Die Ski-Wellenreiter sind startklar

- Freitag, 4. Dezember 2015
Sport 39
Was ist Skicross?
Daniel Hackhofer ist Servicemann bei den Skicrossern
BOZEN (av). Wie beim Boardercross im Snowboard wird auf einem Kurs mit Sprüngen, Wellen
und Kurven aus Schnee gefahren, bei dem in der Qualifikation jeder Teilnehmer einzeln fährt.
Die 32 schnellsten Herren und 16 schnellsten Damen treten im K.o.-Finale an, wobei je vier
Skifahrer gleichzeitig starten. Die beiden Erstplatzierten nach Reihenfolge des Zieleinlaufes steigen
in die nächste Runde auf. Herren und Damen fahren auf der gleichen Strecke.
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BOZEN (av). Ein bekannter Namen in der Südtiroler Langlauf- und Leichtathletik-Szene ist Servicemann bei der Skicross-Nationalmannschaft. Daniel Hackhofer
(im Bild) aus Toblach kümmert sich um das Material von Thanei, Pixner & Co. Das
ehemalige Langlauftalent und aktuelle Spitzenathlet der Südtiroler Läuferszene
(u.a. 6. beim Reschenseelauf 2015) ist heuer das zweite Jahr dabei.
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Zweimal macht der Skicross-Weltcup auch in Südtirol Station: Vom 18. bis 20. Dezember in Innichen (links), während der Watles (rechts die grandiose Aussicht der Fahrer über das gesamte obere Vinschgau) am 9. und 10.
Jänner 2016 seine Weltcup-Premiere erlebt.
C. Tschurtschenthaler (1)
Die Ski-Wellenreiter sind startklar
SKICROSS: Heute erfolgt im Montafon/Vorarlberg der Saisonauftakt im Skicross-Weltcup – Vier Südtiroler sind am Start – Finalläufe werden live auf ORF eins übertragen
BOZEN/MONTAFON (av).
Vorhang auf für die neue Skicross-Weltcupsaison. Während die weltbesten Boardercrosser und Parallel-Spezialisten im Snowboard noch
eine Woche warten müssen,
fahren die Ski-Wellenreiter an
diesem Wochenende erstmals um Weltcuppunkte in
dieser Saison.
Mit dabei im Reigen der Weltbesten sind auch die vier Südtiroler Sabine Wolfsgruber, Debora Pixner, Stefan Thanei und
Marco Tomasi.
Um 10 Uhr hat das lange Warten auf dem Saisonstart ein Ende. Im Sennigrat-Skigebiet von
Schruns-Tschagguns im Montafon (Vorarlberg) bestreiten die
Damen zuerst die Qualifikation,
um 10.45 Uhr sind die Männer
dran.
Während bei den Damen die
schnellsten 16 aus dem Vorlauf
ins Viertelfinale aufsteigen,
schaffen es bei den Herren die
schnellsten 32.
Auf dem Papier ist allen vier
Südtirolern zuzutrauen, dass sie
in den Finalläufen mit dabei
sind. Debora Pixner und Sabine
Wolfsgruber haben bereits in der
letzten Saison mehrmals mit
Top-10-Platzierungen aufhorchen lassen.
Bei den Herren war Stefan
Thanei regelmäßig im Achtelfinale dabei, stieß aber nur zwei
Mal bis ins Viertelfinale vor.
Marco Tomasi hat Außenseiterchancen. Der Bozner hat den
ganzen Sommer über nur selten
trainiert, besitzt aber die skifahrerische Klasse, in den Finalläufen am Samstag (ab 11 Uhr/
Live-Übertragung auf ORF eins)
mit dabei zu sein.
Weil das Skicross-National-
team mit einem äußerst bescheidenen Budget auskommen
muss, ist noch nicht sicher, ob
die Fahrerinnen und Fahrer der
„Azzurri“ alle Weltcup-Etappen
– vor allem jene in Übersee –
mitmachen können. Cheftrainer
Andreas Krautgasser aus Innichen hat sich jedoch den Ruf eines wahrer Meisters der Improvisation erworben. In der Saisonvorbereitung wurde am Stilfser Joch und im Pitztal trainiert.
DREI FRAGEN AN . . .
