Aldridge Gerhard Die Wirkung einer spezifischen musiktherapeutischen Behandlung auf die sprachlichen Leistungen eines chronisch kranken Globalaphasikers: eine Falldarstellung Hintergrund: Inwieweit der Einsatz von Musik in Form einer gezielten, auf die spezifischen Probleme aphasischer Menschen SIPARI® abgestimmten Behandlungsmethode 1,2 Untersuchung nachgewiesen. nutzbringend sein kann, wurde kürzlich in einer kontrollierten mit chronisch kranken Broca- und Globalaphasikern (durchschnittl. Erkrankungsdauer: 11,5 Jahre) Singen Behandlungsmethode Intonation Prosodie Atmung Rhythmus Improvisation Grundlage dieses Behandlungskonzeptes, das eine Kombination aus ressourcenorientiertem und übungszentriertem Ansatz darstellt, bilden die Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Sprache, die speziell für die Aphasietherapie den Einsatz von Musik nahelegen. AAT-Ergebnisse 80 12.07.2005 09.12.2004 12.11.2000 70 Fragestellung T-Werte 60 Wie wirkt sich diese Behandlung als Langzeittherapie bei einer kürzeren Erkrankungsdauer aus? 50 40 Ausgangssituation 30 20 TT Nach Schrift SV 12.11.2000 09.12.2004 12.07.2005 100 80 Prozentränge Ben Herr B. erlitt im Alter von 57 Jahren eine Hirnblutung, die eine spastische Hemiparese und eine globale Aphasie mit Agraphie und Alexie nach sich zog. Sprachtherapie wurde fortlaufend durchgeführt, wobei die vorhandenen Fähigkeiten unverändert blieben. Methode Drei Jahre nach dem Ereignis wurde zusätzlich mit einer gezielten musiktherapeutischen Behandlung (SIPARI®) begonnen, deren Wirksamkeit mit dem Aachener Aphasie Test (AAT) durch unabhängige und erfahrene Tester überprüft wurde, und zwar 20 Monate nach Beginn der Behandlung und in einer follow-up Untersuchung nach weiteren 7 Monaten Behandlung. Herr B. erhielt zunächst 1 Jahr Einzeltherapie (45 Min./Wo.), danach zusätzlich Gruppentherapie (45 Min. /Wo.). 60 40 20 0 TT Nach Schrift Ben SV 14 12,25 12 Signifikante Veränderung Profilhöhe 10 Ergebnisse Der Patient konnte sich sowohl auf fünf von sechs Beschreibungsebenen der Spontansprache signifikant verbessern als auch in den Testteilen „Token Test“ (Verbesserung um 32 Prozentränge), „Nachsprechen“ (Verbesserung um 57 Prozentränge) und „Benennen“ (Verbesserung um 49 Prozentränge) . Die follow-up Untersuchung nach weiteren sieben Monaten ergab eine nochmalige signifikante Leistungssteigerung. Herr B. ist inzwischen in der Lage, im Alltag Gespräche zu führen und auch verbal am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. 1,41 kritische Differenz 8 Testergebnisse 6 4 2 Ausblick 2,96 1,41 1,41 1,41 0 Test 1 / 2 Test 2 / 3 Kontakt Dr. Monika Jungblut 0203-711319 www.SIPARI.de [email protected] Ob es möglich ist, die Erfolge dieser Behandlung nicht nur mit positiven Reaktionen auf eine Behandlung, die Prinzipien des motorischen Lernens miteinbezieht, zu begründen, sondern mit einem Einfluss auf sprachsystematische bzw. kognitive Fähigkeiten im Sinne einer Aktivierung und Reorganisation der Sprachprozesse, werden weitere Untersuchungen zeigen müssen. Literatur 1. Jungblut, M. & Aldridge, D. (2004): Musik als Brücke zur Sprache – die musiktherapeutische Behandlungsmethode „SIPARI®“ bei Langzeitaphasikern. Neurologie & Rehabilitation, 10 (2): 69-78 2. Jungblut, M. (2005): Music therapy for people with chronic aphasia: a controlled study. In: Aldridge, D. (Ed.): Music therapy and neurological rehabilitation. Performing health. Jessica Kingsley Publishers, London and Philadelphia, 189-211
© Copyright 2024 ExpyDoc