Interview mit Susanne Fröhlich und Jan Schuba (Theaterleitung

Interview mit Susanne Fröhlich und Jan Schuba (Theaterleitung) Theater Skyline 14. Februar 2016
© Autor: Klaus Leitzbach 2016 www.frankfurtinterviews.de / www.ffm-journal.de
FRANKFURT INTERVIEWS
im Gespräch mit der Theaterleitung vom Ensemble "Theater Skyline"
Susanne Fröhlich und Jan Schuba
Susanne Fröhlich und Jan Schuba Bilder © Klaus Leitzbach
Im Anschluss an die Aufführung des Bühnenstücks "Am Horizont" von Petra Wüllenweber
im Frankfurter Kellertheater sprachen wir Susanne Fröhlich, die unter ihren Mädchennamen
Susanne Lammertz als Schauspielerin tätig ist und im Stück die Rolle der Anna spielt und
mit Jan Schuba der Regie führte.
FRANKFURT INTERVIEWS: Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit
mit der Alzheimer Gesellschaft Frankfurt?
Susanne Fröhlich:
Für unsere Jugendtheaterstücke versuchen wir immer kompetente Partner zu finden. Natürlich
könnten wir auch im Internet Infos einholen. Aber mit einem kompetenten Partner an unserer
Seite, können wir Lehrern und Kindern bei Interesse und Fragen mit Experten in Kontakt bringen.
Und wir kennen die Menschen persönlich, die hinter diesen Kontakt stehen.
So war es beim
Thema Alzheimer naheliegend die Alzheimer Gesellschaft Frankfurt anzusprechen.
Jan Schuba: Frei nach dem Motto: Wann hätte jemand fragen sollen der sich damit auskennt. Ich
finde es immer gut, wenn man jemand hat den man Fragen stellen kann. Denn obwohl das Stück
von Petra Wüllenweber textlich vorliegt, ist es grundsätzlich so, dass man sich bei der
Theaterarbeit nicht auf den geschriebenen Text verlässt. Deshalb war es toll, dass wir mit der
Alzheimer Gesellschaft Frankfurt sachkundigen Verstand heranziehen konnten.
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FRANKFURT INTERVIEWS: Das Theaterstück "Am Horizont" von Petra Wüllenweber,
thematisiert die gesellschaftliche Herausforderung Demenz, welchen Bezug zum Thema
Alzheimer hatten Sie vor Ihrer Arbeit an dem Werk?
Susanne Fröhlich:
Weil ich eine Tante mit Alzheimer habe, die in einem Heim intensiv betreut wird und es in meiner
Familie weitere Personen mit Alzheimer gab, die zuhause betreut wurden, war ich bereits mit dem
Thema vertraut. Ich weiß welche emotionellen Belastungen damit verbunden sind. Dies habe ich
zum Beispiel bei meiner theaterpädagogischen Arbeit Jugendlichen vermittelt und beschrieben
welche eigenen Gefühle damit verbunden als wir unsere Tante in dem Heim unterbrachten. Als
Jan Schuba vor Jahren das Stück „Am Horizont“ fand waren wir damals überzeugt, dass es kein
gesellschaftliches Thema sei. Das änderte sich jedoch 2014 nach dem Film „Honig im Kopf“. Weil
uns das Lesen des Stückes zu jenem Zeitpunkt uns beide angesprochen hat, haben wir es für den
Bereich Jugendtheater ausgewählt.
Jan Schuba:
Als Kinder- und Jugendtheater wählen wir gesellschaftlich relevante Themen. Und da kam uns der
Gedanke einmal etwas Anderes zu machen, das genauso gesellschaftliche Relevanz hat, aber
nicht aus den typischen Bereich des Jugendtheaters stammt. Ich fand, dass das Stück „Am
Horizont“ ein ganz spannendes Thema sei, deshalb habe ich es für meine Regiearbeit
ausgewählt. Die Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Frankfurt hat mir bei der Inszenierung
sehr geholfen.
FRANKFURT INTERVIEWS: Hat Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Alzheimer Ihren
Umgang mit dem Thema oder mit Betroffenen verändert?
Jan Schuba:
Bis zu meiner Inszenierung des Stücks „Am Horizont“ bin ich mit dem Thema Alzheimer
nicht in Berührung gekommen. Durch meine Arbeit an dem Stück und die damit verbundene
Zusammenarbeit mit der Alzheimer Gesellschaft Frankfurt, habe ich die Erkrankung näher
kennengelernt. Ich habe jetzt ein klareres Bild. Ich weiß das es bei Alzheimer sehr viele
Phänomene gibt. Man hat uns erklärt, dass es viele verschiedene Formen von Alzheimer gibt.
Das Stück „Am Horizont“ zeigt im Prinzip die Spitzen der Erkrankung.
