Schul- und Unterrichtsklima analysieren – auf der Zielscheibe verorten Auf einen Blick 1 WAS? Unterrichts- und Schulklima 2 WOZU? förderliches Klima schaffen 3 WANN GELINGT’S? Transparenz, Offenheit 4 WER? Klasse, Jahrgang, Stufen, alle 5 WIE? Analyse von Schul-/Unterrichtsklima 6 WOMIT? Zielscheibe 7 KONKRET Beispiel 1 WAS? (Gegenstand und Zielstellung) In der Evaluation des Schul- und Unterrichtsklimas einer Schule geht es darum, Informationen darüber zu erhalten, wie Schüler/innen Schule und Unterricht subjektiv erleben. Dazu gehören einerseits die individuell wahrgenommenen Wechselbeziehungen zwischen Schüler/innen und den Lehrenden, in denen sich eine Ich-Wir-Beziehung aufbaut, aber auch ein förderlicher Zugang zum Unterrichtsgegenstand erfolgt. Andererseits gehört dazu die Gestaltung einer Lernumwelt, welche es den Schüler/innen erlaubt, ihr eigenes kreatives Potential im Hinblick auf ihre Lernmöglichkeiten, aber auch die Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen zu entfalten. Es handelt sich dabei um das Zusammenspiel vieler einzelner Dimensionen, die sowohl einzeln betrachtet werden, dann aber auch in ihrer Verwobenheit dargestellt werden: Die Lehrer/innen achten die Schüler/innen gestalten den Unterricht abwechslungsreich Die Schüler/innen haben einen guten Umgang miteinander identifizieren sich mit der Schule Die Schule ist ein Ort, an dem man sich wohl fühlt ist ein Ort, an dem man weiß, wie man dran ist (wo es klare Regeln gibt?) Im Unterricht wird die persönliche und soziale Entwicklung gefördert werden die Inhalte verständlich dargeboten Aus dieser (nicht vollständigen) Übersicht lässt sich das Zusammenspiel zwischen der Gestaltung der Beziehungen zwischen den beteiligten „Akteur/innen“ und der pädagogischen Modellierung des „Arbeitsplatzes“ Schule erkennen. 2 WOZU? (Zweck und Herausforderungen) Mit dem Klima an Schulen ist es wie in der Meteorologie (woher auch der Begriff stammt): Erst ein förderliches Klima schafft gute Voraussetzungen für das Wohlbefinden und damit für eine positive Arbeitsatmosphäre. Das Klassen- und Schulklima stellt somit eine Art „Soziotop“ dar, welches für die Entwicklung der Leistungsfähigkeit und der Persönlichkeit sehr wichtig ist. Dabei spielen einerseits die stimmungs- und gefühlsmäßigen Wahrnehmungen aus individueller Sicht eine Rolle, andererseits aber auch die Lernumwelten und deren pädagogisch-didaktische Architektur. Es geht um die Gestaltung einer pädagogisch wirksamen Schul- und Lernkultur, welche die Entfaltung von Verstand, Gefühl und Intuition im Unterrichtsprozess ermöglicht. Aufgrund der (auch empirisch erforschten) Bedeutung des Schul- und Unterrichtsklimas für die Förderung von Lern- und Bildungsprozessen stellt sich für eine Schule die Frage, wie „gut“ die pädagogischen Grundbedingungen in den einzelnen Klassen und an der Schule insgesamt sind. Denn eines zeigt sich immer wieder: Je lieber Schüler/innen in die Schule gehen, desto eher besteht die Gewähr, dass sie sich mit ihr identifizieren und auch mit Freude lernen. 