18 Journal BERLINER KURIER SONNTAG, 2. AUGUST 2015 Miez, M iez, miez! miez! Im alten Ägypten als Gottheit verehrt, im Mittelalter verteufelt, gehört die Katze heute zu den beliebtesten Haustieren weltweit. Allein in deutschen Haushalten leben über 12,5 Millionen Stubentiger. Am 8. August ist Weltkatzentag. Zeit, um den Miezen zu huldigen und skurrile Fakten zu nennen, die Sie garantiert noch nicht wussten. 1 Superlauscher. Katzen hören zwei Oktaven höher als Menschen – und nehmen damit sogar die Ultraschallrufe von Fledermäusen wahr. Eben jenes Gehör enttarnte einst einen Lauschangriff des russischen Geheimdienstes auf eine Botschaft in Moskau. Die Katzen kratzten an der Tapete, hinter der sie Mäuse vermuteten. Die Mäuse stellten sich als Wanzen heraus, die für die Miezen gut hörbar im Ultraschallbereich fiepten. Manipulierer. Wissenschaftler stellten fest, dass Katzen oft ein hochfrequentes Miau mit 300 bis 600 Hertz benutzen, wenn Sie vom Menschen etwas wollen. Diese Tonlage entspricht in etwa dem Schreien eines hungrigen Menschenbabys. Mini-Puma. Auch schwarze Katzen haben in ihrem Fell eine Tigerzeichnung. Diese wird jedoch meist nur bei Lichteinfall in einem bestimmten Winkel sichtbar. Links- und Rechtspföter. Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien haben nachgewiesen, dass Kater bevorzugt die linke Vorderpfote zum Pföteln nach Spielzeug oder Beute nutzen, Kätzinnen 2 3 4 Dusty the Klepto Kitty ging in Kalifornien (USA) auf Diebestouren und soll über 600 Dinge wie Handschuhe, Socken und Bälle erbeutet haben. Towser hält bis heute den Rekord als fleißigste Katze aller Zeiten. Sie soll innerhalb von 24 Jahren auf dem Gelände der Whiskydestillerie „Glenturret“ in Schottland 28 899 Mäuse erlegt haben. Ihr zu Ehren ist ein Denkmal errichtet worden. 5 6 10 11 7 8 9 Luft-Schmecker. Katzen besitzen nur 473 Geschmacksknospen, der Hund zirka 1700, der Mensch 9000. Süß können Katzen nicht schmecken, sie kennen nur salzig, sauer und bitter. Dafür besitzen sie im Maul das Jacobsonsche Organ, mit dem sie Luft schmecken können. Mehr-Zeher. Normalerweise haben Katzen an den Vorderpfoten fünf und an den Hinterpfoten vier Zehen. Es gibt aber Miezen, HemingwayKatzen genannt, die durch eine Genmutation an den Vorderpfoten sechs und an den Hinterpfoten fünf Zehen haben können (Polydaktylie). Ihr Name geht auf Snowball zurück, den Kater des US-Schriftstellers Ernest Hemingway. Eine besonders große Population dieser Katzen gibt es im Hemingway Haus auf Key West in Florida (USA). Kletterkünstler. Katzen können problemlos einen Baum hinauf-, aber nicht mehr herunterklettern. Das hängt mit der Stellung ihrer Zehen zusammen, die sie Lil Bub, Internet-Star und MedienLiebling, hat nicht nur auf YouTube eine Sendung (Lil Bub’s Big Show). Die unter einem Gendefekt leidende Mieze hat bereits in einem Kinofilm mitgespielt. 