Aufsteigen? Na klar! So werden Talente gefördert

DIE MITARBEITERZEITUNG
VON THYSSENKRUPP
NR. 2 / JUNI 2015
AUSGABE MATERIALS SERVICES
Die Längsteiler
Brammen zuschneiden:
MillServices arbeitet für die Kollegen
von Steel Europe 03
Wir sind ThyssenKrupp
GENERATIONEN
Familiensaga im Konzern
Höhen und Tiefen – die Rissos
erleben den Wandel von
ThyssenKrupp seit 54 Jahren
hautnah mit
04 – 06
World Trade Center
Der Neubau des Wolken­
kratzers setzt viele
Maßstäbe – mithilfe von
Materials Services
10 – 11
MENTORING
Aufsteigen?
Na klar! So werden
Talente gefördert
„500 Marathons
will ich schaffen,
das ist mein Ziel.“
DAVID PHILLIPS,
System Engineering UK
07
17
SANDRA-SIBYLLE PECHSTEDT,
Rechtsanwältin,
Business Area Materials Services
DIE MITARBEITERZEITUNG ONLINE:
WE - ONLINE.THYSSENKRUPP.COM
2 NACHRICHTEN WAS UNS BEWEGT
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
Middleton
Danville
Coppell
Boston
Kiel
Ilsenburg
Lippstadt
Andernach Changzhou
Shanghai
Nové Zámky
Manchester
Dünkirchen
St. Ingbert
Florenz
Terni
Dubai
Venette
Móstoles
Wir sehen Wandel und Vielfalt als Chance
E
in erfolgreiches Unternehmen muss sich immer wieder neu
erfinden. Es muss auf Trends reagieren und in Krisen flexibel
bleiben. Regelmäßig lösen neue Technologien veraltete Verfahren
ab. Märkte stellen neue Anforderungen, und die Gesellschaft insgesamt
ändert ihre Spielregeln. Dazu gehört zum Beispiel, dass Frauen heute selbstverständlich zu unserem Konzern gehören, wenn auch noch
längst nicht auf allen Ebenen; dass ThyssenKrupp Menschen 140 verschiedener Nationalitäten in 80 Ländern beschäftigt und dass Alt und
Jung Seite an Seite arbeiten.
Es hat sich viel verändert in den vergangenen Jahrzehnten. Wir alle
erleben den Wandel mit. Wie er unseren Arbeitsalltag, unsere Kollegen und das Familienleben beeinflusst, zeigen wir im Schwerpunkt
am Beispiel der Familie Risso aus dem brasilianischen Campo Limpo.
Seit drei Generationen sind sie mit dem
Konzern verwoben, haben Aufs und Abs
erlebt, persönliche Krisen gemeistert und
ihre Chancen genutzt (ab Seite 4).
Wie auch die großen Fußballvereine mit
internationalem Renommee, braucht ein
Unternehmen wie ThyssenKrupp die besten
Spieler. Es kann es sich gar nicht leisten,
auf die Kompetenzen und die Erfahrungen
guter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
verzichten – egal welcher Kultur sie angehören, welches Geschlecht sie haben
„Unsere Stärke ist oder wie alt sie sind. Das Wissen all dieser
die Vielfalt der
Menschen ist wertvoll. Es zu bewahren,
Menschen – jeder daraus zu lernen und es für die Zukunft
Kultur, jeden
zu nutzen, gehört zu unseren wichtigsten
Geschlechts und
Aufgaben. Auch hier zeigt uns der Fußball,
jeden Alters.“
wie es funktioniert: Hatten die Spieler der
BARBARA THIEL,
Nationalmannschaften 1974 noch weitHead of Diversity & Inclusion Global
gehend jeweils den gleichen kulturellen
Hintergrund, heißen zum Beispiel die jungen deutschen Talente heute
nicht mehr nur Müller, Breitner und Netzer. Ihre Namen kommen heute
aus allen Teilen der Welt – aber sie alle sind „unsere“ Jungs.
Es gibt sie auch bei ThyssenKrupp, überall auf der Welt. Menschen
aus verschiedenen Kulturen und Religionen. Sie machen unsere Stärke und Innovationskraft aus. Wer sie sind, was sie bewegt und wie sie
die Welt von ThyssenKrupp bereichern, das erzählen wir ab sofort auf
unserem frisch gestarteten Blog „engineered“ (Seite 18).
Tokio
Zhongshan
Mumbai
Pimpri
Manila
Bangkok
Bangalore
Campo Limpo
São Paulo
WE zu Besuch – weltweit
Diese Weltkarte zeigt einige der Orte, an denen wir in
dieser Ausgabe zu Gast sind. Hier haben wir Kollegen
getroffen oder uns von ihnen berichten lassen.
THYSSENKRUPP GLOBAL
13,7
Millionen
LKW-KILOMETER und die damit
verbundene Menge an CO2-Emissionen spart ThyssenKrupp
Metallurgical Products pro Jahr
durch den Einsatz von innovativen
„black-boxX“-Bahncontainern beim
Transport ihres Gießereikokses.
10
Millionen
ZELLEN und mehr können die von
ThyssenKrupp System Engineering
produzierten vollautomatischen
Anlagen für Lithium-Ionen-Batterien
im industriellen Maßstab pro Jahr
formatieren.
12.000
MWh
„GEBLOCKTE“ ENERGIE verbrauchen Aufzüge sowie Heizungs- und
Klimatechnik in jeder heute gebauten
Gewerbeimmobilie in den kommenden
15 Jahren. Das ist die Lebensdauer der
technischen Ausstattung, deren Verbrauch sich nach dem Einbau nicht groß
verbessern lässt – darum „geblockte“
Energie. In den USA führt das zu einem
jährlichen Strombedarf von 120 Terawattstunden – genauso viel verbrauchen
die Niederlande pro Jahr. Gebäude
haben mit 40 Prozent den größten
Anteil am weltweiten Energieverbrauch.
Mit innovativen Technologien wie dem
TWIN-System von ThyssenKrupp lassen
sich durchschnittlich 27 Prozent Energie
bei Aufzügen sparen.
Q2
Die Unternehmens­
ergebnisse online
AM 12. MAI hat unser Konzern
die Zahlen für das zweite Quartal
2014/2015 bekannt gegeben.
Die Bilanzzahlen werden wie immer
in der Wandzeitung und auf
we-online.thyssenkrupp.com
ausführlich erläutert.
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
IMPRESSUM
Kontakt:
ThyssenKrupp AG, Redaktion WE
ThyssenKrupp Allee 1
D-45143 Essen
E-Mail: [email protected]
Herausgeber:
ThyssenKrupp AG
Corporate Function Communications
Leiter Internal Communications:
Dr. Eric Marzo-Wilhelm, V. i. S. d. P.
Ansprechpartner für die Business Areas:
CT: [email protected]
ET: [email protected]
IS: [email protected]
MX: [email protected]
SE: [email protected]
CO: [email protected]
Bildredaktion, Layout
und Realisation:
C3 Creative Code
and Content GmbH
Heiligegeistkirchplatz 1
10178 Berlin
Herstellung:
ThyssenKrupp Steel Europe AG
Digital-/Printmedien
Friedrich-Ebert-Straße 12
47119 Duisburg.
Gesamtauflage:
150.000
WE wird auf chlorfrei
gebleichtem Papier aus
verantwortungsvollen
Quellen gedruckt.
Fotos: ThyssenKrupp (2) Illustrationen: C3 Visual Lab (3)
EDITORIAL
Dortmund
Essen
Duisburg
Düsseldorf
Eichen
Ennepetal
WAS UNS BEWEGT NACHRICHTEN 3
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
Um die Metallblöcke
im Warmwalzwerk
weiterverarbeiten zu
können, müssen sie
zuvor zugeschnitten
und geschliffen werden.
Links: So sieht
der geteilte
Block im Profil
aus.
Unten: Bis zu
2.200 Grad
erreicht die
Flamme, die
das Metall
durchtrennt.
ZUSAMMENARBEIT
Guter Schnitt
mit 2.200 Grad
Titel: Fotos: ThyssenKrupp (2), Jambes Bastable Illustration: C3 Visual Lab
Seite 3: Fotos: ThyssenKrupp (5)
Ein Auftrag mit
Signalwirkung:
Die Kollegen von
MillServices &
Systems schneiden
jetzt für Steel Europe
Metallblöcke
V
ersucht es mal mit
einem anderen
Hahn“, ruft Timm
Jesberg seinen Kollegen zu. Er klettert
auf die Brücke der
neuen Schneidemaschine und greift sich einen
Schraubenschlüssel. Dann schraubt
er an den Ventilen. Kurz darauf
strömt aus ihnen das Gas für den
Schneidbrenner. Gut 2.200 Grad
Celsius muss die Flamme haben,
damit sie sich problemlos durch
den Stahlblock frisst und saubere
Schnittkanten hinterlässt. Jesberg
und sein Team von ThyssenKrupp
MillServices & Systems (TKMSS)
feinjustieren die Anlage im Moment. Stimmt alles, schafft der
Schneidbrenner einen Meter in fünf
Minuten. Mit Auf- und Abladen wird
so ein Stahlblock – auch Bramme
genannt – nach einer Stunde der
Länge nach geteilt sein.
Gleich neben Jesberg und der
Maschine begutachtet Stefan Oonk
die Versuchsbrammen, die dort auf
dem Boden liegen. Er ist Mitarbeiter
des Bereiches Qualitätswesen bei
Hoesch Hohenlimburg, einer Tochtergesellschaft von Steel Europe.
Haben die Brammen nach ihrer
Bearbeitung die richtige Geome­
trie? Nur dann können sie später zu
warmgewalztem Bandstahl weiterverarbeitet werden.
Dass TKMSS für die Kollegen
aus der Business Area Steel Europe
die Metallblöcke zuschneidet, ist
neu. Bislang wurden die Brammen
von einem externen Dienstleister in
Köln bearbeitet. Der Transport von
Duisburg dorthin kostete jedoch viel
Geld und Zeit. Mit Materials Services kann beides nun eingespart
werden.
2,5 Mio. Euro für neue Technik
15.000 Tonnen Stahl sollen pro Monat bearbeitet werden.
In der Fabrikhalle im Duisburger
Süden liegt alles dicht beieinander. Hier werden die gegossenen
Brammen zugeschnitten und zur
Weiterverarbeitung abtransportiert.
Die verschiedenen Bereiche sind mit
einem Transportkran verbunden.
Auch einen Gleisanschluss gibt es.
Die zugeschnittenen tonnenschweren Blöcke lassen sich am besten
die besten Bearbeitungsergebnisse
erzielen können. Am Anfang nur mit
einem Brennschneider und einer
Schneidemaschine – dann kam
noch eine weitere Schneidemaschine hinzu. Alles ist darauf ausgelegt,
vollautomatisch zu funktionieren.
Bis auf drei Mitarbeiter, die die
Maschinen bedienen, wird die
Fabrikhalle menschenleer sein.
„Eine solche
Investition
beweist, dass man
uns diese Leistung
auch zutraut.“
TIMM JESBERG,
Leiter Adjustagedienstleistungen
per Zug ins Warmwalzwerk in Hagen
liefern. „Je nach Bedarf können
wir die bearbeiteten Brammen
abrufen“, berichtet Oonk. „Rund
15.000 Tonnen Stahl sollen hier
jeden Monat in den nächsten fünf
Jahren geschnitten werden.“ Diese
Vereinbarung wurde im Sommer
2014 zwischen Hoesch Hohenlimburg und TKMSS getroffen.
Jedoch müssen die neuen
Maschinen erst einmal richtig auf
Touren kommen. Noch testen
Jesberg und sein Team aus, wie sie
Das Ende der Handarbeit
Rund 2,5 Millionen Euro wurden
in die moderne Anlage investiert.
„Eine solche Investition beweist,
dass man uns diese Leistungen
auch zutraut“, sagt Jesberg.
Eine Zeit lang war es um seinen
Bereich der sogenannten Adjustagedienstleistungen nicht gut
bestellt. Als Adjustage werden die
Abteilungen in Werken bezeichnet,
die Material zuschneiden und prüfen
sowie zum Versand zusammenstellen. „Wir wurden in der Business
Area Steel Europe gar nicht mehr
richtig wahrgenommen“, erklärt
Jesberg. Das habe daran gelegen,
dass von seinem Team bis vor
Kurzem viele Bearbeitungsschritte
nur mit der Hand ausgeführt werden konnten. „Langfristig rechnet
sich so etwas nicht“, sagt Jesberg.
Durch die Anschaffung der neuen
Technik setzt man nun voll auf
Automatisierung.
Der Auftrag bei Steel Europe hat
die Situation gründlich geändert.
Inzwischen hat der Bereich, dem
insgesamt 40 Mitarbeiter angehören, weitere Aufträge akquiriert.
MARILENE RISSO
arbeitete neun Jahre lang
in der Verwaltung des
Werks. Sie gehörte zu den
ersten Frauen dort.
ROBERTO RISSO
ist seit 1977 mit
kurzen Unterbrechungen
für ThyssenKrupp
im Dienst. Seine Frau
traf er im Werk.
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NADIR RISSO
arbeitete von Anbeginn in
Campo Limpo. Damals
fand er noch gelegentlich
Schlangen im Werk.
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rüher, erinnert sich Nadir Risso, da lag direkt neben Campo Limpo noch dichter brasilianischer Regenwald mit Pinseläffchen,
Kolibris und Papageien – und manchmal
fand er morgens sogar Schlangen in der
Fabrik. „Als wir damals den Kollegen in
Deutschland Luftbilder des Werks gezeigt
haben, wollten sie von uns wissen, ob es in
der Nachbarschaft viele Indios gibt.“ Heute, 54 Jahre später,
lässt sich die Wildnis nur noch auf alten Fotos erahnen. Auf
neuen Luftaufnahmen ist die Gegend 40 Kilometer nördlich
von São Paulo kaum wiederzuerkennen: Der Urwald und die
Plantagen sind Fabrikhallen gewichen, um die eine Stadt mit
Tausenden neuer Häuser entstanden ist. Bestens vernetzt
durch mehrere Autobahnen mit São Paulo und umliegenden
Industriestandorten, liegt Campo Limpo inzwischen inmitten
der wichtigsten Wirtschaftsregion Brasiliens.
