Montag, 21. September 2015 / Nr. 217 Nidwalden Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung 15 Linker Zürcher versucht Paroli zu bieten NIDWALDEN Die Ausgangslage für den 18. Oktober macht neugierig. Dies zeigte ein Wahlpodium. Drei vertraute Gesichter, ein Zürcher und ein kurioser Einzelkämpfer traten an. OLIVER MATTMANN [email protected] War es die brisante Ausgangslage CVP (Therese Rotzer) gegen FDP (Hans Wicki) um den Ständeratssitz? Oder die spezielle Konstellation bei der Nationalratswahl mit dem Zürcher «Wochenzeitung»-Redaktor Andreas Fagetti als Last-Minute-Kandidat? Oder war es die sonderbare ErNational- und scheinung in der Ständeratswahlen Person von Sepp 18. Oktober 2015 Käslin, selbst ernannter Kandidat um die Nachfolge von Paul Niederberger (CVP) in die kleine Kammer? Vermutlich von allem etwas. Das Wahlpodium unserer Zeitung vom Freitagabend lockte jedenfalls gegen 260 Zuhörer in den bis auf den letzten Platz gefüllten «Engel»-Saal in Stans. Sie werden das Rennen um den Ständeratssitz unter sich ausmachen: Therese Rotzer (im Gespräch mit Moderator Markus von Rotz) und Hans Wicki. Bilder Roger Zbinden Flüchtlingskrise ein grosses Thema Bevor die vier ernst zu nehmenden Kandidaten ins Rampenlicht traten, erhielt Sepp Käslin – wie zuvor mit ihm abgemacht – Redezeit in Form eines Interviews mit Gesprächsleiter Markus von Rotz, Redaktionsleiter unserer Zeitung. Allerdings vermochte der 68-jährige Doktor in Naturwissenschaften diese Gelegenheit nicht zu nutzen, um Werbung in eigener Sache zu machen (siehe Kasten). Zwischen ihm und den anderen Protagonisten lagen Welten. Ein Problem, das zurzeit fast die ganze Welt beschäftigt, war dann Ausgangspunkt für eine ausgiebige Diskussion auf der Bühne zwischen dem parteilosen Andreas Fagetti (55) und dem amtierenden SVP-Nationalrat Peter Keller (44) sowie CVP-Landrätin Therese Rotzer (50) und FDP-Regierungsrat Hans Wicki (51): die Flüchtlingskrise. «Weltwoche»Journalist Keller nahm wie gewohnt kein Blatt vor den Mund: «Die europäische Asyl- und Migrationspolitik gibt es zwar, aber sie funktioniert nicht.» Längst nicht alle Staaten würden das Schengen-Dublin-Abkommen umsetzen. Das Scheitern werde in der jetzigen Phase deutlich sichtbar. Faktisch habe die Schweiz Verträge mit der EU, diese würden aber nicht eingehalten. «Deshalb sollte die Schweiz Massnahmen ergreifen.» Der linksorientierte Fagetti, der abermals betonte, die Nidwaldner Stimmbevölkerung mit seiner Kandidatur nicht verulken zu wollen, bezeichnete den Nahen Osten als «Pulverfass». Das, was Europa und Amerika dort gesät hätten, «kommt nun zurück». Er fürchtet, dass der Bürgerkrieg auch auf die Türkei übergreifen könnte. Und er stört sich daran, dass das rechte Lager immer wieder argumentiere, die Schweiz werde von «Wirtschaftsflüchtlingen» heimgesucht. «Ich bin selber schon in diese Gegenden gereist. Freiwillig ergreifen dort die wenigsten die Flucht. Die Menschen leben gerne dort, auch wenn sie arm sind.» Keller wandte ein, die wenigsten Asylgesuche in der Schweiz stammten von Syrern oder Irakern. Rotzers Angst, Wickis Zuversicht Die Bilder von Flüchtlingsdramen machen Therese Rotzer betroffen und gleichzeitig Angst – «Angst, wenn man sich das Ausmass vor Augen führt». Zwei Millionen Menschen rund um Syrien hätten nur einen Gedanken: Sie wollen nach Nordeuropa. Das Problem werde noch andauern. Das Schlimme daran: «Es gibt keine einfachen Lösungen.» Auf der einen Seite spüre man den Drang, diesen Leuten zu helfen. Auf der anderen Seite wisse man, dass man nicht IMPRESSUM Redaktion Neue Nidwaldner Zeitung/Neue Obwaldner Zeitung (145. Jahrgang Nidwaldner Volksblatt, 32. Jahrgang Nidwaldner Tagblatt): Redaktionsleiter: Markus von Rotz (mvr); Oliver Mattmann (om), stv. Redaktionsleiter; Adrian Venetz (ve) Leiter Büro Sarnen; Christoph