35. Jahrgang – Juni 2015

Frechener
Seniorenkurier
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35. Jahrgang – Juni 2015
Inhaltsverzeichnis
Der Juni
Herr Spiegel Wir Rabeneltern…
Theater-Abo
Ärger an der Tür
Hast du einen Garten, dann hast du das Paradies
Freiwilliger Einsatz für die Umwelt
Die Mistel
Impressum
Seniorenberatung
Mit dem Frühling fängt es an…
Im Botanischen Garten München
Ein unvergessener Segelturn
Mit dem Rad auf Menorca
Da sein in einem neuen Tag
Herzlichen Glückwunsch
Es war einmal
Wie entsteht ein Baby
Gute Freunde
Wache oder träume ich?
Verzwicktes
Kindermädchen „Erna“, die fürsorgliche Kinder-Sau
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Ihr Reda
Das Redaktionsteam
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Ein gruseliger Fund
Proletarier aller Länder vereinigt euch
Sonja Fienert – neue Mitarbeiterin
Mein 17. Juni 1953
Nicht allein im Zug…
Die fast Vergessenen
Der 2. Weltkrieg ging zu Ende
Stalin – der „Gott der Partei- und Staatsführung“
Gänsehaut an der Moldau
Schwarz
Tragisches Versehen
Rosenmontag in die Eifel
Ferienzeit – Lesezeit
Ist denn schon Silvester?
Toleranz
Ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen
Sommerlied
Mein Seniorenkurier und ich
Lust auf Theaterspiel
Besuch im Wellnessbad
Mobile Beratung
VHS informiert
Ausstellungen im Keramion
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Der Juni
als Monat der Rosen bekannt,
sie blühen üppig, im ganzen Land,
ihr betörender Duft,
zaubert die „Juni-Luft“.
Berühmt ist sie in der Geschichte,,
unzählbar sind viele Gedichte.
Gerne hören wir immer wieder
die wunderbaren Rosenlieder,
und noch viele andre Weisen,
die um reine Liebe kreisen
wie der Rosenkavalier,
nur Rosen, schenkt er „ihr“.
Tausend Rosen soll es regnen,
die Rosen-Madonna, soll uns segnen.
als versteckte Liebes-Boten,
wählt man die langstielig roten.
Beliebt ist der Rosen-Tanz,
für‘s Gebet, der Rosen-Kranz.
So gerne möchte ich sehn,
die weißen Rosen aus Athen.
Und die Rosen jetzt im Garten,
die Besucher nun erwarten .
Die Ros‘ im Märchen, man benennt,
ein jeder doch „Dornröschen“ kennt?
Als Rosenstraße, in jeder Stadt
sie einen Platz gefunden hat.
Den Rosenmontag will ich nicht vergessen,
der wird gefeiert, wie besessen,
früher war es ein rheinischer Brauch,
jetzt feiern unsere Nachbarn auch.
Doch leider gibt es auch den Rosen-Krieg,
dort wird gestritten um den Sieg,
was mit roten Rosen einst begann
nur noch traurig enden kann.
Bei den Blumen liegt sie vorn,
doch aufgepasst: Vor ihrem Dorn,
es zeigt sich gar ein Tropfen Blut,
wenn man sich dran stechen tut.
Renate Pütz
Herr Spiegel
Es war morgens. Halb sechs. Ich stand im Badezimmer vor Herrn Spiegel.
Oh Gott …
Ein pausbäckiges, leicht runzeliges Gesicht begrüßte
mich mit müden Augen. Ich war wie erstarrt. Oh je, war
ich das etwa?
„Ja, Du bist es, mein altes Kind.“ – „Wer spricht da
mit mir?“ – „Dein Spiegel, Du Schlafmütze.“ – „Wärst Du
gestern statt um 0.30 Uhr um 23.00 Uhr ins Bett gegangen, ginge es Dir heute Morgen besser!“
Ich streckte Herrn Spiegel genervt die Zunge raus,
machte eine lange Nase und versuchte wach zu werden.
Dann absolvierte ich das übliche morgendliche Procedere. Duschen, Zähne putzen, Zahnseide verfluchen, Zunge
rausstrecken, Stirn runzeln, Grimassen schneiden, die Waage verfluchen, Falten zählen, mir selbst einen Vogel zeigen…
„Herr Spiegel, was sagtest Du?“ – „Sehe ich nicht
Klasse aus?“ – „Tja, wenn Du nicht mit mir Reden willst,
dann eben nicht.“ – „Du komischer Spiegel-Kauz.“ – „Du
bist sowieso viel zu brutal zu mir.“ – „So übel sehe ich ja
nun auch wieder nicht aus.“
Herr Spiegel regte sich dann mächtig auf. Ich ignorierte sein Getue und widmete mich meinem morgendlichen Make-up. Strahlte mir ins Gesicht. Wow – sah ich
aber heute gut aus.
„He, Herr Spiegel, was sagst Du nun?“ – „Sehe ich
nicht toll aus?“ – „Was soll ich sagen?“ – „Du beschwindelst Dich und die Leute.“ – „Wer Dich abends geschminkt
bewundert, geht am nächsten Tag an Dir vorbei, weil er
Dich ohne Maskerade nicht erkennt.“ Peng, das saß!
„So schlimm, Herr Spiegel?“ – „Nein, nicht ganz.“ –
„Aber Mädel, sei nicht so übertrieben eitel.“ - „Du bist fast
65 Jahre alt und solltest endlich begreifen, dass Deine
Jugend ein für allemal vorbei ist.“ – „Für Dein Alter siehst
Du doch noch ganz passabel aus.“ – „Ich mag Dich auch
mit müden Augen, tieferen Falten, zehn Kilogramm mehr
auf den Rippen. Ich mag Dich auch ohne Taille, finde Deine Rettungsringe ganz niedlich. Also, sei wie Du bist. Du
bist doch noch gut in Schuss, mein altes Mädchen…“
„Danke, Herr Spiegel!“
Ich hab‘ ihn heimlich geküsst, oh ja …
Eva Duwe
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Wir Rabeneltern…
1958: Zwei Busse halten an der evangelischen Kirche
in Weiden, um die Gemeindejugend – 90 bis 100 Kinder
und Jugendliche – in den Hunsrück ins Zeltlager zu bringen.
Wir Großen haben Rucksäcke aus dem Ami-Shop mit
(sauschwer, weil aus Filz) und Schlafsäcke (ebenfalls aus
Filz und stinkend). Nach einer Woche Regen im Lager
wird sich der Geruch nach „nassem Hund“ über das ganze Lager verbreiten, und wir spekulieren, ob die Amis ihre
Köter mit in den Schlafsack nehmen durften.
Die Kleineren haben Koffer mit – Vorkriegsmodelle – teilweise aus Pappe,
die sich nach einer Woche
auflösen.
Einen „richtigen“ Koffer
hat keiner.
Die Deutschen
fangen
zwar wieder an zu reisen,
aber wer in einem VW mit Brezelfenster in Urlaub fährt, der packt nicht,
der stopft.
Wann wir zurück sind, wird am Gemeindehaus angeschlagen, denn ein Telefon hat so gut wie keiner.
1978: Die Klasse 4c der Johannes-Grundschule fährt
Mittwochnachmittag nach Dattenberg. Den Kindern wird
noch einmal gesagt, dass sie ja keinen Ärger machen
sollen, dann fährt der Bus.
Zwei Stunden später wird die Telefonkette (Kinder
sind gut angekommen) in Gang gesetzt und fertig. Am
Samstag (Telefonkette!) purzeln die Kinder aus dem Bus
und sind eingeschlafen, sobald sie im Autositz sind. Sie
pennen bis zum nächsten Morgen, und auch den Lehrerinnen geht es nicht anders.
2015: Kommunionsfahrt einer beliebigen Gemeinde:
Die Acht- bis Neunjährigen wuseln um
die Fenster, um Mama, Papa und Geschwister zu knipsen, noch schnell ein
Selfie mit der allerbesten Freundin zu
machen und das Ganze noch abzuschicken, damit Mama, Papa usw. sich ein
Bild machen können.
Dass die Katechetinnen die Handys
und Smartphones einsammeln, finden
die Pänz – und auch einige Eltern – gar
nicht gut, ist man doch gewohnt, jederzeit miteinander zu
kommunizieren. Waren wir, waren unsere Eltern „Rabeneltern“?
Jede Generation hat ihre eigenen Regeln.
Und jede Generation tut gut daran, die eigenen Regeln
immer mal wieder zu überdenken.
Marianne Madsack
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Ärger an der Tür
Es klingelt zweimal. Da ich auf Paketpost warte, öffne ich direkt.
Meine aufgeregte Nachbarin, die leider nur sehr
wenig Deutsch versteht, steht vor mir mit einem jungen
Mann. Er ist dunkel und korrekt gekleidet mit Aktenköfferchen in der einen Hand, die andere hält er mir fordernd
hin, die ich jedoch ignoriere, den Fuß hat er fast in meiner
Wohnung. Sie steht hinter ihm und zuckt ratlos mit den
Schultern.
Mit Blick auf das Namenstürschild sagt er: „Frau…
es werden hier überall im Umkreis die Energieanbieter
gewechselt“. Auf meinen fragenden Blick meint er beschwörend und tritt noch näher auf mich zu: „Sie sind
doch nicht etwa noch Kunde bei der überteuerten Rheinenergie?“ Als ich einen Schritt zurückweiche, kommt er
direkt nach und sagt beschwichtigend die Hand hebend:
„Sie brauchen keine Angst zu haben!“ Doch nun ist mein
Ärger perfekt, ich denke, eine ganz falsche Strategie
von ihm!
Sage, schon etwas unwirsch: „Wenn Sie etwas von
mir möchten, machen Sie es schriftlich, ich wickle so
etwas nicht an der Türe ab.“ Erneut einen Schritt auf
mich zu machend, kommt wieder: „Haben Sie Angst? Ich
mache nur eine Beratung, dazu brauche ich aber Ihre
Kundennummer des Energieanbieters von Ihnen, wenn
Sie diese mal holen würden.“
Ihn ignorierend sage ich zu meiner Nachbarin: „Hast
Du etwas unterschrieben?“ Sie meinte: „Ich gesucht nach
Nummer, aber nichts gefunden,“ und nix … sie macht die
Handbewegung des Unterschreibens dazu.
Ich sage nochmals zu dem jungen Mann und denke
plötzlich, er hat sich weder namentlich vorgestellt, noch
einen Ausweis vorgezeigt: „Hier an der Türe mache ich
gar nichts, machen Sie es schriftlich, auf Wiedersehen!“
Er verlässt das Haus, und ich denke bei mir: „Muss der
arme Kerl auf diese Weise seine Brötchen verdienen, hat
er noch einiges an seinem Ton zu feilen!“
Meine Nachbarin geht beruhigt eine Treppe höher
und murmelt noch: „Ich nix unterschrieben.“
Elke G. Kandler
Hast Du einen Garten,
dann hast Du das Paradies
Mein Vater war ein „Gartenmensch“. Sein Leben lang
hat er einen Garten bearbeitet. Er liebte die Arbeit im
Garten sehr, sie war für ihn ein geliebtes Hobby! 1957
bauten wir und meine Eltern in Eigenleistung ein Haus an
„Grube Carl“.
Vater war glücklich: hatte doch das Grundstück Platz
für einen besonders großen Garten. Nachdem das Haus
stand, musste die Gartenseite urbar gemacht werden. Der
Aushub vom Nachbarhaus bedeckte das, was mal Garten
werden sollte. Es dauerte Jahre, bis die größten Steine
abgesammelt waren. Nach jedem Regen sammelten wir
Steine ab. Stellenweise benutzte mein Vater ein Bausieb,
um die Steine zu entfernen.
Wie das in dieser Zeit so üblich war “ene Jade muss
eh Pättche han“. Deshalb wurden alle Steine dort entsorgt, wo der Gartenweg entstehen sollte.
Mit vielen Säcken Torf und noch mehr Pferdemist
war der Anfang zum Bepflanzen gemacht. Aber es dauerte noch viele Jahre mit Ausdauer und Fleiß, bis der Garten
in einem besseren Zustand war.
Früher war an dieser Stelle ein Getreidefeld. Weil meine Mutter sich immer einen Nussbaum gewünscht hatte,
wurde ein kleiner Nussbaum mit dem Handwagen aus
Bachem geholt. Wer die Rosmarstraße kennt, kann sich
denken, dass dies nicht einfach war. Doch der Nussbaum
gab uns viele Nüsse. Leider hatten sie so dünne Schalen,
dass nach 14 Tagen alle schimmelten. Der Sturm “Kyrill“
hat diesen Nussbaum nach 40 Jahren entwurzelt.
Alles gab uns dieser Garten. Nie haben wir Gemüse
gekauft. Nur mit Obstbäumen hatten wir kein Glück. Alles
blühte üppig, aber Obst brachten sie nicht. Im Gegensatz
zu Nachbarsbäumen: Diese brachten immer gute Ernten.
Wir haben nie herausgefunden, warum „unsere“ Bäume
sich weigerten!
Im Frühjahr wurde im
Frühbeet Samen von vielen Kohlsorten
gesät. Nie bei
jungem Licht
säen, sagte
mein Vater, das
geht durch: Alles schießt in die Höhe. Liebevoll wurden die jungen Pflänzchen ausgesetzt. Jeden Tag ging mein Vater kontrollieren
wegen der Schädlinge. Von wegen Giftspritze! Mit der Hand
wurde abgesammelt, was dort nicht hingehörte.
Wir waren sieben Personen, aber die Ernte war immer so üppig, dass wir nicht alles sofort verbrauchen
konnten. Ein Steintopf mit sauren Bohnen und Sauerkraut
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gehörte zum Winter. Damals war das für uns normal. De
Schaaf zum Zerkleinern des Weißkohls wurde gegen einen kleinen Obolus bei den Schwestern in der Franzstraße geliehen. Auch wurde eine Miete im Garten angelegt,
wo die Ernte eingelagert wurde, so dass der Frost nichts
vernichten konnte. In diesem Loch in der Erde das Gemüse zu finden, das gebraucht wurde, war schon eine Kunst.
Im Spätsommer wurde Feld- und Endiviensalat gesät, so
dass auch im Winter Salat vorhanden war. Heute weiß ich,
welch eine Köstlichkeit Gemüse und Salat frisch vom Feld
und ohne Gift sind.
Der Nussbaum wurde größer, und das Wachstum unter dem Baum immer spärlicher. Mein Mann hatte dann
die Idee, unter dem Baum Rasen zu säen und Gartenmöbel aufzustellen. Mein Vater sagte dazu: „Wellste dir
jetz ene Kohmage ensetze losse?“ Trotzdem wurde Rasen
gesät.
Nachdem meine Mutter nicht mehr lebte und unsere Familie immer kleiner wurde, wusste mein Vater nicht
mehr, wohin mit all dem Gemüse. Zu meiner Freude wurden jetzt viele Blumen angepflanzt. Dat Pättche mit all
seinen Steinen darunter verschwand im Container, sowie
auch die Eisenpfähle mit den Wäscheleinen. Ein großes
Schwimmbecken wurde gekauft, primitiv, aber wir hatten
alle Platz darin. Sogar Nachbarskinder besuchten uns oft.
Aus unserem Nutzgarten war ein Park geworden. Immer
wenn ich an einem Nutzgarten vorbeikomme, muss ich
einfach stehen bleiben und den Garten betrachten, was
so alles darin wächst. Mit allen Sinnen genieße ich diesen Anblick. Neulich sah ich solch einen Garten, was ja
immer seltener wird. Zu meinem großen Erstaunen wuchs
dort ein großer Bananenbaum. Demnächst werde ich mal
hinfahren, um zu sehen, wie der Baum den Winter überstanden hat. Bei meinen Spaziergängen mit dem Hund,
und ich komme an einem Nutzgarten vorbei, sind meine
Gedanken sofort in meines Vaters Garten.
Selbst nach der Nachtschicht verbrachte er die ersten zwei Stunden in seinem geliebten Garten. Für ihn war
die Gartenarbeit keine Last, sondern Freude an der Natur.
Margarete Mockenhaupt
sern überfahren.
Mit einem Tross Freiwilliger werden Amphibien-Zäune
entlang der Landestraße 277 und der Straße „Zur Grube
Carl“ aufgestellt. Der Zaun ist mit etwa 40-50 cm hoch
genug, dass die Amphibien ihn weder überspringen noch
überklettern können. Die paarungswilligen Tiere laufen
auf der Suche nach einem Durchschlupf am Zaun entlang
und fallen in die ebenerdig eingelassenen Eimer.
Jeden Morgen, teilweise auch abends, überprüfen
die freiwilligen Helfer die Eimer und tragen die Tiere über
die Straße.
Die gesamte Strecke,
einschließlich Grefrather
Weg und Rosmarweg in
Richtung Habbelrath, beträgt 1,5 Kilometer.
Das ist für die freiwilligen Helfer schon eine gewaltige Aufgabe. Mit jedem
Jahr werden die Umweltschützer erfolgreicher. Während
des Frühlings werden allein am Amphibienzaun bis zu
3000 Tiere gerettet. Art und Geschlecht wird notiert, bevor sie an ihr Laichgewässer gesetzt werden.
Das ist nicht nur positiv für die Amphibien selbst,
sondern für die gesamte Nahrungskette; von Fischen, die
den Froschlaich fressen bis zu Reihern und Igeln, die die
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Freiwilliger Einsatz für die Umwelt
Ganz gleich, ob es stürmt oder schneit, an einem
Samstag im Februar ist es so weit: Die Krötenzäune werden aufgestellt. „Der Termin muss frühzeitig vereinbart
werden, da haben wir keinen Einfluss aufs Wetter“, erklärt
Stefan G. von der Amphibien- und Reptiliengruppe RheinErft-Kreis e.V.