Die Fotos, erst schwarz-weiß, später farbig, erzählen eine
Geschichte des Wandels: des Werkes, Brasiliens – und des gesamten Konzerns ThyssenKrupp zu einem modernen, globalen
Unternehmen. Die Familie Risso hat diesen Wandel gelebt.
Großvater Nadir gehörte in Campo Limpo zu den Männern der
ersten Stunde, Sohn Roberto und seine Frau erlebten die Krise
und das Aufbrechen alter Strukturen, Enkel Lucas den Weg ins
digitale Zeitalter und die Globalisierung. Die Geschichte von
ThyssenKrupp ist auch ihre Familiengeschichte.
Die Anfangsjahre
Die neue Metallschmiede für Kurbelwellen, Pleuelstangen und
andere Autoteile lag noch weitab auf dem Lande, als sich
der 24-jährige Nadir Risso, jung verheiratet und kurz davor,
Die meisten
von uns waren
damals einfache
Kaffeepflücker.“
NADIR RISSO
erstmals Vater zu werden, dort bewarb. Verkehrsgünstig war
sie an einem Bahnknotenpunkt geplant worden, ein Auto
hatte in Brasilien noch kaum jemand. Mit der Werkseröffnung
1961 begann auch ein Team von einigen Dutzend deutschen
Ingenieuren dort zu arbeiten. Sie bildeten die ungelernten
Landarbeiter an den Maschinen aus. „Die meisten von uns
waren einfache Kaffeepflücker“, erzählt Nadir Risso.
Der junge Risso selbst war als Sohn eines Zuckerrohrschneiders aufgewachsen, hatte sich dann aber als junger
Mann in der Stadt ein Abendstudium zum technischen
Zeichner erarbeitet. In Campo Limpo kann er mit seinen
WAS FÜR UNS WICHTIG IST SCHWERPUNKT 5
Ab den Neunziger­
jahren wurden die
Hierarchien flacher.“
ROBERTO RISSO
LUCAS RISSO
war bis vor Kurzem in
der Produktionsplanung.
Nun erkundet er erst
einmal das Ausland.
1977 – HEUTE
DIE 2. GENERATION
Ausbildung
Abendstudium zum Ingenieur
Stationen in Campo Limpo
Bürogehilfe, Gesenkschmiede,
Fertigungsstrecke, Qualitätsabteilung
Besonderheit
Roberto Risso erlebt die Höhen und
Tiefen des Werkes mit und passt sich den
Situationen an. Er wechselt so oft wie
kein anderer Risso die Position in Campo
Limpo. Anfang der 80er-Jahre lernt er dort
auch seine Frau Marilene kennen.
1961 – 1983
DIE 1. GENERATION
Ausbildung
Abendstudium zum technischen Zeichner
Stationen in Campo Limpo
Zahnradproduktion, Qualitätskontrolle
Besonderheit
Nadir Risso, Sohn eines Zuckerrohrschneiders,
legte mit seinem beruflichen Werdegang in
Campo Limpo den finanziellen Grundstein für
seine Familie.
Vorkenntnissen in der Zahnradproduktion eingesetzt werden,
ist kurz darauf auch für die Qualitätskontrolle zuständig. Da
ist er in seinem Element: Mehrfach findet er durch genaues
Rechnen und Nachforschen Ursachen für Produktionsfehler.
Bald wird er beauftragt, unerfahrene Kollegen anzuleiten.
Dabei erlebt er etwas, was in den folgenden Jahren für viele
Mitarbeiter in Campo Limpo eine prägende Erfahrung wird:
Der Konzern aus Deutschland investiert in seine Mitarbeiter.
Er sorgt für Weiterbildung, bietet freie Anfahrt und gesundheitliche Betreuung an, sogar für die Familien.
Brasilien wird in dieser Zeit von einem Entwicklungsland zum wichtigen Wachstumsmarkt. Mitte der 60er-Jahre
gewinnt die Fabrik in Campo Limpo mit Volkswagen und Ford
neue Großkunden. Immer mehr, immer neue Teile werden
produziert, vor allem Kurbelwellen, aber auch andere Fahrzeugteile, die große Belastung aushalten müssen. Kleinwagen
erobern die Straßen Brasiliens, allen voran der VW-Käfer. Die
Maschinen im Werk laufen ununterbrochen, gearbeitet wird in
drei Schichten.
Anfang der 70er-Jahre investiert der Konzern in die Automatisierung: „Bis dahin hatten wir unsere Maschinen noch
von Hand gesteuert“, erinnert sich Risso. „Die neue Technik
erledigte das mit Hydraulik und Sensoren, konnte mehrere
Fertigungsschritte gleichzeitig erledigen, und das bis zu zehnmal schneller.“ Die Arbeit wird effektiver, sicherer, sauberer.
Es geht aufwärts, auch für die Rissos: Der Arbeitgeber aus
Deutschland zahlt weit besser, als in Brasilien üblich ist. Nadir
wird gebraucht, er arbeitet viel, legt Sonderschichten ein. Bald
kann die dreiköpfige Familie sich daher ein neues Haus leisten, in besserer Lage und größer als das alte. Der Platz wird
gebraucht: 1964 kommt eine kleine Tochter zur Welt, Anfang
der 70er-Jahre kündigt sich weiterer Nachwuchs an.
Wirtschaftskrise und Modernisierung
Als der älteste Sohn Roberto 1977 als Bürogehilfe in Campo
Limpo anfängt, hat das Werk kräftig vom Aufschwung profitiert
und ist bereit für Neues. Doch es sollte anders kommen.
Was er mit seinem Vater Nadir gemeinsam hat? Da muss der
heute 52-jährige Ingenieur Roberto Risso lachen: „Vater war
immer schon jemand, der alles sehr gut und ordentlich machen wollte.“ Das habe bei ihm Spuren hinterlassen: „Meine
Haltung, die entstanden ist aus der brasilianischen Art, alles
mit Leidenschaft zu tun, und einer deutschen Beharrlichkeit,
den Dingen auf den Grund zu gehen.“
Nach seinem Einstieg als Bürogehilfe dauert es aber erst
einmal, bis Risso junior in Campo Limpo Karriere machen
kann: Vier Jahre später, als Volljähriger, bekommt er zwar
eine feste Stelle an der Gesenkschmiede, die mit ungeheurer Wucht aus glühenden Stahlelementen die Rohlinge für
Fahrzeugteile stanzt. Kurz darauf aber gerät die Fabrik in den
Sog der brasilianischen Wirtschaftskrise der 80er-Jahre. Die
Inflation galoppiert, die Absätze brechen ein, die Fabrik muss
ihre Produktion um die Hälfte senken. Fast die Hälfte der
Mitarbeiter muss daraufhin entlassen werden – unter ihnen
Roberto. Erst nach drei Jahren kann er ins Werk zurückkehren.
Er fängt in der Fertigungsstrecke an, wo Rohlinge auf exakte
Passform geschliffen, gefräst und gebohrt werden. Er lernt
dabei jede der Maschinen von Grund auf kennen – und erlebt,
wie Campo Limpo gegen die Krise kämpft. Das Werk erschließt
sich neue Absatzmärkte in Mexiko und den USA, modernisiert
den Maschinenpark, steigert die Effizienz.
Und noch eine Entscheidung für die Zukunft fällt: Es werden nun auch Frauen eingestellt, für die Büroarbeit. Mit einer
der jungen Kolleginnen, sie heißt Marilene, trifft Risso sich
regelmäßig nach Feierabend. Es wird ein Bündnis fürs Leben.
„Damals gab es zwar mehrere Sekretärinnen im Werk“, erinnert sich Marilene. „Aber Frauen in höheren Positionen gab
es überhaupt nicht, im Gegensatz zu heute. Und alles ging ungemein förmlich zu. Gefühle während der Arbeit – undenkbar.
Da durften Roberto und ich uns nichts anmerken lassen.“ Bis
zur Heirat 1984. Drei Jahre später wird ihr erster Sohn Raul
geboren, 1991 folgt Lucas. 1987 wechselt der junge Vater
in die Qualitätsabteilung. Seine Aufgabe wird es, Fertigungsprozesse schon werksintern so effizient wie möglich auf
6 SCHWERPUNKT WAS FÜR UNS WICHTIG IST
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
„Die Erfahrung
der Mitarbeiter ist
Millionen wert.“
4 Fragen an
MARK A. LEHRER
Wie können Mitarbeiter in
Unternehmen Wissen erwerben
und weitergeben?
Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten: über IT-Plattformen oder
sozusagen von Angesicht zu Angesicht. Einige Unternehmen
setzen vor allem auf technologiebasierte Informationsaustauschsysteme, zum Beispiel das Intranet. Andere Firmen
verfolgen hingegen einen personengestützten Ansatz, mit der
Offenheit und Austausch gefördert wird. Im Idealfall verfügt
ein Unternehmen sowohl über elektronische Plattformen für
den Informationsaustausch als auch Foren, in denen darüber
diskutiert werden kann. Zudem bietet es Seminare und andere
Veranstaltungen an, um eine Kultur des Austauschs aufzubauen, die alle Ebenen erreicht.
Spielt Wissensaustausch vor allem
bei globalen Konzernen eine Rolle?
Wenn multinationale Unternehmen für Millionen Dollar neue
Gesellschaften übernehmen, ist der Hauptgrund dafür deren
Erfahrung. Das war nicht immer so. Als US-amerikanischer
Automobilhersteller beispielsweise wäre es für Sie in den
1960er- oder 1970er-Jahren noch unvorstellbar gewesen,
dass Sie etwas von einem in Europa oder Asien gekauften
Unternehmen und dessen Mitarbeitern lernen können. Da
wurde hinzugelernt.
Welche globalen Konzerne stechen mit
ihren Methoden hervor?
Fotos: Dirk Bruniecki, Paulo Friedman (4), ThyssenKrupp (3) Illustration: C3 Visual Lab
Das europäische Pharmaunternehmen Merck ist mit seinem
Vorgehen in Lateinamerika beispielsweise ein Vorbild. Merck
lernt von seiner Umgebung und holt die Beschäftigten vor
Ort ins Boot. Das ist sehr sinnvoll, da das Personal der
akquirierten Gesellschaft über wertvolle langjährige Erfahrung
verfügt. Ein weiteres gutes Beispiel ist, wie einer Ihrer direkten
Wettbewerber – der Stahlkonzern ArcelorMittal – weltweit
den Wissenstransfer handhabt. Seine Marktführerschaft ist
teilweise auch auf seine Art und Weise des Wissensaustauschs
zurückzuführen: Wenn man zwei Werke aufbaut und dann sieht,
dass das eine fortschrittlicher ist als das andere, wird das Wissen des Besseren an den Schlechteren weitergegeben. Dabei
ist jedoch immer sichergestellt, dass sich keines der beiden
Werke am unteren Ende einer Rangordnung befindet, also dass
kein Teil der Gesellschaft als überlegen angesehen wird. Im
Vordergrund steht das wechselseitige Lernen.
Wie verändern neue Technologien
die Möglichkeiten des Austauschs?
Die Bereitstellung von Informationen über das Internet war
ein großer Schritt für die Unternehmen. Informationen sofort
verfügbar zu machen ist der nächste: Instant Messaging
bewirkt derzeit einen raschen Wandel. Jederzeit Informationen
austauschen, ohne Pause mit den Mitarbeitern oder auch der
Öffentlichkeit zu kommunizieren. Das wird zahlreiche neue Herausforderungen mit sich bringen, denen sich die Unternehmen
stellen müssen.
MARK A. LEHRER
untersucht, wie Unternehmen ihre
großen Wissensschätze an neue und
weniger erfahrene Mitarbeiter vermitteln. Er ist Professor für Strategy and
International Business an der Suffolk
University in Boston (USA).
2010 – 2015
DIE 3. GENERATION
Ausbildung
Abendstudium zum Ingenieur
Stationen in Campo Limpo
Produktionsplanung
Besonderheit
Im Gegensatz zu seinem Vater und
Großvater arbeitete Lucas Risso nie
an den Maschinen. Seine Welt
sind Rechner und Software.
Kundenforderungen abzustimmen. Jetzt kommt ihm seine
Lehrzeit an den Maschinen zugute: Er weiß, dass die Arbeiter
an den Maschinen oft Details kennen, die kein Ingenieur im
Studium lernt. Qualität, lernt er, wird immer mehr eine Frage
guter Verständigung mit den Kollegen, unabhängig von jeder
Rangordnung. „Ab den 90er-Jahren wurden die Hierarchien
flacher“, erzählt er. „So wurde besser darauf gehört, was die
Kollegen in der Produktion bei der Arbeit mitbekamen.“
Doch die Zeiten bleiben unsicher, die Wirtschaftskrise hält
an. 1994 beschließen die Rissos, dass Roberto sich weiterbilden soll, um die Familie abzusichern. Fünf Jahre lang besucht
er Kurse, lernt Englisch und Spanisch, bildet sich im Abendstudium zum Ingenieur fort. Das Werk unterstützt ihn dabei, es
übernimmt die Hälfte seiner Fortbildungskosten.
Globalisierung und der Weg ins digitale Zeitalter
Derweil kann sich die brasilianische Wirtschaft mithilfe der
Währungsreform 1994 endlich erholen. Der Konzern investiert
in neue Produktionsstandorte für schmiedeeiserne Fahrzeugkomponenten, um unabhängiger von regionalen Krisen
zu werden. In den 90er-Jahren entstehen ein zweites Werk
in Brasilien und eins in Mexiko, ab 2010 weitere Fabriken
auf der ganzen Welt. Für Risso, der das eigene Werk in- und
auswendig kennt und der mehrere Fremdsprachen spricht,
öffnen sich dadurch neue Türen: Er ist genau der Richtige,
als es darum geht, für die in der Business Unit Forged and
Machined Components zusammengefassten Fabriken in aller
Welt eine gemeinsame Unternehmenskultur zu schmieden.
Jedes Jahr, für jeweils mehrere Wochen, reist er zu anderen
Standorten, vermittelt Erfahrungen, hilft, das im Heimatwerk
über Jahrzehnte gewachsene und erprobte System der Qualitätssicherung einzuführen. Er fliegt nach Mexiko, ins neue
brasilianische Werk nach Santa Luzia bei Belo Horizonte, in die
USA, nach Indien und zuletzt nach China.
