UNABHÄNGIG. KRITISCH. KONSTRUKTIV.

UNABHÄNGIG. KRITISCH. KONSTRUKTIV.
Wahlprogramm für die Wahlen zum 55. Studierendenparlament
Die Hochschulgruppe Unsere Uni. gründete sich 2009 im Bildungsstreik als ein parteiunabhängiger,
fachbereichsübergreifender Zusammenschluss engagierter Studierender, welche das Ziel verfolgen,
die Situation der Studierendenschaft an der JLU dauerhaft zu verbessern. Für dieses Ziel setzen wir uns
heute noch ein: In der Bildungspolitik ist nach wie vor ein Ideal dominant, das Bildung als eine Ware
begreift. Wichtig ist nicht der Inhalt des Studiums oder die persönliche Entwicklung der Studierenden,
sondern die Frage danach, welche Studiengänge wie viel Geld „abwerfen“. Mit dieser Ideologie hängen
die großen Probleme der deutschen Hochschullandschaft unmittelbar zusammen: Unterfinanzierte
Hochschulen, damit verbunden überfüllte Lehrveranstaltungen, die Zusammenstreichung bzw.
Abschaffung der weniger prestigeträchtigen Studiengänge sowie der Abbau kritischer Wissenschaft.
Aber auch solche Konstruktionen wie Modularisierung, Regelstudienzeit, Anwesenheitspflicht und
übermäßiger Leistungsdruck, sind hier zu nennen.
1. Freie Bildung für alle und eine bedarfsgerechte Finanzierung der Hochschulen!
2. Studiengänge studierbar gestalten!
3. Mehr Veranstaltungsplätze für Studierende!
4. Wiederholung von Modulen ermöglichen und Notenverrechnung abschaffen!
5. Chancengleichheit und Gleichberechtigung verwirklichen!
6. Für die Einführung einer Zivilklausel – für eine Hochschule in gesellschaftlicher
Verantwortung!
7. Für mehr Transparenz und eine bessere Informationspolitik!
8. Offenlegung von Drittmitteleinnahmen!
9. Für HochschulPOLITIK! Gegen einen reinen „Service-AStA“!
10. Mitbestimmung
stärken!
Gremienarbeit
intensivieren!
Direktdemokratische
Instrumente nutzen!
11. Urabstimmung zur geplanten Landesstudierendenvertretung verwirklichen!
12. Kritische Begleitung der zwangsverpflichtenden Finanzierung der öffentlichen Hand
durch Studierende!
13. Bezahlbarer Wohnraum für Studierende!
14. Master für ALLE!
15. Kulturelle und sportliche Belange an unserer Uni!
16. Ökologische und nachhaltige Universität!
17. Weltoffene Universität!
18. Studentische Initiativen fördern und stärken!
1. Freie Bildung für alle und eine bedarfsgerechte Finanzierung der
Hochschulen!
Bildung ist ein Menschenrecht und muss als solches immer frei zugänglich sein. Wir lehnen
jede Form von Studien- und Verwaltungsgebühren ab und werden uns auf allen Ebenen gegen
ihre Erhebung einsetzen. Die Finanzierung der Hochschulen muss sich am tatsächlichen Bedarf
orientieren! Kürzungen am Bildungssystem sind ungerecht, gesellschaftlich kurzsichtig und
deshalb nicht hinnehmbar! Wir fordern die hessische Landesregierung auf, die finanziellen
Bedürfnisse der Universitäten ernst zu nehmen und von Kürzungen wie dem Hochschulpakt
2020 Abstand zu nehmen. Der Tatsache, dass die Studierendenzahlen stetig weiter ansteigen,
muss seitens des Landes durch eine solide und nachhaltige Aufstockung der finanziellen Mittel
der
hessischen
Hochschulen
begegnet
werden,
jedoch
wird
die
Regierung
dieser
Verantwortung nicht gerecht. Die Finanzierung unserer Universität hängt mehr denn je von
zweckgebundenen Drittmitteln und Geldern aus unsinnigen Exzellenzinitiativen ab. Wir fordern
eine Abkehr von dieser Praxis, die finanzielle Handlungsfähigkeit der Universität muss durch
eine Aufstockung der Grundmittel seitens des Landes gewährleistet werden.