3 WANN GELINGT’S? (Förderliche Bedingungen) Wenn Menschen über ihr Wohlbefinden am „Arbeitsplatz“ befragt werden, erwarten sie sich auch, dass ihre Aussagen gegebenenfalls zu einer Verbesserung der gegenwärtigen Bedingungen beitragen. Daher ist größtmögliche Transparenz bezüglich der Zielsetzung der Untersuchung und der Konsequenzen, die daraus gezogen werden sollen, anzustreben. Je mehr Schüler/innen einbezogen werden, desto ergiebiger sind die Ergebnisse und desto stärker ist die Identifikation mit dem Anliegen. Gerade wenn möglichst viele Personen beteiligt werden sollen, muss man darauf achten, dass der Aufwand in der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung überschaubar bleibt. Darüber hinaus soll es den Befragten möglich sein, ihre Aussagen anonym zu machen, als Schutz bei negativen Aussagen. Wenn die Voraussetzungen für die gesamte Schule noch nicht gegeben sind, lässt sich vielleicht zunächst eine Evaluation in einer Klasse bzw. einem Jahrgang durchführen, um dabei entsprechende Erfahrungen zu sammeln. 4 WER? (Personen) Da die Evaluierung des Schul- und Unterrichtsklimas die Erkundung subjektiver Sichtweisen ist, ergibt sich ein für die Klasse, den Jahrgang oder die Schule gültiges „Stimmungsbild“ erst, wenn möglichst alle Schüler/innen der betreffenden Gruppierung einbezogen werden. Die einbezogene Zahl richtet sich nach der Grundgröße, für welche die Evaluation durchgeführt werden soll (z. B. Klasse, Jahrgang, Unterstufe, Oberstufe u. Ä.). Achtung, unbedingt alle davon betroffenen Lehrer/innen möglichst früh informieren und einbinden, sonst werden sich in der Folge viele mit den Ergebnissen der Evaluation nicht auseinandersetzen und keine Konsequenzen für den Unterricht und die Schule ziehen. Darüber hinaus könnte dies aufgrund von Uninformiertheit bis zum aktiven Widerstand führen. 5 WIE? (Durchführung) Eine einfache Form der Erhebung von Aussagen zum Klima im Unterricht und an der Schule stellt die Zielscheibe dar, auf der die Schüler/innen in Relation zur Mitte („Volltreffer“) ihre subjektiven Einschätzungen vorgegebener Aussagen im Hinblick auf Beziehungen und Lernumwelten einschätzen. Klasse: Ablauf: LE R RE H achten die Schüler-/ innen gestalten den Unterricht abwechslungsreich 4 3 2 1 wird die persönliche und soziale Entwicklung gefördert N N /I EN ist ein Ort, an dem man sich wohl fühlt 1 ist ein Ort, 2 an dem man 3 weiss, wie 4 man dran ist 1 2 3 4 haben einen guten Um4 gang mitei3 nander 2 iden1 tifizieren sich mit der Schule IE D IE D H SC R LE Ü N N /I EN 3. Nach dem Ausfüllen werden die Zielscheiben eingesammelt und möglichst bald ausgewertet. (Je rascher eine Auseinandersetzung mit den Daten erfolgt, umso stärker die Identifikation mit dem Anliegen!) Das kann durch die Klassenlehrer/innen oder, wenn mehrere Klassen oder die gesamte Schule teilnimmt, durch das Qualitätsteam erfolgen. LE U E 2. Die Schüler/innen der betreffenden Klasse erhalten von einer Lehrperson (z. B. Klassenvorstand) die vorbereitete Zielscheibe (siehe [6]). Vor dem Ausfüllen wird die Form der Markierung auf der Zielscheibe besprochen (innen/5 = trifft voll zu, außen/1 = trifft nicht zu). H SC DI 1. Nachdem (z. B. in einer Klassenkonferenz) die Durchführung einer Erhebung von Aussagen zum Klima in der Klasse und an der Schule beschlossen worden ist, werden die Schüler/innen über das Interesse der Lehrer/innen sowie die Zielsetzung der Evaluation informiert. Datum: werden die Inhalte verständlich dargeboten IM U I RR E T N T CH 4. Die Auswertung wird am besten so vorgenommen, dass eine Person die einzelnen Schüler/innenErgebnisse vorliest, eine zweite diese in eine leere vorbereitete Zielscheibe einträgt. Bei großen Schüler/innen-Gruppen sollte die Vorlage vergrößert werden, um genügend Platz zum Eintragen der Ergebnisse zu haben. (Bei sehr großen Gruppen können die Ergebnisse auch vorerst in einer Software – z.B. Excel – eingetragen und ausgewertet werden, um dann über die Mittelwerte ein Gesamtergebnis darstellen zu können). 