DIE BRÜCKE Juli / August Jahrgang 2015 5 Euro TÄUFERISCH-MENNONITISCHE GEMEINDEZEITSCHRIFT · NR. 4/2015 Weltweite Familie Miteinander auf dem Weg 2 inhalt Thema Umschau 3 Auf ein Wort 4 Geschwister unterwegs mit Gott Markus Rediger 6 Die Weltkonferenz lebt von Begegnungen auf allen Ebenen Rainer Burkart 8 Gottesdienstablauf für den 26. Juli MWK 9 TwenTour Café beim Mennoconnect 2015 Lydia Funck 10 Die Anfänge der MCC-Hilfsarbeit Meghan Mast 14 Pazifisten und Querdenker nicht an den Rand drängen Zum Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 16 Dienet einander Klaus Hübert 20 Pazifismus in Aktion Jan Willem Stenvers 24 Zur Wirkungsgeschichte von John H. Yoders sexuellem Missbrauch Rachel Waltner Goossen 26 Sich trotz allem von John H. Yoders theologischen Gedanken inspirieren lassen Theologisches Seminar Bieneberg 11 Von Geschwistern lernen Gladys Terichow 28 Veränderung durch Debattieren? 12 Wie eine große Familie? Martina Basso 30 Die AMG feiert 25-jähriges Bestehen und wählt neuen Vorstand Uwe Friesen DIE BRÜCKE 5/2015 erscheint Anfang September zum Thema „Unterwegs mit Gott“ Redaktionsschluss ist der 10.08.2015 Rubriken 36 Lyrik 32 Personen 38 Termine 43 Ausblick 44 Friedensfoto DIE BRÜCKE TÄU F E R I S C H - M E N N O N I T I S C H E G E M E I N D E Z E I T S C H R I F T Gegründet 1986 1974 bis 1985 »Mennonitische Blätter« und »Gemeinde Unterwegs« bis 1973 »Der Mennonit« Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (AMG) Vorsitzende: Doris Hege Eysseneckstr. 54, 60322 Frankfurt Tel.: 069-590228 [email protected] Internet: www.mennoniten.de/bruecke.html © AMG 2015, Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion Redaktion: Benji Wiebe Rugbiegel 10, 76351 LinkenheimHochstetten, Tel.: 07247 - 934255-10 [email protected] Anzeigen: Christoph Wiebe, Freiburg Tel.: 0151 - 59432076 [email protected] BRÜCKE-Team: J. Jakob Fehr, Volker Haury, Anita Hein-Horsch, Heiko Prasse, Wilfried Scheuvens, Oskar Wedel Layout: Benji Wiebe, www.mennox.de Korrektorat: Elke Foth, Hamburg Produktion: M. Wiebe – IT Linkenheim-Hochstetten Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 10.08.2015 Erscheint Anfang September 2015 Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu redigieren und gegebenenfalls zu kürzen. Vertrieb & Leserservice: Regina Ruge Wollgrasweg 3d, 22417 Hamburg Tel./Fax: 0 40 - 5 20 53 25 [email protected] Abonnement: DIE BRÜCKE erscheint sechs Mal jährlich und kostet im Abonnement € 28,– (Förderabo € 39,–; ermäßigtes Abo € 15,–) einschließlich Versandkosten und 7 % Mehrwertsteuer. Das Abonnement verlängert sich automatisch um je ein weiteres Kalenderjahr, wenn es nicht bis zum Ende des Jahres gekündigt wird. Einzelpreis: € 5 Bitte beachten Sie unser neues Konto! 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Worauf ich antwortete: „Das passt schon - ein Großteil ist tatsächlich miteinander verwandt.“ Das trifft aber (zum Glück) längst nicht auf alle Mennoniten zu, und ist hier auch nicht gemeint, wenn wir von einer „Weltweiten Geschwisterschaft“ sprechen. Manchmal hilft mir dieser Begriff. Ich komme selbst aus einer großen Familie. Wir mögen uns, sind aber nicht immer einer Meinung. Wir treffen uns, teilen uns mit und kümmern uns umeinander – sind aber doch manchmal gar nicht so traurig darüber, dass wir nicht ständig im selben Haus wohnen. So ähnlich geht es mir auch mit mennonitischen Geschwistern nah und fern. Da gibt es Menschen in der mennonitischen Glaubensfamilie, die manches ganz anders sehen und leben als ich, und doch fühle ich mich ihnen verbunden. Das ist schon innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland so, die nun schon 25 Jahre existiert. Und noch viel