Weiterhin machen wir uns dafür stark, dass wissenschaftliche Mitarbeiter_innen ein
ausreichendes jährliches Budget zur Verfügung haben. Prekäre befristete unterfinanzierte
Arbeitsverhältnisse wie diese dürfen nicht der Standard für Forschung und Lehre sein.
2. Studiengänge studierbar gestalten!
Das Studium verkommt immer mehr zur Schule 2.0. Ob Frontalunterricht, immer
wiederkehrende marathonartige Referatsseminare, deren Lerneffekt mehr als fragwürdig sind,
Kontrollen seitens der Dozierenden, ob man seinen Text “adäquat” gelesen bzw. seine
Hausaufgaben gemacht hat, oder Kombinationen von Prüfungsleistungen, die vom Workload
her vollkommen unverhältnismäßig sind, sind nur ein kleiner Ausschnitt der Verschulung. In den
vergangenen Jahren haben wir uns aktiv für die Umsetzung der „Gießener Erklärung“
eingesetzt. So haben wir 2011 aus dem AStA heraus eine Urabstimmung initiiert, die eine
Ausklammerung von einem Drittel aller Modulnoten aus der Endnotenberechnung zum Ziel
hatte. Es entstand ein langwieriger Prozess um die Umsetzung dieser Modulklammer, den wir
sowohl in universitären Gremien, als auch aus der Opposition heraus unterstützt haben. Zwar
wurde diese studentische Willensbekundung letztlich im Senat abgelehnt, dennoch zeigt sie
deutlich das Verlangen nach einem Abbau von Prüfungsbelastungen.
Insgesamt haben wir im Rahmen unseres Engagements viele konkrete Verbesserungen auf
den Weg gebracht, jedoch besteht in allen Studiengängen immer noch dringender
Handlungsbedarf, da vielfach unsere erzielten Erfolge seitens der Universität rückgängig
gemacht werden. Unser Ideal ist ein Studium, in dem sich jede und jeder individuell entfalten
kann. Studiengangstrukturen, die eine solche Entfaltung verhindern und auf die individuellen
Bedürfnisse sowie Interessen der einzelnen Studierenden keine Rücksicht nehmen, lehnen wir
grundsätzlich ab. Gemeinsam mit euch allen, wollen wir die Verbesserung der Studiengänge
weiter vorantreiben!
Deshalb fordern wir:
•
Die Ausweitung eines konstruktiven Dialogs aller Akteure an der Universität über die studierbare Umgestaltung der Studiengänge. Eine weitreichende Studienreform lässt sich
nur gemeinsam verwirklichen!
•
Dafür Sorge zu tragen, dass die universitätsweite Abschaffung der Anwesenheitspflicht
weiter vorangetrieben wird, da wir die Entmündigung von uns Studierenden durch
Anwesenheitskontrollen strikt ablehnen! Die, teilweise erfolgreichen, Versuche einzelner
Fachbereiche in der Vergangenheit, Anwesenheitspflichten zu verschärfen, zeigt, dass
hier dringender Handlungsbedarf besteht.
•
Das Recht für alle Studierenden, in der Endnotenberechnung selbstbestimmt
Modulnoten ausklammern zu können. Im Bachelor-Studiengang „Sozialwissenschaften“
des FB 03 ist dies bereits im Umfang von 42 CP möglich, hieran sollten sich andere
Fachbereiche orientieren.
•
Ein größtmögliches Maß an Wahlfreiheit und inhaltlicher Spezialisierung. Wir haben das
Recht auf ein selbstbestimmtes Studium! Außerdem ist bei der Planung von
Studiengängen darauf zu achten, dass Auslandsaufenthalte ohne Nachteile möglich sind.
•
Im Ausland erbrachte Leistungen sollen eins zu eins angerechnet werden. Zur
Ermöglichung dieser Anrechnung erscheint es uns als dringend notwendig das System
der Vergabe von Credtpoints fallen zu lassen. Diese haben nicht, wie versprochen,
studentische Mobilität gefördert, sondern das Gegenteil bewirkt.
•
Mehr persönliche Wahlfreiheit bei Prüfungsleistungen!
•
Die zügige Besetzung vakanter Professuren und sichere Arbeitsplätze an der Universität.
Die Aufrechterhaltung der Lehre über kurzfristige Lehraufträge darf kein Dauerzustand
sein.