Im Frühjahr sieht man in der Nähe von Feuchtgebieten abends oft Frösche und Kröten wandern. Weltweit
sind heute zahlreiche Amphibienarten vom Aussterben
bedroht. Sie werden auf dem Weg zu den Laichgewäs-
Tagesfahrten:
18.06.2015Schloss Sayn – Schmetterlingsgarten
24.06.2015Siegerland – Natur und Kultur
05.07.2015Rheinschifffahrt mit Aufenthalt Rüdesheim
03.08.2015Scheveningen – Ein Tag am Meer
05.08.2015Rheinischer Seniorennachmittag auf dem Rhein
20.08.2015Fahrt mit der historischen Brohltalbahn
26.09.2015Romatische Mosel
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ausgewachsenen Tiere fressen. „Außerdem hätten wir
ohne Amphibien regelmäßig eine Mückenplage“, meint
Stefan G.
Die Zäune stehen je
nach Wetter bis Ende März
oder Mitte April. „Sobald
wir sehen, dass die Kröten
zurück wandern, werden
die Zäune hoch gebunden“, so Stefan G. Erst danach wird für den Abbau
ein Termin vereinbart.
Wir hatten ein paar Dinge fürs Wochenende eingekauft. Als wir am Kreisel Dürener Straße in die Straße
„Zur Grube Carl“ einbogen, sahen wir die Helfer beim Aufstellen der Zäune. Doch zum ersten Mal sahen wir auch
ganze Familien mit gut gefüllten blauen Müllsäcken und
Greifzangen.
Das sind „Geocacher“, klärte unser Schwiegersohn
uns auf. Die sind viel in der Natur unterwegs und nehmen
dabei auch den Müll anderer Leute mit. Das ist wahrlich
lobenswert!
Geocaching habe ich nachgeschaut. Es ist eine Art
moderne Schatzsuche, bei der ein GPS-Empfänger und
Koordinaten aus dem Internet verwendet werden. Dabei
gilt es Behälter zu finden, die andere Geocacher meist an
besonders schönen oder ungewöhnlichen Orten versteckt
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haben. Aus dem Behälter wird üblicherweise etwas herausgenommen und etwas Neues hineingelegt, zusätzlich
wird ein Eintrag in einem Logbuch vorgenommen. Der Inhalt dieser „Schätze“ ist meist von geringem Wert. Als
Devise gilt: „Der Weg ist das Ziel!“
Helga Pütz
Die Mistel (Viscum album)
Die Mistel gehört zur Familie der Riemenblumengewächse. Sie zählt zu den Ephyten, das sind Pflanzen,
die auf anderen Pflanzen wachsen; ist aber keine Parasitpflanze, denn auch mehrere Mistelpflanzen an einem
Baum schädigen diesen nicht!
Wir kennen das von Fahrten und Spaziergängen in
den Erftauen, dass dort die Bäume voller Mistelkugeln
anzutreffen sind. Man kennt drei Unterarten von Misteln:
Die einen gedeihen nur auf Laubbäumen, die anderen nur
auf Tannen, die dritten hingegen auf Kiefern und Fichten.
Da die Pflanze frost- und winterfest ist, stellen die
Beeren der immergrünen Mistel ein nahrhaftes Winterfutter für die Vögel dar. Vor allem die Misteldrossel ist
auf die Mistelbeeren spezialisiert und sorgt für die Vermehrung der Mistelpflanze. Da die Mistel auf Fremdhilfe für ihre Vermehrung angewiesen ist, ist die Klebefä-
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higkeit des Beerensaftes von großer Bedeutung. Nach
dem Mahl wetzt die Drossel den mit Beerensaft verklebten Schnabel zur Reinigung an Ästen. Dabei heften
sich die Samenkörnchen gleich an die leicht eingeritzten und damit bereits präparierten Stellen, und der Samen kann sich zu einer neuen Pflanze entwickeln. Auf
die Klebefähigkeit des Beerensaftes der Mistel weist
auch der Mistelname (Viscum = Klebstoff) hin. Eine
andere Art der Vermehrung besteht, wenn die Samen
den Verdauungstrakt der Vögel passieren, ohne die
Keimfähigkeit zu verlieren. Sie werden somit meist auf
Ästen abgelegt, auf
welchen sie
später keimen.
D i e
Mistel ist
seit vorchristlicher Zeit in
der Volksheilkunde bekannt. Ihr eigenartiges
Wachstum
gab genügend Anlass zu Spekulationen, weshalb
man ihr kurzerhand Zauberkräfte zuschrieb, die sich die
Druiden, die Hohen Priester der keltischen Religion, zu
Nutzen machten. Da die Mistel als Zeichen der Götter
angesehen wurde, das dem Menschen mitteilte, dass
sie selbst im Baum anwesend seien, durfte die Pflanze
nur im Rahmen religiöser Riten mit einer goldenen Sichel
geschnitten werden. Aus ihr wurden Tränke zubereitet,
welchen man magische Heilwirkung zuschrieb.
Sicher ist die Geschichte vom unbesiegbaren gallischen Dorf und seinen Leitfiguren Asterix und Obelix bekannt und dem Druiden Mirakulix, der in seinem
Stärke spendenden Zaubertrank die Mistel verwendete.
Als Glücksbringer verteilten Druiden die Mistelzweige
zum Schutz gegen böse Geister und Feuer und hängten
sie über den Haustüren auf. Die im Volksmund verwendeten Namen für die Mistel zeugen teilweise noch von
diesen Bräuchen: Bocksfutter, Donnerkraut, Druidenfuß, Hexenbesen, Hexenkraut, Leimmistel, Vogelmistel,
Wintergrün.
Übrigens hat sich zum Teil in England die Zauberkraft der Mistel in der Überlieferung erhalten. In Irland,
Schottland und Wales hat man als Glücksbringer häufig
Mistelzweige über den Hauseingang gehängt, wenn dort
frisch Verheiratete einzogen. Die Mistel sollte das Paar
beschützen und Glück bringen. Heute in der Medizin werden die Wirkstoffe der Mistel für folgende Wirkungen eingesetzt: leicht blutdrucksenkend und die Immunabwehr
steigernd. Derzeit wird auch die mögliche Wirksamkeit in
der Krebsbekämpfung erforscht.
Welche Bedeutung die Mistel heute noch hat, zeigt,
dass sie 2003 zur Heilpflanze des Jahres gewählt wurde.
Sie steht unter Naturschutz.
(Teilweise entnommen: „Weltbild“)
Wilhelm Faßbender
IMPRESSUM
Weitere Termine und Hausbesuche nach
Absprache.
Herausgeber:
Leitung:
Verantwortlich:
Auflage:
Herstellung:
Cartoons, Fotos:
Stadt Frechen, Der Bürgermeister
Fachdienst Jugend, Familie und Soziales
in Zusammenarbeit mit Frechener Senioren
Jürgen Schaufuß
Johann-Schmitz-Platz 1–3, 50226 Frechen
Sabine Thöne
10.400 Stück
Layout: Ulrich Lussem, Druck: Stadt Frechen
Jürgen Schaufuß
Die nächste Ausgabe des Seniorenkuriers erscheint am 9. September 2015. Artikel, Beiträge und Zuschriften dafür nehmen wir
gerne bis zum 30. Juni 2015 unter der Anschrift:
Stadt Frechen, Postfach 1960, Fachdienst Jugend, Familie u. Soziales, z.H. Frau Fienert, 50226 Frechen oder unter Fax: 501-440
oder e-mail: [email protected] entgegen.
Der Seniorenkurier wird allen Frechener Bürgern ab 60 Jahren
viermal im Jahr kostenlos zugestellt. Sollten Sie die Zustellung
nicht wünschen, teilen Sie das bitte dem Fachdienst Jugend,
Familie und Soziales mit. Über die Veröffentlichung von Leserbriefen und namentlich gekennzeichneten Artikeln entscheidet
die Redaktion. Kürzungen behalten wir uns vor.
Seniorenberatung
Frau Fienert
02234.501-331
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Mit dem Frühling fängt es an
Das Jahr 2015 ist schon fast zur Hälfte wieder vorbei. Die älteren Menschen sagen, die Jahre vergehen immer schneller, aber das stimmt so nicht ganz. Jedes Jahr
hat 365 Tage. Alle vier Jahre gibt es einen Schalttag,
nämlich den 29. Februar, dann hat das Jahr 366 Tage:
ausgenommen sind die nicht durch 400 teilbaren vollen
Jahrhundertzahlen wie das Jahr 2100. Aber nichts ist so
zuverlässig wie die Jahreszeiten Frühling – Sommer –
Herbst und Winter. Sie folgen immer in der gleichen Reihenfolge aufeinander. Auch Ostern ist festgelegt und hat
mit dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang zu tun:
frühestens kann er am 22. März, spätestens am 25. April
gefeiert werden. Ostern legt auch das Pfingstfest fest: Es
hat keine andere Wahl als 50 Tage später zwei Feiertage
zu belegen.
Im März gab es zwei große Naturereignisse. Einmal
war es die Sonnenfinsternis, von der wir Rheinländer, jedenfalls im Rhein-Erft-Kreis, nichts zu sehen bekamen,
weil die Sonne sich in Dunst und Nebel versteckt hatte
und auch kein Mitleid mit denen hatte, die lange angestanden hatten, um noch eine Schutzbrille für die Augen
zu bekommen. Dann die Rekordflut, die den Felsen MontSaint-Michel umspülte und den berühmten Klosterberg
mit seiner hohen Schutzmauer in eine Märcheninsel verwandelte. Mich haben die Bilder im Fernsehen sehr beein-
druckt. Es ist ein seltenes Naturereignis in diesem Jahrhundert, das von der Sonnenfinsternis ausgelöst wurde.
An dem Abteifelsen an der französischen Küste zwischen
der Bretagne und Normandie gab es zwischen Ebbe und
Flut einen Höhenunterschied von 14,5 m, also höher als
ein vierstöckiges Haus. Ich denke dabei an einen wunderschönen Urlaub in der Normandie, als wir diesen Klosterfelsen besichtigt haben, und meine Schwägerin und ich
bis oben in die Spitze klettern wollten. Wir haben es zwar
nicht geschafft, aber es gab auch so viel zu sehen.
Doch wir hätten schon gerne einmal von ganz oben
aufs Meer geschaut. Es herrschte allerdings auch reger
Trubel in den Gassen des gleichnamigen Dorfes. Besinnlich und ruhig würde es erst bei Dämmerung, wurde uns
gesagt, wenn die wenigen Dorfbewohner und ein paar
Hotelgäste durch die schmalen Gassen bummeln.
Der März endete allerdings durch das schwere Flugzeugunglück in den französischen Alpen für viele Familie
sehr traurig. Wir haben viel davon gehört, und ich möchte
nicht weiter darauf eingehen.
Lieber schau ich mir den Himmel an mit den vielen
kreischenden Kranichen, die in diesem Jahr besonders
früh von ihrer langen Reise zurückkamen. Sie schaffen
bis zu 800 km an einem Tag und fliegen häufig in VFormation oder in einer graden Linie. Der Formationsflug
hat ökonomische Gründe, wie bei einem Radrennen: Der
vorne fährt, macht die Knochenarbeit!
Störche wurden in diesem Jahr auch recht früh gesichtet. Die ganze Natur hat sich verändert, und der Klimawechsel trägt wesentlich dazu bei. Als Kind habe ich
die Störche immer gut beobachten können, da es auf dem
Reetdach unseres Nachbarn ein heißumkämpftes Storchennest gab, und der Rückkehrtermin lag etwa um den
20. April. Die Storchenmänner sind zuerst da und suchen
meistens das Nest vom Vorjahr auf.
Ein paar Tage später treffen die Weibchen ein, denn
der „Herr des Nestes“ hat
dafür Sorge zu tragen, dass
„Madame“ ein fertiges Nest
vorfindet. Dass die gleichen
Paare wieder zusammen finden ist möglich, aber nicht
immer der Fall. Storchenehen
sind „Liebesaffären eines
Sommers“. Auch gibt es häufig harte Zweikämpfe um das
fertige Nest. Störche haben messerscharfe Schnäbel, und
der Kampf um das Nest war manchmal eine blutige Angelegenheit. Aber die Störche gehörten zur Dorfidylle, und
ihr Geklapper mit den Schnäbeln war weit zu hören. Wir
liebten sie auch daher, weil sie keine Angst vor uns Menschen hatten, nur streicheln konnte man sie nicht. Dennoch wurde ich an meinem Hochzeitstag fast ein Opfer
unseres Nachbarstorchs. Er hatte es auf meinen Schleier
abgesehen. Doch wir beide kannten uns gut genug, denn
er war ein „Waisenkind“ und hatte oft genug Futter von
mir bekommen.
Wer in den April geschickt wurde, war selber schuld.
Leider weiß ich nicht, wo dieser Brauch herkommt, vielleicht vom durchwachsenen Wetter, was dem April ja
nachgesagt wird. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Es
gibt kaum noch Kundgebungen. Ein fast vergessener Tag.
Ebenso hat der Muttertag für viele eine andere Bedeutung bekommen. Würde meine Mutter noch leben, ich
würde ihr gewiss einen Blumenstrauß bringen! Doch bald
beginnen die Sommerferien und mit ihnen die große Reisewelle. Mein Urenkel freut sich schon jetzt auf seinen
ersten Schultag, und wegen ihm brauche es keine Ferien
geben, sagt er. Was der Sommer und der Herbst uns bringen werden, bleibt abzuwarten.
Schön wäre es, es gäbe dann einmal Frieden auf der
ganzen Welt!!
Gisela Streich
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Im Botanischen Garten München
Da meine jüngste Tochter in München wohnt, steht
ein Besuch bei ihr an. Auf dem Hauptbahnhof werde ich
schon freudig von ihr empfangen. Bei einem gemütlichen
Essen haben wir viel zu erzählen. Dieses Mal ist es jedoch
anders als sonst. Der weiß-blaue bayrische Himmel, der
mich in der Vergangenheit immer empfangen hat, ist nicht
zu sehen. Graue Wolken und Dunst herrschen vor. Schon
sehr ungewöhnlich! Die Temperaturen sind zu kühl für
Mai. Also anders planen als vorgesehen und das Beste
daraus machen. Wir beschließen, einen Tag in den Botanischen Garten zu gehen, in dem man teilweise geschützt
laufen kann.
hier ist alles sehr schön angelegt. Auf den Informationstafeln lesen wir alles Wissenswerte und verweilen lange auf
einer der vielen Bänke.
Unser Weg geht an einem voll erblühten Rhododendron-Hain vorbei. Wir bestaunen die Blütenpracht und Farbenvielfalt und können uns nicht davon lösen.
Wir wenden uns dem Alpinum zu. Auf einer kleinen
Anhöhe sind Gebirgspflanzen aus den Bergregionen zusammengetragen worden. Ein Rundgang zurück durch
das Ganze. Wir betrachten und bestaunen die für uns
meistens unbekannte floristische Bergwelt. Man lässt einfach die Seele in Ruhe und Gelassenheit.
Der Botanische Garten in München hat eine Pflanzensammlung von 14.000 Arten. Wir erfahren, dass es auf
der Erde 300.000 verschiedene Pflanzenarten – an Land
und zu Wasser – gibt.
Wir sind jedenfalls sehr beeindruckt. Wie schön ist
doch unsere Erde.
Rosemarie Heeg
Ein unvergessener Segelturn
Er liegt in der Nähe des Nymphenburger Schlosses
und zählt weltweit zu den bedeutendsten und schönsten
Botanischen Gärten. In 4.500 m² umfassenden Gewächshäusern kann man u.a. 2000 verschiedene OrchideenArten bestaunen. Diese Blütenpracht ist einfach überwältigend! Man lebt in einer anderen Welt. Alles ist nach
Klimazonen eingerichtet
Im Tropenhaus stehen Bananen- und Bambusgewächse, die teilweise bis zur Decke reichen. Alles sehr
gepflegt und liebevoll angelegt. Zwischendurch beleben
Teiche das Bild. In ihnen schwimmen kleine Schildkröten
und lassen es sich gutgehen. Das große Kakteen-Haus
bietet eine umfangreiche Sammlung dieser unterschiedlichen Gewächse. Erstaunlich, was es alles gibt. Die Temperaturen sind teilweise tropisch und für uns nur schwer
zu ertragen. Wir begeben uns nach draußen. Die Luft bekommt uns besser, und weiter geht es in die Anlage mit
den vielen verschiedenen Laub- und Nadelbäumen. Auch
Im Hafen von Porto Petro auf Mallorca wurden wir
auf der Yacht meines Bruders, seiner Frau und den beiden Söhnen zu einem Turn rund um die Balearen erwartet. Wir, mein Mann, unser Sohn und unsere Tochter und
ich. Später stand im Logbuch: „Großes Geschrei an Bord.
Die Müllers kamen.“
Als sich die erste Wiedersehensfreude gelegt hatte, wurden die Kajüten belegt und von meinem Bruder,
dem Kapitän, die Aufgaben verteilt. Auf einer privaten Segelyacht muss jeder mit anfassen, was aber auch Spaß
macht. Es sollte eine sportliche und legere Schiffsreise
werden. Wir Eltern hatten unsere eigenen Kabinen sowie
jedes Geschwisterpaar auch. Die Familien hatten ihre eigene Dusche mit WC. So ließ es sich leben.
Da ich das Logbuch führen musste, und es noch
besitze, kann ich über den unvergessenen Segelturn berichten. Auf See waren wir beiden Frauen für die Verpflegung an Bord zuständig. Der Appell vom Kapitän, die
Seemannsknoten zu lernen und zu üben, war bei uns vergebene Liebesmühe. Im nächsten Hafen hatten wir sie
schon wieder vergessen. Bevor wir anlegten hieß dann
auch das Kommando vom Kapitän: „Auf zum Analphabetenmanöver!“, wo wir wieder nach Gutdünken unsere
eigenen „Seemannsknoten“ fabrizierten.
Wir lebten auf dem Schiff in unserer eigenen Welt
und hatten sehr schnell die Gelassenheit der Südländer
übernommen. Selbstgefällig und seine Kompetenzen wissentlich überschreitend, bot mein Bruder eines Tages
grinsend meinem Mann an: „Wenn du möchtest, kann
ich, Macht meines Amtes als Kapitän, deine Ehe mit mei-
11
ner Schwester scheiden.“ Mein Mann bat um Bedenkzeit.
