Ausblick Deutschland: Wachstum 2016

Aktuelle Themen
Konjunktur
Ausblick Deutschland
3. März 2016
Autoren
Eric Heymann
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Jochen Möbert
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Heiko Peters
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Editor
Stefan Schneider
Deutsche Bank AG
Deutsche Bank Research
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Deutschland
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www.dbresearch.de
DB Research Management
Ralf Hoffmann
Originalveröffentlichung in englischer Sprache:
2. März 2016
Inhaltsverzeichnis
Seite
Prognosetabellen ............................................2
Deutsche Exporte 2016 doppelt unter
Beschuss ........................................................3
Hauspreise: Normalisierung bald abgeschlossen, Überbewertung wahrscheinlich..............14
Wachstum 2016: Binnenlastiger &
risikobehafteter .............................................23
EZB deutet für die nächste Ratssitzung im
März weitere geldpolitische Lockrungen an...26
DB Makro-Überraschungsindex
Deutschland..................................................28
Eventkalender ...............................................29
Datenkalender ..............................................30
Finanzmarktprognosen .................................30
Datenmonitor ................................................31
Wachstum 2016: Exportindikator dämpft,
Binnenwirtschaft läuft dank Staat und Bau
Deutsche Exporte 2016 doppelt unter Beschuss. Während die deutschen Exporteure 2015 trotz des schwierigen Umfelds noch Weltmarktanteile hinzugewannen, stand der Start ins Jahr 2016 unter keinem guten Stern. Unser „Exportindikator“, der sich aus dem Nachfrage- und dem Wechselkursimpuls zusammensetzt, zeigt, dass die deutschen Exporte 2016 doppelt unter Beschuss stehen
dürften. Die ungünstigere Konstellation beim Nachfrage- und insb. beim Preisimpuls dürfte 2016 nur noch für ein Exportwachstum von 3% sorgen. Der Blick
auf einzelne Industriesektoren zeigt, dass die gesamtwirtschaftlichen Impulse
durch branchenspezifische Faktoren überkompensiert werden können. Zu nennen ist z.B. in der Automobilindustrie das hohe Niveau beim Autoabsatz etwa in
den USA oder UK, welches weitere (deutliche) Zuwächse 2016 unwahrscheinlich erscheinen lässt. Darüber hinaus schwächt eine voranschreitende Lokalisierung der Produktion (v.a. China und USA) den Wechselkurseffekt ab. Insgesamt
wird das Exportjahr 2016 für die deutsche Industrie herausfordernd.
Hauspreise: Normalisierung bald abgeschlossen, Überbewertung wahrscheinlich. Die Wohnungspreise in den 126 wichtigsten deutschen Städten stiegen
2015 gg. Vj. um 6% und abermals kräftiger als die Mieten. Zwischen 2009 und
2015 wiesen München, Stuttgart und Hamburg höhere Preiszuwächse auf als
bspw. Köln und Düsseldorf. Schlusslicht war Frankfurt. Berlin liegt im Mittelfeld,
könnte aber aufholen. Gemessen an Erschwinglichkeitsindizes lagen deutsche
Wohnimmobilienpreise bisher unter ihren historischen Durchschnitten. Mit den
erwarteten Preissteigerungen von 6% in 2016 dürfte das Ende der Normalisierung erreicht werden. Durch den potentiell weiter wachsenden großen Nachfrageüberhang sollten die Preise in den nächsten Jahren steigen. Es könnte zu
Überbewertungen kommen, die die makroprudentiellen Risiken erhöhen.
Wachstum 2016: Binnenlastiger & risikobehafteter. Zum Jahresende 2015 blieb das
BIP-Wachstum mit 0,3% stabil, obwohl die schwache Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze Sorgen um eine deutliche Verlangsamung aufkommen ließen.
Eine äußerst kräftige Binnenkonjunktur überkompensierte in H2 2015 den Gegenwind vom Außenhandel. Die ifo-Geschäftserwartungen fielen am Jahresanfang
allerdings so stark wie zuletzt Mitte 2008. Bislang interpretieren wir dies als ein kräftiges Warnsignal. Andere Daten deuten aber darauf hin, dass die ifo-Daten die Lage
überzeichnen und zumindest ein robustes Q1 bevorsteht. Unsere BIP-Wachstumsprognose für 2016 hatten wir schon vor Veröffentlichung der ifo-Daten leicht auf
1,7% von 1,9% gesenkt – vor allem aufgrund geringerer Exporterwartungen.
EZB deutet für die nächste Ratssitzung im März weitere geldpolitische Lockerungen an. Durch die anhaltend niedrige Inflation, dem Rückgang der Inflationserwartungen, gestiegenen Konjunkturrisiken und der Aussagen einiger EZBRatsmitglieder erwarten wir auf der Ratssitzung am 10. März weitere geldpolitische Lockerungen: Eine Absenkung des Einlagensatzes um 10 Bp. und eine
temporäre Erhöhung der Anleihekäufe. Dies dürfte die Wahrscheinlichkeit von
Abwärtsrisiken reduzieren und damit zur Stabilität in der EWU beitragen.
Ausblick Deutschland
Wachstum, Inflation, Leistungsbilanz, Budgetsaldo
DX
BIP-Wachstum
in % gg. Vj.
2015P 2016P 2017P
Euroland
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Österreich
Finnland
Griechenland
Portugal
Irland
Inflation*
in % gg. Vj.
2015P 2016P 2017P
Leistungsbilanzsaldo
in % des BIP
2015P 2016P 2017P
Budgetsaldo
in % des BIP
2015P 2016P 2017P
1,5
1,7
1,1
0,6
3,2
1,9
1,4
0,8
0,4
-0,7
1,5
6,5
1,4
1,7
1,2
1,1
2,7
1,2
1,0
1,1
0,2
-1,0
1,3
3,8
1,5
1,6
1,6
0,9
2,2
1,3
1,2
1,4
1,1
1,6
1,5
3,2
0,0
0,2
0,1
0,1
-0,6
0,2
0,6
0,8
-0,2
-1,1
0,5
0,0
0,2
0,3
0,2
0,2
-0,3
0,1
1,1
1,1
0,3
-0,1
0,4
0,6
1,4
1,5
1,1
1,4
1,5
1,4
1,7
1,8
1,3
0,9
1,4
1,7
3,0
8,3
-0,1
2,1
1,6
10,9
0,5
2,8
0,1
0,0
0,9
4,5
2,7
8,1
0,1
1,7
1,4
10,6
1,0
2,6
0,3
1,0
1,0
4,0
2,3
7,8
0,3
1,6
1,2
10,7
1,0
2,6
0,4
1,2
0,9
3,5
-2,1
0,6
-3,7
-2,9
-4,5
-1,8
-2,7
-2,0
-3,3
-4,1
-4,2
-1,8
-2,0
0,0
-3,4
-2,8
-3,5
-1,7
-2,7
-1,7
-3,1
-3,7
-2,8
-1,1
-1,7
0,0
-2,9
-2,4
-2,8
-1,6
-2,3
-1,4
-2,6
-1,8
-2,6
-0,6
Großbritannien
Dänemark
Norwegen
Schweden
Schweiz
2,2
1,6
1,4
3,8
1,0
2,3
1,7
1,4
2,7
1,2
2,3
1,8
2,2
2,5
1,6
0,0
0,5
2,2
0,0
-1,1
1,1
1,4
2,4
1,0
-0,4
1,9
1,8
2,3
1,9
0,3
-4,3
7,5
7,5
6,0
9,0
-3,1
7,0
7,0
5,7
8,0
-3,0
6,5
6,5
5,5
8,0
-4,0
-3,0
7,5
-0,8
0,0
-2,5
-2,5
7,0
-1,0
-0,5
-1,0
-2,0
6,5
-0,5
-0,5
Tschech. Rep.
Ungarn
Polen
4,3
2,7
3,6
2,6
2,4
3,5
3,2
3,3
3,5
0,3
-0,1
-0,9
1,0
1,1
-0,4
1,7
2,3
1,2
1,6
3,1
-0,2
1,2
3,4
-0,7
0,8
2,5
-0,7
-1,9
-2,4
-2,9
-1,4
-2,2
-2,9
-1,2
-2,0
-2,7
USA
Japan
China
Welt
2,4
0,5
6,9
3,1
1,2
-0,3
6,7
3,0
2,2
0,5
6,7
3,6
0,1
0,8
1,4
3,3
1,2
0,2
1,8
3,7
1,9
1,8
1,8
4,0
-2,4
3,3
2,7
-2,9
4,6
2,7
-3,3
4,5
2,5
-2,4
-4,2
-3,5
-2,9
-4,2
-3,5
-2,9
-3,5
-3,5
*Inflationsdaten für EU-Länder basieren auf harmonisierten Verbraucherpreisindizes außer bei Deutschland. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen.
Quellen: Nationale Behörden, Nationale Zentralbanken, Deutsche Bank
Prognosen Deutschland: BIP-Wachstum nach Komponenten, % gg.Vq., Jahresdaten % gg.Vj.
DX
2015
BIP
Privater Konsum
Staatsausgaben
Anlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bau
Lager, %-Punkte
Exporte
Importe
Nettoexport, %-Punkte
2013
0,3
0,6
0,8
-1,3
-2,3
-1,1
0,6
1,6
3,1
-0,5
2014
1,6
0,9
1,7
3,5
4,5
2,9
-0,3
4,0
3,7
0,4
2015 2016P 2017P
1,7
1,7
1,6
1,9
2,0
1,4
2,4
2,9
1,8
2,2
1,9
1,8
4,8
2,3
1,6
0,3
2,2
2,2
-0,5
0,1
0,0
5,4
3,0
4,5
5,8
4,6
4,8
0,3
-0,5
0,2
Konsumentenpreise*
Arbeitslosenquote, %
Industrieproduktion
Budgetsaldo, % BIP
Öffentlicher Schuldenstand, % BIP
Leistungsbilanzsaldo, % BIP
Leistungsbilanzsaldo, EUR Mrd.
1,5
6,9
0,1
-0,1
77,4
6,5
182
0,9
6,7
1,5
0,3
74,9
7,3
212
0,2
6,4
0,5
0,6
71,4
8,3
249
0,3
6,4
0,6
0,0
68,9
8,1
254
1,5
6,9
2016
Q1
0,3
0,4
0,4
1,7
1,9
1,8
0,0
1,5
2,1
-0,2
Q2
0,4
0,1
0,7
-0,4
0,5
-1,3
-0,3
1,8
0,5
0,6
Q3
0,3
0,6
1,3
-0,3
-0,8
-0,3
0,1
0,2
1,1
-0,3
Q4
0,3
0,3
1,0
1,5
1,0
2,2
0,1
-0,6
0,5
-0,5
Q1P
0,4
0,6
0,6
0,9
0,3
1,5
0,0
0,8
1,3
-0,2
Q2P
0,3
0,5
0,7
-0,2
0,5
-0,9
0,0
1,3
1,5
0,0
Q3P
0,5
0,5
0,8
0,2
0,6
-0,2
0,0
1,3
1,3
0,1
Q4P
0,5
0,4
0,8
0,5
0,6
0,4
0,0
1,0
1,0
0,1
0,0
6,5
0,5
6,4
0,1
6,4
0,3
6,3
0,2
6,2
0,0
6,3
0,3
6,5
0,7
6,6
0,0
66,7
7,8
254
*Inflationsdaten für Deutschland basieren auf nationaler Abgrenzung. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
2
| 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutsche Exporte 2016 doppelt unter Beschuss
Welthandel wächst nicht mehr
schneller als das globale BIP
1
— Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamte sich 2015 auf das geringste Tempo seit sechs Jahren, und der Welthandel wuchs sogar noch langsamer. In diesem schwierigen Umfeld konnten sich die deutschen Exporteure gut behaupten (+6,4%). Sie gewannen sogar noch Weltmarktanteile hinzu. Deutschland dürfte erneut hinter China und den USA die Bronzemedaille erhalten. Erhebliche Unterstützung lieferte die EZB, die mit ihrer noch expansiver ausgerichteten Geldpolitik für eine breit angelegte Schwächung
des Euro sorgte. Besonders kräftig stiegen die Exporte in die USA und
Großbritannien, sodass der Anteil der Exporte in die Industrieländer ohne
die Eurozone an allen Ausfuhren bei 34% liegt. Die USA verdrängten zudem Frankreich als größten Abnehmer deutscher Produkte.
Trendreihe
(Hodrick-Prescott-Filter, % gg. Vj.)
12
10
8
6
4
2
0
70 74 78 82 86 90 94 98 02 06 10 14
Reales BIP (Trend)
Realer Welthandel (Trend)
Quellen: IWF - IFS, Deutsche Bank Research
Schwellenländer dämpften globales
Handelswachstum 2015
2
% gg. Vj., laufender 12M-Durchschnitt
— Die ungünstigere Konstellation beim Nachfrage- und insbesondere beim
Preisimpuls dürfte 2016 für ein langsameres Exportwachstum von etwa 3%
sorgen. Der schwächere Impuls von Seiten der Auslandsnachfrage. geht
hauptsächlich auf eine verlangsamte Nachfrage aus den Industrieländern
außerhalb der Eurozone zurück. Dies war der Hauptgrund für unsere kürzlich durchgeführte Abwärtsrevision des prognostizierten deutschen BIPWachstums von 1,9% auf 1,7% im Jahr 2016 Der Preisimpuls drehte zuletzt
deutlich ins Negative, was zum Großteil auf den Einbruch der Schwellenländerwährungen zurückzuführen war. Allerdings notierte der Euro im Vergleich zum Vorjahr auch gegenüber den Industrieländerwährungen stärker.
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
12
13
Welthandel
Schwellenländer
14
15
Industrieländer
EWU
— Die deutschen Exporte dürften 2016 also doppelt unter Beschuss stehen,
wobei die Risiken nach unten überwiegen. Die Turbulenzen in den Schwellenländern könnten sich beispielsweise durch politische Risiken, einen anhaltend schwachen Ölpreis oder aber durch eine stärkere konjunkturelle
Abkühlung in China sogar noch verschärfen.
Quellen: CPB, Deutsche Bank Research
Konjunkturdaten enttäuschten zuletzt
deutlich
Indizes ökonomischer Überraschungen
Quelle: Bloomberg Finance LP
3
| 3. März 2016
— Der Start ins Jahr 2016 stand allerdings unter keinem guten Stern. Die Konjunkturdaten enttäuschten in der Mehrheit über alle Regionen hinweg und
der Euro wertete insbesondere gegenüber den Währungen der Schwellenländer deutlich auf. Zur Bestimmung inwieweit dies die deutsche Konjunktur
über ein verringertes Exportwachstum trifft, haben wir einen „Exportindikator“ berechnet. Dieser setzt sich aus der mit der jeweiligen Bedeutung für
die deutschen Exporte gewichteten globalen Nachfrage- (Nachfrageimpuls)
und der gewichteten Wechselkursveränderung (Preisimpuls) zusammen.
3
— Bei der Analyse der deutschen Exporte lohnt sich ein Blick auf einzelne
Industriesektoren. Denn neben dem gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und
dem Preisimpuls können branchenspezifische Faktoren eine wichtige Rolle
spielen. Zu nennen ist z.B. in der Automobilindustrie das bis zuletzt hohe
Niveau beim Autoabsatz etwa in den USA oder UK, welches weitere (deutliche) Zuwächse 2016 unwahrscheinlich erscheinen lässt. Darüber hinaus
kann die voranschreitende Lokalisierung der Produktion in wichtigen Automärkten (v.a. China und USA) das Exportpotenzial aus Deutschland heraus
schmälern; diese Lokalisierung schwächt ferner den Wechselkurseffekt ab.
— Darüber hinaus kann auch die Zusammensetzung des Wirtschaftswachstums im Exportzielland über den reinen Nachfrageimpuls für das deutsche
Exportwachstum von Bedeutung sein. Beispielsweise liegt der Fokus deutscher Exporteure auf Investitionsgütern (Automobilindustrie, Maschinenbau,
große Teile der Elektrotechnik). Von Investitionseuphorie ist aber in den traditionellen Industrieländern nichts zu spüren. Auch in China verlangsamt
sich das Investitionswachstum. Und Schwellenländer, die auf den Export
von Energie- oder sonstigen Rohstoffen angewiesen sind, verharren auch
2016 in der Rezession oder erholen sich nur langsam.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Top-3 positive/negative Beiträge zum
deutschen Export 2015
4
%-P. Beitrag zum Wachstum nom. Warenexporte,
Okt. 2015, Werte über den Balken sind die Veränderung gg. Vj. (12M-Durchschnitt)
Deutsche Exporte entkoppelten sich 2015 vom schwachen
Welthandel
Trotz der zunehmenden Schwäche des Welthandels behaupteten sich die exportabhängigen deutschen Unternehmen 2015 und gewannen sogar Marktanteile hinzu. Im Jahr 2015 lag Deutschland mit einem Anteil von rd. 8% der globalen Exporte hinter den USA (9%) und China (14%) auf Rang 3.