mehr, wenn ich über den Tellerrand in andere Länder oder gar andere Kontinente blicke. Auch die Mennonitische Weltkonferenz ist eine Ebene, auf der sich Geschwister aus ganz verschiedenen Ecken der Welt begegnen, voneinander lernen und gemeinsam Gott feiern, der unser aller Vater ist. In dieser Ausgabe geht es um die Vollversammlung der MWK, die dieses Jahr in den USA stattfinden wird. Aber es finden sich auch Berichte aus anderen Ländern und aus Deutschland. Von Begegnungen und von Menschen, die miteinander geschwisterlich auf dem Weg sind. In der Mitte eingeheftet ist in dieser Ausgabe wieder der Beihefter der mennonitischen Werke, die ebenso weltweit „Im Auftrag Jesu“ unterwegs sind. Ich wünsche gute Gedanken, Gesprächsanregungen und Impulse beim Lesen der neuen BRÜCKE Benji Wiebe V (2. Thessalonicher 1, 11) iele Gemeinden haben das Jahr damit begonnen, den Weltgemeinschaftssonntag im Januar zu feiern. Wir danken für die Unterstützung, die wir durch Gebete und die Kollekte an diesem Tag erhalten haben! Die Mennonitische Weltkonferenz war dadurch in der Lage, denen zu helfen, die leiden, und konnte den Dienst der vier Kommissionen unterstützen sowie die Beziehungen untereinander stärken, die wir in unserer Kirche brauchen, um den Namen Jesu, unseres Herrn unter uns zu verherrlichen. Jedes Jahr feiern wir unsere weltweite täuferische Gemeinschaft, die bis heute unser Verständnis von dem formt, was es heute heißt, Jesus nachzufolgen. Jedes Jahr, an diesem einen Sonntag nehmen wir uns die Zeit um gemeinsam Gottesdienst zu feiern im Geist und als Leib Christi und um für einander zu beten. Der Weltgemeinschaftssonntag ist unsere Möglichkeit, unsere Leute daran zu erinnern, dass wir zueinander gehören als Schwestern und Brüder in der Familie Gottes. Jede lokale Gemeinde gehört zur weltweiten Gemeinschaft des Glaubens, welche über Sprache, Nationalität, und Kultur hinausgeht. Wir sind da, um einander zu unterstützen, um die aufzurichten, die leiden und verfolgt werden, und um voneinander zu lernen. All diese Dinge passieren während des ganzen Jahres, aber viele sind zu oft unsichtbar. An diesem einen Sonntag im Jahr versuchen wir allen Gemeindegliedern bewusst zu machen, dass wir als weltweite täuferische Glaubensfamilie gemeinsame Überzeugungen und eine gemeinsame Geschichte teilen und miteinander auf dem Weg der Nachfolge sind. Ich sehe die MWK als die größte lokale Gemeinde … in der wir seelsorgerlich die Menschen begleiten, die leiden, und unseren Dienst für die Welt fördern, in der wir Gottesdienst feiern und die Bedeutung der Nachfolge Christi entdecken, in der wir unsere Gaben teilen weil wir wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind, in der wir kulturelle Grenzen überwinden und unsere Welt verwandeln indem wir die Werte des Reiches Gottes leben. César García DIE BRÜCKE 4 / 2015 4 weltweite familie Geschwister unterwegs mit Gott Täuferisch-mennonitische Christen aus aller Welt treffen sich im Juli 2015 zur Weltkonferenz in Pennsylvania, USA. N ur noch wenige Wochen bis zur nächsten Weltversammlung der Mennonitischen Weltkonferenz MWK in Harrisburg, Pennsylvania, USA. Die MWK lädt ein, über uns, unsere Gemeinde, Konferenz, unsere Nationalität hinauszuwachsen und einzutauchen in die weltweite Glaubensfamilie der Mennoniten und Täufer. Von über 1,7 Millionen Geschwistern weltweit werden rund achttausend in Pennsylvania erwartet. Im Juni lagen bereits Anmeldungen aus 85 Ländern vor! Über 100 Menschen werden sich aus Deutschland auf den Weg in die USA machen. Gemeinsam zum Leben finden César Garcia, der Generalsekretär der MWK sagt, es sei wichtig als Glaubensfamilie miteinander in Kontakt zu treten, echte Gemeinschaft