In diesen Jahren beginnt auch Rissos jüngster Sohn, sich
für die Arbeit in Campo Limpo zu interessieren. Schon als Kind
hat Lucas auf Werksfesten die riesigen Maschinen bestaunt,
die Gesenkschmiede, in der das hellglühende Rohmaterial geformt wird, die Diamantfräsen, die Späne aus Stahl schälen,
als wäre es Butter – Bilder, die ihn als Junge gefesselt haben.
Natürlich will ich
gerne zurück. Aber
zunächst möchte
ich ins Ausland.“
LUCAS RISSO
„Das ging ja schon meinem Großvater so“, sagt er. Aber er
ist mit Computern und den neuen Möglichkeiten des Internets
groß geworden. 2010 bewirbt er sich in Campo Limpo und
bekommt die gewünschte Stelle: in der Produktionsplanung,
wo mit Software ganze Fertigungsprozesse vorausberechnet werden. In den folgenden vier Jahren lernt er moderne
Managementmethoden kennen, die werks- und länderübergreifend ganze Lieferketten kalkulierbar machen. Im Abendstudium erwirbt er ein Ingenieursdiplom. Er bleibt der Tradition
treu, richtet aber auch den Blick darauf, was die Zukunft an
neuen Chancen zu bieten hat. Das hat er von seiner Familie
bei ThyssenKrupp gelernt.
Vor ein paar Monaten hat Lucas beschlossen, seine
Erfahrungen im Werk durch ein Managementstudium in den
USA zu erweitern. Die Generationenbeziehung der Rissos
zu ThyssenKrupp ist damit allerdings noch nicht beendet.
„Natürlich will ich gerne zurück in die Business Unit Forged
and Machined Components. Zunächst aber möchte ich ins
Ausland, mindestens für ein paar Jahre.“
Eine Perspektive, die für die Menschen vor 54 Jahren in
Campo Limpo noch unvorstellbar war.
Ein Werk im Urwald: Auf we-online.thyssenkrupp.com
zeigen wir Ihnen ein Video aus den Anfangsjahren von
ThyssenKrupp in Campo Limpo.
WAS FÜR UNS WICHTIG IST SCHWERPUNKT 7
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
Durch
die
Augen
des
anderen
Mentee und Mentor: die
Kollegen Sandra-Sibylle Pechstedt
und Jörg Wehmeyer.
Mithilfe erfahrener
Mentoren fördert
Materials Services
die Entwicklung
von Talenten.
Dabei entstehen
ungewöhnliche
Tandems – und das
mit Absicht.
Erfahrungen sammeln, neue Einblicke
gewinnen und sich besser vernetzen.
Erdacht und organisiert wird das
Programm vom Bereich Human Resources Development (HRD) bei Materials Services. Die Förderung von Mentoring-Beziehungen gibt es zwar schon länger,
erzählt Lena Völkel aus der Abteilung
People Development. „Wir haben das
Programm jedoch in den vergangenen
Jahren neu strukturiert und konzipiert,
sodass es bei uns mittlerweile eine feste
Säule in der Mitarbeiterentwicklung darstellt.“ Zuletzt wurden 13 Paare gebildet,
die sich in sechs bis zwölf Treffen pro
Jahr austauschen. Zudem organisiert
die Abteilung Workshops und Trainings,
bei denen jeweils die Mentoren und die
Mentees aus den verschiedenen Bereichen miteinander diskutieren und sich
untereinander vernetzen können.
Fragen des Sparringspartners
„Die Mentees erhalten Gelegenheit, aus
den konkreten Erfahrungen der Führungskräfte zu lernen“, erklärt Maike
Trutti, die Leiterin der Abteilung People
Development. Um dabei auch ungewohnte Perspektiven zu erleben, würden gezielt
Gespanne aus möglichst unterschiedlichen Bereichen gebildet – wie die Juristin
mit dem Strategen. „Er war für mich ein
Sparringspartner, der mir dabei half, einen ganz anderen, neuen Blick auf meine
tägliche Arbeit und meine beruflichen
Ziele zu entwickeln“, so Pechstedt. In den
Sitzungen sei es etwa darum gegangen,
ihre berufliche Situation zu bewerten. „Wir
haben die Fragen diskutiert, die sich jeder
stellt“, erinnert sich Wehmeyer:
„Wie kann ich mit meinen Fähigkeiten
zum Unternehmenserfolg beitragen –
und wie kann ich mich dabei selbst
weiterentwickeln?“
Da ihr Mentor ihren Arbeitsbereich
noch nicht näher kannte, musste sie ihr
Tätigkeitsfeld zunächst einmal beschreiben. „Das hat mich gezwungen, auf mich
und meinen Job einen Blick von außen zu
werfen.“ Scheinbare Selbstverständlichkeiten und Routinen musste sie dadurch
erst einmal begründen – sowohl sich als
auch ihrem Mentor. Gerade wegen seiner
Berufserfahrung und seines strategischen Blicks auf Zusammenhänge habe
ihr Mentor dabei viele wertvolle Impulse
vermittelt: „Mit dem Strategen habe ich
Ideen entwickeln können, wie man auch
bei juristischen Fragen vermehrt aktiv auf
die Gesellschaften in der Business Area
zugehen und damit das eigene Leistungsportfolio erweitern könnte.“
Aber auch er habe durch seinen
Mentee Neues gelernt, sagt Wehmeyer:
„Ich habe nicht nur viel über die Tätigkeit
unserer Unternehmensjuristen erfahren,
sondern auch darüber, wie sich der
Legal-Bereich insgesamt weiterentwickeln
will.“ Das Programm, so sein Fazit nach
einem Jahr, leiste einen wichtigen Beitrag
zur Mitarbeiterentwicklung als auch zur
weiteren Vernetzung der Bereiche im
Konzern. Die nächste Runde wird im
Herbst starten.
Informationen zur nächsten Runde
des Mentoring-Programms gibt es bei
Lena Völkel von People Development:
[email protected]
Drei Fragen an
Falk Majert,
Geschäftsführer von
ThyssenKrupp Plastics
und Mentor.
1
Warum ist
ein spezielles
Mentoring-Programm
überhaupt nötig?
Wissen ist die einzige Ressource, die sich durch Teilen
vermehrt, heißt ein Sprichwort. Das gilt gerade für große
Unternehmen. Dabei geht es nicht nur um Faktenwissen,
sondern auch um die persönlichen Erfahrungen, die man
im Umgang mit den Menschen und den Strukturen bei
ThyssenKrupp erwirbt.
2
Was haben Sie als Geschäftsführer davon?
Nun ja, gerade als Geschäftsführer erfährt man leider
nicht immer die gewünschte Offenheit im Gespräch mit
den Mitarbeitern. Das ist zwischen einem Mentor und einem
Mentee, die aus verschiedenen Bereichen kommen, leichter
möglich. Auch wir Führungskräfte wollen und müssen dazulernen, was unser Auftreten betrifft – das war ja ein wichtiges
Ergebnis der Mitarbeiterbefragung.
3
Was haben normale Mitarbeiter
von dem Programm?
In unserem Konzern findet seit einigen Jahren ein
Kulturwandel statt, was den Führungsstil betrifft: Es kann
nicht mehr darum gehen, dass von oben etwas vorgegeben
und dann unten exekutiert werden soll, sondern dass man
respektvoll die eigenen Mitarbeiter behandelt, sie in Entscheidungen mit einbezieht und sie ihnen erklärt. Diesen Wandel
halte ich für richtig und wichtig. Das Mentoring-Programm
leistet hierfür einen wichtigen Beitrag.
Foto: ThyssenKrupp Illustration: C3 Visual Lab
N
ormalerweise haben ein
Unternehmensstratege
und eine Anwältin selten
miteinander zu tun: Er
entwirft die großen Linien,
sie achtet auf das Kleingedruckte; er muss über
Chancen nachdenken, sie über Risiken; er
kreiert Schaubilder, sie studiert Fußnoten.
„Wir kannten uns nur vom Sehen“,
erinnert sich Jörg Wehmeyer an die erste
Begegnung mit seinem Mentee San­
dra-Sibylle Pechstedt im Mai 2014. Der
Leiter des Bereichs Strategy, Markets &
Development bei Materials Services war
seitdem der Mentor für die Rechtsanwältin, die im „Legal Team“ der Business
Area arbeitet. Alle paar Wochen trafen
sich die beiden und berieten miteinander, wie sich Sandra-Sibylle Pechstedt
beruflich entwickeln kann, über ein
ganzes Jahr. „Das war für mich zunächst
etwas ungewohnt“, so die 34-jährige
Pechstedt. „Herr Wehmeyer hat als Stratege eine andere Herangehensweise und
seine Gedanken hat er im Gespräch gerne gleich auch grafisch veranschaulicht,
um die Diskussion anzuregen.“ Das sei
für sie als Juristin neu und bereichernd
gewesen. „Wir haben schnell zueinander
Vertrauen gefasst und konnten offen
über alles reden“, bestätigt ihr 43 Jahre
alter Mentor.
Zueinander fanden die beiden über
ein spezielles Mentoring-Programm. Es
fördert Mitarbeiter, die erste Führungserfahrung, große fachliche Verantwortung haben oder Projektleiter sind. Die
Nachwuchsmanager sollen zusätzliche
8 PROJEKTE WAS WIR BEWEGEN
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
Das Service-Center
ist die erste
Niederlassung von
Materials Services in
Indien überhaupt.
Oben: Eine Einheimische
malt bei der Eröffnung CEO
Joachim Limberg einen Punkt
zwischen die Augenbrauen.
Für Hindus der Ort des energetischen dritten Auges.
Arabisches
Meer
Bangalore
Bengalisches
Meer
Bangalore ist die
Hauptstadt der stark
wachsenden indischen
Luft- und Raumfahrt.
ThyssenKrupp Aerospace
eröffnete jetzt dort ein
Service-Center.
D
ie Luftfahrtindustrie in Indien
boomt. Das Zentrum des
Booms: Bangalore. Die im
Süden gelegene Stadt mit
etwas mehr als 8,4 Millionen
Einwohnern ist nach Mumbai
und Delhi die drittgrößte Stadt
Indiens – und Mittelpunkt der zivilen sowie der
militärischen Luft- und Raumfahrtindustrie
des Landes. Die Metropole wird auch das
„Silicon Valley Indiens“ genannt, da sie sich
in jüngerer Zeit zudem zu einem wichtigen
IT-Standort entwickelt hat. Bangalore bietet
also genau das richtige geschäftliche Umfeld
für ThyssenKrupp Aerospace.
Materials Services eröffnete daher im
Februar dort ein Service-Center – es ist die
erste Niederlassung in Indien überhaupt.
Auf einer Fläche von gut 3.300 Quadratmetern werden für Kunden aus der Luft- und
Raumfahrt Werkstoffe wie Aluminium, Titan
und Stahl in Form von Stangen, Platten,
Blechen sowie Rundstangen bereitgestellt.
Zudem schneiden Mitarbeiter die Materialien
bei Bedarf nach Kundenvorgaben zu. Hochpräzisionssägen, Schneide- und Fräsmaschinen sowie Testgeräte wurden dafür installiert.
„Wir stärken unsere lokale Präsenz und
können dadurch die spezifischen Anforderungen unserer Kunden vor Ort besser erfüllen“,
erklärt Jürgen Funke, Chief Executive Officer
von ThyssenKrupp Aerospace.
Die Eröffnungsfeier des Service-Centers
stieß auf großes Interesse in der Branche:
Airbus, Boeing und Rolls-Royce India schickten ebenso Vertreter wie viele weitere Kunden
und Zulieferer von ThyssenKrupp Aerospace.
Für diese globalen Unternehmen ist Bangalore ein Dreh- und Angelpunkt in der Region
Asien-Pazifik.
„Wir können die
Anforderungen
unserer Kunden
vor Ort besser
erfüllen.“
JÜRGEN FUNKE,
ThyssenKrupp Aerospace
Metalle, so
kostbar wie
ein Schatz
Es wächst zusammen,
was auch zusammengehört
5.000 Tonnen Seltene Erden vermarktet
ThyssenKrupp Metallurgical Products ab
sofort jährlich für das Bergbauunternehmen
Rainbow Rare Earths. Die wertvollen Metalle kommen beispielsweise in Batterien,
Magneten oder LED-Screens zum Einsatz.
Zudem wurde mit dem Unternehmen
NioCorp ein Einkaufsvertrag für das knappe
Schwermetall Ferroniob über 3.750 Tonnen
im Jahr geschlossen. Dieses wird verwendet, um Spezialstähle herzustellen und die
Schweißbarkeit zu verbessern.
Die neue ThyssenKrupp Schulte vereint die Werkstoffdienstleistungen in Deutschland,
ThyssenKrupp Infrastructure die weltweiten Bauservice-Aktivitäten.
Aus Ferroniob werden
Superlegierungen
hergestellt.
K
unden aus einer Hand betreuen –
das ist die Idee beim Bündeln von
Kompetenzen. Im Frühjahr sind
die Unternehmen ThyssenKrupp
MetalServ, ThyssenKrupp Stahlkontor und ThyssenKrupp Schulte mit ihren
jeweiligen Geschäftsbereichen zur neuen
ThyssenKrupp Schulte GmbH zusammengeführt worden. Durch die Verschmelzung
tritt die Marke ThyssenKrupp stärker in den
Vordergrund und darüber hinaus wurden
wichtige Synergien geschaffen. Für die
Kunden entstand auf diesem Weg ein deutlich
schlagkräftigerer Service-Partner in Deutschland – mit rund 600.000 m² Lager- und
Hallenkapazität, 400 Anarbeitungsaggregaten
und 100.000 Artikeln ab Lager.
Auch an anderer Stelle wächst die
Business Area Materials Services weiter
Alle Baudienstleistungen von Materials Services
firmieren bald unter einem Namen.
zusammen. Sie stellt ihr Dienstleistungsgeschäft für die Bauwirtschaft neu auf und
gründet dazu ThyssenKrupp Infrastructure.
