Entwicklung der westlichen Innenstadt und Gestaltung Viehmarktplatz

Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck
Ergänzung zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept
Entwicklung der westlichen Innenstadt und Gestaltung des Viehmarktplatzes
Stand Dezember 2013, Überarbeitung Juli 2015, Korrekturen Arbeitsgruppe des Stadtrats vom 15.09.2015
Auftraggeber:
Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck
Hauptstraße. 31
82256 Fürstenfeldbruck
www.fuerstenfeldbruck.de
Gefördert durch die
Regierung von Oberbayern
Maximilianstraße. 39
80538 München
Stadtplanung und Projektmanagement:
Planungsbüro Skorka
Manuela Skorka
Bichlmairstraße 8
82061 Neuried
Tel. 089 - 74 57 67 23
www.planungsbuero-skorka.de
Martina Schneider stadt-raum-planung
Metzstraße 15
81667 München
Tel. 089 - 45 24 65 80
www.stadt-raum-planung.de
Planungsstand: Dezember 2013
Überarbeitung: Juli 2015
Inhalt
Einleitung 5
Ziele 7
Stadtstrukturen 7
Handelsstandort 8
Innerstädtisches Wohnen10
Kunst und Kultur12
Verkehr13
Viehmarktplatz15
Analyse17
Stadtstrukturen17
Nutzungen 29
Verkehr 43
Viehmarktplatz51
Untersuchung Viehmarktplatz59
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Ein Entwicklungskonzept für Fürstenfeldbruck
Für die städtischen Grundstücke am Viehmarktplatz
in der westlichen Innenstadt wurde 2011 eine Planung
zur baulichen Entwicklung erarbeitet. Ziel war der Bau
eines Wohn- und Geschäftshauses, das neben einem
großflächigen Elektromarkt weitere Handelsflächen
und eine Gastronomie als ergänzende Angebote am
neu zu gestaltenden Platz ermöglichen sollte. In den
Obergeschossen wurden Wohnungen vorgesehen.
Mit dem Bürgerentscheid vom März 2012 wurde die
Planung gestoppt. Der Stadtrat entschied, die Ziele
zur Entwicklung des Viehmarktplatzes in einem offenen Planungs- und Beteiligungsprozess neu zu erarbeiten. Gemeinsam mit dem Stadtrat, der Verwaltung
und den Bürgerinnen und Bürgern sollen planerische
Ansätze, Strategien und Herangehensweisen für die
westliche Innenstadt entwickelt werden.
Die Arbeit stellt eine Ergänzung zu dem vorliegenden
Integrierten Stadtentwicklungskonzept dar. Ziele zur
gesamten Innenstadt bzw. zur Gesamtstadt werden
genannt, soweit sie die Entwicklung der westlichen
Innenstadt entscheidend prägen.
Die Arbeit gliedert sich in Analyse, Ziele und Handlungsfelder. Im Analyseteil werden die fachlichen
Aspekte und Grundlagen der Ausgangssituation in der
Innenstadt dargestellt. Auch die zentralen Ergebnisse
des Beteiligungsprozesses werden hier aufgeführt. Die
Ziele geben die gemeinsam erarbeitete Richtung für
künftige Entscheidungen vor. Vorschläge zu Handlungsfeldern zeigen mögliche Schritte für eine Umsetzung auf.
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Gemeinsam mit den Bürgern planen
Die Basis des Planungs- und Beteiligungsprozesses zur
westlichen Innenstadt und zum Viehmarktplatz sind
offene Bürgertermine, an denen alle interessierten
Bürger teilnehmen können. In den Terminen werden
die Grundlagen der gemeinsamen Arbeit zusammengestellt und die Zielrichtung zur Entwicklung der
innerstädtischen Flächen besprochen.
Ergänzend zu den Bürgerterminen werden in Arbeitsterminen mit Mitgliedern von aktiven Gruppen und
Bevölkerungsvertretern zentrale Themen der Innenstadt erarbeitet. In Fürstenfeldbruck wurden die Themenfelder „Einzelhandel und Gastronomie“, „Leben in
Fürstenfeldbruck“ und „Verkehr“ in den Arbeitsterminen behandelt.
Der Stadtrat wird in gesonderten Arbeitsterminen
aktiv in den Prozess eingebunden. Es ist Aufgabe des
Stadtrates als demokratisch gewählte Instanz, die
Ziele zur Stadtentwicklung abzuwägen und zu entscheiden.
Die gemeinsam erarbeiteten Ziele dienen als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Projekte und Vorhaben
in der westlichen Innenstadt. Die gemeinsame Arbeit
wird zu einem kraftvollen Instrument der Stadtentwicklung, wenn sie von den Stadträten und der Verwaltung sowohl als Grundlage bei Einzelvorhaben als auch
für grundsätzliche Weichenstellungen genutzt wird.
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Ziele Stadtstrukturen
Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck wird geprägt von
den historischen Gebäuden am „alten Markt“. Neben
dieser sehr markanten und durchgängig erhaltenen
Gebäudestruktur sind die Stadterweiterungen in den
verschiedenen Epochen noch heute gut ablesbar. Das
Nebeneinander der unterschiedlichen Baustile und
Stadträume stellt ein besonderes Kennzeichen der
Stadt dar.
Die Bereiche westlich und östlich der Hauptstraße
waren lange Zeit baulich nur wenig entwickelt. Mit der
Bebauung auf den Flächen zwischen Hauptstraße und
Viehmarktplatz wird die westliche Innenstadt als ein
urban geprägter Bereich gestaltet.
Bei baulichen Ergänzungen sollen die verschiedenen
historischen Baustile der Stadt behutsam ergänzt
werden. Das Nebeneinander der Baustile aus den
verschiedenen Epochen der Stadtentwicklung soll
langfristig ablesbar bleiben. Die für die Innenstadt
typischen Merkmale und Strukturen sollen ergänzt
bzw. gestärkt werden um langfristig die Markanz
der Fürstenfeldbrucker Innenstadt zu erhalten.
Die westliche Innenstadt soll als urban geprägter
Stadtraum mit seinen typischen kleinstädtischen
Merkmalen weiterentwickelt werden.
Die vorhandenen Freiräume sollen entsprechend
ihrer Qualitäten weiterentwickelt werden. Durch
die verbesserte räumliche Anbindung sollen
vorhandene und neue innerstädtischen Freiräume
und vor allem die Flächen an der Amper besser
an den Stadtraum angebunden werden.
„Die Qualitäten der Innenstadt erkennen
und behutsam weiterentwickeln“
... mögliche erste Schritte
• Formulieren von Vorgaben zur Entwicklung der baulichen Struktur für die verschiedenen Innenstadtbereiche
mit dem Ziel, die typischen Merkmale in der Innenstadt langfristig zu erhalten.
• Einarbeiten der Ziele zum Erhalt der baulichen Struktur der verschiedenen Innenstadtbereiche in laufende
und neue Planungen zur Ergänzung / Verdichtung der Innenstadt.
In der westlichen Innenstadt ist eine Ergänzung
der Freiraumversorgung durch neue nutzbare
Freiflächen anzustreben.
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Ziele Handelsstandort
Die Sicherung des Einzelhandels ist ein zentrales
Ziel zur Belebung und Stärkung der Innenstadt.
Stärkung des Wochenmarktes in der Innenstadt
als Kundenmagnet, Ergänzung durch begleitende
Veranstaltungen z.B. im Rahmen des Citymanagements.
Stärkung von innerstädtsichen Angeboten die zur
Attraktivität des Handelsstandortes beitragen (z.B.
bessere Anbindung vorhandenen Außengastronomie an das Wegenetz).
Erhalt bzw. Verbesserung der Qualität des Einkaufsstandortes Innenstadt durch Stärkung des
Serviceangebotes, Abstimmen von Sortimenten
und Öffnungszeiten, gezielte Maßnahmen zur Außenwirkung und Information von Besuchern z.B. im
Rahmen eines Citymanagements.
„Die Innenstadt - ein attraktiver Ort zum
Einkaufen und zum Verweilen.“
Handel ist seit jeher eine die Innenstadt prägende und belebende Nutzung. Die Besonderheit des zentralen
Handelsbereiches in der Innenstadt liegt in der gut erhaltenen historischen Bebauung und der direkten Lage an
der Amper, die zu einer Abfolge von unterschiedlichen Stadträumen führt. Diese Qualität zu stärken kann ein
wichtiger Baustein werden zur Sicherung und Stärkung des innerstädtischen Handels.
Als Mittelzentrum ist Fürstenfeldbruck auch auf die Versorgung der umliegenden Gemeinden ausgerichtet. Der Handelsstandort sollte sich daher auch auf die Belange der Kunden von Auswärts einstellen.
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Stärkung des Einzelhandelsstandortes durch Aufwertung der Stadträume in der Innenstadt mit dem
Ziel, eine hochwertige Stadtmitte mit guter Aufenthaltsqualität für Kunden und Besucher zu schaffen.
Verbesserung der Qualität vor allem für Fußgänger
und Radfahrer, sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern und älteren Menschen, z.B.
durch die barrierefrei Ausgestaltung der Wegeflächen.
In fußläufiger Nähe zu den Handelsflächen sollen
Stellplätze angeboten werden (auch unterirdische).
Die Kundenfreundlichkeit soll durch hochwertige
Wegeanbindungen und verbesserte Orientierung
erhöht werden.
Ziele Handelsstandort
... mögliche erste Schritte
Verbesserte Verknüpfung der westlichen Innenstadt
mit dem Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau z.B. Schaffung kurzer Anbindungen des ÖPNV,
Abstimmung der Angebote, Planen gemeinsamer
Veranstaltungen.
Schaffung eines Radweges als direkte Wegeanbindung zwischen der Innenstadt mit dem Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau.
Berücksichtigung der Ziele zur Stärkung des Handelsstandortes westliche Innenstadt bei der baulichen Entwicklung des Fliegerhorstes.
Schaffung von attraktiven Anbindungen zwischen
der Innenstadt und dem neuen Stadtteil am Fliegerhorst.
Berücksichtigung der Ziele zur Stärkung der Handelsstandorte westliche Innenstadt Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau bei weiteren Stadtentwicklungen (z.B. keine Handleslagen an Randlagen
der Stadt die eine Konkrrenz zu den bestehenden
Handelsbereichen schaffen).
• Förderung des Aufbaus eines professionellen
Citymanagements in Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, dem Gewerbe- und Einzelhandelsverband und den aktiven Gruppen vor Ort, mit dem
Ziel, den Handelsstandort Innenstadt langfristig
zu stärken und aufzuwerten.
• Berücksichtigen der Belange der Einzelhändler bei
den neuen Planungen zum Viehmarktplatz. Einbeziehung der Vertreter des Handels bei der Formulierung von Vorgaben zu den Planungskonzepten.
• Umsetzung des Parkleitsystems mit besonderem
Augenmerk auf die Kundenfreundlichkeit in Bezug
auf leichte Orientierung (z.B. durch Beschilderung
der Stellplatzangebote an Einfahrtsstraßen), gute
Anfahrbarkeit der Stellplätze, direkte und attraktive Wegeanbindung zu den Handelslagen, leicht
verständliche Informationen in Stadtkarten und
im Internet.
• Förderung einer verstärkten Darstellung des
Handelsstandortes Innenstadt als attraktiver Einkaufsort mit besonderen Angeboten zu Service,
Aufenthaltsqualität und Informationen zum Warenspektrum der verschiedenen innerstädtischen
Läden.
• Förderung der Kooperation des Handelsstandor-
tes Innenstadt mit dem Standort an der Buchenau
(z.B. durch gemeinsame Werbeauftritte, Darstellung der Besonderheiten der verschiedenen
Standorte, gemeinsame Veranstaltungen etc.).
• Prüfen der Möglichkeiten zur besseren Vernetzung
des Handelsstandortes Innenstadt mit den zentralen Orten der Stadt (Buchenau, S-Bahn-Haltestelle, Fliegerhorst), z.B. durch schnelle und unkomplizierte Verbindungen im ÖPNV und verbesserte
Radwegeverbindungen.
• Aufbau eines die Angebote der Innenstadt ergän-
zenden Warenangebotes auf dem Markt durch die
gezielte Ansiedlung neuer Fieranten. Organisation
des Marktes und Ergänzung der Angebote durch
Veranstaltungen z.B. im Rahmen eines Citymanagements.
• Erarbeiten von Konzepten zur Stärkung des
Marktwesens in der Innenstadt. Prüfen von baulichen Möglichkeiten zur Etablierung eines starken
Marktes.
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Ziele innerstädtisches Wohnen
Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt zeigt das für Kleinstädte typische, enge Nebeneinander der verschiedenen Nutzungen wie Handel, Dienstleistung, Gemeinbedarf und Wohnen. Dieses dichte Nutzungsgeflecht
bietet gute Grundvoraussetzungen zur Ausbildung eines lebendigen und ohne Auto nutzbaren Stadtraums.
In der Innenstadt sind in den nächsten Jahren auf
verschiedenen Flächen bauliche Ergänzungen durch
Wohnbauten geplant. Das Wohnen wird damit mittelfristig einen höheren Stellenwert in der Innenstadt haben. Dies bietet Chancen zur Stärkung und Belebung
der innerstädtischen Bereiche.
„In der Altstadt lässt es sich gut wohnen.“
Schaffung eines breiten Wohnraumangebotes für
alle Bevölkerungsgruppen, (unterschiedliche Wohnungsgrößen, barrierearmer Wohnraum). Förderung
von innovativen Wohnprojekten in der Innenstadt
durch gezielte Kooperationen mit der Immobilienwirtschaft, Baugenossenschaften und Akteuren aus
der sozialen Arbeit.
Erhalt der Mischung von Wohnen, Handel, Gastronomie und Gemeinbedarf als typische Merkmale der
lebendigen Innenstadt von Fürstenfeldbruck.
Stärkung des Wohnstandortes Innenstadt durch die
Ansiedlung von Angeboten, die das Wohnen ergänzen. Dabei sollen vor allem die Nutzungen, die eine
hohe Besucherfrequenz aufweisen vorzugsweise im
Umfeld des Viehmarktplatzes angesiedelt werden,
um den Platz als belebten Treffpunkt der Stadt zu
stärken.
Unterstützung von Konzepten und Angeboten zur
Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, z.B. durch
die Anordnung von kleineren oder geförderten
Wohnungen.
Erhalt und Ergänzung von wohnungsnahen, von
allen Generationen nutzbaren Freiräumen in der
Innenstadt.
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Ziele innerstädtisches Wohnen
... mögliche erste Schritte
• Förderung der Ansiedlung von Wohnen für un-
terschiedliche Bevölkerungsgruppen z.B. durch
unterschiedliche Gebäudeformen und -dichten,
eine gute Zugänglichkeit von nahe gelegenen
Grünflächen, unterschiedliche Wohnungsgrößen
und ausreichend barrierearmen Wohnraum etc.
• Untersuchung zu fehlenden Nutzungen in der
Innenstadt, die das Wohnen ergänzen, u.U. Ansiedlung dieser Nutzungen im Umfeld des Viehmarktplatzes mit dem Ziel, in erster Reihe am Viehmarktplatz ein differenziertes Angebot an Nutzungen
mit hoher Besucherfrequenz zu etablieren.