sei nur möglich, wenn wir zusammen kommunizieren. „Es ist nicht möglich mit den Fröhlichen zu feiern oder den Bedrängten und Trauernden zu weinen, DIE BRÜCKE 4 / 2015 wenn wir die Freuden und Leiden der Anderen nicht kennen. Wenn wir unsere Lebenserfahrung, unsere Gaben, aber auch unsere Zweifel und Fragen teilen, dann werden wir gestärkt und beflügelt – dies ist es, was Christus seinen Nachfolgern, seiner Gemeinde verheißt. Wir wollen in Pennsylvania als weltweite Familie, als lebendige Gemeinschaft zusammenkommen, sodass wir mehr sind als einfach ein Netzwerk von einigen Institutionen oder Konferenzen. Pennsylvania: Heimat vieler Mennoniten In der 90-jährigen Geschichte der Weltversammlungen der MWK findet diese erstmals im Osten der USA statt, im US-Bundesstaat Pennsylvania. Dort sind 36.000 Mitglieder in 300 Mennonitengemeinden und 14.500 „Brethren in Christ“ in 112 Gemeinden zuhause, sowie zahlreiche andere Amische und Old Order Mennoniten. Die meisten dieser Gemeinden sind in einem Umkreis von zwei Autostunden um Harrisburg anzutreffen. Darunter befinden sich auch junge Gemeinden von Immigranten aus verschiedenen Kulturen. Das Programm Man trifft sich unter dem Thema „Unterwegs mit Gott“ vom 21. bis 26. Juli 2015 in Harrisburg, Pennsylvania, USA. Jeder Tag beginnt mit gemeinsamem Singen unter der Leitung eines internationalen Chors. Feste Kleingruppen bieten Gelegenheit sich kennen zu lernen und über das Thema des Tages zu diskutieren. Eine große Auswahl an Möglichkeiten erwartet uns jeden Nachmittag: Workshops, Arbeitseinsätze, Ausflüge, Sportangebote – sogar ein Menno-World-Cup ist dabei. Das Weltgemeinschaftsdorf bietet einen Einblick in Leben und Kultur von Gemeinden in verschiedenen Kontinenten. Es gibt Musik und Kunst aus verschiedenen Teilen der Welt zu weltweite familie 5 hören, zu sehen und zu erleben. In den Gottesdiensten am Abend wollen wir gemeinsam singen, beten, hören, unsere Gaben miteinander teilen und einander Mut machen. Weltjugendgipfel Unter dem Motto: „Berufen zu teilen. Meine Gaben. Unsere Gaben.“ treffen sich vom 17. bis 19. Juli 2015 junge Erwachsene in Mechanicsburg, Pennsylvania. Es kommen junge Erwachsene aus allen Kontinenten zusammen, um über lebensrelevante Themen zu diskutieren, einander kennen zu lernen, Spaß zu haben, zu erfahren wie unterschiedlich die Lebenswirklichkeit junger Menschen sein kann und wie junge Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt einander unterstützen und ihre Gaben miteinander teilen können. Konferenz an vielen Orten Während der Konferenz gibt es Ausflüge in die Region um Harrisburg. Vor und nach der versammelten Konferenz werden Exkursionen und Kurzreisen an verschiedene Orte in Pennsylvanien und Nordamerika angeboten. Die verstreute Konferenz bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, Gemeinden in ihrer Lebenswelt kennen zu lernen und Beziehungen wachsen zu lassen. Nah dran im Netz Wie schon bei der letzten Vollversammlung lässt sich auch von zuhause aus an manchen Veranstaltungen via Online-Stream teilnehmen. Berichte und Informationen finden sich auf den folgenden Seiten Offizielle Homepage: mwc-cmm.org/pennsylvania-2015 Kurznachrichten: twitter.com/mwcmm Weltweite Freundschaften via Facebook facebook.com/MennoniteWorldConference Reisebericht der Twen-Tour twentour.wordpress.com Von Zuhause teilhaben Aber auch, wer im Juli nicht in die USA reist, kann an der Weltkonferenz teilhaben. Einige Veranstaltungen werden live im Internet übertragen, es wird Blogs und Berichte geben und am 26. Juli die Möglichkeit, in der Heimatgemeinde am weltweiten Gottesdienst teilzunehmen. Ein Gottesdienstablauf findet sich auf Seite 8. Herzliche Einladung zum