Otto Andreas Schreiber 1907–1978

Otto Andreas Schreiber 1907–1978
Ein Malerleben
Herausgegeben von
Konrad Donhuijsen und
Rosemarie Donhuijsen-Ant
Wienand
Konrad Donhuijsen
Rosemarie Donhuijsen-Ant
Vorwort 7
Michael Nungesser
Das bildnerische Werk im Überblick 10
Tafeln
Landschaften 38
Mathias Schreiber
Der mit den Pferden spielte 88
Tafeln
Figuren im Raum 102
Konrad Donhuijsen
Dunkle Jahre. Hitlers nützlicher Idiot? 140
Tafeln
Stillleben 148
Porträts 184
Anhang
Anmerkungen 214
Ausstellungen 223
Kunst am Bau 226
Museen 226
Bibliografie 227
Biografie
234
Die Autoren 238
Danksagung 239
Der mit den Pferden spielte
Biografische Notizen
zu Otto Andreas Schreiber
Mathias Schreiber
Der Maler Otto Andreas Schreiber, mein Vater, war ein
Landgenießer. Er kam am 30. November 1907 in einem
winzigen westpreußischen Dorf namens Deutsch Cekzin zur Welt. Zur Welt? Es war wahrhaftig ein kleiner
Kosmos, doch in dessen kernige Übersichtlichkeit hat
sich mein Vater verliebt, sobald er zu solchen Aufwallungen fähig war. »Hügeliges Ackerland, Torfwiesen,
ein kleiner See, dahinter Wald«1 – so charakterisiert er
einmal die Weltgegend seiner Geburt.
Frühe Weltstadterfahrungen? Fehlanzeige. Dafür
dies: Als »reines Glück« benennt er rückblickend »diese Familienfahrten in den Wald«. Sein Vater, ein Bauernsohn und Dorfschullehrer mit kleiner Landwirtschaft, lenkt die Kutsche in den dorfnahen Forst, um
mit Frau und Kindern dort zu picknicken – es gibt Brot
und Wein, wohl auch einen gebratenen Hähnchenschenkel. Nachdem das Pferd Hertha »zum Grasen«
losgelassen ward, lassen sich die Eltern auf Decken
ihre Brotzeit schmecken, die Kinder spielen im nahen
Wald: »Traumhaft schöne, sonnenglast-flimmernde
Stunden«, schwärmt mein Vater, »dichtes Unterholz,
kleine Gräben, Lichtungen wie hellgrüne Inseln mit
Gras und Sandkuhlen, Fuchslöcher, Käfer mit blinkenden Flügeldecken, summende Hummeln, Spinnweben,
überall das geheimnisvolle Verdämmern zwischen den
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Baumstämmen, Farndickicht, heftiges Aufflattern großer Waldvögel, und immer ruft ein Kuckuck.«
Wenn sie am Abend den Wald verlassen, stimmen die
Eltern ein Lied an und singen mit den Kindern: »So
scheiden wir mit Sang und Klang, leb wohl du schöner
Wald.« Und während der Vater animiert mit der Peitsche knallt, um Herthas Trab zu beschleunigen, fliegen
»Schwärme von Wildenten« aus dem Schilf des nahen
Seeufers.
Die reine Landlust vor hundert Jahren, uns Heutigen aber zumindest als schönes, fernes Bild nicht völlig
fremd. Die Schilderungen aus seinen handschriftlichen
Erinnerungen (aufgezeichnet von 1964 an) belegen auf
Anhieb: Die Beobachtung der Natur war, neben der
Darstellung der Menschen, die sich in dieser Natur bewegen, sein ein und alles. Die Natur war ihm wichtig
vor allem in zwei Hinsichten: Er bewunderte den unglaublichen Reichtum ihrer Töne und Düfte, die winzigsten Einzelheiten in der Vielfalt der Farben und Formen; und er verlor sich allzu gern in ihren Stimmungen
und in den perspektivisch reizvollen Aussichten, die
ihre Landschaften bieten.
Um aber als Künstler sein Auskommen zu finden,
brauchte der Landlüstling Otto Andreas das Stadtleben. Sobald er sich entschieden hatte, weder Priester –
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Kate in Große Mast (Illustration zu einer handschriftlichen
Erzählung mit dem Titel Dönnebrink) | 1946
Pinselzeichnung, 20 x 14 cm
Frau mit Vogel | um 1955
Mischtechnik, 48,5 x 62 cm
111
Menschengruppe | um 1962
Gouache, 40,5 x 64 cm
122
Kreuzigung für das Missel Quotidien
des Fidèles | 1960
Gouache, 50 x 35 cm
123
Mathias‘ Sturz vom Rappen | 1976
Öl, 98 x 130 cm
132
David während der Schlacht* | um 1970
Gouache, 42 x 37,5 cm
133
Krug mit Blumen und Pfeffermühle | 1972
Gouache, 48 x 64 cm
Blumenvase mit roten Blüten | um 1972
Gouache, 33,5 x 24 cm
170
171
Selbstporträt vor Dunkelgrün | um 1974
Gouache, 20 x 27,5 cm
Sohn Jürgen, genannt Gorgonzola | 1974
Gouache, 34 x 43 cm
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