• Erarbeiten von Strategien zur Schaffung von
bezahlbarem Wohnraum (z.B. durch genossenschaftliches Wohnen, geförderten Wohnraum etc.).
Umsetzen von Wohnmodellen im Rahmen der geplanten Wohnraumergänzungen in der Innenstadt.
• Berücksichtigen der Ziele zum innerstädtischen
Wohnen bei der Formulierung von Planungsvorgaben zur Gestaltung des Viehmarktplatzes.
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Ziele Kunst und Kultur
... mögliche erste Schritte
„Die Altstadt wird zur Bühne für Kunst und Kultur.“
Erhalt bzw. Ergänzung des kulturellen Angebots für
alle Generationen in der Stadt.
Ergänzung des kulturellen Angebots in der Innenstadt durch die Ansiedlung von Flächen für Kultur in
neuen Planungen (z.B. durch neue Bausteine in den
frei werdenden Gebäuden an der Lände oder in den
Gebäuden der Stadtwerke im Umfeld der Bücherei).
Die Stadt Fürstenfeldbruck war seit dem 19. Jahrhundert ein Ort von vielfältigem, kulturellem und künstlerischem Schaffen. Heute sind kulturelle Veranstaltungen vor allem im Kloster angesiedelt. Kunst und Kultur
sind in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt nur wenig
präsent.
In Ergänzung zu Handel und Wohnen kann Kunst und
Kultur zu einer die Innenstadt belebenden Nutzung
werden.
ten für Kunst und Kultur in der Innenstadt. Prüfen,
welche Bereiche baulicher Ergänzung für die Ansiedlung kultureller Angebote geeignet sind unter
Berücksichtigung der verschiedenen Altersgruppen
(z.B. frei werdende Gebäude der Stadtwerke, bauliche Ergänzung auf der Lände etc.).
• Förderung von Kooperationen der vor Ort ansässigen Künstler mit Einzelhändlern oder Gastronomen mit dem Ziel, in bestehenden Räumen
temporäre, vielfältige kulturelle Angebote zu
ermöglichen und die Künstler in der Innenstadt
stärker zu präsentieren, z.B. im Rahmen eines
Citymanagements.
Stärkere Einbindung / Nutzung vorhandener Stadtorte für kulturelle Veranstaltungen wie z.B. das
Lichspielhaus, die Mathabräuhalle oder die Freiflächenbühne an der VHS:
• Gemeinsame Außendarstellung der innerstädti-
Einbinden von Einzelhändler und Gastronomen bei
der Gestaltung eines kulturellen Angebots z.B. im
Rahmen eines Citymanagements.
• Förderung von Konzepten und Strategien zur
Ermöglichen von kulturellen Veranstaltungen auf
dem neu gestalteten Viehmarktplatz.
Verknüpfung der kulturellen Orte in der Innenstadt
durch eine besser Sichtbarmachung der Angebote,
Stärkung der Wegeanbindung von der Innenstadt
zum Kloster.
Vernetzung der kulturellen Angebote durch eine
intensive Abstimmung der einzelnen Veranstalter
an den verschiedenen Standorten und verbesserte
Informationen für die Besucher.
Gestaltung der Wegeverbindung vom Kloster zur
Innenstadt als attraktiver „Kunst Pfad“.
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• Erarbeitung eines Konzeptes zur Schaffung von Or-
schen Angebote und der Angebote des Kulturstandorts Fürstenfeldbruck.
besseren Anknüpfung des Kulturstandortes Kloster
Fürstenfeld an die Innenstadt (z.B. durch ein durchgängiges und attraktives Wegesystem, bessere
Informationen für Besucher des Klosters, gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen etc.).
Ziele Verkehr
Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist geprägt vom
hohen Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße
(Hauptstraße / Augsburger Straße) und der Staatsstraße (Schöngeisinger Straße). Neben den Fahrbewegungen durch Pkw- und Schwerlastverkehr prägen
die parkenden Fahrzeuge entlang der Fahrbahnen den
Straßenraum. Im Gegensatz zu den stark befahrenen
Einkaufsstraßen ist das direkte Umfeld des Viehmarktplatzes verkehrsberuhigt. Fahrbewegungen resultieren vor allem von dem bestehenden Parkplatz auf dem
Platz.
Da mittelfristig mit einem höheren Verkehrsaufkommen auf den innerstädtischen Straßen gerechnet
werden muss, werden Strategien und Konzepte
notwendig, die eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität
der Innenstadt auch bei der vorhandenen Verkehrssituation ermöglichen.
„In der Stadt kommt jeder gut und sicher voran.“
Bei der Ausgestaltung von Straßen und Wegen sowie
bei Fragen der Verkehrsführung soll die Fürstenfeldbrucker Innenstadt zukünftig verstärkt entsprechend der
Belange von Fußgängern und Radfahrern entwickelt
werden. Ziel ist ein gleichwertiges Miteinander von allen
Verkehrsteilnehmern im Straßenraum.
Um die Sicherheit und Aufenthaltsqualität von Fußgängern und Radfahrern zu erhöhen wird eine Reduzierung
der Fahrgeschwindigkeit auf allen innerstädtischen
Straßen angestrebt. Im besonderen soll auch die Sicherheit von radfahrenden Kindern berücksichtigt werden.
Eine Erhöhung des Verkehrs in der Innenstadt (z.B.
durch eine Verbreiterung der Amperbrücke oder durch
die Ansiedlung von verkehrsintensiven Nutzungen)
sollte vermieden werden.
Die verkehrsberuhigte Lage auf den Flächen westlich
der Hauptstraße (zwischen Pucher Straße und Schöngeisinger Straße) soll erhalten werden. Diese Flächen
sollen vorranging für Fußgänger ausgestaltet werden.
PKW-Verkehr ist nachrangig zu behandeln.
Ausbau eines durchgängigen, gut nutzbaren Radwegenetzes durch die Stadt. Anbindung der zentralen und stark frequentierten Orte der Stadt an das
Wegenetz.
Zur verbesserten Fahrradfreundlichkeit in der Innenstadt ist auf ein gutes Angebot für Radfahrer zu
achten (z.B. „radfreundliche“ Fahrradständer in ausreichender Anzahl im Vorfeld der Läden). Angebote
für Fahrradfahrer sollen ergänzt und verstärkt in
Stadtplänen, durch Beschilderung und über Informationen bekannt gemacht werden.
Das bestehende innerstädtische Fußwegenetz soll
ergänzt und aufgewertet werden. Ziel ist die Ausbildung eines durchgängigen und schlüssigen Wegenetzes abseits der stark befahrenen Straßen, das die
Bereiche der Innenstadt verbindet (z.B. Fußwegeverbindung vom Kloster in die Innenstadt). Über eine
hochwertige Ausgestaltung der Wegeflächen, eine
gut sichtbare Ausbildung von Übergängen und eine
Markierung des Wegenetzes wird die Nutzerfreundlichkeit erhöht.
Fußwege in der Innenstadt sollen übersichtlich und
barrierefrei ausgebildet werden. Im Vorfeld der
Geschäfte sollen, soweit möglich, ausreichend breite
Flächen für fußläufige Bereiche geschaffen werden.
Nischen und Aufweitungen im Straßenraum können
als kleine Aufenthaltsbereiche mit einer Sitzmöglichkeit gestaltet werden. Fußwege sollen soweit möglich eine Breite von mindestens 2,5 m aufweisen:
Barrierefreier Ausbau der Wege in der Stadt.
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Ziele Verkehr
Der Volksfestplatz soll als innenstadtnaher Parkplatz
besser an die Innenstadt angebunden werden durch
die Aufwertung und Ergänzung der Fußwege zu den
zentralen Lagen, die Aufwertung der Fläche und die
Verbesserung der Orientierung auf der Fläche und in
die Innenstadt.
Stellplätze, die in der Innenstadt im öffentlichen
Raum vorgehalten werden, sollen vor allem auf die
Belange von Kunden ausgerichtet werden (keine
Dauerparker sondern Kundenstellplätze mit geringer Standzeit). Stellplatzanlagen im Umfeld der
zentralen Einkaufslagen sollen gut beschildert und
leicht anfahrbar sein. Fußwegeanbindungen zu den
Einkaufslagen sollen hochwertig ausgebildet und
möglichst geradlinig geführt werden. Über Informationen in Stadtplänen und im Internet sollen
Besucher gezielt zur Parkierungssituation informiert
werden.
Überprüfen von bestehenden Stellplatzflächen im
öffentlichen Raum, ob eine Verlagerung der Stellplätze zu Gunsten einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität sinnvoll bzw. möglich ist.
Gezielte Stärkung des ÖPNV entsprechend der
Belange zum autofreien Einkaufen in der Innenstadt,
sowie zur schnellen Verknüpfung der Innenstadt
mit den S-Bahn-Haltestellen, dem Handelsstandort
Buchenau und dem neu entstehenden Stadtteil am
Fliegerhorst.
Die Öffentlichkeit soll über Angebote des ÖPNV
verstärkt informiert werden (Busrouten in Stadtplänen, Anschlagtafeln, Informationen im Internet und
in der Presse).
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Die beiden S-Bahnhöfe sollen gezielt zu attraktiven
Umsteigepunkten für die verschiedenen Mobilitätssysteme ausgebaut werden (Ergänzung der Angebote z.B. durch Carsharing, Ladestation für Elektrofahrzeuge, Servicestation für Fahrräder, Bahn&Bike
etc.). Bei der Ausgestaltung der Bahnhöfe ist auf
eine kundenfreundliche Nutzbarkeit der unterschiedlichen Verkehrsmittel zu achten (attraktive
Wartebereiche, leichte Orientierung, übersichtliche
Aushänge zu den verschiedenen Verkehrsmitteln
etc.).
... mögliche erste Schritte
• Prüfen der Möglichkeiten zur Umsetzung eines
Tempolimits auf den innerstädtischen Straßen.
• Erarbeiten von Konzepten zur Aufwertung bzw.
Ergänzung des innerstädtischen Fußwegenetzes.
Prüfen des bestehenden Wegenetzes hinsichtlich
der Auffindbarkeit der Wege und einer leichten
Orientierung. Prüfen von Maßnahmen zur Verbesserung z.B. über Beschilderung, Markierung von
Wegen im Straßenraum, einheitliche Ausgestaltung oder Schließen von Lücken im Wegenetz.
Die Ziele zur Ergänzung des Wegenetzes sollen in
allen baulichen Ergänzungen in der Innenstadt eine
hohe Priorität erhalten.
• Prüfen der Angebote für Fahrradfahrer in der
Innenstadt, gegebenenfalls Ergänzung durch radfreundliche Fahrradständer im Vorfeld der Läden,
entschärfen von Gefahrenpunkten im Straßenverkehr, einheitliche Radwegeführung und Darstellung der Angebote und Wegenetze im Internet und
in Stadtkarten.
• Beschilderung des Radwegenetzes im Stadtgebiet.
Angliederung an das Beschilderungssystem der
angrenzenden Landeshauptstadt.
• Prüfen der Möglichkeiten zur Ergänzung des ÖPNV
durch eine auf die Belange der Innenstadtbesucher
abgestimmte Busroute (Citybus).
• Umsetzung des Parkierungskonzeptes für die
Innenstadt.
• Ergänzung der S-Bahnhofe hinsichtlich einer Op-
timierung bzw. Ergänzung der Verkehrsangebote
(z.B. übersichtliche Informationen zu Anschlussverbindungen, Anordnung von gut sichtbaren
Stellplätzen für CarSharing und Ladestationen für
Elektrofahrzeuge, Ergänzung der Angebote durch
Bahn&Bike, Flinkster, etc.).
• Ertüchtigung des Volksfestplatzes als attraktiver
innerstädtischer Parkplatz durch Verbesserung der
Anfahrbarkeit und Orientierung. Schaffen von attraktiven Wegeverbindungen zu den Handelslagen.
• Prüfen der Möglichkeiten zur Schaffung von ergänzenden Stellplatzangeboten im Umfeld der Innenstadt im Rahmen von baulichen Ergänzungen.
• Beschilderung bestehender und neuer Stellplatz-
anlagen an den zentralen Wegeachsen in der
Innenstadt. Schaffen eines leicht verständlichen
Parkleitsystems. Darstellen des Stellplatzangebotes in Stadtkarten und im Internet.
• Aufbau gezielter, dauerhafter Information der Bürgerinnen und Bürger zum Verkehrssystem in Fürstenfeldbruck (Bewerben eines fairen Miteinanders
der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, darstellen
von Verkehrssystemen alternativ zum Auto, etc.).
Ziele Viehmarktplatz
Der Viehmarktplatz stellt eine zentral gelegene innerstädtische Freifläche dar. Die Neugestaltung des
Viehmarktplatzes ist eine große Chance für die Stadt
Fürstenfeldbruck, ihre Innenstadt zu vervollständigen. Dabei müssen alle relevanten Belange (Handel,
Wohnen, Freiraumnutzung, Verkehr) in angemessener
Weise berücksichtigt werden.
Wegen der verkehrsberuhigten Lage bietet der Viehmarktplatz besondere Potentiale zur Ausbildung eines
innerstädtischen Platzes als Treffpunkt der Bürger und
Ort vielfältiger Veranstaltungen und Märkte. Durch
eine hochwertige Ausgestaltung kann der Viehmarktplatz die Markanz und Qualität der gesamten Innenstadt steigern.
Gestaltung des Viehmarktplatzes als urbaner innerstädtischer Platz mit besonderer Prägnanz und
hohem Wiedererkennungswert für die Stadt Fürstenfeldbruck.
Schaffung eines Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität, der Angebote für Bürger und Besucher aller
Altersgruppen bietet. Eine angenehme Atmosphäre
soll auch durch eine stabile und raumprägende Begrünung erfolgen.
Auf dem Platz sollen vielfältige Nutzungen möglich
werden. Hierfür ist eine differenzierte Ausbildung
der verschiedenen Teilräume erforderlich. Eine
Zergliederung in räumlich getrennte Teilflächen mit
unterschiedlicher Nutzungszuordnung soll vermieden werden.
Schaffung eines attraktiven Marktwesens auf dem
Viehmarktplatz. Ergänzung des Wochenmarktes
durch begleitende Veranstaltungen.
Auf dem neuen Platz sollen verstärkt Veranstaltungen und Feste ermöglicht werden.
„Am Viehmarktplatz ist
immer etwas los, hier trifft
sich Jung und Alt.“
Anordnen eines neuen Gebäudes auf dem nördlichen Viehmarktplatz als angemessene bauliche
Ergänzung des Bestandes. Wichtiges Entscheidungsmerkmal für die Ausbildung eines ergänzenden Gebäudes ist neben der besonderen und hochwertigen
Architektur des Neubaus die Schaffung eines gut
proportionierten Stadtraumes und die Ergänzung
mit passenden, den Viehmarktplatz belebenden
Nutzungen. Die vorhandene Stadtstruktur soll durch
den Neubau in angenehmer Weise ergänzt werden.
Das Nebeneinander der unterschiedlichen Bebauung
am Platz soll auch bei baulicher Ergänzung sichtbar
bleiben (z.B. Blickachse auf Villa).
Ansiedlung von belebenden Angeboten und Nutzungen am Viehmarktplatz, z.B. durch Handel, Kultur,
Gastronomie und Veranstaltungen sowie das Wohnen, ergänzende Angebote, die auch ohne Konsum
nutzbar sind.