Der preisbereinigte Welthandel dürfte mit einem Wachstum von 2,7% sogar
hinter dem anhaltend schwachen Weltwirtschaftswachstum von 3,1% im Jahr
2015 – das langsamste BIP-Wachstum seit sechs Jahren – zurückgeblieben
sein. Insbesondere stellte die Handelsabkühlung in den Schwellenländern einen
Bremsfaktor dar. Getrieben durch den Einbruch der Rohstoffpreise fiel der globale Handel in nominaler Rechnung sogar um etwas mehr als 10%.
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Top 10 Exportzielländer
5
% der gesamten deutschen Exporte,
laufender 12-Monatsdurchschnitt
Die schwache Entwicklung des Welthandels, die wir teilweise als strukturell
bedingt ansehen, geht auf das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurück:
Zum Teil ölpreisbedingte Kaufkraftgewinne der Konsumenten bringen eine Verschiebung zur Binnenwirtschaft. Die Optimierung der Produktionsprozesse über
globale Wertschöpfungsketten schreitet derzeit erheblich langsamer voran als
vor dem Rezessionsjahr 2008/09. Die Zunahme an restriktiven Handelsbe1
schränkungen , das Stocken bei der Aushandlung multilateraler Handelsabkommen sowie die nur langsamen Fortschritte bei den Verhandlungen der USA
und der EU über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft
2
(TTIP) sind weitere Faktoren. Positiv hervorzuheben ist die kürzlich erfolgte
Unterzeichnung des Transpazifischen Partnerschaftsabkommens (TPP) mit den
USA und Japan als größte Unterzeichnerländer. Hier steht Europa allerdings
außen vor und wird durch den Handelsumlenkungseffekt negativ getroffen.
Deutsche Exporte konzentriert auf Europa, die USA und China
6
% der deutschen Gesamtexporte
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Bedeutung der Nicht-EWU-Industrieländer
deutlich gestiegen
7
% der gesamten deutschen Exporte,
laufender 12-Monatsdurchschnitt
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Angesichts dieser schwierigen Fahrwasser entwickelten sich die deutschen
Exporte (Waren und Dienstleistungen) 2015 mit einem realen Wachstum von
5,4% sehr positiv und kletterten auf den neuen Höchststand von EUR 1.420
Mrd., was rd. 47% des BIP ausmacht. Die Warenexporte stiegen in nominaler
Rechnung um 6,4% auf EUR 1.196 Mrd. Zurück ging dies auf den deutlichen
Anstieg der Ausfuhren in die drei wichtigsten Exportmärkte, nämlich die USA,
das Vereinigte Königreich (UK) und die Niederlande. Dabei kompensierte der
1
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
4
| 3. März 2016
2
Vgl. WTO (2015). Report on G-20 Trade Measures, 30 Oktober 2015.
Vgl. für Detail Peters, H. und Schneider, S. (2014). Sluggish global trade - cyclical or structural?
Deutsche Bank Research. Global Economic Perspectives. 25 November 2014.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutlich veränderte Erwartungen bzgl.
US-Geldpolitik
8
Marktimplizite Wahrscheinlichkeit von FedFunds-Niveaus nach Fed-Meeting am 14.12.2016; %
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
0-0,25
1-1,25
0,25-0,5
1,25-1,5
0,5-0,75
1,5-1,75
Anstieg der UK-Exporte (+8%) nahezu vollständig den erneuten Einbruch bei
den Exporten nach Russland. Die breit gefächerte Abwertung des Euro im Jahr
2015 unterstützte die Entwicklung in erheblichem Maße. Ausgelöst wurde diese
insbesondere durch die deutlich expansiver ausgerichtete Geldpolitik der EZB
bei gleichzeitiger Spekulation über die erste Zinsanhebung der Fed, die im Dezember 2015 dann auch tatsächlich erfolgte. Im Jahresdurchschnitt erhöhten
sich die Exporte in die USA um fast 20%. Die USA verdrängten damit Frankreich als traditionell größtes Zielland deutscher Produkte.
Der seit 2011 bestehende Trend, dass ein immer größerer Anteil der deutschen
Exporte in Industrieländer außerhalb der Eurozone geliefert wird, setzte sich
damit fort. Die Ausfuhren in die Industrieländer außerhalb der Eurozone stiegen
2015 um 7% und machen mittlerweile 34% der Gesamtexporte aus. Mit einem
soliden Wachstum der Exporte in die Eurozone von 4,3% verlangsamte sich der
langjährige Bedeutungsverlust des gemeinsamen Währungsraums. Auf die Eurozone entfiel dennoch nur noch ein Anteil von rd. 37% der deutschen Gesamt3
exporte (2007: 45%).
0,75-1
> 1,75
Quelle: Bloomberg Finance LP
Gewichtungsfaktoren der Top-10 Exportdestinationen
9
Unterschiedliche Gewichtungsfaktoren zur Berechnung des globalen BIP
Dagegen nahmen Deutschlands Exporte in die Schwellenländer 2015 nur unterdurchschnittlich zu (+2,9%). Der Anteil dieser Staaten an den gesamten
deutschen Ausfuhren ging damit etwas zurück und liegt etwa 1%-Punkt unter
dem Höchstwert von Mai 2013 mit 30%. Die fallende Nachfrage aus Russland,
der Ukraine und China dämpften am stärksten.
Ungünstige Entwicklung seit Jahresanfang 2016
Seit Ende des vergangenen Jahres wurde unsere globale Wachstumsprognose
4
für 2016 bereits von 3,3% auf derzeit 3,0% reduziert, und die Risiken deuten
eher nach unten. Dies geht vor allem auf den pessimistischeren Ausblick für
Japan (Dez: 1,5% auf derzeit -0,3%) die USA (von 2,1% auf 1,2%) und Brasilien
(von -2,4% auf -3,5%) zurück. Kürzlich haben wir zudem die Prognose für die
Eurozone leicht nach unten revidiert (von 1,6% auf 1,4%).
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Nachfrage und Preisimpuls 2016
schwächer
% gg. Vj.
10
Neben der Eintrübung der globalen Wachstumsaussichten kam seit Jahresanfang 2016 eine breit gefächerte, deutliche Aufwertung des Euro hinzu, was die
preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schmälern sollte. Die herausfordernde Situation in den Schwellenländern führte insbesondere in den großen
Ölproduzentenländern zu einer deutlichen Währungsabwertung. Hinzu kam eine
Kehrtwende bei den Markterwartungen bezüglich der Ausrichtung der USGeldpolitik. Die marktimplizite Wahrscheinlichkeit für unveränderte Fed-Zinsen
bis zum Jahresende 2016 ist seit Jahresanfang nach oben gesprungen. Die
Mitte Dezember 2015 angedeutete und dann relativ rasch umgesetzte Umorientierung Chinas hin zu einer impliziten Anbindung der eigenen Währung an einen
Währungskorb statt primär an den US-Dollar führte zu einer Abwertung des
Yuan. Japan erhöhte mit der Senkung des Einlagenzinses in den negativen
Bereich ebenfalls die geldpolitische Drehzahl. Die von uns erwartete expansivere Ausrichtung der Geldpolitik der EZB dürfte über einen vom Zinsdifferential –
insbesondere gegenüber den US-Zinsen – ausgelösten Kapitalfluss den Euro
tendenziell wieder schwächen.
3
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
4
5
| 3. März 2016
Für die monatlichen deutschen Exportzahlen haben wir auf die traditionelle Datenbank für internationalen Handel (ComExt) von Eurostat zurückgegriffen und die nicht-saisonbereinigten Zeitreihen mit dem X-13ARIMA-SEATS-Verfahren saisonbereinigt. Angegeben sind für 2015 die 12Monatsdurchschnitte (Oktober 2015).
Hooper, Peter et al. (2015). Globaler Ausblick 2016: Nachlassender Liquiditätsschub. 17. Dezember 2015, Deutsche Bank Research.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
11
Exportschätzung
Deutsche Exporte (% gg. Vj.)
Koef.
Gewichtetes globales BIP (% gg. Vj.)
4.2
Gewichteter Wechselkurs (% gg. Vj.)
1.0 ***
Konstante
-3.6 ***
Adj. R²
**
0.90
Signifikanzniveaus: *** 0.01 **'0.05, Daten von 2001-2015
Quelle: Deutsche Bank Research
Exportindikator deutet auf Exportwachstum von 3% in 2016
12
% gg. Vj.
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Exportgewichtetes globales Wachstum
(Nachfrageimpuls) deutlich schwächer seit
Krisenbeginn
13
% gg. V.
Exportindikator: Nachfrageimpuls weiter schwach –
Preisimpuls ins Negative gedreht
Um zum einen die Auswirkungen der globalen Nachfrageveränderungen und
zum anderen der Währungsbewegungen auf die deutschen Exporte identifizieren zu können, haben wir einen Exportindikator erstellt. Dieser setzt sich aus
zwei Komponenten zusammen – dem Nachfrage- und dem Preisimpuls:
— Nachfrageimpuls: Die Stärke der globalen Nachfrage approximieren wir
durch das gewichtete globale Wirtschaftswachstum. Als Gewichtungsfaktoren verwenden wir den jeweiligen Anteil des Ziellandes an den deutschen
Gesamtexporten. Die deutsche Exportstruktur der Top-10-Zielländer weicht
deutlich von der Bedeutung dieser Länder für die Weltwirtschaft ab. Insbesondere für die USA und China ist der jeweilige Anteil an der Weltwirtschaft
deutlich höher als der Anteil der deutschen Exporte in diese Länder. Die
Anzahl der Länder beschränken wir dabei auf die von Deutschen Bank Research abgedeckten Volkswirtschaften, die zusammen etwa 95% der deutschen Exporte ausmachen.
— Preisimpuls: Analog dazu berechnen wir einen effektiven Wechselkurs des
Euro als Indikator für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Die bilateralen
Wechselkursveränderungen des Euro gegenüber 36 Währungen gewichten
wir mit der Bedeutung des jeweiligen Landes für die deutschen Exporte. Die
Länder der Eurozone nehmen wir dabei mit einer Währungsveränderung
von 0 mit auf. Auch hier liegt eine Abdeckung von etwa 95% der deutschen
Exporte vor. Der Indikator wird so definiert, dass eine Erhöhung eine
Schwächung des Euro gegenüber den Hauptzielländern deutscher Exporte
darstellt und damit durch die Verbilligung im Ausland für eine höhere Nachfrage nach deutschen Produkten sorgen dürfte.
Mit beiden Indikatoren kann die Entwicklung der deutschen Exporte relativ gut
erklärt werden (Abbildung 12). Die Aggregation über die einzelnen Länder hat
den Vorteil, dass wir die Beiträge der einzelnen Länder berechnen können.
Während 2015 der Nachfrageimpuls und vor allem der Preisimpuls aufgrund der
breit gefächerten Abwertung des Euro anzogen, fallen beide Indikatoren für
dieses Jahr ungünstiger aus. Basierend auf den aktuellen Prognosen von Deutsche Bank Research für die einzelnen Länder fällt der Nachfrageimpuls dieses
Jahr leicht schwächer aus. Der Preisimpuls drehte seit zu Jahresanfang sogar
5
deutlich in den negativen Bereich.
Beides zusammen sorgt für einen pessimistischeren Ausblick auf die Exportentwicklung in diesem Jahr. Wir haben daher unsere Prognose für das deutsche
6
Exportwachstum im Jahr 2016 zuletzt von 4% auf 3% reduziert. Im Folgenden
schauen wir uns die Treiber für die Veränderungen der beiden Indikatoren genauer an.
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
5
6
6
| 3. März 2016
Für die Abbildung 10 wurden die exportgewichteten Veränderungsraten gg. Vj. der Nachfrage
und der Preise mit den jeweiligen Regressionskoeffizienten (Abbildung 11) multipliziert.
Für den Preisimpuls haben wir die durchschnittliche Entwicklung seit Jahresanfang für das Gesamtjahr 2016 unterstellt.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Pos./neg. Treiber für den Nachfrageimpuls
2015
14
Pos./neg. Treiber für den Nachfrageimpuls
2016S
15
Pos./neg. Treiber für die Nachfrageveränderung 2015/2016
%-Punkte, Werte über den Balken sind die BIPVeränderungen % gg. Vj.
%-Punkte, Werte über den Balken sind die BIPVeränderungen % gg. Vj.
%-P., Werte über den Balken sind die Veränderungen
der BIP-Veränderungen von 2016 gg. 2015 in %-P.
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Preisimpuls 2016 deutlich ins Negative
gedreht
Positiver Preisimpuls in 2015 durch breit
gefächerte EUR-Schwäche
Negativer Preisimpuls in 2016 insb. durch
Abwertungen in den Schwellenländern
% gg. Vj.
17
18
16
19
%-P., Werte über den Balken sind die Wechselkursveränderungen: (+) EUR schwächer / (-) EUR stärker
%-P., Werte über den Balken sind die Wechselkursveränderungen: (+) EUR schwächer / (-) EUR stärker
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Balkenbreite skaliert mit dem Anteil der deutschen Exportzielländer
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Preisimpuls dreht Anfang 2016 deutlich ins Negative
Während sich der Preisimpuls 2015 für die deutschen Exporte sowohl gegenüber den Industrieländern als auch gegenüber den Schwellenländern äußerst
günstig entwickelte, kehrte sich der Effekt seit Jahresanfang 2016 spürbar um.
Hauptsächlich geht dies auf den Einbruch der Schwellenländerwährungen zurück, aber der Euro wertete auch gegenüber den Industrieländerwährungen auf.
Am ungünstigsten für die deutschen Exporte entwickelten sich die Währungsrelationen gegenüber der Türkei, Brasilien, Südafrika und Russland.
Zusammenfassend ergibt sich, dass die deutschen Exporte in diesem Jahr doppelt unter Beschuss stehen dürften. Zum einen über den etwas schwächeren
Nachfrageimpuls, aber insbesondere in Folge des jüngsten Einbruchs des
Preisimpulses. Die Risiken zeigen dabei sogar eher noch nach unten. Die Turbulenzen in den Schwellenländern könnten sich beispielsweise durch politische
Risiken, einen anhaltend schwachen Ölpreis oder aber stärkere konjunkturelle
Abkühlung in China sogar noch verschärfen. Unser China-Ökonom sieht relativ
7
| 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Exportquote steigt
20
Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz,
Verarbeitendes Gewerbe, Deutschland, %
deutliche Abwärtsrisiken für die derzeitige Prognose von 6,7% – insbesondere
für das zweite Halbjahr.
Im Folgenden werden wir im Detail aufzeigen, welche deutschen Sektoren besonders stark vom schwächeren Export-Impuls betroffen sein werden.
50
48
Branchenperspektive: Geringeres Exportwachstum belastet
deutsche Industrie
46
44
42
40
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Quelle: Statistisches Bundesamt
Exportquote in Investitionsgüterbranchen besonders hoch
21
Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz,
nach Branchen, Deutschland, %
Automobilindustrie
Maschinenbau
Chemieindustrie
Das Ausland ist in den letzten Jahren als Absatzmarkt für das Verarbeitende
Gewerbe in Deutschland bedeutsamer geworden. 2015 erreichte der Anteil des
Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz in der Industrie 49,7%. 2005 lag diese
Exportquote erst bei 44,4%. Die internationale Ausrichtung auch über die europäischen Grenzen hinaus hat dazu beigetragen, dass sich die deutsche Industrie in den ersten Jahren nach der globalen Rezession von 2008/09 schneller
erholt hat, als es in anderen EU-Ländern der Fall war.
Das von uns erwartete schwächere Exportwachstum im Jahr 2016 wird natürlich
auch beim deutschen Verarbeitenden Gewerbe seine Spuren hinterlassen. Dabei lohnt ein differenzierter Blick auf einzelne Sektoren. Denn der Nachfrageeffekt (BIP-Wachstum) sowie der Preiseeffekt (Wechselkurse) wirken von Sektor
zu Sektor unterschiedlich. Hinzu kommen branchenspezifische Besonderheiten,
7
die das Exportergebnis 2016 beeinflussen werden. Im Folgenden konzentrieren
wir uns auf die vier großen industriellen Exportbranchen, auf die 2015 etwa 62%
der gesamten deutschen Warenausfuhren entfielen.
Automobilindustrie: Europa dürfte wieder wichtiger werden
Elektrotechnik
Metallindustrie
Ernährungsgewerbe
0
25
2015
50
75
2005
Quelle: Statistisches Bundesamt
2015 solides Exportwachstum
22
Gesamte Warenausfuhr aus Deutschland,
nominal, % gg. Vj.