Bei der Umsegelung der Insel Mallorca – vorbei an
einsamen Stränden – ankerten wir in der malerischen
Bucht des spanischen Königs Juan Carlos. Oben auf dem
Seit 1982
im Haus am
Bahndamm
Harlekin
T H E AT E R E N S E M B L E
Die perfekte
Nacht
Musical von Philipp Polzin
Premiere:
Felsplateau standen große rosa Pavillons, und in der gleichen Farbe waren etliche Tische sehr stilvoll gedeckt,
was mit dem Fernrohr genau zu sehen war. Das machte
unsere Kinder erst recht neugierig. Sie schwammen zum
Fuße der Felsen, kletterten hinauf und wurden statt vom
König von drei riesigen Doggen empfangen, die sie zum
sofortigen Rückzug veranlassten und schon aus fast fünf
Meter Höhe um ihr Leben bangend ins Meer sprangen.
Ja, einen guten Eindruck haben wir nicht hinterlassen, da
wir noch am Nachmittag ein Wettschießen auf leere Dosen veranstalteten, das für donnerndes Echo in der Bucht
sorgte. Dafür revanchierten sich die königlichen Hoheiten,
die aufgrund der gehissten Fahne ja zugegen waren, die
ganze Nacht mit Scheinwerfern, die uns aus allen Ecken
anstrahlten. Um schlafen zu können, mussten wir Handtücher vor unsere Kajütenfenster hängen.
Schließlich segelten wir hinüber nach Menorca, eine
herbere Insel der Balearen.
Margret Müller
Mit dem Rad auf Menorca
Um das Landesinnere kennenzulernen, mieteten wir
uns Fahrräder, fuhren über Schotterstraßen quer über die
Insel, nur jeder mit einem Kulturbeutel im Gepäck, zur
Bucht Cala Galdana. Unterwegs musste das Rad unseres
Sohnes neun Mal geflickt werden, weil der Vermieter der
Räder sich weigerte, uns ein neues nachzuschicken. Wir
sollten es am Wegesrand liegen lassen, meinte er auf
unsere telefonische Beschwerde lapidar. Das nützte uns
aber nichts. Schließlich fuhren alle männlichen Mitstreiter
abwechselnd mit dem Schrottrad auf den Felgen über die
Schotterstraßen. Ein schweißtreibendes Unterfangen, das
bei den Männern einen „aufregenden Gang“ verursachte. Dafür mussten wir beiden Frauen, weil wir noch am
zivilisiertesten aussahen, wie die Männer uns einreden
wollten, die Zimmer im Hotel ordern.
25. Juli 2015, 20 Uhr
Nur vier Abende in Frechen
Regie: Sebastian Dederichs
Uraufführung !
Karten: 10,– Euro / 6,– Euro (Senioren) / 4,– Euro Kinder
Vorverkauf: Lotto-Toto Werner in der Marktkaufpassage
Vorverkauf: Bücherstube Brauweiler
02234.83202
Vorbestellung: Horst und Sylvia Lange 02234.17591
www.harlekin-theater.de
Infotelefon 02234.14570
Theater Harlekin, Rosmarstraße 113, 50226 Frechen
Als der Portier nach unseren Autoschlüsseln und dem
Gepäck fragte, meinten wir, wir seien mit den Rädern da,
was ein Nasenrümpfen zur Folge hatte. Ein Appartement
und einen Bungalow könne man uns geben. Sie glaubten,
uns wegen des Preises abschrecken zu können. Ehrlich
gesagt, einen finanzstarken Eindruck machten wir wirklich nicht nach der anstrengenden ganztägigen Radtour
bei dem heißen und schwülen Sommerwetter. Deshalb
mussten wir auch im Voraus zahlen. Das alles konnte uns
nichts anhaben. Wir waren in Urlaubsstimmung. Unsere
Räder deponierten wir im Vorgarten des Bungalows.
Wir waren ausgesprochene Exoten in der eleganten
Ferienanlage. Radtouren zum Vergnügen kannte man damals noch nicht auf der Insel. Mit Rädern ohne Gangschaltung und Licht fuhren eigentlich nur Leute, die kein
Auto hatten. Manche Menorciner hatten noch nicht einmal ein Fahrrad.
Cala Galdana war eine Fundgrube für uns Frauen.
Dort gab es feine, schicke und günstige Lederwaren. Wir
kauften wie die Weltmeister – zum Ärger unserer Ehemänner – zahlten die Ware an und versprachen, auf der
Heimfahrt mit der Yacht die Ware abzuholen. Trotz unseres Landstreicher-Outfits ließen sich die Geschäftsleute
darauf ein. Sie glaubten uns zwar nicht, hatten aber unsere Anzahlung und gingen somit kein Risiko ein.
Auch auf der Heimfahrt mit den Rädern zu unserem
Schiff, wieder quer über die Insel, wurden wir in einem
12
Insiderlokal auf einer Finka wie Menschen zweiter Klasse
behandelt. Man verfrachtete uns in die äußerste Ecke eines Nebenraumes, ließ uns mit dem Essen endlos warten
und bediente erst alle anderen Gäste. Dafür brachte man
uns laufend Karaffen mit Sangria, der bei der brütenden
Hitze und unserem Durst seine Wirkung nicht verfehlte,
was die Heimfahrt allerdings viel leichter und lustiger
machte. Nach einem mit weit ausholender Geste und einem laut hin geschmetterte „E viva Espania“ landete ich
dann auch prompt im Straßengraben. Auf unserem Schiff
kamen wir einzeln oder zu zweit in Abständen von Stunden schließlich an.
der über Bord zu kippen, bis wir endlich die Strickleiter
an unserer Yacht erreichten. Auch mussten wir aus dem
schwankenden Boot mit unseren Tüten die im Wind flatternde drei Meter hohe Strickleiter hinauf klettern. Unsere
Männer standen tatenlos an der Reling und grinsten unverschämt.
Hätten wir gewusst, dass wir doch nicht mehr auslaufen würden, wären wir dieses Mal sogar barfuß und
ramponiert wie wir waren ins Hotel gegangen, um zu
übernachten. Grund für die abgesagte Nachtfahrt war:
Der Kapitän und mein Mann hatten bei der Reparatur des
Beibootes zu viel Whisky konsumiert.
Unsere „Beschwerde“ über ihr unmögliches Verhalten
uns Frauen gegenüber verhallte dann auch ungehört im
Whiskynebel. An dem Tag war halt alles abgesoffen!
Margret Müller
Da sein in einem neuen Tag
Wieder in Cala Galdana – wir mussten etwas außerhalb ankern – setzten wir Frauen uns, diesmal zivilisiert
und gestylt, in das wenig vertrauenerweckende Beiboot,
das uns zum Strand bringen sollte. Da aber ein leichter
Seegang herrschte, der ältere Neffe das Boot steuerte
und keine Anstalten machte, den Wellen zu parieren, kam
es, wie es kommen musste: Wir kenterten und schwammen komplett angezogen und gestylt an den Strand, wo
uns die illustren Badegäste mit einem breiten Grinsen
empfingen. Was hatten wir Frauen uns nicht alles vorgenommen! Wir wollten in ein schickes Café mal ohne
Männer gehen und nach schönen Dingen Ausschau halten sowie unsere georderten ledernen Schätze in Empfang nehmen. Ein Weibertag sollte es werden! Aber das
hatten wir auch nur gedacht. Wir legten uns und unsere
Geldscheine in die Sonne zum Trocknen. Dann holten wir
barfuß – die leichten Sandalen waren beim Kentern verloren gegangen – die Lederwaren ab, setzten uns an den
Strand und warteten, dass man uns mit dem reparierten
Boot wieder abholte. Aber unsere Männer ließen sich mit
der Reparatur des Motors am Beiboot alle Zeit der Welt.
Uns waren für weitere Unternehmungen an Land die Lust
sowie unser sorgfältig aufpoliertes Aussehen endgültig
abhandengekommen.
Als man uns endlich am inzwischen menschenleeren Strand abholte, war eine steife Brise aufgekommen,
und die Rückfahrt zum Schiff versprach auf andere Art
nicht weniger dramatisch zu werden. Da unsere ledernen
in Tüten verpackten Schätze nicht nass werden durften,
stülpten wir sie auf den Kopf wie die Afrikanerinnen ihre
Waren tragen, nur wir mussten sie mit beiden Händen
festhalten. Das war Akrobatik pur in diesem auf den Wellen hüpfenden leichten Boot. Mehrmals drohten wir wie-
Ich atme den taufrischen Morgen ein,
köstlich und noch unverbraucht.
Bereit, anzunehmen was auch immer der Tag
mir bringen mag.
Nehme die Vogelstimmen in mir auf.
Empfinde mit geschlossenen Augen
die ferne Autobahn als Meeresrauschen.
Mit der Sonne begrüße ich den neuen Tag,
zu allem bereit,
mit einem Lächeln auf den Lippen.
Nichts kann mich heute tangieren streitende Stimmen aus der Nachbarschaft
ziehen wie Wellen an mir vorüber.
Bereit, nur Schönes in mir aufzunehmen
im Blickkontakt mit einer jungen Frau, die
eilends zur S-Bahn hetzt,
doch plötzlich ein Lächeln von ihr zu mir
erhellt wie ein Sonnenstrahl meinen Tag
wirkt nach und wärmt mich.
Und ich beschließe
heute nur einfach
Da zu sein
Elke G. Kandler
Herzlichen Glückwunsch
Veröffentlicht werden Geburtstage ab dem 75. Lebensjahr. Wegen des Datenschutzes ist es jedoch erforderlich, dass Sie sich mit einer Veröffentlichung im
Seniorenkurier einverstanden erklären. Im nächsten Seniorenkurier sollen all jene bekannt gegeben werden,
die in der Zeit von Oktober
bis Dezember 2015 Geburtstag feiern. Bitte melden Sie
sich bis Mitte Juli im Rathaus unter Telefon 501-331.
Nachtrag
Ursula Koll, 21.04.1935, 80 Jahre
Diamantenhochzeit
Gerhard und Ursula Koll 15.05.1955
Herbert Freude , 08.06.25, 90 Jahre
Juli
01.07.
02.07.
03.07.
03.07.
04.07.
05.07.
11.07.
11.07.
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14.07.
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24.07.
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30.07.
79
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Harry Kaubisch
Paul Rößberg
Werner Almstedt
Horst Starke
Ursula Menzel
Siegfried Gebhardt
Anneliese Träger
Josef Kaufmann
Rosemarie Daab
Sibylla Mauer
Wilhelm Loevenich
Dr. August Krinner
Magdalena Hehlert
Käthe Unverzagt
Helene Mantik
Ingrid Holzheu-Abidi
Maria Siebeck
Liesel Gießing
Ilse Ohrem
Hans-Werner Ottersbach
Ruth Seuren
Jakob Flock
Gisela Mikosz
Elisabeth Kremer-Matani
August
01.08.
03.08.
04.08.
05.08.
05.08.
06.08.
06.08.
07.08.
83
79
92
90
84
87
80
86
Käthe Weil
Heinz-Günther Becker
Marta Gröger
Leo Grapatin
Agnes Droege
Edith Ludwig
Agnes Thelen
Peter Mund
12
13
liche Grausamkeit
das Elend
des Krieges gebrand12.08.
84 undLuise
Selbst
markt. Er, der
Buchhändler,
war
14.08.
88 gelernte
Cäcilia
Rödingen
Obergefreiter
–
nicht
Flak-Oberleutnant
16.08.
80
Matthias Stupp an
der
Hamburger
Heimatfront
– und
hatte den
16.08.
82
Emilia
Komarek
Krieg von Anbeginn
zu seinem Ende
mit18.08.
78 bis Hermann
Sorger
gemacht,
wie
man
so
schön
falsch
sagt.
20.08.
78
Margarete Mockenhaupt
24.08.
81
Margot Leroi
Aber zurück zu
Blum“...
27.08.
81„Katharina
Anna
Röllgen
29.08.
86
Christel Rath
Worum geht es? Böll beschreibt in seinem Roman den
30.08.
89
Elisabeth Wilken
Leidensweg einer jungen Frau, die zu Unrecht der
30.08.
87
Martha Heller
Mittäterschaft an einem Bankraub bezichtigt wird. Sie,
30.08.
93
Margarete Dannewitz
Katharina Blum, ist als Hausangestellte einer Familie
Woltersheim in Köln-Rodenkirchen beschäftigt. Nämliche
September
Familie lädt – in Köln feiert man Karneval – unter ande04.09.
88 zuJohanna
Scholtz ein. Böll berem auch Katharina
einer Kostümparty
12.09.
88
Maria
Therese
Geulen
schreibt ihr Kostüm. Das tut eigentlich nichts
zur Sache,
13.09.
88ist so Joseph
Rath
aber die Stelle
schön, dass
ich sie hier zitieren
14.09.
86 besteht
Hermann
Hilbrecht
möchte: ihr Kostüm
aus einer
roten Nelke im
14.09.
79
Manfred
Daab
Haar, roten Strümpfen
und
Schuhen,
einer hochgeschlos16.09.
89 honigfarbener
Ilse Petrasch
senen Bluse aus
Honanseide und einem
16.09.
Karl-Heinz
Brandt
gewöhnlichen78
Tweedrock
aus gelblicher
Farbe. (Damals
21.09.
90Dank noch
Gerhard
gab es Gott sei
nicht Tonn
die Unsitte des Nabel24.09.
90 zur
Erich
freien). Aber zurück
Party.Schulz
Katharina lernt auf dem
24.09.
78 Götten
Rosemarie
Kostümfest Ludwig
kennen,Schreier
mit dem sie ausschließlich
und
innig
tanzt.
(Entgegen
26.09.
100 Cornelia Uber ihrer sonstigen
Natur, sie gilt eher
distanziert). Mit
27.09.
86 als zurückhaltend
Franz-Josefund
Baumann
diesem
Ludwig
tanzt
sie
also
in
der
geschilderten
Weise,
28.09.
91
Christine Hübner
30.09.
86
Reinhold Kundt
nich
däc
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Nun
dies
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Wir bieten neben Grund- und Behandlungspflege:
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eine
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sog
Die
gen
bes
nöt
Nun
ahm
ich
Gut
Lud
14
Es war einmal …
Als Gott noch ein Unbekannter war, hatte er häufig
Sehnsüchte, die er sich nicht erklären konnte. Ihm ging
es nämlich sehr gut. Er wohnte in einem schönen großen Haus. Hinter dem Haus befand sich ein riesengroßer Garten mit wunderschönen Bäumen, Büschen und
Pflanzen. Und auf der angrenzenden herrlichen Blumenwiese ging er gerne spazieren und freute sich über den
Frieden und die Harmonie um ihn herum. Alle Tiere der
Welt spielten fröhlich miteinander und freuten sich des
Lebens. Dieses Paradies hatte Gott sich im Laufe der
Zeit erschaffen. Ja, Gott war nämlich ein ganz besonderes Wesen.
Aber irgendetwas fehlte ihm noch. Der Mensch. Also
erschuf er Adam und Eva. Doch die Beiden hielten sich
leider nicht an seine Paradies-Regeln. Und nachdem er
sich zu oft und zu sehr über Beide geärgert hatte, schickte er sie kurzerhand fort. Raus in die ihm noch nicht so
bekannte Welt, um die er sich noch nicht so richtig hatte
kümmern wollen. Manchmal gab es sogar Momente, da
bereute er, die Menschen überhaupt erschaffen zu haben.
Tag und Nacht schaute er nun auf die Welt und beobachtete intensiv das Treiben der Menschen, die sich an
sein Paradies nicht mehr erinnern konnten. Er hatte Viele
von ihnen „getestet“ und schickte sie jedes Mal schweren
Herzens fort. Bei Adam und Eva hatte er sich seinerzeit
besonders viel Mühe gegeben. Leider vergeblich.
Ihm gefiel natürlich Vieles nicht, was er sah und hörte. Manchmal raufte er sich sogar die Haare, knabberte
an seinen Fingernägeln und unterdrückte mit Mühe und
Not seine aufkeimende Wut. Er nahm sich vor, gierige,
machtbesessene und unaufrichtige Menschen ab sofort
zu ignorieren.
Natürlich hatte er auch das Elend auf der Welt gesehen. Er verstand nicht, warum die Menschen Kriege
führten, sich gegenseitig umbrachten. Wie lieblos waren
sie miteinander, wie hartherzig und gleichgültig gingen sie
doch miteinander um. Und es schmerzte ihn ganz besonders, dass viele Menschen so unehrlich waren. Er empfand es entwürdigend, dass die Menschen sich von der
Liebe und der Harmonie abgewandt hatten und stattdessen versuchten, immer mehr Macht und Geld zu erlangen.
15
Eines Tages beschloss er aus einer Laune heraus
doch auf die Erde zu gehen und überall noch mal ganz
genau nachzuschauen. Gott war erschüttert über so manches Schicksal. Er fand viel Ungerechtigkeit vor. Er sah
kranke und verzweifelte Menschen, die ohne Schuld so
leiden mussten. Er traf stille und in sich gekehrte Menschen, die sich gegen die Lauten und Mächtigen nicht
durchsetzen konnten. Und Gott litt mit allen Menschen,
denen so viel Unrecht geschah. Er konnte es einfach nicht
fassen, was aus seinem Werk geworden war. Dann setzte
Gott sich unter einen Baum und weinte bitterlich.
Gott wanderte viele, viele Jahre auf der Erde und überlegte immer wieder, was er noch tun konnte. Er besann
sich auf seine besonderen Fähigkeiten und beschloss,
den Menschen noch einmal eine Chance zu geben. All’
seine Kraft nahm er zusammen und begann erneut seine
Liebe in die Menschen zu pflanzen. Dann zog er sich leise
zurück und lebte mitten unauffällig unter ihnen.
Kaum ein Mensch erkannte, dass ER es war. Viele
schikanierten ihn und jagten ihn fort, wenn sie sich durch
IHN gestört fühlten. Sie lachten ihn aus und nannten ihn
sogar „blöder Heini“. Gott war sehr einfach gekleidet, benutzte kein teures Parfum, fuhr kein angeberisches Auto,
trug keinen Schmuck und wirkte zumeist still und in sich
gekehrt. Aber immer hatte er ein liebevolles Lächeln für
die Menschen übrig. Und trotz alledem schenkte er den
Menschen, wenn sie schliefen, seine Liebe. Immer und im-
mer wieder. Wenn die Menschen schliefen und träumten,
waren sie am ehrlichsten.