Die öffentlichen Flächen sollen barrierefrei ausgestaltet werden.
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Ziele Viehmarktplatz
... mögliche erste Schritte
• Formulieren von Rahmenvorgaben zur Entwick-
lung des südlichen Viehmarktplatzes als innerstädtischen Platz und Treffpunkt der Generationen in
Zusammenarbeit mit den Bürgern, angrenzenden
Nutzern und dem Stadtrat.
• Erarbeiten eines Nutzungskonzeptes für ein ergän-
zendes Gebäude auf dem nördlichen Viehmarktplatz unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf
Verkehr, angrenzenden Einzelhandel, innerstädtisches Wohnen und einer wirtschaftlichen Umsetzbarkeit.
• Entwickeln von Konzepten und Planungen für ein
ergänzendes Gebäude auf dem nördlichen Viehmarktplatz z.B. im Rahmen eines städtebaulichen
und landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs.
Berücksichtigen der Ziele zur Entwicklung der
westlichen Innenstadt, vor allem im Bezug auf den
sorgsamen Umgang mit bestehenden Baustrukturen und den Belangen zur Ausbildung eines attraktiven innerstädtischen Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältiger Freiraumnutzung.
• Vorhalten von Flächen für ein attraktives und stabiles Marktwesen auf dem Viehmarktplatz. Erarbeiten eines Konzeptes zur Erweiterung der Angebote
des Wochenmarktes zum Beispiel im Rahmen eins
Citymanagements.
• Anpassen der Planungen der an den Viehmarkt-
platz angrenzenden Grundstücke auf die Ziele zur
Entwicklung des Viehmarktplatzes.
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Analyse Stadtstrukturen
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Wie entstand das alte Bruck...
Der heutige Name Fürstenfeldbruck deutet auf ein
Zusammenspiel von zwei zeitgleich verlaufenden Ortsentwicklungen hin. Neben dem Ortsteil „Fürstenfeld“,
der durch den Bau des Zisterzienserklosters im Jahr
1263 entstand, entwickelte sich der Ort „Bruck“ durch
die Errichtung einer Zollstation an der Amperbrücke in
unmittelbarer Nähe. Die Amperbrücke war Teil eines
viel befahrenen Handelsweges von München nach
Augsburg.
Um 1900 wurden der westliche und der nördliche Rand
des Ortes durch Villensiedlungen ergänzt. Die Fläche
des heutigen Viehmarktplatzes liegt zwischen dem
„alten Markt“ und der historischen Villenstraße, er bildet den „räumlichen Übergang“ zwischen den beiden
Baustrukturen.
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... und was ist davon noch erhalten?
In der Überlagerung der aktuellen Flurkarte mit den
historischen Stadtkarten zeigt sich, wie gut die alte
Stadtstruktur in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt
erhalten ist (rot markiert sind die Gebäude aus der
Stadtkarte von 1808, orange die Gebäude aus der
Stadtkarte von 1905)
An der Hauptstraße und entlang dem östlichen Abschnitt der Schöngeisinger Straße bildet sich der heute
noch erhaltene „alte Markt“ ab (Stadtkarte Stand
1808). Der Viehmarktplatz befindet sich außerhalb des
damaligen Siedlungsbereichs.
Die Entwicklung von Fürstenfeldbruck vom historischen Markt mit Kloster zur Stadt in der heutigen
Ausprägung lässt sich in der Skizze gut erkennen.
Die große Siedlungstätigkeit begann nach dem 2.
Weltkrieg im erweiterten Umfeld der Altstadt (gelb
gekennzeichnete Flächen). Die Flächen in zweiter
Reihe direkt hinter der Hauptstraße blieben lange Zeit
baulich wenig entwickelt. In früheren Zeiten waren
hier Gärten angesiedelt. Der Viehmarktplatz befindet
sich in der westlichen Fläche hinter der Hauptstraße.
Stadtentwicklung um 1800
Stadtentwicklung um 1900
Stadtentwicklung um 2000
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Denkmalschutz in der Altstadt
Die historische Stadtstruktur des alten Marktplatzes
an der Hauptstraße und an der Schöngeisinger Straße
sowie die Villenbebauung sind noch gut zu erkennen.
Der gesamte Stadtplatz steht als besonderes Stadtensemble unter Schutz. Einzelne Gebäude am Marktplatz
sowie in den angrenzenden Villenstraßen sind in die
Denkmalliste eingetragen.
Im Lageplan ist der unter Schutz gestellten Gebäudebestand dargestellt: Einzeldenkmal (pink), Ensembleschutz (rosa), architektonisch/ städtebaulich bedeutsame Gebäude (lila). Der Viehmarktplatz ist in seiner
Lage mit einer roten Linie markiert.
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Aufbau der westlichen Innenstadt
Entsprechend der historischen Entwicklung in zeitlich
unterschiedlichen Epochen zeigen die verschiedenen
Bereiche der Fürstenfeldbrucker Innenstadt eine sehr
große Heterogenität in Höhe, Stellung und Ausformung der Gebäude, der Bebauungsdichte sowie der
Proportion und Gestaltung der Freiräume. Ein einheitlich gestalteter Altstadtbereich, wie man ihn in anderen
Städten wie z.B. Bamberg oder Regensburg findet, ist
in Fürstenfeldbruck nicht vorhanden. Vielmehr stellt
sich die Fürstenfeldbrucker Innenstadt als ein Nebeneinander unterschiedlicher Stadträume und Gebäudestrukturen dar.
Die Schöngeisinger Straße ist neben der Hauptstraße
die zentrale Einkaufsstraße. Der Straßenraum wird
geprägt vom historischen Gebäudebestand mit zum
Teil stark prägender Stuckfassade. In Richtung Hauptstraße stehen drei- bis viergeschossige Gebäude in
einer durchgehenden Zeile. Nach Westen nimmt die
Gebäudehöhe ab. Die Gebäudekante wird unterbrochen durch enge Zufahrten.
Die Hauptstraße bildet als historischer Marktplatz die
zentrale Mitte der Stadt. Der großzügige Straßenplatz
wird gefasst durch die giebel- und traufständigen
Bauwerke. Der alte Gebäudebestand ist weitgehend
erhalten. Die zwei- bis dreigeschossigen Häuser stehen
in dichter Stellung entlang der Straße. Enge Gassen
führen zu den rückwertigen Höfen.
Im Straßenabschnitt zur Hauptstraße befindet sich in
den Erdgeschossen eine intensive Handelsnutzung.
Einzelne Gebäude weisen eine Einzelhandelsnutzung
auf mehreren Geschossen auf. Die Obergeschosse der
meisten Gebäude werden als Büros und für Dienstleistungen genutzt. Nach Westen nimmt die Ladendichte
ab. Das Gebäude auf dem Uhlgrundstück markiert
das Ende der beidseitigen Ladenlage. Westlich des
Uhlgrundstücks sind auch reine Wohngebäude und
Kleingewerbe im rückwertigen Bereich der Grundstücke vorhanden.
Die Erdgeschosse der straßenbegleitenden Gebäude
werden weitgehend für Einzelhandel und Dienstleistungen genutzt. In den Obergeschossen finden sich
Dienstleistungen und vereinzelt Wohnungen. Die Höfe
dienen zum Teil als Freischankflächen der Gastronomie.
Einige Höfe sind Zugänge zu Läden in zweiter Reihe
zur Hauptstraße. Viele Höfe sind mit Pkw-Stellplätzen
belegt. Der Straßenraum ist geprägt durch die hohe
Verkehrsbelastung von Pkw- und Schwerlastverkehr.
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Aufbau der westlichen Innenstadt
Die Pucher Straße ist ebenfalls ein historischer Straßenzug der Innenstadt mit Einzelhandelsnutzung. Die
Gebäude sind kleinteiliger, niedriger und schlichter als
die Bebauung in der Schöngeisinger Straße (ein- bis
dreigeschossige Bebauung). Viele Gebäude sind in ihrer
historischen Lage erhalten, zum Teil jedoch baulich
überformt. Die Gebäude stehen in first- und traufseitiger Gebäudestellung direkt an der Straße. Zwischen
den Gebäuden befinden sich schmale Zufahrten zu den
Grundstücken.
Das Uhlgrundstück verbindet die Schöngeisinger
Straße mit der Ludwigstraße. Auf dem Grundstück
wurde vor einigen Jahren ein großflächiger Einzelhandel angesiedelt. Das Gebäude spannt sich zwischen
den tangierenden Straßen auf. Der Zugang zu den
Handelsnutzungen liegt am Fußweg der östlichen Gebäudekante. Im Gebäude sind ein Vollsortimenter, ein
Aldi und eine Apotheke angesiedelt, im ersten Obergeschoss befindet sich ein Drogeriemarkt sowie einzelne
Büros und Praxen. Die Handelsflächen sind über eine
innere Erschließung zugänglich.
Die Fassade des Neubaus ist in weiten Teilen geschlossen ausgebildet. Die Fassade ist an den Stirnseite zur
Schöngeisinger Straße und zur Ludwigstraße ist als
Arkade gestaltet. An der Schöngeisinger Straße gibt
es keine Ladenfront zur Straße. An der Ludwigstraße
befindet sich eine Apotheke mit Zugang zur Straße,
sowie eine Zufahrt zur Anlieferung.
Westlich an den zentralen Handelsbereich angrenzend
befinden sich die Ludwigstraße und die Kapuzinerstraße als historische Straßenzüge mit alter Villenbebauung. Die durchgängige Bauweise sind zweigeschossige Doppelhäuser. Die Wohngebäude stehen ohne
Vorgarten direkt am Gehweg. In den rückwärtigen
Grundstücksteilen befinden sich die Wohngärten.
Einzelne Gebäude sind denkmalgeschützt und weisen
straßenprägende, historische Fassadenelemente auf.
Der schmale Straßenraum hat ein geringes Verkehrsaufkommen. Entlang der Straße sind Längsparker
angeordnet. Die Ludwigstraße führt direkt auf den
Viehmarktplatz. In Verlängerung der Ludwigstraße bildet die Lederer-Villa am Viehmarktplatz den Endpunkt
der Villenbebauung. Sie stellt einen ein prägnanten
Blickpunkt auf dem Platz dar.
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Viele Erdgeschosse werden durch Einzelhandel und
Dienstleistungen genutzt. Die Schaufenster sind
kleinflächig und in die Lochfassade der Gebäude integriert. Im Obergeschoss überwiegt Wohnnutzung. Die
Straßenkanten werden für Längsparker genutzt. Die
kleinteiligen Schaufenster werden zum Teil durch die
parkenden Autos verdeckt.
Aufbau der westlichen Innenstadt
An der östlichen Platzkante verläuft die Viehmarktstraße. Die historische Wegeverbindung zum Kloster
lässt sich im nördlichen Abschnitt der Straße mit der
geschwungenen Wegeführung noch gut erkennen.
Durch das starke Gefälle hat man von der nördlichen
Viehmarktstraße einen weiten Blick über den Viehmarktplatz bis zum Kloster Fürstenfeld. Der Straßenabschnitt ist geprägt durch die kleinteilige, offene
Bebauung entlang der Straße.
Der südliche Abschnitt der Viehmarktstraße weist den
typischen Gassencharakter von Altstädten auf. Er bildet
die fußläufige Verbindung von der Schöngeisinger Straße zum Viehmarktplatz. Der Weg mündet in der Schöngeisinger Straße auf dem historischen Straßenplatz.
Der Viehmarktplatz liegt zwischen der Hauptstraße
und den westlich angrenzenden Wohngebieten. Er
wird durch eine in Höhe und Nutzung unterschiedliche
Bebauung begrenzt. Die alte Villa in Verlängerung der
Ludwigstraße und das alte Bäckereigebäude an der
Pucher Straße sind historisch geprägte Blickpunkte.
Es gibt Geschäftsgebäude mit Arkaden und Wohnbebauung mit angehängten Balkonen. Die Gebäude am
südlichen Platz bilden durch Giebel und Ecktürmen die
giebelständigen Gebäudestellung am Hauptplatz nach.
Sowohl der nördliche als auch der südliche Viehmarktplatz werden weitgehend als Pkw-Stellplatzfläche
genutzt. Durch die erhöhte Lage des nördlichen Parkplatzes wirken die parkenden Autos sehr stark raumbildend. Auf dem südliche Viehmarktplatz gibt es auch
eine kleinere Grünfläche und eine Freischankfläche
im Randbereich. Temporär wird die Fläche für Märkte
genutzt.
Die Fläche zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz
weist eine sehr gemischte Baustruktur mit unterschiedlicher Gebäudenutzung auf (eingeschossige Gebäude,
Nebengebäude, Hofstellen, mehrgeschossige Bebauung, Brachflächen, Stellplatzflächen, Lagerflächen,
etc.).
In diesem Bereich westlich der Hauptstraße wurden
zuletzt zwei- bis dreigeschossiger Wohngebäude
errichtet. Ein öffentlicher Weg von der Hauptstraße bis
zum Viehmarktplatz (in der Wegeachse Ludwigstraße)
ist Teil der Planung und wurde mit der Neubebauung
hergestellt.
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Bauliche Ergänzungen
Aktuelle Planungen sehen vor, die Flächen östlich und
westlich der Hauptstraße baulich zu entwickeln. Hier
soll vor allem Wohnungsbau angesiedelt werden.
Entsprechend der vorhandenen baulichen Struktur
werden die Bereiche der westlichen und östlichen
Innenstadt unterschiedlich entwickelt.
Die östliche Innenstadt ist mit ihren vielen Gemeinbedarfseinrichtungen und den dazu gehörenden Freiflächen weniger dicht bebaut. Im Osten grenzt dieser
Innenstadtbereich an den Marthabräupark an. Die
östliche Innenstadt wird durch Mehrgenerationenwohnen und familiengerechte Reihenhäuser am Stadtrand
ergänzt.
Teil der Planungen zur baulichen Ergänzung ist die
Ergänzung des Wegenetzes von der Hauptstraße in die
angrenzenden Innenstadtquartiere.
raße
ptst
Hau
Westlich der Hauptstraße ist eine dichte Bebauung
zwischen dem Viehmarktplatz und der Hauptstraße
entstanden. Damit wird der Bereich urban gestaltet.
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Amp
Karte Innenstadt: Gemeinbedarfseinrichtungen (pink), Freiflächen Gemeinbedarf (beige), geplante Gebäude (braun),
Fußwege Bestand oder baurechtlich gesichert (blau punktiert)
Seite 24
Freiräume
Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt wird geprägt von
den historischen Marktplätzen an der Hauptstraße
und der Schöngeisinger Straße. Durch die gut erhaltenen, straßenbegleitenden Gebäude sind sie in ihrer
ursprünglichen Ausbildung gut ablesbar. Beide Plätze
sind stark durch fahrenden Pkw-Verkehr belastet, weshalb sie als Aufenthaltsbereiche nur bedingt geeignet
sind.
Die östliche Innenstadt weist durch die einsehbaren
Freiflächen der Gemeinbedarfseinrichtungen und der
Nähe zum Marthabräupark einen stark durchgrünten
Eindruck auf. Mit dem Niederbronner Platz hat dieses
Innenstadtquartier eine nutzbare, öffentliche Freifläche
in zentraler Lage.
