1.5 Statisches und Dynamisches Verhalten von Messsystemen 1 2 Kenngrößen Linearität 1.5.1 Statisches Verhalten • Kenngrößen • Linearität • Messbereich • Bei Messgeräten mit linearem Zusammenhang wird die maximale Abweichung von der geforderten Geraden angegeben. • Bereich derjenigen Werte der Messgröße, für die gefordert ist, dass die Messabweichungen innerhalb festgelegter Grenzen bleiben. • Messabweichung (Fehler) • Linearität wird angegeben in • Abweichung eines aus Messungen gewonnenen und der Messgröße zugeordneten Wertes vom wahren Wert (siehe 1.3). 1.: Prozent vom Skalenendwert • Auflösung • Angabe zur quantitativen Erfassung des Merkmals eines Messgerätes, zwischen nahe beieinanderliegenden Messwerten eindeutig zu unterscheiden. • Kleinste Änderung des Eingangssignals, die detektiert werden kann. 2.: Prozent vom Messwert • Messgerätedrift, Drift • Langsame zeitliche Änderung des Wertes eines messtechnischen Merkmals eines Messgerätes. 3 Kenngrößen Linearität • Linearität in Prozent vom Skalenendwert J. G. Webster (Editor): “The Measurement, Instrumentation, and Sensors Handbook” CRC Press, 1999. 4 Kenngrößen Linearität • Linearität in Prozent vom Messwert J. G. Webster (Editor): “The Measurement, Instrumentation, and Sensors Handbook” CRC Press, 1999. 5 6 Güteklassen Lineare Kennlinie • Die Klassenangabe gibt den zulässigen Anzeigefehler in Prozent vom Messbereichsendwert an. Messinstrument Feinmessinstrumente • Kennlinie: Beschreibt die Ausgangsgröße als Funktion der Eingangsgröße (statisch) y = f (x) Klasse Anzeigefehler 0,1 0,2 0,5 Betriebsmessinstrumente 1 1,5 2,5 5 • ± 0,1% ± 0,2% ± 0,5% ± 1% ±1,5% ± 2,5% ± 5% z.B. Spannung (Ausgangsgröße y) als Funktion der Kraft (Eingangsgröße x) oder Widerstand als Funktion der Temperatur • Angestrebt wird lineare Kennlinie, bei der die Ausgangsgröße proportional zur Eingangsgröße ist • y =k⋅x (1) • Tritt eine Konstante auf, nennt man die Kennlinie affin-linear • Eine affin-lineare Kennlinie kann durch Subtraktion der Konstanten in eine lineare (proportionale) Kennlinie überführt werden y = k ⋅ x + k0 7 8 Lineare Kennlinie Linearisierung • Vorteile einer linearen Kennlinie • Linearisierung • Ersatz der Kennlinie durch affin-lineare Funktion • Berechnung einer linearen Approximation um den Arbeitspunkt x0 • Konstante Empfindlichkeit Ausgangsgröße y • Kalibrierung erfordert wenig aufwand • Fehlerabschätzung einfach y = k ⋅ x + k0 y =k⋅x ylin = dy dx ( x − x0 ) + y 0 x0 y Ausgangsgröße y • Besonders einfache Beschreibung • Nur ein bzw. zwei Parameter werden benötigt y0 k0 x0 x Eingangsgröße x Eingangsgröße x 9 Umkehrspanne • Empfindlichkeit • Umkehrspanne • Änderung des Wertes der Ausgangsgröße eines Messgerätes bezogen auf die sie verursachende Änderung des Wertes der Eingangsgröße, d.h. die Ableitung der Ausgangsgröße Signal Output S y Ausgangsgröße 150 10 Kenngrößen Empfindlichkeit • Differenz der Werte, die sich für den gleichen Wert der Messgröße ergeben, wenn von einem kleineren Wert oder einem größeren Wert ausgehend gemessen wird Niedrige Empfindlichkeit 100 S= 50 0 dy dx x0 Hohe Empfindlichkeit 0 20 40 60 80 100 Eingangsgröße Physical Input Xx P. H. Sydenham, Handbook of Measurement Science, Vol. 2, Chichester, U.K., John Wiley & Sons, 1983. 11 12 1.5.2 Dynamisches Verhalten • Ideales Messgerät: Messergebnis folgt Eingangsgröße ohne Zeitverzögerung • Reales Messgerät: Zeitverzögerung aufgrund von Kapazitäten, Massen, Datenverarbeitung • Dynamischer Fehler: Vorübergehend auftretende Abweichung aufgrund der Zeitverzögerung • Tritt nur auf, wenn sich die Eingangsgröße ändert • Je schneller sich die Eingangsgröße ändert, desto größer die Auswirkung Dynamische Fehler • Zur Beschreibung des dynamischen Verhaltens wird standardisiertes Eingangssignal betrachtet • Wichtiges Eingangssignal: Sprungfunktion ⎧0 für t ≤ 0 x(t ) = ⎨ ⎩1 für t > 0 x(t) y(t) • • • 1. 0 …Tt: y(t) reagiert noch gar nicht 2. Tt…Tt+Tein: y(t) reagiert 3. Tt+Tein…∞: y(t) hat seinen Endwert (innerhalb Toleranzband) erreicht t Totzeit Tt Einschwingzeit Tein 13 Totzeit, Einschwingzeit • Je kleiner Tt und Tein, desto kleiner ist der dynamische Fehler • Differentialgleichung erster Ordnung x(t) K ⋅ x(t ) = y (t ) + T ⋅ y ′(t ) y(t) • Ideales System: • Lösung für Sprungfunktion: t ⎛ − ⎞ γ (t ) = K ⎜1 − e T ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ ⎠ • Funktionswerte: t Totzeit Tt • Tt = 0 • Tein= 0 14 Messsystem 1. Ordnung Einschwingzeit Tein • Systeme können klassifiziert werden nach Differentialgleichungen, die das Zeitverhalten beschreiben γ (T ) ≈ 0,63 ⋅ K γ (2,303 ⋅ T ) ≈ 0,9 ⋅ K K K⋅x(t) y(t) T T90 = 2,303 ⋅ T 2T • Beispiel: Temperatursensor mit endlicher Wärmekapazität Überschwingen und Dämpfung Messsystem 2. Ordnung • Messgeräte, bei denen bewegte Massen auftreten (z.B Zeigerinstrumente) können oft durch Differentialgleichung zweiter Ordnung beschrieben werden • Dimensionslose Darstellung φ (t ) = ξ (t ) + 2 Dξ ′(t ) + ξ ′′(t ) • Zeitverhalten γ(t) hängt stark von Dämpfung D des Systems ab • D<1: Überschwingen D = 0,1 • D>1: Langsame Annäherung γ(t) D = 0,3 • In der Messtechnik wird D = 1 bevorzugt D=1 D=5 t 15 t T90: Zeit, die das System benötigt, um 90 % des Beharrungswertes anzuzeigen
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