Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck Ergänzung zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept Entwicklung der westlichen Innenstadt und Gestaltung des Viehmarktplatzes Stand Dezember 2013, Überarbeitung Juli 2015, Korrekturen Arbeitsgruppe des Stadtrats vom 15.09.2015 Auftraggeber: Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck Hauptstraße. 31 82256 Fürstenfeldbruck www.fuerstenfeldbruck.de Gefördert durch die Regierung von Oberbayern Maximilianstraße. 39 80538 München Stadtplanung und Projektmanagement: Planungsbüro Skorka Manuela Skorka Bichlmairstraße 8 82061 Neuried Tel. 089 - 74 57 67 23 www.planungsbuero-skorka.de Martina Schneider stadt-raum-planung Metzstraße 15 81667 München Tel. 089 - 45 24 65 80 www.stadt-raum-planung.de Planungsstand: Dezember 2013 Überarbeitung: Juli 2015 Inhalt Einleitung 5 Ziele 7 Stadtstrukturen 7 Handelsstandort 8 Innerstädtisches Wohnen10 Kunst und Kultur12 Verkehr13 Viehmarktplatz15 Analyse17 Stadtstrukturen17 Nutzungen 29 Verkehr 43 Viehmarktplatz51 Untersuchung Viehmarktplatz59 Seite 4 Ein Entwicklungskonzept für Fürstenfeldbruck Für die städtischen Grundstücke am Viehmarktplatz in der westlichen Innenstadt wurde 2011 eine Planung zur baulichen Entwicklung erarbeitet. Ziel war der Bau eines Wohn- und Geschäftshauses, das neben einem großflächigen Elektromarkt weitere Handelsflächen und eine Gastronomie als ergänzende Angebote am neu zu gestaltenden Platz ermöglichen sollte. In den Obergeschossen wurden Wohnungen vorgesehen. Mit dem Bürgerentscheid vom März 2012 wurde die Planung gestoppt. Der Stadtrat entschied, die Ziele zur Entwicklung des Viehmarktplatzes in einem offenen Planungs- und Beteiligungsprozess neu zu erarbeiten. Gemeinsam mit dem Stadtrat, der Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern sollen planerische Ansätze, Strategien und Herangehensweisen für die westliche Innenstadt entwickelt werden. Die Arbeit stellt eine Ergänzung zu dem vorliegenden Integrierten Stadtentwicklungskonzept dar. Ziele zur gesamten Innenstadt bzw. zur Gesamtstadt werden genannt, soweit sie die Entwicklung der westlichen Innenstadt entscheidend prägen. Die Arbeit gliedert sich in Analyse, Ziele und Handlungsfelder. Im Analyseteil werden die fachlichen Aspekte und Grundlagen der Ausgangssituation in der Innenstadt dargestellt. Auch die zentralen Ergebnisse des Beteiligungsprozesses werden hier aufgeführt. Die Ziele geben die gemeinsam erarbeitete Richtung für künftige Entscheidungen vor. Vorschläge zu Handlungsfeldern zeigen mögliche Schritte für eine Umsetzung auf. Seite 5 Gemeinsam mit den Bürgern planen Die Basis des Planungs- und Beteiligungsprozesses zur westlichen Innenstadt und zum Viehmarktplatz sind offene Bürgertermine, an denen alle interessierten Bürger teilnehmen können. In den Terminen werden die Grundlagen der gemeinsamen Arbeit zusammengestellt und die Zielrichtung zur Entwicklung der innerstädtischen Flächen besprochen. Ergänzend zu den Bürgerterminen werden in Arbeitsterminen mit Mitgliedern von aktiven Gruppen und Bevölkerungsvertretern zentrale Themen der Innenstadt erarbeitet. In Fürstenfeldbruck wurden die Themenfelder „Einzelhandel und Gastronomie“, „Leben in Fürstenfeldbruck“ und „Verkehr“ in den Arbeitsterminen behandelt. Der Stadtrat wird in gesonderten Arbeitsterminen aktiv in den Prozess eingebunden. Es ist Aufgabe des Stadtrates als demokratisch gewählte Instanz, die Ziele zur Stadtentwicklung abzuwägen und zu entscheiden. Die gemeinsam erarbeiteten Ziele dienen als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Projekte und Vorhaben in der westlichen Innenstadt. Die gemeinsame Arbeit wird zu einem kraftvollen Instrument der Stadtentwicklung, wenn sie von den Stadträten und der Verwaltung sowohl als Grundlage bei Einzelvorhaben als auch für grundsätzliche Weichenstellungen genutzt wird. Seite 6 Ziele Stadtstrukturen Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck wird geprägt von den historischen Gebäuden am „alten Markt“. Neben dieser sehr markanten und durchgängig erhaltenen Gebäudestruktur sind die Stadterweiterungen in den verschiedenen Epochen noch heute gut ablesbar. Das Nebeneinander der unterschiedlichen Baustile und Stadträume stellt ein besonderes Kennzeichen der Stadt dar. Die Bereiche westlich und östlich der Hauptstraße waren lange Zeit baulich nur wenig entwickelt. Mit der Bebauung auf den Flächen zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz wird die westliche Innenstadt als ein urban geprägter Bereich gestaltet. Bei baulichen Ergänzungen sollen die verschiedenen historischen Baustile der Stadt behutsam ergänzt werden. Das Nebeneinander der Baustile aus den verschiedenen Epochen der Stadtentwicklung soll langfristig ablesbar bleiben. Die für die Innenstadt typischen Merkmale und Strukturen sollen ergänzt bzw. gestärkt werden um langfristig die Markanz der Fürstenfeldbrucker Innenstadt zu erhalten. Die westliche Innenstadt soll als urban geprägter Stadtraum mit seinen typischen kleinstädtischen Merkmalen weiterentwickelt werden. Die vorhandenen Freiräume sollen entsprechend ihrer Qualitäten weiterentwickelt werden. Durch die verbesserte räumliche Anbindung sollen vorhandene und neue innerstädtischen Freiräume und vor allem die Flächen an der Amper besser an den Stadtraum angebunden werden. „Die Qualitäten der Innenstadt erkennen und behutsam weiterentwickeln“ ... mögliche erste Schritte • Formulieren von Vorgaben zur Entwicklung der baulichen Struktur für die verschiedenen Innenstadtbereiche mit dem Ziel, die typischen Merkmale in der Innenstadt langfristig zu erhalten. • Einarbeiten der Ziele zum Erhalt der baulichen Struktur der verschiedenen Innenstadtbereiche in laufende und neue Planungen zur Ergänzung / Verdichtung der Innenstadt. In der westlichen Innenstadt ist eine Ergänzung der Freiraumversorgung durch neue nutzbare Freiflächen anzustreben. Seite 7 Ziele Handelsstandort Die Sicherung des Einzelhandels ist ein zentrales Ziel zur Belebung und Stärkung der Innenstadt. Stärkung des Wochenmarktes in der Innenstadt als Kundenmagnet, Ergänzung durch begleitende Veranstaltungen z.B. im Rahmen des Citymanagements. Stärkung von innerstädtsichen Angeboten die zur Attraktivität des Handelsstandortes beitragen (z.B. bessere Anbindung vorhandenen Außengastronomie an das Wegenetz). Erhalt bzw. Verbesserung der Qualität des Einkaufsstandortes Innenstadt durch Stärkung des Serviceangebotes, Abstimmen von Sortimenten und Öffnungszeiten, gezielte Maßnahmen zur Außenwirkung und Information von Besuchern z.B. im Rahmen eines Citymanagements. „Die Innenstadt - ein attraktiver Ort zum Einkaufen und zum Verweilen.“ Handel ist seit jeher eine die Innenstadt prägende und belebende Nutzung. Die Besonderheit des zentralen Handelsbereiches in der Innenstadt liegt in der gut erhaltenen historischen Bebauung und der direkten Lage an der Amper, die zu einer Abfolge von unterschiedlichen Stadträumen führt. Diese Qualität zu stärken kann ein wichtiger Baustein werden zur Sicherung und Stärkung des innerstädtischen Handels. Als Mittelzentrum ist Fürstenfeldbruck auch auf die Versorgung der umliegenden Gemeinden ausgerichtet. Der Handelsstandort sollte sich daher auch auf die Belange der Kunden von Auswärts einstellen. Seite 8 Stärkung des Einzelhandelsstandortes durch Aufwertung der Stadträume in der Innenstadt mit dem Ziel, eine hochwertige Stadtmitte mit guter Aufenthaltsqualität für Kunden und Besucher zu schaffen. Verbesserung der Qualität vor allem für Fußgänger und Radfahrer, sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern und älteren Menschen, z.B. durch die barrierefrei Ausgestaltung der Wegeflächen. In fußläufiger Nähe zu den Handelsflächen sollen Stellplätze angeboten werden (auch unterirdische). Die Kundenfreundlichkeit soll durch hochwertige Wegeanbindungen und verbesserte Orientierung erhöht werden. Ziele Handelsstandort ... mögliche erste Schritte Verbesserte Verknüpfung der westlichen Innenstadt mit dem Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau z.B. Schaffung kurzer Anbindungen des ÖPNV, Abstimmung der Angebote, Planen gemeinsamer Veranstaltungen. Schaffung eines Radweges als direkte Wegeanbindung zwischen der Innenstadt mit dem Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau. Berücksichtigung der Ziele zur Stärkung des Handelsstandortes westliche Innenstadt bei der baulichen Entwicklung des Fliegerhorstes. Schaffung von attraktiven Anbindungen zwischen der Innenstadt und dem neuen Stadtteil am Fliegerhorst. Berücksichtigung der Ziele zur Stärkung der Handelsstandorte westliche Innenstadt Handelsstandort am S-Bahnhof Buchenau bei weiteren Stadtentwicklungen (z.B. keine Handleslagen an Randlagen der Stadt die eine Konkrrenz zu den bestehenden Handelsbereichen schaffen). • Förderung des Aufbaus eines professionellen Citymanagements in Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, dem Gewerbe- und Einzelhandelsverband und den aktiven Gruppen vor Ort, mit dem Ziel, den Handelsstandort Innenstadt langfristig zu stärken und aufzuwerten. • Berücksichtigen der Belange der Einzelhändler bei den neuen Planungen zum Viehmarktplatz. Einbeziehung der Vertreter des Handels bei der Formulierung von Vorgaben zu den Planungskonzepten. • Umsetzung des Parkleitsystems mit besonderem Augenmerk auf die Kundenfreundlichkeit in Bezug auf leichte Orientierung (z.B. durch Beschilderung der Stellplatzangebote an Einfahrtsstraßen), gute Anfahrbarkeit der Stellplätze, direkte und attraktive Wegeanbindung zu den Handelslagen, leicht verständliche Informationen in Stadtkarten und im Internet. • Förderung einer verstärkten Darstellung des Handelsstandortes Innenstadt als attraktiver Einkaufsort mit besonderen Angeboten zu Service, Aufenthaltsqualität und Informationen zum Warenspektrum der verschiedenen innerstädtischen Läden. • Förderung der Kooperation des Handelsstandor- tes Innenstadt mit dem Standort an der Buchenau (z.B. durch gemeinsame Werbeauftritte, Darstellung der Besonderheiten der verschiedenen Standorte, gemeinsame Veranstaltungen etc.). • Prüfen der Möglichkeiten zur besseren Vernetzung des Handelsstandortes Innenstadt mit den zentralen Orten der Stadt (Buchenau, S-Bahn-Haltestelle, Fliegerhorst), z.B. durch schnelle und unkomplizierte Verbindungen im ÖPNV und verbesserte Radwegeverbindungen. • Aufbau eines die Angebote der Innenstadt ergän- zenden Warenangebotes auf dem Markt durch die gezielte Ansiedlung neuer Fieranten. Organisation des Marktes und Ergänzung der Angebote durch Veranstaltungen z.B. im Rahmen eines Citymanagements. • Erarbeiten von Konzepten zur Stärkung des Marktwesens in der Innenstadt. Prüfen von baulichen Möglichkeiten zur Etablierung eines starken Marktes. Seite 9 Ziele innerstädtisches Wohnen Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt zeigt das für Kleinstädte typische, enge Nebeneinander der verschiedenen Nutzungen wie Handel, Dienstleistung, Gemeinbedarf und Wohnen. Dieses dichte Nutzungsgeflecht bietet gute Grundvoraussetzungen zur Ausbildung eines lebendigen und ohne Auto nutzbaren Stadtraums. In der Innenstadt sind in den nächsten Jahren auf verschiedenen Flächen bauliche Ergänzungen durch Wohnbauten geplant. Das Wohnen wird damit mittelfristig einen höheren Stellenwert in der Innenstadt haben. Dies bietet Chancen zur Stärkung und Belebung der innerstädtischen Bereiche. „In der Altstadt lässt es sich gut wohnen.“ Schaffung eines breiten Wohnraumangebotes für alle Bevölkerungsgruppen, (unterschiedliche Wohnungsgrößen, barrierearmer Wohnraum). Förderung von innovativen Wohnprojekten in der Innenstadt durch gezielte Kooperationen mit der Immobilienwirtschaft, Baugenossenschaften und Akteuren aus der sozialen Arbeit. Erhalt der Mischung von Wohnen, Handel, Gastronomie und Gemeinbedarf als typische Merkmale der lebendigen Innenstadt von Fürstenfeldbruck. Stärkung des Wohnstandortes Innenstadt durch die Ansiedlung von Angeboten, die das Wohnen ergänzen. Dabei sollen vor allem die Nutzungen, die eine hohe Besucherfrequenz aufweisen vorzugsweise im Umfeld des Viehmarktplatzes angesiedelt werden, um den Platz als belebten Treffpunkt der Stadt zu stärken. Unterstützung von Konzepten und Angeboten zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, z.B. durch die Anordnung von kleineren oder geförderten Wohnungen. Erhalt und Ergänzung von wohnungsnahen, von allen Generationen nutzbaren Freiräumen in der Innenstadt. Seite 10 Ziele innerstädtisches Wohnen ... mögliche erste Schritte • Förderung der Ansiedlung von Wohnen für un- terschiedliche Bevölkerungsgruppen z.B. durch unterschiedliche Gebäudeformen und -dichten, eine gute Zugänglichkeit von nahe gelegenen Grünflächen, unterschiedliche Wohnungsgrößen und ausreichend barrierearmen Wohnraum etc. • Untersuchung zu fehlenden Nutzungen in der Innenstadt, die das Wohnen ergänzen, u.U. Ansiedlung dieser Nutzungen im Umfeld des Viehmarktplatzes mit dem Ziel, in erster Reihe am Viehmarktplatz ein differenziertes Angebot an Nutzungen mit hoher Besucherfrequenz zu etablieren. • Erarbeiten von Strategien zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum (z.B. durch genossenschaftliches Wohnen, geförderten Wohnraum etc.). Umsetzen von Wohnmodellen im Rahmen der geplanten Wohnraumergänzungen in der Innenstadt. • Berücksichtigen der Ziele zum innerstädtischen Wohnen bei der Formulierung von Planungsvorgaben zur Gestaltung des Viehmarktplatzes. Seite 11 Ziele Kunst und Kultur ... mögliche erste Schritte „Die Altstadt wird zur Bühne für Kunst und Kultur.