200 JAHRE BASLER MISSION 25. September 1815 – 25. September 2015 Materialien zur gottesdienstlichen Feier am Sonntag, 20. September, Sonntag, 27. September oder einem anderen, örtlich geeigneten Termin INHALT Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite Eingangsgebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sündenbekenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zuspruch der Vergebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeugnis Catherine Mulgrave und Johannes Zimmermann Mina Bernius geb. Gogel Predigtentwürfe Sacharia 4,6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthäus 20,1-16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dankgebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fürbittengebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kollektenbitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Segen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Liedvorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 5 6 8 9 10 12 17 23 25 26 27 28 29 32 2 GRUß Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. Sacharia 4,6 EINFÜHRUNG Die Weisheit des Sankofa-Vogels Der Sankofa ist ein Symbol des Akan Volkes und stammt aus Ghana, einem der ersten Einsatzgebiete der Basler Mission. Der Vogel dreht seinen Hals nach hinten, um ein Ei aus seinem Gefieder zu nehmen. «San» heißt zurückkehren, «ko» bedeutet hingehen und «fa» sehen, suchen oder nehmen. 3 Das Symbol ist mit einem Akan-Sprichwort verbunden: «Es ist nicht falsch, zurückzukehren und etwas zu holen, was du vergessen hast.» Der Sankofa, der das kostbare Ei aus den Federn zieht, erinnert uns daran, dass die Vergangenheit Schätze birgt. Wir blicken auf die Geschichte der Basler Mission zurück, um vorwärts gehen zu können. Darum ist der SankofaVogel das offizielle Symbol des 200. Jubiläums der Basler Mission. Das erste Missionsgebiet der Basler Mission war die westafrikanische Goldküste, heute Ghana. Bis zum heutigen Tag bezeichnet sich die Presbyterianische Kirche von Ghana (PCG) gerne als die „Erstgeborene“ der Basler Mission. Inzwischen ist jedoch die PCG eine völlig selbst-ständige Kirche und als solche Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). Insgesamt besteht die EMS aus 28 Kirchen und Missionsgesellschaften in Europa, Asien und Afrika. Manche haben ihre Wurzeln in der Basler Tradition. Andere haben ganz andere Ursprünge. Nichtsdestotrotz wirkt die gesamte EMS Gemeinschaft bei der Jubiläumsfeier der Basler Mission mit. Alle EMS Mitglieder blicken heute auf ihre eigenen Wurzeln zurück, geben Dank für das, was bisher geschehen ist und blicken erwartungsvoll auf das, was noch kommt. PSALM: EG 705 (Psalm 8), EG 743 (Psalm 104) oder ein anderes Psalmgebet. 4 EINGANGSGEBET Ewiger Gott, du hast der ganzen Welt versprochen, sie zu erretten. Mit großer Dankbarkeit feiern wir das 200. Jubiläum der Basler Mission. Seit 200 Jahren bezeugt die Basler Mission das Evangelium in aller Welt. Ihr Name steht für liebevolle Hingabe in der Nachfolge Jesu Christi. Wir blicken zurück auf eine lange Kette von Menschen, die alles gegeben haben, damit das Senfkorn des Glaubens gepflanzt, gegossen und geschützt wurde. In deinem Namen haben diese Zeugen tiefe Enttäuschungen und große Erfolge erlebt. Sie sind mit dir gewandert auch im finstern Tal. Dein Licht hat sie geführt von einer Kraft zur anderen. [Psalm 84,8] Wir bitten darum: Fülle unsere Herzen und Sinne mit dem Geist des auferstandenen Christus. Segne unseren Gottesdienst heute, so wie du alle Menschen heute segnest. Schenke uns die Rettung in Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. 5 SÜNDENBEKENNTNIS Barmherziger Gott, wenn wir heute auf 200 Jahre eines gemeinsamen Weges zurückblicken, dann denken wir vor allem an die Höhepunkte, an gelungene Begegnungen, erreichte Ziele. Aber wir wissen, dass es auch Tiefpunkte und falsche Entscheidungen gab. Gnädiger Gott, höre unser Gebet. Wir haben einander oft nicht richtig zugehört, haben einander nicht ernst genommen, weil wir so sehr von der Richtigkeit unserer eigenen Auffassung überzeugt waren. Wir haben oft nicht begriffen, dass diejenigen, die wir mit unserer Verkündigung in Wort und Tat erreichen wollten, auch selbst über einen großen Erfahrungsschatz verfügten und im Glauben fest verwurzelt waren. Hätten wir ihnen zugehört, so hätten wir viel von ihnen lernen können. Gnädiger Gott, höre unser Gebet. Wir sprechen gerne von Partnerschaft auf Augenhöhe – und da ist auch Vieles gewachsen in den vergangenen Jahren. Aber immer wieder stimmten unsere Worte und unser Verhalten nicht zusammen. Dann spielten Unterschiede im Blick auf Geld, Position, Alter oder Geschlecht doch eine Rolle in der Zusammenarbeit und in Entscheidungsprozessen. Gnädiger Gott, höre unser Gebet. 