Best Practice - Nachhaltigkeit im Weinbau Sanfter Rebschnitt Idee Durch den sanften Rebschnitt soll die Pflanze so wenig wie möglich verletzt, ein Austrocknen der Saftbahnen und Holzes vermieden sowie die Gefahr des Eindringens von Pilzen verringert werden. Nach Möglichkeit sollen keine große Schnitte erfolgen und nur kleine Schnitte auf jungem, ein- bis zweijährigem Holz ausgeführt werden, um das saftführende System der Rebe möglichst wenig zu beinträchtigen. Abbildung 1: Alter Rebstock an der Nahe (Foto: A. May) Beispielhafte Umsetzung Die Form des Rebschnittes wurde im italienischen Friaul von Marco Simonit und Pierpaolo Sirch entwickelt. Sie knüpft an alte Erfahrungen des Rebschnitts an und will die Gesundheit des Rebstocks und seine lange Lebensdauer unterstützen. Die Methode zielt darauf ab, stets auf jungem Holz zu schneiden und behutsam gezielte Schnitte zu setzen. Durch gezielte Schnittführung und Auswahl des sogenannten Zielholzes wird versucht, den Rebstock möglichst frei von Verletzungen und damit ohne Unterbrechung des Saftflusses zu halten. Bei der Entfernung der ein- bis zweijährigen Triebe wird der neue angeschnittene Trieb immer an der Basis der Fruchtrute des Vorjahres belassen, sodass die neue Fruchtrute bereits Anschluss an bereits entwickelte Leitgefäße des Rebstocks hat (s. Schiefer, Hanns-Chr.: http://tinyurl.com/n8ynz9o). Abbildung 2: Skizze des Rebschnitts bei verschiedenen Erziehungsformen. Quelle: http:simonitesirch.it/, nach www.europea-oesterreich.eu/files/2613/9534/1995/IT_Gabler.pdf FH-Bingen, IESAR, 08.10.2015 Best Practice - Nachhaltigkeit im Weinbau Dies soll dazu beitragen, Pilzerkrankungen (u.a. Esca) einzudämmen, einen nachhaltigen Weinbau mit widerstandsfähigen Rebstöcken, stabilen Erträgen und guter Weinqualität zu ermöglichen. Durch die Schnitt- und Erziehungsform sollen die Reben eine normale Alterung erfahren, die Vitalität soll zunehmen und es sollen sich weniger Stockausfälle (Apoplexie) zeigen, wodurch sich die Homogenität der Weinbergsanlagen verbessert. Zusätzlich kann die für Rebschnitt und Rebenerziehung benötigte Arbeitszeit langfristig leicht verringert werden. Untersuchungsbedarf der Schnitttechnik wird noch gesehen im Hinblick auf die langfristige Anwendbarkeit bei schwieriger Sorten, wie Portugieser, bei dem oft basale Augen ausbleiben können und bei dem die Windbruchgefahr höher sein kann1. Die Schnitttechnik wird in mehreren europäischen Weingütern angewandt, unter anderem im Julius-Spital, Würzburg. Beitrag zur Nachhaltigkeit Durch einen schonenden Rebschnitt sind gesunde Rebstöcke, ein gutes Rebwachstum, eine lange Lebensdauer der Rebe und weniger Pilzerkrankung (Esca) zu erzielen. Der Weinberg kann unter Umständen länger genutzt werden, wodurch sich Materialaufwand und Kosten reduzieren. Stichworte: Rebe, Rebschnitt, Esca, Reberziehung Zielgruppe: Winzer Ansprechpartner: Hanns-Christoph Schiefer, Staatl. Lehr- u. Versuchsanstalt für Wein- u. Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, 74189 Weinsberg E-Mail: [email protected] Informationen: Erfinder (Italienisch) http://simonitesirch.com/il-metodo/ (English): http://www.slideshare.net/clusterinnovi/poda-suau-eng Hanns-Chr. Schiefer: Der sanfte Rebschnitt. Eine Südtiroler Methode. Weinsberg. http://tinyurl.com/n8ynz9o Interview mit Marco Simonit (mit Erziehungsformen): http://www.aloislageder.eu/node/1801 Artikel aus Genuss online: http://tinyurl.com/kkcqot7 Erfahrungen im Juliusspital, Würzburg: http://www.mainpost.de/regional/franken/mosaik;art1727,8009465 1 Vgl. http://www.vitipendium.de/Rebschnitt_als_phytosanit%C3%A4re_Ma%C3%9Fnahme FH-Bingen, IESAR, 08.10.2015
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