Mitfeiern! Markus Rediger Bern MWK-Exekutivkomite DIE BRÜCKE 4 / 2015 8 weltweite familie Gottesdienst am 26. Juli UNTERWEGS MIT GOTT – WEITERGEHEN Heute, am 26. Juli 2015, endet die Versammlung der Mennonitischen Weltkonferenz in Pennsylvania. Wir kommen heute Vormittag als Teil der weltweiten täuferischen Gemeinschaft zusammen, nicht nur in Pennsylvania, sondern auch auf der ganzen Welt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der MWK sind jetzt von Harrisburg aufgebrochen, um eine verstreute Gemeinschaft des Glaubens zu werden. Ob in Pennsylvania oder in einer anderen Gemeinschaft oder Gemeinde auf der ganzen Welt: Heute sind alle eingeladen, als Teil dieser größeren und verstreuten Gemeinschaft des Glaubens mit anderen täuferischen Christen Gott anzubeten und ihm zu dienen. Unser gemeinsames Motto ist dabei „Unterwegs mit Gott – weitergehen“. Begrüßung Gebet: V: Wir erheben dich, Gott. Wir loben deinen Namen immer und ewiglich. Gemeinde: Wir reden von deinen mächtigen Taten und erzählen von deiner Herrlichkeit. V: Wir preisen deine große Güte und rühmen deine Gerechtigkeit. Gemeinde: Du bist getreu in all deinen Worten und gnädig in allen deinen Werken. V: Du bist nahe allen, die dich anrufen. Gemeinde: Du bist gerecht in allen deinen Wegen. Alle: Alles Fleisch lobe deinen heiligen Namen immer und ewiglich. Amen. Gemeindelied Schlaglichter der MWK-Versammlung 2015 Kollekte Lesung: Apostelgeschichte 18,22-28 Predigt: Anhand von Apg. 18 soll darüber nachgedacht werden, wie eng die Beziehungen zwischen den urchristlichen Gemeinden gewesen sind und was das für uns heute bedeuten kann. Gemeindelied Sendung und Segen: Geht heute weiter – offen dafür, die Liebe Gottes, den Frieden Jesu und die Kraft des Heiligen Geistes zu empfangen und weiterzugeben, im Dienst der Versöhnung, zu dem Gott euch berufen hat. DIE MENNONITISCHE WELTKONFERENZ (MWK) ist eine Gemeinschaft von Mennoniten, Brüder-in-Christo-Gemeinden und verwandten Gemeinden auf der ganzen Welt. Die 1925 gegrün-dete MWK sieht sich berufen, eine weltweite Gemeinschaft täuferisch geprägter Kirchen zu sein, miteinander verbunden in einer Gemeinschaft des Glaubens zu Geschwisterschaft, Anbetung, Dienst und Zeugnis. Die Versammlungen der MWK sind konkreter Ausdruck dieser weltweiten Geschwisterschaft. DIE BRÜCKE 4 / 2015 30 umschau Die AMG feiert 25-jähriges Bestehen und wählt neuen Vorstand Bericht aus der AMG-Mitgliederversammlung 2015 auf dem Thomashof V om 12. bis 13. Juni 2015 fand die diesjährige Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) in der Tagungsstätte Thomashof in Karlsruhe statt. Die Delegierten sprachen über die Arbeitsberichte aus den verschiedenen Werken und Bereichen sowie aktuelle Themen, feierten das 25-jährige Bestehen der AMG, verabschiedeten das Jahresbudget und wählten einen neuen Vorstand. bedeutsame Horizonterweiterung begriffen, die Grund zur Dankbarkeit gab. Das möchte man innerhalb der weltweiten Geschwisterschaft gerne fortsetzen. Die Mitgliederversammlung folgte dem Vorschlag des AMGVorstands, die Partnerschaft mit der Meserete Kristos Kirche offiziell zu beenden und sich im kommenden Jahr über eine mögliche Partnerschaft mit einer anderen Kirche auf der südlichen Hälfte der Erdkugel zu informieren. Ende einer Kirchenpartnerschaft Der Freitag Abend stand unter dem Schwerpunktthema „Flüchtlinge fordern uns heraus“. In einer Talkrunde berichteten Teilnehmende aus verschiedenen Gemeinden von ihren Erfahrungen mit Flüchtlingen, Gemeinschaftsunterkünften und offiziellen Aktion Aufschrei Stellen. Wichtig war allen Beteiligten, Die MV beschloss, Mitglied zu werden dass es jeweils um einzelne Menschen in der Aktion Aufschrei. Die