrochemischen Durchflusszelle durchgeführt. Die Elektrodenanordnung war die gleiche wie bei den statischen Messungen. Mittels einer Pumpe wurde während der Messung ein Elektrolytfluss erzeugt, wobei zwei unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten untersucht wurden. Die Messungen wurden in DMEM bei Raumtemperatur durchgeführt. Anschließend an die Elektrochemie wurden auch hier die Probenoberflächen mittels REM und XPS charakterisiert. Elektrochemie Abbildung 70 zeigt die Ergebnisse der EIS-Messungen für das statische System und die zwei unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten des Elektrolyten. Abbildung 70: Ergebnisse der EIS-Messungen von geschliffenem Magnesium gemessen in DMEM bei Raumtemperatur mit ruhendem Elektrolyten (0 ml/min) und bei zwei unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten des Elektrolyten (2,11 ml/min und 10,35 ml/min); a) repräsentative Nyquist-Plots; b) berechnete mittlere Durchtrittswiderstände RD mit den zugehörigen Standardabweichungen. 140 Ergebnisse und Diskussion Im Vergleich zur statischen Messung in DMEM bei Raumtemperatur findet eine signifikante Abnahme der Ladungsdurchtrittswiderstände für die Messungen mit bewegtem Elektrolyt statt. Auch ist eine Abhängigkeit der Korrosionsbeständigkeit von der Fließgeschwindigkeit zu beobachten. So sinkt RD von ca. 0,48 k*cm² auf ca. 0,29 k*cm² bei Erhöhung der Fließgeschwindigkeit von 2,11 ml/min auf 10,35 ml/min. Außerdem fällt eine Änderung der Kurvenform für die Messungen mit bewegtem Elektrolyt im Vergleich zum statischen System auf (vgl. Vergrößerung in Abbildung 70 a). Die Nyquist-Plots gleichen in ihrer Form denen der in SBF gemessenen Kurven. Das Fließen des Elektrolyten bewirkt unter anderem einen stetigen Abtransport der Korrosionsprodukte und verhindert den korrosionsbedingten pHAnstieg an der Probenoberfläche. Dies führt vermutlich dazu, dass die Schichtbildung nicht in dem Maße wie bei ruhendem Elektrolyten stattfinden kann und die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium vergleichsweise gering ist. Die Ergebnisse der Polarisationsmessungen sind in Abbildung 71 dargestellt. Abbildung 71: Ergebnisse der Stromdichte-Potential-Messungen von geschliffenem Magnesium in DMEM bei Raumtemperatur mit Fließgeschwindigkeiten ruhendem des Elektrolyten Elektrolyten (0 ml/min) (2,11 ml/min und und bei zwei 10,35 ml/min); unterschiedlichen a) repräsentative Polarisationskurven; b) berechnete Korrosionsstromdichten iKorr. Wie bei der EIS zeigt sich auch bei den Stromdichte-Potential-Messungen eine starke Abnahme der Korrosionsbeständigkeit für das dynamische Messsystem. Die Korrosionsstromdichte steigt von ca. 5 µA/cm² für den ruhenden Elektrolyt auf Werte über 60 µA/cm² für die Messungen in der Durchflusszelle. Die Korrelation der Korrosionsbeständigkeit mit der Fließgeschwindigkeit, die die EIS Ergebnisse zeigen, wird hier bestätigt. So werden für eine Fließgeschwindigkeit von 10,35 ml/min die höchsten Werte für iKorr erreicht (77 µA/cm²). Ebenfalls deutlich wird die Änderung des Korrosionsmechanismus bei Verwendung eines fließenden Elektrolyten. Während für das Ergebnisse und Diskussion 141 statische System eine leichte Passivierung in DMEM beobachtet wird, bewirkt der Elektrolytfluss eine durchgehend aktive anodische Auflösung. Die Polarisationskurven ähneln den in SBF gemessenen. Oberflächenanalyse Anschließend an die Elektrochemie wurden die Probenoberflächen mittels REM charakterisiert. Die REM Aufnahmen für das statische System sowie für die Messungen bei zwei unterschiedlichen ElektrolytFließgeschwindigkeiten sind in Abbildung 72 dargestellt. Abbildung 72: REM Aufnahmen nach den elektrochemischen Messungen in DMEM bei Raumtemperatur mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten des Elektrolyten; a) und b) ruhender Elektrolyt; c) und d) 2,11 ml/min Fließgeschwindigkeit; e) und f) 10,35 ml/min Fließgeschwindigkeit. 