Veilchen

Hochschule Anhalt (FH)
Bernburg
Veilchen –
Viola –
Violaceae
Viola calaminaria
Foto: Wolfram Kircher
"Ein Tag im Frühling ohne Veilchenduft ist ein verlorener Tag."
(Paracelsus)
Das Veilchen genießt seit der Antike eine hohe Wertschätzung. So
gelang es Vulkanus, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst,
durch Einreiben seines Körpers mit Veilchen die Gunst der Venus zu
erlangen und einen Kuß von ihr zu erhaschen. Bekannter dürfte die
Liebe Napoleons zu Veilchen sein, die er reichlich an seine Frau
schickte, auch von weit entfernten Schlachtfeldern. So wurde das
Veilchen zum Emblem der Bonapartisten.
Geschätzt wird das Veilchen nicht nur wegen seiner frühen Blüte und
seinem Wohlgeruch, auch als Medikament erfuhr es eine weite
Verbreitung. Veilchenblüten und –blätter sind ein gutes Hustenmittel,
wirken schweißtreibend und herzstärkend.
Weltweit gibt es ca. 500 ein- und mehrjährige Arten. Eine Besonderheit
der Art Viola odorata ist, daß die Samenbildung in unscheinbaren grünen
Knospen (kleistogamen Blüten) erfolgt, die sich im Anschluß an die
eigentliche Blüte bilden. Ihre Samen sind mit zucker- und fetthaltigen
Anhängseln versehen, weswegen sie gern von Ameisen verschleppt und
auf diese Weise verbreitet werden. Die anderen Arten bilden
dreiklappige Kapseln, die bei Samenreife aufspringen und die Samen
fortschleudern.
Am häufigsten anzutreffen sind das Märzveilchen (Viola odorata), das
Hornveilchen (Viola-Cornuta-Hybriden) und das Pfingstveilchen (Viola
sororia) in vielen Sorten. Darüber hinaus gibt es etliche gartenwürdige
Arten, von denen einige auch hier im Staudengarten zu finden sind.
Veilchen sind dankbare Geschöpfe, die in jedem Garten einen geeigneten Platz finden und in keinem fehlen sollten. Es gibt Arten für
sonnige, halbschattige und schattige Plätze und fast alle können gut als
Bodendecker verwendet werden.
Pflanze des Monats Mai 2003/ Veilchen.doc/ Erstellt von U. Kietsch
Sortiment
Viola odorata, Märzveilchen
Sicher das bekannteste und beliebteste Veilchen, da frühblühend und duftend. In den
meisten Teilen Europas heimisch. Es liebt lichte Plätze und einen anlehmigen, nicht
austrocknenden, gut mit Nährstoffen versorgten Boden. An solchen Plätzen kann es
sich stark durch Samen und Ausläufer ausbreiten und vor allem in Staudenrabatten
auch schnell lästig werden. Gut geeignet ist es für die Unterpflanzung von Gehölzen.
Die häufigste Sorte ist 'Königin Charlotte' mit sehr vielen, hellvioletten Blüten auf
relativ hohen Stielen (zum Pflücken!), von denen sich auch im Herbst viele öffnen.
Sie fällt echt aus Samen. Leider scheinen im Handel unter diesem Namen auch
Typen mit weniger guten Eigenschaften verbreitet zu sein.
Weitere erhältliche Sorten sind: 'Alba', weißblühend, die sich auch sehr stark
ausbreiten kann, 'Rubra', eine weniger wüchsige Sorte mit roten Blüten, ebenso
'Sulphurea', aprikosenfarbig.
Früher gab es auch gefüllte und halbgefüllte Sorten, die nicht über Samen
vermehrbar sind. Leider sind sie weitgehend aus dem Sortiment verschwunden.