“ Erhalt bzw. Ergänzung des kulturellen Angebots für alle Generationen in der Stadt. Ergänzung des kulturellen Angebots in der Innenstadt durch die Ansiedlung von Flächen für Kultur in neuen Planungen (z.B. durch neue Bausteine in den frei werdenden Gebäuden an der Lände oder in den Gebäuden der Stadtwerke im Umfeld der Bücherei). Die Stadt Fürstenfeldbruck war seit dem 19. Jahrhundert ein Ort von vielfältigem, kulturellem und künstlerischem Schaffen. Heute sind kulturelle Veranstaltungen vor allem im Kloster angesiedelt. Kunst und Kultur sind in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt nur wenig präsent. In Ergänzung zu Handel und Wohnen kann Kunst und Kultur zu einer die Innenstadt belebenden Nutzung werden. ten für Kunst und Kultur in der Innenstadt. Prüfen, welche Bereiche baulicher Ergänzung für die Ansiedlung kultureller Angebote geeignet sind unter Berücksichtigung der verschiedenen Altersgruppen (z.B. frei werdende Gebäude der Stadtwerke, bauliche Ergänzung auf der Lände etc.). • Förderung von Kooperationen der vor Ort ansässigen Künstler mit Einzelhändlern oder Gastronomen mit dem Ziel, in bestehenden Räumen temporäre, vielfältige kulturelle Angebote zu ermöglichen und die Künstler in der Innenstadt stärker zu präsentieren, z.B. im Rahmen eines Citymanagements. Stärkere Einbindung / Nutzung vorhandener Stadtorte für kulturelle Veranstaltungen wie z.B. das Lichspielhaus, die Mathabräuhalle oder die Freiflächenbühne an der VHS: • Gemeinsame Außendarstellung der innerstädti- Einbinden von Einzelhändler und Gastronomen bei der Gestaltung eines kulturellen Angebots z.B. im Rahmen eines Citymanagements. • Förderung von Konzepten und Strategien zur Ermöglichen von kulturellen Veranstaltungen auf dem neu gestalteten Viehmarktplatz. Verknüpfung der kulturellen Orte in der Innenstadt durch eine besser Sichtbarmachung der Angebote, Stärkung der Wegeanbindung von der Innenstadt zum Kloster. Vernetzung der kulturellen Angebote durch eine intensive Abstimmung der einzelnen Veranstalter an den verschiedenen Standorten und verbesserte Informationen für die Besucher. Gestaltung der Wegeverbindung vom Kloster zur Innenstadt als attraktiver „Kunst Pfad“. Seite 12 • Erarbeitung eines Konzeptes zur Schaffung von Or- schen Angebote und der Angebote des Kulturstandorts Fürstenfeldbruck. besseren Anknüpfung des Kulturstandortes Kloster Fürstenfeld an die Innenstadt (z.B. durch ein durchgängiges und attraktives Wegesystem, bessere Informationen für Besucher des Klosters, gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen etc.). Ziele Verkehr Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist geprägt vom hohen Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße (Hauptstraße / Augsburger Straße) und der Staatsstraße (Schöngeisinger Straße). Neben den Fahrbewegungen durch Pkw- und Schwerlastverkehr prägen die parkenden Fahrzeuge entlang der Fahrbahnen den Straßenraum. Im Gegensatz zu den stark befahrenen Einkaufsstraßen ist das direkte Umfeld des Viehmarktplatzes verkehrsberuhigt. Fahrbewegungen resultieren vor allem von dem bestehenden Parkplatz auf dem Platz. Da mittelfristig mit einem höheren Verkehrsaufkommen auf den innerstädtischen Straßen gerechnet werden muss, werden Strategien und Konzepte notwendig, die eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität der Innenstadt auch bei der vorhandenen Verkehrssituation ermöglichen. „In der Stadt kommt jeder gut und sicher voran.“ Bei der Ausgestaltung von Straßen und Wegen sowie bei Fragen der Verkehrsführung soll die Fürstenfeldbrucker Innenstadt zukünftig verstärkt entsprechend der Belange von Fußgängern und Radfahrern entwickelt werden. Ziel ist ein gleichwertiges Miteinander von allen Verkehrsteilnehmern im Straßenraum. Um die Sicherheit und Aufenthaltsqualität von Fußgängern und Radfahrern zu erhöhen wird eine Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit auf allen innerstädtischen Straßen angestrebt. Im besonderen soll auch die Sicherheit von radfahrenden Kindern berücksichtigt werden. Eine Erhöhung des Verkehrs in der Innenstadt (z.B. durch eine Verbreiterung der Amperbrücke oder durch die Ansiedlung von verkehrsintensiven Nutzungen) sollte vermieden werden. Die verkehrsberuhigte Lage auf den Flächen westlich der Hauptstraße (zwischen Pucher Straße und Schöngeisinger Straße) soll erhalten werden. Diese Flächen sollen vorranging für Fußgänger ausgestaltet werden. PKW-Verkehr ist nachrangig zu behandeln. Ausbau eines durchgängigen, gut nutzbaren Radwegenetzes durch die Stadt. Anbindung der zentralen und stark frequentierten Orte der Stadt an das Wegenetz. Zur verbesserten Fahrradfreundlichkeit in der Innenstadt ist auf ein gutes Angebot für Radfahrer zu achten (z.B. „radfreundliche“ Fahrradständer in ausreichender Anzahl im Vorfeld der Läden). Angebote für Fahrradfahrer sollen ergänzt und verstärkt in Stadtplänen, durch Beschilderung und über Informationen bekannt gemacht werden. Das bestehende innerstädtische Fußwegenetz soll ergänzt und aufgewertet werden. Ziel ist die Ausbildung eines durchgängigen und schlüssigen Wegenetzes abseits der stark befahrenen Straßen, das die Bereiche der Innenstadt verbindet (z.B. Fußwegeverbindung vom Kloster in die Innenstadt). Über eine hochwertige Ausgestaltung der Wegeflächen, eine gut sichtbare Ausbildung von Übergängen und eine Markierung des Wegenetzes wird die Nutzerfreundlichkeit erhöht. Fußwege in der Innenstadt sollen übersichtlich und barrierefrei ausgebildet werden. Im Vorfeld der Geschäfte sollen, soweit möglich, ausreichend breite Flächen für fußläufige Bereiche geschaffen werden. Nischen und Aufweitungen im Straßenraum können als kleine Aufenthaltsbereiche mit einer Sitzmöglichkeit gestaltet werden. Fußwege sollen soweit möglich eine Breite von mindestens 2,5 m aufweisen: Barrierefreier Ausbau der Wege in der Stadt. Seite 13 Ziele Verkehr Der Volksfestplatz soll als innenstadtnaher Parkplatz besser an die Innenstadt angebunden werden durch die Aufwertung und Ergänzung der Fußwege zu den zentralen Lagen, die Aufwertung der Fläche und die Verbesserung der Orientierung auf der Fläche und in die Innenstadt. Stellplätze, die in der Innenstadt im öffentlichen Raum vorgehalten werden, sollen vor allem auf die Belange von Kunden ausgerichtet werden (keine Dauerparker sondern Kundenstellplätze mit geringer Standzeit). Stellplatzanlagen im Umfeld der zentralen Einkaufslagen sollen gut beschildert und leicht anfahrbar sein. Fußwegeanbindungen zu den Einkaufslagen sollen hochwertig ausgebildet und möglichst geradlinig geführt werden. Über Informationen in Stadtplänen und im Internet sollen Besucher gezielt zur Parkierungssituation informiert werden. Überprüfen von bestehenden Stellplatzflächen im öffentlichen Raum, ob eine Verlagerung der Stellplätze zu Gunsten einer Erhöhung der Aufenthaltsqualität sinnvoll bzw. möglich ist. Gezielte Stärkung des ÖPNV entsprechend der Belange zum autofreien Einkaufen in der Innenstadt, sowie zur schnellen Verknüpfung der Innenstadt mit den S-Bahn-Haltestellen, dem Handelsstandort Buchenau und dem neu entstehenden Stadtteil am Fliegerhorst. Die Öffentlichkeit soll über Angebote des ÖPNV verstärkt informiert werden (Busrouten in Stadtplänen, Anschlagtafeln, Informationen im Internet und in der Presse). Seite 14 Die beiden S-Bahnhöfe sollen gezielt zu attraktiven Umsteigepunkten für die verschiedenen Mobilitätssysteme ausgebaut werden (Ergänzung der Angebote z.B. durch Carsharing, Ladestation für Elektrofahrzeuge, Servicestation für Fahrräder, Bahn&Bike etc.). Bei der Ausgestaltung der Bahnhöfe ist auf eine kundenfreundliche Nutzbarkeit der unterschiedlichen Verkehrsmittel zu achten (attraktive Wartebereiche, leichte Orientierung, übersichtliche Aushänge zu den verschiedenen Verkehrsmitteln etc.). ... mögliche erste Schritte • Prüfen der Möglichkeiten zur Umsetzung eines Tempolimits auf den innerstädtischen Straßen. • Erarbeiten von Konzepten zur Aufwertung bzw. Ergänzung des innerstädtischen Fußwegenetzes. Prüfen des bestehenden Wegenetzes hinsichtlich der Auffindbarkeit der Wege und einer leichten Orientierung. Prüfen von Maßnahmen zur Verbesserung z.B. über Beschilderung, Markierung von Wegen im Straßenraum, einheitliche Ausgestaltung oder Schließen von Lücken im Wegenetz. Die Ziele zur Ergänzung des Wegenetzes sollen in allen baulichen Ergänzungen in der Innenstadt eine hohe Priorität erhalten. • Prüfen der Angebote für Fahrradfahrer in der Innenstadt, gegebenenfalls Ergänzung durch radfreundliche Fahrradständer im Vorfeld der Läden, entschärfen von Gefahrenpunkten im Straßenverkehr, einheitliche Radwegeführung und Darstellung der Angebote und Wegenetze im Internet und in Stadtkarten. • Beschilderung des Radwegenetzes im Stadtgebiet. Angliederung an das Beschilderungssystem der angrenzenden Landeshauptstadt. • Prüfen der Möglichkeiten zur Ergänzung des ÖPNV durch eine auf die Belange der Innenstadtbesucher abgestimmte Busroute (Citybus). • Umsetzung des Parkierungskonzeptes für die Innenstadt. • Ergänzung der S-Bahnhofe hinsichtlich einer Op- timierung bzw. Ergänzung der Verkehrsangebote (z.B. übersichtliche Informationen zu Anschlussverbindungen, Anordnung von gut sichtbaren Stellplätzen für CarSharing und Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Ergänzung der Angebote durch Bahn&Bike, Flinkster, etc.). • Ertüchtigung des Volksfestplatzes als attraktiver innerstädtischer Parkplatz durch Verbesserung der Anfahrbarkeit und Orientierung. Schaffen von attraktiven Wegeverbindungen zu den Handelslagen. • Prüfen der Möglichkeiten zur Schaffung von ergänzenden Stellplatzangeboten im Umfeld der Innenstadt im Rahmen von baulichen Ergänzungen. • Beschilderung bestehender und neuer Stellplatz- anlagen an den zentralen Wegeachsen in der Innenstadt. Schaffen eines leicht verständlichen Parkleitsystems. Darstellen des Stellplatzangebotes in Stadtkarten und im Internet. • Aufbau gezielter, dauerhafter Information der Bürgerinnen und Bürger zum Verkehrssystem in Fürstenfeldbruck (Bewerben eines fairen Miteinanders der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, darstellen von Verkehrssystemen alternativ zum Auto, etc.). Ziele Viehmarktplatz Der Viehmarktplatz stellt eine zentral gelegene innerstädtische Freifläche dar. Die Neugestaltung des Viehmarktplatzes ist eine große Chance für die Stadt Fürstenfeldbruck, ihre Innenstadt zu vervollständigen. Dabei müssen alle relevanten Belange (Handel, Wohnen, Freiraumnutzung, Verkehr) in angemessener Weise berücksichtigt werden. Wegen der verkehrsberuhigten Lage bietet der Viehmarktplatz besondere Potentiale zur Ausbildung eines innerstädtischen Platzes als Treffpunkt der Bürger und Ort vielfältiger Veranstaltungen und Märkte. Durch eine hochwertige Ausgestaltung kann der Viehmarktplatz die Markanz und Qualität der gesamten Innenstadt steigern. Gestaltung des Viehmarktplatzes als urbaner innerstädtischer Platz mit besonderer Prägnanz und hohem Wiedererkennungswert für die Stadt Fürstenfeldbruck. Schaffung eines Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität, der Angebote für Bürger und Besucher aller Altersgruppen bietet. Eine angenehme Atmosphäre soll auch durch eine stabile und raumprägende Begrünung erfolgen. Auf dem Platz sollen vielfältige Nutzungen möglich werden. Hierfür ist eine differenzierte Ausbildung der verschiedenen Teilräume erforderlich. Eine Zergliederung in räumlich getrennte Teilflächen mit unterschiedlicher Nutzungszuordnung soll vermieden werden. Schaffung eines attraktiven Marktwesens auf dem Viehmarktplatz. Ergänzung des Wochenmarktes durch begleitende Veranstaltungen. Auf dem neuen Platz sollen verstärkt Veranstaltungen und Feste ermöglicht werden. „Am Viehmarktplatz ist immer etwas los, hier trifft sich Jung und Alt.