6 Immer wieder müssen wir feststellen, dass wir in kulturellen Fragen, in politischen Fragen und auch in Glaubensfragen unterschiedliche Meinungen haben. Wir müssen bekennen, dass wir da oft miteinander ungeduldig waren und uns zu wenig bemüht haben, einander zu verstehen. Gnädiger Gott, höre unser Gebet. In Christus gilt weder Ost noch West, weder Süd noch Nord. Dennoch haben wir Mühe, die engen Schranken des provinziellen Denkens zu überwinden. Unter uns sind viele, die sich über- oder auch unterlegen fühlen, nur weil sie aus einem bestimmten Weltteil stammen. Wir halten auch an manchem Vorurteil fest und haben etliche Klischees parat, um Menschen zu beschreiben, die anders sind als wir selbst. Gnädiger Gott, höre unser Gebet. In der langen Geschichte der Mission haben wir immer wieder Mitarbeitende zurechtgewiesen oder gar entlassen. Nun müssen wir uns fragen: Sind wir dabei sorgfältig genug vorgegangen? Haben wir alle Spielräume ausgenützt, alle möglichen Hilfestellungen gegeben? Manchmal haben wir ja gemerkt, dass wir einen Fehler machten. Haben wir dann den Mut gehabt, das zuzugeben? Waren wir bereit, andere Menschen um Vergebung zu bitten, wenn uns klar wurde, dass wir sie verletzt haben? Gnädiger Gott, höre unser Gebet. 7 In diesen Tagen der Freude über das Gelungene und Erreichte wollen wir auch das Nicht-Gelungene und das Nicht-Erreichte vor dich bringen. All den Ärger und manchmal auch den Zorn, den wir über einander und über andere gespürt haben. Es tut uns leid, wenn wir Menschen falsch behandelt und sie verletzt haben. Wir bekennen unsere Schuld für manche falsche Handlung und manchen bösen Gedanken. Auch wenn wir vieles davon vergessen haben, wissen wir, dass wir nicht immer „in Solidarität“ gehandelt haben. Das bekennen wir und bitten dich um Vergebung. ZUSPRUCH DER VERGEBUNG Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer. (Jesaja 54,10) -- / -- Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. (Psalm 103, 8.10.12-13) 8 ZEUGNIS Catherine Mulgrave und Johannes Zimmermann Im Allgemeinen waren die „Basler Missionsbräute“ des 19. Jahrhunderts Deutsche oder Schweizer Frauen, die nach entsprechender Vorbereitung ausgesandt wurden, um Missionare zu heiraten, die bereits im jeweiligen Gebiet tätig waren. Die Biografie von Catherine Mulgrave ist anders. Mulgrave wurde wahrscheinlich schon als Kind in die Sklaverei verkauft und von ihrer Heimat Angola in die Karibik verschleppt. An der Küste vor Jamaika erlitt der Sklaventransport Schiffbruch. Mulgrave wurde von einer Familie der Herrnhuter Brüdergemeine aufgenommen und als Haushälterin ausgebildet. Später wurde sie Lehrerin. Zusammen mit ihrem ersten Mann, ebenfalls einem ehemaligen Sklaven, wurde sie von der Basler Mission angefragt für einen missionarischen Einsatz an der Goldküste, jetzt Ghana. Nach Ankunft dort scheiterte diese Ehe. Dann lernte Mulgrave aber Johannes Zimmermann kennen, einen Basler Missionar aus Gerlingen bei Stuttgart. Die beiden heirateten. Da Mulgrave schwarz war, tat sich die Missionsleitung in Basel damit schwer. Mehr als zwanzig Jahre lang durfte Zimmermann keinen Heimaturlaub in Deutschland antreten. Nichtsdestotrotz gedieh die Ehe und wurde mit sechs 9 Kindern gesegnet, davon fünf, die das Erwachsenenalter erreichten. Zimmermann, ein Mann großer Schaffenskraft, ist am ehesten für seine Übersetzung der Bibel und etwa 500 geistlicher Lieder in die ghanaische “Ga” Sprache bekannt. Darüber hinaus gründete er in Abokobi eine christliche Kommunität oder „Salem“. Dieses in der Annahme, dass der christliche Glaube am ehesten in einer Atmosphäre frei vom traditionellen Brauchtum gedeihen könne. Mulgrave wurde eigenständig missionarisch tätig und gründete