20
10
0
-10
-20
09
10
11
Quelle: Statistisches Bundesamt
12
13
14
15
Die Exportquote der deutschen Automobilindustrie (inklusive Kfz-Zulieferer)
erreichte 2015 mit 65% einen neuen Rekordwert. Die Ausfuhren waren im letzten Jahr eine wichtige Konjunkturstütze für die inländische Produktion der Branche; sie expandierten in wertmäßiger Betrachtung um 11%. Allerdings entwickelten sich die Exporte in einzelne Staaten sehr unterschiedlich. So nahmen
die nominalen Ausfuhren der Branche in die USA und ins Vereinigte Königreich
(UK) um 23% bzw. 20% zu, und zwar auf hohem Niveau. Günstig wirkten im
letzten Jahr sowohl das anhaltende Wachstum dieser Automärkte als auch die
Abwertung des Euro gegenüber US-Dollar und britischem Pfund. Die deutsche
Automobilindustrie konnte 2015 ihre Ausfuhren auch in wichtige Länder der
Eurozone steigern, wo sich die Autonachfrage weiter erholte. Allerdings war hier
das Basisniveau nach den Rückgängen früherer Jahre noch recht niedrig. Deutlich rückläufig waren 2015 dagegen die wertmäßigen Exporte der Automobilindustrie nach China (-16%), obwohl der Autoabsatz in China um 9% zunahm und
der Euro gegenüber dem chinesischen Yuan schwächer tendierte. Hier ist zu
erkennen, dass Nachfrage- und Preiseffekt von anderen branchenspezifischen
oder strukturellen Faktoren überlagert werden können, die wir weiter unten erläutern.
Der US-Automarkt des Jahres 2016 wird für die deutsche Automobilindustrie
herausfordernd. Die Dynamik beim Absatz von Light Vehicles in den USA dürfte
sich nach sechs wachstumsstarken Jahren spürbar abschwächen – trotz der
vorerst niedrigen Benzinpreise. Dieser branchenspezifische Nachfrageeffekt
wird sich auch auf die Exporte der Automobilindustrie in die USA negativ auswirken. Zu Jahresbeginn notierte der Euro gegenüber dem US-Dollar fester.
Dieser Preiseffekt verschlechtert derzeit die Wettbewerbsfähigkeit von Erzeugnissen aus deutscher Produktion in den USA, wenngleich der Euro im langfristi7
8
| 3. März 2016
Siehe hierzu auch: Heymann, Eric (2015). Euroschwäche und Branchen: Wer profitiert, wer
verliert? Deutsche Bank Research. Aktuelle Themen. Frankfurt am Main.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
USA und UK sind wichtigste Exportmärkte
23
Anteil einzelner Exportmärkte an gesamten dt.
Ausfuhren der Automobilindustrie, 2015, %
15,2
13,0
49,3
8,1
6,1
4,0 4,3
US
UK
CN
FR
IT
ES
Rest
Quelle: Statistisches Bundesamt
US-Automarkt auf neuem Höchststand
24
Absatz von Light Vehicles im US-Markt, Mio.
18
15
12
9
6
3
0
90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14
Light Vehicles
Light Trucks
Passenger Cars
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Deutsche Bank
Research
Bislang stetiges Wachstum
25
Pkw-Absatz* in China, Mio. Einheiten
24
20
16
12
gen Vergleich noch immer günstig ist. Grundsätzlich ist hierbei zu berücksichtigen, dass der Wechselkurseffekt für die Automobilhersteller und viele Zulieferer
8
durch den Aufbau von Produktionsstätten vor Ort stetig abgemildert wird. Für
die Unternehmen sind Schwankungen des EUR/USD-Wechselkurses also kein
Schreckgespenst, wenngleich sie natürlich die Erträge beeinflussen. Der Effekt
auf die Exporte der Branche in die USA wird dagegen nennenswert ausfallen,
wenn der Euro auch im Gesamtjahr 2016 stärker notiert als bislang von uns
erwartet. Mittel- bis längerfristig wird die zunehmende Lokalisierung der Produktion in den USA (aber auch in Mexiko) zwar zu Lasten der deutschen Exporte
gehen. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produzenten dürfte dies aber
weiter durch die Nähe am Markt erhöhen. Weitere Faktoren könnten 2016 die
Ausfuhren der deutschen Automobilindustrie in die USA belasten. Zu nennen ist
die Affäre um den Einbau einer Manipulationssoftware in Diesel-Pkw der
Volkswagen AG. Sie wird die Erfolgsaussichten dieser Antriebstechnologie in
den USA 2016 schmälern; dieser Entwicklung wird sich kein deutscher Hersteller entziehen können. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass Diesel-Pkw in den
USA nur einen geringen Anteil an den gesamten Verkäufen ausmachen. Alles in
allem wäre es schon als Erfolg zu werten, wenn die deutschen Automobilexporte in die USA 2016 das hohe Niveau des Vorjahres halten könnten.
Der chinesische Automarkt verzeichnete Mitte 2015 in einzelnen Monaten
Rückgänge beim Pkw-Absatz gegenüber dem jeweiligen Vorjahresniveau. Dies
waren die ersten spürbaren Bremsspuren nach zuvor sehr hohen Wachstumsraten. Als Reaktion auf die Absatzschwäche führte die chinesische Regierung ab
Oktober 2015 steuerliche Kaufanreize für Pkw mit bis zu 1,6 Litern Hubraum
ein. Daraufhin zog die Autonachfrage wieder stark an. Von den steuerlichen
Anreizen profitieren chinesische Unternehmen, deren Fokus auf Klein- und
Kompaktwagen liegt, mehr als deutsche Autohersteller. In der Folge sank 2015
der Anteil der Autos deutscher Konzernmarken am gesamten Pkw-Absatz in
China. Dies dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die deutschen
Exporte der Autoindustrie nach China – wie zuvor bereits erwähnt – 2015 geschrumpft sind. Hinzu kommt der strukturelle Trend, dass der chinesische Automarkt von deutschen Unternehmen zunehmend aus Produktionsstätten vor
Ort und nicht durch Exporte bedient wird. Dieser Trend wurde offensichtlich
auch nicht durch die letztjährige deutliche Abwertung des Euro gegenüber dem
Yuan gebrochen. Die erwähnten steuerlichen Anreize werden den chinesischen
Automarkt auch 2016 prägen. Die Regelung soll bis zum Herbst des laufenden
Jahres weiterlaufen. Unter sonst gleichen Bedingungen führt dies zu einer höheren Nachfrage nach den begünstigten Autos aus dem Volumensegment und
natürlich auch zu Vorzieheffekten in diesem Bereich. Das Premium-Segment
wird dagegen deutlich weniger profitieren. Insofern sind die Vorzeichen für die
deutschen Automobilexporte nach China im laufenden Jahr nicht rosig. Die geringfügige Aufwertung des Euro gegenüber dem Yuan zu Jahresanfang 2016 ist
sicherlich nicht förderlich für die deutschen Ausfuhren nach China. Sie beeinflusst auch die Erträge der Unternehmen negativ, weil bei Ausfuhren nach China den in Yuan anfallenden Einnahmen die Kosten auf Euro-Basis gegenüberstehen. Der Preiseffekt (Wechselkurs) dürfte in Summe aber selbst dann nur
wenig ins Gewicht fallen, wenn der Euro im weiteren Jahresverlauf stärker tendieren sollte.
8
4
0
98
00
02
04
06
08
* Nach statistischer Abgrenzung des VDA
Quelle: VDA
10
12
14
Die Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa (EU-15) nahmen 2015 um 9% zu.
Dies war der zweite Anstieg in Folge (2014: +5%). Von dieser Erholung profitierte auch die Automobilindustrie in Deutschland, die ihre wertmäßigen Ausfuhren
in die EU-15 im letzten Jahr um rd. 15% steigern konnte. Trotz der Erholung im
westeuropäischen Automarkt von 2014 und 2015 besteht noch immer „Luft nach
oben“. So lagen die Pkw-Neuzulassungen im letzten Jahr in der EU-15 um 8%
8
9
| 3. März 2016
Vgl. Heymann, Eric (2014). Zukunft des Automobilstandorts Deutschland. Deutsche Bank
Research. Aktuelle Themen. Frankfurt am Main.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Steuerliche Kaufanreize beleben
chinesischen Automarkt
26
Pkw-Absatz* in China auf Monatsbasis, % gg. Vj.
30
25
20
15
10
5
0
-5
-10
14
15
* Nach statistischer Abgrenzung des VDA
Quelle: VDA
Pkw-Neuzulassungen: Nachholbedarf
vor allem in Südeuropa
27
Pkw-Neuzulassungen, 2000=100
120
110
unter dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2000 bis 2010. In einigen Ländern ist das Aufholpotenzial noch deutlich größer. So unterschritten die PkwNeuzulassungen in Italien 2015 den Mittelwert der Jahre 2000 bis 2010 um
31%. In Spanien waren es immerhin 24%. Das von uns erwartete moderate
Wirtschaftswachstum in Westeuropa sowie der skizzierte Nachholbedarf bei der
Pkw-Nachfrage sprechen dafür, dass die deutschen Automobilexporte in die
westeuropäischen Partnerländer auch 2016 steigen dürften. Günstig wirkt sich
dabei aus, dass diese Märkte zu einem großen Teil durch Produktionsstätten in
Deutschland beliefert werden und auch die Kfz-Zulieferer in Deutschland in den
europäischen Produktionsverbund integriert sind. Der Nachfrageeffekt wirkt also
positiv, während der Preiseffekt (Wechselkurs) bei Ländern der Eurozone naturgemäß keine Rolle spielt. Der Automarkt in UK bildet in zweierlei Hinsicht eine
Ausnahme innerhalb der EU-15. Zum einen entwickelten sich die lokalen PkwNeuzulassungen bereits seit 2012 sehr dynamisch und erreichten 2015 ein
neues Rekordniveau; davon profitierte auch die Automobilindustrie in Deutschland, deren wertmäßige Ausfuhren nach UK 2015 um 55% über dem Wert von
2012 lagen. Der Basiseffekt spricht 2016 zumindest für eine nachlassende Dynamik bei der Autonachfrage in UK, wenn nicht sogar für einen temporären
Rückgang. Hier könnte also der positive gesamtwirtschaftliche Nachfrageimpuls
in UK durch einen branchenspezifischen negativen Nachfrageimpuls überlagert
werden. Zum anderen spielt der Preiseffekt über den EUR/GBP-Wechselkurs
eine wichtige Rolle. Die Aufwertung des Euro gegenüber dem britischen Pfund
verschlechtert die Exportaussichten (nicht nur) der Automobilindustrie in
Deutschland, zumal die Produktionsbasis der Unternehmen in UK gering ist.
Unter dem Strich dürfte Westeuropa insgesamt als Absatzmarkt für die Automobilindustrie in Deutschland 2016 wichtiger werden. Dagegen wäre es schon ein
Erfolg, wenn das hohe Niveau bei den Ausfuhren in die USA gehalten und die
Exporte nach China nicht weiter sinken würden. Bei einigen Schwellenländern
wie Russland oder Brasilien sprechen Nachfrage- und Preiseffekt auch 2016 für
sinkende Exporte der deutschen Automobilindustrie.
100
90
80
70
60
50
00
02
04
06
08
10
12
14
Maschinenbau: Preiseffekt spielt wichtige Rolle
DE
FR
IT
ES
UK
EU-15
Quellen: ACEA, Deutsche Bank Research
Stärkstes Exportwachstum seit 2011
28
Ausfuhren von Waren der Automobilindustrie aus
Deutschland, nominal, % gg. Vj.
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
09
10
11
Quelle: Statistisches Bundesamt
12
13
14
15
Im Vergleich zur Automobilindustrie zeichnet sich der deutsche Maschinenbau
(Exportquote 2015: 62,5%) durch eine größere heimische Wertschöpfungstiefe
aus. Wichtige Absatzmärkte wie die USA oder China werden noch immer überwiegend aus Deutschland beliefert und in geringerem Ausmaß durch Produktionsstätten vor Ort. Insofern spielt der Preiseffekt für den Maschinenbau eine
größere Rolle als für die Automobilindustrie, wo derartige Volatilitäten durch die
Lokalisierung der Produktion besser abgefedert werden. Gleichwohl ist zu berücksichtigen, dass der Schwerpunkt des deutschen Maschinenbaus auf Spezialmaschinen liegt, wo der Preisdruck insgesamt weniger intensiv ausfällt als bei
Standardmaschinen, was den Wechselkurseffekt reduziert.
2015 nahmen die gesamten nominalen Ausfuhren des Maschinenbaus aus
Deutschland um 1,7% zu. Die beiden größten Exportmärkte schnitten dabei
unterschiedlich ab. Die Exporte nach China sanken um knapp 7%. Hierfür waren u.a. die geringere Investitionsdynamik in China sowie die zunehmende Kon9
kurrenz durch lokale Anbieter maßgeblich. Dass der Euro gegenüber dem chinesischen Yuan im Jahresdurchschnitt 2015 günstiger notierte, stützte die deutschen Maschinenexporte im Ergebnis wenig. Dagegen nahmen die Ausfuhren
in die USA 2015 um nominal 12% zu. Die USA übernahmen damit (wieder) von
China den ersten Platz in der Rangliste der wichtigsten Exportmärkte des deutschen Maschinenbaus. Zuwächse erzielte die Branche auch bei den Ausfuhren
9
10 | 3. März 2016
Vgl. Auer, Josef (2014). Neue Wachstumschancen für den deutschen Maschinenbau. Technologieführerschaft & Auslandsinvestitionen. Deutsche Bank Research. Aktuelle Themen. Frankfurt
am Main.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Exporte nach Übersee dominieren
29
Anteil einzelner Exportmärkte an gesamten dt.
Ausfuhren des Maschinenbaus, 2015, %
10,5
9,4
6,8
5,2
59,3
4,4
4,4
US
CN
FR
UK
AT
IT
Rest
Quelle: Statistisches Bundesamt
Nur wenig Schwung im Jahr 2015
30
Ausfuhren von Waren des Maschinenbaus aus
Deutschland, nominal, % gg. Vj.
15
10
nach West- und Osteuropa. Die Exporte nach Russland und Brasilien sanken
dagegen zum dritten Mal in Folge – eine Folge des Verfalls der Rohstoffpreise
und der Rezession in diesen beiden Ländern, die auch mit einer Abwertung der
lokalen Währungen gegenüber dem Euro einherging.
Der deutsche Maschinenbau dürfte im laufenden Jahr leichte Impulse von der
langsamen, aber recht stabilen wirtschaftlichen Erholung in Westeuropa sowie
der robusten Konjunktur in Osteuropa (ohne Russland) erhalten. Zwar herrscht
in Europa wahrlich keine Investitionseuphorie, aber ein Rückfall in eine Rezession ist aktuell unwahrscheinlich. Dagegen wird das konjunkturelle Umfeld in
den USA für den deutschen Maschinenbau schwieriger, wo wir 2016 sogar mit
einem leichten Rückgang der realen Bruttoanlageinvestitionen rechnen. Angesichts der anhaltend niedrigen Öl- und Gaspreise dürfte vor allem der lokale
Energiesektor weniger in neue Maschinen und Anlagen investieren; dies gilt
auch für andere Länder mit großen Vorkommen von Energierohstoffen. Dieser
dämpfende Nachfrageeffekt in den USA wird von der jüngsten Aufwertung des
Euro gegenüber dem US-Dollar flankiert, was die Exportaussichten des deutschen Maschinenbaus derzeit zusätzlich verschlechtert. In China nimmt nach
unserer Prognose das Investitionswachstum 2016 weiter ab. Ferner steigt der
Wettbewerb mit chinesischen Maschinenbauern an, welche sich auch in anderen asiatischen Märkten als ernsthafte Konkurrenten deutscher Unternehmen
etablieren. Der Aufbau der lokalen Produktion in China durch den deutschen
Maschinenbau dürfte kurzfristig das deutsche Exportpotenzial dagegen noch
recht wenig schmälern; dafür sind die Produktionskapazitäten vor Ort gemessen
an der Wertschöpfung in der Heimat noch zu gering.
Alles in allem halten wir es für wahrscheinlich, dass die nominalen deutschen
Maschinenausfuhren 2016 in etwa stagnieren. Dabei könnten leicht steigende
Exporte nach Europa (etwaige) Rückgänge bei den Ausfuhren in die USA oder
China kompensieren. Sollte der Euro im Verlauf von 2016 gegenüber dem USDollar deutlich abwerten, wie wir es derzeit erwarten, könnten die Ausfuhren des
Maschinenbaus in die USA besser abschneiden. Die Unsicherheiten beim
Preiseffekt bergen also die größten Chancen und Risiken.
5
0
-5
-10
-15
-20
-25
09
10
11
12
13
14
15
Quelle: Statistisches Bundesamt
Elektrotechnik: Leichtes Exportplus möglich
Exportstruktur breit diversifiziert
31
Anteil einzelner Exportmärkte an gesamten dt.