Riebli (cri); Martin Uebelhart (mu); Philipp Unterschütz (unp); red. Mitarbeiter: Matthias Piazza (map). Ombudsmann: Andreas Z’Graggen, [email protected] Redaktionsleitung Neue Luzerner Zeitung und Regionalausgaben: Chefredaktor: Thomas Bornhauser (ThB); Stv. Chefredaktoren: Dominik Journalisten unter sich: Die Nationalratskandidaten Andreas Fagetti (links) und Peter Keller. alle Flüchtlinge aufnehmen könne. «Dies würde zu sozialen Spannungen und Fremdenhass in der Schweiz führen.» Sie hoffe, dass sich Europa finden werde in dieser Frage. Auch Hans Wicki hielt fest, «dass Gesamteuropa gefordert ist in dieser Ausnahmesituation». Solidarität sei nicht nur bei der Aufnahme von Flüchtlingen gefragt, sondern auch bei der Suche nach Lösungen, damit sich solche Krisen nicht wiederholen. «Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird und man irgendwann wieder zum Courant normal übergehen kann.» Man müsse sich aber nichts vormachen: «Es wird immer Menschen geben, die aus irgendwelchen Motiven in andere Länder gehen wollen.» Diese Problematik werde sich nicht in Luft auflösen, doch Europa werde aus der gegenwärtigen Situation seine Lehren ziehen. Sozialfragen machen Unterschied Der Gesprächsabend zeigte, dass die Kandidaten bei bestimmten politischen Themen durchaus «nidwaldnerische» Ansichten teilen – selbst der Zürcher Fagetti, der für seine teils pointierten und direkten Aussagen von einem Grüppchen Zuhörer sporadisch Applaus erntete. So sprachen sich alle Podiumsteilnehmer, von denen übrigens keiner abfiel, gegen einen EU-Betritt aus oder Es ist schwierig, seine Kandidatur ernst zu nehmen: Sepp Käslin im Gespräch mit Markus von Rotz. orteten erhebliche Mängel beim NFA, in den Nidwalden laufend höhere Summen einspeisen muss. Die Spreu vom Weizen trennte sich wie erwartet bei Umwelt- oder Sozialfragen. So bejahte Fagetti als Einziger die Frage, ob Ausländern, die schon zehn Jahre in der Schweiz leben, das Stimm- und Wahlrecht auf Gemeindeebene zugesprochen werden soll. Ebenso würde der «WOZ»Journalist gesetzlich verankerte Mindestlöhne von 4000 Franken begrüssen, die bürgerlichen Keller, Rotzer und Wicki hingegen vertreten eine andere Haltung. Dasselbe Resultat bei der zweiten Gotthardröhre: Die drei heimischen Politiker können das Vorhaben unterstützen, der Zwei Müsterchen aus der Fragerunde Er veranstaltet «ein Politcabaret» Kandidaten messen sich auch im Kollegi " Wem würden Sie die beiden Badges fürs Bundeshaus geben? Keller: Ich bin einer von 20 Bundesparlamentariern, die ihre Zutrittskarten nicht vergeben. Fagetti: Einem Lobbyisten würde ich keinen Badge geben, die haben im Bundeshaus nichts zu suchen. Rotzer: Meinem Mann und allenfalls meinem Sohn. Wicki: Ein Badge kann ein Türöffner sein. Ich würde es situativ handhaben. " Wie würden Sie die Nidwaldner charakterisieren? Fagetti: Das, was ich mitbekommen habe, erinnert mich an meine Heimatregion Rheintal. Dort herrschte auch ein rauer Ton. Keller: Direkt. Rotzer: Offen und sympathisch. Wicki: Geerdet und ehrlich. SEPP KÄSLIN om. Es war praktisch ein unmögliches Unterfangen, mit Sepp Käslin ein vernünftiges Gespräch zu führen. Bei politischen Fragen driftete er immer wieder ab, gab wirre Aussagen von sich. Das Einzige, das sich herausziehen liess: «Ich kann die Bauern vertreten. Ich würde mich für mehr Zulagen für die Bergbauern gegenüber den Flachländlern einsetzen.» Ansonsten weckte der 68-Jährige nicht ansatzweise den Anschein, ein ernst zu nehmender Gegner von Therese Rotzer und Hans Wicki zu sein. Offenbar war ihm dies zumindest zu einem Teil auch bewusst, als er ins Publikum rief: «Ich bin Politcabaret. Jetzt ist es lustig, nachher sitze ich unten und bin ruhig.» Seine Aufforderung nach einem Schlussapplaus blieb unerhört. PODIUM red. Alle, die das Podium unserer Zeitung verpasst