Skicross: Alle Weltcups auf einen Blick
Stefan Thanei
„Dolomiten“: Wie lief die
Saisonvorbereitung?
Stefan Thanei: Ich kann es
kaum erwarten, dass es losgeht. Ich musste zwar im September wegen einer Blinddarm-OP pausieren, habe ansonsten aber perfekt
trainieren können. Den
Grundstein legte ich, indem
ich den ganzen April bei besten Bedingungen weiter skigefahren bin. Im Sommer
tankte ich in der Therme Meran unter der Leitung von
Andreas Tuti Kondition.
„D“: Welche Saisonziele haben Sie sich gesteckt?
Thanei: Ich will so oft als
möglich im Achtelfinale mit
dabei sein. Das ist kein
Selbstläufer. Und in der K.o.Phase beginnt ohnehin jedes
Rennen neu. Wenn man zu
viert auf der Piste ist, spielen
eine Unmenge von Faktoren
eine Rolle. Sich dort durchzubeißen, ist die größte Herausforderung für jeden Athleten.
„D“: Heuer macht der Skicross-Weltcup erstmals auf
Ihrem Hausberg, dem Watles, Station. Da ist die Vorfreude groß, oder?
Thanei: Das ist richtig. Ich
hoffe, dass viele Zuschauer
kommen. Ich bin am Watles
aufgewachsen, kenne dort jeden Hügel. Ich werde aber
versuchen, das Rennen wie
jedes andere zu nehmen. Das
bedeutet, dass ich nicht zu
Hause schlafen werde, sondern im Team-Hotel. Je weniger ich mich ablenken lasse,
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umso besser ist es.
Fragen: Andreas Vieider
Dort wurde im November auch
die Form überprüft. Debora Pixner wurde Siebte und Neunte,
Sabine Wolfsgruber einmal
Zehnte, Stefan Thanei belegte
die Ränge 17 und 18.
Für die Südtiroler Skicrosser
stehen die Saisonhöhepunkte
schon früh an, und zwar mit den
Heimweltcups in Innichen (18.
bis 20. Dezember) und erstmals
am Watles im oberen Vinschgau
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(9. und 10. Jänner).
Stefan
Thanei
Sabine
Wolfsgruber
Debora
Pixner
Marco
Tomasi
Es war die bislang beste Saison,
die Stefan Thanei in seiner mittlerweile fast fünfjährigen Skicrosskarriere hingelegt hat. Außer im ersten der zwei Weltcuprennen in Arosa (56.) kam der
Burgeiser in allen zehn anderen
Rennen mindestens ins Achtelfinale. Freilich: Der große Ausreißer nach oben blieb aus, nur
beim Finale in Megeve (16.) und
am Tegernsee (15.) stieß der mittlerweile 34-Jährige bis ins Viertelfinale vor, ansonsten kam das Aus
stets im Achtelfinale. Heuer soll
das Vorrücken bis ins Viertelfinale der Top 16 die Regel werden,
und nicht die Ausnahme. Thanei
weiß selbst, dass dies kein Zuckerschlecken ist. „Das Niveau ist
extrem hoch, selbst in der Quali
unter die Top 32 hinein zu fahren,
ist keine Selbstverständlichkeit.
Aber mein Ziel muss sein, kontinuierlich in die Nähe der Top 15
zu kommen.“ Aufgehalten wurde
Thanei in der Saisonvorbereitung
von einer Blinddarm-Operation
im September. Fünf Wochen Pause waren die Folge.