Ausfuhren der Elektrotechnik, 2015, %
9,2
8,8
6,9
5,7
59,3
5,6
4,6
US
CN
FR
UK
Quelle: Statistisches Bundesamt
11 | 3. März 2016
NL
IT
Rest
In der Elektrotechnik (Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische
Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen) nahmen die gesamten nominalen
Ausfuhren 2015 um 6,6% zu. Bei regionalspezifischer Betrachtung sind ähnliche
Muster wie in der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau zu erkennen. So
war bei den Exporten in die USA ein zweistelliger Zuwachs zu verzeichnen.
Ebenfalls im Plus waren die Ausfuhren nach Westeuropa, wobei die nominalen
Exporte von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen stärker zulegten als die Ausfuhren von elektrischen Ausrüstungen. Anders als in der Automobilindustrie und im Maschinebau legten die Exporte nach
China 2015 noch zu, wenngleich nur um 1,9%. Damit sank zwar der Anteil des
Landes an den gesamten Exporten der deutschen Elektrotechnik, China bleibt
aber wichtigster ausländischer Absatzmarkt für die Branche.
Beim Ausblick auf das Jahr 2016 gelten für die Elektrotechnik, die eine Exportquote von 56,5% ausweist, ähnliche Argumente wie für den Maschinenbau,
denn der Fokus der Elektrotechnik liegt auch auf Investitionsgütern. Insofern
sind die Exportaussichten in Richtung USA und China 2016 hinsichtlich des
Nachfrageeffekts getrübt. Im Vergleich zum Maschinenbau sind die Durchlaufzeiten in der Produktion in einigen Sparten der Elektrotechnik kürzer, und der
Zeitabstand zwischen Auftragseingang und Produktion kann kürzer ausfallen.
Dies spricht dafür, dass der Preiseffekt über Schwankungen des Wechselkurses
kurzfristig größere Wirkung entfaltet. Insofern besteht Potenzial für ein besseres
Ergebnis bei den Exporten in die USA, wenn der Euro gegenüber dem USAktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Höheres Exportwachstum 2015
32
Ausfuhren von Waren der Elektrotechnik aus
Deutschland, nominal, % gg. Vj.
25
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
09
10
11
12
13
14
15
Quelle: Statistisches Bundesamt
Dollar im Jahresverlauf abwerten sollte; am aktuellen Rand wirkt die jüngste
Aufwertung des Euro jedoch negativ auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit
von Erzeugnissen aus deutscher Produktion. Die Ausfuhren nach Europa könnten 2016 weiter steigen. Gerade die Exporte in die großen osteuropäischen
Staaten, allen voran nach Polen, nahmen 2015 kräftig zu. Polen ist 2016 einer
der drei wichtigsten Treiber für den gesamtwirtschaftlichen Nachfrageimpuls
(Abbildung 15). Polen, Tschechien und Ungarn kamen 2015 zusammen auf
einen Anteil an den gesamten Ausfuhren der deutschen Elektrotechnik von
mehr als 11%. In Summe waren sie als Absatzmärkte damit wichtiger als China
oder die USA. Die Ausfuhren nach Russland werden wohl auch 2016 sinken.
Der Anteil des Landes an den gesamten Exporten der Branche hat sich innerhalb der letzten drei bis vier Jahre mehr als halbiert und lag 2015 unter 2%.
Insgesamt könnten die Exporte der Elektrotechnik 2016 leicht zulegen. Die Auftragseingänge aus dem Ausland lagen im 4. Quartal 2015 saisonbereinigt um
real 5% über dem Niveau des 3. Quartals.
Chemieindustrie: Fokus auf Westeuropa schwächt Wechselkurseffekt ab
Westeuropa wichtigster Absatzmarkt
33
Anteil einzelner Exportmärkte an gesamten dt.
Ausfuhren der Chemieindustrie, 2015, %
8,9
7,2
6,6
6,2
60,1
5,5
5,5
FR
NL
IT
BE
UK
US
Rest
Quelle: Statistisches Bundesamt
2015 kaum mehr als Stagnation
34
Ausfuhren von Waren der Chemieindustrie aus
Deutschland, nominal, % gg. Vj.
25
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
09
10
11
Quelle: Statistisches Bundesamt
12 | 3. März 2016
12
13
14
15
Die Chemieindustrie in Deutschland erzielte 2015 eine Exportquote von 58,9%;
dies war der höchste bislang erzielte Wert. Anders als in den bislang diskutierten Industriebranchen liegt der regionale Fokus der deutschen Chemieexporte
eindeutig auf Westeuropa. An der Spitze liegt Frankreich, gefolgt von den Niederlanden, Italien und Belgien – mithin Staaten der Eurozone. Dabei spielen
(unternehmensspezifische) europäische Produktionsverbünde eine wichtige
Rolle, bei denen chemische Erzeugnisse nach relativ festen Mustern von einzelnen Chemiestandorten an nachgelagerte Werke geliefert werden (z.B. Lieferung von chemischen Grundstoffen an Fabriken zur Herstellung von Spezialchemikalien). In der Rangfolge der wichtigsten Exportmärkte folgen die USA als
erstes außereuropäisches Land erst auf Platz 6. Die USA und China kamen
2015 zusammen lediglich auf einen Anteil von 10,3% an den gesamten deutschen Chemieexporten (in der Automobilindustrie waren es 23,2%). Damit ist
offensichtlich, dass der Preiseffekt, also Wechselkurschwankungen, für die
Chemieindustrie weniger wichtig sind als für jene Sektoren, die einen höheren
Anteil ihrer Produkte nach Übersee exportieren.
Die gesamten nominalen Ausfuhren der Chemieindustrie in Deutschland nahmen 2015 nur um 0,3% zu. Im Gegensatz zu den anderen Branchen, die wir
bisher analysiert haben, sanken die Ausfuhren nach Westeuropa deutlich (etwa
-11,7% im Falle der Niederlande oder -8,7% bei den Exporten nach Belgien).
Dies lässt sich zu einem Teil auf einen Preisrückgang bei einzelnen chemischen
Erzeugnissen zurückführen. Darüber hinaus dürfte auch ein gewisser Basiseffekt maßgeblich sein, denn gerade die deutschen Ausfuhren von Chemieerzeugnissen in die Niederlande und nach Belgien waren von 2010 bis 2014 zum
Teil kräftig gestiegen. Zuwächse verzeichnete die deutsche Chemieindustrie
2015 u.a. bei den Ausfuhren in die USA, nach China, nach Spanien und Tschechien. Gerade bei den Exporten in die USA dürfte der EUR/USD-Wechselkurs
bedeutsam gewesen sein. Denn die wertmäßigen Ausfuhren (in Euro) nahmen
um 11,4% zu, während die mengenmäßigen Chemieexporte sogar um 4,6%
sanken.
Beim Ausblick auf das Jahr 2016 stimmt positiv, dass die realen Auftragseingänge der deutschen Chemieindustrie aus dem Ausland im 2. Halbjahr 2015
spürbar angezogen sind. Dabei gingen sowohl von der Eurozone als auch von
den Nicht-EWU-Staaten Impulse aus. Für die nominalen Exporte des Jahres
2016 wird auch die Entwicklung der Öl- und Gaspreise wichtig bleiben. Die niedrigen Notierungen drücken auf die Erzeugerpreise und letztlich auch auf die
Exportpreise, was dämpfend auf die nominalen Ausfuhren wirkt. Der Wechselkurseffekt fällt dann relativ wenig ins Gewicht. Bei einer weiteren Abwertung des
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Euro gegenüber dem US-Dollar würden die Exporte in die USA profitieren, zumal dort in den letzten Jahren neue Anlagen im Bereich der Chemieindustrie auf
den Markt gekommen sind. In wichtigen westeuropäischen Absatzmärkten
könnten 2016 die Verluste des Vorjahres (teilweise) wieder kompensiert werden. Relativ stetige Produktionsprozesse in der Chemieindustrie und die insgesamt nur schwache Weltkonjunktur sprechen jedoch gegen eine übermäßig
hohe Dynamik bei den Chemieausfuhren.
Fazit und Ausblick
Das Jahr 2016 wird für die deutsche Exportwirtschaft herausfordernd. Das global niedrige BIP-Wachstum sowie der strukturell langsamer wachsende Welthandel belasten die deutschen Ausfuhren. Dieser dämpfende Nachfrageeffekt
wird seit einigen Wochen von einem negativen Preiseffekt begleitet, nämlich der
Aufwertung des Euro gegenüber vielen Währungen wichtiger Handelspartner.
Wechselkursprognosen sind von besonderen Unsicherheiten geprägt. Wir erwarten noch eine Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar im Verlauf von
2016, aber eine anhaltende Stärke des Euro gegenüber den meisten Schwellenländerwährungen.
Innerhalb einzelner Industriesektoren können der gesamtwirtschaftliche Nachfrageimpuls sowie der Preisimpuls durch branchenspezifische Besonderheiten
überlagert werden. So hat der Autoabsatz in den USA oder UK 2015 ein hohes
Niveau erreicht; weitere Zuwächse werden in diesem Umfeld schwieriger. Zu
nennen ist ferner die Lokalisierung der Produktion in wichtigen Automärkten der
Welt (v.a. China und USA), die das Exportpotenzial aus Deutschland heraus
schmälern. In vielen Branchen dürfte Europa als Absatzmarkt 2016 wieder an
Bedeutung gewinnen. Denn hier existiert noch ein gewisser Nachholbedarf. Die
Dynamik dürfte jedoch nicht allzu groß ausfallen. Der Fokus der deutschen Industrie liegt auf Investitionsgütern, und von Investitionseuphorie ist in der Eurozone oder in den USA keine Spur zu finden.
Eric Heymann (+49 69 910-31730, [email protected])
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
13 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Hauspreise: Normalisierung bald abgeschlossen,
Überbewertung wahrscheinlich
Deutschland: Wohnimmobilien
1
% gg. Vj.
15,0
10,0
5,0
0,0
-5,0
-10,0
1991
1997
2003
Preise
Mieten, Bestand
2009
2015
Mieten, neu
— Im Jahr 2015 stiegen die Wohnungspreise in den 126 wichtigsten deutschen Städten gegenüber dem Vorjahr um 6% und damit abermals kräftiger
als die Mieten. Dabei bestehen nur geringfügige Unterschiede zwischen
neuen und Bestandsobjekten. Auch die Preise für Reihenhäuser legten ähnlich stark zu wie die Wohnungspreise. Lediglich die Preise für Einfamilienhäuser wuchsen, wie schon in den vorangegangenen Jahren, etwas weniger dynamisch.
— Unter den Großstädten weisen die Standorte München, Stuttgart und Hamburg höhere Preiszuwächse von 2009 bis 2015 auf als beispielsweise Köln
und Düsseldorf. Schlusslicht bei den Preiszuwächsen der Großstädte in
diesem Zeitraum war Frankfurt. Berlin liegt im Mittelfeld, bleibt aber günstig.
Die Berliner Wirtschaftsdynamik könnte in den kommenden Jahren die Preise jedoch über die Niveaus in Köln und Düsseldorf steigen lassen.
— Gemessen an Erschwinglichkeitsindizes, also Preis-zu-Einkommens- und
Preis-zu-Mietrelationen, lagen deutsche Wohnimmobilienpreise bisher unter
ihren historischen Durchschnitten. Mit den erwarteten Preissteigerungen
von abermals 6% im Jahr 2016 dürfte das Ende der Normalisierung bei
Wohnungs- und Hauspreisen erreicht werden.
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
Deutschland: Wohnimmobilien
2
% gg. Vj.
8,0
6,0
— Aufgrund des großen und potentiell weiter wachsenden Nachfrageüberhangs sollten die Preise im Wohnungsmarkt über das Jahr 2016 hinaus
steigen. Damit sind dann Überbewertungen zu erwarten, die die
makroprudentiellen Risiken deutlich erhöhen und am Ende des Zyklus
schmerzliche Anpassungsprozesse nach sich ziehen könnten.
4,0
2,0
Rückblick: Hohe Preisdynamik im Jahr 2015
0,0
-2,0
-4,0
1991
1997
2003
Reale Preise
2009
2015
Inflation
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
Hauspreise und Kredit
3
beide Achsen: % gg. Vj.
60,0
12,0
40,0
8,0
20,0
4,0
0,0
0,0
-20,0
-4,0
14
15
Kredit
16
Hauspreise
Quellen: Hypoport, Deutsche Bundesbank,
Deutsche Bank Research
14 | 3. März 2016
Im vergangenen Jahr setzte sich der Hauspreiszyklus ungebremst fort. Die
Preise von Wohnungen und Häusern stiegen gegenüber dem Vorjahr um 6%
und damit abermals kräftiger als die Mieten, wodurch die Mietrenditen ihren
Sinkflug der letzten Jahre fortsetzten. Aufgrund der rückläufigen Inflation haben
die inflationsbereinigten Wohnimmobilienpreise dagegen wie im gesamten Zyklus, beginnend mit dem Jahr 2009, sukzessive zugelegt. Dabei treten zwischen
den verschiedenen Wohnimmobilien – Wohnungen und Reihenhäuser, neu und
Bestand – nur geringfügige Unterschiede auf. Lediglich die Preise für Einfamilienhäuser wuchsen mit 4,8% etwas weniger dynamisch als andere Wohnimmobilienklassen.
Die Nachfrage nach Wohnungen wurde dabei von einem kräftig wachsenden
Wirtschaftswachstum sowie der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt getragen. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt beruhte dabei sowohl auf einer höheren
Beschäftigung, steigenden Löhnen und einer nochmals gesunkenen Arbeitslosigkeit. Der positive Beschäftigungstrend resultierte auch aus der hohen Arbeitsmigration nach Deutschland. Der im Sommer 2015 begonnene starke Zustrom an Bürgerkriegsflüchtlingen und Asylanten hat die Zahl der Beschäftigten
bisher im besten Fall marginal erhöht, steigert aber die Wohnnachfrage im unteren Preissegment nochmal erheblich. Zudem hat er die staatlichen Ausgaben
und damit die Inlandsnachfrage angekurbelt. Die niedrigen Hypothekenzinsen
trugen 2015 ebenfalls zur Nachfrage bei. Sie fielen um mehr als einen halben
Prozentpunkt gegenüber dem Jahr 2014 und im Jahresdurchschnitt auf knapp
unter 2%. In den Sommermonaten sanken die Hypothekenzinsen sogar deutlich
unter 2% und gleichzeitig zog zum ersten Mal im laufenden Hauspreiszyklus die
Kreditvergabe rasant an – in einigen Monaten wuchs das Neugeschäft mit fast
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Rasante Entwicklung bei neuen
Wohnbaukrediten
4
y-Achse: Hypothekenzinsen in %
x-Achse: Neue Kredite in EUR Mrd. pro Monat
6
5
4
3
2
1
9
12
2003-2008
15
18
21
2009-2013
24
27
2014-2015
Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research
2015 Wohnungspreise, Bestand
5
50% gegenüber den Vorjahresmonaten, wobei auch Basiseffekte eine Rolle
spielten. Zeitgleich stiegen im Sommer auch die Hauspreise besonders dynamisch (Grafik 3).
Die Preisentwicklung im Jahr 2015 spiegelte den hohen und vermutlich weiter
gestiegenen Nachfrageüberhang wider. Zwar verzeichneten die Wohnbauinvestitionen 2015 abermals ein Plus, allerdings lag es mit nur 2% gegenüber dem
Vorjahr deutlich unter den Erwartungen. Die Wohnbauinvestitionen expandierten im Durchschnitt der letzten vier Jahre sogar mit weniger als 2%. Die Fertigstellungen 2015 dürften wieder deutlich angezogen haben. Wir erwarten ein
Plus auf 280.000 Wohnungen (Veröffentlichungstermin Mitte des Jahres 2016)
gegenüber 245.000 im Jahr 2014. Wie in den Vorjahren ist zudem zu vermuten,
dass der Neubau nicht überproportional stark in den Ballungsgebieten und Metropolregionen – also in den Städten mit dynamischer Preisentwicklung – stattfand. Mehrere Gründe erklären diese Entwicklung: 1. Ein Mangel an Bauland in
den Ballungsgebieten, 2. der umfangreiche Planungsbedarf bei der Ausweisung
neuer Bauprojekte, 3. die Erhöhung der Grunderwerbsteuer, 4. Kapazitätsrestriktionen auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere im Ausbaugewerbe und 5. die
staatlichen Markteingriffe, in erster Linie die Einführung der Mietpreisbremse.