Die Gesellschaft geht zum 1. Oktober aus
ThyssenKrupp Bautechnik, ThyssenKrupp
Tiefbautechnik und ThyssenKrupp Bau­service
hervor. Durch das Bündeln der Bau­serviceAktivitäten entsteht einer der weltweit
führenden Anbieter im Tief-, Hafen- und
Spezialtiefbau, der bei Infrastrukturprojekten
das komplette Leistungsspektrum abdeckt.
Die neue Gesellschaft versteht sich somit als
ganzheitlicher Partner der Bauwirtschaft.
Ein technisches Büro sowie Niederlassungen in Deutschland und der ganzen Welt sollen zudem die regionale Nähe zu den Kunden
sicherstellen. Das kann auch entscheidend
sein, wenn es um den Zugang zu neuen
Märkten und lukrativen Aufträgen geht.
Fotos: ThyssenKrupp (3), Alamy Illustration: C3 Visual Lab
Indien hebt ab
500 km
WAS WIR BEWEGEN PROJEKTE 9
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
Fit für die Zukunft
Effektive Zusammenarbeit, aufeinander abgestimmte Prozesse,
Daten auf Knopfdruck – mit daproh schafft ThyssenKrupp
wesentliche Voraussetzungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
M
ehr Zeit für den
Kunden? Volle
Kontrolle über
die Projektkosten
in Echtzeit? Weltweite Einsicht
in die Lagerbestände aller Werke? Um noch
kundenorientierter zu arbeiten,
um Prozesse noch schlanker zu
machen, um noch effektiver Wissen
und Kompetenzen innerhalb des
Unternehmens zu nutzen und Daten
weltweit und jederzeit abrufbar zu
machen, arbeiten mehr als 450
Kollegen konzernweit an der Initiative daproh. Und damit zugleich an
der Zukunftsfähigkeit des Konzerns.
daproh – das steht für Daten
und Prozessharmonisierung – ist
eine der großen Konzerninitiativen,
die den Weg zu einem integrierten
Großkonzern ebnen. So schafft es
ThyssenKrupp, Geschäftsprozesse
zu optimieren, zu harmonisieren
und weltweit zu etablieren.
Alle Abläufe werden analysiert
„Während sich die
Geschäftswelt
immer weiter
digitalisiert, sind
wir oft noch damit
beschäftigt, Daten
zu suchen.“
HEINRICH HIESINGER,
Vorstandsvorsitzender
„daproh ist unumgänglich, um die
Automatisierung
von Geschäftsprozessen innerhalb
des Konzerns
voranzutreiben.“
GUIDO KERKHOFF,
Finanzvorstand
„Während sich die Geschäftswelt
immer weiter digitalisiert, sind wir
oft noch damit beschäftigt, Daten zu
suchen“, sagte Heinrich Hiesinger
beim „Ersten globalen daproh-Tag“
in Essen. „daproh ist unumgänglich, um die Automatisierung von
Geschäftsprozessen innerhalb des
Konzerns voranzutreiben“, ergänzt
Guido Kerkhoff.
Damit dies gelingt, entwickeln
Experten von Group Standards, den
Business Areas und der IT gemeinsam einheitliche Best-PracticeProzesse, die sowohl zu den Anforderungen der jeweiligen Business
Area als auch zu den konzernweiten
Vorgaben passen. Doch bis es so
weit ist, müssen alle Abläufe – zum
Beispiel in den Bereichen Finanzen,
Controlling, Einkauf, Planung und
Logistik – von Anfang bis Ende
genauestens analysiert und neu
definiert werden, damit sie schneller
und effizienter werden. „Mit daproh
gelingt es allen Geschäften und
Einheiten, ihre bisherigen Geschäftsprozesse zu vereinfachen“,
sagt Martin Hölz, der die Konzern­
initiative verantwortet.
Schon heute arbeiten einzelne
Teams nach den gleichen Standards und können beispielsweise
einfacher Daten austauschen,
vergleichen und auswerten. Viele
Mitarbeiter schätzen es, dass sie
durch daproh bereits jetzt mehr
Zeit für den Kundendialog haben.
Das steigert die Effektivität und
zusätzlich sinken Geschäftsrisiken:
Denn in die Systeme eingebaute
Kontrollen sorgen dafür, dass zum
Beispiel Compliance-Regeln eingehalten werden.
Mehr Zeit für die Geschäftsentwicklung
JESSICA ZHENG, Business Process Manager,
ThyssenKrupp Elevator China
In China verkaufen wir derzeit viele neue Aufzüge. Vor daproh war
es schwierig, die Kosten der einzelnen Neuinstallationen (NI) zu
kontrollieren und ihre Entwicklung in Echtzeit zu verfolgen.
Auch beim Einkaufsprozess bis zur Bezahlung hatten wir früher nur
bedingt Unterstützung vom System. Heute gilt: Ohne im System angelegte Bestellung / Auftrag erfolgt auch keine Zahlung. Mittlerweile
akzeptieren die Aufzugswerke nur in SAP genehmigte und bereits
angezahlte Bestellungen. So sind die Projektkosten jederzeit mit der
ursprünglichen Kalkulation vergleichbar.
Dieser integrierte Kontrollprozess gilt auch für die NI-Projekte. Wir
behalten den Überblick über die Budgets, Risiken werden minimiert.
Statt Daten zu sammeln, können wir das Geschäft voranbringen.
Klare Rollen und Zuständigkeiten
ABIGAIL SEMIONATTO, Global Key User, ThyssenKrupp
Forged and Machined Components, Brasilien
Der Vorteil von daproh liegt für mich in der klaren Verteilung von
Rollen sowie Verantwortlichkeiten. Die Standards dafür sind im
System hinterlegt und garantieren das Vier-Augen-Prinzip, um
Interessenkonflikte zu verhindern. Kritische Prozesse werden so
von mindestens zwei Personen kontrolliert: Zum Beispiel kann ein
Einkäufer nicht zugleich die Rechnung freigeben.
Eine große Erleichterung werden vergleichbare Zahlen sein. Weil die
einzelnen Systeme unterschiedlich aufgebaut und nicht kompatibel
sind, werden die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen derzeit
noch entweder per Excel übermittelt oder von Hand ins System
„SAP@KONS“ eingegeben. In Zukunft werden die Daten automatisch übertragen und stehen auf Knopfdruck zur Verfügung. So
können wir die Ergebnisse schneller und einfacher vergleichen.
Transparente Daten beschleunigen Analysen
VICKY TO, Asia Pacific Group Controller,
ThyssenKrupp Elevator Hongkong
In der Vergangenheit war der Berichtsprozess mühsam. Unsere
Niederlassungen mussten monatlich ein Datenformular ausfüllen
und an uns zurücksenden. Für jede weitere Frage mussten wir sie
erneut kontaktieren. Jetzt können wir in viel kürzerer Zeit direkt
auf die Daten im System zugreifen – und zwar im Detail. Unsere
Prognosen werden präziser und effektiver und erleichtern es uns,
Verbesserungen in den Geschäftsprozessen voranzutreiben. Die
gewonnene Zeit verwenden wir nun darauf, die Ergebnisse zu
analysieren. Beispielsweise um zu klären, warum die tatsächlichen
Kosten eines Projekts höher sind als geplant. So können wir
schneller reagieren.
Mehr Durchblick für Talentjäger
D
ie Bewerbungsprozesse
laufen in jedem Land
anders ab. Zum Beispiel
schreibt das Arbeitsrecht
in den USA vor, dass
bestimmte Informationen in einer
Bewerbung nicht abgefragt werden
dürfen. In China wiederum antworten Bewerber auf immens viele
Stellenausschreibungen parallel,
was den Arbeitsaufwand für die
Personalvermittler (Recruiter) stark
erhöht. Für weltweit einheitliche
Prozesse bei ThyssenKrupp führt
der Personalbereich mit „TalentLink“ ein konzernweites Managementsystem für den gesamten
Bewerbungsprozess ein.
„Gleiche Abläufe und Qualitätsstandards vereinfachen nicht nur
den Prozess – zum Beispiel für Ausschreibungen und den Kontakt zu
den Kandidaten –, sie verleihen uns
auch eine verbesserte Außendarstellung“, erläutert John Neubauer
vom Team Sourcing & Recruiting.
In Deutschland, Österreich, der
Schweiz und in den USA läuft das
Programm bereits und wird laufend
weiterentwickelt. In China wird es
gerade eingeführt.
Trotz der globalen Ausrichtung
ist TalentLink auf die Bedürfnisse
der Länder zugeschnitten und wird
von den Regional Headquarters
BA-übergreifend begleitet. In jedem
Land werden zum Beispiel Schnittstellen mit den regionalen Karriere- und Jobplattformen entwickelt.
„Wir versuchen, eine erfolgreiche
Zusammenführung von konzernweiten Standards und regionalen
„TalentLink
bietet sowohl
Recruitern als
auch Bewerbern
enorme Vorteile.“
JOHN NEUBAUER,
Team Sourcing & Recruiting
Besonderheiten zu realisieren und
bieten Kandidaten weltweit ein
schnelles und einfaches Bewerbungsverfahren“, so Neubauer.
Für Recruiter bietet das System
Transparenz über freie Stellen und
Bewerber sowie effiziente und
zuverlässige Prozesse. „Besonders
in China ist die Bewerberzahl sehr
hoch. TalentLink soll langfristig
Arbeitserleichterung schaffen“,
so Holly Li, Personalleiterin des
Regional Headquarter China. Als
Nächstes stehen die Regionalzentralen in Indien und Brasilien auf
dem Plan.
Das TalentLink-Team
in Shanghai
während der
Einführung
des Systems.
Fotos: ThyssenKrupp (2)
Mit Unterstützung der
Regional Headquarters
führt ThyssenKrupp
weltweit das neue
Bewerbungssystem
TalentLink ein. Gleiche
Abläufe und Standards
sorgen für Transparenz
und vereinfachen das
Recruitingverfahren.
10 PROJEKTE WAS WIR BEWEGEN
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
An der Spitze
Das neue World Trade Center in New York ist
das vierthöchste Gebäude der Welt –
und das symbolträchtigste. Gekrönt wurde es
mit Edelstahl von Materials Services.
1.776 Fuß hoch
ist das OWTC – die
Zahl erinnert an die
Unabhängigkeitserklärung der USA im
Jahr 1776.
WAS WIR BEWEGEN PROJEKTE 11
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
Wolkenkratzer im Vergleich
Die größten Gebäude der Welt stehen in Dubai und
Shanghai. New York kommt auf Platz vier.
Die Edelstahlspitze auf ihrem Weg nach oben,
symbolträchtig mit der US-Flagge verziert.
Baumschutz am Mahnmal
Noch an einem weiteren Projekt rund um den Bau des
neuen WTC-Komplexes war ThyssenKrupp Materials NA
beteiligt: den sogenannten „Erdboxen“. Sie umhüllen
und schützen das Wurzelwerk der 500 Bäume, die
am Fuß von OWTC als Bestandteil des Mahnmals
gepflanzt wurden. Das Material für die Behälter lieferte
die ThyssenKrupp Tochter AIN Plastics aus Yonkers im
Bundesstaat New York. Es handelt sich um einen Black
Hitec HDPE genannten Kunststoff, der sich durch Lan­
glebigkeit und hohe Feuchtigkeitsresistenz auszeichnet.
600
400
200
0
Höhe
One World
Trade Center
New York (USA)
Shanghai Tower
Shanghai (China)
Burj Khalifa
Dubai (VAE)
828 m
541,3 m
632 m
Etagen
104
121
163
Fertig in
2013
2014
2010
traggeber aus New Jersey orderte bei ihm rund
6.350 Kilogramm an 316L-Stahlplatten mit ei­
ner Dicke von einem Viertelzoll (6,35 mm). Die
Sorte 316L wurde wegen ihrer besonders guten
Korrosionsbeständigkeit gewählt. Ken-Mac Me­
tals verkauft jährlich mehr als 72.000 Tonnen
Edelstahl, größtenteils an Hersteller industrieller
Küchengeräte – rein mengenmäßig handelte es
sich also um einen eher kleinen Auftrag.
Die Kollegen von Ken-Mac Metals bestellten
den Edelstahl bei einem Lieferanten in Keno­
sha/Wisconsin. Bereits vier Tage später trafen
dann die Stahlplatten beim Kunden in New Jer­
sey ein. Dort wurden sie leicht mit dem Sand­
strahler bearbeitet, zurechtgeschnitten und zu
einer glänzenden Spitze zusammengesetzt. Am
10. Mai 2013 konnte sie schließlich auf dem
OWTC installiert werden – andert­halb Jahre vor
der eigentlichen Eröffnung des Gebäudes.
„Der Sieg des Guten über das Böse“
Einige Zeit später schickte Pengov einen
Videolink an Joseph Gurney, Vice President
für den Bereich Edelstahl bei ThyssenKrupp
Materials North America. Es waren Aufnahmen
von jenem sonnigen Maimorgen, an dem die
Edelstahlspitze auf dem Turmmast des OWTC
angebracht wurde. Gurney holte Pengov, den
Edelstahl-Produktmanager Steven Hales und
seinen Stellvertreter Brian Morgan in sein
Büro, gemeinsam sahen sie sich auf Gurneys
Laptop das Video an. „Ich weiß noch, dass
uns diese Bilder sehr berührt haben“, erinnert
sich Gurney. „Für uns alle war das etwas ganz
Besonderes.“ Die drei hatten – wie die gesamte
Welt – am 11. September 2001 mitansehen
müssen, wie Terroristen die Flugzeuge in die
Twin Towers des alten World Trade Centers
steuerten und diese zum Einsturz brachten, fast
3.000 Menschen starben damals. Jetzt konnten
sie sehen, wie das neue Wahrzeichen New Yorks
gekrönt wurde. „Dieses Video dokumentiert den
Sieg des Guten über das Böse – die Wiederge­
burt der Tower!“, sagt Gurney. „Es machte uns
sehr stolz, daran beteiligt gewesen zu sein.“
Der Besuch der Aussichtsplattform des OWTC lässt
Touristen sich wie auf der Spitze der Welt fühlen.
Welches Ereignis löst dasselbe Gefühl bei Ihnen aus?
Vielleicht eine sportliche Höchstleistung oder das
Spielen mit Ihren Kindern? Zeigen Sie es uns beim
Fotowettbewerb auf we-online.thyssenkrupp.com!