“ Anordnen eines neuen Gebäudes auf dem nördlichen Viehmarktplatz als angemessene bauliche Ergänzung des Bestandes. Wichtiges Entscheidungsmerkmal für die Ausbildung eines ergänzenden Gebäudes ist neben der besonderen und hochwertigen Architektur des Neubaus die Schaffung eines gut proportionierten Stadtraumes und die Ergänzung mit passenden, den Viehmarktplatz belebenden Nutzungen. Die vorhandene Stadtstruktur soll durch den Neubau in angenehmer Weise ergänzt werden. Das Nebeneinander der unterschiedlichen Bebauung am Platz soll auch bei baulicher Ergänzung sichtbar bleiben (z.B. Blickachse auf Villa). Ansiedlung von belebenden Angeboten und Nutzungen am Viehmarktplatz, z.B. durch Handel, Kultur, Gastronomie und Veranstaltungen sowie das Wohnen, ergänzende Angebote, die auch ohne Konsum nutzbar sind. Die öffentlichen Flächen sollen barrierefrei ausgestaltet werden. Seite 15 Ziele Viehmarktplatz ... mögliche erste Schritte • Formulieren von Rahmenvorgaben zur Entwick- lung des südlichen Viehmarktplatzes als innerstädtischen Platz und Treffpunkt der Generationen in Zusammenarbeit mit den Bürgern, angrenzenden Nutzern und dem Stadtrat. • Erarbeiten eines Nutzungskonzeptes für ein ergän- zendes Gebäude auf dem nördlichen Viehmarktplatz unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf Verkehr, angrenzenden Einzelhandel, innerstädtisches Wohnen und einer wirtschaftlichen Umsetzbarkeit. • Entwickeln von Konzepten und Planungen für ein ergänzendes Gebäude auf dem nördlichen Viehmarktplatz z.B. im Rahmen eines städtebaulichen und landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs. Berücksichtigen der Ziele zur Entwicklung der westlichen Innenstadt, vor allem im Bezug auf den sorgsamen Umgang mit bestehenden Baustrukturen und den Belangen zur Ausbildung eines attraktiven innerstädtischen Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältiger Freiraumnutzung. • Vorhalten von Flächen für ein attraktives und stabiles Marktwesen auf dem Viehmarktplatz. Erarbeiten eines Konzeptes zur Erweiterung der Angebote des Wochenmarktes zum Beispiel im Rahmen eins Citymanagements. • Anpassen der Planungen der an den Viehmarkt- platz angrenzenden Grundstücke auf die Ziele zur Entwicklung des Viehmarktplatzes. Seite 16 Analyse Stadtstrukturen Seite 17 Wie entstand das alte Bruck... Der heutige Name Fürstenfeldbruck deutet auf ein Zusammenspiel von zwei zeitgleich verlaufenden Ortsentwicklungen hin. Neben dem Ortsteil „Fürstenfeld“, der durch den Bau des Zisterzienserklosters im Jahr 1263 entstand, entwickelte sich der Ort „Bruck“ durch die Errichtung einer Zollstation an der Amperbrücke in unmittelbarer Nähe. Die Amperbrücke war Teil eines viel befahrenen Handelsweges von München nach Augsburg. Um 1900 wurden der westliche und der nördliche Rand des Ortes durch Villensiedlungen ergänzt. Die Fläche des heutigen Viehmarktplatzes liegt zwischen dem „alten Markt“ und der historischen Villenstraße, er bildet den „räumlichen Übergang“ zwischen den beiden Baustrukturen. Seite 18 ... und was ist davon noch erhalten? In der Überlagerung der aktuellen Flurkarte mit den historischen Stadtkarten zeigt sich, wie gut die alte Stadtstruktur in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt erhalten ist (rot markiert sind die Gebäude aus der Stadtkarte von 1808, orange die Gebäude aus der Stadtkarte von 1905) An der Hauptstraße und entlang dem östlichen Abschnitt der Schöngeisinger Straße bildet sich der heute noch erhaltene „alte Markt“ ab (Stadtkarte Stand 1808). Der Viehmarktplatz befindet sich außerhalb des damaligen Siedlungsbereichs. Die Entwicklung von Fürstenfeldbruck vom historischen Markt mit Kloster zur Stadt in der heutigen Ausprägung lässt sich in der Skizze gut erkennen. Die große Siedlungstätigkeit begann nach dem 2. Weltkrieg im erweiterten Umfeld der Altstadt (gelb gekennzeichnete Flächen). Die Flächen in zweiter Reihe direkt hinter der Hauptstraße blieben lange Zeit baulich wenig entwickelt. In früheren Zeiten waren hier Gärten angesiedelt. Der Viehmarktplatz befindet sich in der westlichen Fläche hinter der Hauptstraße. Stadtentwicklung um 1800 Stadtentwicklung um 1900 Stadtentwicklung um 2000 Seite 19 Denkmalschutz in der Altstadt Die historische Stadtstruktur des alten Marktplatzes an der Hauptstraße und an der Schöngeisinger Straße sowie die Villenbebauung sind noch gut zu erkennen. Der gesamte Stadtplatz steht als besonderes Stadtensemble unter Schutz. Einzelne Gebäude am Marktplatz sowie in den angrenzenden Villenstraßen sind in die Denkmalliste eingetragen. Im Lageplan ist der unter Schutz gestellten Gebäudebestand dargestellt: Einzeldenkmal (pink), Ensembleschutz (rosa), architektonisch/ städtebaulich bedeutsame Gebäude (lila). Der Viehmarktplatz ist in seiner Lage mit einer roten Linie markiert. Seite 20 Aufbau der westlichen Innenstadt Entsprechend der historischen Entwicklung in zeitlich unterschiedlichen Epochen zeigen die verschiedenen Bereiche der Fürstenfeldbrucker Innenstadt eine sehr große Heterogenität in Höhe, Stellung und Ausformung der Gebäude, der Bebauungsdichte sowie der Proportion und Gestaltung der Freiräume. Ein einheitlich gestalteter Altstadtbereich, wie man ihn in anderen Städten wie z.B. Bamberg oder Regensburg findet, ist in Fürstenfeldbruck nicht vorhanden. Vielmehr stellt sich die Fürstenfeldbrucker Innenstadt als ein Nebeneinander unterschiedlicher Stadträume und Gebäudestrukturen dar. Die Schöngeisinger Straße ist neben der Hauptstraße die zentrale Einkaufsstraße. Der Straßenraum wird geprägt vom historischen Gebäudebestand mit zum Teil stark prägender Stuckfassade. In Richtung Hauptstraße stehen drei- bis viergeschossige Gebäude in einer durchgehenden Zeile. Nach Westen nimmt die Gebäudehöhe ab. Die Gebäudekante wird unterbrochen durch enge Zufahrten. Die Hauptstraße bildet als historischer Marktplatz die zentrale Mitte der Stadt. Der großzügige Straßenplatz wird gefasst durch die giebel- und traufständigen Bauwerke. Der alte Gebäudebestand ist weitgehend erhalten. Die zwei- bis dreigeschossigen Häuser stehen in dichter Stellung entlang der Straße. Enge Gassen führen zu den rückwertigen Höfen. Im Straßenabschnitt zur Hauptstraße befindet sich in den Erdgeschossen eine intensive Handelsnutzung. Einzelne Gebäude weisen eine Einzelhandelsnutzung auf mehreren Geschossen auf. Die Obergeschosse der meisten Gebäude werden als Büros und für Dienstleistungen genutzt. Nach Westen nimmt die Ladendichte ab. Das Gebäude auf dem Uhlgrundstück markiert das Ende der beidseitigen Ladenlage. Westlich des Uhlgrundstücks sind auch reine Wohngebäude und Kleingewerbe im rückwertigen Bereich der Grundstücke vorhanden. Die Erdgeschosse der straßenbegleitenden Gebäude werden weitgehend für Einzelhandel und Dienstleistungen genutzt. In den Obergeschossen finden sich Dienstleistungen und vereinzelt Wohnungen. Die Höfe dienen zum Teil als Freischankflächen der Gastronomie. Einige Höfe sind Zugänge zu Läden in zweiter Reihe zur Hauptstraße. Viele Höfe sind mit Pkw-Stellplätzen belegt. Der Straßenraum ist geprägt durch die hohe Verkehrsbelastung von Pkw- und Schwerlastverkehr. Seite 21 Aufbau der westlichen Innenstadt Die Pucher Straße ist ebenfalls ein historischer Straßenzug der Innenstadt mit Einzelhandelsnutzung. Die Gebäude sind kleinteiliger, niedriger und schlichter als die Bebauung in der Schöngeisinger Straße (ein- bis dreigeschossige Bebauung). Viele Gebäude sind in ihrer historischen Lage erhalten, zum Teil jedoch baulich überformt. Die Gebäude stehen in first- und traufseitiger Gebäudestellung direkt an der Straße. Zwischen den Gebäuden befinden sich schmale Zufahrten zu den Grundstücken. Das Uhlgrundstück verbindet die Schöngeisinger Straße mit der Ludwigstraße. Auf dem Grundstück wurde vor einigen Jahren ein großflächiger Einzelhandel angesiedelt. Das Gebäude spannt sich zwischen den tangierenden Straßen auf. Der Zugang zu den Handelsnutzungen liegt am Fußweg der östlichen Gebäudekante. Im Gebäude sind ein Vollsortimenter, ein Aldi und eine Apotheke angesiedelt, im ersten Obergeschoss befindet sich ein Drogeriemarkt sowie einzelne Büros und Praxen. Die Handelsflächen sind über eine innere Erschließung zugänglich. Die Fassade des Neubaus ist in weiten Teilen geschlossen ausgebildet. Die Fassade ist an den Stirnseite zur Schöngeisinger Straße und zur Ludwigstraße ist als Arkade gestaltet. An der Schöngeisinger Straße gibt es keine Ladenfront zur Straße. An der Ludwigstraße befindet sich eine Apotheke mit Zugang zur Straße, sowie eine Zufahrt zur Anlieferung. Westlich an den zentralen Handelsbereich angrenzend befinden sich die Ludwigstraße und die Kapuzinerstraße als historische Straßenzüge mit alter Villenbebauung. Die durchgängige Bauweise sind zweigeschossige Doppelhäuser. Die Wohngebäude stehen ohne Vorgarten direkt am Gehweg. In den rückwärtigen Grundstücksteilen befinden sich die Wohngärten. Einzelne Gebäude sind denkmalgeschützt und weisen straßenprägende, historische Fassadenelemente auf. Der schmale Straßenraum hat ein geringes Verkehrsaufkommen. Entlang der Straße sind Längsparker angeordnet. Die Ludwigstraße führt direkt auf den Viehmarktplatz. In Verlängerung der Ludwigstraße bildet die Lederer-Villa am Viehmarktplatz den Endpunkt der Villenbebauung. Sie stellt einen ein prägnanten Blickpunkt auf dem Platz dar. Seite 22 Viele Erdgeschosse werden durch Einzelhandel und Dienstleistungen genutzt. Die Schaufenster sind kleinflächig und in die Lochfassade der Gebäude integriert. Im Obergeschoss überwiegt Wohnnutzung. Die Straßenkanten werden für Längsparker genutzt. Die kleinteiligen Schaufenster werden zum Teil durch die parkenden Autos verdeckt. Aufbau der westlichen Innenstadt An der östlichen Platzkante verläuft die Viehmarktstraße. Die historische Wegeverbindung zum Kloster lässt sich im nördlichen Abschnitt der Straße mit der geschwungenen Wegeführung noch gut erkennen. Durch das starke Gefälle hat man von der nördlichen Viehmarktstraße einen weiten Blick über den Viehmarktplatz bis zum Kloster Fürstenfeld. Der Straßenabschnitt ist geprägt durch die kleinteilige, offene Bebauung entlang der Straße. Der südliche Abschnitt der Viehmarktstraße weist den typischen Gassencharakter von Altstädten auf. Er bildet die fußläufige Verbindung von der Schöngeisinger Straße zum Viehmarktplatz. Der Weg mündet in der Schöngeisinger Straße auf dem historischen Straßenplatz. Der Viehmarktplatz liegt zwischen der Hauptstraße und den westlich angrenzenden Wohngebieten. Er wird durch eine in Höhe und Nutzung unterschiedliche Bebauung begrenzt. Die alte Villa in Verlängerung der Ludwigstraße und das alte Bäckereigebäude an der Pucher Straße sind historisch geprägte Blickpunkte. Es gibt Geschäftsgebäude mit Arkaden und Wohnbebauung mit angehängten Balkonen. Die Gebäude am südlichen Platz bilden durch Giebel und Ecktürmen die giebelständigen Gebäudestellung am Hauptplatz nach. Sowohl der nördliche als auch der südliche Viehmarktplatz werden weitgehend als Pkw-Stellplatzfläche genutzt. Durch die erhöhte Lage des nördlichen Parkplatzes wirken die parkenden Autos sehr stark raumbildend. Auf dem südliche Viehmarktplatz gibt es auch eine kleinere Grünfläche und eine Freischankfläche im Randbereich. Temporär wird die Fläche für Märkte genutzt. Die Fläche zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz weist eine sehr gemischte Baustruktur mit unterschiedlicher Gebäudenutzung auf (eingeschossige Gebäude, Nebengebäude, Hofstellen, mehrgeschossige Bebauung, Brachflächen, Stellplatzflächen, Lagerflächen, etc.). In diesem Bereich westlich der Hauptstraße wurden zuletzt zwei- bis dreigeschossiger Wohngebäude errichtet. Ein öffentlicher Weg von der Hauptstraße bis zum Viehmarktplatz (in der Wegeachse Ludwigstraße) ist Teil der Planung und wurde mit der Neubebauung hergestellt. Seite 23 Bauliche Ergänzungen Aktuelle Planungen sehen vor, die Flächen östlich und westlich der Hauptstraße baulich zu entwickeln. Hier soll vor allem Wohnungsbau angesiedelt werden. Entsprechend der vorhandenen baulichen Struktur werden die Bereiche der westlichen und östlichen Innenstadt unterschiedlich entwickelt. Die östliche Innenstadt ist mit ihren vielen Gemeinbedarfseinrichtungen und den dazu gehörenden Freiflächen weniger dicht bebaut. Im Osten grenzt dieser Innenstadtbereich an den Marthabräupark an. Die östliche Innenstadt wird durch Mehrgenerationenwohnen und familiengerechte Reihenhäuser am Stadtrand ergänzt. Teil der Planungen zur baulichen Ergänzung ist die Ergänzung des Wegenetzes von der Hauptstraße in die angrenzenden Innenstadtquartiere. raße ptst Hau Westlich der Hauptstraße ist eine dichte Bebauung zwischen dem Viehmarktplatz und der Hauptstraße entstanden. Damit wird der Bereich urban gestaltet. er Amp Karte Innenstadt: Gemeinbedarfseinrichtungen (pink), Freiflächen Gemeinbedarf (beige), geplante Gebäude (braun), Fußwege Bestand oder baurechtlich gesichert (blau punktiert) Seite 24 Freiräume Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt wird geprägt von den historischen Marktplätzen an der Hauptstraße und der Schöngeisinger Straße. Durch die gut erhaltenen, straßenbegleitenden Gebäude sind sie in ihrer ursprünglichen Ausbildung gut ablesbar. Beide Plätze sind stark durch fahrenden Pkw-Verkehr belastet, weshalb sie als Aufenthaltsbereiche nur bedingt geeignet sind. Die