Diese Faktoren wirken einer dynamischen Ausweitung des Wohnangebots entgegen. Entsprechend dürfte der Nachfrageüberhang und der Preisdruck im vergangenen Jahr abermals zugenommen haben.
y-Achse: EUR/qm
x-Achse: Stadtranking, 126 Städte
Regionale Preisunterschiede nehmen zu
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
2015
2009
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
Bei den Preisentwicklungen im aktuellen Hauspreiszyklus gilt für Deutschlands
Städte die Regel: „2009 teuer, 2015 noch teurer“. Folglich variieren die Wohnungspreise in Deutschland heute sehr viel stärker als zu Beginn des Zyklus. Im
internationalen Vergleich bleibt München die mit Abstand teuerste, deutsche
Stadt. Gemessen an den Apartmentpreisen außerhalb der Innenstadt ist München mit Quadratmeterpreisen von rund EUR 5000 jedoch nicht unter den Top10 der teuersten europäischen Städte. Andere deutsche Großstädte: Hamburg,
Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf stehen mit Preisen von rund EUR 3000 auf
den mittleren bzw. hinteren Plätzen in dem 56 Städte umfassenden Europaranking der teuersten Großstädte (Grafik 6 enthält alle Städte in der Datenbank mit
Quadratmeterpreisen über EUR 2500).
Wohnungspreise außerhalb der Innenstadt über EUR 2500 pro Quadratmeter
6
EUR/qm
12000
9000
6000
3000
London
Zug
Genf
Zürich
Basel
Lausanne
Lugano
Paris
Bern
Stockholm
Oxford
Luxemburg
Exeter
München
Cambridge
Oslo
Nottingham
Stavanger
Rom
Wien
Dublin
Trondheim
Bergen
Helsinki
Milton Keynes
Aberdeen
Hamburg
Bilbao
Belfast
Kopenhagen
Amsterdam
Trento
Espoo
Nice
Frankfurt
Brighton
Mailand
Tromso
Stuttgart
Reading
Uppsala
Plymouth
Gothenburg
Bradford
Brussels
Florenz
Lyon
Bristol
Edinburgh
Arhus
Bordeaux
Barcelona
Utrecht
Düsseldorf
Marseille
Lille
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56
Download erfolgte von numbeo.com am 22. Dezember 2015.
Quellen: Numbeo, Deutsche Bank Research
15 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Wohnungspreise außerhalb der Innenstadt über EUR 2500 pro Quadratmeter
7
EUR/qm
Quellen: Numbeo, Deutsche Bank Research
16 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Wohnungspreise, Bestand
8
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
Einfamilienhäuser
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
Wohnungspreise, neu
9
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
10
Reihenhäuser, Bestand
11
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
DX
17 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
2009-2015: Wohnungspreise, Bestand
12
%
90,0
60,0
30,0
Stuttgart
München
Köln
Hamburg
Frankfurt
Düsseldorf
Berlin
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
2009-2015: Wachstum der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
13
% gg. Vj.
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
B
D
F
HH
K
M
S
Das hohe Preisniveau in München legte 2015 noch einmal fast zweistellig zu.
Der Leuchtturmeffekt des Münchener Wohnungsmarktes strahlte auch auf die
bayerischen Städte aus. So stiegen in Bayern die Bestandspreise um 9% und
die Preise für neue Wohnungen um 8% gegenüber dem Vorjahr und damit kräftiger als in anderen Regionen, den Großstädten (A-Städte: Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) und den Unistädten Deutschlands. Bayern ohne München wies 2015 als auch im gesamten Zyklus den kräftigsten Mietanstieg auf, was zur hohen Preisdynamik beigetragen haben dürfte.
Damit setzte sich das im gesamten Hauspreiszyklus beobachtbare besonders
kräftige Preis- und Mietwachstum in Bayern fort.
Bayerns Wohnungsmarkt vollzog mit einem Preisanstieg von 50% im gesamten
Hauspreiszyklus von 2009 bis 2015 eine ähnlich starke Entwicklung wie die
Großstädte – in Bayern allerdings ausgehend von einem niedrigeren Niveau.
Dagegen war die Preisdynamik in anderen Regionen niedriger. In den meisten
Regionen Westdeutschlands stiegen die Wohnungspreise um 30-40%, in Ostdeutschland und in Nordrhein-Westfalen jedoch deutlich langsamer. Überraschend ist, dass Ostdeutschland sowohl bei den Bestandswohnungen als auch
neuen Wohnungen einen stärken Preisanstieg verzeichnete als NordrheinWestfalen. Viele Aussagen für den Wohnungsmarkt gelten auch für den Häusermarkt. Reihen- und Einfamilienhäuser in den Großstädten und Bayern weisen mit Preissteigerungen von 30-45% im gesamten Zyklus die stärksten Preisanstiege auf. In Bayern ohne München wuchsen die Preise für Reihen- und
Einfamilienhäuser mit 8-10% im Jahr 2015 besonders kräftig. In den meisten
anderen Regionen stiegen im Zyklus die Hauspreise über alle Kategorien mit
20-30%. Abermals liegen die Preiszuwächse im Häusermarkt NordrheinWestfalens deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Quellen: Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
Regionale Preistreiber differieren stark
2015: Akademikeranteil an den
soz.vers.pfl. Beschäftigen
14
Die zunehmende Differenzierung der Haus- und Wohnungspreise seit dem Jahr
2009 ist auch für die Großstädte zu beobachten. Die Standorte München, Stuttgart und Hamburg profitieren dabei erwartungsgemäß stärker von der Globalisierung und Deutschlands Exporterfolgen. Sie weisen entsprechend höhere
Preiszuwächse von 2009 bis 2015 auf als beispielsweise Köln und Düsseldorf.
Schlusslicht bei den Preiszuwächsen war Frankfurt. Dies liegt vermutlich an der
schrumpfenden Beschäftigtenzahl im Finanzsektor und auch an den bereits
relativ hohen Wohnungspreisen zu Beginn des Zyklus. Entsprechend waren die
Frankfurter Preise auch 2015 die dritthöchsten in Deutschland – nach München
und Hamburg.
S
Die meisten Großstädte weisen im Vergleich zu den anderen Städten ein besonders dynamisches Einwohner- und Beschäftigtenwachstum auf. Die Wohnnachfrage in den Großstädten profitiert dabei auch von dem starken Anstieg der
Akademiker unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. München
weist 2015 mit 30% den höchsten Akademikeranteil auf. Zudem stehen Münchens Wohnungspreise auch im Einklang mit dem sehr hohen fast 10%-igen
Einwohner- und 15%-igen Beschäftigtenzuwachs im aktuellen Zyklus. Das Beschäftigtenwachstum in München wird lediglich von Berlin übertroffen, wo auch
der Rückgang der Arbeitslosigkeit besonders hoch ausfiel. Positiv hervorzuheben ist außerdem Berlins Stellung als Startup-Hauptstadt, was weitere Wachstumsimpulse auslösen könnte. Trotz der insgesamt guten Entwicklung hat Berlin
aber immer noch viele Altlasten zu beseitigen. So lag die Arbeitslosenrate 2015,
trotz des starken Rückgangs, bei über 10% – deutlich über dem Bundesdurchschnitt und deutlich über den Arbeitslosenraten anderer Großstädte. Entsprechend liegen die Berliner Wohnungspreise immer noch 20% und mehr unter
den Preisen in Frankfurt, Stuttgart und Hamburg. Bei anhaltend positiver Entwicklung könnte Berlin jedoch die Wohnungspreise in Köln und Düsseldorf in
%
30,0
20,0
10,0
0,0
B
D
F
HH
K
M
Quellen: Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
2015: Arbeitslosenrate
15
%
12,0
8,0
4,0
0,0
B
D
F
HH
K
M
Quellen: Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
18 | 3. März 2016
S
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
2009-2015: Wohnungspreise, Bestand
16
%
60,0
30,0
RLP&SL
NordDE ex
HH & OstDE
BW ex
Stuttgart
NRW ex
A-Städte
OstDE
ex Berlin
AStädte
Bayern ex
München
Hessen ex
Frankfurt
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
2009-2015: Wachstum der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
17
%
16,0
12,0
8,0
4,0
AStädte
BY
ex M
HE
ex F
RLP
&SL
N-DE
ex HH
BW
ex S
NRW
ex K&D
OstDE
ex B
0,0
den kommenden Jahren übertreffen. Dies liegt auch an deren relativ kraftlosen
Arbeitsmärkten. So wuchs im aktuellen Zyklus die Beschäftigung in Düsseldorf
mit weniger als 8%, und in Köln ist die Arbeitslosigkeit mit nahezu 10% ähnlich
hoch wie in Berlin.
Ganz anders die Städte in Bayern, die nicht nur von der Münchener, sondern
ebenso der lokalen Wirtschaftsstärke profitieren. Wie die Großstädte insgesamt
wiesen die bayerischen Städte (ohne München) einen Bevölkerungszuwachs
von rund 2 ½% und einen zweistelligen Beschäftigungszuwachs im aktuellen
Zyklus auf. Sie profitieren von einer besonders niedrigen Arbeitslosigkeit von
rund 5% und einer noch niedrigeren Jugendarbeitslosigkeit. Zudem hat Bayern
im bundesweiten Vergleich eine sehr niedrige Arbeitslosenquote der Ausländer,
die im aktuellen Zyklus zudem um mehr als 2%-Punkte auf knapp 10% fiel. Die
gute Beschäftigtenlage impliziert einen besonders hohen Lohndruck und bildet
somit die Basis für die stark steigenden Wohnungspreise.
Ein ähnlich guter Arbeitsmarkt wie in den bayerischen Städten liegt auch in den
Städten Baden-Württembergs vor. Allerdings stagniert hier die Einwohnerzahl,
wodurch der Nachfrageüberhang in Baden-Württemberg kleiner sein sollte als in
Bayern. Dies könnte helfen, die durchschnittliche Entwicklung der Wohnungsund Hauspreise in Baden-Württemberg zu erklären. Zudem lagen zu Beginn
des Zyklus die Wohnimmobilienpreise in Baden-Württemberg rund 10% über
denen in den bayerischen Städten. Das dynamische Preiswachstum bayerischer Städte, trotz ähnlicher Arbeitsmarktlage in Baden-Württemberg, stellt also
sehr wahrscheinlich auch einen Aufholprozess dar. Dieser sollte aufgrund der
Angleichung der Preisniveaus allmählich abgeschlossen sein. Die höheren
Preise zu Beginn des Zyklus könnten auch das besonders hohe Wachstum der
Einpendler in den Städten Baden-Württembergs erklären. Zusätzliche Wohnnachfrage könnte eher auf das Umland ausgewichen sein.
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
2015: Akademikeranteil an den
soz.vers.pfl. Beschäftigen
18
%
30,0
20,0
10,0
AStädte
BY
ex M
HE
ex F
RLP
&SL
N-DE
ex HH
BW
ex S
NRW
ex K&D
EastDE
ex B
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
2015: Arbeitslosenrate
19
%
12,0
8,0
4,0
AStädte
BY
ex M
HE
ex F
RLP
&SL
N-DE
ex HH
BW
ex S
NRW
ex K&D
OstDE
ex B
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
19 | 3. März 2016
Durchschnittliche Preisveränderungen ausgehend von durchschnittlichen Preisniveaus zu Beginn des Zyklus weisen hessische Städte sowie Städte in Rheinland-Pfalz und dem Saarland auf. Dazu passt ein deutlich schwächerer Arbeitsmarkt als in Bayern und Baden-Württemberg. In hessischen Städten liegt
die Arbeitslosenquote bei rund 7%, in Rheinland-Pfalz bei rund 8% - nahe am
Durchschnitt der hier analysierten 126 Städte. Die Beschäftigungsdynamik ist in
Hessen und in Rheinland-Pfalz mit 8 ½% eher verhalten und sogar weniger
dynamisch als in ostdeutschen Städten. Trotz schwacher Arbeitsmarktlage haben einige Städte in Rheinland-Pfalz, allen voran Mainz, ein besonders hohes
Bevölkerungswachstum. Womöglich hat das wirtschaftlich schwache, ländliche
Umland mit geringen Wachstumsperspektiven und relativ hohem Infrastrukturbedarf bereits zu einer Abwanderung von Nichterwerbspersonen aus dem ländlichen Raum geführt und die Wohnnachfrage in den lokalen Zentren von Rheinland-Pfalz gestärkt.
Ausgehend von einem eher unterdurchschnittlichen Preisniveau gehören auch
nord- und ostdeutsche Städte zu den Regionen mit durchschnittlichen Steigerungen der Hauspreise und der Preise für neue Eigentumswohnungen. Dabei
lagen die Preise im Jahr 2015 wie auch zu Beginn des Zyklus in ostdeutschen
Städten noch einmal rund 10% unter den Preisen in norddeutschen Städten.
Aufgrund von Qualitätsunterschieden und unterschiedlichen Leerstandsquoten
stiegen die Preise für Bestandswohnungen in norddeutschen Städten mit einem
Plus von rund 40% allerdings fast doppelt so stark an wie die Bestandswohnungen ostdeutscher Städte. Die Wohnnachfrage in norddeutschen Städten wird
von einem relativ starken Beschäftigungsanstieg von rund 11% getragen. Diesem Zuwachs steht aber nur eine verhaltene Reduktion der Arbeitslosenrate
gegenüber, die in den letzten Jahren auf relativ hohem Niveau von 9% sogar
stagnierte. Die Arbeitslosenquote der Ausländer lag 2015 mit fast 23% besonders hoch und verschlechterte sich zudem im aktuellen Zyklus.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
20
2015: Jugendarbeitslosenrate (15-25J)
%
9,0
6,0
3,0
OstDE
ex Berlin
NRW ex Köln
ex Düsseldorf
BW ex Stuttgart
NordDE ex
HH ex Osten
RLP&SL
Hessen ex
Frankfurt
Bayern ex
München
AStädte
0,0
Quellen: Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
Top Ost-7: Dresden, Erfurt, Leipzig
Potsdam, Jena, Rostock, Weimar
21
%
16,0
12,0
8,0
4,0
Der ostdeutsche Arbeitsmarkt bleibt im bundesweiten Vergleich schwach. Mit
einem Beschäftigungszuwachs von fast 9% wies er ein unterdurchschnittliches
Wachstum auf, und die Arbeitslosenrate im Jahr 2015 bleibt Schlusslicht im
regionalen Ranking. Positiv hervorzuheben ist jedoch der starke Rückgang der
Arbeitslosenraten von über 13% im Jahr 2009 auf 9,7% in 2015. Damit ist zum
ersten Mal seit 1994 die durchschnittliche Arbeitslosenrate in den ostdeutschen
Städten unter 10% gefallen. Ein besonders starker Rückgang der Arbeitslosenrate um 4 ½%-Punkte auf 8% war auch bei den Jugendlichen (15-25-jährigen)
zu verzeichnen.
Trotz des insgesamt recht dürftigen Arbeitsmarktumfelds fallen sieben Städte
(Dresden, Erfurt, Jena, Leipzig, Potsdam, Rostock und Weimar) unter den 24
ostdeutschen Städten positiv auf. So ist die Wirtschaftskraft dort ähnlich hoch wie
in vielen westdeutschen Städten. Die Zahl der Einwohner wuchs im Durchschnitt
ebenso stark wie in den Großstädten (lediglich in Weimar schrumpfte die Einwohnerzahl). Dank besonders günstiger Lebenshaltungskosten liegt ein hoher Studentenanteil vor. Dies erklärt auch den relativ hohen Akademikeranteil unter den
Beschäftigen, der in den sieben ostdeutschen Städten sogar über dem Durchschnittswert der sieben Großstädte liegt. Da die Einwohnerzahl hier, wie in Rheinland-Pfalz, vermutlich auch durch Zuwanderung aus dem regionalen Umland
steigt, dürfte weiteres Zuwanderungspotenzial in den kommenden Jahren bestehen. Diese wirtschaftliche Erfolgsgeschichte schlägt sich auch in den Wohnungspreisen nieder, die seit dem Jahr 2009 mit fast 40% kräftig zulegten.
2009-15
Einwohnerwachstum
2009-15
Beschäftigtenwachstum
(soz.vers.pfl.)
Jugendarbeitslosenquote
Arbeitslosenquote
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
22
2009-2015: Wohnungspreise, Bestand
%
60,0
30,0
Ost7: DD,
EF,L,P,J,
ROS, WE
OstDE
ex B
Ostwestfalen
AStädte
NRW
ex K&D
0,0
Quellen: BulwienGesa, Deutsche Bank Research
2016 Bauwirtschaftliches Umfeld: Weiterhin hohe Nachfrage
23
Fertigstellungen: Wohnbau
links: EUR Mrd. pro Jahr
rechts: Anzahl Tausend Wohnungen pro Jahr
80
500
400
60
300
40
200
20
100
00
02
04
06
08
Genehmigungen
10
12
14
Schlusslicht bei den Preissteigerungen im aktuellen Zyklus sind die Städte in
Nordrhein-Westfalen. Relativ zu den anderen Regionen hinken die Preise deutlich bis sehr deutlich hinterher. In einigen Städten stiegen die Preise weniger
stark als die Konsumentenpreise. Ursächlich für diesen inflations-bereinigten
Preisrückgang ist ein Mangel an Wettbewerbsfähigkeit. Zudem besteht in vielen
Städten erheblicher Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich. Folglich kämpfen
die Städte in Nordrhein-Westfalen mit Abwanderung. In den letzten sechs Jahren sank die Einwohnerzahl im Landesdurchschnitt (ohne Köln und Düsseldorf)
um fast 2% - der stärkste Rückgang über alle Regionen hinweg. Die Krise der
deutschen Energieunternehmen und die negativen Auswirkungen auf die bereits
zuvor relativ stark verschuldeten Kommunen dürfte die wirtschaftliche Lage
verschärfen. Aber auch Nordrhein-Westfalen hat gut aufgestellte Städte. Ostwestfalen mit den Städten Bielefeld, Gütersloh, Minden und Paderborn kann auf
einen guten Arbeitsmarkt und gesunde Unternehmen verweisen, die als Erfolgsmodelle Orientierung geben. Das bessere Wirtschaftsumfeld spiegelt sich
auch in einem, relativ zu den anderen Städten Nordrhein-Westfalens, überproportionalen Anstieg der Wohnungspreise von über 30% wider.