die erste Mädchenschule und den ersten Frauenverband der Basler Missionskirche an der Goldküste. Obwohl beide vor mehr als 100 Jahren gestorben sind, ist in Ghana bis zum heutigen Tag ihr Zeugnis für das Evangelium und das eine menschliche Geschlecht in vielerlei Farben unvergessen. Mina Bernius geb. Gogel Als Mina Gogel, eine 25jährige Waise aus Wegstetten bei Gaildorf, Anno Domini 1910 nach Indien ausreiste, war sie keine Missionsbraut wie zu dieser Zeit üblich. Sie kam als sogenannte Industriemissionarin, als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin nach Calicut, wo sie mit jungen indischen Mädchen und Frauen arbeitete. Dass sie Indien dann 10 als verheiratete Frau mit einem halbjährigen Säugling verließ, hing mit dem jungen pfälzischen Missionar August Bernius zusammen. Er durfte sich nach drei Jahren Bewährung im Dienst in Indien nach einer Frau umsehen und hatte bei Mina nach anfänglichem Zögern Erfolg. Sie heirateten 1912. Ihr erstes Kind, Sohn Theo, starb kurz nach der Geburt. Ihr ganzes Leben lang hat sie das nicht losgelassen. Mit dem zweiten Sohn, der gerade mal ein halbes Jahr war, fand sie sich im November 1915 mit vielen Missionsfrauen und -kindern als Kriegsinternierte auf dem Schiff ‚Golconda‘ auf dem Weg nach Europa wieder. Voller Heimweh nach ihrem Mann, der weiterhin als Kriegsgefangener in Ahmednagar ausharren musste, fühlte sie sich auf dem Schiff oft von Gott und Menschen verlassen. Letztlich war ihr Gottvertrauen aber durch nichts zu erschüttern. Nach 1927 hätten August und Mina Bernius wieder nach Indien ausreisen sollen. Die mittlerweile vier Kinder wären ins Missionskinderhaus nach Basel gekommen. Mina wurde krank, ihr Mann verzichtete auf Indien, die Kinder blieben in der Obhut der Eltern. Die Familie lebte in Speyer, der Vater war Pfarrer am Diakonissenhaus, Mina gründete in Speyer einen Missionskreis, bereitete große Missionsbasare vor und arbeitete in vielfältiger Weise mit Mädchen und Frauen. 22 Jahre lebte sie schließlich als Witwe im Haus ihrer Tochter in Speyer und starb dort 1969, mit 84 Jahren. 11 PREDIGT ZU SACHARIA 4, 6 Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen. Liebe Gemeinde, Wenn Kinder und Jugendliche ihren Geburtstag feiern, dann denken sie weder groß über die Vergangenheit nach, noch darüber, was die Zukunft bringen mag. Sie leben in der Gegenwart und genießen den Moment: „Heute ist mein Geburtstag.“. Aber wenn wir älter werden, weitet sich unser Blickfeld. Zunehmend denken wir über Dinge nach, die in der Vergangenheit liegen und darüber, was wir in den vor uns liegenden Jahren tun könnten. Es gibt jedoch auch Menschen, die weder zurück noch nach vorne schauen – und natürlich auch jene, die nicht das Bedürfnis haben, über Vergangenheit oder Zukunft nachzudenken. Solche Menschen haben vielleicht große Not erfahren und haben wenig Anlass zur Annahme, dass die Zukunft irgendeine Verbesserung bereithält. Es gibt aber allerdings auch jene, die nach dem Prinzip leben, dass morgen ein besserer Tag sein wird, dass Misserfolg nichts weiter ist, als ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Erfolg. Solche Menschen analysieren oft vergangene Taten mit der Hoffnung, ihre Leistung in der Zukunft zu verbessern. Gleichzeitig sind sie sich der Tatsache bewusst, dass wir alle unsere Grenzen haben. Gott jedoch ist nicht begrenzt. Weder Zeit noch Raum, noch Macht, noch Alter können Gottes Fähigkeiten in irgendeiner Weise beeinflussen. Dies ist von 12 besonderer Wichtigkeit, wenn Gottes Werk und Menschenwerk sich überschneiden, so wie es der Fall ist in der Kirche. Wir erinnern uns an die Geschichte der Kirche, an ihre Anfänge und ihr frühes Wachstum, wie sie zunächst nach Europa kam und wie sie sich von dort nach Afrika, Asien und Amerika ausbreitete. Von Anfang an wurde die Kirche von Personen als Herausforderung betrachtet, die ihre Lehre ablehnten. Dennoch gab es immer wieder jene Menschen, die dem Aufruf der Kirche zum Glauben nachkamen und sich taufen ließen. Dies geschah trotz der Tatsache, dass jene, die als Vertreterinnen und Vertreter der Kirche agierten, in vielerlei Hinsicht schwach, unzulänglich oder unbeständig waren in ihrem Zeugnis. Sie hatten ihre Grenzen. Gott jedoch hat keine