Die Amper als innerstädtischer Fluss mit seinen Uferbereichen ist ungenügend an die Fürstenfeldbrucker
Innenstadt angebunden. Fußwegeverbindungen von
der Innenstadt an die Amper liegen eher versteckt
oder sind nicht durchgängig ausgebildet. Die Amper
mit ihren Uferbereichen tritt in der Stadt nur wenig in
Erscheinung.
Eine gute fußläufige Vernetzung der unterschiedlichen
Innenstadtbereiche über ein gut erkennbares und öffentlich nutzbares Wegenetz ist die Voraussetzung, um
die bestehenden und neuen Qualitäten der Innenstadt
für die Besucher ablesbar und nutzbar zu machen.
Der Bereich westlich der Hauptstraße weist wenig
nutzbare Freiflächen auf. Die meisten unbebauten
Flächen werden als Stellplatzflächen für Pkw genutzt.
Auch der Viehmarktplatz dient in weiten Bereichen als
Parkplatz. Mit der baulichen Verdichtung der Bereiche
zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz wird die
Ausbildung einer gut nutzbaren Freifläche in der westlichen Innenstadt erforderlich.
Die direkte Lage an der Amper stellt für die gesamte
Innenstadt eine große Chance dar. Die Bereiche an
der Amper weisen z.T. eine hohe Aufenthaltsqualität
auf. Neben dem Stadtpark sind hier verschiedenen
Sportplätzen und Spielplätze angesiedelt. Mit einer
Entfernung von unter 500m können diese Bereiche als
innerstädtische Grünflächen genutzt werden. Trotz
des reichhaltigen Angebots und der direkten Nähe zur
Innenstadt sind die Flächen in der öffentlichen Wahrnehmung als innerstädtische Angebote wenig präsent.
Karte Innenstadt: Freiflächen Gemeinbedarf (beige), Straßenplätze (gelb), öffentlich zugängliche Freiflächen (grün), Parkierungsflächen (blau), Gastronomiegarten (orange), Fußwege Bestand oder baurechtlich gesichert (blau punktiert)
Seite 25
Das sagen die Bürger zum Thema Stadtstrukturen ...
Das besondere Ambiente in der Innenstadt, das vor allem
Das Kloster Fürstenfeldbruck, das in den vergan-
durch die schönen Fassaden der Gebäude und die vielen kleinen
genen Jahren hochwertig renoviert wurde, stellt für
Läden in der Innenstadt entsteht, wird von vielen Teilnehmern als hohe
viele Teilnehmer einen besonderen Attraktionspunkt der Stadt
Qualität der Stadt gesehen. Allerdings wirke sich die hohe Verkehrsbe-
dar. Das Kloster zöge viele Besucher an. Die hohen Besucherzah-
lastung in diesen zentralen Einkaufsstraßen negativ auf die Aufent-
len des Klosters würden für die Frequenz der Innenstadt bislang
haltsqualität in der Innenstadt aus.
nicht genutzt werden. Durch eine gute Verbindung zum Kloster
könnte die Innenstadt von den zahlreichen Besuchern
profitieren.
Die Neuplanungen der letzten Jahre werden von vielen
Viele Teilnehmer wünschen
Teilnehmern kritisch eingeschätzt. Bei baulichen Ergän-
sich eine Verbesserung des
zungen solle in Zukunft daher darauf geachtet werden, dass die
Freiraumangebotes in der Innenstadt.
Besonderheit der Fürstenfeldbrucker Innenstadt durch die Maßnah-
Besonders in der westlichen Innenstadt
men betont werden. Nur so könne die Stadt markant ausgestaltet
gebe es zu wenig autofreie Aufent-
werden und sich damit deutlicher von anderen Städten unter-
haltsbereiche.
scheiden.
Einige Bürger betonen den hohen Freizeitwert
der Stadt Fürstenfeldbruck vor allem
durch die Lage an der Amper und die Nähe
zum Emmeringer Hölzl. Dieses Potential solle
besser genutzt werden, um die gesamte
Stadt für Besucher attraktiver zu
gestalten.
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Zusammenfassung Stadtstrukturen
In der Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist geprägt
durch die Gebäude der unterschiedlichen Epochen mit
verschiedenen Gebäudehöhen und -stellungen sowie
einer unterschiedliche Bebauungsdichte.
Diese differenzierte Kleinteiligkeit ergibt ein lebendiges und vielschichtiges Stadtbild. Im Allgemeinen
sind auch die Einzelgebäude in der Innenstadt eher
kleinräumig. Großflächige Gebäude wie das Handelsgebäude am Uhlgrundstück und die Sparkasse an der
Hauptstraße stellen hier Ausnahmen dar.
Auf dem Viehmarktplatz treffen verschiedene Baustile
aufeinander. Den Platz prägen die Villengebiete im
Westen ebenso wie die neuen Wohn- und Geschäftsgebäude und den zentralen Bereichen an der Hauptstraße.
Die Neugestaltung des Viehmarktplatzes bietet eine
gute Chance, die westliche Innenstadt zu komplettieren. Das Nebeneinander unterschiedlicher Baustile und
Bauarten kann dabei zum Ausdruck werden für eine lebendige, vielschichtig nutzbare Innenstadt. Dies bedarf
jedoch einer behutsamen Ergänzung der bestehenden
Strukturen.
Die geplante bzw. im Bau befindliche Wohnbebauung
westlich der Hauptstraße führt zu einer starken Nachverdichtung in der westlichen Innenstadt. Bei höherer
Baudichte bekommt eine öffentlich nutzbare Freifläche
in diesem Stadtbereich eine höhere Wichtigkeit. Auf die
Ausgestaltung des öffentlichen Platzes am Viehmarktplatz muss damit eine höhere Sorgfalt gelegt werden.
Eine stärkere Vernetzung bestehender und neuer
innerstädtischer Aufenthaltsbereiche und die bessere
Sichtbarkeit und räumliche Anbindung der Flächen an
der Amper bietet die Chance, die vorhandenen Qualitäten der Innenstadt stärker zu betonen.
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Seite 28
Analyse Nutzungen
Seite 29
Historische Nutzungen, ...
Marktplatz Bruck
Der Markt war seit jeher eine die Innenstadt bestimmende und belebende Nutzung.
Um 1250 wurde aus der Siedlung an der Amperbrücke
der „Markt Bruck“, der 1306 als florierender Markt erstmals schriftlich genannt wird. Durch den vorhandenen
Markt entwickelte sich Bruck im Laufe der Zeit zum
wirtschaftlichen Mittelpunkt des Umlandes.
Historischer Marktplatz war die Hauptstraße, die in
ihrer Lage von der Richtung der Amperbrücke bestimmt wurde. Die Amper wurde als „Rossschwemme“
genutzt, vom Markt kommend konnten Tiere (Pferde
und Ochsen) neben der Brücke zum Waschen geführt
werden. Später wurde der Viehmarkt von der Hauptstraße auf den Straßenplatz an der Schöngeisinger
Straße verlagert.
Eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben von
Fürstenfeldbruck spielten die zahlreichen Brauereien,
von denen viele am Marktplatz angesiedelt waren. Im
Jahr 1909 existierten in Fürstenfeldbruck 20 Gaststätten, bis 1937 stieg ihre Zahl auf 27. Eine überregional
bekannte Fürstenfeldbrucker Institution war das Café
Brameshuber.
Seite 30
... die die Innenstadt noch heute prägen
Ziel zur Naherholung
Seit dem Jahr 1873 war Fürstenfeldbruck über den Anschluss an die Bahnstrecke München - Lindau mit dem
Zug zu erreichen und wurde zur Sommerfrische, vor
allem für die Münchner Bevölkerung.
Für die Naherholung wurden vielfältige Möglichkeiten
angeboten. Um 1930 verfügte die Stadt neben verschiedenen Privatbädern über ein Gemeindebad mit
Schwimmbassin, Kinderbad und Amper-Warmbad, das
im Sommer wie im Winter geöffnet war. Das Familienbad lockte in den 1950er und 1960er Jahren an einem
schönen Wochenende bis zu 10 000 Besucher aus Fürstenfeldbruck und dem Landkreis an.
Standort für Künstler und Kultur
Ab dem Jahr 1875 siedelten sich Künstler aus der nahen
Münchner Kunstszene dauerhaft in Fürstenfeldbruck
an. Die abwechslungsreiche Auen-, Moos- und Flusslandschaft der Amper mit ihren besonderen Lichtverhältnissen wurde ein beliebtes Motiv der Malerei.
Neben der Suche nach einer landschaftlich schönen
Umgebung waren die Abkehr von der umtriebigen
Kunststadt München, die Flucht vor den schlechten
Lebensbedingungen in der Stadt und der Wunsch nach
einem Leben in Einklang mit der Natur Gründe für den
Lebensstandort im Umkreis von Fürstenfeldbruck.
Nach und nach versammelten sich in Bruck und Emmering Maler, Bildhauer, Literaten, Theaterleute, Musiker
sowie Architekten und ließen eine intellektuell und
künstlerisch wirkende Atmosphäre entstehen.
Im Winter wurde auf den umliegenden Hügeln Skiunterricht gegeben. Die Fürstenfeldbrucker Rodelbahn
war in der Region bekannt, hier standen Rodelschlitten
zum Verleih bereit. Ergänzt wurde das Angebot durch
Kahnfahren, Kegelscheiben, ein Kino und die Volksbibliothek. Die Gaststätten boten schattige Gärten und
gemütliche Sommerkeller. Übernachtungen wurden in
Privatquartieren angeboten.
Eingebettet in die lebensreformerische Idee der Gartenstadt, sind in Bruck und Emmering Ende des 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts ausgedehnte Villengebiete, großbürgerliche Landhausvillen und die sogenannten Künstlervillen im Stil der Gartenstadt entstanden.
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Handelsstandort Fürstenfeldbruck
Fürstenfeldbruck grenzt an eine Entwicklungsachse überregionaler Bedeutung an, die von der Stadt
München in nordwestlicher Richtung nach Augsburg
verläuft. Als Mittelzentrum hat Fürstenfeldbruck die
Aufgabe, die Bevölkerung des Verflechtungsbereichs
mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs zu versorgen. Neben der Stadt Fürstenfeldbruck
gehören 16 umliegende Gemeinden zu diesem Verflechtungsbereich, der im Jahr 2009 85.588 Einwohner
aufwies. Der Nahbereich (Versorgung mit Lebensmitteln) umfasst außerhalb des Stadtgebietes noch die
Gemeinden Alling und Emmering.
Die zentrale Rolle Fürstenfeldbrucks für die Versorgung
der umliegenden Gemeinden drückt sich in Zahlen
deutlich aus. Nach den Erhebungen des Einzelhandelskonzeptes der CIMA (Stand Dezember 1010) kommt
fast ein Drittel der Umsätze des Fürstenfeldbrucker
Handels von Kunden, die im Umland der Stadt wohnen.
Im Gegenzug weist Fürstenfeldbruck einen Kaufkraftabfluss von 15% auf, der sich hauptsächlich auf
München (80%) und Augsburg (9%) aufteilt.
Für Fürstenfeldbrucker ist die kurze Entfernung zum
Wohnort Hauptargument zum Einkauf in der Stadt
(62%). Daneben spielen die günstige Lage (23%), die
reichhaltige Auswahl an Geschäften (16%) und die gute
Erreichbarkeit mit dem Pkw (13%) eine wichtige Rolle.
Sowohl die Kunden aus Fürstenfeldbruck wie aus dem
Umland schätzen das reichhaltige Angebot des Standortes. Daneben ist die gute Erreichbarkeit ein zentraler
Grund, um in Fürstenfeldbruck einzukaufen. Neben
dem Einkaufen sind Arztbesuche, das Aufsuchen von
Dienstleistungen und Gemeinbedarfseinrichtungen
wichtige Gründe, um die Stadt aufzusuchen. Diese
Wege werden häufig mit einem Einkauf kombiniert.
Die Kaufkraftkennziffer von Fürstenfeldbruck liegt
entsprechend der Angaben des Einzelhandelskonzeptes mit 111,8% höher als der Bundesdurchschnitt (von
100%). Dies kann vor allem mit der Lage Fürstenfeldbrucks im Westen der wirtschaftsstarken Metropolregion München begründet werden.
Ergebnisse der Haushaltsbefragung zum
Käuferverhalten
Im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes der CIMA
wurde im Februar 2010 eine Haushaltsbefragung
durchgeführt. Die Kunden aus Fürstenfeldbruck sowie
aus dem Umland wurden nach den wichtigsten Gründen gefragt, warum sie zum Einkaufen nach Fürstenfeldbruck kommen: Ein Drittel der Kunden aus dem
Umland gaben die reichhaltige Auswahl an Geschäften
als Hauptgrund zum Einkaufen in Fürstenfeldbruck
an. Daneben waren die günstige Lage (20%), die kurze
Entfernung zum Wohnort (17%) und die gute Erreichbarkeit mit dem Pkw (12%) wichtige Gründe zum
Einkaufen in Fürstenfeldbruck.
Seite 32
Die kurze Entfernung des Einkaufsortes zum Wohnort
wird mit zunehmendem Lebensalter wichtiger.
Handel in der Innenstadt und in der Buchenau
Fürstenfeldbruck hat zwei zentrale Versorgungsbereiche: die Fürstenfeldbrucker Innenstadt und den Bereich
am S-Bahn-Haltepunkt Buchenau. Die Standorte unterscheiden sich in Lage, Ausprägung und Angebot.
Die Innenstadt umfasst den Bereich der historischen
Marktsiedlung Bruck. Diese wird durch kleinteilige
Gebäude an historischen Plätzen und der direkten
Lage an der Amper geprägt. Die Handelsflächen sind
kleinflächig, die meisten Läden sind im Erdgeschoss
angesiedelt. Viele öffentliche Einrichtungen und
Gemeinbedarfseinrichtungen befinden sich im direkten Umfeld der Handelslage. Die Straßen sind für
die bestehende Verkehrsbelastung zum Teil zu eng.
Es gibt wenig von der Fahrbahn getrennte Radwege.
Alle Einkaufsstraßen sind geprägt von fahrenden und
parkenden Autos. Die Innenstadt ist über Buslinien an
den ÖPNV angebunden. Die nächste S-Bahnstation ist
fußläufig in etwa 15 Minuten zu erreichen.
Die Buchenau wurde in den 1960er und 1970er Jahren
neu entwickelt. Die Gebäude sind großflächig und an
einem zentralen, weiträumigen Platz angeordnet. Der
Handelsstandort ist geprägt von großflächigem Einzelhandel, der sich zum Teil über mehrere Geschosse
erstreckt. In den Obergeschossen finden sich Dienstleistungen und Büros sowie Wohnungen. Der Standort
weist eine geringe Verkehrsbelastung mit kaum Durchfahrts- bzw. Schwerlastverkehr auf. Die Buchenau liegt
direkt an der S-Bahnstation „Buchenau“.
Das Nebeneinander der unterschiedlichen Handelsstandorte kann für die Innenstadt zur Chance werden,
wenn sie gut miteinander vernetzt sind und die Angebote aufeinander abgestimmt werden.