östliche Innenstadt weist durch die einsehbaren Freiflächen der Gemeinbedarfseinrichtungen und der Nähe zum Marthabräupark einen stark durchgrünten Eindruck auf. Mit dem Niederbronner Platz hat dieses Innenstadtquartier eine nutzbare, öffentliche Freifläche in zentraler Lage. Die Amper als innerstädtischer Fluss mit seinen Uferbereichen ist ungenügend an die Fürstenfeldbrucker Innenstadt angebunden. Fußwegeverbindungen von der Innenstadt an die Amper liegen eher versteckt oder sind nicht durchgängig ausgebildet. Die Amper mit ihren Uferbereichen tritt in der Stadt nur wenig in Erscheinung. Eine gute fußläufige Vernetzung der unterschiedlichen Innenstadtbereiche über ein gut erkennbares und öffentlich nutzbares Wegenetz ist die Voraussetzung, um die bestehenden und neuen Qualitäten der Innenstadt für die Besucher ablesbar und nutzbar zu machen. Der Bereich westlich der Hauptstraße weist wenig nutzbare Freiflächen auf. Die meisten unbebauten Flächen werden als Stellplatzflächen für Pkw genutzt. Auch der Viehmarktplatz dient in weiten Bereichen als Parkplatz. Mit der baulichen Verdichtung der Bereiche zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz wird die Ausbildung einer gut nutzbaren Freifläche in der westlichen Innenstadt erforderlich. Die direkte Lage an der Amper stellt für die gesamte Innenstadt eine große Chance dar. Die Bereiche an der Amper weisen z.T. eine hohe Aufenthaltsqualität auf. Neben dem Stadtpark sind hier verschiedenen Sportplätzen und Spielplätze angesiedelt. Mit einer Entfernung von unter 500m können diese Bereiche als innerstädtische Grünflächen genutzt werden. Trotz des reichhaltigen Angebots und der direkten Nähe zur Innenstadt sind die Flächen in der öffentlichen Wahrnehmung als innerstädtische Angebote wenig präsent. Karte Innenstadt: Freiflächen Gemeinbedarf (beige), Straßenplätze (gelb), öffentlich zugängliche Freiflächen (grün), Parkierungsflächen (blau), Gastronomiegarten (orange), Fußwege Bestand oder baurechtlich gesichert (blau punktiert) Seite 25 Das sagen die Bürger zum Thema Stadtstrukturen ... Das besondere Ambiente in der Innenstadt, das vor allem Das Kloster Fürstenfeldbruck, das in den vergan- durch die schönen Fassaden der Gebäude und die vielen kleinen genen Jahren hochwertig renoviert wurde, stellt für Läden in der Innenstadt entsteht, wird von vielen Teilnehmern als hohe viele Teilnehmer einen besonderen Attraktionspunkt der Stadt Qualität der Stadt gesehen. Allerdings wirke sich die hohe Verkehrsbe- dar. Das Kloster zöge viele Besucher an. Die hohen Besucherzah- lastung in diesen zentralen Einkaufsstraßen negativ auf die Aufent- len des Klosters würden für die Frequenz der Innenstadt bislang haltsqualität in der Innenstadt aus. nicht genutzt werden. Durch eine gute Verbindung zum Kloster könnte die Innenstadt von den zahlreichen Besuchern profitieren. Die Neuplanungen der letzten Jahre werden von vielen Viele Teilnehmer wünschen Teilnehmern kritisch eingeschätzt. Bei baulichen Ergän- sich eine Verbesserung des zungen solle in Zukunft daher darauf geachtet werden, dass die Freiraumangebotes in der Innenstadt. Besonderheit der Fürstenfeldbrucker Innenstadt durch die Maßnah- Besonders in der westlichen Innenstadt men betont werden. Nur so könne die Stadt markant ausgestaltet gebe es zu wenig autofreie Aufent- werden und sich damit deutlicher von anderen Städten unter- haltsbereiche. scheiden. Einige Bürger betonen den hohen Freizeitwert der Stadt Fürstenfeldbruck vor allem durch die Lage an der Amper und die Nähe zum Emmeringer Hölzl. Dieses Potential solle besser genutzt werden, um die gesamte Stadt für Besucher attraktiver zu gestalten. Seite 26 Zusammenfassung Stadtstrukturen In der Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist geprägt durch die Gebäude der unterschiedlichen Epochen mit verschiedenen Gebäudehöhen und -stellungen sowie einer unterschiedliche Bebauungsdichte. Diese differenzierte Kleinteiligkeit ergibt ein lebendiges und vielschichtiges Stadtbild. Im Allgemeinen sind auch die Einzelgebäude in der Innenstadt eher kleinräumig. Großflächige Gebäude wie das Handelsgebäude am Uhlgrundstück und die Sparkasse an der Hauptstraße stellen hier Ausnahmen dar. Auf dem Viehmarktplatz treffen verschiedene Baustile aufeinander. Den Platz prägen die Villengebiete im Westen ebenso wie die neuen Wohn- und Geschäftsgebäude und den zentralen Bereichen an der Hauptstraße. Die Neugestaltung des Viehmarktplatzes bietet eine gute Chance, die westliche Innenstadt zu komplettieren. Das Nebeneinander unterschiedlicher Baustile und Bauarten kann dabei zum Ausdruck werden für eine lebendige, vielschichtig nutzbare Innenstadt. Dies bedarf jedoch einer behutsamen Ergänzung der bestehenden Strukturen. Die geplante bzw. im Bau befindliche Wohnbebauung westlich der Hauptstraße führt zu einer starken Nachverdichtung in der westlichen Innenstadt. Bei höherer Baudichte bekommt eine öffentlich nutzbare Freifläche in diesem Stadtbereich eine höhere Wichtigkeit. Auf die Ausgestaltung des öffentlichen Platzes am Viehmarktplatz muss damit eine höhere Sorgfalt gelegt werden. Eine stärkere Vernetzung bestehender und neuer innerstädtischer Aufenthaltsbereiche und die bessere Sichtbarkeit und räumliche Anbindung der Flächen an der Amper bietet die Chance, die vorhandenen Qualitäten der Innenstadt stärker zu betonen. Seite 27 Seite 28 Analyse Nutzungen Seite 29 Historische Nutzungen, ... Marktplatz Bruck Der Markt war seit jeher eine die Innenstadt bestimmende und belebende Nutzung. Um 1250 wurde aus der Siedlung an der Amperbrücke der „Markt Bruck“, der 1306 als florierender Markt erstmals schriftlich genannt wird. Durch den vorhandenen Markt entwickelte sich Bruck im Laufe der Zeit zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Umlandes. Historischer Marktplatz war die Hauptstraße, die in ihrer Lage von der Richtung der Amperbrücke bestimmt wurde. Die Amper wurde als „Rossschwemme“ genutzt, vom Markt kommend konnten Tiere (Pferde und Ochsen) neben der Brücke zum Waschen geführt werden. Später wurde der Viehmarkt von der Hauptstraße auf den Straßenplatz an der Schöngeisinger Straße verlagert. Eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben von Fürstenfeldbruck spielten die zahlreichen Brauereien, von denen viele am Marktplatz angesiedelt waren. Im Jahr 1909 existierten in Fürstenfeldbruck 20 Gaststätten, bis 1937 stieg ihre Zahl auf 27. Eine überregional bekannte Fürstenfeldbrucker Institution war das Café Brameshuber. Seite 30 ... die die Innenstadt noch heute prägen Ziel zur Naherholung Seit dem Jahr 1873 war Fürstenfeldbruck über den Anschluss an die Bahnstrecke München - Lindau mit dem Zug zu erreichen und wurde zur Sommerfrische, vor allem für die Münchner Bevölkerung. Für die Naherholung wurden vielfältige Möglichkeiten angeboten. Um 1930 verfügte die Stadt neben verschiedenen Privatbädern über ein Gemeindebad mit Schwimmbassin, Kinderbad und Amper-Warmbad, das im Sommer wie im Winter geöffnet war. Das Familienbad lockte in den 1950er und 1960er Jahren an einem schönen Wochenende bis zu 10 000 Besucher aus Fürstenfeldbruck und dem Landkreis an. Standort für Künstler und Kultur Ab dem Jahr 1875 siedelten sich Künstler aus der nahen Münchner Kunstszene dauerhaft in Fürstenfeldbruck an. Die abwechslungsreiche Auen-, Moos- und Flusslandschaft der Amper mit ihren besonderen Lichtverhältnissen wurde ein beliebtes Motiv der Malerei. Neben der Suche nach einer landschaftlich schönen Umgebung waren die Abkehr von der umtriebigen Kunststadt München, die Flucht vor den schlechten Lebensbedingungen in der Stadt und der Wunsch nach einem Leben in Einklang mit der Natur Gründe für den Lebensstandort im Umkreis von Fürstenfeldbruck. Nach und nach versammelten sich in Bruck und Emmering Maler, Bildhauer, Literaten, Theaterleute, Musiker sowie Architekten und ließen eine intellektuell und künstlerisch wirkende Atmosphäre entstehen. Im Winter wurde auf den umliegenden Hügeln Skiunterricht gegeben. Die Fürstenfeldbrucker Rodelbahn war in der Region bekannt, hier standen Rodelschlitten zum Verleih bereit. Ergänzt wurde das Angebot durch Kahnfahren, Kegelscheiben, ein Kino und die Volksbibliothek. Die Gaststätten boten schattige Gärten und gemütliche Sommerkeller. Übernachtungen wurden in Privatquartieren angeboten. Eingebettet in die lebensreformerische Idee der Gartenstadt, sind in Bruck und Emmering Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgedehnte Villengebiete, großbürgerliche Landhausvillen und die sogenannten Künstlervillen im Stil der Gartenstadt entstanden. Seite 31 Handelsstandort Fürstenfeldbruck Fürstenfeldbruck grenzt an eine Entwicklungsachse überregionaler Bedeutung an, die von der Stadt München in nordwestlicher Richtung nach Augsburg verläuft. Als Mittelzentrum hat Fürstenfeldbruck die Aufgabe, die Bevölkerung des Verflechtungsbereichs mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs zu versorgen. Neben der Stadt Fürstenfeldbruck gehören 16 umliegende Gemeinden zu diesem Verflechtungsbereich, der im Jahr 2009 85.588 Einwohner aufwies. Der Nahbereich (Versorgung mit Lebensmitteln) umfasst außerhalb des Stadtgebietes noch die Gemeinden Alling und Emmering. Die zentrale Rolle Fürstenfeldbrucks für die Versorgung der umliegenden Gemeinden drückt sich in Zahlen deutlich aus. Nach den Erhebungen des Einzelhandelskonzeptes der CIMA (Stand Dezember 1010) kommt fast ein Drittel der Umsätze des Fürstenfeldbrucker Handels von Kunden, die im Umland der Stadt wohnen. Im Gegenzug weist Fürstenfeldbruck einen Kaufkraftabfluss von 15% auf, der sich hauptsächlich auf München (80%) und Augsburg (9%) aufteilt. Für Fürstenfeldbrucker ist die kurze Entfernung zum Wohnort Hauptargument zum Einkauf in der Stadt (62%). Daneben spielen die günstige Lage (23%), die reichhaltige Auswahl an Geschäften (16%) und die gute Erreichbarkeit mit dem Pkw (13%) eine wichtige Rolle. Sowohl die Kunden aus Fürstenfeldbruck wie aus dem Umland schätzen das reichhaltige Angebot des Standortes. Daneben ist die gute Erreichbarkeit ein zentraler Grund, um in Fürstenfeldbruck einzukaufen. Neben dem Einkaufen sind Arztbesuche, das Aufsuchen von Dienstleistungen und Gemeinbedarfseinrichtungen wichtige Gründe, um die Stadt aufzusuchen. Diese Wege werden häufig mit einem Einkauf kombiniert. Die Kaufkraftkennziffer von Fürstenfeldbruck liegt entsprechend der Angaben des Einzelhandelskonzeptes mit 111,8% höher als der Bundesdurchschnitt (von 100%). Dies kann vor allem mit der Lage Fürstenfeldbrucks im Westen der wirtschaftsstarken Metropolregion München begründet werden. Ergebnisse der Haushaltsbefragung zum Käuferverhalten Im Rahmen des Einzelhandelskonzeptes der CIMA wurde im Februar 2010 eine Haushaltsbefragung durchgeführt. Die Kunden aus Fürstenfeldbruck sowie aus dem Umland wurden nach den wichtigsten Gründen gefragt, warum sie zum Einkaufen nach Fürstenfeldbruck kommen: Ein Drittel der Kunden aus dem Umland gaben die reichhaltige Auswahl an Geschäften als Hauptgrund zum Einkaufen in Fürstenfeldbruck an. Daneben waren die günstige Lage (20%), die kurze Entfernung zum Wohnort (17%) und die gute Erreichbarkeit mit dem Pkw (12%) wichtige Gründe zum Einkaufen in Fürstenfeldbruck. Seite 32 Die kurze Entfernung des Einkaufsortes zum Wohnort wird mit zunehmendem Lebensalter wichtiger. Handel in der Innenstadt und in der Buchenau Fürstenfeldbruck hat zwei zentrale Versorgungsbereiche: die Fürstenfeldbrucker Innenstadt und den Bereich am S-Bahn-Haltepunkt Buchenau. Die Standorte unterscheiden sich in Lage, Ausprägung und Angebot. Die Innenstadt umfasst den Bereich der historischen Marktsiedlung Bruck. Diese wird durch kleinteilige Gebäude an historischen Plätzen und der direkten Lage an der Amper geprägt. Die Handelsflächen sind kleinflächig, die meisten Läden sind im Erdgeschoss angesiedelt. Viele öffentliche Einrichtungen und Gemeinbedarfseinrichtungen befinden sich im direkten Umfeld der Handelslage. Die Straßen sind für die bestehende Verkehrsbelastung zum Teil zu eng. Es gibt wenig von der Fahrbahn getrennte Radwege. Alle Einkaufsstraßen sind geprägt von fahrenden und parkenden Autos. Die Innenstadt ist über Buslinien an den ÖPNV angebunden. Die nächste S-Bahnstation ist fußläufig in etwa 15 Minuten zu erreichen. Die Buchenau wurde in den 1960er und 1970er Jahren neu entwickelt. Die Gebäude sind großflächig und an einem zentralen, weiträumigen Platz angeordnet. Der Handelsstandort ist geprägt von großflächigem Einzelhandel, der sich zum Teil über mehrere Geschosse erstreckt. In den Obergeschossen finden sich Dienstleistungen und Büros sowie Wohnungen. Der Standort weist eine geringe Verkehrsbelastung mit kaum Durchfahrts- bzw. Schwerlastverkehr auf. Die Buchenau liegt direkt an der S-Bahnstation „Buchenau“. Das Nebeneinander der unterschiedlichen Handelsstandorte kann für die Innenstadt zur Chance werden, wenn sie