Nach vielen Jahren der Wanderschaft ging Gott wieder in sein Haus zurück und gönnte sich ein Gläschen seines guten Friedensweins. Er wünschte sich von ganzem
Herzen, dass die Menschen endlich „Sehen“ lernen und
die Wahrheit und die Liebe in ihr Leben hineinlassen.
Denke darüber nach, bevor Du unfreundlich bist oder
gar einem anderen Menschen Schmerz zufügst. Es könnte Gott selbst sein.
Und noch eines: Es ist niemals zu spät, Gott um Verzeihung zu bitten.
Eva Duwe
Wie „entsteht“ ein Baby?
Jörg mit seinen 5 Jahren war sehr interessiert und beschäftigte sich manchmal mit Gedanken, die mich in Verlegenheit brachten. So kam er eines Tages zu mir,
sah mich aufmerksam an und fragte: „Lutz
und ich waren ja in deinem Bauch, nicht?“
Ich bestätigte dies und war gespannt, welche
Frage denn nun käme. „Mama, wie kamen
denn Lutz und ich in deinen Bauch?“ Entsetzt schloss ich die Augen. Ich wollte ja die
Wahrheit sagen, aber die ganze? Schließlich
fiel mir eine Lösung ein. Ich nahm ihn auf meinen Schoß, damit er meine Verlegenheit nicht sah und erklärte: „Weißt du,
wenn eine Mama
und ein Papa ein
Baby haben möchten, dann haben
sie sich ganz lieb
und dann wächst
im Bauch ein Ei
und daraus kommt
dann ein Baby.
Du weißt doch,
das ist bei den Hühnern genauso.“ Er
nickte nachdenklich,
dann kam die Frage:
„Das Ei, hast du das
runtergeschluckt?“
– „Nein“ antwortete
ich, „jede Mama hat
im Bauch ein Ei.“ Er
rutschte von meinem Schoß und war
zufrieden – die restliche Erklärung, welchen Anteil der Mann
daran hat, kam erst
einige Jahre später…
Helga Peters
16
Gute Freunde
Es war in dem Jahr, in dem die jüngere unserer beiden Enkeltöchter ihre Erstkommunion empfangen hatte.
Einige Wochen nach diesem Ereignis hatten wir, meine
Frau und ich, uns mit den beiden Mädels zu einem Sonntagsausflug an den Rhein verabredet.
Nun standen wir vor dem Zuhause der jüngeren Enkelin, um sie abzuholen. Sie erschien auch pünktlich am
Gartentor, jedoch nicht allein: Sie hatte ihre kaum fünfjährige Kusine Lena, die Adoptivtochter vom Bruder ihres
Vaters, bei sich, die den Ausflug auch gerne mitmachen
wollte.
Wir hatten Lena zwar schon bei der zuvor erwähnten
Kommunionsfeier kennen gelernt, ich tat spaßeshalber
aber dennoch überrascht und fragte sie, in leicht bayerischem Tonfall: „Ja, mei, wer bist denn jetzt du?“ Darauf
die kleine Lena selbstbewusst und barsch: „Du kennst
mich doch, ich kenn‘ dich doch auch!“ – Wumm! Das saß!
Ganz schön schlagfertig die Kleine, dachte ich und sagte
besser erst einmal nichts mehr.
Später dann auf unserer Wanderung durch die
„Groov“, das bekannte Freizeitgelände bei Porz-Zündorf,
spazierte Lena, fest meine Hand haltend, wacker neben
mir her und nannte mich „Opa“, so wie es meine beiden
leiblichen Enkelinnen auch taten. Sie hatte ja keinen eigenen Opa. So wurden wir denn an diesem Tag doch noch
gute Freunde!
Reimar Segebrecht
- Leserbeitrag -
80
in der Nähe? Ist es von dort abgehauen? Schnell mache
ich die Tür wieder zu und beobachte es durch die kleinen
Sprossenfenster am Ausgang. Als sich meine Augen an
die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich mit Erstaunen 3
Ponys, die auf der Wiese vor dem Haus friedlich grasen.
Ist es Wirklichkeit? Wache oder träume ich? Doch es ist
tatsächlich so!
Wache oder träume ich?
Es ist Sonntagmorgen 5.15 Uhr. Mein innerer Wecker
funktioniert noch. Es ist die Uhrzeit, zu der mich früher
immer meine Katze geweckt hat. Sie ist vor einiger Zeit
im hohen Alter von 22 Jahren verstorben.
Ich liege wach und denke über den kommenden Tag,
den Sonntag, nach. Was für Pläne habe ich, was mag der
Tag bringen? Ich stehe auf und gehe zur Haustür, um die
Morgenzeitung zu holen. Sie ist meistens schon im Briefkasten. Ich öffne die Tür und schaue erschrocken auf einen großen Tierkopf. In der Dunkelheit kann ich nicht erkennen, um was für ein Tier es sich handelt. Ist ein Zirkus
Was macht man in so einer Situation? Ich beschließe,
die 112 anzurufen. Eine freundliche Stimme meldet sich
und fragt, wie man mir helfen könne. Ich gebe meine Adresse durch und berichte von den Pferden vor der Haustüre. Er lacht und sagt, dass er die Polizei verständigen
werde. Fünf Minuten später trifft ein Streifenwagen ein,
und die Polizisten steigen lächelnd aus. „Das ist ja mal
ein schöner Einsatz“ sagen sie. Ihre Frage, ob ich wüsste,
wem die Ponys gehören, muss ich verneinen. Ein zweiter
Streifenwagen kommt und stellt sich als Sperre auf die
17
Straße, damit kein Unfall passiert. Es wird telefoniert und
auf der Wache nach Adressen gefragt. Mittlerweile bewegen sich die Tiere weiter und laufen auf ein großes Feld
zu. Einer der Polizisten fragt mich, ob ich Möhren oder Äpfel hätte, um die Tiere damit in Schach zu halten. Da ich
am Tag zuvor Äpfel gekauft habe, hole ich diese aus dem
Keller. Gemeinsam füttern wir die Ponys damit. Sie fressen uns genüsslich aus der Hand. Eine Nachbarin ist von
den Geräuschen wach geworden. Sie schaut durch die
Ritzen ihrer Rollade, um zu sehen, was los ist. Sie hat an
Autoaufbrüche gedacht. Ich rufe ihr zu: „Hier laufen drei
Ponys durch die Gegend.“ Daraufhin kommt sie zu uns
und meint: „Die kenne ich, die stehen am Ende der Straße
auf einer Wiese. Der Besitzer kommt sie jeden Morgen
füttern.“ Leider weiß sie seinen Namen nicht. Jetzt sind
wir etwas schlauer. Auf die Frage der Polizisten, ob ich
mit ihnen dorthin gehen könne, treten wir den Rückzug
an und locken die Ponys immer mit Äpfeln. Langsam traben sie hinter uns her. Nach einiger Zeit kommen wir zur
Einfahrt der Wiese. Ein dritter Streifenwagen trifft ein:
Die Frühschicht kommt zur Hilfe. Jetzt sind wir insgesamt
sieben Personen. Die Pferde wundern sich sicher über so
viele Leute. Die Umrandung der Wiese besteht aus einer
langen Hecke und kleinen Zäunen mit einem Tor. Alles
wird mit Taschenlampen abgesucht, um den Fluchtweg
zu finden. Nichts zu entdecken! Ein Teil der Wiese ist
mit Bändern abgezäunt, durch die leichte Stromschläge
gehen. Nach einiger Überlegung drücken einige Polizisten diese mit ihren Taschenlampen herunter. Jetzt kann
ein Kollege mit dem Pony an der Hand herüberspringen.
Natürlich begleitet von den lustigen Kommentaren der
Männer. Die anderen zwei Pferde folgen ihnen. Endlich
sind sie wieder in ihrer gewohnten Umgebung. Der Einsatz ist beendet. Die Polizisten fahren zur Wache zurück.
Das Ganze hat eineinhalb Stunden gedauert. Ich begebe
mich durchgefroren, weil nur mit leichter Jacke bekleidet,
wieder nach Hause. Die Morgenstunden sind doch recht
kühl. Durch das ganze Spektakel habe ich das bis jetzt
nicht bemerkt. Ich lege mich wieder ins Bett. Nachdem
mir endlich warm geworden ist, schlafe ich mit einem
Lächeln im Gesicht noch für einige Zeit ein.
Rosemarie Heeg
Verzwicktes
Nach Lavendel duftend liege ich, weichgespült und ganz
tiefenentspannt, auf meinem Arbeitsplatz. Freue mich über
diese Glücksmomente, die ich immer besonders genieße.
All das verdanke ich meinen Menschen, die mir jede
Woche dieses wunderbare Auszeitprogramm mit echtem
Verjüngungseffekt gönnen. Mein Outfit ist danach immer
ganz faltenlos glatt. Selbstbewusst präsentiere ich mich
dann stolz meinem Umfeld.
18
Wie lange dieser Zustand anhält, liegt leider nicht in
meiner Macht, denn ich bin meinen Wohltätern und deren
Launen total ausgeliefert Es ist schwer, einen Menschen
und dessen Gefühle zu verstehen. Aber genau um die
geht es in meinem Leben, denn sie sind schicksalhaft und
ausschlaggebend für mein Wohlbefinden.
Am schlimmsten sind die unberechenbaren Nächte.
Nie weiß ich, was kommt, und es gibt vielerlei Überraschungen. Sehr oft wird mir meine Ruhe nicht gegönnt.
Wie schon gesagt, es kommt auf die Befindlichkeiten
meiner Menschen an, denn die beherrschen total meinen
Wirkungsbereich.
Ich hörte einmal von Albträumen, die dazu führen,
dass ein Schläfer sich unruhig hin und her wirft, dabei
stöhnt, wirres Zeug redet oder gar schreit. Bei diesen
Attacken leide ich stets mit, denn ich möchte ja, dass es
meinen Wohltätern (und somit auch mir) gut geht.
Leider gibt es auch menschliche Phasen der Schlaflosigkeit, die offensichtlich eine ganz besondere Plage
sind. Nicht nur für meine Arbeitgeber, auch ich werde
dabei in nicht enden wollenden Intervallen rücksichtslos
verbogen, geknuddelt und gedrückt – komme so nie zur
Ruhe. – Aber das ist nicht alles! Manchmal bekomme
ich sogar einige Tropfen ab, die mein gepflegtes Äußeres
sofort ruinieren. „Tränen“ heißt diese salzhaltige feuchte
Angelegenheit beim Menschen. Egal wie man es nennt,
ich mag es einfach nicht.
Am liebsten lausche ich den Gesprächen, die kurz
vor dem Einschlafen geführt werden. Dabei erfahre ich
so manches über Sorgen aber auch Freuden aus dem
Menschenleben.
Der Gute-Nacht-Kuss, den sich meine, von mir geduldig ertragenen Schlafgenossen schließlich geben, ist mein
Highlight, denn meist kehrt danach erstmal Ruhe ein. Wie
lange diese allerdings anhält, ist sehr unterschiedlich.
Spannend wird es, wenn einer meiner Bettgefährten zu
schnarchen beginnt. Sofort bin ich dann in „Hab-Acht-Stellung“, denn oft genug hat dies zur Folge, dass ich – selbst
doch unschuldig – in hohem Bogen Richtung Schnarchobjekt geschleudert werde – Trefferquote ungenau.
Brrrh... diese ungewissen Landungen in der Dunkelheit haben bei mir inzwischen zu einer Phobie geführt.
Haben die Menschen noch nichts von einem Schleudertrauma gehört? In solchen Situationen frage ich mich, warum sie sich die Mühe machen, sich regelmäßig um meine
Rundumverschönerung zu kümmern, wenn diese nur von
kurzer Dauer ist.
Hier noch ein dringlicher Aufruf an alle weiblichen
Wesen: „Sagt mir, was bewegt Euch nur dazu, mich
ganze Nächte hindurch so zu quälen? Es grenzt an
Sadismus, wenn Ihr euch so komische Röllchen in die
Haare dreht, die sich pieksend und drückend rücksichtslos bis in meine Innereien graben. Muss das
wirklich sein?
Normalerweise könnte ich spätestens dann richtig
durchatmen, wenn ich nicht mehr kopflastig belegt bin
und Ihr das Bett verlasst. Doch selbst da fehlt Euer Einfühlungsvermögen, denn offensichtlich glaubt Ihr, dass
die Welt für mich wieder in Ordnung ist, wenn Ihr mich
am Morgen besonders kräftig durchschüttelt.
Ihr irrt! Davon
wird mir sogar ganz
flau. Meine „inneren Werte“ kommen
dadurch keinesfalls
wieder ins Lot, ganz
im Gegenteil! Bedenkt bitte, ich bin
doch nur ein armes
Kopfkissen, das all
Eurer Macht ausgeliefert ist!
Meine Arbeitswoche ist recht
hart. Das Warten
auf die kurzfristige
Erholungsphase und
meine Vorfreude auf
lavendelgeschwängerte Hochstimmung
und frisch aufgehübschtes Aussehen
ist für mich sehr
lang!
Bitte
nehmt
Euch meine Worte zu
Herzen, ich werde es
Euch mit Wohlfühlatmosphäre danken!“
Gerhild Decker
19
Kindermädchen „Erna“,
die fürsorgliche Kinder-Sau
Die kinderfreundliche
Sau „Erna“ war immer dabei und begleitete uns auf
Schritt und Tritt. Sie durfte dies, weil sie auch auf
uns aufpasste. Und absolut freundlich, ja, sogar
fürsorglich zu uns Kindern
war. Auf unseren ältesten Vetter hörte sie, er war ja auch
mit ihr groß geworden. Wenn wir durch den Wald zogen,
und es kamen Holzarbeiter vorbei, dann stellte sie sich
immer zwischen uns Kinder und die fremden Personen,
rümpfte ihre Schnauze und zeigte die Zähne.
Die Schweinsäugelchen blitzten auf und verkündeten
Angriffslust. Als wollte sie sagen, bis hierher und keinen
Schritt näher. Kam aber der Förster vorbei, den kannte
sie genau, denn er hatte immer ein Leckerchen dabei, ob
Eicheln, Eckern oder Kastanien, und sie ließ sich von ihm
kraulen. Selbst der Hund vom Förster war mit ihr befreundet. Der Förster war aber auch bei uns gern gesehen,
denn er hatte immer eine Geschichte von Tieren im Wald
oder von Waldgeistern, Waldkobolden und Waldzwergen
zu erzählen.
Auf unseren Streifzügen war für unsere Erna der
Weg über die große Wiese, wo im Sommer auch die Kühe
drauf waren, der schönste Weg. Denn mitten auf der Wiese war eine kleine Quelle, aus der ein kleines Rinnsal die
Wiese in eine wunderschöne Matschsuhle verwandelte.
Hier legte sie sich rein und fühlte sich sauwohl.
Die Sau „Erna“ hatte einen Sattel gemacht bekommen vom Opa. Denn die Älteren konnten und durften auf
ihr reiten. Aber nur Cowboys, keine Indianer. Zu Karneval
bekam ich eine Cowboyausstattung. Es freute mich natür-
lich außerordentlich, weil ich ja nun auch berechtigt war,
auf Erna zu reiten.
Erst Ende April wurde es warm, und der Schnee war
weg geschmolzen. Als wir zu Oma und Opa fuhren, nahm
ich mein Cowboykostüm mit. Als wir ankamen, habe ich
gleich Opa gefragt, ob ich mit „Erna“ reiten könne. Er
sagte, dass sich „Erna“ bestimmt freuen würde, weil es
das erste Mal im Jahr sein würde, dass sie raus kommt.
Ich zog also mein Cowboykostüm an, und der Onkel
machte „Erna“ fertig. Sie war ganz aufgeregt und konnte es kaum erwarten, bis es
losging. Ich setzte mich auf
Erna, und vorsichtig ging sie
aus dem Stall, als wäre es
was ganz Neues. Als wir aber
aus dem Hofbereich heraus
gingen und den Weg zur großen Wiese einschlugen, wurde sie immer schneller. Ich
konnte sie nicht mehr zügeln
und dirigieren, wo sie hin laufen sollte. Sie musste sich wohl an das wunderschöne
Matschterrain in der Wiese erinnert haben. Denn dort lief
sie mit mir auf direktem Weg hin. Dort angekommen fing
sie sich an zu suhlen, so schnell wie sie sich auf die Seite
und den Rücken warf, konnte ich nicht von ihr runter
kommen und wurde mit durch den Matsch gezogen. Erstens war es nicht angenehm in dem kalten Wasser und
Matsch und zweitens war mein schönes Kostüm ruiniert.
Ich befreite mich von ihr und lief wieder zum Bauernhof.
Vor Wut weinend, und auf Erna schimpfend wurde ich von
dem matschigen Kostüm befreit und mit warmem Wasser
gewaschen.
Danach schwor ich mir, nie wieder Cowboy zu sein
und lieber Indianer zu bleiben.
Als die Erna älter geworden war, meinte der Onkel
Hans man könne sie schlachten und ein
schönes Schlachtfest daraus machen.
Aber er hatte nicht mit der Reaktion der Kinder gerechnet. Denn keiner
von uns Pänz wollte, dass Erna ermordet würde. Sie war unsere Kameradin
und ein großer Aufschrei von uns ließ
den Opa hellhörig werden. Er bestimmte daher, Erna ist der Spielkamerad
und die Aufpasserin von den Kindern
und wird nicht geschlachtet. Sie blieb
bis zu ihrem Tode unsere Kindersau
und durfte bis zu ihrem Tod, unser aller Schwein sein.
Als sie dann starb, wurde sie in
eine Kiste gelegt und in einer Ecke des
Kräutergartens beerdigt.
Joachim Weber
- Leserbeitrag -
20
Ein gruseliger Fund
Vor mir auf dem sonnenbeschienenen Weg liegt eine
„abgehackte menschliche Hand“. Rico hat die gerade vor
meinen Füßen abgelegt. Rico, ein Labrador-Mischling, ist
jeden Freitag mein Gast.