Seite 33
Einkaufen in der Innenstadt
Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist auch heute
noch ein wichtiger Handelsstandort. Entsprechend der
Erhebung des Einzelhandelsgutachtens von 2010 werden im zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt
fast die Hälfte aller Erdgeschossflächen von Einzelhandelsnutzungen belegt, Die restlichen erdgeschossigen
Flächen werden von Dienstleistungen (27,4%), Gastronomie (10%) und sonstigen Angeboten genutzt. Mit
7,4% ist der Anteil an leerstehenden Flächen in Fürstenfeldbruck vergleichsweise gering (Vergleich Bayern
11,4%).
Mit 172 Betrieben (Erhebung CIMA, 2010) haben sich
58% aller örtlichen Betriebe in der Innenstadt angesiedelt. Allerdings verfügen diese nur über 30,4% der
gesamten Verkaufsfläche und weisen einen Umsatzanteil von 34,9% der Gesamtstadt auf. Dies macht
deutlich, dass die Ladengröße des Einzelhandels in
der Innenstadt eher klein ist. 40% der Betriebe haben
eine Ladenfläche unter 50 m² (zum Vergleich: moderne Facheinzelhandelsbetriebe und Filialisten belegen
Ladenlokale ab 100m²).
Der Anteil an Fachgeschäften ist in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt vergleichsweise hoch. Dies liegt
auch an der kleinteiligen Struktur der Läden. Flächenschwerpunkte in der Innenstadt liegen bei Oberbekleidung und Sportartikeln.
Die Haupteinkaufslage (Lage A) mit dem Schwerpunkt
kundenorientierte Nutzungen befindet sich nach Einschätzung der Einzelhandelsstudie in der Hauptstraße
und im Anfangsbereich der Kirchstraße.
Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt, Quelle: “Einzelhandelskonzept für die Stadt Fürstenfeldbruck“, CIMA 2010
Seite 34
Das sagen die Bürger zum Thema Handel ...
Die Situation für die Einzel-
Einige Teilnehmer schätzen die Rolle
händler in der Fürstenfeldbrucker
des Handelsstandorts Innenstadt für die
Innenstadt wird gegensätzlich diskutiert.
Stadt nach wie vor sehr hoch ein. Dies zeige sich
Einige Teilnehmer befürchten, dass der Handelss-
auch daran, dass in den letzten Jahren verschiede-
tandort Innenstadt in Angebot und Qualität sinken würde.
In den letzten Jahren hätten sich an der Hauptstraße verstärkt
bestimmte Angebote (Brillengeschäfte und Mobilfunkanbieter) angesiedelt. Es wird vermutet, dass dies mit der geringen
Flächengröße vieler Ladeneinheiten im Zusammenhang
steht. Verschiedene Einzelhändler seien in die Buchenau
umgezogen, da sie in der Innenstadt keine ausreichend großen Ladenflächen vorfinden
würden.
ne neue Läden mit einem hochwertigen, auf die
Der Wochenmarkt, der zur-
Innenstadt abgestimmten Sortiment eröffnet
zeit jeden Donnerstag auf dem süd-
hätten.
lichen Bereich des Viehmarktplatzes stattfindet, wird als ein wichtiger Baustein in der Innenstadt
gesehen. Es wird angeregt, das vorhandene Angebot zu
ergänzen. Durch eine Erweiterung des Warenangebotes
könnten die Angebote in den Läden ergänzt werden. Mit
dem „Erlebniseinkauf“ eines attraktiven Marktes könnte die Innenstadt nicht nur für Fürstenfeldbrucker
Bürger, sondern auch für Besucher attrak-
Nach Aussage von teilnehmenden
Händlern seien die Kunden aus dem
Umkreis für den Einzelhandel sehr wichtig.
tiv werden.
Es wird auch eine Erweiterung
der Marktzeiten angeregt. Neben
dem Markt unter der Woche solle es
einen Markt am Wochenende geben, um
auch jüngeren, berufstätigen Menschen
die Möglichkeit zu geben, den Markt
zu besuchen.
Die Innenstadt müsse daher gut mit dem Auto
erreichbar sein. Auch ein ausreichender Besatz an
öffentlichen Stellplätzen sei notwendig. Wie viele
Stellplätze erforderlich sind und wie nah diese
zur Ladeneinheit liegen müssen, wird
unterschiedlich gewertet.
Als ergänzendes Angebot wird ein
schöner Biergarten in der Innenstadt
gewünscht (ähnlich dem Biergarten am Kloster). Dieser könnte zum Anziehungspunkt nach
Ladenschluss am Abend oder am Sonntagnachmittag werden.
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Zusammenfassung Handelsstandort
Handel ist seit jeher eine zentrale Nutzung in Fürstenfeldbruck. Die Sicherung des Einzelhandels ist für die
Stadt erforderlich, da sie einen entscheidenden Faktor
zur Belebung der Innenstadt darstellt.
Für die Innenstadt sind besonders der schöne Stadtraum mit seiner historischen Gebäudestruktur, die
Abfolge von Plätzen und die Lage an der Amper
prägend. Hier liegt die Chance, das Einkaufen mit dem
besonderen „Einkaufsflair“ der Altstadt zu inszenieren.
Es finden sich in der Innenstadt viele Fachgeschäfte auf
kleinem Raum. Dadurch wird der Einkauf für Fußgänger „spannend und interessant“.
Neben den Läden gibt es in der Fürstenfeldbrucker
Innenstadt eine Vielzahl an öffentlichen Einrichtungen
und Gemeinbedarfseinrichtungen in direkter Nähe zur
Handelslage. Der Mix an verschiedenen Angeboten in
unmittelbarer Nähe bietet eine gute Grundvoraussetzung für eine vielfach genutzte Innenstadt. Die „Stadt
der kurzen Wege“, in der alle Besorgungen auf engstem
Raum erledigt werden können, ist vor allem für ältere
Mitbürger, die ihren Alltag ohne Auto organisieren, von
Vorteil.
Die Verdichtung des Wohnens in der Innenstadt kann
auch für den Handel Chancen bieten. Vor allem Angebote des täglichen Bedarfs werden gerne im direkten
Wohnumfeld gekauft.
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Auch die Märkte waren für Fürstenfeldbruck in früheren Zeiten eine die Stadt prägende Nutzung. Derzeit ist
der Markt mit seinem Standort am Rand des Parkplatzes auf dem Viehmarktplatz in der Innenstadt nur
wenig repräsentativ. Mit der Aufwertung der Marktnutzung könnte dieser zu einem die Innenstadt belebenden und stärkenden Baustein werden.
Das hohe Verkehrsaufkommen, die wenigen autofreien
Bereiche und die Parkierungssituation verringern die
Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Diese ist neben
der hochwertige Ausgestaltung der Räume jedoch
eine Grundvoraussetzung, um den Einzelhandel in der
Innenstadt zu stärken.
Dennoch ist eine gute Anfahrbarkeit vor allem für
Kunden aus der Region ein wichtiger Grund, um in der
Innenstadt einzukaufen. Hier muss eine gute Balance
gefunden werden, damit die Belange zur Aufwertung
der Aufenthaltsqualität für Fußgänger und die Erreichbarkeit mit dem Pkw vereinbart werden können.
Die Buchenau bietet als neu errichteter Handelsstandort für Kunden viele Vorteile, die in der Innenstadt mit
ihrer historischen Gebäudesubstanz und den engen
Straßenräumen auch langfristig nicht verwirklicht
werden können. Großflächige Gewerbeeinheiten mit
Pkw-Stellplätzen in unmittelbarer Nähe, weitläufige
Straßenräume und die direkte Nähe zum S-Bahnhof
bieten für viele Kunden angenehme Einkaufsbedingungen.
Die Innenstadt bietet dagegen einen einprägsamen,
historischen Stadtraum in direkter Nähe und den
dichten Mix verschiedenster Angebote. Werden beide
Standorte entsprechend ihrer Potentiale und Besonderheiten entwickelt, besteht die Chance, dass die
Handelsstandorte sich ergänzen, und die Stadt damit
in der Region zu einem attraktiven Einkaufsstandort
wird. Grundvoraussetzung dafür ist eine einfache und
schnelle Vernetzung der Standorte mit öffentlichen
Verkehrsmitteln.
Innerstädtisches Wohnen
Bestehende Planungen zu innerstädtischem Wohnen
In Fürstenfeldbruck werden in den nächsten Jahren
verschiedene innerstädtische Flächen für ergänzenden
Wohnungsbau entwickelt. Entsprechend ihrer Lage
in der Innenstadt und der Nähe zu innerstädtischen
Angeboten wie Einkaufsbereichen und nutzbaren
Freiflächen sind sie für verschiedene Wohnkonzepte
unterschiedlich gut geeignet.
1. Der Bereich zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz wird baulich entwickelt. Wegen der zentralen
Lage an der Hauptstraße und der dichten Bauweise ist
das neue Wohnquartier gut für kleinere, barrierefreie
Wohnungen geeignet. Für Familienwohnen ist der
Bereich weniger geeignet, vor allem wegen den fehlenden Grünflächen im direkten Umfeld.
Die Neuansiedlung von innerstädtischem Wohnen
ergänzt das bestehende dichte Nutzungsgeflecht aus
Handel, Gemeinbedarf und Dienstleistungen. Innerstädtisches Wohnen in direkter Nähe zu Versorgungseinrichtungen entspricht den Anforderungen zum
Umbau der Städte im Kontext des demographischen
Wandels.
5
3
2. Östlich der Hauptstraße wird mit der Verlegung der
Grundschule ein städtisches Grundstück in zentraler
Lage frei. Gemeinsam mit dem angrenzenden privaten
Grundstück soll hier eine Wohnanlage für Mehrgenerationenwohnen entwickelt werden.
1
2
3. Mit der Verlegung des Rasenspielfeldes wird am
östlichen Rand der Innenstadt eine Fläche für familiengerechtes Wohnen frei. Geplant sind Reihenhäuser mit
privatem Gartenanteil.
4. An der Lände sollen im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerb unter anderem Konzepte für ergänzendes Wohnen erarbeitet werden.
4
5. Auf dem Grundstück an der Dr.-Lorenz-Lampl-Straße soll Wohnnutzung ergänzt werden. Das Grundstück
liegt direkt an der Fußwegeanbindung, die den Volksfestplatz mit dem Viehmarktplatz verbindet.
Seite 37
Innerstädtisches Wohnen
Ergänzung Wohnbebauung in der westlichen
Innenstadt
Durch die Ergänzung der Wohnnutzung auf den
Flächen westlich der Hauptstraße wurde ein wenig innerstädtisch ausgebildeter Bereich baulich entwickelt.
Der Viehmarktplatz wird räumlich an die Innenstadt
angebunden.
Um zu prüfen, in welcher Weise die Neubebauung das
Verhältnis von Wohnen und Dienstleistung/ Gewerbe verändert, wurden die Nutzungsangebote in den
einzelnen Gebäuden in einer Karte farblich dargestellt.
Die Karte zeigt das enge Nebeneinander von Handel,
Dienstleistung, Gemeinbedarf und Wohnen auf engem
Raum auf. Diese Dichte der Nutzungsmischung stellt
eine besondere Qualität von Kleinstädten dar.
Der Viehmarktplatz befindet sich am westlichen Rand
dieses urban geprägten Bereiches. Westlich und nördlich grenzt er an locker bebaute Wohngebiete an.
Die Neubebauung verschiebt das bestehende Nutzungsverhältnis. Bislang wurde der Bereich um den
Viehmarktplatz mit etwa 18.400 qm im Schwerpunkt
gewerblich genutzt (überschlägige Erhebung über
Gebäudeflächen der Flurkarte). Mit der Neuplanung
erhöht sich die Wohnfläche im Quartier von derzeit
13.000 qm auf 21.500 qm. Die gewerblich genutzte Fläche bleibt mit zukünftig 19.700 qm fast konstant.
Das Quartier der westlichen Innenstadt wird zukünftig
stärker vom Wohnen geprägt sein. Damit werden auch
die Anforderungen an öffentlich nutzbare Freiräume im Umfeld steigen. Die Erhöhung des Anteils an
Wohnen im Quartier hat auch Auswirkungen auf die
Freiraumnutzungen auf dem neu zu gestaltenden
Viehmarktplatz, da Wohnen eine höhere Sensibilität
für Lärm hat als Handel oder Dienstleistungen.
Seite 38
Karte Nutzungsmischung in den Gebäuden in der Innenstadt: Bestand (oben) - Neuplanung (unten)
hellgrün türkis blau dunkelblau pink reine Wohnnutzung
Läden / Dienstleistung im EG und v.a. Wohnen im OG
Läden / Dienstleistung im EG und v.a. Dienstleistung im OG
gewerbliche Nutzung
Gemeinbedarf
Das sagen die Bürger zum Thema Innerstädtisches Wohnen ...
Als Wohnform in der Innenstadt wird von
Der Anteil an barriere-
den Teilnehmern vor allem das Mehrgenera-
armen Wohnungen sei in der
tionenwohnen befürwortet. Wohnanlagen, die
Innenstadt zu erhöhen. Barrierefreie
einen Mix an unterschiedlicher Wohnungsgrößen
Wohnungsangebote sind für Menschen mit
anbieten, können von verschiedenen Alters-
eingeschränkter Mobilität von großer Bedeu-
gruppen genutzt werden.
tung, um eigenständig ihren Alltag zu
bewältigen.
Bei einem guten Wohnungsangebot mit
hoher Qualität würden viele ältere Men-
Viele Teilnehmer
schen gerne in innerstädtische Lagen ziehen. Für
sehen es kritisch, dass das
Familien würde damit Wohnraum am Stadt-
Wohnen in der Innenstadt für viele Bürger
rand frei werden.
und vor allem auch für Familien wegen der
hohen Immobilienpreise im Großraum München
nicht mehr bezahlbar ist. Sie wünschen sich,
dass Wohnen in der Innenstadt gestärkt wird.
Seite 39
Zusammenfassung Innerstädtisches Wohnen
Zusammenfassung innerstädtisches Wohnen und
Freiraumnutzung
In den nächsten Jahren wird in Fürstenfeldbruck
verstärkt Wohnen in der Innenstadt angesiedelt. Allein
im Umfeld des Viehmarktplatzes entstehen durch
Nachverdichtung in zweiter Reihe zur Hauptstraße ca.
100 neue Wohnungen. Weitere neue Wohnsiedlungen
auf verschiedenen innerstädtischen Flächen sind in
Planung.
Die Intensivierung des innerstädtischen Wohnens kann
zu einer Stärkung der Innenstadt führen. Vor allem
regelmäßige Angebote werden gerne in Nähe zum
Wohnort aufgesucht. Davon können der Handel wie
auch Angebote für Dienstleistungen und Treffpunkte
profitieren.
Seite 40
Mit der Ergänzung der Wohnflächen in der Innenstadt
werden unter Umständen neue, das Wohnen ergänzende Angebote erforderlich. In einer genaueren Betrachtung sollte ermittelt werden, ob und welche Angebote
in der Innenstadt fehlen und ob diese am Viehmarkt
sinnvoll verortet werden können (z.B. barrierefrei zugängliche Arztpraxen, Tagespflege für Senioren, etc.).