16
Der Anstieg der neugebauten Wohnungen dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen. So erwarten wir aufgrund der Entwicklung der Baugenehmigungen einen Anstieg der fertiggestellten Wohnungen auf 310.000 im Jahr 2016 – nach
245.000 in 2014 und 280.000 (erwarteten) Wohnungen für das Jahr 2015. Auch
andere Vorlaufindikatoren wie Auftragseingang, Auftragsbestand, Bauumsatz,
Beschäftigte und ifo Baukonjunktur deuten auf eine kräftige Belebung des
Wohnbaus hin. Jedoch stiegen die Wohnbauinvestitionen in den vergangenen
Jahren oft deutlich langsamer als die Vorlaufindikatoren anzeigten. Daher prognostizieren wir für das laufende Jahr ein Plus von 3% gegenüber dem Vorjahr,
eine Fortsetzung der, gemessen an dem Umfeld, zurückhaltenden Bauaktivität.
In den Folgejahren dürften das Umfeld und die Investitionsdynamik fortbestehen.
Fertigstellungen
Quellen: Statistisches Bundesamt,
Deutsche Bank Research
20 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
24
Wohnungsbau
2010=100, kalendar- und saisonbereinigt
175
150
125
100
75
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
Auftragsbestand
Auftragseingang
Quellen: Destatis, Deutsche Bank Research
25
Wohnungsbau
beide Achsen: EUR Mrd.
40,0
52,0
35,0
44,0
30,0
36,0
25,0
28,0
20,0
20,0
00
02
04
06
08
10
12
14
Umsatz (links)
Genehmigungen (rechts)
Quellen: Destatis, Deutsche Bank Research
links: Tätige Pers. in Tsd., rechts: Kapazitätsauslastung in %, 6M gleit. Durchschn.
Prognose für das Jahr 2016: Haus- und Wohnungspreise +6%
800
80
775
75
750
70
725
65
700
60
12 13
14 15 16
Tätige Personen im Baugewerbe (links)
Kapazitätsauslastung - ifo (rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo,
Deutsche Bank Research
27
Erschwinglichkeitsindizes
Langfristiger nationaler Durchschnitt = 100
110
100
90
80
70
96
00
04
08
Preis-zu-Einkomen
Preis-zu-Miete
Fairer Preis
Quellen: OECD, Deutsche Bank Research
21 | 3. März 2016
Auch die jüngste Volatilität an den Finanzmärkten verstärkt womöglich die
Flucht in Immobilien. Gerade internationale Investoren könnten aufgrund des
positiven deutschen Wachstumszyklus und der zahlreichen politischen wie geopolitischen Krisenherde deutsche Immobilien als sicheren Hafen erachten. Dies
gilt umso mehr als die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA
jüngst gestiegen ist. Damit ist die dynamische Fortsetzung des Zinsanhebungszyklus wie von den FOMC-Mitgliedern nach dem ersten Zinsschritt im Dezember für das Jahr 2016 kommuniziert unwahrscheinlich geworden. Folglich dürfte
der Euro weniger ab- oder sogar aufwerten, und Investitionen in Deutschland
gewinnen an Attraktivität.
26
Kapazitätsrestriktionen
07 08 09 10 11
Auch auf der Nachfrageseite dürften die wesentlichen Determinanten der letzten
Jahre Bestand haben. Der Beschäftigungsaufbau der letzten Jahre sollte sich
2016 fortsetzen und die Arbeitslosenrate auf den niedrigen Niveaus verharren.
Die Arbeitsmigration nach Deutschland und die Flüchtlingsströme dürften in
vielen Städten die Nachfrageüberhänge noch einmal steigern. Die Wohnnachfrage dürfte mit einem Plus der verfügbaren Einkommen von nahezu 3% gegenüber dem Vorjahr befeuert werden. Positiv auf die Wohnnachfrage sollte
auch wieder das Finanzierungsumfeld wirken. Die sehr niedrigen Hypothekenzinsen erlauben vielen Haushalten historisch günstige Finanzierungen. Die
Zinszahlungen pro Wohnungskauf sind trotz rasantem Preisanstieg mit den
Marktzinsen gefallen. Ursächlich hierfür sind die zahlreichen Lockerungsmaßnahmen der EZB, die das Zinsniveau trotz robustem, deutschem Konjunkturaufschwung gesenkt hat. Auch im laufenden Jahr erwarten wir weitere geldpolitische Lockerungen. Historisch liegen die Hypothekenzinsen rund 100-150 Basispunkten über den Renditen auf Bundesanleihen, was aktuell bei 160 Basispunkten weiteres Abwärtspotential impliziert. So könnten die Hypothekenzinsen,
wie im Sommer 2015, auf fast 1½ % fallen (aktuell 2%). Dies könnte die Nachfrage nach neuen Krediten und folglich die Wohnnachfrage kräftig stimulieren.
12
16
Basierend auf dem bauwirtschaftlichen Makro- und Finanzmarktumfeld erwarten
wir für 2016 eine Ausweitung des Nachfrageüberhangs im Wohnungsmarkt.
Entsprechend prognostizieren wir relativ zum Jahr 2015 eine Steigerung der
Häuser- und Wohnungspreise um 6%. Bisher bezeichneten wir die Preisentwicklung als Normalisierung, da die Erschwinglichkeitsindizes unter ihren historischen Durchschnitten lagen. Mit den erwarteten Preissteigerungen sollte die
Normalisierungsphase dann beendet sein. Der nur graduelle Abbau des Nachfrageüberhangs lässt für mehrere Jahre einen hohen Preisdruck erwarten. Die
Erschwinglichkeitsindizes dürften dann über die historischen Durchschnittswerte, die als faire Preise interpretiert werden können, steigen. Entsprechend wären dann die deutschen Hauspreise erstmals seit den 1990er Jahren überbewertet. Die makroprudentiellen Risiken dürften somit steigen, und eine Preiskorrektur am Ende eines langen Zyklus wird wahrscheinlicher. Diese Korrektur
könnte schmerzliche Anpassungen in den Bilanzen von Banken, Versicherungen und anderen Investoren bewirken und hohe volkswirtschaftliche Kosten
verursachen.
Die Preisdynamik im Jahr 2016 dürfte sich auch im Detail fortsetzen (Grafiken
28-30). So prognostizieren wir in den Großstädten (A-Städten) und den BStädten (Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Essen, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, Münster, Nürnberg, Wiesbaden) eine
Steigerung der Wohnungspreise gegenüber dem Vorjahr von rund 7 ½%. Für
die Wohnungspreise in den 22 C-Städten erwarten wir im Durchschnitt ein Plus
von 6 ¼% und für die 83 D-Städte 3 ½%. Unsere Modelle zeigen Preisanstiege
von 4% bis 5 ½% auf regionaler Ebene (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen,
Rheinland-Pfalz & Saarland, Nord- und Ostdeutschland und NordrheinAktuelle Themen
Ausblick Deutschland
2016 Preisprognose der ABCD-Städte:
Wohnungen, Bestand
28
% gg. Vj.
9,0
6,0
Westfalen) an. Die sieben dynamischen, ostdeutschen Städte (Dresden, Erfurt,
Leipzig, Potsdam, Jena, Rostock, Weimar) legen auch in unserer Prognose mit
Preissteigerungen von fast 6% besonders stark zu. Die Mieten dürften 2016
ähnlich stark steigen wie in den Vorjahren. Für neue und Bestandsobjekte erwarten wir ein Mietwachstum über alle 126 Städte hinweg von 3 ¼%. Die einfachen Mietrenditen (ohne Transaktionskosten und Instandhaltungskosten, aber
auch ohne Kreditaufnahme) geben damit abermals nach und fallen auf 4,3% im
Bestand und 3,5% für neue Objekte (2015: 4,7% und 3,7%). Damit dürften die
Renditeabstände von Mietrenditen zu Bundesanleihen aber weiterhin hoch bleiben.
3,0
A-Städte
B-Städte
C-Städte
D-Städte
Zusammenfassung
Quellen: Deutsche Bank Research
2016 Preisprognose nach Regionen ex
Großstädte: Wohnungen, Bestand
29
% gg. Vj.
6,0
4,5
Der Hauspreiszyklus setzte sich 2015 ungebremst fort. Die Hauspreise stiegen
gegenüber dem Vorjahr mit rund 6%. Aufgrund der steigenden Wohnnachfrage
und dem sich nur langsam ausweitenden Wohnangebot erwarten wir eine anhaltend hohe Preisdynamik für das laufende Jahr, die auch über das Jahr 2016
hinaus Bestand haben dürfte. Folglich wären dann die Haus- und Wohnungspreise überbewertet und die makroprudentiellen Risiken beginnen zuzunehmen.
Jochen Möbert (+49 69 910-31727, [email protected])
Ost7
Ost ex
Berlin
NRW ex
A-Städte
BW ex
Stuttgart
RLP & SL
NordDE ex
HH & Osten
Hessen ex
Frankfurt
Bayern ex
München
3,0
Quellen: Deutsche Bank Research
2016 Preisprognose:
Wohnimmobilienklassen
30
% gg. Vj.
9,0
6,0
3,0
Eigentumswohnung,
Bestand
Eigentumswohnung,
neu
Reihenhaus,
Bestand
Reihenhaus,
neu
Einfamilienhaus
0,0
Quellen: Deutsche Bank Research
"Einfache" Mietrenditen vs.
Renditen auf 10J Bundesanleihen
31
%
6,0
4,0
2,0
0,0
00
02
04
06
08
10
12
14
16
Bestand
neu
Renditen auf 10jährige Bunds
Quellen: Bundesbank, BulwienGesa,
Deutsche Bank Research
22 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Wachstum 2016: Binnenlastiger & risikobehafteter
Stabiles Quartalswachstum
1
Reales BIP, % gg. Vq.
2,5
— Zum Ende des Jahres 2015 blieb das BIP-Wachstum mit 0,3% stabil, obwohl die schwache Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze in Q4
2015 Sorgen um eine deutliche Verlangsamung aufkommen ließen.
— Eine äußerst kräftige Binnenkonjunktur überkompensierte in H2 2015 den
zunehmenden Gegenwind vom Außenhandel. Allein hätten der private Konsum und die privaten Investitionen die sinkenden Exporte aber nicht ausgleichen können. Die staatlichen Konsum- und Investitionsausgaben wuchsen zuletzt ähnlich stark wie in der globalen Finanzkrise und bewahrten die
deutsche Wirtschaft vor der Stagnation.
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
— Die ifo-Geschäftserwartungen sind zu Jahresanfang allerdings so stark zurückgegangen wie zuletzt Mitte 2008, was zusammen mit den Finanzmarktturbulenzen Konjunktursorgen trieb. Bislang interpretieren wir dies als ein
kräftiges Warnsignal. Andere Daten deuten aber darauf hin, dass der ifo die
Lage überzeichnet und zumindest ein robustes Q1 bevorsteht.
-1,0
10
11
12
13
14
Reales BIP
2015 Durchschn.
15
16
2014 Durchschn.
2016 Durchschn.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research
— Unsere BIP-Wachstumsprognose für 2016 hatten wir schon vor den ifoErgebnissen leicht auf 1,7% von 1,9% gesenkt – vor allem aufgrund geringerer Exporterwartungen. Das Wachstum ist damit noch konsumlastiger.
2
Starke Binnennachfrage
Wachstumsbeitrag zum realen BIP, gg. Vq., %-P.
Q4 2015: Staat rettete das Jahresende
2,5
2
Das BIP-Wachstum in Deutschland war 2015 sehr stabil. In H1 wuchs die Wirtschaft jeweils um 0,4% gg. Vq. und in H2 jeweils mit 0,3%. Im Gesamtjahr
schlug ein Wachstum von 1,7% zu Buche nach 1,6% im Vorjahr. Befürchtungen,
dass die in Q4 sinkenden Stimmungsdaten und die rückläufige Industriekonjunktur und Exporte die Gesamtwirtschaft zum Jahresende Richtung Stagnation
bremsen würden, haben sich damit nicht bewahrheitet.
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
-1,5
11
12
13
14
15
Lager
Außenbeitrag
Inlandsnachfrage*
Reals BIP (% gg. Vq.)
*ohne Lager
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
Q4 2015: Stagnation ohne Staat
3
Wachstumsbeitrag zum realen BIP, gg. Vq., %-P.
2
1,5
1
0,5
0
-0,5
10
11
12
Staat
13
Rest
14
15
Reales BIP
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
23 | 3. März 2016
Dies war der anhaltenden Stärke der Binnenkonjunktur zu verdanken, die den
außenwirtschaftlichen Gegenwind kompensieren konnte. So wuchs der private
Konsum, die derzeit wichtigste Konjunkturstütze, zwar etwas verlangsamt aber
dennoch recht robust mit 0,3% im Vorquartalsvergleich. Auch die Investitionen
fielen sehr positiv aus. Sie stiegen kräftig um 1,5% vor allem dank der Bauinvestitionen (+2,2%), die vermutlich merklich vom milden Winterauftakt profitierten.
Dagegen waren die Exporte aufgrund der globalen Nachfrageschwäche rückläufig. Sie fielen in realer Rechnung um 0,6%, nachdem schon in Q3 nur ein
mageres Plus stand (+0,3%). Da die Importe gleichzeitig recht kräftig stiegen,
bremste der Außenhandel in Q3 (-0,3%-Punkte) und in Q4 (-0,5%-Punkte) das
Gesamtwachstum deutlich. Damit setzt sich die Schwäche des Außenhandels
fort. In den letzten zwei Jahren war der Außenbeitrag nur in zwei Quartalen
positiv. Er blieb in den beiden Vorjahren dennoch noch leicht positiv.
Die Stärke der Binnenwirtschaft ist allerdings nicht originär einer privatwirtschaftlichen Dynamik zu verdanken. Sie geht zu einem nicht unerheblichen Teil
auf die staatlichen Konsum- und Investitionsausgaben zurück, die durch die
vom Flüchtlingszustrom getriebenen Mehrausgaben verursacht werden dürften.
Ohne diese Ausgaben wäre die Wirtschaft in Q4 stagniert. Mit +1% im Vorquartalsvergleich war der Anstieg des Staatskonsums so stark wie zuletzt mitten in
der Krise Anfang 2009. Die hoch volatilen staatlichen Investitionen wuchsen
zuletzt ebenfalls so kräftig wie in 2009/10. Insbesondere das 24%-ige Plus bei
den staatlichen Ausrüstungsinvestitionen in Q4 war außergewöhnlich (EUR +0,7
Mrd.). Ausgaben für Zelte und Container zur Unterbringung von Flüchtlingen
dürften hierbei eine wichtige Rolle gespielt haben. Dies war der fünfte kräftige
Anstieg der staatlichen Ausrüstungsinvestitionen in Folge, die kumuliert über
60% betrugen.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Schlechtere Stimmung zum Jahreswechsel
4
Volatilitätsindex, % (links), Index 2005=100 (rechts)
40
115
30
110
20
105
10
100
0
95
-10
90
-20
-30
85
10
11
12
13
14
15
16
VIX-Aktienmarktvolatilität (links)
Konsumentenvertrauen (links)
Quellen: ifo, Bloomberg Finance LP, EU Kommission
5
Vergleicht man die Entwicklung des ifo Mitte 2008 mit jener in den letzten Monaten, gibt es einige Anzeichen dafür, dass der jetzige Einbruch den tatsächlichen
Dynamikverlust überzeichnet und möglicherweise stark durch die hohe Unsicherheit über die globalen Wachstumsaussichten geprägt sein könnte.