Fotos: Iwan Baan, Corbis Illustration: C3 Visual Lab
E
s ist 7.30 Uhr, kurz nach
Sonnenaufgang, als über den
Dächern von New York City ein
riesiger Kran eine turmhohe
Edelstahlspitze in die Luft hebt.
Hunderte Bauarbeiter star­
ren gebannt nach oben, viele
klatschen, einige salutieren, andere zücken ihre
Handys und fotografieren. Hubschrauber filmen
die Aktion, Fernsehsender berichten live. Sie
alle halten fest, wie das neue One World Trade
Center (OWTC) seine Spitze erhält und damit
seine finale Sil­hou­et­te.
Ein historischer Moment. Zwölf Jahre nach
der Zerstörung des alten World Trade Cen­
ters am 11. September 2001 erhebt sich an
dessen Stelle wieder ein 104 Stockwerke hoher
Wolkenkratzer. Ein Gebäude der Superlative und
Symbolik: Durch die neue Edelstahlspitze misst
es nun genau 1.776 Fuß (541 Meter) – 1776
ist das Geburtsjahr der USA. Damit ist der
Nachfolger der zerstörten Twin Towers nicht nur
das höchste Gebäude der Vereinigten Staaten,
sondern der westlichen Welt.
An seinem Bau war ThyssenKrupp vom
Keller bis zur Spitze beteiligt: Millionen Touristen
werden künftig etwa das ThyssenKrupp Logo
sehen, wenn sie mit einem der 71 Aufzüge
oder zwölf Fahrtreppen bis zur Aussichtsplatt­
form fahren. Einige der Lifte gehören zu den
schnells­ten der Welt, sie erreichen Geschwind­
igkeiten von bis zu 37 Kilometer pro Stunde. Ein
anderer Beitrag von ThyssenKrupp zum OWTC
ist weniger offensichtlich, dabei ist er auf seine
Weise sogar noch spektakulärer: Es ist die
Edelstahlspitze des 124 Meter hohen Turmmas­
tes, der das Dach des Wolkenkratzers ziert. Der
Mast ist bestückt mit Kommunikationstechnik
und verfügt über ein elektrisches Leuchtfeuer,
das nachts kilometerweit leuchtet. Dies ist einer
der höchsten Orte, an dem ein Produkt von
ThyssenKrupp je verbaut worden ist – und einer
der symbolträchtigsten.
Eingegangen war der Auftrag im Dezember
2012. Entgegengenommen hatte ihn Randy
Pengov, er arbeitet für Ken-Mac Metals in
Cleveland/Ohio, ein Tochterunternehmen von
ThyssenKrupp Materials, und er ist dort Pro­
duktmanager für Edelstahlprodukte. Der Auf­
800
12 PROJEKTE WAS WIR BEWEGEN
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
ALLE AN EINEM STRANG
Wir machen auf edel
Die Kollegen des Werks Acciai Speciali Terni in Italien stellen hochwertigen
Edelstahl her. Wie das genau funktioniert, erklären sie uns hier.
1. Mischung bestimmen
Massimiliano Panico
Der richtige Mix aus Schrott und
Metalllegierung kommt in die
Chargierkörbe
Techniker Produktionskontrolle
2. Elektrolichtbogenofen
Mauro Grifoni
Der Stahl wird geschmolzen
Techniker Produktionskontrolle
3. Veredelung
Luca Olivieri
Techniker Produktionskontrolle
4. Abguss
Fabio Allegretti
Brammen werden erzeugt
Technischer Koordinator
Strangguß
5. Warmwalzen
Daniele Ricci
Der Stahl wird geformt
Technischer Koordinator
Warmwalzen
6. Kaltwalzen
Matteo Faustini
Dicke des Edelstahls wird angepasst
Vorarbeiter Kaltwalzwerk
7. Teilen des Edelstahls
Daniele Dominici
Produkt wird zugeschnitten
Vorarbeiter Schneidanlage
STANDORT
Meine Tipps
für Terni
Der Marmorfall bei Terni:
Der Gott Jupiter soll an
seiner Entstehung beteiligt gewesen sein.
Stefano Conedera,
Öffentlichkeitsarbeit
Ich überwache die Stahlschmelze im Ofen. Ein Elektrolichtbogen
schmilzt hier den Stahl. Verbrauch, Produktivität und Qualität
müssen stimmen.
Beim Veredelungsprozess in unseren Konvertern werden qualitätsmindernde Substanzen aus dem Stahl eliminiert und die gewünschte chemische Zusammensetzung eingestellt. Ich reguliere diesen Vorgang.
Ich verantworte die Technik in jenem Bereich, wo aus dem flüssigen
Stahl Metallblöcke – die Brammen – gegossen werden.
Das Warmwalzen zu überwachen, ist meine Aufgabe. Bei diesem
Prozess werden die Edelstahlbrammen bei sehr hohen Temperaturen
zu Warmband gewalzt und zum Coil gewickelt.
Mit meinem Team steuere ich das Kaltwalzen. Hierbei wird der
Edelstahl bei Raumtemperatur gewalzt, sodass Dicke und Oberfläche
genau den Wünschen unserer Kunden entsprechen.
Meine Mannschaft und ich übernehmen das Teilen und Zuschneiden
des Edelstahls nach Vorgabe des Kunden. Zudem kontrollieren wir die
Qualität der Oberfläche.
Wann lohnt sich ein Besuch in
Terni besonders?
Dass Sankt Valentin der Beschützer
der Liebenden ist, wissen viele,
dass er Bischof von Terni war und
Patron der Stadt ist, aber nur wenige. Der 14. Februar ist daher bei
uns ein Feiertag und wird mit einer
Woche voller Kultur und Veranstaltungen begangen.
Was sollte man unbedingt gesehen haben?
Unweit von Terni steht der „Cascata delle Marmore“ (Marmorfall).
Das ist ein dreiteiliger, künstlich
geschaffener Wasserfall. Der Legende nach war der Gott Jupiter an
seiner Entstehung beteiligt. Als er
herausfand, dass die Nymphe Nera
und der Schäfer Velino ein Liebespaar waren, wurde er wütend und
verwandelte Nera in einen Fluss.
Dennoch gelang es Jupiter nicht,
die Liebenden zu trennen. Velino
vereinigte sich mit Nera, indem er
vom Kliff in den Fluss sprang. Die
Geburtsstunde des Marmorfalls.
Was sollte man einmal
ausprobieren?
Wenn Sie Extremsport mögen, sind
sie am Marmorfall ebenfalls richtig.
Die in der Nähe gelegenen Flüsse
Velino und Nera führen durch enge
und sagenhafte Schluchten. Auch
wenn Sie nicht mutig wie Rambo
sein sollten, wagen Sie im tosenden
Wasser eine Fahrt! Es gibt dort
erfahrene Begleiter, die sich um Ihre
Sicherheit kümmern.
Welche historischen Zeugnisse
finden sich in der Umgebung?
Terni gehörte einst zum römischen
Reich. In der Nähe können Sie die
Ruinen der Brücke „Ponte d’Augusto“ besuchen. Auch die archäologische Grabungsstätte von Carsulae
ist einen Besuch wert.
Fotos: fotolia, ThyssenKrupp Illustrationen: C3 Visual Lab (14)
Der Stahl wird verfeinert
Als Erstes lege ich die richtige Mischung aus Schrott und Metalllegierung fest. Diese kommt in die Chargierkörbe für den Elektrolichtbogenofen. Dort wird daraus die gewünschte Art von Edelstahl
geschmolzen.
WAS WIR BEWEGEN PROJEKTE 13
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
Alles richtig vernetzt
Eine gut funktionierende, automatisierte Logistik rüstet den Konzern für die Zukunft.
In einer ThyssenKrupp Stipendiatenklasse forscht der wissenschaftliche Nachwuchs
mit Experten an Lösungen von morgen.
MATERIALS SERVICES
Daniel Dreßler und
Darian Achenbach
haben für ThyssenKrupp
Logistiklösungen für
übermorgen erarbeitet.
O
hne Logistik kein Geschäft,
egal ob in der Produktion
oder im Werkstoffhandel.
Werden die Logistikabläufe
auf dem Werksgelände von
Steel Europe in Duisburg
nicht genau aufeinander
abgestimmt, kann es zum Beispiel bei der
Verladung der Rollen aus Flachstahl (Coils)
aus dem Warmwalzwerk für die Weiterverarbeitung zu teuren Wartezeiten kommen. Ist
an einem Standort von Materials Services die
Plattensäge besetzt, muss der Anarbeitungsauftrag für einen Kunden warten. Die gleiche
Maschine ist aber an einem anderen Standort
möglicherweise frei. Diese stark vereinfachten Logistikprobleme von Steel Europe und
Materials Services machen deutlich: „Kundenorientierte Logistik ist das A und O für den
Erfolg. Sie ist Bindeglied und Kernkompetenz
von ThyssenKrupp, und das in allen Bereichen – ob Beschaffung, Produktion oder Distribution“, sagen Darian Achenbach (28) und
Daniel Dreßler (30), beide Doktoranden der
ThyssenKrupp Stipendiatenklasse an der Graduate School of Logistics der TU Dortmund.
Und weil das so ist, haben die Logistik-Verantwortlichen der beiden BAs vor fünf Jahren
gemeinsam das ThyssenKrupp Competence
Center Logistics (CCL) ins Leben gerufen. Ihr
Ziel: Strategische Zukunftskonzepte für logistische Problemstellungen aus der Praxis des
Konzerns, erarbeitet von jungen Wissenschaftlern – im Austausch mit Experten des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML.
„Wir sprechen nicht von brandeiligen
Themen, sondern von langfristig angelegten,
kompletten Systemlösungen“, sagt Marcus
Deckers von Steel Europe, der das Programm mit bisher 14 Forschungsthemen für
ThyssenKrupp leitet. Achenbach und Dreßler
haben unterschiedliche Themen bearbeitet.
Bei Dreßler im Bereich Steel steht die Planung
und Steuerung von Stahltransporten im
Mittelpunkt. Dazu müssen die verschiedenen
Verkehrsströme, zum Beispiel mit Eisenbahn
und Lkw, auf und zwischen den Werksgeländen und zu den Kunden aufeinander abgestimmt werden. Achenbach untersucht im
Handelsgeschäft mit Anarbeitungstätigkeiten,
wie Aufträge abhängig von der Auslastung an
den Standorten effizient vergeben werden.
Mit der Theorie in die Praxis
Für unterschiedliche Bereiche können ähnliche
Ansätze funktionieren. „Neue Ideen sind
gefragt, denn Logistik darf sich nicht länger
nur auf ihre ausführende Rolle beschränken.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss
sie sich ständig weiterentwickeln“, sagen die
„Logistik braucht
Ideen und muss
sich ständig
entwickeln.“
DANIEL DRESSLER, DARIAN ACHENBACH
Doktoranden am ThyssenKrupp Competence
Center Logistics
jungen Forscher. Und das geht am besten
gemeinsam. Am CCL arbeiten die Stipendiaten
auf einem Flur Tür an Tür. „So können wir uns
austauschen, diskutieren, uns gegenseitig
helfen“, sagt Dreßler. Beispielsweise, wenn
es um die Simulationsmodelle geht. Beide
Forschungsvorhaben laufen auf IT-gestützte
Systemlösungen hinaus. Während Dreßler ein
Konzept für ein Planungssystem mit konkreten
Prozessen für die Einbindung der verschiedenen Verkehrsströme erarbeitet, hat Achenbach
ein Online-Portal entwickelt, das Aufträge und
verfügbare Kapazitäten marktbasiert steuert.
„Die größte Herausforderung ist dabei die
&
Koordination dezentraler Planungen bei Unsicherheitsfaktoren wie zum Beispiel kurzfristig
eingehende Aufträge“, so Achenbach.
Idealerweise verbringen die Stipendiaten
genauso viel Zeit an der TU wie im Unternehmen. Das ist wichtig, um die Abläufe
und Probleme der Logistikprozesse intensiv
kennenzulernen. Damit der Wissenstransfer
zwischen Theorie und Praxis gut funktioniert,
werden die Stipendiaten intensiv begleitet.
„Am Anfang war ich von so viel Betreuung
überrascht“, so Dreßler. „Bei Steel hatte ich
gleich mehrere Ansprechpartner.“ Aber jeder
hat seine eigene Rolle im komplexen Geflecht
der Logistikprozesse.
Genau diese Kombination hat die beiden
gereizt, nach ihrem Studium in der Forschung
zu arbeiten: „Es ist eine Riesenchance, nicht
nur einen Teil der Promotion finanziert zu
bekommen, sondern innovative Lösungen
praktisch im Unternehmen und gleichzeitig
wissenschaftlich zu erarbeiten. Verlockend
ist auch die Aussicht, die Ergebnisse selbst
umzusetzen.“ Achenbachs Lösungsvorschläge
fließen derzeit in ein NRW-Pilotprojekt von
Materials Services ein.
Neben den beiden BAs nimmt derzeit
auch Elevator am CCL teil, das aus mehreren
Gründen eine Investition in die Zukunft des
Konzerns ist: Zum einen der Forschungsergebnisse wegen, denen der Fraunhofer-Informatiker und wissenschaftliche Leiter des
Projekts Markus Witthaut ein hohes Niveau
bescheinigt. „Und natürlich wollen wir auch
den hochqualifizierten Nachwuchs für uns
gewinnen“, sagt Deckers. Mit den ersten acht
neuen Kollegen in der Endphase ihrer Promotion, die schon an verschiedenen Stellen im
Unternehmen arbeiten und ein BA-übergreifendes Fachverständnis entwickelt haben, ist
das bereits gelungen.
Foto: ThyssenKrupp
STEEL EUROPE
14 FORSCHUNG WAS WIR ENT WICKELN
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
Farbe in verschiedenen
Tönen und nach Kun­
denwunsch: PLADUR
macht’s möglich.
VOLL IM STOFF
ist
1Was
das denn?
Ein Bauteil für eine Fußgängerbrücke aus
dem InnoCity Modular Steel Construction
Kit. Das sind modulare Tragstrukturen für
neue Wege in der Stadt von morgen.
denkt sich so
2Wer
was aus?