Viola cornuta bzw. –Cornuta-Hybriden, Hornveilchen
Viola cornuta stammt aus den Pyrenäen. Heute sind hauptsächlich Hybriden im
Handel, mit deren Zucht in England im 19. Jahrhundert begonnen wurde. Sie lieben
einen sonnigen, nicht zu heißen Platz und frische, nährstoffreiche Böden.
Eine üppige Blüte von April bis in den Sommer hinein sowie eine – nach Rückschnitt
im Sommer - zweite Blühphase bis Oktober machen sie zu "Langspielplatten", wie
der bekannte deutsche Staudenzüchter und Gartenschriftsteller Karl Foerster zu
sagen pflegte.
Leider sind sie nicht sehr dauerhaft. Die züchterische Bearbeitung in den letzten
Jahren hat viele Sorten hervorgebracht, die wie die Stiefmütterchen nur noch Saisonbewohner in unseren Gärten sind. Falls erhältlich, sind vor allem generativ vermehrte
Sorten wie 'Altona' oder 'Ardross Gem' empfehlenswert.
Viola sororia, Pfingstveilchen
Diese Art duftet nicht und blüht später als V. odorata. Es stammt aus dem Nordosten
der USA, ist anspruchsloser und verträgt auch mehr Sonne. Bei günstigen
Standortverhältnissen kann es sich schnell ausbreiten. Mit einer Höhe von ca. 15 cm
läßt es sich gut als Bodendecker verwenden.
Bekannte Sorten sind 'Freckles' (porzellanblau gepunktet), 'Albiflora' (reinweiß) und
'Prisceana'.
Weitere Arten
Das heimische Waldveilchen, Viola riviniana, ist dem Duftveilchen ähnlich, kann aber
trockenere Plätze besiedeln. Empfehlenswert für eher trockene, sonnige Plätze, z.B.
im Steingarten, ist das gelbe Galmei-Stiefmütterchen (Viola calaminaria), das unermüdlich über viele Wochen blüht.
Pflanze des Monats Mai 2003/ Veilchen.doc/ Erstellt von U. Kietsch
Recht ausbreitungsfreudig, aber auch schwierige Plätze im Garten besiedelnd, zeigt
sich das Labrador-Veilchen (Viola labradorica) mit dekorativem, dunkel purpur überlaufenem Laub, aus dem im April bis Mai kleine violette Blüten ragen. Vor allem zur
Gehölzunterpflanzung in trockenen Lagen ist es empfehlenswert. Sogar unter
Fichten hält es sich tapfer!
Dasselbe gilt für Viola rupestris, meist in der Sorte 'Rosea' erhältlich, das mit nur
10 cm Höhe rasch eine Fläche mit einem frischgrünen Teppich überzieht.
Eine besondere Erscheinung im Veilchen-Reich stellt Viola elatior dar, das Hohe
Veilchen, das mit himmelblauen Blüten auf bis zu 60 cm hohen Stängeln auf alle
anderen Veilchen herabschaut. Dagegen fallen bei Viola palmata vor allem die
dunkel getönten, fiederteiligen Blätter auf.
Die Liste ließe sich fortsetzen, z.B. Viola alba, V. joii, V. biflora, V. hirta, V.
palustris....
Es gibt für jeden Platz im Garten ein passendes Veilchen, deren Anmut und
Bescheidenheit sich niemand entziehen kann.
"Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen!"
(Theodor Storm)
Uta Kietsch
Literatur:
Mail-Brandt, Maria: Veilchenblätter. Staudengärtnerei Dieter Gaissmeyer
Wachsmuth, Brigitte: Die Renaissance der Duft- und Parmaveilchen. in: Gartenpraxis Heft 1,1998, Ulmer:
Stuttgart.
Köhlein, Fritz: Ärger mit Viola.in: Gartenpraxis Heft 11, 1993, Ulmer: Stuttgart.
Phillips, Roger u. Rix, Martyn: Stauden. Droemersche Verlagsanstalt: München, 1992.
Pflanze des Monats Mai 2003/ Veilchen.doc/ Erstellt von U. Kietsch