Ifo-Index; 0=Juli 2008 und Februar 2015
130
120
110
100
90
80
70
-13 -10 -7
-4
-1
2
5
8
Seit Jahresbeginn haben ausgeprägte Finanzmarktschwankungen, sinkende
Konjunkturerwartungen und fallendes Verbrauchervertrauen die konjunkturellen
Fragezeichen deutlich zunehmen lassen, insbesondere in Bezug auf die ausländische Nachfrage nach deutschen Produkten. Vor allem der dritte Rückgang
des ifo-Index in Folge im Februar ließ Konjunktursorgen steigen. Dies ist ein
recht zuverlässiger Indikator für einen konjunkturellen Umschwung und würde
für sich genommen darauf hindeuten, dass das BIP-Wachstum spürbar nachlassen könnte. Der ifo-Rückgang war getrieben von einem Einbruch der Erwartungen des Verarbeitenden Gewerbes auf den tiefsten Stand seit November
2011. Nimmt man Januar und Februar zusammen brachen die Erwartungen
sogar so stark ein wie zuletzt Mitte 2008, als Deutschland in eine tiefe Rezession rutschte.
Allerdings deutet weder das externe Umfeld (globales PPP-gewichtete BIPWachstum immer noch bei rund 3%) oder gar die Binnenwirtschaft – die durch
solide Einkommenszuwächse und flüchtlingsbezogene Ausgaben gestützt wird
– darauf hin, dass der ifo-Index in den nächsten Monaten ähnlich massiv einbrechen wird, wie er es 2008/09 tat.
ifo-Geschäftserwartungen (rechts)
2015: Viel abrupterer Erwartungseinbruch als 2008
Jahresauftakt 2016: Befinden wir uns im Jahr 2008?
11 14 17
Geschäftslage 2008
Geschäftserwartungen 2008
Darüber hinaus beleuchtet der „traditionelle“ ifo-Index den derzeitigen deutschen Konjunkturtreiber, die Dienstleister, nur unzureichend. Stellt man auf den
Dienstleistungs-ifo oder den Einkaufsmanagerindex ab, der ebenfalls auch
Dienstleister nach der Konjunktureinschätzung fragt, zeigt sich, dass deren Einschätzung zwar zuletzt auch etwas weniger positiv ausgefallen ist. Sie deuten
aber beide noch auf robustes Wachstum hin. Der zuverlässige Einkaufsmangerindex ist konsistent mit knapp 0,5% gg. Vq. BIP-Wachstum in Q1 2016. Der
Dienstleistungs-ifo liegt noch nahe seines Allzeithochs, während die ifoErwartungen nur noch auf 0,2% Wachstum hindeuten.
Geschäftslage 2016
Geschäftserwartungen 2016
Harte Zahlen deuten robustes Q1 2016 an
Quellen: ifo, Deutsche Bank Research
Einige harte Indikatoren, die einen Vorlauf zur allgemeinen Konjunktur haben
deuten auf einen robusten Jahresstart hin:
ifo-Erwartungen viel schlechter als
globaler PMI
6
Verarbeitendes Gewerbe; 2010=100 (links);
Index (rechts)
120
60
110
55
100
50
90
45
80
40
70
35
60
30
07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
ifo-Exporterwartungen (links)
ifo-Geschäftserwartungen (links)
— Der Konsum dürfte in Q1 2016 durch die erneuten kräftigen Ölpreisrückgänge einen Schub erhalten. Seit Mitte 2014 besteht eine hohe negative
Korrelation zwischen dem Ölpreis und dem Konsum. Auch die rückläufigen
Arbeitslosenzahlen für Januar und Februar sollten den Konsum stützen.
— Die Auftragseingänge haben sich im 4. Qu. 2015 merklich erholt und weisen
einen Vorlauf von etwa einem Quartal auf. Die industrielle Fertigung sollte
also zumindest in Q1 2016 weniger als Bremsfaktor wirken, nachdem die
Industrieproduktion in Q4 2015 kräftig gefallen war.
— Angesichts kräftiger Anstiege der Baugenehmigungen und Bauaufträge, des
günstigen Finanzierungsumfelds, der robusten Einkommenssituation der
Haushalte und der staatlichen Infrastrukturpläne sind die Aussichten für eine robuste Baukonjunktur ohnehin sehr positiv. Zu Beginn des Jahres dürfte
zudem der milde Winter zusätzlich stützen. Darauf deuten Details der ifoUmfrage im Bau hin.
Globaler Industrie-PMI (rechts)
Quellen: ifo, Markit
24 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Realer Konsum & Ölpreis
7
% gg. Vq.
1,2
1
0,8
0,6
0,4
0,2
0
-0,2
-0,4
-0,6
-40
-30
-20
Insgesamt stellen die starken Rückgänge der ifo-Erwartungen und des Industrie-PMIs für uns ein Warnsignal dar. Die Wahrnehmung ist jedoch besonders
durch einen einzelnen Datenpunkt geprägt. Zudem stützen einige andere Indikatoren unsere Einschätzung, dass das Wachstum in Q1 robust verlaufen sollte.
Folglich bleiben wir für Q1 2016 bei unserer kürzlich leicht abwärtsrevidierten
Wachstumsprognose von 0,4%.
-10
0
Ausblick 2016: Feintuning der BIP-Prognose auf 1,7%
10
20
30
10
11
12
13
14
15
16
Privater Konsum (links)
Ölpreis (Brent, invertiert, rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bloomberg Finance LP
Produktionsstabilisierung in Q1?
8
% Veränderung, letzte 3M gg. 3M vorher
Schon vor den ifo-Daten haben wir unsere Prognose für das deutsche BIPWachstum 2016 leicht von 1,9% auf 1,7% gesenkt. Damit entsprechen wir in
etwa dem Konsensus laut Consensus Economics und Bloomberg (1,8% bzw.
1,7%). Die Revision kommt durch einen minimal geringeren Wachstumsüberhang aus dem letzten Jahr und leicht zurückgenommene Erwartungen an das
Wachstum der Exporte und Ausrüstungsinvestitionen in H1 2016 zustande. Die
Argumente für unseren eingetrübteren Ausblick für die deutschen Exporte sind
im ebenfalls in dieser Ausgabe enthaltenen Exportartikel dargelegt. Die Binnenwirtschaft sollte jedoch angesichts der vielfältigen Treiber weitgehend resistent bleiben gegenüber den dämpfenden Einflüssen aus dem Ausland.
Damit ist unsere Wachstumsprognose noch stärker konsumlastig als bei unserer letzten Aktualisierung – von dem von uns prognostizierten 1,7% BIPWachstum gehen 1,7%-Punkte auf den privaten und den Staatskonsum zurück.
Der negative Wachstumsbeitrag vom Außenhandel (-0,5%-P.) und die positiven
Investitionen negieren sich unseres Erachtens. Aus einer rein konjunkturellen
Sicht ist dies zunächst wenig problematisch. Allerdings wird das Wachstum
angesichts dieser Einseitigkeit anfällig für Schocks z.B. einen kräftigen Rückgang des Konsumentenvertrauens.
3
2
1
0
-1
-2
-3
-4
11
12
13
14
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
15
Kernaufträge
Produktion Ver. Gew (1Q verzögert)
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research
9
Milder Winter = starker Bau in Q1?
% gg. Vj., 3M-Schnitt (links); Saldo (rechts)
50
-60
40
-40
30
-20
20
10
0
0
20
-10
40
-20
60
-30
05
07
09
11
13
15
Bauaktivität (links)
ifo Wettereinschätzung im Bau (rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo
25 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Gesamtinflation
1
% gg.Vj.
4,0
EZB deutet für die nächste Ratssitzung im März
weitere geldpolitische Lockerungen an
— Für die Eurozone haben wir unsere HVPI-Inflationsprognosen von 0,9% auf
0,2% in 2016 gesenkt. Für das Jahr 2017 erwarten wir einen Anstieg auf
1,4%. Damit dürfte das mittelfristige Inflationsziel der EZB „nahe aber unter
2%“ erneut deutlich unterschritten werden. Darüber hinaus sind marktbasierte Inflationserwartungen zuletzt wieder spürbar zurückgegangen und
Konjunkturrisiken haben zugenommen.
2,0
0,0
— Aufgrund dessen und der Aussagen einiger EZB-Ratsmitglieder erwarten
wir auf der Ratssitzung am 10. März weitere geldpolitische Lockerungen:
Erstens, eine Absenkung des Einlagensatzes um 10 auf minus 40 Basispunkte womöglich unter Einführung eines mehrstufigen Systems für die Berechnung der Strafzinsen. Zweitens, erwarten wir eine temporäre Erhöhung
der Anleihekäufe von aktuell EUR 60 Mrd. pro Monat. Zudem wäre ein zusätzlicher Liquiditätstender sinnvoll, um die Sorgen um die Bankenrefinanzierung abzubauen, Fragmentierungstendenzen einzudämmen und somit
die Überschussliquidität im Bankensektor zu reduzieren.
-2,0
11
12
13
14
15
FR
DE
IT
ES
EZB-Ziel
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Kreditwachstum
2
% gg.Vj.
— Diese Maßnahmen dürften zwar nur eine begrenzte positive Wirkung auf
Kredit- und Wirtschaftswachstum sowie den Preisauftrieb haben. Es sollte
aber gelingen, die Eintrittswahrscheinlichkeit von Abwärtsrisiken zu reduzieren und damit zur wirtschaftlichen Stabilität in der Eurozone beitragen.
15,0
EZB hält trotz niedriger Inflation an bisherigem Kurs fest
0,0
-15,0
11
12
DE
13
14
ES
15
FR
16
IT
Quellen: EZB, Deutsche Bank Research
Überschussliquidität vs. Geldmarktzins
3
y-Achse: EUR Mrd.
x-Achse: (EONIA-Depo)/(Refi-Depo)
900
600
300
0
0,00
0,75
2011-2016
1,50
Feb-2016
Quellen: EZB, Deutsche Bank Research
26 | 3. März 2016
Die im Jahr 2015 begonnene aggressive geldpolitische Strategie kann bestenfalls Teilerfolge verbuchen. Noch immer ist die Inflationsrate in der Eurozone
deutlich unter dem 2%-Ziel. Der Inflationsausblick hat sich zudem abermals
verschlechtert und wir erwarten, vor allem aufgrund einer nur schwachen Erholung des Ölpreises, eine Gesamtinflation (HVPI) von 0,2% für das Jahr 2016
(zuvor 0,9%). Trotz einer anziehenden Gesamtinflation im Jahr 2017 sollte das
Inflations-Ziel der EZB wieder deutlich unterschritten werden. Dies dürften auch
die aktualisierten Inflationsprognosen der EZB, die sie im März veröffentlicht,
zeigen. Aufgrund dessen und der jüngsten Aussagen der Ratsmitglieder dürften
auf der nächsten Ratssitzung am 10. März weitere geldpolitische Lockerungen
beschlossen werden. Zudem dürfte die EZB die zuletzt aufgekommenen Sorgen
um die Finanzierungsbedingungen in der Eurozone adressieren. Diese haben
den Transmissionsmechanismus von der Geldpolitik auf die Realwirtschaft geschwächt, Inflationsaussichten gedämpft und Sorgen um die makroprudentielle
Stabilität aufkommen lassen.
Im Detail erwarten wir folgende Maßnahmen: Eine Absenkung des Einlagensatzes um 10 auf minus 40 Basispunkte. Aufgrund der erhöhten Unsicherheit im
Finanzsektor erwarten wir zudem die Einführung eines mehrstufigen Systems
für die Anwendung des Einlagensatzes, womit die negativen Auswirkungen auf
die Profitabilität im Bankensektor und eine mögliche Weitergabe dieser Kosten
an die Unternehmen und Haushalte begrenzt werden sollte. Andernfalls würde
das eigentliche Ziel, nämlich das Ankurbeln von Kredit- und Wirtschaftswachstum, womöglich konterkariert. Der gestiegenen Unsicherheit über den Finanzsektor könnte auch mit einer Absenkung des Hauptrefinanzierungssatzes entgegen gewirkt werden. Gerade für die Kreditvergabe an Unternehmen im Rahmen der TLTROs (gezielte langfristige Refinanzierungstender) könnte dies eine
hilfreiche Maßnahme sein. Die EZB könnte unserer Ansicht nach einen weiteren
Liquiditätstender erwägen. Die anhaltend hohe Überschussliquidität im Bankensektor von rd. EUR 700 Mrd. zeigt deutliche Fragmentierungstendenzen zwischen den starken und den schwachen Banken der Eurozone auf. In der VerAktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Renditen 10-jähriger Staatsanleihen
4
%
5
20
4
16
3
12
2
8
1
4
15
16
IT
ES
PT
Quellen: Bloomberg Finance PLC,
Deutsche Bank Research
GR (rechts)
gangenheit hat die EZB solchen Entwicklungen stets entgegengewirkt. Darüber
hinaus erwarten wir eine vorübergehende Beschleunigung der Anleihekäufe,
zum Beispiel um EUR 10 Mrd. auf EUR 70 Mrd. pro Monat. Insbesondere die
höheren Zinsabstände im Kredit- und Staatsanleihenmarkt und das Risiko negativer Rückkoppelungseffekte zwischen den Banken- und den Staatsanleihenmärkten rechtfertigen u.E. ein höheres Volumen. Zusätzlich könnte die EZB
entscheiden, die bisher gültige Renditeuntergrenze bei den Aufkaufprogrammen
in Höhe des Einlagenzinssatzes zu beseitigen. Das zum Ankauf zur Verfügung
stehende Anleiheuniversum würde dadurch stark vergrößert werden.
Dagegen erwarten wir eher keine Ausweitung der Assetkäufe auf Unternehmensanleihen. Dies ist zwar möglich, hat aber bezüglich der Wirkung auf die
Finanzmärkte einen geringen Einfluss. Bereits im Oktober 2014 wiesen wir daraufhin, dass das potentielle Ankaufvolumen von Unternehmensanleihen mit
„Investment-grade“-Rating über einen Zweijahreszeitraum nur EUR 150-200
Mrd. betragen dürfte. Trotz des jüngst höheren Volumens an Unternehmensanleihen könnte der Effekt auf die Finanzmärkte insgesamt gering bleiben. Außerdem dürfte die EZB wohl auch keine unbesicherten Bankanleihen aufkaufen.
Dieser stünde zwar im Einklang mit dem EZB-Mandat, könnte aber politische
Kontroversen auslösen. Vermutlich bedarf die Ergreifung dieses Schrittes eine
deutlich höhere Volatilität im Finanzmarkt. Es gibt auch keinerlei Anzeichen,
dass die Regulierung wieder gelockert werden könnte. Sowohl Mario Draghi als
auch Daniele Nouy, Chefin des SSM (Single Supervisory Mechanism), betonten, dass das neue regulatorische Umfeld zu einem stabileren und nachhaltigeren Bankensystem beiträgt. Ratsmitglied Benoit Coeure machte zudem klar,
dass Probleme im Bankensektor durch die Implementierung struktureller Reformen und wachstumsfreundlichere Fiskalpolitik zu beseitigen sind – also nicht
durch geldpolitische Maßnahmen.
Drei Ziele könnte die EZB mit den beschriebenen Entscheidungen erreichen:
Erstens, die sich allmählich verbessernde Kreditdynamik dürfte gestärkt werden
und damit das BIP-Wachstum und den Preisauftrieb etwas ankurbeln. Zweitens,
dürfte die EZB die Eintrittswahrscheinlichkeit von Abwärtsrisiken reduzieren und
damit zur wirtschaftlichen Stabilität der Eurozone beitragen. Drittens, kauft sie
Zeit. Aktuell liegt eine komplexe politische und wirtschaftliche Gemengelage vor.
Neben den Problemen der Emerging Markets, allen voran in China und den
erdölexportierenden Ländern, sind hier auch die wirtschaftlichen und politischen
Konsequenzen des BREXIT-Referendums am 23. Juni und der Flüchtlingskrise
zu nennen. Auch die US-Konjunktur, die Wahrscheinlichkeit einer Rezession
und gegebenenfalls eine Anpassung der US-Geldpolitik werden in einigen Monaten besser einschätzbar sein als heute. Entsprechend können die neuen
Maßnahmen als Adjustierung des im letzten Jahr beschlossenen Pakets interpretiert werden. Realisieren sich einige der beschriebenen Risiken, könnte ein
noch unorthodoxerer, geldpolitischer Kurs anvisiert werden.
Mark Wall (+44 20 754-52087, [email protected])
Stefan Schneider (+49 69 910-31790, [email protected])
27 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
DB Makro-Überraschungsindex Deutschland
Der DB Makro-Überraschungsindex vergleicht den Wert der veröffentlichten Konjunkturdaten mit den Markterwartungen
10
und liefert damit Hinweise über die Richtung künftiger Prognoseanpassungen.