gut miteinander vernetzt sind und die Angebote aufeinander abgestimmt werden. Seite 33 Einkaufen in der Innenstadt Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist auch heute noch ein wichtiger Handelsstandort. Entsprechend der Erhebung des Einzelhandelsgutachtens von 2010 werden im zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt fast die Hälfte aller Erdgeschossflächen von Einzelhandelsnutzungen belegt, Die restlichen erdgeschossigen Flächen werden von Dienstleistungen (27,4%), Gastronomie (10%) und sonstigen Angeboten genutzt. Mit 7,4% ist der Anteil an leerstehenden Flächen in Fürstenfeldbruck vergleichsweise gering (Vergleich Bayern 11,4%). Mit 172 Betrieben (Erhebung CIMA, 2010) haben sich 58% aller örtlichen Betriebe in der Innenstadt angesiedelt. Allerdings verfügen diese nur über 30,4% der gesamten Verkaufsfläche und weisen einen Umsatzanteil von 34,9% der Gesamtstadt auf. Dies macht deutlich, dass die Ladengröße des Einzelhandels in der Innenstadt eher klein ist. 40% der Betriebe haben eine Ladenfläche unter 50 m² (zum Vergleich: moderne Facheinzelhandelsbetriebe und Filialisten belegen Ladenlokale ab 100m²). Der Anteil an Fachgeschäften ist in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt vergleichsweise hoch. Dies liegt auch an der kleinteiligen Struktur der Läden. Flächenschwerpunkte in der Innenstadt liegen bei Oberbekleidung und Sportartikeln. Die Haupteinkaufslage (Lage A) mit dem Schwerpunkt kundenorientierte Nutzungen befindet sich nach Einschätzung der Einzelhandelsstudie in der Hauptstraße und im Anfangsbereich der Kirchstraße. Zentraler Versorgungsbereich Innenstadt, Quelle: “Einzelhandelskonzept für die Stadt Fürstenfeldbruck“, CIMA 2010 Seite 34 Das sagen die Bürger zum Thema Handel ... Die Situation für die Einzel- Einige Teilnehmer schätzen die Rolle händler in der Fürstenfeldbrucker des Handelsstandorts Innenstadt für die Innenstadt wird gegensätzlich diskutiert. Stadt nach wie vor sehr hoch ein. Dies zeige sich Einige Teilnehmer befürchten, dass der Handelss- auch daran, dass in den letzten Jahren verschiede- tandort Innenstadt in Angebot und Qualität sinken würde. In den letzten Jahren hätten sich an der Hauptstraße verstärkt bestimmte Angebote (Brillengeschäfte und Mobilfunkanbieter) angesiedelt. Es wird vermutet, dass dies mit der geringen Flächengröße vieler Ladeneinheiten im Zusammenhang steht. Verschiedene Einzelhändler seien in die Buchenau umgezogen, da sie in der Innenstadt keine ausreichend großen Ladenflächen vorfinden würden. ne neue Läden mit einem hochwertigen, auf die Der Wochenmarkt, der zur- Innenstadt abgestimmten Sortiment eröffnet zeit jeden Donnerstag auf dem süd- hätten. lichen Bereich des Viehmarktplatzes stattfindet, wird als ein wichtiger Baustein in der Innenstadt gesehen. Es wird angeregt, das vorhandene Angebot zu ergänzen. Durch eine Erweiterung des Warenangebotes könnten die Angebote in den Läden ergänzt werden. Mit dem „Erlebniseinkauf“ eines attraktiven Marktes könnte die Innenstadt nicht nur für Fürstenfeldbrucker Bürger, sondern auch für Besucher attrak- Nach Aussage von teilnehmenden Händlern seien die Kunden aus dem Umkreis für den Einzelhandel sehr wichtig. tiv werden. Es wird auch eine Erweiterung der Marktzeiten angeregt. Neben dem Markt unter der Woche solle es einen Markt am Wochenende geben, um auch jüngeren, berufstätigen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Markt zu besuchen. Die Innenstadt müsse daher gut mit dem Auto erreichbar sein. Auch ein ausreichender Besatz an öffentlichen Stellplätzen sei notwendig. Wie viele Stellplätze erforderlich sind und wie nah diese zur Ladeneinheit liegen müssen, wird unterschiedlich gewertet. Als ergänzendes Angebot wird ein schöner Biergarten in der Innenstadt gewünscht (ähnlich dem Biergarten am Kloster). Dieser könnte zum Anziehungspunkt nach Ladenschluss am Abend oder am Sonntagnachmittag werden. Seite 35 Zusammenfassung Handelsstandort Handel ist seit jeher eine zentrale Nutzung in Fürstenfeldbruck. Die Sicherung des Einzelhandels ist für die Stadt erforderlich, da sie einen entscheidenden Faktor zur Belebung der Innenstadt darstellt. Für die Innenstadt sind besonders der schöne Stadtraum mit seiner historischen Gebäudestruktur, die Abfolge von Plätzen und die Lage an der Amper prägend. Hier liegt die Chance, das Einkaufen mit dem besonderen „Einkaufsflair“ der Altstadt zu inszenieren. Es finden sich in der Innenstadt viele Fachgeschäfte auf kleinem Raum. Dadurch wird der Einkauf für Fußgänger „spannend und interessant“. Neben den Läden gibt es in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt eine Vielzahl an öffentlichen Einrichtungen und Gemeinbedarfseinrichtungen in direkter Nähe zur Handelslage. Der Mix an verschiedenen Angeboten in unmittelbarer Nähe bietet eine gute Grundvoraussetzung für eine vielfach genutzte Innenstadt. Die „Stadt der kurzen Wege“, in der alle Besorgungen auf engstem Raum erledigt werden können, ist vor allem für ältere Mitbürger, die ihren Alltag ohne Auto organisieren, von Vorteil. Die Verdichtung des Wohnens in der Innenstadt kann auch für den Handel Chancen bieten. Vor allem Angebote des täglichen Bedarfs werden gerne im direkten Wohnumfeld gekauft. Seite 36 Auch die Märkte waren für Fürstenfeldbruck in früheren Zeiten eine die Stadt prägende Nutzung. Derzeit ist der Markt mit seinem Standort am Rand des Parkplatzes auf dem Viehmarktplatz in der Innenstadt nur wenig repräsentativ. Mit der Aufwertung der Marktnutzung könnte dieser zu einem die Innenstadt belebenden und stärkenden Baustein werden. Das hohe Verkehrsaufkommen, die wenigen autofreien Bereiche und die Parkierungssituation verringern die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Diese ist neben der hochwertige Ausgestaltung der Räume jedoch eine Grundvoraussetzung, um den Einzelhandel in der Innenstadt zu stärken. Dennoch ist eine gute Anfahrbarkeit vor allem für Kunden aus der Region ein wichtiger Grund, um in der Innenstadt einzukaufen. Hier muss eine gute Balance gefunden werden, damit die Belange zur Aufwertung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger und die Erreichbarkeit mit dem Pkw vereinbart werden können. Die Buchenau bietet als neu errichteter Handelsstandort für Kunden viele Vorteile, die in der Innenstadt mit ihrer historischen Gebäudesubstanz und den engen Straßenräumen auch langfristig nicht verwirklicht werden können. Großflächige Gewerbeeinheiten mit Pkw-Stellplätzen in unmittelbarer Nähe, weitläufige Straßenräume und die direkte Nähe zum S-Bahnhof bieten für viele Kunden angenehme Einkaufsbedingungen. Die Innenstadt bietet dagegen einen einprägsamen, historischen Stadtraum in direkter Nähe und den dichten Mix verschiedenster Angebote. Werden beide Standorte entsprechend ihrer Potentiale und Besonderheiten entwickelt, besteht die Chance, dass die Handelsstandorte sich ergänzen, und die Stadt damit in der Region zu einem attraktiven Einkaufsstandort wird. Grundvoraussetzung dafür ist eine einfache und schnelle Vernetzung der Standorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Innerstädtisches Wohnen Bestehende Planungen zu innerstädtischem Wohnen In Fürstenfeldbruck werden in den nächsten Jahren verschiedene innerstädtische Flächen für ergänzenden Wohnungsbau entwickelt. Entsprechend ihrer Lage in der Innenstadt und der Nähe zu innerstädtischen Angeboten wie Einkaufsbereichen und nutzbaren Freiflächen sind sie für verschiedene Wohnkonzepte unterschiedlich gut geeignet. 1. Der Bereich zwischen Hauptstraße und Viehmarktplatz wird baulich entwickelt. Wegen der zentralen Lage an der Hauptstraße und der dichten Bauweise ist das neue Wohnquartier gut für kleinere, barrierefreie Wohnungen geeignet. Für Familienwohnen ist der Bereich weniger geeignet, vor allem wegen den fehlenden Grünflächen im direkten Umfeld. Die Neuansiedlung von innerstädtischem Wohnen ergänzt das bestehende dichte Nutzungsgeflecht aus Handel, Gemeinbedarf und Dienstleistungen. Innerstädtisches Wohnen in direkter Nähe zu Versorgungseinrichtungen entspricht den Anforderungen zum Umbau der Städte im Kontext des demographischen Wandels. 5 3 2. Östlich der Hauptstraße wird mit der Verlegung der Grundschule ein städtisches Grundstück in zentraler Lage frei. Gemeinsam mit dem angrenzenden privaten Grundstück soll hier eine Wohnanlage für Mehrgenerationenwohnen entwickelt werden. 1 2 3. Mit der Verlegung des Rasenspielfeldes wird am östlichen Rand der Innenstadt eine Fläche für familiengerechtes Wohnen frei. Geplant sind Reihenhäuser mit privatem Gartenanteil. 4. An der Lände sollen im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerb unter anderem Konzepte für ergänzendes Wohnen erarbeitet werden. 4 5. Auf dem Grundstück an der Dr.-Lorenz-Lampl-Straße soll Wohnnutzung ergänzt werden. Das Grundstück liegt direkt an der Fußwegeanbindung, die den Volksfestplatz mit dem Viehmarktplatz verbindet. Seite 37 Innerstädtisches Wohnen Ergänzung Wohnbebauung in der westlichen Innenstadt Durch die Ergänzung der Wohnnutzung auf den Flächen westlich der Hauptstraße wurde ein wenig innerstädtisch ausgebildeter Bereich baulich entwickelt. Der Viehmarktplatz wird räumlich an die Innenstadt angebunden. Um zu prüfen, in welcher Weise die Neubebauung das Verhältnis von Wohnen und Dienstleistung/ Gewerbe verändert, wurden die Nutzungsangebote in den einzelnen Gebäuden in einer Karte farblich dargestellt. Die Karte zeigt das enge Nebeneinander von Handel, Dienstleistung, Gemeinbedarf und Wohnen auf engem Raum auf. Diese Dichte der Nutzungsmischung stellt eine besondere Qualität von Kleinstädten dar. Der Viehmarktplatz befindet sich am westlichen Rand dieses urban geprägten Bereiches. Westlich und nördlich grenzt er an locker bebaute Wohngebiete an. Die Neubebauung verschiebt das bestehende Nutzungsverhältnis. Bislang wurde der Bereich um den Viehmarktplatz mit etwa 18.400 qm im Schwerpunkt gewerblich genutzt (überschlägige Erhebung über Gebäudeflächen der Flurkarte). Mit der Neuplanung erhöht sich die Wohnfläche im Quartier von derzeit 13.000 qm auf 21.500 qm. Die gewerblich genutzte Fläche bleibt mit zukünftig 19.700 qm fast konstant. Das Quartier der westlichen Innenstadt wird zukünftig stärker vom Wohnen geprägt sein. Damit werden auch die Anforderungen an öffentlich nutzbare Freiräume im Umfeld steigen. Die Erhöhung des Anteils an Wohnen im Quartier hat auch Auswirkungen auf die Freiraumnutzungen auf dem neu zu gestaltenden Viehmarktplatz, da Wohnen eine höhere Sensibilität für Lärm hat als Handel oder Dienstleistungen. Seite 38 Karte Nutzungsmischung in den Gebäuden in der Innenstadt: Bestand (oben) - Neuplanung (unten) hellgrün türkis blau dunkelblau pink reine Wohnnutzung Läden / Dienstleistung im EG und v.a. Wohnen im OG Läden / Dienstleistung im EG und v.a. Dienstleistung im OG gewerbliche Nutzung Gemeinbedarf Das sagen die Bürger zum Thema Innerstädtisches Wohnen ... Als Wohnform in der Innenstadt wird von Der Anteil an barriere- den Teilnehmern vor allem das Mehrgenera- armen Wohnungen sei in der tionenwohnen befürwortet. Wohnanlagen, die Innenstadt zu erhöhen. Barrierefreie einen Mix an unterschiedlicher Wohnungsgrößen Wohnungsangebote sind für Menschen mit anbieten, können von verschiedenen Alters- eingeschränkter Mobilität von großer Bedeu- gruppen genutzt werden. tung, um eigenständig ihren Alltag zu bewältigen. Bei einem guten Wohnungsangebot mit hoher Qualität würden viele ältere Men- Viele Teilnehmer schen gerne in innerstädtische Lagen ziehen. Für sehen es kritisch, dass das Familien würde damit Wohnraum am Stadt- Wohnen in der Innenstadt für viele Bürger rand frei werden. und vor allem auch für Familien wegen der hohen Immobilienpreise im Großraum München nicht mehr bezahlbar ist. Sie wünschen sich, dass Wohnen in der Innenstadt gestärkt wird. Seite 39 Zusammenfassung Innerstädtisches Wohnen Zusammenfassung innerstädtisches Wohnen und Freiraumnutzung In den nächsten Jahren wird in Fürstenfeldbruck verstärkt Wohnen in der Innenstadt angesiedelt. Allein im Umfeld des Viehmarktplatzes entstehen durch Nachverdichtung in zweiter Reihe zur Hauptstraße ca. 100 neue Wohnungen. Weitere neue Wohnsiedlungen auf verschiedenen innerstädtischen Flächen sind in Planung. Die Intensivierung des innerstädtischen Wohnens kann zu einer Stärkung der Innenstadt führen. Vor allem regelmäßige Angebote werden gerne in Nähe zum Wohnort aufgesucht. Davon können der Handel wie auch Angebote für Dienstleistungen und Treffpunkte profitieren. Seite 40 Mit der Ergänzung der Wohnflächen in der Innenstadt werden unter Umständen neue, das Wohnen ergänzende Angebote erforderlich. In einer genaueren Betrachtung sollte ermittelt werden, ob und welche Angebote in der Innenstadt fehlen und ob diese am Viehmarkt sinnvoll verortet werden können (z.B. barrierefrei zugängliche Arztpraxen, Tagespflege für Senioren, etc.). Wohnen