•
Einen freien Zugang zur Bildung. Sämtliche Zugangsbeschränkungen sind abzuschaffen.
Jede und jeder soll das Recht haben, nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu
studieren.
3. Mehr Veranstaltungsplätze für Studierende!
Studierenden muss die Möglichkeit gewährleistet werden, ihr Studium adäquat und in einer
lernfreudigen Umgebung zu absolvieren. Seminare mit mehr als 30 Studierenden stehen dem
entgegen. Wir fordern aus diesem Grund weiterhin die Ausweitung des Lehrangebots, sodass
Studierenden die Möglichkeit gegeben wird, ihr Studium in Regelstudienzeit zu absolvieren,
anstatt es wegen fehlender Seminarplätze unnötig zu verlängern.
4.
Wiederholung
von
Modulen
ermöglichen
und
Notenverrechnung
abschaffen!
Ein Modul nicht bestanden und schon ist folgt die Exmatrikulation. Der Druck im Studium ist
zum Teil enorm, da jede Note zählt. Da kann es schon passieren, dass das gesamte Studium
wegen dem Nichtbestehen von einem Modul nicht fortgeführt werden kann. Wir halten dies für
falsch. Die Universität muss auch weiterhin ein Ort sein, an dem Studierende sich ausprobieren
sollen. Dazu gehört es auch Fehler zu machen. Was im Studiengang Social Sciences schon
möglich ist, sollte auf alle Fachbereiche übernommen werden. Hier besteht die Möglichkeit
komplette Module zu wiederholen, anstatt nach einer Modulabschlussprüfung direkt
exmatrikuliert zu werden.
Im
direkten
Zusammenhang
damit
steht
unsere
Forderung
danach
endlich
die
Notenverrechnung in einzelnen Veranstaltungen abzuschaffen. Gerade in der Prüfungsphase
kommen schnell viele Klausurtermin zustande, die zumeist alle innerhalb kürzester Zeit
abgeleistet werden müssen. Das Nichtbestehen des Erstversuchs einer Prüfung darf keine
schlechte Ausgangslage für den Ausgleichstermin bilden. Aus diesem Grund lehnen wir die
Praxis der Verrechnung von Erstversuch und Ausgleichsprüfung kategorisch ab.
5. Chancengleichheit und Gleichberechtigung verwirklichen!
An unserer Uni darf niemand aufgrund von Herkunft, Behinderung, Geschlecht, sexueller
Orientierung oder Glauben diskriminiert oder benachteiligt werden. Wir stehen für die
Abschaffung aller Hürden und Barrieren, die der Aufnahme eines Studiums im Wege stehen
oder das Studium erschweren. Die Chancengleichheit aller Studierenden muss gewährleistet
sein. Wir unterstützen daher den Verein „Zentrum selbstbestimmt Leben Gießen e.V.“, in dem
Menschen mit Behinderung aktiv für ihre Rechte eintreten.
Wir fordern außerdem:
•
Eine effektive Frauenförderung zum Abbau der Diskriminierung. Wir sind für die
Durchsetzung der Gleichberechtigung auf allen Ebenen. Ein rein männlich besetztes
Universitätspräsidium, wie derzeitig der Fall, ist unter dieser Maßgabe inakzeptabel.
•
Im AStA werden wir uns für die Ausweitung des elternunabhängigen BAföG einsetzen,
von dem auch Studierende profitieren können, die beispielsweise Kontakt zu nur einem
Elternteil halten und/oder ihre Eltern nicht auf Unterstützung verklagen wollen.
•
Eine bessere Beratung sowie ein besseres Studienangebot für Teilzeitstudierende. Die
Tatsache, dass ein Teilzeitstudium Realität für viele Studierende ist, muss sich in den Betreuungs- und Beratungsangeboten sowie in einer flexiblen Studienganggestaltung
deutlich stärker als bisher niederschlagen!
•
Die Ausweitung von Unterstützungs-, Betreuungs- und Beratungs-Angeboten für
Studierende mit Kind, Studierende mit Behinderung/ chronischer Erkrankung und
ausländischen Studierenden.
•
Ausländischen Studierenden muss es erleichtert werden, an deutschen Hochschulen
studieren zu können – unabhängig davon, ob sie einen EU-Pass besitzen oder nicht!
