Neulinge unter den Nüssen

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Exotische Nüsse und Nussartige
Neulinge unter den Nüssen
Noch zwei sehr seltene „Nuss-Arten“ gehören zu der weniger bekannten
Pflanzenfamilie der Burseragewächse (Burseraceae). Zu ihnen zählen zwei
Gattungen, aus deren Wundsaft Weihrauch und Myrrhe gewonnen werden.
Die hier beschriebenen Arten bringen nussartige
Samen hervor. Sie werden bisher nur in ihren
Heimatländern kultiviert, könnten sich aber in
Zukunft aufgrund ihres feinen Aromas und der
guten Qualität durchaus auf dem Weltmarkt
etablieren, wenn die Vermarktung entsprechend
erfolgt.
Javanuss (Canarium indicum)
Die Javanuss ist ein aus Südostasien stammender, bis zu 40 Meter hoher immergrüner, zweihäusiger Baum mit sehr großen gefiederten,
dekorativen Blättern. Mittlerweile werden Javanüsse auch in anderen Regionen der Tropen
angebaut.
Die Steinfrüchte sind eiförmig oder kugelig,
werden 4 bis 6 cm groß und besitzen eine
glänzende, grünliche Schale. Die Samen haben
einen dreieckig geformten Querschnitt.
In Südostasien gelten die – bei uns als Javanüsse bezeichneten – Samen mit ihrem feinen,
mandelartigen Aroma als Delikatesse.
Getrocknet können sie über Monate gelagert
werden. Die Samen werden aber auch gemahlen
und mit zerstoßenem Taro und Kokoscreme
Aha!
Der die Pilinüsse hervorbringende
Baum ist sehr vielseitig nutzbar. Er
wird gern als Begrenzung genutzt. Das
Holz wird als Brennholz sowie als Bauund Möbelholz verwendet.
Aus dem Harz lassen sich Substanzen
gewinnen, die in der pharmazeutischen
Industrie Verwendung finden. Junge
Schösslinge dieses Baumes können sogar
zu Gemüse verarbeitet werden.
In gut sortierten Samenhandlungen kann man Samen von verschiedenen Canarium-Arten bestellen
und somit aus ihnen dekorative Zimmerpflanzen selbst heranziehen.
Sie eignen sich als Kübelpflanze für
beheizte Wintergärten und können im
Sommer auch auf die Terrasse gestellt
werden.
vermischt verzehrt. Ebenso wird aus ihnen auch
wertvolles Speiseöl gewonnen. Deshalb wird
diese Pflanze auch manchmal als Javaolive bezeichnet.
Aus dem Stamm der Bäume wird ein weißliches
Harz gewonnen, das in der Parfumindustrie
und bei der Herstellung von Lacken und Farben
verwendet wird. Aus dem Harz wird auch Öl
gewonnen, das in der Kosmetikindustrie und zur
Herstellung von Seife verwendet wird.
Pilinuss (Canarium ovatum)
Noch etwas populärer und vielleicht schon bald
auf dem Weg zum Weltmarkt ist die Pilinuss.
Sie wird vor allem auf den Philippinen angebaut,
wo sie heute schon ein wichtiges Nahrungsmittel ist.
Der bis zu 30 Meter hohe, immergrüne,
ebenfalls zweihäusige Baum trägt etwa ab dem
sechsten Jahr Früchte. Nach der Befruchtung der
Blüten benötigen die Früchte zwölf Monate bis
zur Reife.
Um an die Pilinüsse zu gelangen, werden die
Steinfrüchte in heißes Wasser getaucht. Anschließend wird mit einem speziellen Messer die
Schale gelöst, um an die eigentliche Nuss, den
Samen, heranzukommen.
Nuss-Neulinge
Das grünliche Fruchtfleisch der 4 bis 7 cm langen
Früchte kann gekocht verzehrt werden und erinnert etwas an den Geschmack von Süßkartoffeln. Die Samen sind wie bei der Javanuss dreikantig geformt. Die gerösteten und gezuckerten
Samen werden in ihren Erzeugerländern regelmäßig angeboten und haben einen sehr guten
Geschmack. Rohe Nüsse sollen etwas an den
Geschmack gerösteter Kürbiskerne erinnern.
Pilinüsse sind reich an Proteinen, Kalium und
Magnesium. Der Fettgehalt liegt bei ungefähr
70 Prozent. Aus den Pilinüssen werden auch
verschiedene Süßspeisen zubereitet und sogar
eine Art Marzipan hergestellt.
Das aus den Samen gewonnene Öl ist leicht
gelblich gefärbt und besitzt eine ähnliche Qualität wie Olivenöl.
Safu (Dacryodes edulis)
Ebenso wie die Pilinuss gehört auch die Safu
zur Familie der Burseragewächse. Allerdings
werden bei der Safu nicht die nussähnlichen
Samen verwendet, sondern das Fruchtfleisch.
Das Aussehen und der relativ hohe Fettgehalt
des Fruchtfleisches (etwa 22 Prozent) erinnern an
eine Avocado.
Die Safu wird nur in Afrika kultiviert. Das Haupterzeugerland ist Kamerun. Wild wachsende
Bäume können bis zu 30 Meter hoch werden.
Kulturpflanzen erreichen aber meist nur eine
Höhe von 15 Meter. Die immergrünen Laubbäume können bis zu 100 Jahre alt werden.
Die Früchte der kultivierten Bäume sind etwas
größer als von wild wachsenden Bäumen und
besitzen einen kleineren Kern. Sie sind länglich
oval und werden 6 bis 9 cm lang mit einem
Durchmesser von 3 bis 4 cm. Die Schale kann
Aha!
Obwohl die Safu gut zum Verzehr
geeignet ist, wird sie in Afrika
hauptsächlich zur Ölherstellung angebaut.
Die Bäume bieten aber auch ökologische
Vorteile, da sie den Boden vor Erosion bewahren, die in vielen tropischen Regionen
ein Umweltproblem darstellt.
Canarium harveyi ist eine enge Verwandte von Javanuss und
Pilinuss.
von rosa über violett bis blau gefärbt sein. Die
Schale, das Fruchtfleisch und das Häutchen, das
den mehrteiligen Kern umhüllt, können verzehrt
werden. Die Samen sind nicht genießbar.
In Afrika wird die Safu meist gegart gegessen.
Sie wird entweder in Wasser gekocht, auf Glut
gebraten oder im Ofen gebacken. Man kann das
Fruchtfleisch aber auch roh verzehren. Hierfür
muss man die Safu bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit – zum Beispiel in einer dicht schließenden, angefeuchteten Plastiktüte – nachreifen
lassen. Denn baumreife Früchte sind noch sehr
hart.
Sobald die Safu auf Fingerdruck nachgibt,
beginnt die Genussreife. Das cremige Fruchtfleisch schmeckt zunächst leicht säuerlich.
Wird das Fruchtfleisch noch weicher, beginnt
es sich ebenso wie die Schale leicht braun zu
verfärben. Dann verschwindet die Säure und
der Geschmack wird kräftiger. Nun sollte man
die Früchte trocknen lassen. Mit zunehmender
Trocknung wird das Aroma immer intensiver
und erinnert etwas an Salami. Die Safu ist zum
Trocknen sehr gut geeignet und lässt sich in
diesem Zustand sehr lange aufbewahren.
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