Grenzen. Und deshalb setzt sich Gottes Wille durch, immer und immer wieder. Kirche heute muss ihre Rolle finden in der Wechselbeziehung zwischen Gott und der Welt. Die Kirche ist in der Welt und Teil der Welt. Nichtsdestotrotz sind ihre Identität und ihre Stärke jenseitig. Sie ist ein Licht in der Welt, doch verfügt sie über kein eigenes Licht. Sie bringt Licht dadurch, dass sie das Licht widerspiegelt, das in die Welt kam durch Jesus Christus. Wenn man sich nun dem Propheten Sacharia zuwendet: Der Kontext seiner Botschaft ist die Rückkehr der Judäer in ihre Heimat im Anschluss an die babylonische Gefangenschaft. Was sie vorfinden, ist herzzerreißend. Die Stadt Jerusalem ist zerstört, der Tempel liegt in Trümmern, alles ist verwüstet und 13 verlassen. Das Land, das einst von Gott versprochen wurde, ist alles andere als vielversprechend. Gott gebraucht seinen Propheten Sacharia, um Serubbabel, den politischen Hoffnungsträger der Judäer, diese Worte der Ermutigung darzubringen: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ Es wird keine Armee aufmarschieren, die Judäer werden nicht vor Kraft und Pracht strotzen. Was geschieht, wird durch die Kraft des Heiligen Geistes geschehen. So ruhig und leise der Heilige Geist zu sein scheint: Der Tempel wird wieder aufgebaut zu einem Ort der Begegnung mit dem lebendigen Gott. Das verheißene Land wird abermals zum versprochenen Land werden. In diesem Jahr feiert die Basler Mission ihren 200. Geburtstag. Die Evangelische Mission in Solidarität nimmt dies zum Anlass, Rückblick und Vorausschau zu halten. Dabei wollen wir nun als Beispiel das Werk der Kirche in Luwu in Indonesien betrachten. Von der Ankunft der ersten Missionare im Jahr 1913 bis hin zur Gegenwart ist viel Gutes geschehen. Die vielleicht bedeutendste Entwicklung geschah auf dem Gebiet der interreligiösen Beziehungen. Schon bevor die Missionare kamen, gab es verschiedene Religionen in Luwu: Islam, Hinduismus, Buddhismus und traditionelle indonesische Religionen. Mit der Ankunft der Missionare wurde auch das Christentum eingeführt. Anfangs entwickelten sich oft Spannungen, wenn Menschen dem Ruf des Evangeliums 14 folgten und sich taufen ließen. Die Missionare jedoch setzten sich für ein friedliches Nebeneinander der Religionen ein. Im Lauf der Jahre hat dies vermehrt an Akzeptanz gewonnen. In der jüngsten Vergangenheit gab es jedoch gegenteilige Entwicklungen. Radikale Elemente sind hervorgegangen, die sich dazu bekennen, Al-Qaeda oder den Islamischen Statt (IS) zu unterstützen. Doch noch immer ist der Wille, friedlich zusammenzuleben, die treibende Kraft. Wenn wir uns die Zukunft der Mission anschauen, sehen wir, dass die dringlichste Priorität ein Perspektivwechsel ist. In der Vergangenheit war Mission oft das Zusammenspiel „aktiver“ und „passiver“ Akteure. Die „aktive“ Seite fragte generell nicht bei der „passiven“ Seite, welche Prioritäten gesetzt werden sollten. Das Programm wurde von denen bestimmt, die den Missionsprozess als ihr Eigentum beanspruchten. In der heutigen Welt passt dieses Modell von Mission nicht länger zur Agenda. Was jetzt gebraucht wird, ist ein Prozess, der „aktive“ Akteure auf beiden Seiten mit einbezieht. Das Ziel ist, gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung zu erreichen von allen, die mit Gottes Mission in der Welt betraut sind. Eine weitere Herausforderung ist die sich verändernde Rolle der Kirche insgesamt. Vor 200 Jahren war die Kirche das Zentrum der Gesellschaft. Die Gemeinden waren selbstbewusst und optimistisch. Die Missionsaktivitäten, die aus dieser geistigen Haltung erwuchsen, trafen auf weit verbreiteten Zuspruch der Gesellschaft. Im globalen Süden ist 15 das oft noch immer der Fall. Aber im globalen Norden unterscheidet sich die Situation erheblich. Obwohl der Kirche in Europa immer noch eine aktive Rolle spielt im Formen der Gesellschaft durch das Angebot vieler sozialer Dienste, ist die Gesellschaft als Ganzes vermehrt säkular ausgerichtet. Das Resultat ist, dass es immer schwieriger wird für die Kirche, das Herzstück ihrer Existenz zu vermitteln, nämlich die Erlösung durch Jesus Christus. Doch das muss ein integraler Bestandteil jeglichen Missionsbestrebens bleiben, da die Verkündigung der Kirche ohne