Susanne Fröhlich:
Bei mir hat sich nicht der Umgang mit dem Thema, sondern das Wissen darüber geändert. Ich
verstehe jetzt besser warum ein Alzheimer-Erkrankter nicht mehr so reagiert wie früher. Ich habe
gelernt, das bestimmte Regionen seines Gehirns ausgelöscht sind, wodurch das einmal Erlernte
weg ist. Und das Wissen das die Krankheit verschiedene Verläufe nehmen kann gibt mir Halt
und Trost.
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BILDER RUND UMS INTERVIEW
Susanne Fröhlich und Jan Schuba im Interview Bilder: © Mileiba und Klaus Leitzbach
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FRANKFURT INTERVIEWS: Was macht Ihnen an Ihrer Theaterarbeit besonders Spaß?
Jan Schuba:
Wo soll ich da anfangen und wo soll ich da aufhören. Also ich finde es grundsätzlich toll
Geschichten zu erzählen. Ich bin Autor und als Schauspieler stehe ich auch selbst auf der Bühne,
aber ich habe vor Jahren meine Liebe zur Inszenierung entdeckt und die Regiearbeit finde ich
genauso toll und faszinierend wie das spielen.
Susanne Fröhlich:
Was macht bei der Theaterarbeit Spaß – Alles. Es ist kein Beruf wo man viel Geld verdient,
insofern muss es Spaß machen sonst würde es keiner machen. Ich bin sehr gern
Theaterschauspielerin, weil ich da auf der Bühne sofort ein Feedback durch das Publikum
bekomme. Ich mag es auch mich in tausend Figuren zu verwandeln. Toll ist auch der Austausch
mit meinen Kollegen, die genauso viel Herzblut in ihre Arbeit hineinlegen wie ich, das
mitzuerleben macht auf der Bühne unglaublich viel Spaß. Mir gefällt auch was zwischen uns
Schauspielern auf der Bühne passiert, wie wir Gefühle austauschen und uns einer Figur nähern.
Das macht mir besonders Spaß, weil man dabei unglaublich viel über Menschen lernt.
FRANKFURT INTERVIEWS: Das Kellertheater ist Mitglied in der Frankfurter Theaterallianz,
welche Impulse erhalten Sie aus diesem Verbund für Ihre Theaterarbeit?
Susanne Fröhlich:
Wir dürfen hier spielen und das ist wunderbar! Denn als freie Theaterbühne haben wir keine
feste Spielstätte. Das Kellertheater bietet uns die Plattform die Stücke zu machen die wir
umsetzen möchten. Es gibt uns dafür den Freiraum ohne uns zu beschneiden oder vorzugeben
welche Themen wir machen sollen. Für diese tolle Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar.
Wir fühlen uns hier wirklich zuhause.
Jan Schuba:
Ich habe hier im Kellertheater zwar zwei Stücke inszeniert stand aber hier noch nicht selbst
auf der Bühne. Was ganz Besonderes ist die Atmosphäre der Spielstätte. Ich habe noch nie
auf so einer kleinen Bühne gestanden. Im Kellertheater ist man viel näher am Publikum dran
als in einem Haus mit 800 oder 900 Plätzen. Das ist für meine Schauspielkollegen eine ganz
tolle Sache.
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FRANKFURT INTERVIEWS: Sie haben schon an verschiedenen Spielstätten und
Spielorten gearbeitet, was schätzen Sie besonders an der Spielstätte des Kellertheaters
und an Frankfurt als Stadt?
Susanne Fröhlich:
Die anderen Schauspieler und Regisseure die ich hier kennengelernt habe sind alle sehr mit der
Spielstätte verbunden
und spielen gerne hier. Und wir haben das Gefühl als Gastspielgruppe hier nicht nur geduldet,
sondern auch gewünscht zu sein. Wir sind hier nahe am Publikum und kriegen sofort unser
Feedback. Wir schätzen hier auch das schöne freie Arbeiten.
Aber natürlich haben und werden wir auch woanders spielen. In Frankfurt kommt man sehr schnell
an die Leute ran.
Wenn ich mir vorstelle die gleiche Arbeit in Berlin zu machen glaube ich nicht das wir so schnell in
Kontakt kommen würden. Die Leute in Frankfurt sind einfach zugänglicher.
FRANKFURT INTERVIEWS: Frau Fröhlich, Herr Schuba wir bedanken uns für das Interview.
(Das Interview wurde von Klaus Leitzbach im Rahmen der Jubiläumsfeier "20 Jahre Alzheimer Gesellschaft Frankfurt"
und der Vorführung des Theaterstücks „Am Horizont“ am 14. Februar 2016 im Frankfurter Kellertheater durchgeführt)
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