Singend, klingend, schwimmend das Wort verkündet

Seite 8 | Ammersee Kurier, Nr. 45
Fronleichnamsprozession in Utting und Schondorf
9. Juni 2015
Singend, klingend, schwimmend das Wort verkündet
Dieses Jahr begann die Fronleichnamsprozession in den Seeanlagen Schondorf, bevor sie mit dem Dampfer nach Utting übersetzte
Hier beginnt die Fronleicnamsprozession, nach den Liedern des gemeinsamen Chores der Uttinger und Schondorfer hören alle die Andacht in den
Schondorfer Seeanlagen. Am Altar Pfarrer Monsignore Heinrich Weiß, hiner ihm Diakon Christian Wolf, am Bildrand links Pater Georg Kappeler SJ.
Von den Seeanlagen geht es in ruhigem Schritt über den Steg zur Augsburg, angeführt von den
Kirchenvertretern mit der Monstranz.
Die Statio auf der Augsburg. Nach der Andacht in Schondorf trägt Pfarrer Weiß die Monstranz auf
das Oberdeck. In Utting angekommen. Der Himmel wartet hier auf die Monstranz, und die Uttinger empfangen die Schondorfer. So vereint geht es gemeinsam in
feierlicher Prozession zur Kirche Mariä Heimsuchung.
Utting/Schondorf – Es ist die Zeit der
Gipfel: In San Salvador, auf Schloss Elmau, in Stuttgart und natürlich am Ammersee. An diesem Tag steht zwar die
Fronleichnamsprozession der Pfarreiengemeinschaft Utting-Schondorf im Vordergrund, aber auch hier werden die
drei anderen aktuellen Versammlungen
immer wieder thematisiert.
darf nicht alles gleich gültig sein, denn
dann wird alles gleichgültig.“ Und er
ermutigt: „Mitmachen, wo Christen gefragt sind: An der Seite von Flüchtlingen, für den Naturschutz, für gerechte
Verteilung von Nahrungsmitteln, gegen Missbrauch und Ausbeutung von
Kindern.“ Auch die Familie müsse man
wertschätzen und „nicht alle nur denkbaren Lebensformen mit ihr gleichstellen“.
Seligsprechung in Mittelamerika
Gerade kommt Pfarrer Monsignore
Heinrich Weiß zurück aus San Salvador,
wo er Gläubige aus der ganzen Welt
traf, mit denen er an der Seligsprechung
von Oscar Romero teilgenommen hatte.
Der katholische Erzbischof setzte sich
als einer der bedeutenden Vertreter der
„Theologie der Befreiung“ unentwegt
für soziale Gerechtigkeit und politische
Reformen in seinem Land ein, wurde jedoch von den salvadorianischen Militärs
1980 während einer Messe erschossen.
ten Wünsche dorthin und schließen die
Teilnehmer in ihre Gebete mit ein. Alle treiben schließlich die selben Fragen
und Themen um: Familie, Natur, Flüchtlinge, Frieden oder TTIP.
Göttliches Fest am See
Es wird daran erinnert, wie man früher Fronleichnam feierte: Alle Häuser
geschmückt und beflaggt, Gras und Blumen auf den Straßen. Etwas davon lebt
jetzt aber immer noch: Blumenkinder
führen einen kleinen Handwagen mit
sich oder tragen einen Korb, aus dem
sie immer wieder Blütenblätter auf die
Wege streuen.
Weiß lehnt einen Vergleich mit der
Wiesn und ähnlichen Brauchtümern ab:
„Unsere Prozession ist einzigartig. Es
geschmückt. Die große Linde spendet
willkommenen Schatten.
Hinter der Blaskapelle, die den Zug
vor den Fahnenabordnungen bis hierher anführt, geht es nun in die Kapelle. Die Monstranz muss sich von ihrem
Himmel trennen, diesen lehnen die Träger an die Kirchenmauer.
Die Abordnungen stellen sich hinter
und neben dem Altar zum abschließenden gemeinsamen Singen und Beten
auf, und die vielen Gläubigen lassen
sich nieder.
Am Ende seiner Andacht dankt
Pfarrer Monsignore Weiß all jenen, die
mit ihrem Einsatz die Prozession möglich machten, mit einem herzlichen
„Vergelt´s Gott – von A bis Z.“
Dr. Sabine Vetter
Das Haus soll voll werden: Hier ist
es nun das Schiff, nicht die Kirche. Auf
der „Augsburg“, die heute Weihrauch
antreibt, geht es nach Utting. Viele verfolgen vom Ufer aus die schwimmende
Prozession. Über den Lautsprecher hö-
ren sie vielleicht ebenso die Andacht
mit dem anschließenden „Segen für das
Volk und alle Völker“ sowie das „Gebet für alle Heimatlosen“. Pfarrer Weiß
wünscht „ein offenes Herz füreinander
und für die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe“.
Nach dem Verlassen des Schiffes
vereinigt sich die mitgetragene Monstranz mit dem Himmel, den die Uttinger
Prozession ihrerseits ebenso feierlich in
Richtung Steg geleiten. So verfährt man
in der Pfarreiengemeinschaft jedes Jahr
abwechselnd.
Vor dem Altar an einem Haus in der
Mühlbachstraße tragen Kinder ihre Bitten vor. Am Dorfbrunnen gibt es dann
die letzte Andacht unter blauem Himmel, hier ist ein weiterer Altar prächtig
Ein Blumenmädchen in Utting auf dem Weg
zur Kirche Mariä Heimsuchung. Sie streut die
Blüten auf die Straßen, ganz so, wie es früher
Tradition war.
Und der Himmel muss warten! Angelehnt an die Kirchenmauer von Mariä Heimsuchung wartet er
ersteinmal auf das Ende der Andacht, dann auf den nächsten Einsatz. Wahrscheinlich wünscht
er sich dann wieder so wunderbares Wetter wie heute.
Fotos (7): Vetter
Der Himmel muss warten
Blick nach Elmau
Pfarrer Weiß und seine Begleiter
wünschen den Politikern in Elmau Erfolg bei Bemühungen für Frieden, eine
gerechtere Weltwirtschaft und den Naturschutz. In diesem Zusammenhang
vergleicht er die Demonstrationen dort
und diejenige, die sich hier in Schondorf
momentan am Seeufer versammelt, und
macht große Unterschiede aus. Mit der
Fronleichnamsprozession bringe man ja
schon konkret Frieden unter die Menschen.
Grüße nach Stuttgart
Gleichzeitig treffen sich die Protestanten an diesem und den kommenden
Tagen in Stuttgart zum evangelischen
Kirchentag. Immer wieder senden Pfarrer Weiß, Pater Georg Kappeler SJ sowie
der kurz vor seiner Priesterweihe stehende Diakon Christian Wolf ihre bes-
Als Mitglied der Pfarreiengemeinschaft Utting-Schondorf ist Elizabeth Langer natürlich
auch Teilnehmerin der Prozession und genießt
die Atmosphäre an Deck der Augsburg.