142 Ergebnisse und Diskussion Im Vergleich zu den Messungen ohne Elektrolytfluss wird bei beiden untersuchten Fließgeschwindigkeiten eine Veränderung der Oberfläche deutlich. Die Rissstruktur ist zwar sowohl beim statischen System als auch bei bewegtem Elektrolyt vorhanden, jedoch sind die Risse für 2,11 ml/min und 10,35 ml/min wesentlich stärker ausgeprägt als bei ruhendem Elektrolyt. Vor allem bei höheren Vergrößerungen wird eine ähnliche Schollen-Struktur wie bei den Messungen in SBF beobachtet. Zusammenfassung 143 5. Zusammenfassung Bereits seit einigen Jahrzehnten steht Magnesium im Fokus der Medizintechnikforschung im Bereich der bio-resorbierbaren Implantatmaterialien. Vor allem die hohe Biokompatibilität, die korrosionsbedingte Degradation in physiologischer Umgebung sowie die verhältnismäßig günstigen mechanischen Eigenschaften zeichnen Magnesium für den Einsatz als biodegradierbares Material für temporäre Implantatanwendungen aus. Probleme hingegen stellen die anfänglich starke Korrosion und die Unkontrollierbarkeit der Magnesiumauflösung, verbunden mit hoher Wasserstoffentwicklung und lokaler Alkalisierung dar. Ansätze zur Herabsetzung der Korrosionsrate, vor allem zu Beginn, sind, neben der Entwicklung von Magnesiumlegierungen, geeignete Beschichtungen. Mehrfach wird in der Literatur vom Einfluss von Proteinen auf die Korrosion von Metallen berichtet. Für Magnesium zeigte sich in der Vergangenheit ein überwiegend positiver Effekt von Serumproteinen auf die Korrosionsbeständigkeit. Es wird angenommen, dass Proteine auf der Magnesiumoberfläche adsorbieren und eine isolierende Schicht bilden können. In der vorliegenden Arbeit wurden Proteinbeschichtungen als möglicher Korrosionsschutz von Rein-Magnesium für Implantatanwendungen untersucht. Als Modellprotein wurde zunächst bovines Serumalbumin (BSA) verwendet. Für die Proteinanbindung an die Mg-Oberfläche wurden die Linkermoleküle Aminopropyltriethoxysilan + Vitamin C (A), Carbonyldiimidazol (CDI) und Stearinsäure (SA) gewählt, als Referenz diente die direkte Anbindung von BSA an die passivierte MgOberfläche. Die Proteinbeschichtung fand mittels Tauchverfahren statt, wobei die Beschichtungszeit von 0,25 h bis 24 h variiert wurde. Die Oberflächenanalyse mittels Röntgenstrahlen-Photoelektron-Spektroskopie Massenspektrometrie (ToF-SIMS) zeigt (XPS) sowohl den und Flugzeit-Sekundärionen- Beschichtungserfolg für alle verwendeten Linkermoleküle als auch für die BSA-Adsorption. Die größte Menge an BSA auf der Oberfläche wird für die Anbindung via AV und SA für kurze Beschichtungszeiten (0,25 und 0,5 h) gefunden. Erste elektrochemische Messungen in simulierter Körperflüssigkeit (SBF) zeigen, dass teilweise eine signifikante Zunahme der Korrosionsbeständigkeit durch die Beschichtung mit den Linkermolekülen und BSA erzielt werden kann. Im Vergleich der verschiedenen BSA-Beschichtungen werden die besten Ergebnisse generell für kurze Beschichtungszeiten bis 0,5 h erzielt. Die höchsten durchschnittlichen Ladungsdurchtrittswiderstände werden für SA+0,25 h BSA und für CDI+0,5 h BSA gemessen. Wasserstoffmessungen in Zellkulturmedium (Dulbecco´s Modified Eagles Medium, DMEM) zeigen teilweise den gleichen Trend wie die Impedanzmessungen in SBF. Auch hier