haben oder die Kandidaten nochmals hören wollen, haben am öffentlichen Podiumsgespräch im Kollegi St. Fidelis in Stans neuerlich Gelegenheit dazu. Dieses findet am kommenden Donnerstag, 24. September, um 17.15 Uhr (bis 18.45 Uhr) im Theatersaal statt. Es nehmen sämtliche Nidwaldner Nationalrats- und Ständeratskandidaten daran teil. Für die Moderation ist Stefan Eiholzer vom Regionaljournal Zentralschweiz verantwortlich. Die Präsentation der Kandidaten wird von Kollegischülern übernommen. Am Gespräch werden unter anderem Themen zur Sprache kommen, welche Jugendliche besonders interessieren. Es können auch Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Buholzer (bu, Leiter Zentralschweiz am Sonntag und überregionale Ressorts); Jérôme Martinu (jem, Leiter regionale Ressorts/Reporterpool), Kanton: Lukas Nussbaumer (nus); Gruppe Gesellschaft und Kultur: Arno Renggli (are); Sport: Andreas Ineichen (ain); Leiter Gestaltung und Produktion: Sven Gallinelli (sg), Visueller Blattmacher; Co-Leiterin Newsdesk: Andrée Getzmann (ast); Leiter Regionalteil Zentralschweiz am Sonntag: Pascal Imbach (pi); Online: Robert Bachmann (bac). Ressortleiter: Politik: Kari Kälin (kä, Schweiz), Aleksandra Mladenovic (mla, Ausland); Wirtschaft: Roman Schenkel (rom); Stadt/Region: Robert Knobel (rk); Kanton Luzern: Lukas Nussbaumer (nus); SportJournal: René Leupi (le); Kultur/Dossier: Arno Renggli (are); Piazza: Hans Graber (hag); Apero/Agenda: Regina Grüter (reg); Foto/Bild: Lene Horn (LH). Herausgeberin: Neue Luzerner Zeitung AG, Maihofstrasse 76, Luzern, Verleger Erwin Bachmann, Präsident des Verwaltungsrates, E-Mail: [email protected]. Verlag: Jürg Weber, Geschäftsleiter; Ueli Kaltenrieder, Lesermarkt; Edi Lindegger, Werbemarkt. Adressen und Telefonnummern Neue Nidwaldner Zeitung: Obere Spichermatt 12, Postfach 748, 6371 Stans. Redaktion: Telefon 041 618 62 70, Fax 041 610 65 10, E-Mail: [email protected]. 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Seine simple Begründung: «Mehr Strassen ziehen mehr Verkehr an.» Bratchäs-Kochkurs für Fagetti Zwischen allen politischen Wortgefechten durften am Podium aber auch lockere Intermezzi Platz haben, darunter etwa die Frage, wem sie mit ihren Badges Zutritt verschaffen würden ins Bundeshaus (siehe Kasten). Die Kandidaten selbst sorgten mit einigen Aussagen ebenfalls für Erheiterung im Publikum. So sagte Andreas Fagetti, der sich in Bern am «ehesten den Grünen» anschliessen würde, auf die Frage eines Zuschauers, ob er einem zweiten SVP-Bundesrat die Stimme geben werde: «Wenn ein zweiter SVP-Vertreter, dann eine wirklich liberale Figur.» Was Peter Keller dazu bewog, «von Journalist zu Journalist» nachzufragen: «Wer wäre denn so eine liberale Figur?» Darauf Fagetti: «Jene, die in Frage kommen, sind alle in die BDP abgewandert.» (Gelächter im Saal) Nicht verheimlichen konnte er, dass er über Nidwalden bislang nur wenig weiss. So gab Fagetti zu, einen Bratchäs – ein Geschenk seines Gegners bei einer früheren Begegnung – einfach so gegessen zu haben, «wie er ist». Was Therese Rotzer prompt dazu veranlasste, ihn zu einem Brachtchäs-Kochkurs einzuladen. Gekocht und die Suppe dann auch ausgegessen wird spätestens am Wahlsonntag vom 18. Oktober. Dann entscheiden die Stimmberechtigten, wessen politische Rezepte ihnen am meisten geschmeckt haben. www... Eine Bildergalerie vom Wahlpodium unserer Zeitung finden Sie auf www.nidwaldnerzeitung.ch/bilder. [email protected]. Für Todesanzeigen an Sonn- und Feiertagen (bis 16 Uhr): Fax 041 429 51 46. Technische Herstellung: LZ Print/Neue Luzerner Zeitung AG, Maihofstr. 76, Postfach, 6002 Luzern, Tel. 041 429 52 52, Fax 041 429 52 89. Abonnementspreis: 12 Monate für Fr. 441.–/6 Monate Fr. 228.50, 12 Monate nur E-Paper Fr. 368.– (inkl. MWST). 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