•
Die Betreuung internationaler Studierender, sowie Studierender, die beabsichtigen ins
Ausland zu gehen, ist zu verbessern.
•
Die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention an unserer Uni.
6. Für die Einführung einer Zivilklausel – für eine Hochschule in
gesellschaftlicher Verantwortung!
Wir sehen unsere Hochschule in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Hieraus ergibt sich
für uns die Pflicht zu einem verantwortungsvollen Handeln in Forschung und Lehre. Wir setzen
uns daher aktiv für die Aufnahme einer „Zivilklausel“ in die Grundordnung der Universität ein,
mittels der Wehr- und Rüstungsforschung an der Justus-Liebig-Universität unterbunden und
Forschung und Lehre rein friedlichen und zivilen Zielen verpflichtet werden. Nur so kann dem
universitären Leitbild der „Lebenswissenschaften“ und der historischen Verantwortung
nachgekommen werden. Gerade das Ergebnis der Senatskommission Zivilklausel, bei der
lediglich die Einführung einer Ethikkommission zur Überwachung von Forschung entstanden ist,
geht unseres Erachtens noch nicht weit genug. Diese ist zum einen bereits per Gesetz
verankert, wird aber nur dann tätig, wenn Forschende dies selbst anzeigen.
7. Für mehr Transparenz und eine bessere Informationspolitik!
Unsere Uni. setzt sich weiterhin für eine transparente und moderne Informationspolitik an der
Justus-Liebig-Universität ein. Sowohl in der universitären, als auch in der studentischen
Selbstverwaltung besteht hierbei großer Handlungsbedarf. Es ist nicht hinnehmbar, dass nur ein
kleiner Teil von Studierenden weiß, wie man sich bei den öffentlichen Senats-, Fachbereichs-,
StuPa- oder AStA-Sitzungen einbringen kann oder was diese Gremien überhaupt leisten. Wir
haben uns in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen dafür eingesetzt, dass die
Informationspolitik des AStA, unter anderem durch eine neue Homepage, regelmäßige LiveStreams, die zeitnahe Veröffentlichung von Protokollen, die regelmäßige Herausgabe einer
AStA-Zeitung sowie die regelmäßige Aktualisierung von öffentlichen Aushängen, transparenter
wird. Auch in der Satzung der Studierendenschaft konnten wir grundlegende Regelungen
einbauen, die bereits zu größerer Transparenz und verbesserter Informationspolitik beigetragen
haben. Eine transparente Informationspolitik ist die notwendige Basis für eine breite Beteiligung
der Studierenden an hochschulpolitischen Entscheidungen!
Leider bevorzugt der derzeitige AStA eine Politik der Intransparenz und Passivität. Eine
Aktualisierung
seiner
Aushänge
konnte
nur
durch
einen
Antrag
unsererseits
im
Studierendenparlament erreicht werden und auf aktuelle Protokolle wartet man Monate, wenn
sie überhaupt veröffentlicht werden. Jenseits der Tatsache, dass dies eine Unverschämtheit
gegenüber der Studierendenschaft ist, wird dem Studierendenparlament hierdurch die
Grundlage seiner Kontrollfunktion entzogen. Ein Antrag von Unsere Uni., der durch die
elektronische
Versendung
kurzer
Beschlussprotokolle
an
die
Mitglieder
des
Studierendenparlaments, wenigstens das Informationsdefizit des zentralen Gremiums der
studentischen Selbstverwaltung beseitigen sollte, wurde durch die AStA-tragende Koalition
abgelehnt.
Unsere Uni. steht für:
•
Eine offene und transparente Ausgestaltung der Hochschulpolitik. Gemeinsam mit allen
Interessierten
wollen
wir
sämtliche
Beteiligungshürden
an
hochschulpolitischen
Prozessen abbauen. Hochschulpolitik geht alle Studierende etwas an! Daher stehen wir
für regelmäßige Vollversammlungen der Studierendenschaft, eine universitätsweite
Aufstellung weiterer Informationskästen und eine aktive Bewerbung der studentischen
Selbstverwaltung z.B. durch Besuche in Lehrveranstaltungen ein.
•
Finanzielle Transparenz: Die verfasste Studierendenschaft verwaltet ein großes Budget.