werden die niedrigsten Wasserstoffentwicklungsraten für die 0,5 h BSA- 144 Zusammenfassung Beschichtungen gemessen. Die vergleichsweise besten Ergebnisse werden durchgängig mit AV+0,5 h BSA erzielt. Die EIS-Messungen (elektrochemische Impedanzspektroskopie) in Zellkulturmedium bei 37°C zeigen einen positiven Einfluss der SA-Vorbehandlung auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium. Die zusätzliche BSA-Adsorption führt jedoch fast durchgängig zu keiner weiteren Erhöhung der Ladungsdurchtrittswiderstände. Allerdings bewirkt die Verwendung von DMEM als Elektrolyt eine signifikante Steigerung der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu SBF. Zudem ändert sich der Korrosionsmechanismus in Zellkulturmedium. Die Auslagerung der Magnesiumproben im teilweise organischen Elektrolyt scheint zur Bildung einer Schicht zu führen, welche einen großen Einfluss auf die Korrosion von Magnesium hat. Im Vergleich hierzu scheint vor allem der Effekt von adsorbiertem BSA gering zu sein. Neben BSA wird Lysozym (LYS) als weiteres Modellprotein für biokompatible Schichten auf Magnesium untersucht. Für die Beschichtung von Magnesium mit LYS wird das Linkermolekül SA und die direkte Anbindung gewählt. Wie bei BSA wird das Tauchverfahren mit Beschichtungszeiten von 0,25 h bis 24 h verwendet. Die Oberflächencharakterisierung hinsichtlich Qualität und Quantität der Proteinschichten findet mittels XPS statt. Der Einfluss der gebildeten LYS-Schichten auf die Korrosion von Magnesium wird mithilfe der elektrochemischen Impedanzspektroskopie (EIS) in Zellkulturmedium bei 37°C untersucht. Wie bei BSA zeigt die Oberflächenanalyse auch für LYS den Erfolg der Beschichtung für alle untersuchten Beschichtungszeiten. Im Gegensatz zu BSA wird jedoch für beide Anbindungsmechanismen ein nahezu kontinuierlicher Anstieg der Menge an LYS auf der Oberfläche mit zunehmender Beschichtungszeit beobachtet. Für kurze Zeiten bis 1 h scheint die LYS-Anbindung via SA bevorzugt zu sein. Die Elektrochemie in DMEM bei 37°C zeigt teilweise einen deutlichen positiven Einfluss von LYS auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium. Im Vergleich zu BSA erzielen die LYS-Beschichtungen überwiegend höhere Ladungsdurchtrittswiderstände. Um den Einfluss der in DMEM gebildeten Schichten auf die Korrosion von Magnesium genauer zu untersuchen, wurde Rein-Magnesium für 1, 3 und 5 Tage bei Raumtemperatur und im Inkubator bei 37°C und 5 % CO2 in DMEM ausgelagert. Durch die Zugabe von FCS zum Medium im Inkubator wurde der zusätzliche Einfluss von Proteinen auf die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium untersucht. Die Oberflächenanalyse mittels Rasterelektronenmikroskop, XPS, Röntgendiffraktometrie (XRD) und Infrarot-Spektroskopie (FTIR) zeigt, dass sich bei allen Auslagerungsparametern hauptsächlich Schichten aus amorphen Calciumphosphatverbindungen bilden, die sich in ihrem Ca/P-Verhältnis, sowie der Schichtdicke und der Mikrostruktur unterscheiden. Für die Auslagerung bei Raumtemperatur weist das Ca/P Verhältnis durchgängig Werte um 1,67 auf, was auf die Bildung von Hydroxylapatit hinweist, die Schichtdicken variieren kaum für die verschieden Zusammenfassung 145 Auslagerungszeiten. Für die Passivierung in DMEM im Inkubator findet zwar ein starker Anstieg der Schichtdicke mit zunehmender Auslagerungszeit statt, jedoch variiert die Schichtdicke teilweise deutlich. Gleichzeitig findet eine Abnahme des Ca/P Verhältnisses statt. Die Zugabe von FCS zum Medium im Inkubator führt sowohl zu den niedrigsten Schichtdicken, als auch zu den kleinsten Ca/P