mehr Menschen in der Innenstadt, wird das Angebot an innerstädtischen, öffentliche Freiräumen wichtiger. Vor allem in der westlichen Innenstadt, die schon heute wenig freie Flächen aufweist, sollten neue qualitätsvolle und vielfältig nutzbare Flächen vorgesehen werden. Neben der Ziele zur Schaffung eines urban geprägten Innenstadtplatzes sollte der neu gestaltete Viehmarktplatz auch als Aufenthaltsbereich für Bewohner ausgestaltet werden. Derzeit befinden sich in erster Reihe am südlichen Viehmarktplatz wenig Wohnungen. Mit der Anordnung von Dienstleistungen in den oberen Geschossen wird es möglich, auf dem Platz regelmäßige Veranstaltungen anzubieten. Um dem Wunsch der Bürger nach einem vielfältig belebten Platz zu entsprechen sollte in erster Reihe am Viehmarktplatz keine neue Wohnnutzung angesiedelt werden. Fürstenfeldbruck verfügt über ein hochwertiges Angebot an Freiraumnutzungen entlang der Amper. Weitere Flächen werden durch die Verlegung der Stadtwerke von der Lände an den Stadtrand frei. Durch die verbesserte Anbindung der Freiflächen an der Amper können diese zur Grünraumversorgung der westlichen Innenstadt genutzt werden. Kunst und Kultur Kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen sind heute in Fürstenfeldbruck vor allem im Kloster Fürstenfeld angesiedelt. Das Veranstaltungsforum, das Stadtmuseum sowie die Kulturwerkstatt Haus 10 bieten ein weitreichendes Kulturprogramm. Im Hof der Klosteranlage finden Sondermärkte (Ostermarkt, Mittelalterlicher Markt, Adventsmarkt, Bauernmarkt, Töpfer-, Kunsthandwerkermarkt) sowie Freiluftveranstaltungen (z.B. Kinosommer) statt. Die Angebote im Kloster werden über die Stadtgrenzen hinaus von vielen Besuchern genutzt. In der Innenstadt sind einzelne Angebote für Kunst und Kultur vorhanden. Das Mehrgenerationenhaus am Niederbronner Platz ist Sitz der Volkshochschule und bietet im Foyer des neu sanierten Gebäudes Raum für Ausstellungen. Auch die Räume der Sparkassen können für Kunstausstellungen genutzt werden. Auf der Lände finden kulturelle Veranstaltungen für Jugendliche statt. Im Umfeld der Stadtbücherei in der Aumühle werden mit der Verlagerung der Stadtwerke mittelfristig Gebäude frei, die auch Potentiale bieten für ergänzende kulturelle Angebote. Seite 41 Das sagen die Bürger zum Thema Kunst und Kultur ... Viele Teilnehmer wünschen sich, dass bei den Planungen zur baulichen Ergänzung der Innenstadt auch Flächen für kulturelle Angebote vorgehalten werden. Es wird angeregt, dass Künstler ihre Ausstellung in Kooperation mit Händlern Gastronomiebesitzern in deren Flächen organisieren könnten. Durch gezielte Ausstellungen könnte das innerstädtischen Angebote ergänzt werden. Die Künstler erhalten eine temporäre Plattform in der Innenstadt. Allerdings müssten diese Aktionen mit hohem Niveau geplant und durchgeführt werden, um ein echtes kulturelles Angebot zu schaffen. Viele Teilnehmer bedauern, dass Kunst und Kultur in der Innenstadt nur wenig präsent sei. Vor allem am Abend werde sichtbar, dass in der Innenstadt für eine belebte Stadtmitte zu wenige Angebote außerhalb der Geschäftszeiten vorhan- Das Kloster Fürstenfeldbruck, das in den ver- den seien. Standorte für das kulturelle Angebot und Kunst lägen gangenen Jahren hochwertig renoviert wurde, stellt eher abseits der Innenstadt und seien bei vielen Bürgern für viele Teilnehmer einen besonderen Attraktionspunkt wenig bekannt. der Stadt dar. Das Kloster zieht viele Besucher an. Die hohen Besucherzahlen des Klosters würden für die Frequenz der Innenstadt bislang nicht genutzt. Durch eine gute Verbindung zum Kloster könnte die Innenstadt von den zahlreichen Besuchern profitieren. Seite 42 Analyse Verkehr Seite 43 Alte Handelsrouten in der Stadt Die heutige Verkehrssituation in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt lässt sich aus der historischen Entwicklung der Stadt herleiten. Bruck entstand als Markt an den wichtigen Handelsrouten München-Augsburg und Dachau-Landsberg. Die Lage des Marktes wurde durch die Brücke über die Amper definiert. Der Siedlungskern der Stadt Fürstenfeldbruck siedelte sich entlang der Handelswege an. Mit dem Städtewachstum blieben die wichtigen Wegerouten erhalten und wurden zu stark befahrenen Straßen ausgebildet. Der historische Siedlungskern bildet heute mit seinen gut erhaltenen Gebäuden die Mitte der Innenstadt an der stark befahrenen Straße. Die historische Karte von Fürstenfeldbruck aus dem Jahr 1808 zeigt die Lage des Marktes als Siedlungskern der Stadt Fürstenfeldbruck an den zentralen Handelswegen. Diese Struktur ist bis heute im Stadtaufbau erhalten. Im Vergleich bildeten historische Städte, die zu Zeiten der Stadtgründung eine Stadtmauer ausgebildet haben (hier am Beispiel Ingolstadt) im Inneren der Mauern ein dichtes Geflecht an engen Straßen aus. Handelsrouten führten an der Stadtmauer vorbei, über einzelne Einlässe gelangte man in die Stadt. Auch dieses Prinzip der Wegeführung ist in vielen Städten erhalten. Größere Straßen führen um die Altstadt herum. Die Zentrumskerne sind wegen der dichten Baustruktur nur schwer für Autos zu erschließen. Die enge Lage der Altstadt bietet den Vorteil einer vom Durchgangsverkehr beruhigten Lage. Seite 44 Der motorisierte Individualverkehr Die zentralen Bereiche der Stadt mit den meisten Handelsflächen liegen an den Routen der alten Handelswege. Ein Großteil des alten Gebäudebestandes befindet sich entlang dieser Straßen. Diese Straßen sind heute durch einen hohe Verkehrszahlen belastet. Die Hauptstraße ist als Bundesstraße gewidmet, die Schöngeisinger Straße als Staatsstraße. Damit stellen beide Straßen Verkehrsverbindungen dar, die über die Stadtgrenze hinaus von Bedeutung sind. Veränderungen im Straßenraum und der Verkehrsführung müssen auf diese übergeordnete Rolle der Straßen abgestimmt werden. Neben der Belastung der Straßen durch Pkw-Verkehr weist die Innenstadt ein hohes Aufkommen an Schwerlastverkehr auf. Dies führt zu weiteren Belastungen des Straßenraums. Die Amperbrücke verhindert durch ihre geringe Breite und Tragfähigkeit, dass mehr Schwerlastverkehr über die Bundesstraße durch die Stadt geführt wird. Trotz der überregionalen Bedeutung der Straße entsteht das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt zu einem großen Anteil aus Fahrten, die nur innerhalb der Stadtgrenze verlaufen. Der Anteil des Binnenverkehrs auf der Hauptstraße liegt nach der Verkehrserhebung von 2008 (Dorsch Consult) bei 44%. Zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. In Varianten werden Änderungen der Verkehrsführungen oder der Verkehrsberuhigung durch Reduzierung der Geschwindigkeit in Straßenabschnitten mit den möglichen Auswirkungen auf den Gesamtverkehr untersucht. Karte Verkehrsnetz und historische Stadtentwicklung: Bundesstraße B2 (türkis), Staatsstraße St 2054 (helltürkis), Straßen ohne Widmung (grün, hellblau), Gebäudebestand 1808 (rot), Gebäudebestand 1905 (orange) Seite 45 Verkehr am Viehmarktplatz Das Innenstadtquartier westlich der Hauptstraße hat zwischen der Schöngeisinger Straße und der Pucher Straße ein sehr geringes Verkehrsaufkommen. Außer den Anfahrten zu der oberirdischen Parkplatzfläche auf dem Viehmarktplatz gibt es hier kaum Fahrbewegungen. Die neuen Wohngebiete westlich der Hauptstraße werden von der Schöngeisinger Straße, der Pucher Straße und der Ludwigstraße erschlossen. Es wird demnach auch langfristig Fahrbewegungen auf der Ludwigstraße geben, die über den Viehmarktplatz führen. Die Anzahl der Fahrten bleibt jedoch auch bei ergänzender Wohnnutzung gering. ße stra wig Lud Viehmark tstraße Das geringe Verkehrsaufkommen im direkten Umfeld des Viehmarktplatzes kann als großes Potential gesehen werden, den Bereich um den Viehmarkt langfristig als attraktiven Aufenthaltsbereich für Fußgänger und Radfahrer zu entwickeln. raße er St Puch e raß ptst Hau Einzelne Zufahrtswege zum Viehmarktplatz sind schon heute verkehrsberuhigt. Die Viehmarktstraße ist im nördlichen Abschnitt als Einbahnstraße ausgebildet. Der südliche Straßenabschnitt ist für den Pkw-Verkehr vollständig gesperrt. Mit der neuen Wegeanbindung durch das neue Wohnquartier wird der Viehmarktplatz fußläufig direkt an die Hauptstraße angebunden. e aß Str er g in eis ng ö h Sc Karte Verkehrsnetz: stark vom Verkehr belastete Straßen (türkis) und weniger belastete Straßen (grün), Viehmarktplatz (rote Linie) Seite 46 Ruhender Verkehr Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck ist stark von den parkenden Autos geprägt. Entlang der meisten innerstädtischen Straßen sind Längsparker angeordnet. Am Stadtplatz sind Kurzzeitstellplätze (Parkzeit bis max. 30 Minuten) vorgesehen. Ansonsten sind Parkzeiten zwischen 60 und 120 Minuten für die meisten Stellplätze entlang der Straßen erlaubt. Das Parkraumkonzept sieht vor, die Parkdauer in den innerstädtischen Straßen zu reduzieren. Ziel der Umstellung ist es, durch einen schnelleren Wechsel die vorhandenen Parkplätze in der Innenstadt effektiver zu nutzen. Dauerparken soll nur noch auf den Stellplätzen am Volksfestplatz und an der Lände möglich sein. Die Fürstenfeldbrucker Innenstadt verfügt mit dem Volksfestplatz über einen weiträumigen, innenstadtnahen Parkplatz, auf dem gebührenfreies Parken in unbegrenzter Dauer erlaubt ist. Daneben stehen einzelne kleinere Parkplätze an der Dachauer Straße, der Kirchstraße und auf der Lände für innerstädtischen öffentlichen Parken zur Verfügung. Wegen der ungenügenden Gliederung und Orientierung ist der Volksfestplatz als Parkplatz für Besucher von Auswärts nur bedingt geeignet. In der Fürstenfeldbrucker Innenstadt ist kaum großflächiger Handel vorhanden. In der gesamten Innenstadt gibt es nur eine großflächige, an Handelsflächen angegliederte Tiefgarage auf dem Uhlgrundstück. Diese Garage kann bedingt für innerstädtischen Parken mitgenutzt werden, da Kunden der Handelsflächen auf dem Uhlgrundstück mitunter den Einkauf mit Wegen zu angrenzenden innerstädtischen Angeboten verknüpfen. Karte Parkierungsflächen und Grünflächen: Parken entlang der Straße (blaue Linie), öffentliche (blau) und private Parkplätze (hellblau), Tiefgarage (lila), öffentlich nutzbare Grünflächen (grün) Seite 47 ÖPNV und Ergebnisse der Haushaltsbefragung Die Stadt Fürstenfeldbruck ist über zwei S-Bahn-Haltestellen an den Münchner Verkehrsverbund angeschlossen. Ein S-Bahnhalt befindet sich unmittelbar an dem Handelszentrum in der Buchenau. Die Innenstadt ist fußläufig in ca. 15 Minuten vom S-Bahnhof Fürstenfeldbruck zu erreichen. Die Innenstadt ist über ein Busnetz an die Region angebunden. Die Linien haben einen 20 Minuten Takt. Die beiden Handelszentren Innenstadt und Buchenau sind über die Buslinie 840 verbunden, die Fahrtzeit von der Buchenau zum Hauptplatz beträgt 15 Minuten. Für die Innenstadt bestehen Überlegungen, das bestehende Busnetz durch einen Citybus zu ergänzen. Diese Buslinie soll auf die Belange von Kunden der Innenstadt ausgerichtet werden. Der „City-Bus“ wäre an das MVVNetz angeschlossen und würde dort aus Kurzstrecke ausgewiesen werden. Mit mehr Haltestellen als die Linienbusse und einer Taktung vom 10 Minuten soll er ein komfortables Einkaufen ohne Pkw ermöglichen. Seite 48 Im Rahmen des CIMA Einzelhandelskonzeptes wurde im Februar 2010 eine Haushaltsbefragung in Fürstenfeldbruck und den Umlandgemeinden durchgeführt. Die Fragen liefern u.a. Informationen zum Verkehrsverhalten von Kunden in Fürstenfeldbruck. Bei der Befragung wurde nicht unterschieden zwischen den Handelsstandorten Innenstadt und Buchenau. Kunden aus dem Umland kommen zu 90 % mit dem Pkw nach Fürstenfeldbruck. Nur 8,4% der Kunden nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel. Mehr als die Hälfte der Kunden, die in Fürstenfeldbruck wohnen, kommen nicht mit dem Auto zum Einkaufen (zu Fuß zu 33%, mit dem Fahrrad zu 16%, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu 7,3%). 