diese Botschaft unvollständig ist. Wenn wir vorausschauen auf die kommenden hundert Jahre der Mission, bitten wir um Stärke und Weisheit, um offene Türen und offene Herzen, um bedeutungsvolle Begegnungen, um die Bereitschaft, flexibel zu sein im Hinblick auf sich ändernde Prioritäten, und um den Mut, auszuharren im Angesicht von Schwierigkeiten. Der Gott, der uns so weit gebracht hat, wird uns gewiss nicht im Stich lassen, wenn wir voranschreiten, unser Zeugnis zu geben - nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch den Geist des lebendigen Gottes. Amen. Tiny Irawani - Pfarrerin der Protestantisch-Indonesischen Kirche in Luwu (GPIL) auf Sulawesi, Indonesien. Zurzeit ist sie gemeinsam mit ihrem Mann, Pfarrer Dix Pasande, als ökumenische Mitarbeiterin der Evangelischen Kirche in Baden mit Dienstsitz in Muggensturm tätig. Die Badische Landeskirche ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). 16 PREDIGT ZU MATTHÄUS 20, 1-16 Von den Arbeitern im Weinberg Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg. Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. 17 Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder im Herrn, um ehrlich zu sein: dieses Gleichnis ist schon immer schwere Kost gewesen. Viele, wenn sie dieses Gleichnis hören, ziehen daraus den Schluss, dass Gott ungerecht handelt. Wirklich! Der Wortlaut gibt auch Anlass dazu. Wir können diesen Text auch als Illustration vom Prophetenwort des Jesaja verstehen, bei dem es wörtlich heißt: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes 55,8-9) Auch dieses ist wahr. Und dann gibt es noch die Lesart, dass Gott nicht will, dass wir nutzlos herumstehen. Eins fehlt jedoch bei all diesen Auslegungen; es fehlt ein wesentlicher Aspekt, nämlich die Rolle der Kirche im diakonischen Handeln Gottes in der Welt und für die Welt. Hier sehen wir, wie Gott mit einer der tiefsten menschlichen Nöte umgeht, nämlich der Arbeitslosigkeit und der damit einhergehenden Perspektivenlosigkeit. Darauf soll hier im Weiteren eingegangen werden. Im sechsten Vers fragt der Weinbergbesitzer: „Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?“ Der Frage kann man entnehmen, dass der Besitzer die missliche Lage der angesprochenen Menschen begreifen will. Es kümmert ihn, dass sie nichts zu 18 tun haben. Dieses deutet darauf hin, dass Gott so viele Menschen wie möglich aus der Welt der Plackerei und der Abhängigkeit erretten will in sein Reich des Lebens und der würdigen Arbeit. So ist der Text im übertragenen Sinne ein Plädoyer an die Kirche, Stellung zu beziehen gegen eine Politik, die Arbeitsplätze vernichtet und Billiglohn fördert. Schauen wir uns einmal an, was der Weinbergbesitzer tut! Er ist den ganzen Tag damit beschäftigt, sicherzustellen, dass jede verfügbare Arbeitskraft beteiligt wird an einer sozialen Marktwirtschaft. Heute erleben wir weltweit, dass viele Regierungen scheinbar ohnmächtig einer massiven Arbeitslosigkeit gegenüberstehen. Da ist oft nicht einmal der Wille erkennbar, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Der Weinbergbesitzer in unserem Gleichnis tritt für einen Paradigmenwechsel ein. Er arbeitet daran, das scheinbar Unabänderliche zu verändern! Ebenso sollen wir uns als Kirche für Veränderung einsetzen, indem wir unsere Stimme für die Schwachen und Entrechteten erheben. Die Kirche müsste zu denen gehören, die wie der Weinbergbesitzer damals in der heutigen Zeit fragen: „Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?“ Jesus will mit dieser Geschichte erreichen, dass wir uns in die Lage derer hinein versetzen, die ohne Arbeit sind. Wir sollen den Druck wahrnehmen, der von einem Wirtschaftssystem erzeugt wird, das ausschließlich auf Gewinnoptimierung ausgerichtet ist. Das Geschrei der Opfer einer eiskalten 19 Marktwirtschaft soll auch unsere Ohren erreichen. Das stumme Geschrei all derer, die ihre Arbeitskraft täglich von morgens sechs bis nachmittags um fünf ohne Erfolg anpreisen, dennoch auf das Unmögliche hoffend. Sie stehen natürlich nicht unbedingt auf den öffentlichen Plätzen. Es sind vielmehr die Asylbewerber-heime, die Amtsstuben und Ämter, die Wartezimmer in Arztpraxen und Krankenhäusern, Gefängniszellen oder soziale Beratungsstellen, und all die verschiedenen