Umso wichtiger ist, darauf zu achten, dass mit den Mitteln der Studierenden sorgsam
umgegangen wird. Die größtmögliche Durchschaubarkeit der finanziellen Situation sowie
der finanziellen Tätigkeiten des AStA sind immer noch erklärtes Ziel unserer Liste. Die
Studienenden haben ein Recht zu erfahren, was mit ihrem Geld geschieht!
•
Weiterhin fordern wir die Offenlegung des Bilanzen der Universität sowie eine Erklärung
über die Verwendung des Semesterbeitrags.
•
Ein Ende von Vieraugengesprächen und Hinterzimmerpolitik. Für uns ist klar, dass
Debatten da geführt werden, wo sie hingehören: Das sind die universitären und
studentischen Gremien!
8. Offenlegung von Drittmitteleinnahmen
Auch hier sehen wir einen dringenden Nachholbedarf seitens der Universität. Drittmittel spielen
in Zeiten klammer Kassen eine wichtige Finanzierungsgrundlage für Lehre und Forschung. Wo
das Geld letztlich herkommt, wird meist abgewiegelt und geheim gehalten, da nach Auffassung
der Universitätsleitung der Schutz der Drittmittelgeber zu überwiegen hat.
9. Für HochschulPOLITIK! Gegen einen reinen „Service-AStA“!
Der AStA bietet seit Jahren kostenlose Beratungs-Angebote an. Das Semesterticket hilft täglich
tausenden Studierenden, günstig von A nach B und zurück zu fahren und die Möglichkeit, als
Helfer_in für den AStA bei einer Party tätig zu sein, haben schon viele genutzt. Die
Dienstleistungen des AStA wollen wir nicht in Frage stellen. Problematisch ist, dass die
eigentliche Aufgabe des AStA, nämlich die Wahrung hochschulpolitischer Belange inner- und
außerhalb der Gremien scheinbar nicht wahrgenommen wird. Es entsteht der Eindruck, als
verwalte der aktuelle AStA die Service-Angebote und verzichte fast vollständig auf jegliche
(hochschul)politische Position. Die im Hochschulgesetz verankerte „Pflege überregionaler und
internationaler Studierendenbeziehungen“ sowie die „Förderung der politischen Bildung und des
staatsbürgerlichen Verantwortungsbewusstseins der Studierenden“ findet kaum statt. Allein die
Anschaffung des AStA-Maskottchens (3000 €) beweist, dass in den Köpfen derer, die im AStA
vertreten sind, eher Party und oberflächliche Repräsentanz vorhanden sind, anstatt fundierte,
politischer Arbeit.
Weiterhin weigert sich der AStA, eine „Zeitung der Studierendenschaft“ von und für Studierende
herauszugeben, die jahrelang ein Mittel zur Meinungsbildung und zum Austausch von
Positionen in der Studierendenschaft diente. Während der Koalitionsverhandlungen in Hessen
schwieg der AStA in der Öffentlichkeit, obwohl auf genau dieser Ebene richtungsweisende
Entscheidungen für unsere Uni getroffen werden! Derzeit macht es kaum noch einen
Unterschied, ob der AStA durch „Rot-Grün“ oder „Schwarz-Gelb“ gestellt wird.
Wir fordern deshalb:
•
Der AStA soll sich wieder in politische Themen im Interesse der Studierenden
einmischen. Dies soll im Diskurs mit der Landes- und der Stadtpolitik geschehen, aber
eben auch außerhalb der Gremien durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit.
•
Die
politische
Bildung
soll
wieder
gestärkt
werden!
Dies
kann
z.B.
durch
Podiumsdiskussionen, Filmabende oder durch Vollversammlungen geschehen.
•
Es soll wieder eine Zeitung von und für Studierende geben. Ein Mindestmaß an
Publikationen fernab von apolitischen Kalendern oder Facebook-Updates sollte als
selbstverständlich erachtet werden!
10.
Mitbestimmung
stärken!
Gremienarbeit
intensivieren!
Direktdemokratische Instrumente nutzen!
Die „Gießener Erklärung“, der Monitoring-Prozess und die zu 50 Prozent mit Studierenden
besetzten Kommissionen zur Vergabe der QSL-Mittel haben gezeigt, dass die substantielle
Beteiligung von Studierenden an zentralen Entscheidungen erheblich zur Qualität und
Nachhaltigkeit dieser beiträgt. Wir kritisieren, dass Studierende (90% der „Mitglieder“ der JLU
Gießen) an der Universität in allen wichtigen Hochschulgremien nur eine Minderheit stellen!
