74 Exotische Nüsse und Nussartige Neulinge unter den Nüssen Noch zwei sehr seltene „Nuss-Arten“ gehören zu der weniger bekannten Pflanzenfamilie der Burseragewächse (Burseraceae). Zu ihnen zählen zwei Gattungen, aus deren Wundsaft Weihrauch und Myrrhe gewonnen werden. Die hier beschriebenen Arten bringen nussartige Samen hervor. Sie werden bisher nur in ihren Heimatländern kultiviert, könnten sich aber in Zukunft aufgrund ihres feinen Aromas und der guten Qualität durchaus auf dem Weltmarkt etablieren, wenn die Vermarktung entsprechend erfolgt. Javanuss (Canarium indicum) Die Javanuss ist ein aus Südostasien stammender, bis zu 40 Meter hoher immergrüner, zweihäusiger Baum mit sehr großen gefiederten, dekorativen Blättern. Mittlerweile werden Javanüsse auch in anderen Regionen der Tropen angebaut. Die Steinfrüchte sind eiförmig oder kugelig, werden 4 bis 6 cm groß und besitzen eine glänzende, grünliche Schale. Die Samen haben einen dreieckig geformten Querschnitt. In Südostasien gelten die – bei uns als Javanüsse bezeichneten – Samen mit ihrem feinen, mandelartigen Aroma als Delikatesse. Getrocknet können sie über Monate gelagert werden. Die Samen werden aber auch gemahlen und mit zerstoßenem Taro und Kokoscreme Aha! Der die Pilinüsse hervorbringende Baum ist sehr vielseitig nutzbar. Er wird gern als Begrenzung genutzt. Das Holz wird als Brennholz sowie als Bauund Möbelholz verwendet. Aus dem Harz lassen sich Substanzen gewinnen, die in der pharmazeutischen Industrie Verwendung finden. Junge Schösslinge dieses Baumes können sogar zu Gemüse verarbeitet werden. In gut sortierten Samenhandlungen kann man Samen von verschiedenen Canarium-Arten bestellen und somit aus ihnen dekorative Zimmerpflanzen selbst heranziehen. Sie eignen sich als Kübelpflanze für beheizte Wintergärten und können im Sommer auch auf die Terrasse gestellt werden. vermischt verzehrt. Ebenso wird aus ihnen auch wertvolles Speiseöl gewonnen. Deshalb wird diese Pflanze auch manchmal als Javaolive bezeichnet. Aus dem Stamm der Bäume wird ein weißliches Harz gewonnen, das in der Parfumindustrie und bei der Herstellung von Lacken und Farben verwendet wird. Aus dem Harz wird auch Öl gewonnen, das in der Kosmetikindustrie und zur Herstellung von Seife verwendet wird. Pilinuss (Canarium ovatum) Noch etwas populärer und vielleicht schon bald auf dem Weg zum Weltmarkt ist die Pilinuss. Sie wird vor allem auf den Philippinen angebaut, wo sie heute schon ein wichtiges Nahrungsmittel ist. Der bis zu 30 Meter hohe, immergrüne, ebenfalls zweihäusige Baum trägt etwa ab dem sechsten Jahr Früchte. Nach der Befruchtung der Blüten benötigen die Früchte zwölf Monate bis zur Reife. Um an die Pilinüsse zu gelangen, werden die Steinfrüchte in heißes Wasser getaucht. Anschließend wird mit einem speziellen Messer die Schale gelöst, um an die eigentliche Nuss, den Samen, heranzukommen. Nuss-Neulinge Das grünliche Fruchtfleisch der 4 bis 7 cm langen Früchte kann gekocht verzehrt werden und erinnert etwas an den Geschmack von Süßkartoffeln. Die Samen sind wie bei der Javanuss dreikantig geformt. Die gerösteten und gezuckerten Samen werden in ihren Erzeugerländern regelmäßig angeboten und haben einen sehr guten Geschmack. Rohe Nüsse sollen etwas an den Geschmack gerösteter Kürbiskerne erinnern. Pilinüsse sind reich an Proteinen, Kalium und Magnesium. Der Fettgehalt liegt bei ungefähr 70 Prozent. Aus den Pilinüssen werden auch verschiedene Süßspeisen zubereitet und sogar eine Art Marzipan hergestellt. Das aus den Samen gewonnene Öl ist leicht gelblich gefärbt und besitzt eine ähnliche Qualität wie Olivenöl. Safu (Dacryodes edulis) Ebenso wie die Pilinuss gehört auch die Safu zur Familie der Burseragewächse. Allerdings werden bei der Safu nicht die nussähnlichen Samen verwendet, sondern das Fruchtfleisch. Das Aussehen und der relativ hohe Fettgehalt des Fruchtfleisches (etwa 22 Prozent) erinnern an eine Avocado. Die Safu wird nur in Afrika kultiviert. Das Haupterzeugerland ist Kamerun. Wild wachsende Bäume können bis zu 30 Meter hoch werden. Kulturpflanzen erreichen aber meist nur eine Höhe von 15 Meter. Die immergrünen Laubbäume können bis zu 100 Jahre alt werden. Die Früchte der kultivierten Bäume sind etwas größer als von wild wachsenden Bäumen und besitzen einen kleineren Kern. Sie sind länglich oval und werden 6 bis 9 cm lang mit einem Durchmesser von 3 bis 4 cm. Die Schale kann Aha! Obwohl die Safu gut zum Verzehr geeignet ist, wird sie in Afrika hauptsächlich zur Ölherstellung angebaut. Die Bäume bieten aber auch ökologische Vorteile, da sie den Boden vor Erosion bewahren, die in vielen tropischen Regionen ein Umweltproblem darstellt. Canarium harveyi ist eine enge Verwandte von Javanuss und Pilinuss. von rosa über violett bis blau gefärbt sein. Die Schale, das Fruchtfleisch und das Häutchen, das den mehrteiligen Kern umhüllt, können verzehrt werden. Die Samen sind nicht genießbar. In Afrika wird die Safu meist gegart gegessen. Sie wird entweder in Wasser gekocht, auf Glut gebraten oder im Ofen gebacken. Man kann das Fruchtfleisch aber auch roh verzehren. Hierfür muss man die Safu bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit – zum Beispiel in einer dicht schließenden, angefeuchteten Plastiktüte – nachreifen lassen. Denn baumreife Früchte sind noch sehr hart. Sobald die Safu auf Fingerdruck nachgibt, beginnt die Genussreife. Das cremige Fruchtfleisch schmeckt zunächst leicht säuerlich. Wird das Fruchtfleisch noch weicher, beginnt es sich ebenso wie die Schale leicht braun zu verfärben. Dann verschwindet die Säure und der Geschmack wird kräftiger. Nun sollte man die Früchte trocknen lassen. Mit zunehmender Trocknung wird das Aroma immer intensiver und erinnert etwas an Salami. Die Safu ist zum Trocknen sehr gut geeignet und lässt sich in diesem Zustand sehr lange aufbewahren. 75
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