Profilpapier zur Professur (W3) „Philosophie, insbesondere

Profilpapier zur Professur (W3) „Philosophie, insbesondere kontinentale Philosophie“
Stand: 08.06.2015
1. Denomination der Professur
Die Stelle ist für „Philosophie, insbesondere kontinentale Philosophie“ (englische Denomination:
„Philosophy, in particular continental philosophy“) denominiert. Es handelt sich um eine hauptamtliche
Professur mit Lehr- und Forschungsorientierung, die nach Besoldungsgruppe W3 besetzt wird. Die Berufung
erfolgt bei Erstruf grundsätzlich zunächst auf fünf Jahre befristet. Für Bewerberinnen und Bewerber, die
bereits als Professorin oder Professor (W2 oder W3) an einer Universität tätig sind, ist eine direkte Berufung
auf Lebenszeit möglich.
Die Professur in theoretischer Philosophie hat ihre Schwerpunkte in „kontinentaler“ Kulturphilosophie und
Ästhetik, beides mit einer klaren zeitgenössischen Ausrichtung. Darüber hinaus ist eine Anschlussfähigkeit
an medien- und wissenschaftsphilosophische Fragen sowie an Probleme neuerer kritischer Theoriebildung
erwünscht.
2. Zuordnung der Professur
Zur Stärkung der Kulturphilosophie und Kunsttheorie soll die Professur an der Abteilung Philosophie des
Instituts für Philosophie und Kunstwissenschaft angesiedelt werden. In der Forschung soll die Professur an
der Schnittstelle zwischen Philosophie, Kulturtheorie, Kunst, Literatur und Ästhetik tätig werden und die
Verbindung dieser Bereiche zur Medienforschung und Wissensgeschichte stärken.
In der Lehre ist die Professur für die Stärkung der theorieorientierten, philosophisch ausgerichteten Bereiche
innerhalb der kulturwissenschaftlichen Studiengänge in Bachelor und Master sowie im Minor Philosophie
von zentraler Bedeutung. Für die Binnenintegration der verschiedenen Lehrbereiche kommt ihr innerhalb des
kulturwissenschaftlichen Fächerverbundes eine Schlüsselfunktion zu. In besonderem Maße wird sie dabei
neben dem Minor Philosophie in den kulturtheoretisch ausgerichteten Bereichen im Major
Kulturwissenschaften (Bachelor) sowie im Master Kulturwissenschaften – Culture, Arts and Media tätig und
schlägt in ihren Lehrangeboten thematische Brücken zu Fragen der Künsten und der Ästhetik sowie der
Medientheorie. Eine Beteiligung der Professur ist auch für den neuen Schwerpunkt „Textkulturen“ im Master
Kulturwissenschaften – Culture, Arts and Media vorgesehen.
3. Begründung des Professurenprofils
3.1. Bedarf und thematische Ausrichtung
Die Professur in theoretischer Philosophie zeichnet sich durch ein genuin kontinentalphilosophisches Profil
in Forschung und Lehre aus, das sich innerhalb der spezifischen Ausrichtung der Kulturwissenschaften an
der Leuphana verorten kann. Sie trägt in ihrer spezifischen thematischen Zuspitzung einer ganzen Reihe von
Desiderata Rechnung und besetzt damit einen für die weitere Konturierung der Lüneburger Kulturforschung
strategisch wichtigen Ort. Die beiden Schwerpunkte Kulturphilosophie und Ästhetik mit der hier jeweils
explizit geforderten zeitgenössischen Ausrichtung, aber auch die hervorgehobenen Anschlüsse an medienund wissenschaftssphilosophische Fragen sowie an Fragen neuerer kritischer Theoriebildung tangieren
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einige für die Instituts- und Fakultätsentwicklung sowie für fakultätenübergreifende Forschungsinitiativen
der Leuphana essentielle Bereiche.
Vor allem die Kulturphilosophie fristet im deutschsprachigen Raum trotz ihrer großen eigenen
Traditionslinien immer noch eine vergleichsweise bescheidene Existenz. Hier ist die Kulturphilosophie nicht
nur aufgerufen, sich mit ihrem historisch-systematischen Potential in die kulturwissenschaftlichen
Auseinandersetzungen einzubringen, sondern auch eine breite Reflexion über den kulturphilosophischen
Überschuß gegenüber den einzelnen Kulturwissenschaften anzustrengen.
Die Schwerpunkte Kulturphilosophie und Ästhetik sind derzeit in Forschung und Lehre an der Leuphana aber
unterrepräsentiert und werden gegenwärtig vor allem durch die Juniorprofessur Kulturphilosophie mit
Schwerpunkt Kunstphilosophie repräsentiert, die stellenbedingt nur über begrenzte Möglichkeiten
insbesondere in der Lehre verfügt. Dieser Lage kontrastiert die zentrale Bedeutung dieser beiden
Schwerpunkte einerseits für die Integration des Instituts für Philosophie und Kunstwissenschaft und
andererseits als Kernbereiche der philosophischen Aufgabe im übergreifenden kulturwissenschaftlichen
Lehr- und Forschungsverbund der Leuphana, so dass eine systematische Stärkung dieser beiden
Schwerpunkte mit der Professur in theoretischer Perspektive vorgenommen wird. Nicht zuletzt auch mit Blick
auf konkret anstehende oder bereits in Umsetzung begriffene Aktivitäten wie etwa die SFB-Initiative
„Digitale Kultur“ oder der interdisziplinäre Graduiertenkolleg-Antrag „Kulturen der Kritik“ sind sie für die
weitere Profilierung der Kulturforschung sogar unverzichtbar.