Daher fordern wir die Ausweitung der Mitbestimmungsrechte der Studierenden in sämtlichen
universitären Gremien! In diesem Sinne haben wir uns in den vergangenen Jahren
nachdrücklich für die Gründung einer Lehramtsfachschaft sowie die Beteiligung von
studentischen Vertreter_innen im Zentrum für Lehrer_innenbildung eingesetzt. Unsere Uni.
steht
für
eine
unabhängige,
konstruktive
und
kritische
Gremienarbeit.
Ob
in
der
Senatskommission Studiengänge oder dem Senat.
Unsere Uni. nimmt die Gremienarbeit sehr ernst! Bei uns werden Gremien nicht nach
Parteibuch oder Listenzugehörigkeit, sondern nach Kompetenz und Verlässlichkeit besetzt. Auf
der Ebene der studentischen Selbstverwaltung waren wir maßgeblich an der Etablierung einer
Satzung beteiligt, die studentische Urabstimmungen und für die Fachschaften eine Vielzahl an
vorteilhaften Regelungen enthält.
Wir setzen uns dafür ein, dass das Instrument der Urabstimmung bei wichtigen Entscheidungen
Anwendung findet! Die Fachschaften sind unserer Ansicht nach das Rückgrat der
Hochschulpolitik. Wir sprechen uns für starke und autonome Fachschaften aus und wollen die
Fachschaftsarbeit auch in Zukunft tatkräftig unterstützen!
Viele wichtige Entscheidungen an der Universität, wie die Berufungen von Professuren, werden
im Senat und nicht im StuPa beschlossen. Unsere Uni. ist mit einigen Studierenden auf der
Senatsliste „Für Solidarität und freie Bildung!“ vertreten, auf der auch Studierende anderer
Listen kandidieren. In den vergangenen Jahren haben sich einige studentische Arbeitskreise
gebildet, in denen nicht nur gewählte Studierende aktiv werden konnten. Wir machen uns dafür
stark, dass auch in Zukunft viele Interessierte an solchen Formen der Mitbestimmung mitwirken
können.
11.
Urabstimmung
zur
geplanten
Landesstudierendenvertretung
verwirklichen!
Es ist geplant, eine institutionelle Landesstudierendenvertretung zu etablieren, die uns
gegenüber dem Land vertritt. Knackpunkt an der Sache ist, dass 3 von den 4 größten
Universitäten in Hessen (Universität Frankfurt, Universität Marburg und die Technische
Hochschule Darmstadt) von diesen Verhandlungen ausgeschlossen wurden. Eine Spaltung der
Studierendenschaften ist auf Landesebene nicht erstrebenswert. Aus diesem Grund möchten
wir, dass die Studierenden dazu angehört und befragt werden. Hierzu ist es wichtig, dass alle
Informationen öffentlich zugänglich gemacht werden. Wir teilen nicht die Ansicht einiger
gewählter studentischer Vertreter_Innen, dass Studierenden schlichtweg zu dumm sind, um
über solche Dinge zu entscheiden. Diese Entscheidung darf nicht allein von 32
Parlamentarier_Innen im Studierendenparlament getroffen werden.
12. Kritische Begleitung der zwangsverpflichtenden Finanzierung der
öffentlichen Hand durch Studierende!
In den letzten Jahren hat sich die Studierendenschaft als kontinuierlicher Geldgeber für die
Stadt Gießen „etabliert“. Begonnen mit der Landesgartenschau, übergehend zum Theaterticket
und nun schließlich mit dem Schwimmbadticket haben die Studierenden die Stadt inzwischen
mit mehr als 400.000 € finanziert. Jedoch kann und darf es nicht die Aufgabe der
Studierendenschaft darstellen die klammen Kassen der Stadt zu füllen. Weiterhin fördert es
innerhalb der Studierendenschaft unnütze Privilegien, die uns von anderen Statusgruppen
abgrenzen. Warum soll es Studierenden möglich sein, vergünstigt ins Theater oder ins
Schwimmbad zu gehen, wenn anderen Statusgruppen dies aufgrund ihrer monetären Lage
verwehrt bleibt? Wir sehen diesen Ansatz der Überprivilegierung für falsch an. Da wir als Teil
der Opposition solche Abstimmungen meist nicht verhindern können, haben wir es in der
Vergangenheit jedoch teilweise geschafft, Evaluationsmechanismen in die Verträge zu
integrieren, sodass im Nachhinein zumindest festgestellt werden kann, ob die Angebote von
den Studierenden angenommen werden. Hier verlangen wir weiterhin einen kritischen Umgang
mit den gelieferten Zahlen und kein starres festhalten an Wahlgeschenken!