43% der Fürstenfeldbrucker fahren mit dem Pkw zum Einkaufen in die Stadt. Auf die Frage nach Verbesserungsvorschlägen für die Fürstenfeldbrucker Innenstadt als Handelsstandort, wünschten sich viele eine fußgängerfreundlichere Innenstadt. Hierzu wurden die Errichtung einer Fußgängerzone, eine Verkehrsberuhigung oder sogar eine gänzlich autofreie Innenstadt vorgeschlagen. Ähnlich viele Anregungen wurden im Hinblick auf die Verbesserung der Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum geäußert. Im Besonderen wurden mehr Parkmöglichkeiten und kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt gefordert. Daneben wünschen sich die Befragten eine Erhöhung der Fahrradfreundlichkeit und eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt mit Bus und Bahn. Das sagen die Bürger zum Thema Verkehr ... Viele Teilnehmer fordern, dass Die Flächen westlich und östlich Der Volksfestplatz könnte durch eine Auf- sich die Aufenthaltsqualität für der Hauptstraße sind wenig vom wertung des Fußwegenetzes in die Innenstadt, Fußgänger in der Innenstadt erhöhen Pkw-Verkehr erschlossen. Dies wird von eine gute Ausschilderung und unter Umständen den müsste. Es wird kontrovers diskutiert, ob und vielen als Qualität wahrgenommen, da Bau einer Parkgarage besser als innerstädtischer Parkplatz in welchem Maß hierfür Flächen in Anspruch diese zentralen Bereiche sehr ruhig genutzt werden. Es wird vorgeschlagen, weitere Stell- genommen werden können, die bislang gelegen sind. plätze im Umkreis der Innenstadt für innerstädtisches Parken verstärkt anzubieten. vom Auto belegt sind. Die Innenstadt soll barrierefrei gestaltet werden. Dies In der Innenstadt könnten fuß- sei nicht nur für ältere Menschen läufig die meisten Erledigungen mit Rollator erforderlich, sondern gemacht werden. Einige Bürger wün- auch für Mütter mit Kinderwagen schen sich bessere Bedingungen für von Vorteil. Fußgänger in der Innenstadt. Generell wird ein besseres Miteinander von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern gewünscht. Die Belange von Fußgängern und Radfahrern sollen mehr berücksichtigt werden. Die Chancen einer Ergänzung des ÖPNV durch einen Citybus werden kontrovers diskutiert. Von vielen Teilnehmern wird die Parkplatzversorgung in der Innenstadt als vergleichsweise gut bewertet. Die gute Stellplatzsituation sei für viele Kunden ein Grund in Fürstenfeldbruck einzukaufen. Wie viele Stellplätze in welcher Lage in der Innenstadt erforderlich sind, Viele Teilnehmer gehen davon wird unterschiedlich bewertet: Einige Vertreter des aus, dass es auch mittelfristig auf vielen Handels sind der Meinung, dass Stellplätze in direktem Vor- innerstädtischen Straßen in Fürstenfeldbruck feld zu den Läden unbedingt notwendig seien, um den Kunden ein erhöhtes Pkw-Aufkommen geben wird. Deshalb an den Handelsstandort Fürstenfeldbruck zu binden. Andere Teil- sollen für den Bereich um den Viehmarkt Lösungen nehmer sind der Auffassung, dass bestimmte Wegelängen in gefunden werden, die auch bei einem stärkeren historischen Altstädten von Kunden akzeptiert würden, Verkehrsaufkommen auf den angrenzenden wenn die Qualität der öffentlichen Räume hoch Straßen funktionierten. sei. Seite 49 Zusammenfassung Verkehr Wegen der hohen Verkehrszahlen sind die innerstädtische Straßen von Fürstenfeldbruck heute im hohen Maße Verkehrstrassen. Die Straßen werden sowohl vom Durchgangsverkehr als auch von Fürstenfeldbrucker Autofahrern stark frequentiert. Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung von 2010 lassen darauf schließen, dass das Einkaufen mit dem Auto in Fürstenfeldbruck auch weiterhin wichtig sein wird. Vor allem Kunden aus dem Umland, die etwa ein Drittel der Kunden in Fürstenfeldbruck ausmachen, werden den Pkw auch mittelfristig für ihre Einkäufe nutzen. Die Funktionen des „Marktplatzes“ und Treffpunkt der Stadt mit guter Aufenthaltsqualität werden die historischen Straßenzüge durch das hohe Verkehrsaufkommen nur schwer gerecht. Eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger in diesen Bereichen ist sinnvoll, um den Einkaufsstandort mittelfristig zu stärken. Der Wunsch nach mehr oder gleichbleibend vielen Kundenstellplätzen steht dem Anliegen nach autofreien Aufenthaltsbereichen entgegen. Für die zur Verfügung stehenden Flächen muss genau abgewogen werden, ob sie fürs Pkw-Parken oder als Aufenthaltsfläche für Fußgängern genutzt werden sollen. Seite 50 Ziel der Planungen in der Innenstadt sollte es sein, das Miteinander von Pkw, Fußgänger und Radfahrer zu verbessern. Ein wichtiger Teilschritt hierzu ist die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit. Durch reduzierte Geschwindigkeiten wird das Nebeneinander von Pkws und Radfahrern auf der Straße sicherer. Das Queren der Straße wird für Fußgänger erleichtert. Durch die Ergänzung des innerstädtischen Fußwegenetzes abseits der stark befahrenen Straßen entsteht ein zweites Verbindungsnetz, das die zentralen Orte der Innenstadt verknüpft. Fußgänger gelangen auf verkehrsberuhigten Routen durch die Innenstadt. Ist dieses Wegenetz gut gekennzeichnet und durchgängig aufgebaut, so stellt es für die Besucher eine gute Alternative zu den Straßenbegleitenden Fußwegen dar. Mittelfristig kann ein Teil des Pkw-Verkehrs durch ein gut ausgebautes Angebot des ÖPNV verringert werden. Öffentlicher Personennahverkehr wird dann angenommen, wenn die Linienführung und Taktungen der Busse der Linien gut auf das Mobilitätsverhalten der Besucher und Bewohner der Stadt abgestimmt sind. Der Viehmarktplatz befindet sich in einer vom fahrenden Verkehr beruhigten Lage. Diese Qualität sollte auf jeden Fall erhalten und gestärkt werden. Die Ausgestaltung des Viehmarktplatzes kann unabhängig von den Maßnahmen zur Verkehrsoptimierung in der restlichen Innenstadt erfolgen. Bei der Ansiedlung von ergänzenden Angeboten auf dem Viehmarktplatz sollten jedoch die Auswirkungen der Verkehrssituation der gesamten Innenstadt berücksichtigt werden. Die Parkierung ist eine wichtige Frage zur Gestaltung des Viehmarktplatz. Ob auf öffentliche Stellplätze verzichtet werden kann hängt unter anderem davon ab, ob der Volksfestplatz in attraktiver Weise an die Innenstadt angebunden werden kann. Oberirdisches Parken in Teilbereichen des Viehmarktplatzes sollte bei den weiteren Planungen als Option geprüft werden. Eine Anfahrbarkeit der Nutzungen in Teilbereichen kann zur Belebung des Bereiches beitragen. Analyse Viehmarktplatz Seite 51 Bauliche Struktur am Viehmarktplatz Der Viehmarktplatz befindet sich am Rand der Fürstenfeldbrucker Innenstadt. Er liegt in unmittelbarer Nähe zur Pucher Straße im Norden und der Schöngeisinger Straße im Süden. Beide Straßen weisen auf Höhe des Viehmarktplatzes einen guten Besatz an Einzelhandel auf, so dass sich der Platz innerhalb der zentralen Handelslage der Innenstadt befindet. Im Nordwesten schließen unmittelbar an den Platz Wohnbauflächen in Einfamilien- und Doppelhausstruktur an. Besonders prägnant sind dabei die Straßenzüge mit den gut erhaltenen Villen der Gründerzeit. Durch seine Lage zwischen dem dicht bebauten Innenstadtkernbereich und der locker bebauten Wohngebiete kann der Viehmarktplatz einen Übergang bilden zwischen diesen unterschiedlichen Stadtbereichen. Seite 52 Die Bebauung am Viehmarktplatz ist sehr unterschiedlich in der Gebäudeausbildung, Höhe und der Gebäudestellung. Im Norden wird der Platz begrenzt durch eine viergeschossige Wohnbebauung mit kleineren Laden- und Gastronomieeinheiten im Erdgeschoss. Auffällig sind die vorgehängten Balkone der Wohnungen in den oberen Geschossen. Das Geschäftshaus an der Westkante prägt den Platz durch die markanten vertikalen Erker. Das Gebäude ist im Erdgeschoss als Arkade ausgebildet. Derzeit hat die Ladenpassage keinen Gegenüber, wodurch die Handelslage erschwert wird. Die Geschäftsgebäude auf dem südlichen Platz sind mit vielen Giebeln ausgebildet. In moderner Architektursprache versuchen diese, die dichte Gebäudestellung am Hauptplatz nachzubilden. Über markante Ecktürme werden Blickpunkte in den Wegeachsen geschaffen. Die alte Lederer-Villa steht in Verlängerung der Ludwigstraße. Sie stellt einen wichtigen Blickpunkt auf dem Platz dar, da sie auf die alte Villenstruktur in den angrenzenden Straßenzügen des Platzumfeldes verweist. Der Viehmarktplatz als innerstädtische Handelsfläche Die erdgeschossigen Lagen am südlichen Viehmarktplatz sind vor allem von Handelsnutzungen belegt. Besonders prägend ist der Spielwarenladen an der westlichen Platzkante, mit ca. 900m² Grundfläche stellt er eine der größeren Handelsflächen in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt dar. An der östlichen Platzkante befinden sich kleinere Ladenflächen (Grundflächen um 220m²). Die Gebäude am nördlichen Viehmarktplatz werden im Erdgeschoss stärker durch Dienstleistungen belegt. Zwar befinden sich in den Wohngebäuden an der nördlichen Platzkante eine kleine Ladeneinheit und eine Gastronomie, die sich zum Platz öffnen. Durch die vorgelagerten Gartenflächen und die Zufahrt der Tiefgarage sind diese Angebote jedoch wenig auf dem Platz präsent. Dem Geschäftsgebäude an der westlichen Platzkante fehlt ein bauliches Gegenüber, um eine Handelsnutzung etablieren zu können. In den Obergeschossen sind im südlichen Bereich des Platzes vor allem Dienstleistungen angesiedelt. Derzeit wird die Handelslage am Viehmarktplatz durch die räumliche Anordnung der Läden erschwert. Ladenpassagen haben kein „Gegenüber“. Da der Platz als Parkplatz genutzt wird, lädt er wenig zum Aufenthalt auf. Skizze Nutzungsangebote in den Erdgeschosslagen am Viehmarktplatz: Einzelhandel (orange), Dienstleistung (blau), Gastronomie (gelb) Seite 53 Freiräume am Viehmarktplatz Der Viehmarktplatz stellt einen zentral gelegenen Freiraum der Fürstenfeldbrucker Innenstadt dar. Neben den Bereichen an der Amper bildet er eine der wenigen unbebauten Flächen in der westlichen Innenstadt. Derzeit wird der Großteil der Fläche für Pkw-Stellplätze genutzt. Auf der gesamten Fläche werden 193 Stellplätze vorgehalten. Die gesamte Fläche ist vom Auto geprägt. Nur Randbereiche auf dem südlichen Platz und neben der Zufahrt von der Pucher Straße sind als Grünflächen angelegt. Hier sind einzelne kleinere Sitzbereiche angeordnet. Die kleinkronigen Bestandsbäume am Rand der südlichen Parkplatzfläche sind nur wenig raumbildend. Seite 54 Der südliche Viehmarktplatz wird als innerstädtischer Marktplatz genutzt. Hier findet der Wochenmarkt sowie der Weihnachtsmarkt statt. Wegen der hohen Dominanz des Pkw auf dem Platz ist der Viehmarktplatz als zentraler Marktplatz in der Innenstadt jedoch wenig präsent. Die nördliche Platzfläche liegt höher als der südliche Bereich. Durch die erhöhte Lage der nördlichen Fläche haben die hier abgestellten Pkw eine starke Wirkung. Die nördliche Platzkante wird von Gärten begrenzt. Die verschachtelten Nebengebäude in unterschiedlicher Ausformung bilden keine urban geprägte Platzkante. Die Wege laufen sternförmig auf den Platz zusammen. Dies bildet eine gute Voraussetzung für die Ausbildung eines fußläufig frequentierten Innenstadtbereiches. Einige der vorhandenen Wegeverbindungen weisen derzeit bereits eine besondere Markanz auf. Der nördliche Abschnitt der Viehmarktstraße lässt durch seine Blickachsen zum Kloster und den gewundenen Straßenverlauf die ehemalige Wegeführung zum Kloster erahnen. Der südliche Abschnitt der Viehmarktstraße ist als innerstädtische Gasse ausgebildet. Durch die fehlende Bebauung auf der östlichen Wegekante verliert die Straße an Flair. Proportion des Viehmarktplatzes Mit einer Fläche von knapp 7.600 m² ist der Viehmarktplatz für einen innerstädtischen Platz einer mittelgroßen Stadt vergleichsweise groß. Er nimmt etwa die Fläche des Marienplatzes in München ein. Im Vergleich zum Marienplatz sind die den Platz umgebenden Gebäude am Viehmarktplatz mit zwei bis vier Geschossen eher niedrig. Die Gebäudestruktur am Platz ist heterogen. In Teilen ist die den Platz umgrenzende Bebauungskante nicht geschlossen. Derzeit nehmen die parkenden Autos einen Großteil der Fläche ein, sie „füllen“ den Platz räumlich. Fallen diese weg, wird die mangelnde Raumfassung des Platzes in seiner derzeitigen Proportion deutlich. Das Größenverhältnis von Platzfläche, Höhe und Ausbildung der Gebäudekante entspricht nicht einem urban geprägten Stadtraum. Würde der Viehmarktplatz ohne eine bauliche Ergänzung gestaltet, so werden räumliche Elemente im Freiraum erforderlich, um die fehlende Fassung des Platzes zu ermöglichen. Abhängigkeit von Platzgröße und Gebäudehöhe Die Größe eines innerstädtischen Platzes wird stark über das Verhältnis von freier Fläche zur Höhe der umgebenden Platzkanten wahrgenommen. Je höher und markanter die Gebäude am Platz sind, desto mehr freie Fläche wird im Vorfeld erforderlich, um den Eindruck einer „freien Fläche“ zu erwecken. Ein Platz, dessen Größe in etwa der Höhe der umgebenden Gebäude mal fünf entspricht, wird vom Betrachter als von den Fassaden räumlich gefasst wahrgenommen. Die am Platz angrenzenden Fassaden werden von jeder Stelle auf dem Platz als Raumkanten erkannt. Übersteigt die Größe des Platzes dieses Größenverhältnis deutlich, so erlebt der Betrachter den Platz nicht mehr als von allen Seiten gefasst. Die Fläche wird dann unter Umständen nicht mehr als von baulichen Kanten gefasster Platz, sondern als „großräumiger Freiraum“ wahrgenommen. Über Freiraumelemente kann die fehlende räumliche Fassung geschaffen werden. Seite 55 Das sagen die Bürger zur Entwicklung des Viehmarktplatzes ... Der Platz soll mit Die überwiegende Zahl Der neue Viehmarktplatz soll „Grüninseln“ und Großbäu- der Teilnehmer kann sich eine ein Treffpunkt für alle Generatio- men gestaltet werden. Eine flächi- Bebauung auf dem Viehmarktplatz durchaus nen werden. Die Fläche soll barrierefrei ge „Grünfläche“ mit Rasen wird vorstellen. Einigkeit besteht darüber, dass nur der ausgestaltet werden und Platz für alle Bevöl- nicht