DB Makro-Überraschungsindex Deutschland
Durchschnitt der z-Werte der vergangenen 20 Datenüberraschungen
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
-0,1
-0,2
-0,3
-0,4
-0,5
14
15
16
DB Makro-Überraschungsindex
+/- 1 Standardabweichung
Werte über (unter) 0 bedeuten über (unter) der Markterwartung liegende Datenveröffentlichungen
Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research
Letzte 20 veröffentlichte deutsche Konjunkturdaten
Bloomberg Ticker
DX
Berichtsmonat
Indikator
Veröffentlich- Aktueller
ungsdatum
Wert
Bloomberg
Konsensus
Überraschung
Standardisierte QuantilsÜberraschung
rang
GRIFPBUS Index
ifo Geschäftsklimaindex
1 2016
25.01.16
107,3
108,4
-1,1
-1,0
0,1
GRIMP95Y Index
Importpreise (% gg. Vj.)
12 2015
28.01.16
-3,1
-3,1
0,0
0,3
0,7
GRFRIAMM Index
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.)
12 2015
29.01.16
0,6
0,4
0,2
0,4
0,7
MPMIDEMA Index
PMI Verarbeitendes Gewerbe
1 2016
01.02.16
52,3
52,1
0,2
0,2
0,6
GRUECHNG Index
Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.)
1 2016
02.02.16
-19,0
-8,0
11,0
0,2
0,6
MPMIDESA Index
PMI Dienstleistungssektor
1 2016
03.02.16
55,0
55,4
-0,4
-0,4
0,3
GRIORTMM Index
Auftragseingänge (% gg. Vm.)
12 2015
05.02.16
-0,7
-0,5
-0,2
-0,1
0,4
GRIPIMOM Index
Industrieproduktion (% gg. Vm.)
12 2015
09.02.16
-1,2
0,5
-1,7
-1,4
0,1
GRCAEU Index
Leistungsbilanzsaldo (EUR Mrd.)
12 2015
09.02.16
25,6
26,7
-1,1
-0,7
0,2
GRCP20YY Index
VPI (% gg. Vj.)
1 2016
12.02.16
0,5
0,5
0,0
0,3
0,3
GRZEWI Index
ZEW - Konjunktur (Erwartungen)
2 2016
16.02.16
1,0
0,0
1,0
0,1
0,6
GRZECURR Index
ZEW - Konjunktur (Situation)
2 2016
16.02.16
52,3
55,0
-2,7
-0,5
0,2
MPMIDESA Index
PMI Dienstleistungssektor
2 2016
22.02.16
55,1
55,1
0,0
0,0
0,5
GRGDPPGQ Index
BIP (% gg. Vq.)
12 2015
23.02.16
0,3
0,3
0,0
-0,1
0,4
GRIFPBUS Index
ifo Geschäftsklimaindex
2 2016
23.02.16
105,7
106,8
-1,1
-1,0
0,1
GRCP20YY Index
VPI (% gg. Vj.)
2 2016
26.02.16
0,0
0,1
-0,1
-0,3
0,2
GRFRIAMM Index
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.)
1 2016
29.02.16
0,7
0,3
0,4
0,6
0,7
GRIMP95Y Index
Importpreise (% gg. Vj.)
1 2016
29.02.16
-3,8
-3,4
-0,4
0,0
0,4
MPMIDEMA Index
PMI Verarbeitendes Gewerbe
2 2016
01.03.16
50,5
50,2
0,3
0,3
0,7
GRUECHNG Index
Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.)
2 2016
01.03.16
-10,0
-10,0
0,0
-0,2
0,4
Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
10
28 | 3. März 2016
Siehe für Details Ausblick Deutschland. 4. August 2014.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Termine der Finanz-, der Wirtschafts- und der Europapolitik
DX
Datum
Ereignis
Anmerkungen
7. März
Sonder-Gipfeltreffen EU-Türkei, Brüssel
7./8. März
Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel
10. März
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz
13. März
Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz
und Sachsen-Anhalt
Debatte über Umsetzung des EU-Türkei-Aktionsplanes – einschließlich der
Modalitäten für den Abruf der der Türkei zugesagten EU-Finanzhilfen.
Haushaltspolitische Überwachung: Implikationen der Winter-Wirtschaftsprognose für Defizitverfahren, (mögl.) Lage in Zypern, Griechenland.
Wir erwarten eine Absenkung des Einlagensatzes um 10 Bp. Die jüngste
Unsicherheit im Bankensektor lässt vermuten, dass dies von einem mehrstufigen Mechanismus wie bei der BoJ begleitet wird. Zudem erwarten wir eine
temporäre Erhöhung der Staatsanleihenkäufe.
Umfragen deuten auf Ablösung gegenwärtiger (grün-roten bzw. rot-grünen)
Landesregierungen in beiden westdeutschen Ländern hin. Bei schwachem
Abschneiden von CDU und SPD könnte sich die Bildung neuer Landesregierungen hinziehen.
Debatte über Flüchtlingskrise: u.a. über Fortschritte bei Sicherung der EUAußengrenzen, Lage in Griechenland und in Staaten des Westbalkan, Hilfen
für Flüchtlinge in Syrien u. Nachbarregionen.
Debatten über Lage der Weltwirtschaft sowie an internationalen
Finanzmärkten.
Überprüfung des geldpolitischen Kurses.
17./18. März Europäischer Rat, Brüssel
15.-17. April Frühjahrstagung IWF u. Weltbank, Washington
21. April
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz
22.-23. April Eurogruppe und informeller ECOFIN, Amsterdam
24./25. Mai
Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel
Wahrscheinlich u.a. finanzpolitische Herausforderungen durch Flüchtlingskrise, Lage in Griechenland.
Wirtschaftliche Lage in der Eurozone – Frühjahrsprognose der EUKommission, Entwicklung von Inflation u. Wechselkurs, thematische Debatte
über Wachstum u. Beschäftigung u.a.
2. Juni
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz, Wien
Überprüfung des geldpolitischen Kurses.
Quelle: Deutsche Bank Research
Dieter Bräuninger (+49 69 910-31708, [email protected])
29 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Datenkalender
DX
Datum
Uhrzeit
Daten
Berichtszeitraum
7. Mrz 2016
8. Mrz 2016
10. Mrz 2016
10. Mrz 2016
10. Mrz 2016
22. Mrz 2016
22. Mrz 2016
22. Mrz 2016
30. Mrz 2016
13. Mai 2016
8:00
8:00
8:00
8:00
8:00
9:30
9:30
10:30
14:00
8:00
Auftragseingang im Ver. Gewerbe (Index, sb.), % gg. Vm.
Industrieproduktion (Index, sb.), % gg. Vm.
Handelsbilanz (EUR Mrd., sb.)
Warenexporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
Warenimporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
PMI Verarbeitendes Gewerbe (Flash)
PMI Dienstleistungssektor (Flash)
ifo Geschäftsklima (Index, sb.)
Vorläufiger VPI (sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
Reales BIP (Index, sb.), % gg. Vq.
Januar
Januar
Januar
Januar
Januar
März
März
März
März
Q1 2016
DB Schätzung
-0,5
0,7
19,7
0,1 (1,6)
0,0 (2,0)
50,0
55,0
106,5
0,5 (0,0)
0,4
Letzter Wert
-0,7
-1,2
19,6
-1,4 (0,7)
-1,6 (2,1)
50,2
55,1
105,7
0,4 (0,0)
0,3
Quellen: Deutsche Bank Research, Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, ifo, Markit
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
Finanzmarktprognosen
DX
US
JP
EWU
GB
CH
SE
DK
NO
PL
HU
CZ
0,375
0,375
0,375
0,625
-0,10
0,00
-0,05
-0,05
0,05
0,05
0,05
0,05
0,50
0,50
0,50
0,75
-0,75
-0,75
-0,75
-0,75
-0,50
-0,35
-0,35
-0,35
0,05
0,05
0,05
0,05
0,75
0,75
0,50
0,50
1,50
1,50
1,50
1,50
1,35
1,35
1,35
1,35
0,05
0,05
0,05
0,05
0,64
0,58
0,58
0,83
0,17
0,10
0,05
0,05
-0,21
-0,25
-0,35
-0,35
0,59
0,60
0,92
0,94
Rendite 10J Staatsanleihen, %
Aktuell
1,74
Mrz 16
1,25
Sep 16
1,75
Mrz 17
1,50
-0,06
0,10
0,10
0,15
0,11
0,25
0,65
0,80
1,33
1,50
1,80
1,90
Leitzinssatz, %
Aktuell
Mrz 16
Sep 16
Mrz 17
3M Geldmarktsatz, %
Aktuell
Mrz 16
Sep 16
Mrz 17
Wechselkurse
Aktuell
Mrz 16
Sep 16
Mrz 17
EUR/USD USD/JPY EUR/GBP GBP/USD
1,09
112,40
0,79
0,72
1,05
109,00
0,76
1,38
0,93
109,00
0,75
1,24
0,95
112,00
0,74
1,28
EUR/CHF EUR/SEK EUR/DKK EUR/NOK EUR/PLN EUR/HUF EUR/CZK
1,09
9,30
7,46
9,50
4,35
311,26
27,05
1,08
9,10
7,46
9,58
4,41
316,25
27,10
1,11
8,79
7,46
8,85
4,31
318,75
27,10
1,12
8,75
7,46
9,21
4,25
320,00
27,10
Quellen: Bloomberg, Deutsche Bank
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
30 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Datenmonitor
Konjunkturumfragen
Gesamtwirtschaft
ifo Geschäftsklima
ifo Geschäftserwartungen
Produzierendes Gewerbe
ifo Verarbeitendes Gewerbe
Produktion (% gg. Vp.)
Auftragseingang (% gg. Vp.)
Grad der Kapazitätsauslastung
Bauhauptgewerbe
Produktion (% gg. Vp.)
Auftragseingang (% gg. Vp.)
ifo Bauhauptgewerbe
Konsumentennachfrage
EC Konsumentenbefragung
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vp.)
Neuzulassungen PKW (% gg. Vj.)
Außenhandel
Auslandsaufträge (% gg. Vp.)
Exporte (% gg. Vp.)
Importe (% gg. Vp.)
Nettoexporte (EUR Mrd.)
Arbeitsmarkt
Arbeitslosenquote (%)
Veränderung Arbeitslosigkeit (Tsd. gg. Vp.)
Beschäftigung (% gg. Vj.)
ifo Beschäftigungsbarometer
Preise, Löhne und Arbeitskosten
Preise
HVPI (% gg. Vj.)
Kern-HVPI (% gg. Vj.)
Harmonisierter PPI (% gg. Vj.)
Rohstoffe ohne Energie (% gg. Vj.)
Ölpreis (USD)
Inflationserwartungen
EC Haushaltsumfrage
EC Unternehmensumfrage
Lohnstückkosten (gg. Vj.)
Lohnstückkosten
Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer
Arbeitnehmerentgelt je Stunde
Monetärer Sektor (gg. Vj.)
M3
Trend von M3*
Kredite an Unternehmen und Privatpersonen
Kredite an öffentliche Haushalte
DX
Q1
2015
Q2
2015
Q3
2015
Q4
2015
107,2
102,7
108,3
102,8
108,4
102,7
102,7
0,4
-1,5
84,5
104,0
0,1
2,6
84,3
0,5
7,7
118,9
Q1
2016
Sep
2015
Okt
2015
Nov
2015
Dez
2015
Jan
2016
Feb
2016
108,6
104,4
108,6
103,3
108,2
103,8
109,0
104,8
108,6
104,6
107,3
102,3
105,7
98,8
103,0
-0,3
-2,7
84,2
103,2
-0,8
1,0
84,5
102,6
-1,1
-1,1
102,4
0,6
1,7
103,7
-0,1
1,5
103,6
-1,2
-0,7
101,6
99,3
-2,3
-4,6
120,0
-0,9
0,2
121,4
4,3
10,9
123,4
0,8
7,2
122,9
2,2
-5,1
123,0
2,0
15,0
124,0
0,1
3,9
123,3
122,4
122,9
1,0
1,4
6,4
3,0
0,0
4,2
-0,3
0,7
6,1
-4,4
0,3
5,7
-2,9
0,1
4,8
-4,6
-0,1
1,1
-4,5
0,5
8,9
-4,2
0,6
7,7
-5,8
0,7
3,3
-6,4
-3,4
1,7
1,7
58,9
5,0
3,4
1,2
66,0
-4,8
-0,7
0,9
61,6
1,0
-1,4
-1,0
59,7
-1,6
2,7
2,8
19,7
1,8
-1,2
-2,3
20,3
0,8
0,5
1,3
19,8
0,6
-1,4
-1,6
19,6
6,5
-37,7
0,6
107,7
6,4
-26,3
0,7
108,0
6,4
-0,7
0,8
108,1
6,3
-24,7
1,0
109,8
6,4
0,0
0,9
108,6
6,3
-7,0
0,9
109,1
6,3
-15,0
1,0
109,9
6,3
-15,0
1,0
110,4
6,2
-19,0
1,2
109,7
6,2
-11,0
-0,1
1,0
-2,0
2,3
55,1
0,4
1,1
-1,4
-0,5
63,7
0,0
1,0
-1,7
-7,0
51,3
0,2
1,2
-2,3
-12,0
44,8
-0,1
1,0
-2,1
-9,6
48,5
0,2
1,3
-2,3
-10,7
49,4
0,2
1,2
-2,5
-12,3
46,0
0,2
1,0
-2,3
-12,8
39,0
0,4
1,1
-2,4
-15,5
0,5
-0,4
6,1
1,5
4,9
0,8
4,0
1,5
6,6
0,5
1,3
1,8
5,6
2,1
5,0
0,6
6,3
-0,8
1,7
2,4
2,3
1,7
2,9
2,5
1,6
2,8
2,4
1,8
2,8
1,9
7,3
7,5
8,2
9,2
2,5
11,1
2,7
11,7
9,3
9,0
2,9
14,8
9,0
2,1
12,2
8,6
8,7
2,7
15,9
9,2
2,6
32,3
8,2
8,0
2,5
11,1
85,1
108,0
5,4
-2,9
2,7
11,7
% gg. VP = Veränderung gegenüber der Vorperiode; * zentrierter 3M-Durchschnitt
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank, Europäische Kommission, Eurostat, Statistisches Bundesamt, HWWI, ifo, Markit
31 | 3. März 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Im Ausblick Deutschland aus der Reihe Aktuelle Themen/Konjunktur werden volkswirtschaftliche und wirtschaftspolitische Themen zu Deutschland
behandelt. Jede Ausgabe enthält zudem Übersichtstabellen zu finanz- und
wirtschaftspolitischen Terminen sowie einen detaillierten Datenmonitor zu
deutschen Wirtschaftsindikatoren. Die Ausgabe erscheint monatlich.
 Wachstum über Potenzial, keine Lohnexzesse ............ 28. Januar 2016
 Verstärkte Binnendynamik im Jahr 2016 ................ 16. Dezember 2015
 Binnenkonjunktur läuft –
aber keine Übertreibungen........................................ 5. November 2015
 Migration, Metropolregion, Inflation ............................... 2. Oktober 2015
 Solides BIP, Haushaltsüberschüsse,
aber neue Herausforderungen ................................. 1. September 2015
 Risse im Fundament? .....................................................3. August 2015
Unsere Publikationen finden Sie unentgeltlich
auf unserer Internetseite www.dbresearch.de
Dort können Sie sich auch als regelmäßiger
Empfänger unserer Publikationen per E-Mail
eintragen.
 Höhere Inflationsraten trotz
gedämpfter Kerninflation ................................................... 29. Juni 2015
Für die Print-Version wenden Sie sich bitte an:
Deutsche Bank Research
Marketing
60262 Frankfurt am Main
Fax: +49 69 910-31877
E-Mail: [email protected]
 Deutsches Sparverhalten vor
QE-Herausforderungen .....................................................30. April 2015
Schneller via E-Mail:
[email protected]
 Reduzierte BIP-Prognose –
Binnenkonjunktur aber intakt............................................... 1. Juni 2015
 Kräftiger Gegenwind für deutsche
Exportwirtschaft trotz Euroabwertung .............................. 30. März 2015
 Höheres Wachstum und Löhne,
Sparer weiter vorsichtig ...................................................... 2. März 2015
 2015: Konjunkturerholung mit Risiken ............................ 6. Januar 2015
 Strukturelle Verlangsamung des Welthandels
belastet deutsches BIP-Wachstum ........................... 2. Dezember 2014
© Copyright 2016. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um
 Weitere Enttäuschungen ........................................... 5. November 2014
Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten.
Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des
Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen
können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank
veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informations zurIce
bucketgestellt.
challenge
und
zwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung
Verfügung
Für die
Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorstestrukturelle Investitionslücke .................................... 2. September 2014
henden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen.
In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis zur Erbringung von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Filiale London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG,
Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan
wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. So weit, so gut ...................................................................... 2. Mai 2014
Druck: HST Offsetdruck Schadt & Tetzlaff GbR, Dieburg
 2% Wachstum in 2015 trotz
Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734 / E-Mail: ISSN 1616-5640
belastender Beschäftigungspolitik .............................. 28. Februar 2014
 Weiter im Aufwind ......................................................... 27. Januar 2014