13. Bezahlbarer Wohnraum für Studierende!
Durch den durch die G8-Politik andauernden Zufluss an Erstsemestern werden Wohnungen auf
dem Immobilienmarkt Gießens zu immer knapperen Gütern. Schon jetzt sind diese gleich den
Zimmern in Wohngemeinschaften für viele Studierende unerschwinglich geworden. Es wird
immer schwerer und komplizierter ein Heim zu finden, in dem man sich wohlfühlt und das
Studium bewältigen kann. Zudem nimmt eine Wohnungssuche immer mehr Zeit in Anspruch,
die man eigentlich gern für Vor- und Nachbereitung des Studiums verwenden würde! Gerade in
einer Studierendenstadt wie Gießen ist es ein Muss, dass jedem Studierenden ein Schlaf- und
Wohnraum zur Verfügung steht! Wir treten für einen bezahlbaren Wohnheim für Studierende
ein. Dafür genügt es nicht öffentlichkeitswirksamen Wahlkampf mit einem Schlafsack im Freien
zu führen und danach ein Jahr nichts für dieses Thema zu tun. Ein „Wohnraumbündnis“, dass
außer
mit
einer
einzigen
Pressemitteilung
überhaupt
nicht
tätig
ist,
löst
keine
Wohnraumproblematik! Der vermehrte Verkauf von städtischem Eigentum zugunsten von
Privatinvestoren, die dann überteuerte Eigentumswohnungen, wie u. a. den geplanten
„Lahntower“ bauen, kann die angespannte Wohnungssituation in Gießen nicht abmildern. Dass
der Allgemeine Studierendenausschuss sich hierzu in keiner Weise positioniert hat finden wir
erschreckend.
Es ist ebenso nicht hinnehmbar, dass das Land Mittel für soziale Zwecke der Studierenden
kürzt. Im Gegenteil: Diese Mittel müssten aufgestockt und zusätzliche Wohnheimplätze
geschaffen werden. Das Projekt „Wohnen für Mithilfe“ vom Studentenwerk Gießen unterstützen
wir ausdrücklich. Es soll vom AStA mitbeworben werden.
14. Master für ALLE!
Wie in der „Gießener Erklärung“ fest verankert, fordern auch wir Masterplätze für Alle! Jede und
jeder Bachelor-Absolvierende muss einen rechtlichen Anspruch auf einen Masterplatz haben.
Eine Selektion der besten 20 oder 30 Prozent eines Bachelor-Jahrgangs lehnen wir ab.
Begrüßenswert in diesem Zusammenhang ist, dass, in Übereinstimmung mit seit dem Bildungsstreik bestehenden studentischen Forderungen, sich der Senat der JLU entschließen konnte,
die Abschlussnote als Zulassungskriterium für ein Masterstudiengang aus den Allgemeinen
Bestimmungen für modularisierte und gestufte Studiengänge zu streichen. Dennoch besteht für
die einzelnen Fachbereiche die Möglichkeit, in ihren jeweiligen Studiengängen per Spezieller
Ordnung eine Mindestnote erneut einzuführen. Es ist somit unser vorrangiges Interesse,
solchen Bestrebungen entgegen zu wirken.
15. Kulturelle und sportliche Belange an unserer Uni
Die kulturelle Vielfalt muss noch intensiver durch die verfasste Studierendenschaft gefördert
werden. Hierzu gehört auch ein kleines Sommerfestival mit regionalen Künstler_innen, dass
frühzeitig organisiert werden muss. Des Weiteren sind Projekte Studierender des Instituts für
Angewandte Theaterwissenschaft des Kunstinstituts, verstärkt zu fördern. Diese tragen
erheblich zur kulturellen sowie künstlerischen Bereicherung der Universitätsstadt Gießen bei.