Kampag- Die bisherige Partnerschaft der AMG mit der Meserete Kristos Kirche in Äthiopien wurde reflektiert. Es gab in den vergangenen Jahren einen wertvollen Austausch, der zeitweise intensiver von den Werken gestaltet wurde. Eine internationale Partnerschaft wurde als Bereicherung und DIE BRÜCKE 4 / 2015 Herausforderung Flüchtlinge und Schicksale geht und es Aufgabe der Gemeinden ist, dem Anderen der Nächste zu werden. Hingewiesen wurde auch auf die Ausgabe 3/2015 der Gemeindezeitschrift DIE BRÜCKE, die weitere Beiträge und Anregungen zum Thema „Flucht und Migration“ enthält. 25 Jahre AMG Grund zur Freude und für einen kurzen dankbaren Rückblick gab ein kleines Jubiläum. Seit 25 Jahren gibt es nun die 1990 auf den Weg gebrachte Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland KdöR (AMG). Barbara Hege-Galle erzählte von den Anfängen und staunte, was da in 25 Jahren gewachsen ist. umschau 31 Der neue AMG-Vorstand (v.l.): Doris Hege, Fernando Enns, Wolfgang Seibel, Rebecca Froese, Kurt Kerber, Megan Rosenwink, Jan Berend van Delden, Volker Haury (nicht im Bild: Ruth Raab-Zerger) ne gegen Rüstungsexport initiierte eine Unterschriftenaktion zur Veränderung des Artikel 26(2) GG. Darin wird auf „zur Kriegsführung bestimmte Waffen“ Bezug genommen. Volker Haury ist für die AMG die Verbindungsperson in dieses Aktionsbündnis. Erreicht werden soll eine Veränderung der Richtlinien zum Rüstungsexport mit dem Ziel einer restriktiveren Genehmigungspraxis. Das ist als Einstieg gedacht in das langfristige Ziel, Rüstungsexporte nicht mehr zuzulassen und damit z.B. mit Kleinwaffen, Minen oder chemischen Waffen anzufangen. Inzwischen wurde der thematische Handlungsrahmen erweitert. Mit dem Slogan „Grenzen öffnen für Menschen. Grenzen schließen für Waffen.“ wird auf Zusammenhänge zwischen Rüstungsexporten und Flüchtlingen aus Kriegsbieten hingewiesen. Die geplante Erweiterung ab 2015 wird mit dem Slogan „damit der Mensch nicht zur Zielscheibe wird“ beschrieben. (Weitere Information: www.aufschrei-waffenhandel.de ) MissionRespekt Am Samstag wurde das Dokument MissionRespekt diskutiert und den Gemeinden zur Rezeption empfohlen. Dazu kann man sich der Materialien bedienen, die die Website missionrespekt.de bereithält. Das Dokument stellt Empfehlungen für einen Verhaltenskodex zu diesem sensiblen und oft umstrittenen Thema dar und lädt Kirchen und christliche Organisationen dazu ein, es sich zu eigen zu machen. Als ein bedeutsames weltweit begrüsstes pragmatisches Papier verzichtet es dabei auf den Versuch, eine Theologie der Mission zu skizzieren. Das Papier ist ein Verhaltenskodex. d. h. er äußert sich zu der Frage, in welcher Haltung Mission betrieben wird. Es sagt nichts zu der Frage wie Mission verstanden wird. Auch darüber ist es wichtig miteinander ins Gespräch zu kommen, nicht weil unser Gemein- den schrumpfen, sondern weil wir Teil haben und teilnehmen an Gottes Mission in dieser Welt und weil wir dafür Zeugen und Beauftragte Gottes sind und es darum geht, Weggemeinschaften Jesu zu bilden. ÖRK Mitgliedschaft der AMG Die Vereinigung Deutscher Mennonitengemeinden (VDM) ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (1948). In den Gesprächen zur Gründung der AMG 1990 gab es eine kontroverse Debatte und vereinzelt Widerstand gegen eine Mitgliedschaft im ÖRK, so dass die Mitgliedschaft im ÖRK nicht auf die AMG überging. Nicht-VDM-Gemeinden aber, denen die ÖRK-Mitgliedschaft wichtig war, richtete die VDM ihrerseits den Status einer Teilmitgliedschaft mit dem Ziel einer Teilhabe an der ÖRK Mitgliedschaft ein. Bis heute haben neun ASMGemeinden und sechs VdM-Gemeinden dies in Anspruch genommen, die seither eine Art Doppelmitgliedschaft