gewünscht. nördliche Teil des Viehmarktplatzes für eine Bebau- kerungsgruppen bieten. Der neue Platz soll eine ung genutzt werden sollte. Der südliche Bereich hohe Aufenthaltsqualität mit innerstädtischem soll auf jeden Fall als freier Platz zur Verfü- Flair erhalten und durch seine markante und Kontrovers wird diskutiert, wel- einprägsame Gestaltung den Standort ches Maß an Bebauung sinnvoll ist: Einige Fürstenfeldbruck prägen. Teilnehmer halten am Konzept der bestehenden Planung fest. Einige Teilnehmer können sich ein Geschäftsgebäude in kleinerem Umfang vorstellen. Viele Teilnehmer sprechen sich für eine Markthalle aus. Einige Teilnehmer wollen eine möglichst reduzierte Bebauung im Norden, die nur die Rückseite der Bebauung an der Pucher Straße ab- Ob auf dem Platz auch öffentliche Stellplätze schirmt. Einige Teilnehmer wollen keine Bebauung auf dem Viehmarktplatz. gung stehen. Der Platz soll als belebte Mitte der Stadt ausgestaltet werden. Hier sollen Stadtfeste und Märkte stattfinden. Daneben sollen auch kulturelle Veranstaltungen auf dem Platz ermöglicht werden (unter Umständen durch den Bau einer Bühne auf dem Platz). angesiedelt werden, wird unterschiedlich gewertet. Die Fläche soll jedoch auf jeden Fall verkehrsberuhigt ausgebildet sein. Ob auf eine Tiefgarage mit öffentlichen Stellplätzen verzichtet werden kann, hängt auch mit dem Stellplatzkonzept für die gesamte Stadt im Zusammenhang. Vor allem die stärkere Nutzung des Volksfestplatzes als innenstadtnaher Parkplatz wird hier angeführt. Seite 56 Es sollen auf dem Platz Spielmöglichkeiten angeboten werden, allerdings ist damit kein konventioneller Spielplatz gemeint. Vielmehr sollen bespielbare Freiraumelemente vorgesehen werden (Brunnen, Skulptur, Wasserlauf, etc.).Spezielle Angebote wie Jugendsport (Skaten) oder Seniorenbewegungselemente sollen auf dem Platz nicht angesiedelt werden. Zusammenfassung Entwicklung Viehmarktplatz Zentrales Ziel der Planung ist die Schaffung eines belebten, vielfältig genutzten Platzes, der von vielen Bewohnern und Besuchern der Stadt gerne aufgesucht wird. Die Lage des Viehmarktplatzes abseits der Hauptverkehrsrouten in zentraler innerstädtischer Lage bieten eine gute Chance zur Ausbildung eines urbanen Stadtplatzes mit hoher Aufenthaltsqualität. Mit der geplanten Ergänzung des Wegenetzes wird er fußläufig gut an die angrenzenden Quartiere angebunden. Um eine vielfältige Nutzung auf dem neu zu gestaltenden Platz zu ermöglichen, sollten die verschiedenen Bereiche des Viehmarktplatzes sorgfältig ausgebildet werden. So entstehen Freiräume mit unterschiedlichen Qualitäten, die für unterschiedliche Nutzungen und in verschiedenen Jahreszeiten aufgesucht werden können. Neben der Angebote für Gastronomie und Handel sind auch solche Freiraumnutzungen notwendig, die den Platz zum allgemeinen Treffpunkt machen. Ergänzende Angebote aus dem Bereich Kunst / Kultur können das Spektrum in guter Weise ergänzen und die Prägnanz des Platzes stärken. Die Stärkung der Marktnutzung ist wichtiges Ziel für den Viehmarktplatz, da sie eine Möglichkeit bietet, den Standort Innenstadt in seiner Besonderheit zu prägen. Ein Markt ist auf dem Viehmarktplatz in unterschiedlichen Formen denkbar: als erweiterter Wochenmarkt, in festen Marktständen und Pavillons oder in einem Markthallengebäude. Die geeignete Ausprägung des Marktes muss in einer vertiefenden Untersuchung erarbeitet werden. Eine bauliche Ergänzung auf dem Platz sollte zur Aufwertung des Viehmarktplatzes führen. Lage und Höhe des neuen Gebäudes sollten darauf abgestimmt werden, dass der innerstädtische Platz eine gute räumliche Proportion hat und entsprechend den verschiedenen Anforderungen nutzbar ist. Für das zu ergänzende Gebäude wurde keine zwingend für die Innenstadt erforderliche Nutzung gefunden. Die neuen Angebote sollen den Platz beleben und den vorhandenen Handel stärken. Die endgültige Ausformung eines neuen Gebäudes kann erst definiert werden, wenn das Nutzungsspektrum erarbeitet wurde. Die Unterschiedlichkeit der Stadträume und Baustrukturen ist am Viehmarktplatz bis heute ablesbar. Diese Heterogenität kann als Besonderheit gewertet werden. Sie bietet die Chance für einen vielschichtig belebten Stadtraum und sollte auch mit der neuen Planung erhalten bleiben. So sollte die Villa als Blickpunkt und Endpunkt der Ludwigstraße räumlich erlebbar bleiben. Die ergänzenden Wohnbebauungen zwischen Platz und Hauptstraße werden den Charakter der westlichen Innenstadt stark prägen und müssen in die Überlegungen zur Neugestaltung des Viehmarktes einbezogen werden. Ein Beispiel für einen innerstädtischen Platz könnte der Wiener Platz in München darstellen. Auch dieser Platz liegt am Rand der innerstädtischen Flächen. Die angrenzende Bebauung ist heterogen und nur in Teilen geschlossen. Dennoch weist der Platz durch seine Ausbildung und Nutzung innerstädtischen Flair auf. Auf der Fläche befinden sich feste Marktstände, Freischankflächen, ein Brunnen und verschiedene Sitzbereiche unter großkronigen Bäume prägen den Raum. Die differenzierte und zum Teil kleinteilige Nutzungsmischung bedingt einen lebendigen und unterschiedlich genutzten Stadtplatz. Seite 57 Seite 58 Untersuchung zur Auswirkung neuer Raumkanten auf den Platz Um aufzuzeigen, welche räumlichen Auswirkungen eine bauliche Entwicklung auf den Viehmarktplatz haben kann, werden vier grundsätzliche Möglichkeiten einer Bebauung untersucht. Alle untersuchten Szenarien gehen davon aus, dass eine bauliche Entwicklung nur auf dem nördlichen Teil des Viehmarktplatzes in Frage kommt. Dies war Konsens in allen bisherigen Gesprächen in der Stadt. Jede der vier Szenarien wird hinsichtlich des Größenverhältnisses von den bestehenden und einem ergänzenden Gebäude zum dadurch entstehenden Platz und seinen Raumkanten untersucht. Die skizzenhafte Darstellung eines möglichen planerischen Umgangs vermittelt einen ersten Eindruck, wie der Platz im Kontext des jeweiligen Szenarios ausgebildet werden könnte. Zum Vergleich wird im ersten Szenario die im Bürgerbegehren abgelehnte Planung eines Wohn- und Geschäftshauses dargestellt. Die Untersuchung bezieht sich auf Lage und Situierung einer möglichen Bebauung auf dem Platz. Anmerkungen zu Gebäudegrößen und -nutzungen werden nur dann gegeben, wenn die untersuchte Gebäudegröße Auswirkungen auf das mögliche Nutzungsspektrum am Viehmarktplatz gibt. Seite 59 Szenario 1 Die vorhandene Planung eines Wohn- und Geschäftshauses (Stand 2011) sieht ein ergänzendes Gebäude vor, das nördlich an der Kante zur Ludwigstraße anschließt. Das neue Gebäude orientiert sich mit seinen Schaufensterflächen nach Süden und Westen. An der westlichen Kante entsteht zu dem bestehenden Geschäftshaus eine Passage. Das Gebäude hat eine Grundfläche von ca. 2000 m2. Im Gebäude sind zwei großflächige Einzelhandelsnutzungen auf zwei Geschossen und ein Café im Erdgeschoss geplant. In den Obergeschossen ist eine Wohnnutzung vorgesehen. Der Bereich zwischen der Südfassade des neuen Gebäudes und der Ludwigstraße bietet besondere Potentiale zum Aufenthalt. Die Fläche ist das ganze Jahr über besonnt, zudem hat man von hier einen weiten Blick auf den gesamten Platz. Da das neue Gebäude sehr nah an die Ludwigstraße gestellt wird, entsteht hier nur ein sehr schmaler Streifen für Freischankflächen und Aufenthaltsbereiche. Die Größe des Gebäudes und die intensive Nutzung machen eine große Tiefgarage nötig, die sich über die gesamte Fläche des Platzes erstreckt. Neben den für die neuen Nutzungen erforderlichen Stellplätze werden 25 öffentliche Stellplätze bereitgestellt. Das neue Gebäude fasst den südlichen Bereich des Viehmarktplatzes durch eine bauliche Kante. Das Gebäude steht direkt an der Ludwigstraße. Es entsteht ein durch die Gebäude gefasster Platz, der stark von den Fassaden geprägt ist. Die Villa, die derzeit einen besonderen Blickpunkt des Viehmarktplatzes darstellt, ist nicht mehr sichtbar und rückt in den Hintergrund. Die großflächige Tiefgarage nimmt weite Teile des südlichen Viehmarktplatzes ein. Wegen der flächigen Ausbildung der Tiefgarage wurden die Bäume vor allem an den Rändern des neuen Platzes positioniert. Eine kleine Grünfläche befindet sich in der südwestlichen Ecke des Platzes. „Durch die Größe des Gebäudes bleibt nur wenig Fläche für einen öffentlichen Platz.“ Seite 60 Szenario 2 Wird der Viehmarktplatz gänzlich ohne ergänzendes Gebäude gestaltet, so bleibt mit 130m Länge und einer Breite von 53 bzw. 89m eine sehr große freie Fläche. Durch die den Platz umgrenzende Bebauung wird ein Platz in dieser Größe nicht ausreichend gefasst. Die Gebäudereihe entlang der Pucher Straße bildet die nördliche Raumkante. Mit ihren vorgelagerten Gärten schafft diese in der derzeitigen Ausprägung nur bedingt eine innerstädtische Platzkante. Durch die fehlende Bebauung ist die Ausbildung eines großzügigen Freiraumes möglich. Die gesamte Fläche steht für eine neue Freiraumnutzung zur Verfügung. Räumlich zerfällt der Platz in eine nördliche und eine südliche Teilfläche. Dies wird unterstützt durch das unterschiedliche Höhenniveau der beiden Teilflächen. Um die räumlichen Proportionen eines Stadtplatzes zu schaffen wird es sinnvoll, die Fläche in zwei Teilbereiche zu gliedern. Der nördliche Viehmarktplatz kann als „grüner Platz“ ausgebildet werden, mit Bäumen und einer Rasenfläche. Der südliche Viehmarktplatz wird zum „steinernen Platz“, er bietet Raum für Märkte und Freischankflächen. Durch die offene Gestaltung des Viehmarktplatzes können viele unterschiedliche Freiraumnutzungen auf dem Platz angesiedelt werden. Der Platz übernimmt neben der Funktion eines urbanen Stadtplatzes auch die Rolle einer kleinen Parkfläche. Es stellt sich dabei jedoch die Frage, ob die Nutzungen des „grünen Platzes“ nicht auch in dem nahe gelegenen Stadtpark angesiedelt werden könnten. „Durch die fehlende nördliche Raumkante wirkt der Platz als sehr große freie Fläche.“ Seite 61 Szenario 3 Als sehr reduzierte ergänzende Bebauung könnte ein Gebäuderiegel als neue nördliche Platzkante errichtet werden. Das dargestellte neue Gebäude mit einer Tiefe von 14m hat eine Grundfläche von ca. 770m². Im Erdgeschoss des Neubaus sind kleinere Ladenflächen möglich. Allerdings liegt das neue Gebäude in relativ weitem Abstand zu den belebten Bereichen im Süden des Platzes. Die Lage und die geringe Gebäudetiefe legen statt einer Handelsnutzung eher eine Wohn-/Büronutzung nahe. Der Neubau schafft eine weitläufige freie Fläche. Der neue Platz hat eine Länge von über 90m. Durch die zurückgesetzte Lage des neuen Gebäudes ist die Ausbildung eines großzügigen Freiraumes möglich. Es bleibt fraglich, ob die umgrenzenden Gebäude bei dieser Platzgröße eine angenehme räumliche Fassung schaffen können. Unter Umständen wirkt das neue Gebäude im Norden vom südlichen Platz aus gesehen nicht mehr raumbildend. In diesem Fall würde der Platz visuell in zwei Teilflächen zerfallen. Es wäre denkbar, den Bereich zwischen Neubau und Zufahrt in Verlängerung der Ludwigstraße als Teilfläche zu gestalten. Dies ist auch deshalb gut vorstellbar, da der nördliche Gebäuderiegel im Gelände höher sitzt als der südliche Platz. Über die Gliederung der Gesamtfläche in mehrere Teilflächen wäre auch eine Verstärkung der nördlichen Raumkante möglich. Die räumliche Fassung des Platzes erfolgt über raumbildende Freiraumelemente. „Durch das sehr schmale Gebäude entsteht ein großzügiges Gebäudevorfeld.“ Seite 62 Szenario 4 In Szenario 4 wird eine bauliche Ergänzung eines Gebäudes untersucht, das durch seine Gebäudetiefe eine Geschäftsnutzung ermöglicht, in seinem Ausmaßen jedoch kleiner dimensioniert ist als im Szenario 1. Das Gebäude bietet mit einer Gebäudetiefe von 28m und einer Grundfläche von 1.400m² ausreichend Platz für eine größere Einzelhandelsnutzung in Kombination mit Gastronomie im Erdgeschoss. Als Alternative wäre die Anordnung einer Markthalle denkbar. Wie in Szenario 1 wird die nördliche Platzkante durch die Lage des ergänzenden Gebäude gefasst. Allerdings wird die ergänzende Bebauung von der Ludwigstraße weiter zurückgesetzt. So entsteht ein großzügiger Freibereich entlang der südlichen Fassadenkante. Er bietet genügend Platz für Freischankflächen und sonnige Aufenthaltsbereiche. Die Villa bleibt von der Ludwigstraße aus sichtbar. Die räumliche Verschränkung des Hauptplatzes mit den Seitenräumen bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Teilflächen auszubilden. Westlich des neuen Gebäudes entsteht eine Passage zum bestehenden Geschäftsgebäude. Das Vorfeld der Villa könnte als „grüne“ Fläche ausgestaltet werden. Durch die zurückgesetzte Lage des neuen Gebäudes bleibt auf dem neuen Platz ausreichend Raum für eine „grüne Insel“, evtl. mit Großbäumen und festen Marktständen. „Das Gebäude bietet Flächen für eine gewerbliche Nutzung und lässt Raum für einen öffentlichen Platz.“ Seite 63
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