Wohnen mehr Menschen in der Innenstadt, wird das
Angebot an innerstädtischen, öffentliche Freiräumen
wichtiger. Vor allem in der westlichen Innenstadt, die
schon heute wenig freie Flächen aufweist, sollten neue
qualitätsvolle und vielfältig nutzbare Flächen vorgesehen werden. Neben der Ziele zur Schaffung eines urban
geprägten Innenstadtplatzes sollte der neu gestaltete
Viehmarktplatz auch als Aufenthaltsbereich für Bewohner ausgestaltet werden.
Derzeit befinden sich in erster Reihe am südlichen
Viehmarktplatz wenig Wohnungen. Mit der Anordnung
von Dienstleistungen in den oberen Geschossen wird es
möglich, auf dem Platz regelmäßige Veranstaltungen
anzubieten. Um dem Wunsch der Bürger nach einem
vielfältig belebten Platz zu entsprechen sollte in erster
Reihe am Viehmarktplatz keine neue Wohnnutzung
angesiedelt werden.
Fürstenfeldbruck verfügt über ein hochwertiges Angebot an Freiraumnutzungen entlang der Amper. Weitere
Flächen werden durch die Verlegung der Stadtwerke
von der Lände an den Stadtrand frei. Durch die verbesserte Anbindung der Freiflächen an der Amper können
diese zur Grünraumversorgung der westlichen Innenstadt genutzt werden.
Kunst und Kultur
Kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen sind heute in Fürstenfeldbruck vor allem im Kloster Fürstenfeld
angesiedelt.
Das Veranstaltungsforum, das Stadtmuseum sowie die
Kulturwerkstatt Haus 10 bieten ein weitreichendes Kulturprogramm. Im Hof der Klosteranlage finden Sondermärkte (Ostermarkt, Mittelalterlicher Markt, Adventsmarkt, Bauernmarkt, Töpfer-, Kunsthandwerkermarkt)
sowie Freiluftveranstaltungen (z.B. Kinosommer) statt.
Die Angebote im Kloster werden über die Stadtgrenzen
hinaus von vielen Besuchern genutzt.
In der Innenstadt sind einzelne Angebote für Kunst
und Kultur vorhanden. Das Mehrgenerationenhaus am
Niederbronner Platz ist Sitz der Volkshochschule und
bietet im Foyer des neu sanierten Gebäudes Raum für
Ausstellungen. Auch die Räume der Sparkassen können
für Kunstausstellungen genutzt werden.
Auf der Lände finden kulturelle Veranstaltungen für
Jugendliche statt. Im Umfeld der Stadtbücherei in der
Aumühle werden mit der Verlagerung der Stadtwerke
mittelfristig Gebäude frei, die auch Potentiale bieten
für ergänzende kulturelle Angebote.
Seite 41
Das sagen die Bürger zum Thema Kunst und Kultur ...
Viele Teilnehmer wünschen sich, dass bei den Planungen zur baulichen Ergänzung der Innenstadt auch
Flächen für kulturelle Angebote vorgehalten werden. Es wird
angeregt, dass Künstler ihre Ausstellung in Kooperation mit Händlern Gastronomiebesitzern in deren Flächen organisieren könnten.
Durch gezielte Ausstellungen könnte das innerstädtischen Angebote
ergänzt werden. Die Künstler erhalten eine temporäre Plattform in
der Innenstadt. Allerdings müssten diese Aktionen mit hohem
Niveau geplant und durchgeführt werden, um ein echtes
kulturelles Angebot zu schaffen.
Viele Teilnehmer bedauern, dass Kunst und Kultur in
der Innenstadt nur wenig präsent sei. Vor allem am Abend
werde sichtbar, dass in der Innenstadt für eine belebte Stadtmitte zu wenige Angebote außerhalb der Geschäftszeiten vorhan-
Das Kloster Fürstenfeldbruck, das in den ver-
den seien. Standorte für das kulturelle Angebot und Kunst lägen
gangenen Jahren hochwertig renoviert wurde, stellt
eher abseits der Innenstadt und seien bei vielen Bürgern
für viele Teilnehmer einen besonderen Attraktionspunkt
wenig bekannt.
der Stadt dar. Das Kloster zieht viele Besucher an. Die hohen
Besucherzahlen des Klosters würden für die Frequenz der Innenstadt bislang nicht genutzt. Durch eine gute Verbindung
zum Kloster könnte die Innenstadt von den zahlreichen
Besuchern profitieren.
Seite 42
Analyse Verkehr
Seite 43
Alte Handelsrouten in der Stadt
Die heutige Verkehrssituation in der Fürstenfeldbrucker
Innenstadt lässt sich aus der historischen Entwicklung
der Stadt herleiten. Bruck entstand als Markt an den
wichtigen Handelsrouten München-Augsburg und
Dachau-Landsberg. Die Lage des Marktes wurde durch
die Brücke über die Amper definiert.
Der Siedlungskern der Stadt Fürstenfeldbruck siedelte
sich entlang der Handelswege an. Mit dem Städtewachstum blieben die wichtigen Wegerouten erhalten
und wurden zu stark befahrenen Straßen ausgebildet.
Der historische Siedlungskern bildet heute mit seinen
gut erhaltenen Gebäuden die Mitte der Innenstadt an
der stark befahrenen Straße. Die historische Karte von
Fürstenfeldbruck aus dem Jahr 1808 zeigt die Lage des
Marktes als Siedlungskern der Stadt Fürstenfeldbruck
an den zentralen Handelswegen. Diese Struktur ist bis
heute im Stadtaufbau erhalten.
Im Vergleich bildeten historische Städte, die zu Zeiten
der Stadtgründung eine Stadtmauer ausgebildet haben
(hier am Beispiel Ingolstadt) im Inneren der Mauern ein
dichtes Geflecht an engen Straßen aus. Handelsrouten
führten an der Stadtmauer vorbei, über einzelne Einlässe gelangte man in die Stadt. Auch dieses Prinzip der
Wegeführung ist in vielen Städten erhalten. Größere
Straßen führen um die Altstadt herum. Die Zentrumskerne sind wegen der dichten Baustruktur nur schwer
für Autos zu erschließen. Die enge Lage der Altstadt
bietet den Vorteil einer vom Durchgangsverkehr beruhigten Lage.
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Der motorisierte Individualverkehr
Die zentralen Bereiche der Stadt mit den meisten Handelsflächen liegen an den Routen der alten Handelswege. Ein Großteil des alten Gebäudebestandes befindet
sich entlang dieser Straßen. Diese Straßen sind heute
durch einen hohe Verkehrszahlen belastet.
Die Hauptstraße ist als Bundesstraße gewidmet, die
Schöngeisinger Straße als Staatsstraße. Damit stellen
beide Straßen Verkehrsverbindungen dar, die über die
Stadtgrenze hinaus von Bedeutung sind. Veränderungen im Straßenraum und der Verkehrsführung müssen
auf diese übergeordnete Rolle der Straßen abgestimmt
werden.
Neben der Belastung der Straßen durch Pkw-Verkehr
weist die Innenstadt ein hohes Aufkommen an Schwerlastverkehr auf. Dies führt zu weiteren Belastungen des
Straßenraums. Die Amperbrücke verhindert durch ihre
geringe Breite und Tragfähigkeit, dass mehr Schwerlastverkehr über die Bundesstraße durch die Stadt
geführt wird.
Trotz der überregionalen Bedeutung der Straße entsteht das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt zu
einem großen Anteil aus Fahrten, die nur innerhalb der
Stadtgrenze verlaufen. Der Anteil des Binnenverkehrs
auf der Hauptstraße liegt nach der Verkehrserhebung
von 2008 (Dorsch Consult) bei 44%.
Zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. In Varianten werden Änderungen
der Verkehrsführungen oder der Verkehrsberuhigung
durch Reduzierung der Geschwindigkeit in Straßenabschnitten mit den möglichen Auswirkungen auf den
Gesamtverkehr untersucht.
Karte Verkehrsnetz und historische Stadtentwicklung: Bundesstraße B2 (türkis), Staatsstraße St 2054 (helltürkis), Straßen
ohne Widmung (grün, hellblau), Gebäudebestand 1808 (rot), Gebäudebestand 1905 (orange)
Seite 45
Verkehr am Viehmarktplatz
Das Innenstadtquartier westlich der Hauptstraße hat
zwischen der Schöngeisinger Straße und der Pucher
Straße ein sehr geringes Verkehrsaufkommen. Außer
den Anfahrten zu der oberirdischen Parkplatzfläche auf
dem Viehmarktplatz gibt es hier kaum Fahrbewegungen.
Die neuen Wohngebiete westlich der Hauptstraße werden von der Schöngeisinger Straße, der Pucher Straße
und der Ludwigstraße erschlossen. Es wird demnach
auch langfristig Fahrbewegungen auf der Ludwigstraße geben, die über den Viehmarktplatz führen. Die
Anzahl der Fahrten bleibt jedoch auch bei ergänzender
Wohnnutzung gering.
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Das geringe Verkehrsaufkommen im direkten Umfeld
des Viehmarktplatzes kann als großes Potential gesehen werden, den Bereich um den Viehmarkt langfristig
als attraktiven Aufenthaltsbereich für Fußgänger und
Radfahrer zu entwickeln.
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Einzelne Zufahrtswege zum Viehmarktplatz sind schon
heute verkehrsberuhigt. Die Viehmarktstraße ist im
nördlichen Abschnitt als Einbahnstraße ausgebildet.
Der südliche Straßenabschnitt ist für den Pkw-Verkehr
vollständig gesperrt. Mit der neuen Wegeanbindung
durch das neue Wohnquartier wird der Viehmarktplatz
fußläufig direkt an die Hauptstraße angebunden.
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Karte Verkehrsnetz: stark vom Verkehr belastete Straßen (türkis) und weniger belastete Straßen (grün), Viehmarktplatz
(rote Linie)
Seite 46
Ruhender Verkehr
Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist stark von den
parkenden Autos geprägt. Entlang der meisten innerstädtischen Straßen sind Längsparker angeordnet. Am
Stadtplatz sind Kurzzeitstellplätze (Parkzeit bis max.
30 Minuten) vorgesehen. Ansonsten sind Parkzeiten
zwischen 60 und 120 Minuten für die meisten Stellplätze entlang der Straßen erlaubt.
Das Parkraumkonzept sieht vor, die Parkdauer in
den innerstädtischen Straßen zu reduzieren. Ziel der
Umstellung ist es, durch einen schnelleren Wechsel die
vorhandenen Parkplätze in der Innenstadt effektiver zu
nutzen. Dauerparken soll nur noch auf den Stellplätzen
am Volksfestplatz und an der Lände möglich sein.
Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt verfügt mit dem
Volksfestplatz über einen weiträumigen, innenstadtnahen Parkplatz, auf dem gebührenfreies Parken
in unbegrenzter Dauer erlaubt ist. Daneben stehen
einzelne kleinere Parkplätze an der Dachauer Straße,
der Kirchstraße und auf der Lände für innerstädtischen
öffentlichen Parken zur Verfügung. Wegen der ungenügenden Gliederung und Orientierung ist der Volksfestplatz als Parkplatz für Besucher von Auswärts nur
bedingt geeignet.
In der Fürstenfeldbrucker Innenstadt ist kaum großflächiger Handel vorhanden. In der gesamten Innenstadt gibt es nur eine großflächige, an Handelsflächen
angegliederte Tiefgarage auf dem Uhlgrundstück.
Diese Garage kann bedingt für innerstädtischen Parken
mitgenutzt werden, da Kunden der Handelsflächen auf
dem Uhlgrundstück mitunter den Einkauf mit Wegen
zu angrenzenden innerstädtischen Angeboten verknüpfen.
Karte Parkierungsflächen und Grünflächen: Parken entlang der Straße (blaue Linie), öffentliche (blau) und private Parkplätze (hellblau), Tiefgarage (lila), öffentlich nutzbare Grünflächen (grün)
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ÖPNV und Ergebnisse der Haushaltsbefragung
Die Stadt Fürstenfeldbruck ist über zwei S-Bahn-Haltestellen an den Münchner Verkehrsverbund angeschlossen. Ein S-Bahnhalt befindet sich unmittelbar an dem
Handelszentrum in der Buchenau. Die Innenstadt ist
fußläufig in ca. 15 Minuten vom S-Bahnhof Fürstenfeldbruck zu erreichen.
Die Innenstadt ist über ein Busnetz an die Region angebunden. Die Linien haben einen 20 Minuten Takt. Die
beiden Handelszentren Innenstadt und Buchenau sind
über die Buslinie 840 verbunden, die Fahrtzeit von der
Buchenau zum Hauptplatz beträgt 15 Minuten.
Für die Innenstadt bestehen Überlegungen, das bestehende Busnetz durch einen Citybus zu ergänzen. Diese
Buslinie soll auf die Belange von Kunden der Innenstadt
ausgerichtet werden. Der „City-Bus“ wäre an das MVVNetz angeschlossen und würde dort aus Kurzstrecke
ausgewiesen werden. Mit mehr Haltestellen als die
Linienbusse und einer Taktung vom 10 Minuten soll er
ein komfortables Einkaufen ohne Pkw ermöglichen.
Seite 48
Im Rahmen des CIMA Einzelhandelskonzeptes wurde
im Februar 2010 eine Haushaltsbefragung in Fürstenfeldbruck und den Umlandgemeinden durchgeführt.
Die Fragen liefern u.a. Informationen zum Verkehrsverhalten von Kunden in Fürstenfeldbruck. Bei der
Befragung wurde nicht unterschieden zwischen den
Handelsstandorten Innenstadt und Buchenau.
Kunden aus dem Umland kommen zu 90 % mit dem
Pkw nach Fürstenfeldbruck. Nur 8,4% der Kunden nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Mehr als die Hälfte
der Kunden, die in Fürstenfeldbruck wohnen, kommen
nicht mit dem Auto zum Einkaufen (zu Fuß zu 33%, mit
dem Fahrrad zu 16%, mit öffentlichen Verkehrsmitteln
zu 7,3%). 43% der Fürstenfeldbrucker fahren mit dem
Pkw zum Einkaufen in die Stadt.
Auf die Frage nach Verbesserungsvorschlägen für die
Fürstenfeldbrucker Innenstadt als Handelsstandort,
wünschten sich viele eine fußgängerfreundlichere
Innenstadt. Hierzu wurden die Errichtung einer Fußgängerzone, eine Verkehrsberuhigung oder sogar eine
gänzlich autofreie Innenstadt vorgeschlagen.
Ähnlich viele Anregungen wurden im Hinblick auf die
Verbesserung der Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum
geäußert. Im Besonderen wurden mehr Parkmöglichkeiten und kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt
gefordert. Daneben wünschen sich die Befragten eine
Erhöhung der Fahrradfreundlichkeit und eine bessere
Erreichbarkeit der Innenstadt mit Bus und Bahn.
Das sagen die Bürger zum Thema Verkehr ...
Viele Teilnehmer fordern, dass
Die Flächen westlich und östlich
Der Volksfestplatz könnte durch eine Auf-
sich die Aufenthaltsqualität für
der Hauptstraße sind wenig vom
wertung des Fußwegenetzes in die Innenstadt,
Fußgänger in der Innenstadt erhöhen
Pkw-Verkehr erschlossen. Dies wird von
eine gute Ausschilderung und unter Umständen den
müsste. Es wird kontrovers diskutiert, ob und
vielen als Qualität wahrgenommen, da
Bau einer Parkgarage besser als innerstädtischer Parkplatz
in welchem Maß hierfür Flächen in Anspruch
diese zentralen Bereiche sehr ruhig
genutzt werden. Es wird vorgeschlagen, weitere Stell-
genommen werden können, die bislang
gelegen sind.
plätze im Umkreis der Innenstadt für innerstädtisches Parken verstärkt anzubieten.
vom Auto belegt sind.