führen. Auf ihrer Sitzung im Juni diskutierte die MV nun die Übertragung der ÖRK-Mitgliedschaft von der Vereini- gung auf die die AMG. Das Anliegen stößt grundsätzlich auf Zustimmung, wenngleich auch ein gewisser Gesprächsbedarf in manchen Gemeinden beachtet werden soll. Im nächsten Jahr soll diese Frage abschließend beraten und entschieden werden. Neuer Vorstand Turnusgemäß wählte die Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand. Mit Dank verabschiedet wurden Brigitta Albrecht und Birgit HufenBatzke. Auch Frieder Boller wurde nach achtjähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender mit großem Dank aus der Vorstandsarbeit verabschiedet. Den ersten Vorsitz hat künftig Doris Hege inne, Pastorin der Mennonitengemeinde Frankfurt am Main. Stellvertretende Vorsitzende sind Fernando Enns, Hamburg und Volker Haury, Stuttgart. Zum neu gewählten Vorstand gehören außerdem Jan Berend van Delden (Kassier), Rebecca Froese, Kurt Kerber, Ruth Raab-Zerger, Megan Rosenwink und Wolfgang Seibel. Benji Wiebe Die neue Vorsitzende Doris Hege bedankte sich bei Frieder Boller für seinen achtjährigen Dienst. DIE BRÜCKE 4 / 2015 ausblick 43 Müntzer - Revolutionär am Ende der Zeiten Im Juli 2015 erscheint eine Biographie zu „Thomas Müntzer - Revolutionär am Ende der Zeiten“ von Hans Jürgen Goertz im Verlag C.H. Beck. Gott ist gerecht, und die Christen sind frei. Thomas Müntzer wollte diese Grundeinsichten der Reformation auch politisch durchsetzen. Dafür schloss er sich dem Aufstand der Bauern an, wurde gefoltert und hingerichtet. Hans- Jürgen Goertz erzählt das Leben dieses Revolutionärs, der das Reich Gottes ganz nahe wähnte. Seine meisterhafte Biographie erinnert an eine unterdrückte Strömung der Reformation, die bis heute existiert. Mit seiner mystischen Theologie und der Devise „Alles gehört allen“ hat Thomas Müntzer über Jahrhunderte polarisiert. Der anfängliche Verehrer Martin Luthers wurde von diesem verachtet und angefeindet, in der Kirche wurde er totgeschwiegen. Die Anerkennung kam spät von anderer Seite: Friedrich Engels entdeckte den frühen Revolutionär, Heinrich Heine bewunderte den „heldenmütigsten und unglücklichsten Sohn des deutschen Vaterlandes“, Ernst Bloch verehrte den „Theologen der Revolution“, und die DDR versah ihre Fünf-Mark-Scheine mit Müntzers Konterfei. Jenseits der Kämpfe um Thomas Müntzer verortet Hans-Jürgen Goertz seine Theologie und sein Wirken in seiner Zeit und macht gerade dadurch deutlich, warum Müntzer bis heute die Gemüter erregt. Faszination Äthiopien S eit fünfzehn Jahren unterstützt das Mennonitische Hilfswerk Projekte in verschiedenen Landesteilen von Äthiopien. Im November 2015 wird eine Projektreise nach Äthiopien angeboten, die Möglichkeit zu Besuch und Begegnung mit Menschen in den Projekten bietet. Auskünfte erteilt Roswitha Funck, Tel.: 06303/8081013, E-Mail: Roswitha.Funck@ menno-hilfswerk.de Die nächste Ausgabe der BRÜCKE erscheint Anfang September zum Thema: „Unterwegs mit Gott“ Die NovemberNummer hat das Thema „Trauern & Hoffen“ 352 S.: mit ca. 25 Abbildungen und 1 Karte. Gebunden, C.H.BECK 2015, ISBN 978-3-406-68163-9 Die nächsten Nummern: DIE BRÜCKE 5/2015 erscheint Anfang September 2015, Thema: „Unterwegs mit Gott“ Redaktionsschluss ist der 10.08.2015 DIE BRÜCKE 6/2015 erscheint Anfang November 2015, Thema: „Trauern & Hoffen“ Redaktionsschluss ist der 06.10.2015 Wir freuen uns über Leserbriefe, Beiträge, Berichte und Zusendungen für die Rubriken „Lyrik“ und „Friedensfoto“ Bitte schreiben Sie an: DIE BRÜCKE, Rugbiegel 10, 76351 Linkenheim-Hochstetten Tel.: 07247 934255 -10 Fax: -19 E-Mail: [email protected] DIE BRÜCKE 4 / 2015
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