Von der Stelleninaberin bzw. vom Stelleninhaber wird eine originäre Ausgestaltung dieser beiden
Schwerpunkte Kulturphilosophie und Ästhetik erwartet, die der strategischen Bedeutung dieser Professur für
die Kulturforschung der Leuphana gerecht wird. Dabei ist insbesondere die dezidiert zeitgenössische
Ausrichtung der Professur wesentlich. Damit unterscheidet sie sich von der stärker philosophiehistorisch
ausgerichteten, vorhandenen Professur für Philosophie, dessen Nachfolge sie vorgezogen antreten soll. Die
Lüneburger Kulturforschung soll damit eine in Forschung und Lehre exponierte Position erhalten, die in der
aktuellen Theoriebildung engagiert ist und national wie international wahrgenommen wird. Und ist es ein
Anspruch der Lüneburger Kulturforschung, sich durch eine besondere Kompetenz zur Benennung dringlicher
zeitgenössischer Problemlagen auszuzeichnen, so soll diese Professur einen deutlichen Beitrag zu eben
dieser zeitdiagnostischen Kompetenz leisten.
Die geforderten Anschlussmöglichkeiten an medien- und wissenschaftsphilosophische Fragen ermöglichen
eine zusätzliche originäre Akzentuierung beider Schwerpunkte im beschriebenen Sinne. Sie sind für die
weitere Fakultätsentwicklung von großem Belang und verstärken dabei Akzente, die bereits mit den zwei neu
besetzten Professuren „Kulturgeschichte des Wissens“ und „Medienkultur“ gesetzt wurden. Zwischen diesen
drei Professuren werden produktive Wechselwirkungen erwartet. Außerdem soll damit die Arbeit an den
Grundlagen und Methodologien der Medien- und Kulturwissenschaft verstärkt werden.
Die gewünschte Expertise in Problemlagen neuerer kritischer Theoriebildung ermöglicht den Anschluss der
Professur an entsprechende interdisziplinäre Vorhaben, wie etwa dem beantragten Graduiertenkolleg
„Kulturen der Kritik“. Neben Anschlüssen in der Fakultät Kulturwissenschaften sind auch Verbindungen zu
anderen Fakultäten bzw. Wissenschaftsinitiativen der Leuphana denkbar.
Beide Ergänzungen zum Kernprofil zielen auf eine zugleich innovative und im spezifischen Lüneburger
Entwicklungskontext besonders tragende Ausgestaltung der Schwerpunkte und der Professur. Sie sind auch
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mit Blick auf die Internationalisierungsanstrengung sinnvoll, da gerade in diesen Feldern weitreichende
forschungsstrategische Anschlussmöglichkeiten liegen.
3.2. Beitrag zur Forschung
Es wird erwartet, dass sich die Professur im Rahmen ihrer Tätigkeit an der Leuphana um innovative
Forschungsleistungen in einem Bereich mit nationaler und internationaler Beachtung und um hochwertige
Publikationen bemüht. Von der Inhaberin der Professur wird die Bereitschaft erwartet, sich im Kontext der
Fakultät Kultur in drittmittelrelevanter Forschung zu engagieren. Die Professur soll wie in 3.1. angedeutet in
bestehende Forschungsschwerpunkte der Leuphana eingebunden werden, etwa in die Schwerpunkte Digitale
Kultur und Kulturen der Kritik sowie in das „Kulturphilosophische Forschungskolleg Niedersachsen“.
Erwartet wird ferner, dass sie einen maßgeblichen und originären Beitrag zur Profilierung und
Konzeptionalisierung der Lüneburger Kulturforschung leistet. Dies beinhaltet neben eigenen
Forschungsleistungen insbesondere die Mitarbeit an künftigen gemeinsamen Verbundforschungsprojekten.
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden und ihre
gemeinsame Betreuung (auch über Institutsgrenzen hinweg) gelegt.
3.3. Beitrag zur Lehre
In Analogie zur Forschungsausrichtung wird eine konzeptionell anspruchsvolle, methodisch facettenreiche
Lehre mit hohem didaktischen Anspruch und Engagement angestrebt. Ausgewiesene methodische
Kompetenzen sind dabei unabdingbar, um den Studierenden angemessene Grundlagen für einen
forschungsorientierten Master und die Promotionsstudiengänge anbieten zu können. Im Zuge der
Modernisierung der Lehrstrukturen arbeitet die Professur an der Entwicklung und Einführung neuer Lehrund Lernformen. Die Leuphana fördert auf der Grundlage des Integrativen Genderings die Gender-Diversity
der Studierenden. Die Professur greift dies als Leitgedanken auf und bezieht Erkenntnisse der
Geschlechterforschung und Diversitätsansätze in die Lehre ein.
Erwartet wird eigenverantwortliche Lehre im College im Minor Philosophie und im Major
Kulturwissenschaften (Kulturwissenschaftlicher Kernbereich und im Vertiefungsfach Kulturtheorie und analyse optional in weiteren Vertiefungsfächern wie Kunst und visuelle Kultur oder Medien und
Kulturtechnik). In der Graduate School wird die Professur vor allem im Master Kulturwissenschaften –
Culture, Arts and Media (Schwerpunkt Textkulturen, Kulturwissenschaftlicher Integrationsbereich) tätig
werden. Ausdrücklich erwünscht ist eine aktive Beteiligung am teilstrukturierten Promotionsstudium sowie
an den fachübergreifenden Studienbereichen der Leuphana sowie die Bereitschaft, in allen Studienphasen
Lehrveranstaltungen auch in englischer Sprache abzuhalten.