Die Innenstadt soll barrierefrei gestaltet werden. Dies
In der Innenstadt könnten fuß-
sei nicht nur für ältere Menschen
läufig die meisten Erledigungen
mit Rollator erforderlich, sondern
gemacht werden. Einige Bürger wün-
auch für Mütter mit Kinderwagen
schen sich bessere Bedingungen für
von Vorteil.
Fußgänger in der Innenstadt.
Generell wird ein besseres Miteinander von Autofahrern, Fußgängern
und Radfahrern gewünscht. Die Belange von
Fußgängern und Radfahrern sollen mehr berücksichtigt werden. Die Chancen einer Ergänzung des ÖPNV durch einen Citybus werden
kontrovers diskutiert.
Von vielen Teilnehmern wird
die Parkplatzversorgung in der
Innenstadt als vergleichsweise gut
bewertet. Die gute Stellplatzsituation sei
für viele Kunden ein Grund in Fürstenfeldbruck einzukaufen.
Wie viele Stellplätze in welcher
Lage in der Innenstadt erforderlich sind,
Viele Teilnehmer gehen davon
wird unterschiedlich bewertet: Einige Vertreter des
aus, dass es auch mittelfristig auf vielen
Handels sind der Meinung, dass Stellplätze in direktem Vor-
innerstädtischen Straßen in Fürstenfeldbruck
feld zu den Läden unbedingt notwendig seien, um den Kunden
ein erhöhtes Pkw-Aufkommen geben wird. Deshalb
an den Handelsstandort Fürstenfeldbruck zu binden. Andere Teil-
sollen für den Bereich um den Viehmarkt Lösungen
nehmer sind der Auffassung, dass bestimmte Wegelängen in
gefunden werden, die auch bei einem stärkeren
historischen Altstädten von Kunden akzeptiert würden,
Verkehrsaufkommen auf den angrenzenden
wenn die Qualität der öffentlichen Räume hoch
Straßen funktionierten.
sei.
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Zusammenfassung Verkehr
Wegen der hohen Verkehrszahlen sind die innerstädtische Straßen von Fürstenfeldbruck heute im hohen
Maße Verkehrstrassen. Die Straßen werden sowohl
vom Durchgangsverkehr als auch von Fürstenfeldbrucker Autofahrern stark frequentiert. Die Ergebnisse der
Haushaltsbefragung von 2010 lassen darauf schließen,
dass das Einkaufen mit dem Auto in Fürstenfeldbruck
auch weiterhin wichtig sein wird. Vor allem Kunden
aus dem Umland, die etwa ein Drittel der Kunden in
Fürstenfeldbruck ausmachen, werden den Pkw auch
mittelfristig für ihre Einkäufe nutzen.
Die Funktionen des „Marktplatzes“ und Treffpunkt
der Stadt mit guter Aufenthaltsqualität werden die
historischen Straßenzüge durch das hohe Verkehrsaufkommen nur schwer gerecht. Eine Erhöhung der
Aufenthaltsqualität für Fußgänger in diesen Bereichen
ist sinnvoll, um den Einkaufsstandort mittelfristig zu
stärken.
Der Wunsch nach mehr oder gleichbleibend vielen Kundenstellplätzen steht dem Anliegen nach autofreien
Aufenthaltsbereichen entgegen. Für die zur Verfügung
stehenden Flächen muss genau abgewogen werden,
ob sie fürs Pkw-Parken oder als Aufenthaltsfläche für
Fußgängern genutzt werden sollen.
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Ziel der Planungen in der Innenstadt sollte es sein, das
Miteinander von Pkw, Fußgänger und Radfahrer zu
verbessern. Ein wichtiger Teilschritt hierzu ist die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit. Durch reduzierte
Geschwindigkeiten wird das Nebeneinander von Pkws
und Radfahrern auf der Straße sicherer. Das Queren
der Straße wird für Fußgänger erleichtert.
Durch die Ergänzung des innerstädtischen Fußwegenetzes abseits der stark befahrenen Straßen entsteht
ein zweites Verbindungsnetz, das die zentralen Orte
der Innenstadt verknüpft. Fußgänger gelangen auf
verkehrsberuhigten Routen durch die Innenstadt. Ist
dieses Wegenetz gut gekennzeichnet und durchgängig
aufgebaut, so stellt es für die Besucher eine gute Alternative zu den Straßenbegleitenden Fußwegen dar.
Mittelfristig kann ein Teil des Pkw-Verkehrs durch
ein gut ausgebautes Angebot des ÖPNV verringert
werden. Öffentlicher Personennahverkehr wird dann
angenommen, wenn die Linienführung und Taktungen
der Busse der Linien gut auf das Mobilitätsverhalten
der Besucher und Bewohner der Stadt abgestimmt
sind.
Der Viehmarktplatz befindet sich in einer vom fahrenden Verkehr beruhigten Lage. Diese Qualität sollte
auf jeden Fall erhalten und gestärkt werden. Die
Ausgestaltung des Viehmarktplatzes kann unabhängig von den Maßnahmen zur Verkehrsoptimierung in
der restlichen Innenstadt erfolgen. Bei der Ansiedlung
von ergänzenden Angeboten auf dem Viehmarktplatz
sollten jedoch die Auswirkungen der Verkehrssituation
der gesamten Innenstadt berücksichtigt werden.
Die Parkierung ist eine wichtige Frage zur Gestaltung
des Viehmarktplatz. Ob auf öffentliche Stellplätze
verzichtet werden kann hängt unter anderem davon
ab, ob der Volksfestplatz in attraktiver Weise an die
Innenstadt angebunden werden kann. Oberirdisches
Parken in Teilbereichen des Viehmarktplatzes sollte bei
den weiteren Planungen als Option geprüft werden.
Eine Anfahrbarkeit der Nutzungen in Teilbereichen
kann zur Belebung des Bereiches beitragen.
Analyse Viehmarktplatz
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Bauliche Struktur am Viehmarktplatz
Der Viehmarktplatz befindet sich am Rand der Fürstenfeldbrucker Innenstadt. Er liegt in unmittelbarer Nähe
zur Pucher Straße im Norden und der Schöngeisinger
Straße im Süden. Beide Straßen weisen auf Höhe des
Viehmarktplatzes einen guten Besatz an Einzelhandel
auf, so dass sich der Platz innerhalb der zentralen Handelslage der Innenstadt befindet.
Im Nordwesten schließen unmittelbar an den Platz
Wohnbauflächen in Einfamilien- und Doppelhausstruktur an. Besonders prägnant sind dabei die Straßenzüge
mit den gut erhaltenen Villen der Gründerzeit.
Durch seine Lage zwischen dem dicht bebauten Innenstadtkernbereich und der locker bebauten Wohngebiete kann der Viehmarktplatz einen Übergang bilden
zwischen diesen unterschiedlichen Stadtbereichen.
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Die Bebauung am Viehmarktplatz ist sehr unterschiedlich in der Gebäudeausbildung, Höhe und der Gebäudestellung.
Im Norden wird der Platz begrenzt durch eine viergeschossige Wohnbebauung mit kleineren Laden- und
Gastronomieeinheiten im Erdgeschoss. Auffällig sind
die vorgehängten Balkone der Wohnungen in den oberen Geschossen.
Das Geschäftshaus an der Westkante prägt den Platz
durch die markanten vertikalen Erker. Das Gebäude ist
im Erdgeschoss als Arkade ausgebildet. Derzeit hat die
Ladenpassage keinen Gegenüber, wodurch die Handelslage erschwert wird.
Die Geschäftsgebäude auf dem südlichen Platz sind mit
vielen Giebeln ausgebildet. In moderner Architektursprache versuchen diese, die dichte Gebäudestellung
am Hauptplatz nachzubilden. Über markante Ecktürme
werden Blickpunkte in den Wegeachsen geschaffen.
Die alte Lederer-Villa steht in Verlängerung der Ludwigstraße. Sie stellt einen wichtigen Blickpunkt auf dem
Platz dar, da sie auf die alte Villenstruktur in den angrenzenden Straßenzügen des Platzumfeldes verweist.
Der Viehmarktplatz als innerstädtische Handelsfläche
Die erdgeschossigen Lagen am südlichen Viehmarktplatz sind vor allem von Handelsnutzungen belegt.
Besonders prägend ist der Spielwarenladen an der
westlichen Platzkante, mit ca. 900m² Grundfläche stellt
er eine der größeren Handelsflächen in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt dar. An der östlichen Platzkante
befinden sich kleinere Ladenflächen (Grundflächen um
220m²).
Die Gebäude am nördlichen Viehmarktplatz werden
im Erdgeschoss stärker durch Dienstleistungen belegt. Zwar befinden sich in den Wohngebäuden an der
nördlichen Platzkante eine kleine Ladeneinheit und
eine Gastronomie, die sich zum Platz öffnen. Durch
die vorgelagerten Gartenflächen und die Zufahrt der
Tiefgarage sind diese Angebote jedoch wenig auf dem
Platz präsent. Dem Geschäftsgebäude an der westlichen Platzkante fehlt ein bauliches Gegenüber, um eine
Handelsnutzung etablieren zu können.
In den Obergeschossen sind im südlichen Bereich des
Platzes vor allem Dienstleistungen angesiedelt.
Derzeit wird die Handelslage am Viehmarktplatz durch
die räumliche Anordnung der Läden erschwert. Ladenpassagen haben kein „Gegenüber“. Da der Platz als
Parkplatz genutzt wird, lädt er wenig zum Aufenthalt
auf.
Skizze Nutzungsangebote in den Erdgeschosslagen am Viehmarktplatz: Einzelhandel (orange), Dienstleistung (blau),
Gastronomie (gelb)
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Freiräume am Viehmarktplatz
Der Viehmarktplatz stellt einen zentral gelegenen
Freiraum der Fürstenfeldbrucker Innenstadt dar. Neben
den Bereichen an der Amper bildet er eine der wenigen
unbebauten Flächen in der westlichen Innenstadt.
Derzeit wird der Großteil der Fläche für Pkw-Stellplätze
genutzt. Auf der gesamten Fläche werden 193 Stellplätze vorgehalten. Die gesamte Fläche ist vom Auto
geprägt. Nur Randbereiche auf dem südlichen Platz
und neben der Zufahrt von der Pucher Straße sind
als Grünflächen angelegt. Hier sind einzelne kleinere
Sitzbereiche angeordnet. Die kleinkronigen Bestandsbäume am Rand der südlichen Parkplatzfläche sind nur
wenig raumbildend.
Seite 54
Der südliche Viehmarktplatz wird als innerstädtischer
Marktplatz genutzt. Hier findet der Wochenmarkt
sowie der Weihnachtsmarkt statt. Wegen der hohen
Dominanz des Pkw auf dem Platz ist der Viehmarktplatz als zentraler Marktplatz in der Innenstadt jedoch
wenig präsent.
Die nördliche Platzfläche liegt höher als der südliche
Bereich. Durch die erhöhte Lage der nördlichen Fläche
haben die hier abgestellten Pkw eine starke Wirkung.
Die nördliche Platzkante wird von Gärten begrenzt. Die
verschachtelten Nebengebäude in unterschiedlicher
Ausformung bilden keine urban geprägte Platzkante.
Die Wege laufen sternförmig auf den Platz zusammen.
Dies bildet eine gute Voraussetzung für die Ausbildung
eines fußläufig frequentierten Innenstadtbereiches.
Einige der vorhandenen Wegeverbindungen weisen
derzeit bereits eine besondere Markanz auf.
Der nördliche Abschnitt der Viehmarktstraße lässt
durch seine Blickachsen zum Kloster und den gewundenen Straßenverlauf die ehemalige Wegeführung
zum Kloster erahnen.
Der südliche Abschnitt der Viehmarktstraße ist als
innerstädtische Gasse ausgebildet. Durch die fehlende
Bebauung auf der östlichen Wegekante verliert die
Straße an Flair.
Proportion des Viehmarktplatzes
Mit einer Fläche von knapp 7.600 m² ist der Viehmarktplatz für einen innerstädtischen Platz einer mittelgroßen Stadt vergleichsweise groß. Er nimmt etwa die
Fläche des Marienplatzes in München ein.
Im Vergleich zum Marienplatz sind die den Platz umgebenden Gebäude am Viehmarktplatz mit zwei bis
vier Geschossen eher niedrig. Die Gebäudestruktur am
Platz ist heterogen. In Teilen ist die den Platz umgrenzende Bebauungskante nicht geschlossen.
Derzeit nehmen die parkenden Autos einen Großteil
der Fläche ein, sie „füllen“ den Platz räumlich. Fallen
diese weg, wird die mangelnde Raumfassung des Platzes in seiner derzeitigen Proportion deutlich.
Das Größenverhältnis von Platzfläche, Höhe und Ausbildung der Gebäudekante entspricht nicht einem urban geprägten Stadtraum. Würde der Viehmarktplatz
ohne eine bauliche Ergänzung gestaltet, so werden
räumliche Elemente im Freiraum erforderlich, um die
fehlende Fassung des Platzes zu ermöglichen.
Abhängigkeit von Platzgröße und Gebäudehöhe
Die Größe eines innerstädtischen Platzes wird stark
über das Verhältnis von freier Fläche zur Höhe der
umgebenden Platzkanten wahrgenommen. Je höher
und markanter die Gebäude am Platz sind, desto mehr
freie Fläche wird im Vorfeld erforderlich, um den Eindruck einer „freien Fläche“ zu erwecken.
Ein Platz, dessen Größe in etwa der Höhe der umgebenden Gebäude mal fünf entspricht, wird vom
Betrachter als von den Fassaden räumlich gefasst
wahrgenommen. Die am Platz angrenzenden Fassaden werden von jeder Stelle auf dem Platz als Raumkanten erkannt.
Übersteigt die Größe des Platzes dieses Größenverhältnis deutlich, so erlebt der Betrachter den Platz
nicht mehr als von allen Seiten gefasst. Die Fläche wird
dann unter Umständen nicht mehr als von baulichen
Kanten gefasster Platz, sondern als „großräumiger
Freiraum“ wahrgenommen. Über Freiraumelemente kann die fehlende räumliche Fassung geschaffen
werden.
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Das sagen die Bürger zur Entwicklung des Viehmarktplatzes ...
Der Platz soll mit
Die überwiegende Zahl
Der neue Viehmarktplatz soll
„Grüninseln“ und Großbäu-
der Teilnehmer kann sich eine
ein Treffpunkt für alle Generatio-
men gestaltet werden. Eine flächi-
Bebauung auf dem Viehmarktplatz durchaus
nen werden. Die Fläche soll barrierefrei
ge „Grünfläche“ mit Rasen wird
vorstellen. Einigkeit besteht darüber, dass nur der
ausgestaltet werden und Platz für alle Bevöl-
nicht gewünscht.
nördliche Teil des Viehmarktplatzes für eine Bebau-
kerungsgruppen bieten. Der neue Platz soll eine
ung genutzt werden sollte. Der südliche Bereich
hohe Aufenthaltsqualität mit innerstädtischem
soll auf jeden Fall als freier Platz zur Verfü-
Flair erhalten und durch seine markante und
Kontrovers wird diskutiert, wel-
einprägsame Gestaltung den Standort
ches Maß an Bebauung sinnvoll ist: Einige
Fürstenfeldbruck prägen.