Wie üblich unternehmen wir gegen Mittag einen Spaziergang. Gleich zu Beginn unseres Rundgangs rennt Rico
zu einem dichten Gebüsch am Rande eines kleinen Brachlandstreifens in der Nähe meiner Wohnung.
Er verschwindet gänzlich im Gestrüpp. Nur sein aufgeregt hin und her schlagender Schwanz ist noch zu
sehen. Wahrscheinlich hat er einen vergammelten Ball
aufgespürt. Bälle sind nämlich Ricos ganze Leidenschaft.
Aber dann kommt er – vermenschlicht würde man
sagen „voll Stolz“ – mit seiner Beute zu mir und, was er
bringt ist kein Ball, sondern die oben erwähnte Hand!
Rico sitzt erwartungsvoll davor und erwartet jetzt offensichtlich von mir, dass ich diese Hand in meine Hand
nehme und sie wegwerfe. Das ist so das übliche Spiel, wie
wir es sonst mit einem Ball handhaben. Aber das will ich
ganz sicher nicht tun mit diesem scheußlichen Fund. Sie
ist so grauselig anzuschauen, diese Hand: groß, bleichund
blutüberströmt. An der Stelle, wo sie vom Arm abgetrennt
wurde, kann man Reste von Knochen und Sehnen erkennen. Ich bin zunächst einfach nur schockiert. Wie viele
Gedanken mir durch den Kopf gehen, weiß ich nicht mehr
so genau.
Einer davon ist: Hoffentlich sehen die kleinen Mädchen, die in einiger Entfernung spielen, Ricos Fund
nicht,sie könnten Albträume haben.“
Ein anderer Gedanke: „Liegen im Gebüsch noch mehr
zerstückelte Leichenteile?“ Eines ist mir ziemlich klar: Ich
muss die Polizei benachrichtigen. Aber die Vorstellung,
dass ich mich dann mit Hund und Hand in meine Wohnung begeben muss, um zu telefonieren, stößt auf heftigen inneren Widerstand. Ich will diese grässliche Hand
nicht in meiner Wohnung haben!
Dann kommt mir die Idee, bei Nachbarn zu klingeln
und sie um einen Anruf bei der Polizei zu bitten. Als ich
zu der für mich offenbar akzeptablen Lösung gefunden
habe, sinkt mein Adrenalinspiegel erheblich ab.
Ich kann mir jetzt mit mehr innerer Distanz diese
Hand genauer anschauen. Das Blut müsste nach längerer Zeit nicht mehr so kirschrot, sondern eher bräunlich verfärbt sein. Es
müssten auch Fraßspuren von diversen
Kleinstlebewesen erkennbar sein, ebenso Anzeichen von Verwesung. Nichts
davon! Vorsichtig setze ich einen Fuß
auf das nun weniger unheimliche Gebilde. Es lässt sich flach zusammendrücken, Wasser rieselt heraus. Jetzt kann ich mich auch
entschließen, das Teil anzufassen und aufzuheben. Es ist
aus Plastik! Wahrscheinlich ein Überbleibsel von Karneval, wo es als Accessoire einer schaurigen Verkleidung
gedient hatte.
Zum Glück ist ein Müllcontainer in der Nähe, in den
ich Ricos makabren Fund entsorgen kann. Rico steht ein
wenig traurig daneben, winselt ein bisschen, aber setzt
dann mit mir unseren Spaziergang fort.
Dorothea Hach
Freitagabend
Wieder fünf Tage vergangen.
Kaum angefangen hat die Woche.
Doch schon ist diese Zeit Vergangenheit.
Haben uns ehrlich bemüht, nützlich zu sein.
Ich räume ein, nicht alles war sinnvoll.
Schein und Schall und Rauch gab es auch.
Doch einige Dinge sind getan.
Sieht man sie rückschauend kritisch an
und fragt nach dem „wie“, so bestehen sie.
Wolfgang Prietsch
- Leserbeitrag-
Die Stadt Frechen ist an der Anmietung
oder dem Kauf von Wohnungen und
Häusern für die Unterbringung von
Flüchtlingen interessiert.
Ansprechpartner ist Herr Can,
Telefon 02234.501-375
21
Proletarier aller Länder,
vereinigt euch
Nach dem ersten Weltkrieg suchten die Parteien
mit Wahlversammlungen, Aufmärschen und Demonstrationszügen die Bürger für sich zu gewinnen. Gleichzeitig war man bestrebt, Versammlungen des politischen
Gegners zu stören. Das führte zu Konflikten. Um ihre
Veranstaltungen zu schützen, bauten die Parteien paramilitärische Verbände auf, die sich zum Teil aus ehemaligen Soldaten rekrutierten. Für die SPD war es das
„Reichsbanner Schwarzrotgold“, die KPD hatte den „Roten Frontkämpferbund“, die NSDAP schuf die „Sturmabteilungen (SA)“ und die Deutschnationalen besaßen den
„Stahlhelm“.
Der „Rote Frontkämpferbund“ in Köln hatte zu einem
Marsch durch Frechen aufgerufen. In der Straßenbahnlinie F, die sich am Morgen des 16. Mai 1926 Frechen
näherte, befanden sich hauptsächlich Uniformierte. Nach
dem Vorbild der sowjetischen Armee trugen die „Roten
Frontkämpfer“ Uniformblusen mit Koppel und Schulterriemen. Die Köpfe bedeckten Schirmmützen. Manche
waren mit Kinnriemen versehen. Als Beinkleider dienten
Reit- oder Kniebundhosen und Gamaschen. In einem der
Straßenbahnwagen saß ein vollständiger Tambourzug mit
Trommeln, Pfeifen und Schalmeien.
Am Frechener Bahnhof stieg die Gesellschaft aus
und formierte sich. Fahnenträger entrollten das Banner
mit der zur Faust geballten Hand und die rote Fahne
mit Hammer, Sichel und dem Sowjetstern. Unter den
Klängen des Tambourzuges marschierte man zur Hauptstraße. Dort wartete bereits die Polizei, um die Kommunisten im Auge zu behalten und Zusammenstöße mit
der Bevölkerung zu vermeiden. Schon bald musste sie
eingreifen, als einige Jugendliche die Marschierenden
durch Gesten provozierten und es zu einer Prügelei kam.
Die Demonstranten marschierten vor das Rathaus. Dort
machten sie Front. Die Kapelle spielte die „Internationale“ und alle sangen mit. Danach trat der Anführer vor,
hob den rechten Arm und ballte die Hand zur Faust.
„Wir geloben!“ riefen die Versammelten. Der Anführer
schrie: „Niemals zu vergessen, dass der Weltimperialismus einen Krieg gegen die Sowjetunion vorbereitet!“
– „Wir geloben!“ wiederholte die Mannschaft. „Niemals
22
zu vergessen, dass das Schicksal der Arbeiterklasse
der ganzen Welt unlösbar verbunden ist mit der Sowjetunion!“ schrie der Anführer. „Wir geloben!“ schallte es
wieder. „Stets und immer unsere revolutionäre Pflicht
gegenüber der Arbeiterklasse und dem Sozialismus zu
erfüllen!“ kam als Antwort. „Wir geloben!“ – „Stets und
immer in allen Massenorganisationen, in Gewerkschaft
und Betrieb ein Pionier des unversöhnlichen Klassenkampfes zu sein!“
Nach dieser Demonstration marschierte der Haufen
zurück zur Hauptstraße. An der Wirtschaft „Zum Treppchen“ machte er Halt. An der Tür standen mehrere applaudierende Männer: Frechener Kommunisten, deren
Parteilokal das Gasthaus war. Die Rotfrontkämpfer streckten zum Gruß den rechten Arm hoch, ballten die Hand zur
Faust und riefen: „Rotfront, Rotfront!“ Dann setzten sie
ihren Marsch fort.
Zur Mittagspause versammelten sich alle mit den
Frechener Genossen in der Wirtschaft „Zum Treppchen“. Im Anschluss daran begann der Umzug durch das
Ortszentrum. Von der ungewöhnlichen Musik aufmerksam geworden, schauten Menschen aus ihren Fenstern,
zeigten aber keine Zeichen der Sympathie. Hier und da
verteilten die Rotfrontkämpfer Flugblätter an die Bevölkerung.
Gegen Abend begaben sie sich auf den Rückweg zum
Bahnhof. Polizeibeamte hatten sie ständig begleitet, aber
an St. Audomar verließen diese die Demonstranten und
kehrten zur Wache zurück. Sie glaubten, dass sich auf der
kurzen Wegstrecke zum Bahnhof nichts Böses mehr ereignen könne. Doch bis zur nächsten Abfahrt war noch Zeit.
Die Rotfrontkämpfer standen herum und warteten. Auf der
anderen Straßenseite in der Gaststätte „Zur Neustadt“
fand gerade ein Maiball statt. Musik war zu hören und der
fröhliche Lärm der Gäste. Plötzlich setzten sich die Rotfrontkämpfer in Bewegung: Die Mehrzahl drängte in die
Wirtschaft. Am Eingang stand ein Tisch, an dem zwei Eintrittskartenverkäufer saßen. Einer von ihnen sprang auf,
hielt die Eindringlinge zurück und rief: „Zuerst müsst ihr
bezahlen!“ Kräftige Arme rissen ihn zu Boden. Der zweite Verkäufer griff nach der Kasse, um sie in Sicherheit
zu bringen, aber schon packte man ihn, entriss ihm das
Geld und schlug ihn zu Boden. Entsetzt beobachteten die
Gäste das Getümmel. Die Musik hörte auf zu spielen. Der
Wirt sprang zum Telefon, um die Polizei zu alarmieren.
Der Gastraum war nun voller Rotfrontkämpfer. Einige von
ihnen zogen Messer und trieben mit gezückter Klinge die
Gäste in eine Ecke. Andere begannen die Theke abzuräumen: Tabakwaren und Schnapsflaschen verschwanden in
den Taschen der Eindringlinge. Der Wirt war vom Telefon
zurückgekehrt. „Den Schaden müsst ihr mir bezahlen!“ rief
er einem zu, der sich soeben mit Zigaretten versorgte.
Der lachte höhnisch und entgegnete: „Ein Proletarier zahlt
nichts an die Bourgeoisie! Wir nehmen uns nur, was der
Kapitalismus uns genommen hat!“ Er stieß den Wirt bei-
seite und suchte in der Theke nach dem Wechselgeld,
ließ einen triumphierenden Ruf hören. „Kameraden, das
Kapital vernichtet uns. Nun vernichten wir das Kapital!“
und begann das Geld in die Tasche zu stopfen.
Plötzlich rief vom Eingang her jemand: „Achtung,
Polizei, die Bluthunde kommen!“ In Windeseile drängten
die Rotfrontleute aus dem Lokal. Sie hatten Glück! Die
Straßenbahn stand an der Haltestelle. Der Tambourzug,
der nicht mit zur Gaststätte gegangen war, hatte schon
mit seinen Instrumenten Platz genommen. Die Männer
stürmten in die Bahn. In diesem Augenblick erreichten
mehrere Polizeibeamte auf Fahrrädern die Gaststätte,
sprangen ab, lehnten die Räder an die Mauer und liefen
zur Straßenbahn. Doch der Schaffner hatte schon abgeschellt – die Linie F fuhr ab. Aus dem letzten Wagen
winkten mehrere Uniformierte den Beamten spöttisch zu.
Die begaben sich in die Gaststätte. Während einige den
Wirt befragten und den Schaden aufnahmen, alarmierte
einer die Kollegen in Köln.
Als die Linie F ihre Endhaltestelle erreichte, standen
dort bereits Polizeibeamte, um die nichtsahnenden Räuber in Empfang zu nehmen. Nach einem kurzen Verhör
wurden die Rädelsführer verhaftet. Die übrigen Rotfrontkämpfer durften sich auf den Heimweg machen.
Günther Kraushaar
Sonja Fienert – Seniorenberatung
Ich bin 40 Jahre alt,
in Köln geboren aber mit
drei Jahren nach Frechen gezogen und hier
groß geworden. Nach
dem Abitur am Frechener Gymnasium habe
ich Sozialwissenschaften
an der Universität Wuppertal studiert und danach fünf Jahre in einem
Marktforschungsinstitut
in Köln gearbeitet, bevor ich zu einer Unternehmensberatung nach Düsseldorf gegangen bin. Neun Jahre
lang war ich dort für Publikationen, Pressearbeit und
Kontaktmanagement zuständig. Mir fehlte allerdings
der menschliche Bezug. Mein Wunsch, mich sozial zu
betätigen wurde in den letzten Jahren immer größer.
Daher freue ich mich sehr auf die neuen Aufgaben und
bin außerdem froh, mich für die Menschen in Frechen
engagieren zu können.
Frechen liegt mir immer noch sehr am Herzen, auch
wenn ich seit einem Jahr in Köln wohne, denn durch
meine Familie und viele meiner Freunde bin ich immer
noch eng mit der Stadt verbunden.
23
Mein 17. Juni 1953
Seit Anfang Juni fanden für die Abschlussklassen
die Prüfungen in den verschiedensten Fächern statt. Die
Noten waren ausschlaggebend für die Zensur auf dem
Abschlusszeugnis. Das bekam jeder, der mit Erfolg acht
Jahre die Grundschule durchlaufen war, in einer Feierstunde zur Schulentlassung ausgehändigt.
An diesem 17. Juni war die mündliche Prüfung für
das Fach „Gegenwartskunde“ angesagt. Das Lernziel war,
uns das Positive der sozialistischen Gesellschaftsordnung
beizubringen und im Kommunisten den erstrebenswerten
Menschentyp zu sehen. Da angeblich nur die sozialistische Staatsführung Sicherheit, Wohlstand, Gerechtigkeit
und Zufriedenheit schafft, war alles Westliche, wo nur das
Kapital regierte, und der Mensch angeblich nur zur Ware
wurde, abzulehnen und zu verachten.
Solange man das Gehörte brav nachplapperte, hatte
man gute Noten. Wollte man aber eine These kritisch hinterfragen oder gar in Frage stellen, hatte man schlechte
Karten.
Die Prüfung war für 10 Uhr angesetzt. Unsere Klasse
versammelte sich im Klassenzimmer. Später gingen wir
zum Prüfungszimmer und blieben davor stehen. Normalerweise wären wir in alphabetischer Reihenfolge zur Prüfung aufgerufen worden. Dann hätte man einen verschlossenen Umschlag mit den Prüfungsfragen bekommen. Vor
einem mehrköpfigen Lehrergremium musste man dann
Fragen beantworten.
Wie gesagt, normalerweise – aber diesmal tat sich
nichts. Wir warteten und warteten. Lehrer kamen aus dem
Zimmer, vertrösteten uns auf unbestimmte Zeit mit dem
Beginn der Prüfung… Ein geschäftiges Hin- und Herlaufen
der Lehrerinnen und Lehrer! Auf einmal entfernte man die
Bilder der Genossen der Staats- und Parteiführung, alle
Lehrkräfte verschwanden… und wurden an diesem Tag
nicht mehr gesehen.
Nach und nach kamen Mütter und einzelne Väter in
die Schule, denn inzwischen war es früher Nachmittag
geworden, und wir standen immer noch unschlüssig auf
dem Flur herum. Da man ja zu Hause westliche Sender
abhören konnte, waren die meisten über die Lage informiert und wollten, dass ihre Kinder nach Hause kamen.
Drei Väter hatten sich zusammengetan und suchten
das Zimmer des Direktors auf, um sich über das weitere Vorgehen der Lehrkräfte zu informieren. Danach bekamen wir von unserem Klassenlehrer gesagt, dass wir
nach Hause gehen sollen und die Prüfung ein anderes
Mal nachgeholt würde.
Meine Schwester und ich gingen am Nachmittag um
17.30 Uhr ins Kino. Ehe der Hauptfilm anfing, trat jemand
vor und teilte allen mit, dass die Abendvorstellung wegen
der Unruhen in der Stadt ausfällt.
Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass ab sofort der
Ausnahmezustand bis auf weiteres in Kraft treten würde.
Das hieß: Ab 20 Uhr durfte sich niemand mehr außerhalb
seiner Wohnung aufhalten, außer Schichtarbeiter oder Bereitschaftsdienste mit Sonderausweis.
Außerdem durften nicht mehr als drei Personen zusammen stehen: Ab vier Personen galt das als feindliche Zusammenrottung. Am nächsten Tag erzählte uns eine Klassenkameradin, deren Vater mit im Direktorzimmer war,
dass unser Direktor laut den „Rias“ hörte.
Das war der Sender,
den die DDR-Machthaber am meisten fürchteten und hassten, konnte
ihn doch damals noch jeder störungsfrei empfangen. Wir hatten zunächst
erst einmal zwei Tage
schulfrei, dafür wurden aber die Eltern in die Aula zur
Versammlung beordert. Man erklärte nachdrücklich, um
etwaigen Gerüchten entgegen zu treten, dass die Bilder
aus Sicherheitsgründen, um sie vor eventuellen Beschädigungen zu schützen, von den Schulwänden abgenommen
worden waren. Weiterhin, dass sich unglücklicherweise
der „Feindliche Sender“ im Direktorenzimmer eingestellt
habe und das wiederum sei eine Folge der morschen
Dielen dort, die ausgewechselt werden müssten. Durch
das Laufen hätten sie so vibriert, dass sich der Sender
verstellt habe. Wer hier irgendetwas anderes unterstellen
möchte, hätte mit strengen Maßnahmen zu rechnen.
Es begann dann eine große Verhaftungswelle. Jeder,
der etwas anders aussah als die breite Masse, wurde verhaftet. Da genügten schon bunte Ringelsocken und Schuhe mit heller breiter Kreppsohle, was gerade im Westen
große Mode war. Oder bei den jungen Männern die Frisur
„Ente“, wie sie Elvis Presley trug – all das war „verdächtig“, ein Klassenfeind zu sein.
Dann kamen die „Freunde“ mit Panzern in die Innenstadt von Leipzig, und alles, was irgendwie nach Aufstand
aussah, wurde niedergeschossen. Schon nach kurzer Zeit
herrschte wieder „sozialistische Ordnung“.