12 Fotos: AP, dpa, zvg dagegen ihre rechte Vorderpfote. Leucht-Pipi. Katzenurin leuchtet unter Schwarzlicht. Das liegt daran, dass das im Katzenurin enthaltene Phosphat bei UV- oder Schwarzlicht-Anstrahlung fluoresziert. Schnatterlieschen. Beim Anblick einer begehrten, aber durch äußere Hindernisse, wie beispielsweise Fenster, für sie unerreichbaren Beute, wie einem Insekt, einer Maus oder einem Vogel, „schnattern“ Katzen. Das liegt daran, dass sie die Bissbewegungen im Prinzip in der Luft beziehungsweise ins Leere ausführen, was das schnatternde Geräusch verursacht. Allergiker-Katzen. Eine US-Firma soll Miezen gezüchtet haben, auf die Menschen nicht mehr mit einer Allergie reagieren. Den Stubentigern soll ein Gen für die Produktion des Eiweißes fehlen, das die allergische Reaktion auslöst. Die Warteliste ist lang, der Preis liegt bei 3300 Euro pro Katze. Miezen-Panik. Die Angst vor Katzen nennt man Ailurophobie. Sie kommt hauptsächlich bei Männern vor. Bekannte Persönlichkeiten wie Gaius Julius Cäsar, Alexander der Große und Napoleon Bonaparte sollen davon betroffen gewesen sein. Katzen-Kommando. Die Schweizer Armee hat eine Mieze im Rang eines Ein-Stern-Generals. Brigadier Broccoli, eine Tigerkatze, erhielt ihren Namen, weil sie ein der Küchenmannschaft runtergefallenes Broccoli-Röschen fraß. Das Armee-Tigerle lebt in der Kaserne Lyss. Grumpy Cat wurde durch ihren mürrischen Gesichtsausdruck berühmt und zu einem InternetPhänomen. Tardar Sauce, ihr eigentlicher Name, leidet an einem genetisch bedingten Kleinwuchs. Skinny galt mit 18,6 Kilogramm als der wohl dickste Kater der Welt. Inzwischen hat er ordentlich abgespeckt und wiegt 8,5 Kilo. 18 skurrile Fakten über Stubentiger Von OLGA BOBILEVA 19 nicht wie Eichhörnchen spreizen können, um sich festzuhalten. Um runterzuklettern, müssen sie ihre Krallen als Steighaken einsetzen, wenn sie es von der Mutterkatze oder anderen Artgenossen gelernt haben. Besitzergreifung. Wenn sich eine Mieze am Menschen reibt, sei es mit dem Mundwinkel oder der Seite, ist das nicht Zuneigung, sondern dient dem Markieren. In ihren Mundwinkeldrüsen hat die Katze verschiedenste Duftstoffe, mit denen sie belebte und unbelebte Objekte in ihrem Lebensraum beduftet und damit in Besitz nimmt. Pfoten weg! Medikamente, die für Menschen bestimmt sind, können für Katzen tödlich sein. Aspirin ist giftig, hemmt die Blutgerinnung und führt zu Magenbluten, Leber- und Knochenmarkschäden sowie Blutbildveränderungen. Rohe Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln, Weintrauben, Rosinen, Schokolade und Avocados sind ebenfalls toxisch für Katzen. Passivraucher. Nikotin ist für Miezen wie für den Menschen giftig. Es kann nach Speicheln und Erbrechen zum Atemstillstand kommen. Das ständige Einatmen von 13 14 15 Rauch kann bei Katzen sogar Asthma auslösen. Vogelarten-Killer. Freigängerkatzen tragen angeblich zum Niedergang von Vogelarten bei. Studien belegen jedoch, dass Katzen viel lieber Mäuse jagen. An der Reduzierung der Vogelpopulationen sind eher die zunehmende Umweltverschmutzung und die Veränderungen der Lebensräume vieler Vogelarten schuld. Endlos-Putzer. Fellpflege dient Katzen nicht nur zur Reinigung. Beim „Verdrängungsputzen“ beruhigt sich die Katze selbst, da das Putzen für eine kleine Massage sorgt und dabei Endorphine ausgeschüttet werden. Sterbebegleiter. Kater Oscar aus Providence in Rhode Island (USA) hält im Pflege- und Rehabilitationszentrum „Steere House“ eine eigene „Visite“ ab. Er legte sich schnurrend zu Menschen, die bald starben. Der tierische Todesengel soll bisher 50 Fälle vorausgesagt haben. 16 17 18 6 Die Informationen beruhen auf Aussagen der Tier-Expertinnen Helena Becker, Birga Dexel, Manuela Filzmaier, Heike Grotegut, Tina Krogull, Lea Schmitz, Petra Twardokus und Eva Waiblinger.
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