Elektromobilitäts-Studie: So kann klimafreundlicher Individualverkehr gelingen Eine Studie der FH Technikum Wien untersucht die Umwelteffekte einer forcierten Elektromobilität im PKW-Verkehr anhand verschiedener Szenarien bis zum Jahr 2020. Die Evaluierungen sämtlicher Modelle zeigen, dass eine Zunahme der Elektromobilität einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele bis 2020 leisten kann (Richtlinie 2009/28/EG im Verkehrsbereich). Schon mit einem Anteil von 20 % Elektroautos am gesamten PKW-Bestand von 2020 lassen sich die Vorgaben der EU für den motorisierten Individualverkehr erreichen. Status der Elektromobilität in Österreich Abbildung: Anteil der Elektroautos an angemeldeten PKWs in Österreich 1990‒2014 (Statistik Austria 2015) Wurden im Jahr 2009 noch im Schnitt 3,6 Elektroautos pro Monat zugelassen, steigt dieser Wert seit 2010 exponentiell an. Allein im März 2015 wurden beispielsweise österreichweit 232 Elektroautos neu zugelassen. Zu beachten ist dabei, dass der motorisierte Individualverkehr zwischen 1990 und 2010 generell von 57 Mrd. Personenkilometern auf etwa 77 Mrd. Personenkilometer angestiegen ist, d. h. der Zuwachs an E-Mobilität substituiert nicht den Zuwachs bei der Individualmobilität. Emissionsvergleich Abbildung: Gesamte THGEmissionen verschiedener Antriebe (Pötscher et al. 2014, S. 69) Unterschieden wird zwischen den Treibhausgas-Emissionen (THG) im Betrieb, bei der Herstellung des Treibstoffes sowie bei der Fahrzeugherstellung. Ein E-Fahrzeug, das mit Ökostrom aus 100 % erneuerbarer Energie betrieben wird, verursacht nur ein Siebentel der Treibhausgas-Emissionen gegenüber einem heutigen Standard-Benzin-PKW. Bei den Stickoxid-Emissionen (NOx) schneidet der Diesel-PKW besonders schlecht ab. Er liegt bei etwa dem 5-Fachen des mit Ökostrom angetriebenen E-Fahrzeuges, wohingegen der Unterschied vom Öko-E-Stromer zum Benziner beim NOx gering ist. Energieverbrauch Abbildung: Gesamter Energieeinsatz verschiedener Antriebe (Pötscher et al. 2014, S. 81) Auch beim GesamtEnergieeinsatz zeigt der ÖkoStromer seine Qualität mit nur etwa einem Drittel im Vergleich zum Benziner. Auffallend ist hier, dass der erdgasbetriebene PKW mit Abstand am schlechtesten abschneidet. Die Berechnungen ergeben ein deutliches Reduktionspotenzial bei den Treibhausgasen bei einem forcierten Einsatz der Elektromobilität: Steigt der Marktanteil der Elektroautos auf 50 %, können bis zu 42 % der Treibhausgas-Emissionen in Österreich eingespart werden (gemessen werden hierbei die zurückgelegten Fahrzeugkilometer auf Basis des heutigen Aufkommens, die Elektroautos werden mit Ökostrom betrieben). Beim PrimärenergieEinsatz könnten annähernd 32 % eingespart werden. Ebenso könnten die StickoxidEmissionen um 27,3 % reduziert werden. Ein Anstieg der Anzahl der Elektroautos im motorisierten Individualverkehr ergibt klarerweise Zunahmen des Bedarfs an elektrischer Energie in Österreich. Wichtig ist daher ein gleichzeitiges Eindämmen des Individualverkehrs, um den Anteil des zusätzlichen Strombedarfes gering zu halten. Reisekosten Begleitend zur Jugend-Expedition nach Mailand untersucht die Studie auch die Reisekosten mit einem E-Mobil: Für eine Fahrt von Innsbruck nach Mailand ergeben sich Ausgaben zwischen 8,5 € und 16 €. Dies ist deutlich billiger als mit einem Benzin-PKW mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern auf 100 km, wo sich die Ausgaben aktuell auf 34,9 € belaufen. Empfehlungen Beispiele aus Ländern wie Deutschland oder Norwegen zeigen, dass der Umstieg auf E-Mobilität erfolgreich gefördert werden kann. Mögliche Anreize sind Zusatzleistungen wie Park & Ride-Plätze, die Öffnung von Bus- und Taxispuren für E-Mobilität oder die Seite 2 Zugänglichkeit von Stadtteilen ausschließlich für E-Stromer. Auf die Kaufentscheidung haben neben dem Fahrzeugpreis und der Fahrzeugleistung die Reichweite und die Ladeinfrastruktur den größten Einfluss. „Eine gute Ladeinfrastruktur mit einem dichten Schnell-Ladenetz über Österreich verteilt ist ebenso wesentlich wie Steueranreize oder reduzierte Mautgebühren“, betont Professor Hubert Fechner von der FH Technikum Wien und unterstreicht außerdem: „Nicht vergessen werden sollte, dass eine erfolgreiche E-Mobilitätsstrategie nur eine solche ist, die nachweislich anderen Individualverkehr substituiert. Vor allem in den wachsenden Städten führt kein Weg an einer generellen Reduktion der Individualmobilität vorbei.“ Studie: Woher kommt der Strom für Elektro-Mobilität? Studienautor: Bernhard Kossak, BSc Betreuung: FH-Prof. DI Hubert Fechner, Studiengangsleiter für Erneuerbare Urbane Energiesysteme, Fachhochschule Technikum Wien Datum: Juli 2015 Quellenhinweis: Pötscher, F., Winter, R., Pölzl, W., Lichtblau, G., Schreiber, H., Kutschera, U. (2014), Ökobilanz alternativer Antriebe ‒ Elektrofahrzeuge im Vergleich. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, Wien Fachhochschule Technikum Wien Die FH Technikum Wien ist mit knapp 3.800 Studierenden Österreichs größte rein technische Fachhochschule. Das wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Studienangebot umfasst derzeit zwölf Bachelor- und 17 Master-Studiengänge. Die FH Technikum Wien wurde 1994 gegründet und erhielt im Jahr 2000 als erste Wiener Einrichtung Fachhochschulstatus. Sie ist Mitglied der European University Association. Rückfragehinweis: FH Technikum Wien, Institut für Erneuerbare Energien FH-Prof. DI Hubert Fechner, MAS, MSc Institutsleiter und Studiengangsleiter Erneuerbare Urbane Energiesysteme T +43 1 333 40 77-572 E [email protected] www.technikum-wien.at/fh/institute/erneuerbare_energie/ Agentur-Kontakt PR-Cluster Gabriele Strodl-Sollak, MA T +43 664 43 42 864 E [email protected] Seite 3
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