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Die 22-Jährige aus Gais geht in
ihre dritte Weltcupsaison. Genauso wie ihre Teamkollegin
Debora Pixner kommt auch Sabine Wolfsgruber aus dem Alpin-Lager und wurde eher zufällig auf die Möglichkeit aufmerksam, ins Skicross-Lager zu
wechseln. Bereut hat sie diesen
Schritt nie: „Skicross ist extreme
Abwechslung, quasi jede Sekunde muss man ein neues Problem, eine neue Situation bewältigen. Ds wirkt sich auch auf das
Sommertraining aus, das extrem
vielseitig ist.“ Wolfsgruber musste sich am Ende der letzten Saison einer Meniskus-Arthroskopie im rechten Knie unterziehen. „Nichts Ernstes, ich musste
nur zwei Wochen pausieren und
habe keine Trainingstage verpasst“, meint sie. Nachdem sie
im Vorjahr 6 Top-20-Platzierungen erreichte, will sie heuer
noch mehr: „Ich will in der Gesamtwertung unter die Top 10,
und dafür sind regelmäßige
Top-10-Platzierungen die Voraussetzungen.“
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Eigentlich war nach ihrem ersten
kompletten Weltcup-Winter
schon wieder Schluss. Obwohl
Debora Pixner bis auf zwei Rennen immer ins Achtelfinale kam
und einmal Sechste sowie zweimal Siebte wurde, hing die Fortsetzung ihrer Karriere an einem
seidenen Faden: „Ich war im
Frühling quasi schon eine ExRennläuferin. In einer Sportgruppe bin ich ja nicht, und zudem
hat man mir die Studienbeihilfen
an der Universität Innsbruck gestrichen. Nur weil mir mein Kopfsponsor, die Südtiroler Sporthilfe
und die Dachmarke Südtirol entgegen kamen, war es möglich, die
Karriere fortzusetzen.“ Pixner gibt
zu, dass sie am Start die größten
Schwächen hat. „Hier haben wir
gegenüber der Konkurrenz den
größten Aufholbedarf.“ Froh ist
die 23-Jährige aus Pfelders, dass
sie nach drei Kreuzbandrissen,
einem Kahnbeinbruch in der
Hand und einer Blinddarm-OP
heuer erstmals seit langer Zeit
wieder verletzungsfrei in eine
Saisons starten kann.
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass
die kommende Saison die letzte
ist in der Skicross-Karriere des
28-jährigen Bozners. Weil er wie
Debora Pixner keiner Sportgruppe angehört und auch ansonsten
die Sponsoren nicht Schlange
stehen, musste Marco Tomasi
das gesamte Sommertraining
auslassen. Schließlich verdient er
sein Geld als Personaltrainer und
ist zudem beim Hausbauen in
Marling. „Nur vom Skicross kann
ich meine Schulden nicht zurückzahlen“, gibt der ehemalige
Abfahrtsspezialist zu. Seit 2011
gehört Tomasi zum fixen Skicross-Inventar, in der vergangenen Saison hat er aber nur in Are
für ein Ausrufezeichen gesorgt,
wo er Rang elf erreichte. Ansonsten stand er stets im Schatten seines Teamkollegen Stefan Thanei,
entweder kam für Tomasi das
Aus in der Quali oder in der ersten K.o.-Runde im Achtelfinale.
Entsprechend bescheiden sind
die Saisonziele: „Ich gehe ruhig
an die Saison heran, ich mache
mir keinen Stress mehr.“
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4./5. Dezember:
Montafon/Vorarlberg (A)
10. bis 12. Dezember:
Val Thorens (Frankreich)
18. bis 20. Dezember:
Innichen (Südtirol)
9./10. Jänner:
Watles (Südtirol)
15./16. Jänner:
La Plagne (Frankreich)
22./23. Jänner:
Nakiska (Kanada)
5./6. Februar:
Arosa (Schweiz)
12. bis 14. Februar:
Idre (Schweden)
19. bis 21. Februar:
Tegernsee (Deutschland)
27./28. Februar:
Pyeongchang (Südkorea)
12./13. März:
Squaw Valley (USA)
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Skicross: Das
Programm in Südtirol
Innichen
Freitag, 18. Dezember
10.00 Uhr: Quali I
13.00 Uhr: Quali II
21.00 Uhr: Audi Warm-Up Party im
Punka/Vierschach
Samstag, 19. Dezember
13.30 Uhr: Finalläufe
18.30 Uhr: Siegerehrung im Ortszentrum von Innichen
21.00 Uhr: Audi Weltcup-Party im
Punka/Vierschach
Sonntag, 20. Dezember
13.30 Uhr: Finalläufe
Watles
Samstag, 9. Jänner
11.00 Uhr: Quali
19.00 Uhr: LovAlps Ski Cross Opening im Sportwell Mals
Sonntag, 10. Jänner
9.00 Uhr: Open Air LovAlps mit den
Südtiroler Spitzbuam
12.30 Uhr: Finalläufe
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17.00 Uhr: After Race Party