Nach dem Aufstand erklärte Walter Ulbricht in seinem
eigenartigen Tonfall: „Wir sehen ein, wir haben Fehler gemacht, und ab jetzt wird sich rigoros alles zum Besten
ändern.“
24
Als erstes wurde die drastische Normerhöhung zurückgenommen und später politische Gefangene, die unter der Stalin-Ära verurteilt worden waren, begnadigt und
freigelassen. Ansonsten blieb alles beim Alten.
Viele unbequeme Bürger verschwanden auf Nimmerwiedersehen, andere bekamen hohe Zuchthausstrafen.
Hätte sich damals der Russe nicht eingemischt, wäre
der Spuk „DDR“ schon 1953 zu Ende gewesen, und uns
wären im Osten viel Leid und Entbehrungen erspart geblieben.
Aber eine Prüfung in Gegenwartskunde haben die
Abschlussklassen des Jahres 1953 trotzdem nie gehabt…
Brigitte Richter
Nicht allein im Zug…
In Zerbst stiegen sie in den Zug – begleitet von einem
Polizeiaufgebot in Mannschaftsstärke: schwarz gekleidet…wie
man sie so kennt und mit eindeutigen Fahnenaufdrucken. Alles blieb im Rahmen…und wenn man es nicht gewusst hätte:
irgendwie normale Jugendliche.
Trotzdem: Wir saßen mit beklemmendem Gefühl im Zugabteil, neben uns ein asiatischer Mitreisender. Und mit der Frage, was tun, wenn… Eine gewisse Sicherheit gaben allerdings
die bewaffneten Uniformierten.
Wo wollten „die“ hin? Mit uns stiegen sie in Dessau aus.
Der Bahnsteig auch voller Polizei – Bahnhofshalle wenige
Rechte und ebenfalls Polizei. Vor dem Bahnhof Drängelgitter
und Absperrungen. Bloß schnell weg: Unser Hotel konnten wir
schon sehen, nur wenige hundert Meter bis dahin…wir waren
in einem „geschützten Raum“.
Worum ging es eigentlich? Aus der Region kamen etwa
200 Rechte zusammen anlässlich der Bombardierung und Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren.
Die Dessauer selbst waren zu einer Menschenkette um
die Innenstadt aufgerufen, um deutlich zu machen, dass die
Menschen dort „miteinander“ leben wollen: Dessau sei bunt
und vielfältig – daran haben sich etwa 3000 Menschen beteiligt. Der Protest gegen den sogenannten Trauermarsch der
Neonazis war noch nie so stark…die größte Demo seit Jahren!
Vorm Bahnhof gab es die ersten offiziellen Reden – während sich im Hintergrund und von Polizeizäunen abgeschirmt,
die Rechtsextremen sammelten.
Wegen der Verspätung unseres Zuges bekamen wir dann
nur noch das Abschlussfest auf dem Marktplatz mit. Hörten
aber Polizeisirenen und das Gegröle rechter Parolen.
Weniger Neonazis seien es zwar nicht gewesen als in den
Jahren zuvor, aber dieses Mal war für sie die Innenstadt Tabuzone: Hand in Hand standen Männer, Frauen und Kinder – ein
„buntes Gemisch fröhlicher Leute“.
Abends auf unserem Rückweg von einem Konzert ins Hotel legten wir einen Schritt zu, denn die Polizeifahrzeuge waren
sicht- und hörbar immer noch unterwegs. Hörten, dass es Zusammenstöße mit der Polizei gegeben haben sollte.
Jürgen Schaufuß
Die fast Vergessenen
Als ich neulich auf der Suche nach einem interessanten Lesestoff die Bibliothek meines Mannes durchstöberte, fiel mir ein Buch in die Hände, alt und fast zerfleddert,
mit dem Titel „Sie kam vom Dom“, was nach TrivialLiteratur aussah, wäre da nicht der Untertitel „General
Wlassows fünfte Kolonne“ gewesen (Schriftsteller Franz
Taut). Diesen Namen hatte ich schon mal gehört, und ich
begann zu lesen.
Vor meinen Augen entfaltete sich eine russische Tragödie, die ich, als sie
stattfand, mit meinen
damals etwa 14 Jahren
zwar miterlebt hatte,
ohne sie aber – wie
auch meine Altersgenossen – je zu verstehen.
Im Internet entdeckte ich die Geschichte. Bei General
Wlassow handelte es
sich um einen am 12.
25
Juli 1942 in deutsche Gefangenschaft geratenen russischen General, der hier zum Gegner Stalins wurde und
eine russische Befreiungsarmee aufbaute. Dadurch wurde er automatisch zu Hitlers Helfer, der ihn unterstützte. Diese Situation wurde mit fortschreitenden Kriegsereignissen unübersichtlich. Wlassow musste sich 1945
den amerikanischen Truppen ergeben. Leider gelang es
den Sowjets, ihn während einer Autofahrt – am 12. Mai
1945 festzunehmen. Am 30. Juli 1946 wurde ihm der
Prozess gemacht, der schon zwei Tage später mit dem
Todesurteil endete, das am 1. August 1946 vollstreckt
wurde.
Ich kann mir vorstellen, wie diese sog. „Fünfte Kolonne“ den schrecklichen Krieg hätte abkürzen können,
womit den Menschen auf beiden Seiten weiteres Leid
erspart worden wäre; aber das Schicksal hat anders entschieden.
Dieses Buch hat zum Thema, dass von Russland
aus eine sowjetische Agentin, deklariert als Überläuferin, nach Berlin geschickt wurde, wo W. unter deutschem Schutz lebte, um ihn zu beseitigen. Sie aber
wurde vom Gegenteil überzeugt und wurde zu seiner
Anhängerin.
Im US-Bundesstaat New York wurde für Wlassow und
die Russische Befreiungsarmee von der russisch-orthodoxen Gemeinde ein Denkmal errichtet.
Ilona Müller-Schwedhelm
Der 2. Weltkrieg ging zu Ende
Es waren schon warme und sonnige Frühlingstage im
März 1945. In der Ferne hörten wir hier und da Gewehrfeuer. Die Front des Krieges kam langsam und schleppend auf
uns zu. Auch deshalb schleppend, weil die amerikanischen
Soldaten die vielen bewaldeten Berge des Siegerlandes teilweise kriechend und etappenweise durchkämmen mussten,
denn es hausten noch viele deutsche Soldaten in den Wäldern. Es gab leider immer noch wichtigtuerische deutsche
Offiziere, die an einen Sieg glaubten. Größere Detonationen
waren nicht zu hören. Im Ort selbst blieb alles ruhig und
friedlich. Die Mutter meines Freundes Gottfried meinte, sie
hätte Angst und könne nachts nicht mehr schlafen
Ich war 14 Jahre alt und mit meinen Freunden tagtäglich unterwegs. Schule gab es schon lange nicht mehr.
Zucht und Ordnung auch nicht, aber Angst hatten wir
Halbstarken überhaupt nicht. Einige deutsche Soldaten
lagen ruhig und besonnen in den Wäldern und bewachten
zwei kleine Kanonen.
Vor einigen Wochen kam der Schellemann, das war
der örtliche, offizielle Nachrichtenausrufer, also der wichtigste Mann des Bürgermeisters Schmidt. Er verlas den
Befehl, den Ort sofort zu räumen, fügte aber in echtem
Niederfischbacher Platt hinzu: „ Meer blewwe all hee.“
(Wir bleiben alle hier). Alle Bürger ignorierten dann auch
den offiziellen Befehl und blieben zu Hause.
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Unser Bürgermeister war oft mit Braunhemd und
Hakenkreuz am Ärmel unterwegs. Er war aber auch ein
Niederfischbacher Eigengewächs. Er war tolerant, großzügig und ließ schon mal eine fünf gerade sein. In unserer
Ortschaft hatten die Nationalsozialisten nur wenige Anhänger. Als einziger Distrikt dieser Größenordnung gab es
keinen Ortsgruppenleiter.
Wir hatten immer noch eine gut funktionierte Blechwarenfabrik, hier arbeiteten auch viele französische
Kriegsgefangene. Diese waren bei uns im Dorf freie Leute
ohne jegliche Bewachung. Einer hat sogar später ein einheimisches Mädchen geheiratet.
Als die amerikanischen Truppen das Siegtal besetzten, hielten es die Franzosen nicht mehr im Dorf aus.
Sie schlugen sich nach Betzdorf durch, wo die amerikanischen Truppen schon einmarschiert waren. Dort berichteten sie den Amerikanern von Niederfischbach und
deren Bewohnern, die sie gut behandelt hatten. Sie baten,
unsere Ortschaft nach Möglichkeit zu schonen.
Nichts desto weniger, die Schießerei in den Wäldern
kam immer näher. Wir Jugendliche hatten uns mittlerweise
mit einigen deutschen Soldaten angefreundet, besonders
mit dem 19jährigen Leutnant
Klaus Morre, der bei uns im
Ort einquartiert war. Leider
haben wir ihn dann nicht
mehr gesehen. Sein Vorgesetzter hatte ihm den Befehl
erteilt, abends auf den nahen
Berg Finsterbach zu steigen,
um die Stellungen der Amerikaner auszukundschaften.
Er fiel unterhalb des Gipfels.
Ein Gedenkkreuz wurde dort
errichtet, es wird immer noch
mit Blumen geschmückt und
erinnert an den
sinnlosen Tod dieses jungen
Soldaten.
Ein Anderer entging nur mit knapper Not diesem
Schicksal, dieser sollte in einer Nacht auf den Giebelwaldberg auf Spähtrupp gehen, er ging jedoch völlig übermüdet in ein Wohnhaus und legte sich schlafen. Sein
Vorgesetzter entdeckte ihn am Morgen und schickte ihn
erneut Richtung Giebelwald, wo er den Amerikanern in
die Hände fiel. Als die Frontsoldaten der Amerikaner am
5. Mai in unser Dorf einmarschierten, war der Kriegsgefangene in deren Mitte. Dort wurde er noch nach deutschen Stellungen ausgefragt. Schon am Abend war unser
Dorf in amerikanischer Hand. Drei Wochen später wurde
Niederfischbach französische Besatzungszone.
Nun kam wieder einigermaßen Normalität in unser
3000-Seelen-Dorf. Wir mussten wieder in den Schulunterricht. Zu allem Überfluss sollten wir auch noch Franzö-
sisch pauken. Das plötzliche Stillsitzen war für uns Jungs
eine schwierige Zeit, den Mädchen machte das nicht so
viel aus. Schon im nächsten Jahr wurde unsere Klasse mit
dem Abschlusszeugnis entlassen. Die Mädchen hatten einigermaßen gute Zeugnisse, die Jungs nur schlechte. Bestanden hatten wir alle, aber der Vater meines Freundes
Günter sagte zu einem Lehrer, wir hätten höchstens das
Wissen eines Viertklässlers erreicht. Jahre später konnte
ich dieser Meinung nur zustimmen.
Anschließend kam ich in die Bäckerlehre mit einem
12-Stunden-Tag. Im 1. Lehrjahr wurde nur Kommissbrot
gebacken, also nur dunkles Brot. Später kam noch Maisbrot dazu. Es war für meine 1,50 cm Größe eine harte Zeit. Ich musste auch oft im Wald arbeiten, denn der
Backofen wurde nur mit Holz beheizt. In dieser ersten
Lehrstelle habe ich es nur einige Wochen ausgehalten.
Mein Vater sagte mir dann: „Wenn du die nächste
Lehrstelle nicht durchhältst, kommst du in die Blechwarenfabrik als Hilfsarbeiter.“
Für mich fing der Ernst des Lebens an. Ich habe nach
der dreijährigen Lehrzeit die Gesellen- Prüfung bestanden
und im selben Betrieb noch zwei Gesellenjahre für 20
D-Mark Wochenlohn drangehangen. Nach heutigem Ermessen viel zu lange…
Werner Mockenhaupt
Stalin – der „Gott der
Partei- und Staatsführung“
Es muss so im Sommer 1957 gewesen sein, als ich
zu einer Behörde im Leipziger Hochhaus am damaligen
Karl-Marx-Platz musste. Wie meistens war in solchen
Gebäuden der Fahrstuhl außer Betrieb, und man musste wohl oder übel die vielen Stockwerke hinaufsteigen.
Zwischen den einzelnen Etagen machte ich immer einmal
Halt und schaute dabei auch in den schachtähnlichen Hinterhof dieser Bürokratenburg.
Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht, was da
zwischen anderem wertlosen Geröll und Gerümpel lag. Es
war die riesengroße Statue unseres einst so „geliebten Stalin“. Ich dachte
so bei mir, wie tief bist Du
doch gefallen, Du einst
so mächtiger, „glorreicher
Held“!
Es war doch eigentlich ein jämmerliches
Armutszeugnis, wie eine
Handvoll Politiker einen
ganzen Staat zwang, einen Götzen anzubeten.
27
Ich erinnerte mich:
Im gesamten öffentlichen Leben wurde zu jeder Gelegenheit immer nur von dem großen und heldenhaften
Josef Wissarojonowitsch Stalin gesprochen.
Dass Du eigentlich mit Nachnamen Dschugaschwili
hießest, was wir natürlich nur von westlichen Sendern erfahren haben, durfte niemand öffentlich sagen. Wer dann
etwa noch hinzufügte, dass der Deutsche ja schon einmal
einen, der eigentlich Schickelgruber hieß als Götzen anbetete und dabei tüchtig reingefallen war, der musste,
wenn es die falschen Ohren hörten, mit Zuchthausstrafe
rechnen.
Jedenfalls warst Du der mächtigste Mann nach Lenin, und durch Deine starke Hand hattest Du Dein Land
zu „Gerechtigkeit, Glück und Wohlstand für alle“ geführt.
Dein Geburtstag am 21. Dezember war für uns Kinder nur
insofern interessant, weil das immer der letzte Schultag
vor Weihnachten war.
Während wir früher deutsche Märchen spielen oder
vorlesen durften, endete der letzte Schultag vor den
Weihnachtsferien ab 1949 immer mit einer Jubelfeier für
Dich zu Deinem Geburtstag. Alle Kinder ab der 3. Klasse
und der gesamte Lehrkörper hatten sich für zwei Stunden
in die Aula der Schule zu begeben.
Mit einer langen von Superlativen geprägten Rede
und untermalt mit ähnlichen Gedichten und Liedern wurde Dein Geburtstag Jahr für Jahr bejubelt. Zum Schluss
wurde die Nationalhymne gesungen - später war der Text
wegen der Zeile „Deutschland einig Vaterland“ - bei Strafe
verboten. Dann endlich durften wir nach Hause.
Ab 1951 gab es im öffentlichen Sprachgebrauch keine Weihnachtsferien mehr… sie hießen nun Ferien zum
Jahreswechsel.
In den Schulen
durften die Fenster und Wände nicht
mehr mit christlichen
Weihnachtssymbolen
geschmückt werden.
Den Weihnachtsmann
gab es in öffentlichen
Einrichtungen
auch
nicht mehr. An seiner
Stelle besuchte jetzt
„Väterchen Frost“ die
braven Kinder. Selbst
der Weihnachtsmarkt
wurde zu einer Art Kirmes umgewandelt mit Losbuden
und Karussells. Die Leckereien fehlten, wie sollten sie
auch gekauft werden, da es ja alles nur auf Marken gab,
und die brauchte man für Weihnachten, denn zu Hause
feierte man dieses Fest noch.
Du siehst, großer Stalin, die Mächtigen unseres Landes haben alles getan, um Dir zu gefallen.
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28
Wenn sich wirklich einmal ein geschnitzter Engel aus
dem Erzgebirge in unsere Läden verirrte, dann hieß dieser
Gegenstand „Jahresendflügelfigur“.
Anfang 1953 übte unser Schulchor eine Jubelhymne
für Dich ein. Mit einem heroischen Text: von Stalin, dem
Weisen, dem einzig Geliebten ... Vierstimmig sollte gesungen werden, mit Sologesang und Chor, wie wir es von
Deinem Volk her kannten. Das Werk sollte am 8. März
zum „Tag der Befreiung“ aufgeführt werden. Denn für die
DDR- Führung und die Partei gab es nur einen Sieger über
den Hitlerfaschismus - und das war die rote Armee.
Doch zu der Aufführung kam es nicht mehr. Am 5.März
1953 meldete der RIAS in den Nachrichten, dass Stalin in
der Nacht verstorben war. Da haben wir vorsichtshalber
erst einmal unsere Sender gehört, wir mussten uns ja
informieren, ob und wann Trauer angesagt war – tatsächlich, Du warst tot. Nichts von schlechtem Gesundheitszustand oder so – einfach tot. Die Trauer um Dich hielt sich
bei uns Schulkindern sehr in Grenzen.
Wir bekamen schulfrei, mussten aber in einem großen Trauerzug auf den Karl-Marx-Platz marschieren, wo
dann eine stundenlange Trauerkundgebung stattfand.
Wäre das Wetter nicht derart hässlich gewesen, hätte uns
der freie Tag richtig Spaß gemacht.
Als Dein Nachfolger Chruschtschow an die Macht
kam, verurteilte er als erstes den Personenkult um Dich.
Die Folge war, dass sich auch Partei und Regierung der
neuen Situation anpassten. Dein Bild, oh „großer Stalin“,
verschwand aus allen öffentlichen Gebäuden, von sämtlichen Skulpturen und Medaillen, später sogar aus den
Lehrbüchern. Auch Straßen, Plätze oder Alleen, die Deinen Namen trugen, wurden umbenannt. Die riesengroße
Statue auf dem Karl-Marx-Platz war eines Tages nicht
mehr da, dafür häuften sich Sandberge, die dann 1958
beim Wiederaufbau des Leipziger Opernhauses Verwendung fanden.
Erst als Dein Nachfolger drei Jahre im Amt war, also
1956, erfuhren alle durch ihn, was Du für ein Verbrecher
und Massenmörder warst. Da entließ man auch endlich
alle, die man nur deswegen eingesperrt hatte, weil sie
dem staatlich verordneten „Götzenkult“ nicht Folge leisten wollten.