5. Für die Präsentation die Ergebnisse möglichst gut sichtbar machen! Eine Möglichkeit besteht darin, den einzelnen Ringen unterschiedliche Farben oder einen Verlauf an Intensität zuzuordnen, sodass sich die Verteilung der „Treffer“ im jeweiligen Farbcode erkennen lässt (z. B. von dunkel [in der Mitte] nach hell [gegen den Rand]. Ob in der Zusammenfassung der Ergebnisse die Treffer in numerischer Form angeführt werden oder in Form der Darstellung der jeweiligen Einzeltreffer, hängt nicht zuletzt von der Übersichtlichkeit der Vorlage ab. Für bestimmte Zwecke lassen sich auch Durchschnittswerte errechnen und eintragen, welche einen Vergleich über einen bestimmten Zeitraum hinweg (z. B. Anfang und Ende des Schuljahres) oder zwischen einzelnen Klassen bzw. Jahrgängen ermöglichen. Eine entsprechende Visualisierung schafft (z. B. durch Übereinanderlegen von Folien) genug Anlässe zur Diskussion der Ergebnisse (vgl. Abbildung). Vorsicht: Das Schaffen von Durchschnittswerten nimmt dem Ergebnis die „Stimme“ der individuellen Wahrnehmung der einzelnen Aspekte des Schulund Unterrichtsklimas (im Durchschnitt findet sich nicht die Einzelmeinung!). Daher immer abwägen, was der „Preis“ des Durchschnittswerts ist, bzw. beide Formen in die Diskussion mit einbeziehen. Die Ergebnisse können im Schulhaus sichtbar aufgehängt werden und/oder in einer Schulveranstaltung den Schüler/innen präsentiert werden. 6. Die Diskussion der Ergebnisse sollte möglichst alle betroffenen Lehrpersonen mit einbeziehen, da es gilt, die Wahrnehmung des Schul- und Unterrichtsklimas für die betreffende Gruppe (Klasse, Jahrgang etc.) zu interpretieren, gegebenenfalls rückzufragen und mit den Schüler/innen zu problematisieren. Der größte Erfolg liegt für letztere zweifellos darin, wenn sie merken, dass sich aufgrund dieser Evaluation im Unterrichts- und Schulklima etwas ändert. Variante 1: Ein Lehrer/innen-Team arbeitet selbst „maßgeschneiderte“ Statements für die Zielscheibe aus – dafür dann die leere Scheibe (siehe [6]) verwenden! Variante 2: Die Schüler/innen erhalten die Zielscheibe ohne Eintragungen (keine vorgegebenen Aussagen; vgl. Zielscheibe in [6]). Mit einem/r Lehrer/in (z. B. Klassenvorstand in einer Stunde zum sozialen Lernen u. Ä.) werden gemeinsam Aussagen gesucht und anschließend in die leere Zielscheibe eingetragen. Diese Vorgangsweise führt zu einer stärkeren Identifikation der Schüler/innen mit dem Anliegen, was aber auch heißt, dass deren Erwartungen, was die Auseinandersetzung mit sich ergebenden Defiziten aus der Befragung betrifft, hoch sind. 6 WOMIT? (Instrumente) Zielscheibe Zielscheibe (leer) Eine weitere Möglichkeit, Rückmeldungen zum Unterricht bzw. zur Schule insgesamt einzuholen, finden Sie unter SQA online. Überarbeiteter Text aus den [Verfahrensvorschlägen]/[Offenen Methoden] von Q.I.S. – Qualität in Schulen; vgl. auch Schratz, M./Iby, M./Radnitzky, E.: Qualitätsentwicklung. Verfahren, Methoden, Instrumente. Beltz 2000
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