Der Technologiebaukasten für Hochwege
aus filigranen Stahlbauteilen in Leichtbauweise ist ein Konzept des gemeinsamen Projekts Urban Mobility von Steel
Europe und Elevator Technology.
Jetzt wird’s bunt
Bandbeschichteter Flachstahl bringt Farbe auf Fassaden und Haushaltsgeräte.
Die Marke PLADUR von ThyssenKrupp Steel Europe macht jede Oberfläche möglich –
sogar Stahl in Holzoptik.
D
er ästhetischen Gestaltung von
Fassaden sind kaum noch Grenzen
gesetzt. Ob glänzend oder mit feiner
Textur, in Farbe, Metall- oder Holzoptik – mit der PLADUR-Serie bietet
ThyssenKrupp Steel Europe organisch beschichteten Flachstahl in fast jeder Ausführung. So entstehen Industriegebäude, die sich farblich in die
Landschaft fügen – aber auch Spülmaschinen,
die aussehen, als wären sie aus Holz.
„Unsere Kernmärkte sind die Bau- und
Garagentorbranche sowie die Nutzfahrzeug- und
Hausgeräteindustrie“, sagt Vertriebsleiter Axel
„We care
because …
… wir eine
Familie sind
und die
Gesundheit
und Sicher­
heit von
allen zählt!“
TEAM EINKAUF,
Regional Headquarter
China, Peking zum Welttag
für Arbeitssicherheit und
Gesundheit 2015
Alle Produkte werden umweltschonend hergestellt und sind komplett recycelbar. „Wir
verwenden ausschließlich chromatfreie Vorbehandlungen, verzichten auf schwermetallhaltige
Pigmente, und unsere Beschichtungsanlagen
sind auf dem neuesten technologischen Stand“,
erläutert Axel Pohl. „Für diese Produktserie gilt:
Steel goes green.“
Neu ist die Gestaltung von Oberflächen mit
der 3D-Technologie. Am Computer programmierte Motive – ob feine oder haptisch anspruchsvolle Texturen – werden dabei auf bandbeschichtete
PLADUR-Produkte aufgebracht.
– einmal von der Erde
zum Mond – könnten auf
dem Radschnellweg Ruhr
täglich eingespart werden.
was
3Und
kann das?
Das Baukastenprinzip bietet Lösungen
für unterschiedliche Bedürfnisse städtischer Infrastruktur. Die Module werden
vorgefertigt und lassen sich aufgrund
ihres geringen Platzbedarfs leicht in
die vorhandene Bebauung integrieren.
Dazu gehören Fuß- und Fahrradwege in
der dritten Dimension. Zum Beispiel der
geplante 100 km lange Radschnellweg
Ruhr von Duisburg nach Hamm.
ist
4Wozu
das gut?
Belebte innerstädtische Kreuzungen
werden vom Fußgängerverkehr entlastet.
Hochtrassen, Fahrtreppen und Fahrsteige
wie ACCEL für Entfernungen bis zu 1,5
Kilometer erleichtern die Mobilität im
urbanen Raum für alle Generationen.
AUS DEN BUSINESS AREAS
Und was ist
das nun schon
wieder?
WELTWEIT
WELTWEIT
Schneller und ruhiger in noch
größere Höhen
Neuentwicklungen fürs Auto geben
beim Innovationspreis den Ton an
Immer höhere Büro- und Wohntürme brauchen immer schnellere Aufzüge. ThyssenKrupp Elevator hat nun den „Active
Roller Guide“ entwickelt, der Geschwindigkeiten von bis zu
15 Meter pro Sekunde zulässt. Sensoren an der Kabine und
der Rollenführung registrieren unerwünschte Seitwärtsbewegungen und senden Impulse an kleine elektromagnetische
Verstelleinrichtungen. Daraus resultierende kontrollierte
Gegenbewegungen verringern die Vibrationen der Kabine
und ermöglichen den komfortablen Transport bei höchsten
Geschwindigkeiten. Der „Active Roller Guide“ befindet sich
derzeit in der Testphase – die Markteinführung ist für Mitte
2016 angepeilt.
InCar plus hat beim ThyssenKrupp Innovationswettbewerb 2014
den ersten Platz belegt. An dem umfangreichsten Entwicklungsprojekt der vergangenen Jahre waren drei Business Areas und
15 Standorte beteiligt. Auf Platz zwei schaffte es Uhde High
Pressure Technologies (IS) mit einem Beitrag zur Hochdruckpasteurisierung von Lebensmitteln. ThyssenKrupp Presta (CT)
holte den dritten Platz mit einer weiteren Auto-Innovation: dem
Gebauten Schiebenockenelement. Der Sonderpreis Energie
und Umwelt ging an die BU Plant Technology (IS) für ein Säuberungsverfahren für Kokerei-Abwasser.
Auf we-online.thyssenkrupp.com (Suche: Innovationswettbe­
werb 2014) ist ein ausführlicher Bericht mit allen Gewinnern
Mitspi
ele
und n
gewin
nen
Lösen Sie unser Rätsel,
und schreiben Sie uns!
Wir verlosen einen Reisegutschein im Wert
von 1.000 Euro für Leistungen des Reise­
büros Dr. Tigges in Essen.
Einsendungen bis 31.09.2015 an:
[email protected].
Der Gewinner wird von uns
benachrichtigt. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Fotos: ThyssenKrupp (4), Nils Hendrik Mueller,
Martin Pfeiffer / The Cool Box (3), Fotolia Illustrationen: C3 Visual Lab
GUT GESAGT
Pohl. Die Gestaltung des Flachstahls erfolgt nach
individuellen Kundenwünschen.
Die Oberflächen erfüllen nicht nur ästhetische Ansprüche. Das stabile, gut umformbare
Material kann je nach Verwendung verschiedene
Eigenschaften annehmen: Manche Beschichtungen können Feuchtigkeit aufnehmen, andere
sind leicht zu reinigen. Steinschläge sollten
einem Nutzfahrzeug nichts anhaben. Die Oberfläche eines Garagentors muss der besonderen
Beanspruchung durch Hitze, Regen und Kälte
gerecht werden. Bei der Hülle eines Haushaltsgeräts zählt in erster Linie die Optik.
400.000
Pkw-Kilometer
PERSPEKTIV WECHSEL MENSCHEN 15
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
REGELWERK
KULTURUNTERSCHIEDE
Das globale Compliance-Programm
von ThyssenKrupp beinhaltet die Kern­
bereiche Korruptionsbekämpfung,
Kartellrecht, Datenschutz und Geldwäscheprävention. Die Compliance-Richt­
linien gelten weltweit für alle Mitarbeiter.
Sie sind selbst für die Einhaltung der
Regeln verantwortlich. Rund 60 Compliance Officer aus den Business Areas,
dem Bereich Corporate und aus den
Regionen unterstützen sie dabei und
begleiten mit ihrem Compliance-Wissen
wichtige Geschäftsprozesse.
Die Wüste hat
EIGENE GESETZE
Regionale Besonderheiten müssen
bei der weltweiten Umsetzung des
ThyssenKrupp Compliance-Programms
und der Richtlinien berücksichtigt
werden. Dafür sind regionenspezifische
Sachkenntnis und kulturelles Feingefühl erforderlich. Die bringen die
derzeit elf Regional Compliance
Officer mit, die als „Trusted Business
Advisor“ die Mitarbeiter vor
Ort insbesondere in den Bereichen
Korruptions­bekämpfung und Kartellrecht unterstützen.
Geschäfte macht man im arabischen Raum anders als in Essen. Dennoch
müssen sich die Kollegen an die ThyssenKrupp Regeln halten. Dabei hilft ihnen
Regional Compliance Officer Sven Klaiber. Er lebt schon länger in Dubai
und kennt die lokalen Besonderheiten genau.
Z
wei Fehler gibt es in Dubai,
die jeder nur einmal macht“,
erzählt Sven Klaiber lachend,
„erstens bei Sandsturm
weiße Wäsche auf den Balkon
hängen, zweitens sich nicht
merken, wo man in der Dubai
Mall sein Auto geparkt hat.“ Das sind Dummheiten, die ärgerlich, aber zu verschmerzen
sind. Im Geschäftsleben dagegen können
Fehler, vor allem in Bezug auf Compliance,
gravierende Folgen haben. Klaiber hilft mit,
dass es dazu erst gar nicht kommt. Der Jurist
ist als Regional Compliance Officer zuständig
für die Region META – Mittlerer Osten, Türkei
und Afrika. Mit seiner Kenntnis der regionalen
Besonderheiten unterstützt er die Kollegen aus
den lokalen Einheiten, der Corporate Function
Compliance und den Business Areas.
Die ThyssenKrupp Compliance-Richtlinien gelten global – doch die Rechtssysteme
weltweit sind unterschiedlich. Deshalb berät
Klaiber mit lokalem und mit globalem Blick
bei Fragen zu Verträgen, zur lokalen Gesetzgebung und zur Rechtsprechung in Bezug auf
In der Region abge­
schlossene Geschäfte
unterliegen lokalem
Recht. Darum unter­
stützt Sven Klaiber
die Kollegen auch
beim Verständnis von
Gesetzestexten.
Compliance und liefert Hintergrundinformationen für neue Projekte und Geschäftspartnerschaften. Umgekehrt bringt er den Kollegen
die globale Perspektive und das konzernweite
Compliance-Programm näher, um gegenseitiges Verständnis aufzubauen.
Seit sechs Jahren lebt der Deutsche
mit seiner Familie in Dubai. Das Erste, was
auffällt: Dubai ist international. „Wir haben
vor Kurzem einmal durchgezählt: Allein in
unserem engeren Freundeskreis sind wir 13
Nationen“, berichtet Klaiber. Die einheimische
Bevölkerung des Emirates stellt nur etwa 15
Prozent. Dennoch ist das Leben, vor allem das
Geschäftsleben, eindeutig arabisch geprägt.
Persönliche Kontakte sind hier von besonderer Wichtigkeit. Man trifft sich häufig, redet,
isst zusammen und versichert sich so seiner
gegenseitigen Wertschätzung. Auch Werksbesuche gehören zur Tagesordnung. Darum
bekommt Klaiber von seinen Kollegen viele
Anfragen, ob die Einladungen, die sie erhalten
oder aussprechen, mit den globalen Compliance-Regeln vereinbar sind. „Gastfreundschaft hat gerade in arabischen Ländern einen
Ich muss hier
öfter durch
eine andere
kulturelle Brille
blicken.“
SVEN KLAIBER,
Regional Compliance Officer Dubai
hohen Stellenwert. Häufige oder großzügige
Einladungen zu gemeinsamen Essen können
aber unter Umständen den Verdacht der unzulässigen Beeinflussung aufkommen lassen.
Dasselbe gilt für die Gewährung großzügiger
Geschenke. Deshalb ist es wichtig, dass sich
Einladungen und Geschenke im Rahmen
unseres Compliance-Regelwerkes bewegen“,
sagt Klaiber.
Speziell sind auch die Vorschriften für
die Gründung von Niederlassungen in Dubai.
Dazu braucht es im Regelfall einen einheimischen Geschäftspartner – den sogenannten
„Sponsor“. Aus Compliance-Sicht sind bei
der Wahl des Partners wichtige Faktoren zu
beachten. Auch können in Dubai, anders als
in vielen Ländern, Mitarbeiter rein privater
Unternehmen als „Amtsträger“ angesehen
werden – und zwar immer dann, wenn die öffentliche Hand Anteile an diesen Unternehmen
hält. Hinzu kommt, dass Geschäftsleute häufig
auch politische Ämter besetzen. Das hat angesichts des geringen Anteils an Einheimischen
eine gewisse Logik und steht im Einklang mit
lokalem Recht. „Wenn man einen Beratungsvertrag abschließen möchte, braucht man
Geschäftspartner, deren Rolle und Hintergrund
mit unseren Compliance-Vorgaben zu vereinbaren sind“, so der promovierte Jurist. Deshalb unterstützt er nicht nur bei der Prüfung
der Verträge, sondern auch bei der Auswahl
von Geschäftspartnern – ob als „Sponsor“,
Berater oder anderweitiger Partner.
Kulturelle Besonderheiten und Unterschiede bei Recht und Gesetz spielen auch
in den Schulungen über die Anwendung der
Compliance-Regeln, die Sven Klaiber regelmäßig abhält, eine große Rolle. Stetig ist er
in der Golfregion, in der Türkei oder in Afrika
unterwegs. „Bei der Vermittlung der Inhalte
muss man mit Herz und Verstand agieren und
auch mal durch eine andere kulturelle Brille
blicken, damit das richtig ankommt“, sagt er.
Denn auch wenn sich die Gepflogenheiten
in der Türkei von denen in Afrika und diese
wiederum von denen in den Golfstaaten unterscheiden – die Regeln für integres Verhalten
sind bei ThyssenKrupp immer gleich.
16 MENSCHEN WER WIR SIND
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
IM BERUF
SE
KREUZTAL-EICHEN,
DEUTSCHLAND
Woran
arbeiten Sie
denn gerade?
Elisabeth
Pfau
Sachbearbeiterin
Auftragsverfolgung
Ein gutes Netzwerk ist für die
52-Jährige wichtig, denn in ihrem
Job kommt es auf termingerechte
Fertigung an. Sie steuert vom
Büro aus den Materialzulauf für
alle verzinkten beziehungsweise
beschichteten Stahlbänder für
Kunden aus der Hausgeräte-,
Fahrzeugbau-, Garagentorund Bauindustrie. Trotz hohem
Termindruck bleibt die Siegerländerin meist fröhlich.
Die Aufgaben der Mitarbeiter bei
ThyssenKrupp sind ausgesprochen vielseitig.
Wir haben nachgefragt und stellen Kollegen
aus aller Welt vor.
Und wie sieht Ihr
Arbeitsplatz aus?
Ob in der Produktion, in der
Werkstatt oder im Büro – zeigen
Sie uns, was Sie für ThyssenKrupp
arbeiten, und wo!