Brigitte Richter
Gänsehaut an der Moldau
Bei unserem Besuch im Bayerischen Wald fuhren wir
über die Grenze nach Tschechien in den BÖHMERWALD
zum Moldau-Quellgebiet mit Stausee.
Wir staunten über diese Landschaft, sie erinnerte
uns sehr an unser geliebtes Schottland oder an die große Moorlandschaft in unserem Nachbarland, das „HOHE
VENN in Belgien – beeindruckend war die Stille in der
Weite. So wanderten wir ein Stückchen an dem Rinnsal
entlang, kaum vorstellbar, dass es mal zum Fluss wird.
Am Wegesrand des herrlichen Waldgebietes entdeckten wir diese kleine Kapelle mit der Erinnerungstafel: Gedenkstätte der Sudetendeutschen Volksgruppe. Die Tür
war offen, und natürlich gingen wir auch hinein. Die besondere Berührung dieser kleinen Kirche entstand aus
den Gedanken an meine Eltern, die 1945 aus ihrer Heimat, dem Sudetenland, mit vielen anderen Flüchtlingen
vertrieben wurden.
Ganz leise ertönte das Harmonium mit der Melodie
der „Moldau“ von Smetana.
Wir zeigten uns gegenseitig unsere Gänsehaut, ein
Zeichen des besonderen Erlebnisses und stellten eine
rote Grabkerze am kleinen Altar auf – verbunden mit der
Hoffnung und dem Wunsch: NIE WIEDER KRIEG!
Renate Pütz
Schwarz
Die Farbe schwarz drückt für viele Menschen ihr
Gefühl aus. In vielen Ländern gilt die Farbe schwarz als
Zeichen der Trauer, in anderen Ländern wird jedoch auch
weiß als Trauerfarbe dargestellt.
Viele, vor allem junge Leute, tragen schwarz als Ausdruck des Widerspruchs oder als Zugehörigkeit eines Satankultes und auch als Ausdruck der Bedrohung, wenn
man sich manche Rockergruppen ansieht.
Wie man es auch empfindet, die Farbe schwarz gilt
auch als elegant. Es gibt schwarze Abendkleider, die zu
29
bestimmten Anlässen gerne getragen werden. Als ich in
den 20er Jahren war, war ich eine begeisterte Anhängerin schwarzer Kleidung. Schwarze Hosen und Pullover, mit
bunten Ketten etwas aufgehellt, fand ich sehr schön. Besonders liebte ich ein schwarzes Kostüm: Die Jacke war
etwas verspielt, darunter eine helle Bluse – traumhaft.
Aber irgendwann hörte die Begeisterung für schwarze
Kleidung auf, ja, ich fand, sie machte mich blass und alt,
also wurde sie in die Altkleidersammlung gelegt.
Dann jedoch, viele Jahre später, starb meine Mutter, schwerkrank, sie fehlte mir sehr, denn zu dieser Zeit hatte ich viele
Probleme, und sie konnte gut zuhören, ohne mich mit unerwünschten Ratschlägen zu ersticken. Und dann verstand ich,
warum viele, die trauerten, schwarze Kleidung trugen.
Jeden Abend legte ich mir eine helle Bluse raus, damit ich die dunkle Kleidung etwas aufhellte, aber morgens
konnte ich nicht zur hellen Bluse greifen, ich stand wieder
von Kopf bis Fuß schwarz vor der Klasse. Mir tun die
Schüler heute noch leid, die mich so ertragen mussten.
Dann kamen die Ferien, wir fuhren wieder zum Camping
an den Rursee, und ich packte nur schwarze Sachen für
mich ein. Wir hatten einen warmen Sommer, also nahm
ich meinen Bikini, der im Wohnwagen deponiert warf, und
erstarrte. Er war schwarz-weiß. Einen Tag lief ich zu warm
angezogen herum, dann kam der Griff zum Bikini – und
das war für mich der Durchbruch – ich konnte wieder hellere Kleidung anziehen, zwar etwas gedeckt, aber nicht
mehr dunkelschwarz.
Als ich nach den Ferien wieder vor der Klasse stand,
sahen mich alle lächelnd an, und die Stimmung, jedenfalls
meine, war gelöst, auch wenn der Kummer noch lange in
meinem Herzen war.
Helga Peters
Tragisches Versehen
’ne Fliege, die noch zart und klein
schwang frech sich auf ein Hinterbein.
Doch das gehörte einem Frosch
ihr Lebenslicht drum gleich erlosch.
Gerhild Decker
Rosenmontag in die Eifel
Es ist nicht so, als ob ich ein Karnevalsmuffel wäre.
Ich habe den Fasteleer mit der Muttermilch eingesogen!
Deshalb war ich auch ganz begeistert, dass nach sechzig
Jahren in Königsdorf wieder ein Karnevalszug stattfand. Die
Beteiligung war übrigens begeisternd. Die Aachener Straße
war das reinste Farbenspiel, als der Zug hinunter zog.
Als sich nach dem Krieg 1949 der erste Zug durch
Großkönigsdorf bewegte, war die Stimmung auch sehr
gut. Sehr froh darüber, dass die Kriegszeit endlich vorbei
30
war, hatte man nicht so viele Mittel zur Verfügung. Die
Währungsreform war noch nicht lange vorbei und jeder
war knapp bei Kasse.
wenn auch für einen Rheinländer das ganze Jahr über die
theatralische Alternative im Umgang mit den Menschen
sich erhält. Meist bleibt es dann bei der Komödie des
Lebens...
Walter Maus
– Leserbeitrag –
Ferienzeit – Lesezeit
Als Kind war ich immer als Mädchen verkleidet, denn
die Kleider meiner älteren Schwester passten mir ganz
gut. Später musste es natürlich Cowboy sein. Eine Pistole
mit Knallblättchen, ein mit angesengtem Korken angemalter Schnurrbart und ein passender Hut gehörten dazu.
Dann setzten in der Schülerzeit die Karnevalspartys
ein. Beim Umgang mit dem anderen Geschlecht waren wir
doch noch sehr unbeholfen. Das änderte sich im Erwachsenenalter. Die Weiberfastnachtsbälle beim WDR, wo ich
beschäftigt war, bedeuteten für mich ein Muss, zumal es
so viele hübsche Cutterinnen gab.
Als Familienvater ging ich mit den Kindern oft sonntags zum Umzug nach Dansweiler. Ich erinnere mich noch
gut daran, wie stolz mein ältester Sohn war, als er vom
Prinz eine signierte Karte bekam.
Und dann setzte bei mir am Rosenmontag das Bedürfnis ein, mich von der Narretei zu erholen. Da war ein
Ausflug in die noch kahle Eifel genau das Richtige.
Ich erinnere mich noch gut an eine Fahrt an den
Laacher See, der damals komplett zugefroren war, oder an
einen Aufenthalt in Simonskall bei Hürtgen-Vossenack hinter
Nideggen, wo man zumindest ein Stück Kuchen bekam.
In diesem Jahr besuchten wir Schevenhütte, das jetzt
zur Gemeinde Stolberg gehört. Wir parkten unser Auto
am Fuße der Wehebachtalsperre. Während des kurzen
Fußmarschs auf den Damm der Talsperre hinauf passierten wir eine Kolonie von Ameisenhaufen. Der Blick von
oben war sehr beeindruckend. Die Sonne strahlte, aber
der Stausee war teilweise noch zugefroren. Es waren
kaum Menschen unterwegs, und die Stille war sehr beeindruckend. Ganz leise hörte man aus der Ferne die Musik
eines Karnevalsumzugs. In den
kleinen Dörfern der Umgebung
wird natürlich auch gefeiert,
denn die Eifel bis hinein nach
Belgien gehört zum rheinischen
Einzugsgebiet.
Komödie oder Tragödie?
Diese Ausflüge in die Eifel am Rosenmontag halfen
mir, aus dem närrischen Treiben herauszufinden und mich
wieder den Gegebenheiten des Alltagslebens zu stellen,
Sechs Wochen verreisen ist wohl für die wenigsten
Kinder drin, Schwimmbadwetter ist auch nicht immer;
was also kann man noch in den großen Ferien anfangen?
Zum Beispiel in die Bücherei gehen. Dort kann man sich
Bücher ausleihen und auch noch tolle Preise gewinnen!
Aber ohne Fleiß keinen Preis – und da kommen Sie
und ich ins Spiel.
Die Grundschulkinder bekommen ihre Pässe einfach
abgezeichnet, die Älteren sollen erzählen, was sie da gelesen haben, und zwar ihren „Lesepaten“ – also uns.
Das soll kein „Abfragen“ sein, sondern das freie Erzählen und die komprimierte Wiedergabe schulen, etwas,
das man für jedes Referat in der Schule braucht.
Auch ich, die versierte Oma, kann da noch lernen.
Durch meine großen Enkel bin ich mit Harry Potter, Eragon und Barthomäus vertraut, aber lesen Mädchen Fantasy?
Und ob! Nur nimmt heute die Prinzessin (die gibt es
noch), den Eibenbogen oder das Laserschwert selbst in
die Hand, um sich und ihre Herrschaftsansprüche zu verteidigen. Wieder was gelernt!
Fremd sind dem Tim-und-Struppi-Leser die Mangas,
Comics, die von hinten gelesen werden.
Interessant ist auch die ethnische Zusammensetzung
der jugendlichen Leser.
Anscheinend gibt es Kulturen, die dem geschriebenen Wort großen Wert beimessen und deren Kinder zum
Lesen ermuntert werden.
Also, eine lohnende Aufgabe für uns Senioren, die
wir Kontakte mit jungen Menschen suchen und brauchen.
Melden Sie sich einfach in der Bücherei!
Marianne Madsack
31
Toleranz
Ist denn schon Silvester?
– Ein Sommerabend –
Abendruhe überall –
plötzlich stört ein lauter Knall.
Diesem folgt ein schrilles Pfeifen,
Raketen sind‘s – kaum zu begreifen!
Sofort wird ein Sommerabend
alles andere als labend.
Nachbar‘s Hund bellt aufgeregt,
die Katze durch den Garten fegt.
Grad war sie noch auf Mäusefang,
doch jetzt wird es ihr sichtlich bang.
Raketen zischen in den Himmel,
bunt und grell ist ihr Gewimmel.
Rauchumwölkt nun dargestellt,
zeigt sich jetzt das Sternenzelt.
So mancher fragt sich „muss das sein“,
denn ein Sinn fällt ihm nicht ein.
Nur, weil ein Mensch Geburtstag hat,
soll das erfahr‘n die ganze Stadt?
Der Erdenbürger wähnt sich wichtig,
er sieht sein Handeln drum goldrichtig.
Ganz sicher wäre es gescheiter,
dächte er ein wenig weiter.
Der Mitmensch, der in Armut lebt,
ihn sicherlich gar nicht versteht.
Bei den alten Griechen und Römern lebten viele Götter nebeneinander, aber keiner beanspruchte für sich die
alleinige Wahrheit. Auf diese Weise war fast jeder in seinem Glauben weitgehend frei. Erst mit der Ausdehnung
der monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum
und Islam) wurde die Frage nach der letzten Wahrheit
zum Problem.
Nachdem der von der Kirche Roms vertretene Glaube
in Europa Staatsreligion geworden war, führte die Intoleranz über die Jahrhunderte hinweg zu Kreuzzügen und
Massenmorden, schrecklichster Folter und Hinrichtungen
Andersgläubiger auf dem Scheiterhaufen. Die Christen
warfen den Juden vor, sie hätten Jesus, Gottes Sohn,
ans Kreuz genagelt und getötet. Erst als die christliche
Kirche sich in der Reformationszeit selber in unterschiedliche Glaubensrichtungen (katholisch, protestantisch,
griechisch-orthodox) aufzuspalten begann, wurde der Ruf
nach Toleranz der verschiedenen Glaubensüberzeugungen laut.
Toleranz verlangt nämlich, dass jeder bereit ist einzugestehen, seine Ansicht, seine Wahrheit sei nur relativ.
Tatsächlich hat sich fast jede Erkenntnis – auch die der
größten Wissenschaftler – als fehlbar erwiesen, und sei
es erst nach Hunderten von Jahren.
Wird Geld so in die Luft geschossen,
macht‘s den einfach nur betroffen.
Was gäbe dieses Geld als Spende –
für Viele eine schöne Wende!
Das wär‘ ein Grund sich „groß“ zu fühlen
und, wenn‘s denn sein muss, sich zu rühmen.
Durch Ballern wird auf dieser Welt
genug schon auf den Kopf gestellt.
Flüchtlingen, die bei uns aufgenommen,
erleben das Knallen ganz beklommen.
Von Kriegen stark traumatisiert
sind Böller für sie deplatziert.
Nicht nur für sie, auch für die Kranken,
sollt man bedenken manche Schranken.
Wo bitte führt es sonst noch hin,
steht jedem frei der „Baller-Sinn“?
Ist Sternenglanz am Himmelszelt
zu eintönig für unsere Welt?
Muss er jetzt durch Menschenmacht
verschwinden hinter Farbenpracht?
Reicht‘s nicht Silvester abzuwarten,
um böllernd in‘s neue Jahr zu starten?
Gerhild Decker
Wer den anderen anerkennt, der muss gelten lassen,
dass in seiner eigenen Überzeugung genauso viele Fehler
enthalten sein können, wie er sie in der anderen vermutet. Das fällt allen Menschen – und zugegebenermaßen
mir besonders – schwer, denn wer gibt schon gern einen
Fehler zu?!
Bei Voltaire habe ich gelesen, dass es drei ethische
Prinzipien gibt:
1.Das Prinzip der Fehlbarkeit: Vielleicht habe ich Unrecht, und vielleicht hast Du Recht, aber wir können
auch beide Unrecht haben.
2. Das Prinzip der vernünftigen Diskussion: Wir wollen
versuchen, möglichst unpersönlich unsere Gründe für
und wider eine bestimmte, kritisierbare Theorie abzuwägen.
3.Das Prinzip der Annäherung an die Wahrheit: Durch
eine sachliche Diskussion kommen wir fast immer der
32
Wahrheit näher, und wir kommen zu einem besseren
Verständnis, auch dann, wenn wir nicht zu einer Einigung kommen.
Die Toleranz fordert, dass wir unsere Einstellung zu
den eigenen Fehlern verändern. Bevor wir den anderen
beurteilen, müssen wir lernen, uns selbst in Frage zu
stellen und überprüfen, ob unsere Ansicht jeweils immer
noch standhält.
Auf die Frage, was tolerant sei, antwortet Voltaire:
„Toleranz ist die notwendige Folge der
Einsicht, dass wir fehlbare Menschen sind:
Irren ist menschlich,
und wir alle machen
dauernd Fehler. So
lasst uns denn einander unsere Torheiten
verzeihen.“
Ludwig Holz
Ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen
Eine Betrachtung aus haftungs- und versicherungsrechtlicher Sicht
Gerade nach dem Berufsleben sind viele Menschen
bereit, sich in Vereinen, Kirche, Politik oder in sozialen
Einrichtungen zu betätigen. Manchmal werden wir von
Freunden gefragt: „ Du hast doch Zeit. Kannst Du nicht
das Amt des Kassierers in unserem Verein übernehmen?“
Aber neben dem Anstoß von außen kommen wir auch
selbst auf die Idee, dass das Ehrenamt die Gelegenheit
bietet, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln und
gesellschaftliche Anerkennung zu gewinnen.
Das Ehrenamt gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Was kennzeichnet ein Ehrenamt?
Es ist
-
freiwillig
-
unentgeltlich für andere –
Auslagenerstattung ist allerdings
nicht ausgeschlossen
-
-
findet in einem organisatorischen Rahmen statt
kontinuierlich
Wer haftet, wenn im Rahmen des Ehrenamtes ein
Personen-, Sach- oder Vermögensschaden verursacht
wird?
Ähnlich wie im Privaten haftet der Ehrenamtler für
Schäden, die er zu verantworten hat, egal ob sie durch
aktives Tun oder durch Unterlassen entstanden sind.
Aber neben dem Verhältnis Geschädigter – Schädiger
(Ehrenamtler) kommt noch eine weitere Beziehung hinzu:
die Vertragssituation zwischen dem Verein und dem geschädigten (Empfänger der Leistung). Folglich kann der
Geschädigte seinen Schadenersatzanspruch gegen den
Verein oder auch gegen den Ehrenamtler richten, wobei
der Letztgenannte als sog. Erfüllungsgehilfe auftritt.
Was ist ein Erfüllungsgehilfe?
Wenn zum Beispiel ein Dachdecker seinen Gehilfen
beauftragt, defekte Dachziegel bei einem Kunden auszutauschen und er dabei einen Dachziegel auf ein tiefer
liegendes Fenster fallen lässt, dann ist er gegenüber dem
geschädigten Hausbesitzer Erfüllungsgehilfe. § 278 BGB
sagt hierzu: Der Dachdecker muss sich das schädigende
Verhalten seines Erfüllungsgehilfen wie sein eigenes anrechnen lassen. Er haftet folglich für seinen Gehilfen.
Bezogen auf die ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen muss
ich aber an dieser Stelle im Hinblick auf die Haftung eine
Grenze ziehen: Wer verantwortlich und in führender Stellung – siehe Vorstand – ehrenamtliche Aufgaben erfüllt,
hat in haftungsrechtlicher Hinsicht strengere Maßstäbe
gegen sich gelten zu lassen, als ein „einfaches“ Vereinsmitglied, das mal bei einer Veranstaltung mithilft.
Leider lässt unsere Rechtsordnung keine genaue
Systematik der Haftungsbestimmungen erkennen. Daraus folgt wiederum: Jeder sollte sich in seinem Verein
erkundigen, wie seine Verantwortung zu bewerten ist. An
dieser Stelle kommt oft der Einwand: „Dafür habe ich ja
die private Haftpflichtversicherung.“
Vorsicht: zum einen müssen dann ausdrücklich Gefälligkeitsschäden in der Police eingeschlossen sein; zum
anderen darf es dann nur eine kurzfristige bzw. einmalige
Hilfeleistung sein. Selbst wenn Gefälligkeitsschäden eingeschlossen sein sollten, ist die Leistung des Versicherers
in vielfacher Hinsicht eingeschränkt:
1.
nur Leistung bei leichter Fahrlässigkeit,
2.
nur Leistung für Sachschäden, also
nicht bei Personen- oder Vermögensschäden,
3.