Ämter, die die letzte Hoffnung sind für die Benachteiligten unserer Zeit. Sie warten von früh bis spät, nicht viel anders als ihre Schwestern und Brüder zu biblischen Zeiten, die ebenfalls nicht wussten, wie sie über die Runden kommen sollten. Für den Weinbergbesitzer ist der Tageslohn für jeden Arbeiter gesetzt, unabhängig von der Arbeitszeit oder Arbeitseffizienz. In vielen Ländern, auch in meiner kamerunischen Heimat, ist es normal, dass vor allem zählt, wie lange jemand schon für eine Firma arbeitet, nicht das Arbeitsergebnis oder die Arbeitseffizienz. Dieses Gleichnis sagt dagegen, dass die Beschäftigungsdauer zweitrangig ist. Vielmehr gilt: Alle erhalten den gleichen Lohn. Darum haben die Kirchen in Afrika den Auftrag, eine Gesellschaft zur Ordnung zu rufen, die Mittelmäßigkeit belohnt statt Leistung. In Europa dagegen braucht es die Kirchen, um den Arbeitslosen eine Stimme zu geben und die Gesellschaft daran zu erinnern, dass die Erde nicht von Wenigen ausgebeutet werden darf zu Lasten der 20 Mehrheit, denn „die Erde ist des Herrn und die darauf wohnen“ - wie es in Psalm 24 heißt. Das Wichtigste aber an dieser Geschichte ist ihre Bedeutung für die Mission. Wenn der Weinbergbesitzer die Menschen fragt, warum sie untätig sind, antworten sie ihm: „Es hat uns niemand eingestellt.“ Nun müssen wir uns die Frage stellen lassen: Wie sieht die Zusammenarbeit in der Mission aus? Wir im Süden haben längst begriffen, dass auch wir etwas beitragen können zur Mission. Das hat man schon 1910 bei der Weltmissionskonferenz in Edinburgh formuliert. Heute, mehr als 100 Jahre später, sollten wir langsam Ernst damit machen. Wir von der südlichen Welthalbkugel sagen: wir sind fähig zur Missionsarbeit und wir sind dazu bereit. Manche in Europa wollen das aber nicht wahr haben. Im Bild des Gleichnisses aber hieße das, die wartenden Arbeiter als Faulpelze zu bezeichnen. Das stimmt aber nicht! Sie wären bereit, ihre Arbeitskraft einzusetzen. Sie stehen in den Startlöchern. Die Schwestern und Brüdern des Südens sind ebenso heute vorbereitet und bereit, und sie haben viel beizutragen zur Mission, auch in Europa und nicht nur in ihrer Heimat. Gerade hier wollen sie nicht länger Zuschauer sein bei dem, was Gott durch seine Kirche tut. Sie bringen eigene Ideen mit, sie sind präsent und sie haben Zeit. Das neue Paradigma in der Mission muss dieser Entwicklung Rechnung tragen. Unter dem Stichwort „Mission Moves“ können wir nicht mehr nur eine Bewegung vom Norden in den 21 Süden verstehen. Nun treten vielmehr die Menschen des Südens gemeinsam mit den Menschen im globalen Norden in eine neue Dimension von Partnerschaft ein. Ja, die Mission bewegt sich und die Mission bewegt die Menschen! Es gilt nicht länger die Einbahnstraße der Reichen zu den Armen. Sondern Mission bewegt die Reichen dazu, dass sie ihre wahren Bedürfnisse erkennen. Der Weinbergbesitzer braucht die Arbeiter, nicht nur die Arbeiter den Weinbergbesitzer. Mission meint nicht länger die Bewegung vom Zentrum zu den Rändern, sondern auch von den Rändern zum Zentrum. Das ist die revolutionär neue Bewegung in diesem Gleichnis. Der Weinbergbesitzer bewegt sich auf die Arbeiter zu, und die Arbeiter bewegen sich in den Weinberg. Und wissen Sie was? Beide gewinnen dabei! Die Arbeiter verdienen ihren Lohn, und der Weinbergbesitzer fährt eine gute Ernte ein. Wir vertrauen darauf, dass Gottes Aufgabe für seine Kirche nicht beschränkt ist auf die ständige Wiederholung, wie sehr Gott uns liebt, sondern Gottes Aufgabe für die Kirche ist, der Welt zu zeigen, dass seine Liebe beide erreicht, die im Zentrum UND die an den Rändern. Amen. Emmanuel Mote - Pfarrer der Presbyterianischen Kirche von Kamerun. Im Herbst / Winter 2014-15 absolvierte er ein Praktikum in der Geschäftsstelle der Basler Mission Deutscher Zweig (BMDZ). Die BMDZ ist Mitglied der Evangelischen Mission in Solidarität. 