Ihre Fotos schicken Sie bitte an:
[email protected],
Betreff: Mein Arbeitsplatz
CT
Amrish
Dholakia
Technischer Leiter,
Industrial Solutions (India)
Nach 15 Jahren als Verfahrenstechniker
begleitet er nun seit drei Jahren als
technischer Leiter die Entstehung neuer
Industrieanlagen bis zur Inbetriebnahme
weltweit. Dabei steht der 38-Jährige oft
vor der Herausforderung, während der
Bauausführung sein Team bei immer engeren Zeitplänen und laufenden Änderungen motiviert zu halten. Wenn die Anlage
dann mit den geplanten Leistungsdaten
läuft, ist er glücklich.
ILSENBURG, DEUTSCHLAND
Christian Reuß
Anlagenbediener,
BU Camshafts
Der 33-Jährige überwacht die
Produktion von Nockenwellen für
Porsche und BMW an zwei Anlagen.
Für jeden Wellentypen gibt er eine
Umbauanleitung in den Computer
ein. Die vollautomatisch gefertigten
Wellen werden nach einem vorgegebenen Prüfplan kontrolliert. Die
Bildschirme zeigen ihm Sollmaße
und Abweichungen. Parallel zu seinem Schichtjob bildet sich der Vater
einer Tochter zum Industriemeister
Metall weiter.
MX
NOVÉ ZÁMKY, SLOVAKEI
Eva Majkútová
Betriebsleiterin Materials Slovakia
Seit Dezember hat die 32-jährige Logistikexpertin zusätzliche Aufgaben übernommen. Jetzt verantwortet
sie nicht mehr nur die Logistikprozesse, Materialflüsse und Lagerverwaltung. Zusätzlich treibt sie die
Prozesse voran, die das Unternehmen effizienter,
moderner und damit wettbewerbsfähiger machen.
Auch die Auswahl, Betreuung und Zufriedenheit
der Kunden fallen in ihren Bereich. Dabei ist es ihr
wichtig, alle Mitarbeiter einzubinden.
IS
ET
MANCHESTER, ENGLAND
Kirsty Green
Aufzugstechnikerin, Elevator Technology
Sie repariert gerne Dinge, möchte verstehen, wie sie
funktionieren. Darum ist die 34-Jährige auch Technikerin
geworden. Nach der Ausbildung und dem Besuch des
Berufskollegs repariert sie seit 2013 bei ThyssenKrupp
als Service- und Notdienst-Technikerin Aufzüge. Um sich
noch einen Schritt weiterzuentwickeln, studiert sie jetzt
neben dem Job Konstruktionsdesign und möchte bei der
Forschung und Entwicklung neuer Aufzüge mitarbeiten.
Fotos: ThyssenKrupp (3), Nils Hendrik Mueller, Balasz Jeckel/The Hering, James Bastable (2), privat
MUMBAI, INDIEN
WER WIR SIND MENSCHEN 17
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
FREIZEIT
Er läuft
und läuft ...
… und läuft. Seit 35 Jahren dreht
David Phillips seine Runden, 25.000 Kilo­
meter alleine bei Marathons. Dabei hat er
85.000 Pfund für einen guten Zweck
gesammelt, ein paar Tausend sollen es
noch werden.
David Phillips beim
Training für den
London Marathon, der
Ende April stattfand.
W
er mit dem Laufen anfängt, träumt
vom Marathon. Extreme Athleten peilen
irgendwann den 100-Marathon-Club
an, dem jeder zugehört, der diese
Strecke mehr als 99 Mal bewältigt hat.
David Phillips aber ist längst in anderen
Dimensionen unterwegs: Er ist bisher
450 Marathons und über 300 Halbmarathons gelaufen. Zusammen sind das über 25.000 Kilometer. Das reicht ihm jedoch
nicht. „500 Marathons will ich schaffen, das ist mein Ziel“,
erzählt der 70-jährige Company Secretary bei ThyssenKrupp
System Engineering. Als die Running-Bewegung zu Beginn der
80er-Jahre aufkam und überall Volksläufe entstanden, wurde er
neugierig und probierte es aus. Die Zeit war günstig, er war gut
trainiert, hatte kurz zuvor mit dem Rugby aufgehört. Es wurde
eine Liebe fürs Leben: Seit seinem ersten Lauf dreht er fast
jeden Tag nach der Arbeit seine Runden, im Moment um den
Flughafen von Coventry ganz in der Nähe seines Büros.
An den Wochenenden nimmt David Phillips an organisierten Läufen teil. „Ob fünf Kilometer, zehn oder mehr, ist dabei
nicht wichtig“, sagt er. Seinen ersten Marathon lief er 1982 in
Coventry, 3:19 Stunden hat er gebraucht. Einige Jahre später
war er das 25. Mitglied im 100-Marathon-Club des Vereinigten
Königreichs. Bei den meisten großen Marathons auf der Welt
war er schon dabei: London, Kairo, Paris, New York, Boston.
Den in der Shakespeare-Stadt Stratford-upon-Avon ist er allein
32-mal gelaufen. Am schönsten findet er aber den Snowdonia Marathon, der durch einen Nationalpark in Wales führt.
„Man sieht unheimlich viel von der Landschaft. Ich habe so
ein bisschen die Welt entdeckt“, schwärmt er. Dafür nimmt er
sich nun auch etwas mehr Zeit: Rund fünf Stunden braucht er
mittlerweile für einen Marathon.
Rekorde waren nie sein Ziel, bis heute nicht. Er versteht
sich auch nicht als Extremläufer. Verwundert nimmt er zur
Kenntnis, dass ein deutscher Arzt gerade seinen 2.000. Marathon gelaufen ist. Und staunt über einen Läufer, der in einem
Jahr 365 Marathons laufen möchte. Ihm geht es um andere
„Mit dem Laufen ist es
wie mit dem Arbeiten:
Ich kann einfach nicht
aufhören.“
DAVID PHILLIPS,
Company Secretary, System Engineering, UK
Phillips bei einem
seiner ersten Marathons. Laufen ist für
ihn noch immer ein
guter Ausgleich zur
Arbeit.
Dinge. Zum einen um die Gemeinschaft: „In meiner Laufgruppe sind viele unterschiedliche und spannende Menschen, mit
denen ich mich gern austausche und von denen ich viel lerne.“
Zum anderen schätzt David Phillips, beim Sport einen klaren
Kopf zu bekommen: „Wenn man den ganzen Tag mit Steuern
und Abrechnungen zu tun hat, tut es gut, beim Laufen einmal
kurz an gar nichts zu denken.“ Dem Klischee, dass ein Läufer
vor etwas wegrennt, entgegnet er lachend: „Das kann ja gar
nicht klappen, denn am Ende kommt man ja meistens wieder
dort an, wo man losgelaufen ist.“
Mittlerweile läuft er nicht mehr nur für sich, sondern tut
dabei Gutes und wirbt um Spenden. Für die „Brain and Spine
Foundation“, die Menschen mit neurologischen Erkrankungen
unterstützt, sammelte er knapp 85.000 Pfund ein. „100.000
Pfund sollen es werden“, sagt er. Mit 500 Marathons könnte er
dieses Ziel erreichen. Und ist dann tatsächlich Schluss? „Wohl
kaum“, ahnt er, „mit dem Laufen ist es bei mir wie mit dem
Arbeiten: Ich kann einfach nicht aufhören.“
Tolle
Kollegen in
aller Welt!
Ech
klasset
!
Vorges
c
seinemhlagen von
Garry HKollegen
arper
Schreiben Sie uns, wenn Ihr Arbeitskollege ein
ganz spezielles Hobby hat, sportlich aktiv ist
oder sich sozial engagiert. Wir freuen uns auf
interessante Vorschläge von allen Standorten.
So erreichen Sie uns: ThyssenKrupp AG,
Redaktion WE, Stichwort: „Tolle Kollegen“,
ThyssenKrupp Allee 1, D-45143 Essen
oder [email protected],
Betreff: Tolle Kollegen
18 INTER AKTIV WAS UNS VERBINDET
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
Spannende
Geschichten aus
unserer Welt
ThyssenKrupp wirft mit seinem neuen
Blog „engineered“ einen frischen,
unverstellten Blick auf den Konzern.
O
b Aufzugswärter,
Anlagenbauer, Azubi
oder Angela vom
Stahlwerkskiosk –
ThyssenKrupp hat viele Gesichter und noch
mehr Geschichten.
Denn jeder hat etwas zu erzählen. Seit
Mai gibt es die Storytelling-Plattform
„engineered“, um diese Geschichten,
Fotos und Videos zu teilen: Ein Tor
zur Welt von ThyssenKrupp. Offen für
jeden, der diese Welt kennenlernen und
verstehen möchte.
Das Blog – ein dialogorientiertes
Journal im Internet – zeigt ein frisches
und modernes Bild von unserem Unternehmen mit vielen Facetten, mit all
seinen Menschen und Kompetenzen.
Denn was die Ingenieure entwickeln,
welche eindrucksvollen Technologien
und neuen Produkte entstehen, was
ThyssenKrupp ausmacht, erschließt
sich für Außenstehende nicht unbedingt von selbst.
Die ersten Geschichten werden
erzählt von einem jungen Team aus
vier Filmstudenten und einer Mitarbeiterin von ThyssenKrupp. Sie haben
sich im Mai auf eine Reise um die Welt
gemacht, um drei Monate lang an
allen Standorten Neues zu entdecken
und kreativ darüber zu berichten: Wie
entstehen Innovationen? Wie wird aus
einer Idee ein fertiges Produkt? Wer
sind die Menschen, die jeden Tag für
ThyssenKrupp Großes leisten? Wie
leben sie? Was bewegt sie?
Was ihnen beim Blick hinter die
Kulissen begegnet, halten die fünf
auf „engineered“ fest. In Zukunft wird
ein konzernweites Redaktionsteam
Das Kamerateam für das Blog hat sich
auf den Weg gemacht. Los ging es vom
Hauptquartier in Essen.
regelmäßig spannende, unterhaltsame
Geschichten liefern.
ThyssenKrupp geht damit einen
weiteren Schritt in Richtung digitale
Zukunft und stellt sich dem Austausch:
rund um die Uhr, rund um den Globus.
Und jeder kann mitmachen. Schreiben Sie Kommentare und bringen
Sie sich als Autor ein: Haben Sie eine
Geschichte, ein Foto, das Sie posten
möchten? Wir freuen uns auf den
Dialog und auf Ihre Ideen. Verfolgen
Sie diesen „World-Trip“ live. Teilen Sie
die Beiträge in Ihren Netzwerken, ob
auf Facebook, Twitter oder Instagram.
Zeigen Sie Ihrer Community, wofür wir
bei ThyssenKrupp stehen, wer wir sind,
was uns ausmacht. Besucher haben
die Möglichkeit, ihren Zugang zu personalisieren und die Beiträge zu filtern.
Viel Spaß auf Ihrer Entdeckungsreise.
Oben: Selfie der
Blog-Autorin
Patricia Schiel
und Filmstudentin
Michaela Edl.
Links: Das Kamerateam ist am
Nürburgring live
dabei, wenn neue
Stoßdämpfer eingebaut werden.
Schauen Sie rein in unser neues Blog:
http://engineered.thyssenkrupp.com
UPDATE
Direkt zu – da
bewegt sich was
Leitbild im Unternehmensalltag*
Autor Stefan Hülse
Über die interne Kommunikationsplattform richten
Kollegen ihre Fragen direkt an die Konzernführung
und treten in einen weltweiten Dialog miteinander.
NEU
Sie haben drängende Fragen
zu Ihrem Geschäftsbereich?
Seit Juni können Sie Ihre Beiträge
nicht nur an Heinrich Hiesinger
richten, sondern auch an seine
Vorstandskollegen!
„Weiter so“, schreibt Fabrice
Lajugie de la Renaudie von Elevator
Frankreich. „Wir müssen lernen,
mit Tools wie diesem zu kommunizieren, die zusätzliches Potenzial
im Konzern freisetzen. Ich werde
täglich dazu beitragen.“ Weltweit
findet die Plattform neue Anhänger.
Besonders die Posts aus China,
Spanien und Portugal nehmen zu.
Es bewegt sich was. „4.000
Mitarbeiter, die den Weg ebnen für
Social Media bei ThyssenKrupp –
das ist beeindruckend“, sagt
Stefanie Heyduck, Social-Media-Expertin bei IBM. Nirgendwo sonst
haben ThyssenKrupp Mitarbeiter
weltweit und aus unterschiedlichen
Geschäftsbereichen die Möglichkeit,
Antwort
von Heinrich Hiesinger
mit vergleichbarer Reichweite Themen anzusprechen, die viele Kollegen interessieren. Und sich auch
unabhängig von den Antworten
des Vorstands untereinander über
die Beiträge auszutauschen – ein
wichtiger Schritt in Richtung eines
lebendigen Netzwerks.
„Ich hoffe, dass noch viel mehr
Kollegen aller Funktionen einsteigen und eine Kultur der Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit
unterstützen und weiterentwickeln“,
sagt Bettina Schotten, Nutzerin
der ersten Stunde. Und Carsten
Rose hält das Forum für „einen der
greifbaren Bausteine der begonnenen Kulturveränderung, von denen
wir in Zukunft sicher noch mehr
benötigen.“
Abstimmen, kommentieren,
selbst Fragen stellen und
Antworten lesen – online unter:
https://direktzu.thyssenkrupp.info
Ich stimme Ihnen zu. Das Leitbild bietet noch zu wenig Orientierung. Wir
müssen das Übersetzen und Herunterbrechen der formulierten Ansprüche auf einfache Dinge bei der täglichen Arbeit üben, Mitarbeiter überzeugen und zum Mitmachen gewinnen. Führungskräfte und Mitarbeiter
sollten vereinbaren, was sie sich aus dem Leitbild vornehmen.
Kommentar
von Bettina Schotten
Ich glaube, dass das Leitbild oft Teil unseres Handelns im Arbeitsalltag
ist, ohne dass uns dies wirklich immer bewusst ist und wir es auch klar
beim Namen nennen. Wir als Führungskräfte müssen – außer Vorbildfunktion zu übernehmen – anfangen, auch die kleinen Schritte zu erkennen und zu benennen, dann wird es auch mehr in den Fokus rücken.
Weiterentwicklung im Konzern*
Autor JD
Ich finde es sehr schade, dass ein Unternehmen unserer Größe keinen einheitlichen Personalentwicklungsprozess hat. Für Mitarbeiter
auf unteren Hierarchieebenen fehlen langfristige Karrierepfade.