Verhältnissen. Hohe Stickstoffsignale weisen jedoch auf Proteinadsorption hin. Die elektrochemische Analyse weist generell auf eine Abhängigkeit der Korrosionsbeständigkeit vom Ca/P-Verhältnis hin. So zeigt die Auslagerung bei Raumtemperatur die höchsten Durchtrittswiderstände. Beide Passivierungen im Inkubator zeigen ähnliche Korrosionsbeständigkeit. Durch die Zugabe von FCS zum Medium scheint sich zwar keine Calciumphosphatschicht in dem Maße wie in DMEM ohne Proteine auszubilden, jedoch führt die Proteinadsorption ebenfalls zu einem vergleichbaren Korrosionsschutz. Um Informationen über die Biokompatibilität der verschiedenen Linkermoleküle sowie der DMEM-Passivierung in Form von Zelladhäsion und –proliferation zu erlangen, wurden Zellversuche bis zu 20 Tage mit zwei unterschiedlichen Zelllinien – Endothelzellen (DH1+/+) und Osteosarkomazellen (Mg63) – durchgeführt. Im Vergleich zu reinem Magnesium weisen beide Zelllinien für alle Linkermoleküle eine höhere anfängliche Zelladhäsion auf, die untersuchte DMEM-Passivierung hingegen führt zu kaum einer Erhöhung der Zelldichte auf der Oberfläche. Für die Endothelzellen werden die besten Ergebnisse der anfänglichen Zelladhäsion mit AV erzielt, für die Osteosarkomazellen mit SA und AV. Langzeitversuche bis 20 Tage wurden für beide Zelllinien mit Rein-Magnesium und der AV-Vorbehandlung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zellkultivierung bis zu 20 Tage sowohl auf Reinmagnesium, als auch auf AV möglich ist. Im Vergleich zu Magnesium weist die AVVorbehandlung eine leicht verbesserte Zelladhäsion und –proliferation sowie eine höhere Langzeitstabilität auf. Elektrochemische Messungen zeigen den positiven Einfluss der Bedeckung der Oberfläche mit Zellen. Vor allem für die Osteosarkomazellen wird nach fünf Tagen ein signifikanter Anstieg der Korrosionsbeständigkeit beobachtet. Im letzten Teil der Arbeit wurden die Einflüsse der Messparameter Elektrolyt, Temperatur und Fließgeschwindigkeit des Elektrolyten auf die Magnesiumkorrosion untersucht. Während eine Temperaturerhöhung von Raumtemperatur auf 37°C die Korrosionsbeständigkeit von Magnesium in den untersuchten Elektrolyten kaum beeinflusst, findet ein deutlicher Anstieg des Ladungsdurchtrittswiderstandes für die Messungen in DMEM im Vergleich zu denen in SBF statt. Es wird außerdem eine Änderung des Korrosionsmechanismus beobachtet. Die elektrochemischen Messungen mit fließendem Elektrolyt zeigen eine deutliche Abnahme der Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zum statischen Messsystem. Zudem korreliert die Korrosionsrate mit der Fließgeschwindigkeit des Elektrolyten. Je Fließgeschwindigkeit, desto geringer die gemessenen Durchtrittswiderstände. höher die 146 Zusammenfassung Literatur 147 6. Literatur [1] H. Hornberger, S. Virtanen, A.R. 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NaOH OCP vs. Ag/AgCl in V -1.65 -1.70 -1.75 -1.80 -1.85 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 Zeit in h Abbildung 74: Repräsentative OCP –Aufzeichnung einer geschliffenen und einer NaOH-passivierten MgProbe. Das OCP wurde gegen eine Ag/AgCl Referenzelektrode für 75 min aufgezeichnet. Abbildung 75: Mittelwerte der Wasserstoffmessungen mit zugehöriger Standardabweichung der Vorbehandlungschritte Schleifen, NaOH-Passivierung und Beschichtung mit den Linkermolekülen AV, CDI und SA 156 Anhang Abbildung 76: Mittelwerte der Wasserstoffmessungen mit zugehöriger Standardabweichung; a) direkte BSA-Beschichtung ohne die Verwendung von Linkermolekülen; b) BSA-Beschichtung via AV; c) BSABeschichtung via CDI; d) BSA-Beschichtung