Teilnehmer halten am Konzept der bestehenden
Planung fest. Einige Teilnehmer können sich ein Geschäftsgebäude in kleinerem Umfang vorstellen. Viele Teilnehmer
sprechen sich für eine Markthalle aus. Einige Teilnehmer wollen
eine möglichst reduzierte Bebauung im Norden, die nur die
Rückseite der Bebauung an der Pucher Straße ab-
Ob auf dem Platz
auch öffentliche Stellplätze
schirmt. Einige Teilnehmer wollen keine Bebauung auf dem Viehmarktplatz.
gung stehen.
Der Platz soll als belebte Mitte
der Stadt ausgestaltet werden. Hier
sollen Stadtfeste und Märkte stattfinden. Daneben sollen auch kulturelle Veranstaltungen auf
dem Platz ermöglicht werden (unter Umständen durch den Bau einer Bühne auf dem
Platz).
angesiedelt werden, wird unterschiedlich gewertet. Die Fläche soll jedoch
auf jeden Fall verkehrsberuhigt ausgebildet
sein. Ob auf eine Tiefgarage mit öffentlichen
Stellplätzen verzichtet werden kann, hängt auch
mit dem Stellplatzkonzept für die gesamte Stadt
im Zusammenhang. Vor allem die stärkere
Nutzung des Volksfestplatzes als innenstadtnaher Parkplatz wird hier
angeführt.
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Es sollen auf dem Platz
Spielmöglichkeiten angeboten
werden, allerdings ist damit kein konventioneller Spielplatz gemeint. Vielmehr sollen bespielbare Freiraumelemente vorgesehen werden (Brunnen,
Skulptur, Wasserlauf, etc.).Spezielle Angebote wie
Jugendsport (Skaten) oder Seniorenbewegungselemente sollen auf dem Platz nicht
angesiedelt werden.
Zusammenfassung Entwicklung Viehmarktplatz
Zentrales Ziel der Planung ist die Schaffung eines
belebten, vielfältig genutzten Platzes, der von vielen
Bewohnern und Besuchern der Stadt gerne aufgesucht
wird.
Die Lage des Viehmarktplatzes abseits der Hauptverkehrsrouten in zentraler innerstädtischer Lage bieten
eine gute Chance zur Ausbildung eines urbanen Stadtplatzes mit hoher Aufenthaltsqualität. Mit der geplanten Ergänzung des Wegenetzes wird er fußläufig gut an
die angrenzenden Quartiere angebunden.
Um eine vielfältige Nutzung auf dem neu zu gestaltenden Platz zu ermöglichen, sollten die verschiedenen
Bereiche des Viehmarktplatzes sorgfältig ausgebildet
werden. So entstehen Freiräume mit unterschiedlichen Qualitäten, die für unterschiedliche Nutzungen
und in verschiedenen Jahreszeiten aufgesucht werden
können.
Neben der Angebote für Gastronomie und Handel sind
auch solche Freiraumnutzungen notwendig, die den
Platz zum allgemeinen Treffpunkt machen. Ergänzende Angebote aus dem Bereich Kunst / Kultur können
das Spektrum in guter Weise ergänzen und die Prägnanz des Platzes stärken.
Die Stärkung der Marktnutzung ist wichtiges Ziel für
den Viehmarktplatz, da sie eine Möglichkeit bietet, den
Standort Innenstadt in seiner Besonderheit zu prägen.
Ein Markt ist auf dem Viehmarktplatz in unterschiedlichen Formen denkbar: als erweiterter Wochenmarkt,
in festen Marktständen und Pavillons oder in einem
Markthallengebäude. Die geeignete Ausprägung des
Marktes muss in einer vertiefenden Untersuchung
erarbeitet werden.
Eine bauliche Ergänzung auf dem Platz sollte zur Aufwertung des Viehmarktplatzes führen. Lage und Höhe
des neuen Gebäudes sollten darauf abgestimmt werden, dass der innerstädtische Platz eine gute räumliche
Proportion hat und entsprechend den verschiedenen
Anforderungen nutzbar ist.
Für das zu ergänzende Gebäude wurde keine zwingend
für die Innenstadt erforderliche Nutzung gefunden. Die
neuen Angebote sollen den Platz beleben und den vorhandenen Handel stärken. Die endgültige Ausformung
eines neuen Gebäudes kann erst definiert werden,
wenn das Nutzungsspektrum erarbeitet wurde.
Die Unterschiedlichkeit der Stadträume und Baustrukturen ist am Viehmarktplatz bis heute ablesbar. Diese
Heterogenität kann als Besonderheit gewertet werden.
Sie bietet die Chance für einen vielschichtig belebten
Stadtraum und sollte auch mit der neuen Planung
erhalten bleiben. So sollte die Villa als Blickpunkt und
Endpunkt der Ludwigstraße räumlich erlebbar bleiben.
Die ergänzenden Wohnbebauungen zwischen Platz
und Hauptstraße werden den Charakter der westlichen
Innenstadt stark prägen und müssen in die Überlegungen zur Neugestaltung des Viehmarktes einbezogen
werden.
Ein Beispiel für einen innerstädtischen Platz könnte
der Wiener Platz in München darstellen. Auch dieser
Platz liegt am Rand der innerstädtischen Flächen. Die
angrenzende Bebauung ist heterogen und nur in Teilen
geschlossen. Dennoch weist der Platz durch seine Ausbildung und Nutzung innerstädtischen Flair auf. Auf der
Fläche befinden sich feste Marktstände, Freischankflächen, ein Brunnen und verschiedene Sitzbereiche
unter großkronigen Bäume prägen den Raum. Die
differenzierte und zum Teil kleinteilige Nutzungsmischung bedingt einen lebendigen und unterschiedlich
genutzten Stadtplatz.
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Untersuchung zur Auswirkung neuer Raumkanten auf den Platz
Um aufzuzeigen, welche räumlichen Auswirkungen
eine bauliche Entwicklung auf den Viehmarktplatz
haben kann, werden vier grundsätzliche Möglichkeiten
einer Bebauung untersucht.
Alle untersuchten Szenarien gehen davon aus, dass
eine bauliche Entwicklung nur auf dem nördlichen Teil
des Viehmarktplatzes in Frage kommt. Dies war Konsens in allen bisherigen Gesprächen in der Stadt.
Jede der vier Szenarien wird hinsichtlich des Größenverhältnisses von den bestehenden und einem ergänzenden Gebäude zum dadurch entstehenden Platz und
seinen Raumkanten untersucht.
Die skizzenhafte Darstellung eines möglichen planerischen Umgangs vermittelt einen ersten Eindruck, wie
der Platz im Kontext des jeweiligen Szenarios ausgebildet werden könnte.
Zum Vergleich wird im ersten Szenario die im Bürgerbegehren abgelehnte Planung eines Wohn- und
Geschäftshauses dargestellt.
Die Untersuchung bezieht sich auf Lage und Situierung
einer möglichen Bebauung auf dem Platz. Anmerkungen zu Gebäudegrößen und -nutzungen werden nur
dann gegeben, wenn die untersuchte Gebäudegröße
Auswirkungen auf das mögliche Nutzungsspektrum
am Viehmarktplatz gibt.
Seite 59
Szenario 1
Die vorhandene Planung eines Wohn- und Geschäftshauses (Stand 2011) sieht ein ergänzendes Gebäude
vor, das nördlich an der Kante zur Ludwigstraße
anschließt.
Das neue Gebäude orientiert sich mit seinen Schaufensterflächen nach Süden und Westen. An der westlichen Kante entsteht zu dem bestehenden Geschäftshaus eine Passage.
Das Gebäude hat eine Grundfläche von ca. 2000 m2. Im
Gebäude sind zwei großflächige Einzelhandelsnutzungen auf zwei Geschossen und ein Café im Erdgeschoss
geplant. In den Obergeschossen ist eine Wohnnutzung
vorgesehen.
Der Bereich zwischen der Südfassade des neuen Gebäudes und der Ludwigstraße bietet besondere Potentiale zum Aufenthalt. Die Fläche ist das ganze Jahr über
besonnt, zudem hat man von hier einen weiten Blick
auf den gesamten Platz. Da das neue Gebäude sehr
nah an die Ludwigstraße gestellt wird, entsteht hier
nur ein sehr schmaler Streifen für Freischankflächen
und Aufenthaltsbereiche.
Die Größe des Gebäudes und die intensive Nutzung
machen eine große Tiefgarage nötig, die sich über die
gesamte Fläche des Platzes erstreckt. Neben den für
die neuen Nutzungen erforderlichen Stellplätze werden
25 öffentliche Stellplätze bereitgestellt.
Das neue Gebäude fasst den südlichen Bereich des
Viehmarktplatzes durch eine bauliche Kante. Das
Gebäude steht direkt an der Ludwigstraße. Es entsteht
ein durch die Gebäude gefasster Platz, der stark von
den Fassaden geprägt ist. Die Villa, die derzeit einen
besonderen Blickpunkt des Viehmarktplatzes darstellt,
ist nicht mehr sichtbar und rückt in den Hintergrund.
Die großflächige Tiefgarage nimmt weite Teile des
südlichen Viehmarktplatzes ein. Wegen der flächigen
Ausbildung der Tiefgarage wurden die Bäume vor allem
an den Rändern des neuen Platzes positioniert. Eine
kleine Grünfläche befindet sich in der südwestlichen
Ecke des Platzes.
„Durch die Größe des Gebäudes bleibt nur wenig Fläche für einen öffentlichen Platz.“
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Szenario 2
Wird der Viehmarktplatz gänzlich ohne ergänzendes
Gebäude gestaltet, so bleibt mit 130m Länge und einer
Breite von 53 bzw. 89m eine sehr große freie Fläche.
Durch die den Platz umgrenzende Bebauung wird ein
Platz in dieser Größe nicht ausreichend gefasst. Die
Gebäudereihe entlang der Pucher Straße bildet die
nördliche Raumkante. Mit ihren vorgelagerten Gärten
schafft diese in der derzeitigen Ausprägung nur bedingt
eine innerstädtische Platzkante.
Durch die fehlende Bebauung ist die Ausbildung eines
großzügigen Freiraumes möglich. Die gesamte Fläche
steht für eine neue Freiraumnutzung zur Verfügung.
Räumlich zerfällt der Platz in eine nördliche und eine
südliche Teilfläche. Dies wird unterstützt durch das
unterschiedliche Höhenniveau der beiden Teilflächen.
Um die räumlichen Proportionen eines Stadtplatzes zu
schaffen wird es sinnvoll, die Fläche in zwei Teilbereiche zu gliedern. Der nördliche Viehmarktplatz kann als
„grüner Platz“ ausgebildet werden, mit Bäumen und
einer Rasenfläche. Der südliche Viehmarktplatz wird
zum „steinernen Platz“, er bietet Raum für Märkte und
Freischankflächen.
Durch die offene Gestaltung des Viehmarktplatzes können viele unterschiedliche Freiraumnutzungen auf dem
Platz angesiedelt werden. Der Platz übernimmt neben
der Funktion eines urbanen Stadtplatzes auch die Rolle
einer kleinen Parkfläche. Es stellt sich dabei jedoch die
Frage, ob die Nutzungen des „grünen Platzes“ nicht
auch in dem nahe gelegenen Stadtpark angesiedelt
werden könnten.
„Durch die fehlende nördliche Raumkante wirkt der Platz als sehr große freie Fläche.“
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Szenario 3
Als sehr reduzierte ergänzende Bebauung könnte ein
Gebäuderiegel als neue nördliche Platzkante errichtet
werden.
Das dargestellte neue Gebäude mit einer Tiefe von 14m
hat eine Grundfläche von ca. 770m². Im Erdgeschoss
des Neubaus sind kleinere Ladenflächen möglich. Allerdings liegt das neue Gebäude in relativ weitem Abstand
zu den belebten Bereichen im Süden des Platzes. Die
Lage und die geringe Gebäudetiefe legen statt einer
Handelsnutzung eher eine Wohn-/Büronutzung nahe.
Der Neubau schafft eine weitläufige freie Fläche. Der
neue Platz hat eine Länge von über 90m. Durch die
zurückgesetzte Lage des neuen Gebäudes ist die Ausbildung eines großzügigen Freiraumes möglich.
Es bleibt fraglich, ob die umgrenzenden Gebäude bei
dieser Platzgröße eine angenehme räumliche Fassung
schaffen können. Unter Umständen wirkt das neue
Gebäude im Norden vom südlichen Platz aus gesehen
nicht mehr raumbildend. In diesem Fall würde der Platz
visuell in zwei Teilflächen zerfallen.
Es wäre denkbar, den Bereich zwischen Neubau und
Zufahrt in Verlängerung der Ludwigstraße als Teilfläche
zu gestalten. Dies ist auch deshalb gut vorstellbar, da
der nördliche Gebäuderiegel im Gelände höher sitzt als
der südliche Platz.
Über die Gliederung der Gesamtfläche in mehrere
Teilflächen wäre auch eine Verstärkung der nördlichen
Raumkante möglich. Die räumliche Fassung des Platzes erfolgt über raumbildende Freiraumelemente.
„Durch das sehr schmale Gebäude entsteht ein großzügiges Gebäudevorfeld.“
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Szenario 4
In Szenario 4 wird eine bauliche Ergänzung eines Gebäudes untersucht, das durch seine Gebäudetiefe eine
Geschäftsnutzung ermöglicht, in seinem Ausmaßen
jedoch kleiner dimensioniert ist als im Szenario 1.
Das Gebäude bietet mit einer Gebäudetiefe von 28m
und einer Grundfläche von 1.400m² ausreichend Platz
für eine größere Einzelhandelsnutzung in Kombination
mit Gastronomie im Erdgeschoss. Als Alternative wäre
die Anordnung einer Markthalle denkbar.
Wie in Szenario 1 wird die nördliche Platzkante durch
die Lage des ergänzenden Gebäude gefasst. Allerdings
wird die ergänzende Bebauung von der Ludwigstraße
weiter zurückgesetzt. So entsteht ein großzügiger Freibereich entlang der südlichen Fassadenkante. Er bietet
genügend Platz für Freischankflächen und sonnige
Aufenthaltsbereiche. Die Villa bleibt von der Ludwigstraße aus sichtbar.
Die räumliche Verschränkung des Hauptplatzes mit den
Seitenräumen bietet die Möglichkeit, unterschiedliche
Teilflächen auszubilden.
Westlich des neuen Gebäudes entsteht eine Passage
zum bestehenden Geschäftsgebäude. Das Vorfeld der
Villa könnte als „grüne“ Fläche ausgestaltet werden.
Durch die zurückgesetzte Lage des neuen Gebäudes
bleibt auf dem neuen Platz ausreichend Raum für eine
„grüne Insel“, evtl. mit Großbäumen und festen Marktständen.
„Das Gebäude bietet Flächen für eine gewerbliche Nutzung und lässt Raum für einen öffentlichen Platz.“
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