Antwort
von Heinrich Hiesinger
Die Entwicklung unserer Mitarbeiter ist auch für mich ein wichtiges
Thema. Ich teile Ihre Einschätzung. Auch wenn ich viele gute interne
Formate kenne, fehlt uns ein einheitlicher Rahmen für das konzernweite
Talentmanagement, wie zum Beispiel TK Talents. Ich möchte aber betonen: Der Erfolg der Mitarbeiterentwicklung hängt von der Bereitschaft
der Mitarbeiter ab, aktiv zu werden. Teilen Sie Ihren Wunsch mit.
* Beitrag gekürzt
Fotos: ThyssenKrupp (10)
S
eit ihrer Einführung
findet die interaktive
Plattform „Direkt zu
Hiesinger“ steigenden
Zuspruch. Mehr als
4.000 Nutzer haben sich bereits
registriert und beteiligen sich am
Dialog über geografische Grenzen
hinweg: Sie schreiben Beiträge zu
drängenden Themen im Unternehmen und schlagen Verbesserungen
vor, stimmen dann über die Relevanz der Beiträge ab und kommen
miteinander ins Gespräch. Eine feste Nutzergemeinde hat sich etabliert
und wächst auch dank der Aktionen
weiter, die bis Ende April an mehr
als 50 Standorten weltweit auf „Direkt zu“ aufmerksam machten.
Ich bin vom Einfluss des Leitbildes auf unser Unternehmen
enttäuscht. Es sollte eine Instanz geben, die unterstützt, wenn Mitarbeiter Standpunkte herausfordern und auf Differenzen zwischen
Leitbild und Alltag hinweisen möchten.
WAS UNS PR ÄGT IDENTITÄT 19
2/2015 WIR SIND THYSSENKRUPP
DREI MAL DREI
„Es geht um unsere Lebensqualität“
Beim Umweltschutz kann jeder mitmachen. Kollegen weltweit erzählen, wie sie zur Umwelt stehen
und welche Projekte zum Ressourcenschutz sie privat und in ihren Unternehmen unterstützen.
Color Huang
Yun Zhu
Carlos Alberto da Silva
Beruf: Verwaltungsmanager
Alter: 32
Standort: Elevator China,
Zhongshan
Beruf: Logistikmanager
Alter: 33
Standort: ThyssenKrupp Plastics,
Düsseldorf
Beruf: Leiter Instandhaltung
Alter: 54
Standort: Metalúrgica Campo
Limpo, Brasilien
1
Wie wichtig ist
Umweltschutz
für Sie
persönlich?
„Umweltschutz ist ein hochaktuelles
Thema. In China ist uns spätestens
seit einem Dokumentarfilm Anfang
des Jahres bewusst, dass wir unter
einer Dunstglocke leben. Egal was die
Leute sagen, wir müssen die Warnungen ernst nehmen.“
„Ich bin heute viel stärker sensibilisiert für den Umweltschutz als noch
vor wenigen Jahren. Obwohl ich in meinem Heimatland China von Konfuzius
bereits gelernt habe, dass Menschen in
Harmonie mit der Umwelt leben sollen.
Ich fühle mich verpflichtet, das Thema
persönlich ernst zu nehmen.“
„Der Schutz natürlicher Ressourcen ist
für unser Leben von fundamentaler Bedeutung. Das Desinteresse vieler an ihrer
eigenen Umgebung führt zu immer mehr
Umweltschäden. Damit wird unser aller
Lebensqualität ernsthaft beeinträchtigt.
Die gesamte Gesellschaft sollte zur Verbesserung dieser Situation beitragen.“
2
Was tun Sie,
um die Umwelt
zu schützen?
„Ich achte auf meinen persönlichen
Wasserverbrauch und häufe weniger
Verpackungsmüll an: Eine kurze Dusche
statt eines Vollbads, Regenwasser für
den Garten nutzen, weniger Plastiktüten verwenden. Und ich spende lieber
Dinge, als sie wegzuwerfen.“
„Privat fahre ich immer mit der Bahn
statt mit dem Auto. In meinem Haushalt brennen nur noch LED-Lampen.
Beim Kauf neuer Elektrogeräte achte ich
auf die Energieeffizienzklasse und – im
Ernst – ich wasche meine Wäsche nur
bei niedrigen Temperaturen.“
„Ich habe ein Haus auf dem Land in einer Region, die unter Wasserknappheit
leidet. Mit meinen Nachbarn setze ich
mich für den Schutz der örtlichen Quellen
und für Projekte zur Regenwasseraufbereitung ein. Wir wollen die Menschen
auch für die Brandgefahr sensibilisieren.“
3
Kennen Sie
Projekte
an Ihrem
Standort?
„Es gibt viele praktische Schritte in
Richtung Umweltschutz. Wir können
in der Werkstatt die Mülltrennung
einführen, Papier, Plastik, Aluminium
und Glas recyceln. Oder grüne Energie
aus erneuerbaren Quellen kaufen und
unsere elektronischen Geräte und Lampen nach der Arbeit ausschalten.“
„Gerade wurden unsere Umweltdaten erhoben. Wir diskutieren interne
Möglichkeiten, unseren Energieverbrauch
zu senken. Nächstes Jahr führen wir ein
Energiemanagementsystem ein. Das
Unternehmen unterstützt uns zu 100 Prozent dabei, neue Projekte aufzulegen.“
„Jede Idee wird bei uns gefördert: Wir
spenden recyclingfähige Abfallstoffe
an die Verwertungskooperative Vida
Nova. Wir haben ein Projekt zur Wiederverwertung von Strahlstaub, ein anderes
nutzt Betriebswasser – und viele weitere.
Seit 2008 zum Beispiel haben wir eine
Million Liter Öl wiederaufbereitet.“
Systematisch Energie sparen und die Umwelt schützen
Die Abteilung für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energiemanagement verbessert kontinuierlich die Bilanz des Konzerns.
D
er verantwortungsvolle Umgang mit Energie
und Umwelt ist für einen Industriekonzern wie
ThyssenKrupp von großer Bedeutung. Aus diesem
Grund wurde 2009 damit begonnen, ein globales
Umwelt- und Energiemanagement aufzubauen und
Richtlinien zu definieren. Formuliert wurden unter anderem
konkrete Ziele zum Energieverbrauch. „Wir wollen bis 2020
unsere Effizienz um 3,5 Terawattstunden erhöhen“, sagt Marc
Verheyen, Manager für Energieeffizienz in der Abteilung Sustainability, Environment & Energy Management. Das bedeutet
nicht zwangsläufig, dass der Verbrauch um genau diesen
Betrag sinken wird. „Die Zahl beschreibt die Differenz zu der
Energiemenge, die wir 2020 ohne Maßnahmen zur Energieeffizienz verbrauchen würden“, so Verheyen.
Um die benötigten Programme zu steuern, werden die
wichtigsten Daten seit drei Jahren erfasst: Energie- und Wasserverbrauch, CO2-Emissionen, Abfall- und Abwassermengen
– aber auch Luftemissionen wie Staub, Stickoxide oder
Lösungsmittel. Diese Daten werden nach internationalen Standards jährlich erhoben, gemeldet und ausgewertet. „Welche
Projekte die einzelnen Unternehmen in der Praxis umsetzen,
um ihre Werte zu verbessern, überlassen wir ihnen weitgehend
selbst“, sagt Bernd Irmscher, der das Umweltmanagement
koordiniert. „Unsere Unternehmen sind so unterschiedlich,
dass zentrale Vorgaben für konkrete Projekte oft nur bedingt
Sinn machen. Mit unseren Prozessen stellen wir jedoch sicher,
dass an allen Standorten kontinuierlich an der Verbesserung
von Umweltschutz und Energieeffizienz gearbeitet wird.“
Netzwerktreffen wie die Energieeffizienztage oder Regionaltreffen der Umweltschützer, Checklisten für mögliche Umweltschutzmaßnahmen, Software zur Erfassung von Daten und
andere Hilfestellungen entwickeln die Konzernabteilung und die
Business Areas gemeinsam. Seit 2011 bieten Irmscher und
Kollegen aus den Business Areas Components Technology,
Industrial Solutions und Steel Europe interne Schulungen zum
Umweltschutz an. Rund 160 Kollegen haben sie bereits zu
sogenannten Umweltauditoren ausgebildet. „Sie helfen dabei,
den Umweltschutz in den Werken systematisch zu verbessern“,
so Irmscher. „Zum Beispiel arbeiten sie mit den Umweltmanagementsystemen, die viele Kunden inzwischen einfordern.“
Über die Umweltdaten wie den CO2-Ausstoß von 34 Millionen Tonnen weltweit pro Jahr und die Fortschritte der Programme berichtet ThyssenKrupp ausführlich auf der Website. Mit
seiner Klimaberichterstattung gehört der Konzern zu den transparentesten zehn Prozent der Unternehmen in Deutschland,
Österreich und der Schweiz. Auch 2014 war ThyssenKrupp im
Leadership Index der Klimaschutzorganisation CDP vertreten.
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit und die mit Umwelt- und Energiemanagement verknüpften Unternehmensziele stehen auf der Startseite von
ThyssenKrupp.com unter dem Stichwort Nachhaltigkeit.
20 VOR ORT WAS MICH ANTREIBT
WIR SIND THYSSENKRUPP 2/2015
Mein ThyssenKrupp
Der Heimkehrer
Das Stahlwerk in Terni kennt Domenico Sciaboletta seit seiner Kindheit – nun ist er dort Fertigungsleiter.
Der Weg zur Anstellung in eine der ältesten Fabriken Italiens war jedoch alles andere als geradlinig.
„Unser Werk blickt
auf eine Tradition
von 130 Jahren
zurück.“
DOMENICO SCIABOLETTA,
Fertigungsleiter im Warmwalzwerk
Mehr als 100 Arten Edelstahl stellt
Acciai Speciali Terni her. Titanium
gehört ebenfalls zum Portfolio des
Unternehmens.
äußerst wichtig und sie nimmt auch einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch. Wir sind eine Mannschaft von zumeist fast Gleichaltrigen. Wir halten
auch in Situationen zusammen, in denen es für mich nicht immer leicht ist,
Antworten auf die Fragen und Zweifel meiner Mitarbeiter zu finden. Zurzeit ist
vor allem die Sorge über die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise spürbar,
deren Ende noch immer nicht abzusehen ist.
Unser Werk blickt auf eine Tradition von mehr als 130 Jahren zurück.
Erbaut zu einer Zeit, in der der italienische Nationalstaat noch jung war,
wurde es aus Gründen der militärischen Sicherheit in der Mitte des Landes
errichtet – gut versteckt in einer herrlichen Berglandschaft. Aus diesem
Grund liegen wir allerdings fernab von allen großen Verkehrswegen zum
Meer, was ohne Zweifel heutzutage logistische Nachteile mit sich bringt. Trotz
allem spielt in Terni mit seinen 110.000 Einwohnern die Stahlproduktion eine
zentrale Rolle. Für viele junge Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung
bietet eine Anstellung bei AST nach wie vor eine gute Perspektive. Die Liste
der Bewerber ist sehr lang. Alle glauben an die Zukunft des Werkes – und wir
werden gemeinsam die Tradition der Stahlproduktion in Terni fortführen.
131 JAHRE STAHLPRODUKTION
Im Jahr 1884 wurde
erstmals in der 100
Kilometer nördlich von
Rom gelegenen Stadt Terni
Stahl produziert. Bereits
seit Langem zählt Acciai
Speciali Terni (AST) zu
den weltweit führenden
Edelstahlherstellern.
1.500.000
m2
groß ist die Fläche des
Industriegeländes von AST
15
Prozent
des Edelstahls in
Europa werden in
Terni produziert
Fotos: Fabio Massimo Aceto/ Fotogloria, Fabio Menghi
A
ls ich ein Kind war, wollte ich immer wissen, was hinter den
Toren der größten Fabrik in Terni passiert. Irgendetwas mit
Stahl, das war mir schon damals klar. Seit neun Jahren
arbeite ich nun bei Acciai Speciali Terni und hatte reichlich
Gelegenheit, genauer zu erfahren, was im Werk vor sich
geht. Doch mein Weg zum Fertigungsleiter im Warmwalzwerk war alles andere als geradlinig.
Ich wuchs in einem Dorf in der Nähe Ternis auf, da hat man oft über die
Fabrik gesprochen. Aber anders als die meisten Leute in meiner Gegend
komme ich nicht aus einer Arbeiterfamilie, die mit dem großen Werk in Terni
verbunden ist. Ich studierte an der Fakultät für Werkstofftechnik in Perugia
Ingenieurwissenschaften und ging anschließend als junger Forscher ans
INSA-Forschungsinstitut in Lyon. Als ich dann kurz davorstand, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, kam es jedoch ganz anders: Ich erhielt ein
Angebot vom Edelstahlwerk in Terni. Darauf bin ich noch heute sehr stolz.
Meine Laufbahn im Werk begann im Bereich Metallurgie/Forschung und
Entwicklung. Hier entwickelten wir eine Technik zur Analyse von in Flüssigmetall eingeschlossenen nichtmetallischen Partikeln. Bei der herkömmlichen
Technik dauerte es noch zwei Tage, bis man einen Stahlguss auf seine
Reinheit und seine Qualität hin untersuchen konnte. Mit unserem Verfahren
hingegen geht das schon während des Gießens, innerhalb von wenigen
Minuten, also praktisch in Echtzeit.
Vor vier Jahren wechselte ich dann ins Walzwerk, wo ich zunächst
als Schichtleiter arbeitete. Eine für mich äußerst wichtige Erfahrung. Im
Herzstück des Werks verarbeiten wir Edelstahl zu Bandstahlrollen. Aber auch
Titan walzen wir hier – ein sehr viel komplexerer technischer Prozess.
Trotz meines jungen Alters von 34 Jahren wurde mir vor Kurzem eine
sehr verantwortungsvolle Aufgabe übertragen: Ich bin jetzt der Fertigungsleiter im Warmwalzwerk und für 90 Mitarbeiter verantwortlich. Mir macht
es Spaß, für die Kollegen Bezugspunkt und Gesprächspartner zu sein – für
berufliche wie auch für persönliche Anliegen. Ich halte diese Aufgabe für