via SA. Anhang Abbildung 157 77: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen in DMEM bei 37°C der Vorbehandlungsschritte Schleifen, NaOH-Passivierung und SA-Beschichtung nach 0 (oben) und nach 24 h (unten) Auslagerung in DMEM 158 Anhang Abbildung 78: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen in DMEM bei 37°C der direkten BSABeschichtung nach 0 h (oben) und nach 24 h (unten) Auslagerung in DMEM. Anhang 159 Abbildung 79: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen in DMEM bei 37°C der BSA-Beschichtung via SA nach 0 h (oben) und nach 24 h (unten) Auslagerung in DMEM. 160 Anhang Abbildung 80: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen in DMEM bei 37°C der direkten LYSBeschichtung nach 0 h (oben) und nach 24 h (unten) Auslagerung in DMEM. Anhang 161 Abbildung 81: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen in DMEM bei 37°C der LYS-Beschichtung via SA nach 0 h (oben) und nach 24 h (unten) Auslagerung in DMEM. 162 Anhang Abbildung 82: Vergleich der Bode-Plots der EIS-Messungen nach Auslagerung in DMEM für 1, 3 und 5 Tage bei Raumtemperatur (oben), im Inkubator bei 37°C und 5% CO2 Gehalt (Mitte) und nach Zugabe von 20 % FCS zum Medium im Inkubator (unten). Anhang 163 Abkürzungsverzeichnis APTES Aminopropyltriethoxysilan AV APTES + Vitamin C BSA bovines Serumabumin (bovine serum albumin) CDI Carbonyldiimidazol d Tag Da Dalton DMEM Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium EDX Energiedispersive Röntgen EIS Elektrochemische Impedanz Spektroskopie EtOH Ethanol FCS fötales Kälberserum (fetal calf serum) FTIR Fourier transformierte Infrarotspektroskopie HA Hydroxylapatit HEWL aus Hühnereiweiß gewonnenes Lysozym (hen egg white lysozyme) IEP isoelektrischer Punkt Ekin kinetische Energie L Länge LYS Lysozym Mg Magnesium MgCl2 Magnesiumchlorid Mg(CO)3 Magnesiumcarbonat Mg(OH)2 Magnesiumhydroxid OCP Open Circuit Potential (Ruhepotential) OCP Octacalciumphosphat PBS Phosphate Buffered Saline PSG Penicillin-Streptomycin-Glutamin Ra Mittenrauigkeit RD Ladungsdurchtrittswiderstand RE Elektrolytwiderstand RH1 Wasserstoffentwicklungsrat während der ersten Stunde RH2 Wasserstoffentwicklungsrate zwischen 3 und 24 h Rmax maximale Rauigkeit REM Rasterelektronenmikroskop rpm Runden pro Minute SA Stearinsäure (stearic acid) SBF Simulated Body Fluid 164 Anhang t Zeit ToF-SIMS Time of Flight Secondary Ion Mass Spectrometry Uac Beschleunigungsspannung XPS X-ray Photoelectron Spectroscopy XRD X-ray Diffraction Z Impedanz Z‘ Realteil der Impedanz Z‘‘ Imaginärteil der Impedanz Kontaktwinkel Phasenwinkel Dichte Frequenz Anhang 165 Publikationsliste Publikationen 2010 Killian MS, Wagener V, Schmuki P, Virtanen S. Functionalization of Metallic Magnesium with Protein Layers via Linker Molecules. Langmuir. 2010;26:12044-8 2013 Wagener V, Killian MS, Turhan CM, Virtanen S. Albumin Coating on Magnesium via Linker Molecules – Comparing Different Coating Mechanisms. Colloid Killian MS, Wagener V, Schmuki P. Adsorption Characteristics of a Zn-Porphyrin on MgO Surfaces. Surface and Interface Analysis. 2013, 45 (1):194-7 2015 Wagener V, Faltz A-S, Killian MS, Schmuki P, Virtanen S. Protein interactions with corroding metal surfaces: Comparison of Mg and Fe. Faraday Discussions, Article in Press Konferenzbeiträge 2011 Euro BioMat 2011, Jena - Wagener, V; Virtanen, S. Tailoring Magnesium Corrosion by Protein Coating -P Biometals 2011, Quebec – Wagener, V; Turhan, CM; Deleanu, FS; Virtanen, S. Tailoring Magnesium Corrosion by Protein Coating - O
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