Wir werden uns dafür einsetzen Kunst und Kultur Raum zu verschaffen! Hierfür gilt es vor allem
das Kulturbudget des AStA zu erhöhen. Die Partys des AStA sollen sich von den kommerziellen
Mainstream-Partys (hiervon gibt es genug in Gießen!) abgrenzen und für faire Preise viel Spaß
bereiten. Ferner sind Sport-, Sprach- und Freizeitkurse an unserer Hochschule teilweise
chronisch überlastet. Das Angebot muss der Nachfrage angepasst werden.
16. Ökologische und nachhaltige Universität!
In Zeiten des Klimawandels ist aktiver Umweltschutz ein gesamtgesellschaftliches Thema, dass
auch an unserer Uni Berücksichtigung finden muss.
Deshalb fordern wir:
•
Den Ausbau und die Verbesserung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs zur
Universität: Die katastrophale Bussituation ist so nicht hinnehmbar.
•
Den Plastikmüll in der Mensa reduzieren. Hier bieten sich andere Möglichkeiten,
beispielsweise abbaubare Verpackungsmaterialien.
•
Die Schaffung neuer und sicherer Fahrradwege im ganzen Stadtgebiet, sowie das
Anlegen befestigter Fußwege. Gießen ist eine Studierendenstadt, aber die Situation für
Radfahrer_innen ist eine Zumutung!
•
Die Ausweitung der Verwendung von Recyclingpapier an unserer Uni!
•
Sowohl das Angebot an Fair Trade und regionalen Produkten als auch an veganem
Essen soll in allen Mensen weiter ausgebaut werden.
•
Die Umsetzung einer modernen Wärmedämmung sowie weitere Maßnahmen zur
Energieeinsparung bei der Beheizung der Gebäude.
•
Erneuerbare Energien statt Atomstrom!
17. Weltoffene Universität
Unsere Uni. steht für kulturelle Vielfalt und Toleranz. Wir sprechen uns ausdrücklich gegen
Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und kulturelle Diskriminierungen an unserer Uni aus.
Burschenschaften, Verbindungen und schlagende Vereinigungen lehnen wir u.a. aufgrund ihrer
elitären Strukturen und ihrer ideologischen Anschauungen ab! Engstirnigen Ansichten vertragen
sich in keiner Weise mit einer weltoffenen Gesellschaft. Nazis und weiteren faschistischen
Gruppen stellen wir uns aktiv bei Demonstrationen und Veranstaltungen in den Weg!
18. Studentische Initiativen fördern und stärken!
Es gibt eine Vielzahl von studentischen oder teilweise studentischen Initiativen, die wir für unterstützenswert erachten. Zu nennen sind hier sowohl kreative Initiativen wie Gießen Kocht , die
Free School Gießen oder Justus Radio als auch Initiativen mit greifbar politisch relevanten
Anliegen wie etwa das Medinetz, die Refugee Law Clinic oder der CSD Mittelhessen. Schon mit
vergleichsweise geringen Förderbeträgen oder einfach nur mit einer Bewerbung dieser
Veranstaltungen kann viel bewirkt werden.
Konkret heißt das:
•
Den Studierenden soll Mut gemacht werden, an tollen Initiativen teilzunehmen. Die
Bewerbung seitens des AStA und des StuPa sollte intensiviert werden.
•
Einige Initiativen wie etwa der CSD sollten wieder mit stärkeren finanziellen Mitteln
ausgestattet werden. Dies gilt auch für den am AStA angebundenen Förderverein für
unschuldig in Not geratene Studierende (Solifonds). Hier müssen grundlegende
Überlegungen angestellt werden, wie diese dringend notwendigen finanziellen Mittel
bereitgestellt werden können.
Hast du noch weitere Fragen?
Oder Interesse an Hochschulpolitik bekommen?
Lass uns unsere Uni gemeinsam verbessern!
Melde dich einfach bei uns! Wir warten auf dich!
Lass uns unsere Uni gemeinsam verbessern!
Melde dich einfach bei uns! Wir warten auf dich!
http://unsereuni.revolution23.com
https://www.facebook.com/UnsereUniHochschulgruppe
http://twitter.com/UnsereUniPunkt
[email protected]