22 DANKGEBET Allmächtiger und gnädiger Gott, du hast deine Kirche beauftragt, das Evangelium allen Völkern zu verkündigen. Wir wollen dir danken für das Leben all derer, die diesem Auftrag nachgefolgt sind. Insbesondere danken wir heute für das Leben der Missionare, die durch die Basler Mission ausgebildet und in alle Welt ausgesandt wurden. Stellvertretend für viele andere denken wir dabei insbesondere an Karl Bader, Martha Bähler, Wilhelmine Bernius, Ludwig Dautermann, Wilhelm Dilger, Karl-Christoph Epting, Ruth Epting, Ferdinand Ernst, Karl Gengenbach, Wilhelm Häberle, Hermann Herzog, Johann Conrad Hiller, Wilhelm Kaiser, Johanna Kling, Rudolf Lechler, Eugen Liebendörfer, Richard Lipp, Hans Lutz, Emilia Ode, Ernst Peyer, Pauline Reusch, Andreas Riis, Karl Schäfer, Wilhelm Stöckle, Ernst Traugott, Rosina und Georg Widmann, Hans Wildi, Anna Wuhrmann, Erika Wuttke, Johannes und Catherine Mulgrave-Zimmermann. Ebenfalls mit großer Dankbarkeit denken wir an die vielen Menschen, die die Missionare herzlich empfangen und das Evangelium bereitwillig aufgenommen haben. Dabei rufen wir insbesondere ins Gedächtnis: Samuel Ambat, Kwame Bediako, Baskar A. Bhasme, Esther Ayak Daniel, David Gana, Chung Tsun Fu, Won-Yong Kang, Jeremiah Chi Kangsen, Petro Mungo, Irin N. Nanyan, Na Miriam Njoh, Yacob Ramavarma, Linda Ayuba Sini, Aaron Su, Ho Shu Teck, Bol Jodor Timothy, Daniel Chinnappa Utangi. Sie und Tausende mehr haben unentwegt 23 gearbeitet für das Wohl der Kirche und die Verbesserung der Gesellschaft. Wir danken für ihre Glaubenskraft und die Schönheit ihrer Leben. Wir danken für die harte Arbeit, die sie zeitlebens geleistet haben, um allen Menschen die gute Nachricht zu bringen. Du Herr hast deinen Geist gesandt, damit sie zu dieser deiner Mission befähigt wurden. Möge der gleiche Geist unseren eigenen Glauben stärken und uns durch Worte und Taten so für das Evangelium begeistern, dass durch uns die Menschen unserer Zeit von dir hören, an dich glauben und Freude daran finden, dich zu kennen. Dieses erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. 24 FÜRBITTENGEBET Guter und gnädiger Gott, Du hast uns versprochen, dass dein Reich wachsen wird. Dieses gibt uns Zuversicht und erfüllt uns mit Freude. Hilf uns, die Hoffnung nicht zu verlieren, wenn wir in Not geraten, wenn wir uns über Gebühr strapaziert fühlen, wenn wir mit Ungewissheit konfrontiert werden oder wenn uns schwere Krankheit heimsucht. Wir bitten dich: Sei du bei jeder Kirche und jeder Missionsgesellschaft der Evangelischen Mission in Solidarität. Begleite sie in allem, was sie tun. Segne die Arbeit der Ökumenischen Mitarbeitenden und Freiwilligen, die den EMS Mitgliedskirchen im Norden und im Süden mit ihrem Einsatz dienen. Schenke ihnen Flexibilität und Kreativität für ihre tägliche Arbeit. Wenn wir jetzt unseren Blick von der Vergangenheit auf die Zukunft Deiner Mission lenken, schärfe unseren Blick für diejenigen, die sich am Rand befinden: Die Vertriebenen und die Flüchtlinge, die Bedürftigen und die Einsamen, die geistig und die materiell Armen. Lass Deine Kirche ein Zeichen der Hoffnung und ein Abbild Deines kommenden Königreiches sein. VATERUNSER 25 KOLLEKTENBITTE Die Kollekte ist heute für die Arbeit der Ekklesiyar Yan'uwa a Nigeria bestimmt, die Kirche der Geschwister in Nigeria (E.Y.N.). Diese Kirche ist Mitglied der Basler Familie seit 1959. In ihrem angestammten Gebiet im Nordosten Nigerias wird sie massiv bedroht durch die islamische Sekte Boko Haram. In der gesamten Region sind bisher mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Vielfach sind Mädchen und Frauen entführt und grausam misshandelt worden. Tausende von Menschen haben den gewaltsamen Tod erlitten. Obwohl die Kirche der Geschwister als Organisation selbst stark betroffen ist, leistet sie Soforthilfe für die Flüchtlinge, und zwar ungeachtet der Stammes- oder Religionszugehörigkeit. Zu den angebotenen Maßnahmen gehören Nahrungsmittel, Notunterkünfte, Bildungsangebote für die Kinder und Traumatherapie. Die Kosten belaufen sich für das Jahr 2015 auf 1,5 Millionen Euro. Mit Ihrem heutigen Opfer tragen Sie dazu bei, diese lebensrettende Hilfe zu leisten. 