Obergrenze für Entschädigung
bei 500 Euro bis vielleicht 2.500 Euro,
4.
Selbstbeteiligung pro Schadenfall 150 Euro.
Wenn z.B. der Kultur- und Heimatverein Grefrath eine Gemäldeausstellung im Pfarrheim organisiert. Schon beim
Aufhängen der Bilder die erste Panne: Ein Bild löst sich
aus der Aufhängung und fällt zu Boden. Der Rahmen zerspringt. Der Hobbykünstler, der selbst beim Aufhängen
33
nicht beteiligt war, verlangt zu Recht Schadenersatz. Das
„einfache“ Vereinsmitglied, das hier mitgearbeitet hat,
kann auf seine private Haftpflicht-Versicherung verweisen;
aber was passiert, wenn der Verein unmittelbar in Anspruch genommen wird? Dieser sieht seinen Vorstand als
Erfüllungsgehilfen an und bittet ihn zu Kasse. Hier spielt
die private Haftpflichtversicherung nicht mit!
Im Verlauf der Ausstellung stolpert ein Besucher über
ein hoch stehendes Parkettbrettchen im Vorraum und
bricht sich den Arm. Wer ist verantwortlich? Derjenige, der
die Räume zur Verfügung gestellt hat oder der Verein, der
die Ausstellung organisiert? Je nach Fall haften beide zusammen; man nennt das gesamtschuldnerische Haftung.
Wer also in verantwortlicher Funktion in einem Verein tätig ist, z.B. der Vorstand, sollte darauf achten, dass
ein ausreichender Haftpflicht-Versicherungsschutz für den
Verein selbst und seine Vorstandsmitglieder besteht. §
31 BGB sagt dazu: „Der Verein ist für den Schaden verantwortlich, den der Vorstand, ein Mitglied des Vorstands
oder ein anderer verfassungsmäßig berufener Vertreter
durch eine in Ausführung der ihm zustehenden Verrichtungen begangene, zum Schadenersatz verpflichtende
Handlung einem Dritten zufügt.“
Besonders wichtig ist ein ausreichender Versicherungsschutz, wenn der Verein regelmäßig Veranstaltungen organisiert. Ein Unterschied in Bezug auf die Haftungsmöglichkeiten besteht, ob unser Verein „im stillen
Kämmerlein“ schriftliche Arbeiten verrichtet, oder ob er
Fahrradausflüge bzw. Exkursionen organisiert, die möglicherweise mit Unfällen behaftet sind.
Die denkbaren Haftungsrisiken aus ehrenamtlicher
Tätigkeit sollten keinen davon abhalten, solche Aufgaben
mit Freude und Engagement anzunehmen. Aber ein Haftpflichtschutz ist unbedingt nötig, damit es keine unliebsamen Überraschungen gibt.
Ist es haftungsrechtlich von Bedeutung, ob der Verein
eingetragen ist oder nicht? Zur Klarstellung: Wir meinen
immer den nicht wirtschaftlich tätigen Verein, denn der
wirtschaftlich tätige „Verein“ z.B. eine GmbH oder eine AG
unterliegen speziellen Haftungsnormen.
Der eingetragene Verein hat den entscheidenden Vorteil,
dass bei Schadenersatzansprüchen zunächst das Vereinsvermögen haftet, während beim nicht eingetragenen
Verein die Organe direkt und unmittelbar neben dem Ver-
einsvermögen in Anspruch genommen werden können.
Was wir nicht brauchen, ist eine Rechtsschutzpolice für
den Verein. Denn wir haben verstanden: Der Haftpflichtversicherer hat auch die Aufgabe, unbegründete Ansprüche
– eventuell auch im Prozess – abzulehnen. Das reicht aus!
Hans W. Porschen
- Leserbeitrag -
Sommerlied
Die Sonne ist schon früh zu seh‘n,
alle Fenster offen steh‘n,
hinein kommt süßer Blumenduft,
wie lieb ich diese Sommerluft.
Dazu melodisch, und gelind,
tanzt die Gardin‘ im lauen Wind,
bewegt sich so geschmeidig,
ich werde fast schon neidisch.
Aus dem Radio klinget leise,
eine leicht beschwingte Weise.
Hab Freude an dem Klingen,
beginne zaghaft mit zu singen.
Jetzt wächst sogar mein Mut,
höre, mein Gesang ist gut,
hab‘ mich gewundert und gedacht:
Was doch der Sommer mit mir macht.
Ganz lange war ich stumm,
hielt meine Stimme für Gebrumm,
durch die schöne Sommerzeit,
fühl ich mich so recht befreit.
So kann ich‘s noch nicht fassen.
will‘s Singen nicht mehr lassen,
atme tief in meine Brust:
und schmettere laut die „Waldes-lu-u-ust“
Renate Pütz
34
Mein Seniorenkurier und ich
Wieder einen Briefkasten gespart! Die neue Ausgabe
des Seniorenkuriers wird meinem Sohn mit einem herzlichen Dank förmlich aus der Hand gerissen. Schon von
weitem hat die Dame mit der Rosenschere erkannt, dass
wir mit der aktuellen Ausgabe auf dem Weg zu ihr sind.
Da kann die Gartenarbeit einen Moment warten.
Nicht immer wird der Seniorenkurier so enthusiastisch empfangen. Meistens werfen wir ihn tatsächlich
nur in den Briefkasten. Manchmal stehen an der Klingel
inzwischen auch andere Namen. Die nicht zustellbaren
Exemplare melde ich gewissenhaft im Rathaus, damit die
Adressenliste aktualisiert werden kann.
Seit dreißig Jahren lese ich den Seniorenkurier. Ich
versäume keine Ausgabe. „Das ist interessant; das lese
ich gerne!“ mit diesen Worten überbrachte Nachbarin Ursula R. meiner Familie die erste Ausgabe. Schnell wurde
meine Mutter so zur regelmäßigen Leserin, und schließlich packte es auch mich.
Über die Jahre habe ich die Erzählungen von Matthias Engels verfolgt und die Beiträge unseres früheren
Bürgermeisters. Andere Autorinnen, die ich gar nicht kenne, sind mir vertraut, weil sie mir so viel aus ihrem Leben
erzählt haben.
Inzwischen sind meine Eltern schon seit über einem
Jahrzehnt „Abonnenten“. Und nicht nur das: Seit einigen
Jahren tragen sie selbst das Heft in ihrem Viertel aus. In
Urlaubszeiten vertrete ich sie natürlich.
wird im Sitzungssaal des Rathauses mit Namen und Adresse beklebt. Die fertigen Stapel werden dann von den
Austrägern abgeholt.
Längst lese ich nicht mehr bei meinen Eltern mit.
Falls bei ihnen mal kein Exemplar übrig bleibt, hole ich mir
die neueste Ausgabe in der Stadtbücherei.
Nach dreißig Jahren als treue Leserin ein herzliches
Dankeschön an alle, die die vier Ausgaben des Seniorenkuriers im Jahr möglich machen! 2027, wenn auch ich zu
den „Abonnentinnen“ gehöre, bekomme ich mein Exemplar direkt in den Briefkasten! Wer weiß, vielleicht stelle ich
es mir dann sogar selber zu!
Birgit Klemann
- Leserbeitrag -
Lust auf Theaterspiel?
Das Senioren-Theater Immergrün sucht Verstärkung!
Wenn Sie schon immer mal mit dem Gedanken gespielt haben, in ihrer Freizeit mit anderen auf der Bühne
zu stehen und Geschichten zu erzählen, dann haben Sie
jetzt dazu die Gelegenheit als Mitspieler oder Mitspielerin
in unserer Gruppe.
Wir laden Sie ein, Gast bei unseren offenen Proben zu sein! Lassen Sie sich als Zuschauer inspirieren
und gleichzeitig über unsere Arbeit informieren.
Bei Interesse notieren Sie sich bitte folgende Termine: Montag, 6. und 27. Juli 2015, jeweils 10 Uhr,
Haus am Bahndamm, Rosmarstraße 113
Infos zu den Veranstaltungen unter Tel. 02273-55600
Besuch im Wellnessbad
Mein Sohn war der vermutlich jüngste Austräger. Mit
Hilfe der Adressetiketten auf dem Seniorenkurier hat er
zunächst die Zahlen geübt. Später buchstabierte er auch
die Familiennamen und suchte die passenden Briefkästen. Inzwischen könnte er die Hefte auch alleine an die
richtigen Adressaten ausliefern. Fast einen ganzen Karton
voll mit Heften wird da jedes Mal verteilt. Doch gemeinsam macht es mehr Spaß.
Viel ehrenamtliche Arbeit steht vor der Lektüre im
heimischen Sessel. Die Seiten wollen gefüllt werden.
Dann folgen Druck und Auslieferung. Jedes einzelne Heft
Meine Frau ist leidenschaftliche Schwimmbadnutzerin.
Beim letzten Besuch ihres Lieblingsbades, das mit allen
möglichen, vorstellbaren Zusatzeinrichtungen, wie unterschiedlichsten Whirlpools, Saunen, Rutschen und Wassermassagebecken „ausgerüstet“ ist, wurde sie von einem
Mitschwimmer zwar höflich, aber bestimmt ermahnt: „Hier
im Whirlpoolbecken schwimmt man eigentlich nicht, junge Frau. Hier steht man!“
Folgsam stellte sich meine
Frau vor den Herrn und versank augenblicklich bis zum
Haarschopf in den Fluten.
Mit ihrer Größe von 1,50 m ist Stehen in diesem
Becken für sie nur durch Abtauchen möglich.
Mit leicht gerötetem Gesicht entschuldigte sich daraufhin der verhinderte Bademeister und tauchte seinerseits eiligst ins Badgetümmel ab.
Hans B. Kühn
- Leserbeitrag-
35
Mobile geronto-psychiatrische
Beratung in Frechen:
Marktkauf Dr.-Tusch-Str. 26:
24.07./ 21.08./18.09.
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Eingangsbereich, Kapellenstraße 1-5
10.07./07.08./04.09.
Jeweils freitags in der Zeit von 9.00–15.00 Uhr
Rhein-Erft-Kreis; Telefon: 02271/832552
Email: [email protected]
www.fuer-sie-ins-quartier.de
Die VHS informiert:
Einzelveranstaltungen und Vorträge
im Erscheinungszeitraum
Wochenende 13.06.2015Mit Nadel und Faden
Buchungs-Nr.
1513411
KERAMION Frechen
bis zum 10. 1. 2016
Ausstellung:
Ist Porzellan auch Keramik?
Kurz nach seiner Entdeckung 1709 durch Johann Friedrich Böttger feierte das europäische Porzellan eine Blütezeit. Zunehmend erlebt das einst als „Weißes Gold“ gerühmte keramische Material eine Renaissance unter den
Künstlern.
7,50 €
Wladyslaw Garnik
Exkursion 14.06.2015 Heilpflanzen der Kelten im Türnicher Schlosspark
Buchungs-Nr.
1518205
4,00 €
Exkursion 16.06.2015 Führung über und unter die Dächer d. Kölner Doms
Buchungs-Nr.
1512402
19,00 €
Exkursion 20.06.2015 Was blüht da, wo ich wohne? Botanischer Rundgang
Buchungs-Nr.
1516202
4,00 €
Wochenende 27.06.2015 Sommerliche Landschaftsmalerei
Buchungs-Nr.
1513305
57,00 €
Die Anmeldungen zu den VHS-Veranstaltungen erfolgt grundsätzlich immer über die Geschäftsstelle der VHS Frechen, Hauptstraße
110–112, 50226 Frechen.
Veranstaltungsorte sind die VHS Frechen, Hauptstr. bzw. externe
Veranstaltungsorte, die mit der Anmeldung mitgeteilt werden.
Bei Einzelveranstaltungen wie Vorträge/ Diavorträge, die in der
VHS stattfinden, kann die Anmeldung auch über eine eingerichtete
Abendkasse erfolgen.
Weitere Informationen und Veranstaltungen:
VHS Frechen – Geschäftsstelle,
Hauptstr. 110–112, 50226 Frechen
Tel. Auskunft: 02234.501-253, Fax: 02234.501-403
EMail: [email protected], Internet: www.vhs-frechen.de
Frechen
26.6. – 30.8.2015
Ausstellung:
Auf tönernen Füßen –
Keramische Figurendarstellungen
Schon immer haben sich Menschen mit der Gestaltung
ihres Abbildes in Ton beschäftigt. Neben christlichen
Ausdeutungen, wie etwa der Mutter Gottes, gibt es mythologische Szenen ebenso wie Genredarstellungen oder
Porträts. Die Ausstellung mit Arbeiten aus dem eigenen
Bestand zeigt Einzelfiguren, Paare oder Gruppen in unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen und keramischen
Techniken.
Keramion
Bonnstraße 12, 50226 Frechen
Tel.: 02234 – 69 76 90, www.keramion.de
[email protected]
Öffnungszeiten:
Di - So: 10.00 - 17.00 Uhr, Sa: 14.00 - 17.00 Uhr
Eintritt:
5,00 Euro/3,00 Euro ermäßigt, Familienkarte 10,00 Euro
36
Ihre Menüdienste in Frechen stellen sich vor:
Denn zu Hause schmeckt`s am besten
Wer nicht selbst kochen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, sich von den
hier vorgestellten Menüdiensten in Frechen auf Wunsch täglich ein Mittagessen
direkt ins Haus bringen zu lassen.
Der Caritas-Mahlzeitendienst:
© apetito
„Frisch und lecker auf den Tisch!“
„Ich genieße jeden Tag
ein heißes Wunsch-Menü!“
Leckere Menüs täglich heiß ins Haus
gebracht
Sie erwartet ein Speiseplan voller
Abwechslung
Wertvolle Ernährung zum Wohlfühlen,
auch für Diäten
Wir sind für Sie da.
Tel.-Nr. 0 22 33/ 79 90 91 17
Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V.
Die Caritas im RheinErft-Kreis bietet allen
die Möglichkeit, sich
an 365 Tagen im Jahr
mit heißem Mittagessen beliefern zu lassen. Als Dienstleister
mit
„Frischeauftrag“
ist die Caritas auf kurze Reaktionszeiten eingestellt. Wenn Sie uns
heute anrufen, werden
Sie ab morgen beliefert.
oder Salat und ein Dessert.
Hierbei haben Sie die Wahl
zwischen einem Milchprodukt oder frischem Obst.
Mehrmals im Jahr können Sie sich auf spezielle
Themenwochen freuen,
die Ihnen noch mehr Abwechslung schaffen. Bei
unserer Spargelwoche, der
Österreichischen Woche
oder der Rheinischen
Woche können Sie sich
besonders verwöhnen lasDie abwechslungsreichen sen.
Mahlzeiten werden von
den Küchenchefs „wie Für alle, die ganz spebei Muttern“ frisch für Sie zielle Ernährungs- und
zubereitet. Alle frisch ge- Diätwünsche berücksichkochten Mahlzeiten bein- tigen möchten, bietet die
halten entweder Gemüse Caritas ein umfangreiches
Sortiment an tiefkühlfrischen Menüs. Spezielle
Gerichte für Diabetiker,
sowie pürierte oder natriumarme Menüs bieten
hier für jeden die optimale Lösung. So können
Sie sich Ihren Speiseplan
nach Ihren persönlichen
Vorlieben und Bedürfnissen selbst zusammenstellen. Informieren Sie sich
über die umfangreichen
Menüdienstleistungen und
weitere Angebote, wie z.
B. den Haus-Notruf beim
Caritasverband für den
Rhein-Erft-Kreis unter
Tel. 0 22 33/ 79 90 91 17
Lieblingsgerichte zu Hause genießen
Die Landhausküche liefert Wunschgerichte direkt ins Haus
Für mich gekocht.
Für mich gebracht.
Von
Jetzt ins Haus bestellen!
3 x Lecker-Angebot:
3 Tage ein DLG-prämiertes
Mittagsgericht plus
r
2 x Dessert und
Pro Tag nu
1 Stück Kuchen
6,39 €
Liefer-Service vor Ort
an 365 Tagen im Jahr
Rufen Sie uns an!0 22 34 – 20 54 45
www.landhaus-kueche.de
apetito AG, Bonifatiusstraße 305, 48432 Rheine
Ob eine köstliche Rinderroulade oder ein leckerer
Eintopf, die Geschmäcker
sind verschieden. Genau
aus diesem Grund hat
sich Johanna Westen für
einen Essenbringdienst
entschieden, der ihre
Menüwünsche erfüllt. „Es
war mir wichtig, dass ich
aus verschiedenen Gerichten wählen kann und
dass es mir schmeckt.“
Das vielfältige Speisenangebot der Landhausküche bietet für jeden
Gaumen ein passendes
Gericht. Ob herzhafte
Hausmannskost, leichte
mediterrane Küche oder
beliebte sowie saisonale
Spezialitäten – all das ist
in der Speisenkarte der
Landhausküche zu finden. Und das Beste: Die
Gerichte werden von den
Kurieren bis zu Ihnen ins
Haus gebracht.
taten herkommen. Außerdem verzichten sie ganz
bewusst auf Zusatzstoffe,
wie Geschmacksverstärkter und Konservierungsstoffe. Und das schmeckt
man!
Das Angebot der Landhausküche zeichnet sich
durch leckere Gerichte mit
natürlichem Geschmack
sowie einem zuverlässigen
Lieferservice aus. Die Köche der Landhausküche
legen großen Wert auf
die Qualität, Frische und
Herkunft der Zutaten. So
wissen sie immer genau,
wo die verwendeten Zu-
Für mehr Informationen sind die freundlichen Mitarbeiterinnen
der
Landhausküche
telefonisch erreichbar:
Montag bis Freitag von
8.00 bis 18.00 Uhr unter
Tel. 0 22 34 – 20 54 45
ppetit
Setzen Sie sich einfach mit dem Menüdienst Ihrer Wahl in Verbindung. Wir wünschen Ihnen Guten A
!