26 SENDUNG Im Jahr 2002 beschloss der Missionsrat der EMS bei seiner Sitzung in Chennai, Indien, eine gemeinsame theologische Orientierung für alle ihre Mitgliedskirchen und Missionsgesellschaften. Wenn wir uns nun darauf vorbereiten, diesen Gottesdienst zu verlassen und hinauszugehen in die Welt, lasst uns einige dieser Ziele, die wir uns damals gesetzt haben, vergegenwärtigen: An der Mission beteiligt zu sein heißt, die leidenschaftliche und verändernde Liebe, die Gott allen Menschen durch die Sendung seines Sohnes Jesus Christus gezeigt hat, zu erwidern. In seinem Namen setzen wir uns ein für Erlösung, Befreiung, Versöhnung, Heilung, Gerechtigkeit, Frieden und Hoffnung. (3) Wir widmen uns darum aufs Neue der Verkündigung des Evangeliums, sei es in Gottesdienst und Gebet, Religionspädagogik oder Diakonie. So erinnern wir daran, dass Jesu Dienst für die Welt ganzheitlich ist und alle Dimensionen des Lebens umfasst. (4) Lehre uns, das Evangelium von Jesus Christus auf einladende und glaubwürdige Weise zu bezeugen. Möge die Erfahrung von Fremdheit in der Begegnung und im Austausch über Grenzen hinweg uns helfen, das Evangelium in neuer Weise zu entdecken. (6) Als Boten Christi wollen wir - mutig und demütig zugleich Zeugnis von ihm geben. Menschen anderer religiöser 27 Überzeugungen und Weltanschauungen begegnen wir mit Achtung und Einfühlungsvermögen, mit der Bereitschaft zuzuhören und als gute Nachbarn zusammenzuleben. (8) Wir verpflichten uns aufs Neue dazu, das Evangelium durch Zeichen lebendiger Solidarität zu bezeugen. Wir setzen uns ein für Menschenrechte, ebenso für eine gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern und unter allen Generationen. (9) Wir wollen als Glieder der EMS Gemeinschaft einander ermuntern und wechselseitig herausfordern. Dabei reichen wir uns die Hände über alle Grenzen hinweg und teilen so unsere Hoffnung auf das kommende Reich Gottes. (1 und 10) SEGEN Wenn wir jetzt gemeinsam von einem Jahrhundert der Missionsarbeit ins nächste gehen, möge Gott uns geben: den langen Atem für die Reise, den Mut zur Versöhnung, das gegenseitige Vertrauen zur Gemeinschaftsbildung, den Willen zur Solidarität, Gottes Geleit und Gottes Segen. Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden. Amen. 28 LIEDVORSCHLÄGE Nun danket alle Gott / Now Thank We All Our God (EG 321; Thuma Mina 147) Ursprünglich ein deutsches Kirchenlied, ist inzwischen in den verschiedensten Übersetzungen weltweit bekannt und beliebt. Damit aus Fremden Freunde werden / That Strangers into Friends are Turning (EG 657 Württemberg; Thuma Mina 250) Das Lied wurde vom badischen Komponisten Rolf Schweizer zum 10. Jubiläum der EMS im Jahre 1982 geschrieben. Der Text nimmt einige der Anliegen auf, die für die EMS Gemeinschaft von zentraler Bedeutung sind. Viele kleine Leute / We are Many People (EG 662 Württemberg) Der Text dieses Liedes geht auf ein afrikanisches Sprichwort zurück. Singable English Transliteration (Riley Edwards-Raudonat) We are lots of people in many different places Walking together step by step We can change the face, the face of the world We can stand together in solidarity. May God’s blessing be with us always As we walk the path of life. Die Sach ist Dein Herr Jesu Christ / Asem a Yekura mu yi (EG 593 Württemberg) Der missionarische Geist des 19. Jahrhunderts kommt in diesem Lied treffend zum Ausdruck. 29 Obwohl ursprünglich deutsch, wird es heute in Deutschland kaum noch gesungen. In der weltweiten Kirche ist es jedoch nach wie vor sehr bekannt und liegt in vielen Sprachen vor, neben Englisch unter anderen in Indonesisch, Xhosa (Südafrika) und Twi (Ghana): 1. 2. 3. 30 Elmhurst Hymnal and orders of worship for the Sunday school, young people's meetings and church services. Words Copyright 1908 by Eden Pub. House 31 IMPRESSUM Gottesdienstliche Materialien anlässlich des 200. Jubiläums der Basler Mission V.i.S.d.P.: Pfr. Jürgen Reichel, Evangelische Mission in Solidarität e.V. (EMS), Vogelsangstr. 62, D-70197 Deutschland. Tel.: +49 (0)711 63678-0; Fax: +49 (0)711 63678-45; [email protected]; www.ems-online.org Redaktion: Riley Edwards-Raudonat, Tiny Irawani, Johannes Stahl Autoren: Roswitha Bernius-Grimm, Riley Edwards-Raudonat, Tiny Irawani, Emmanuel Mote, Jürgen Quack, Johannes Stahl, Royce Victor Alle Bibelzitate sind der revidierten Fassung der Lutherbibel von 1984 entnommen. Die Biografien von Catharine Mulgrave, Johannes Zimmermann und Mina Bernius geb. Gogel sind in gekürzter Fassung folgender Quelle entnommen: “Worte sind schön, aber Hühner legen Eier: Menschenbilder in der Mission” (Erlangen, 2014). ISBN9783872145444 32
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