70. Wallfahrt der deutschen Heimatvertriebenen nach Vierzehnheiligen (Seite 5) Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Reicenberger Zeitung 154. Jahrgang HEIMATBOTE Jahrgang 67 | Folge 38 | 2,80 EUR · 70 CZK | München, 18. September 2015 VOLKSBOTE Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail [email protected] B 6543 � Bayerischer Gedenktag für die Opfer von Vertreibung und Deportation / Sudetendeutsche fordern strafbewehrtes UNO-Vertreibungsverbot / Müller lobt „Integrationswunder“ Unsere Solidarität gilt den heute Betroffenen Wenn das Schirmland Bayern jeweils am zweiten Sonntag im September der Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation gedenkt, sind – anders als in manchen anderen deutschen und europäischen Hauptstädten – nicht die dabei Umgekommenen gemeint, sondern alle Betroffenen. D er Festakt zum zweiten Gedenktag seit 2014 fand in der Allerheiligen-Hofkirche statt, die zur Münchener Residenz gehört und bis 2003 als Denkmal der Kriegszerstörungen so weit wiederaufgebaut wurde, daß in ihr Konzerte und Vorträge veranstaltet werden können. Zwei von vielen bemerkenswerten Aussagen verdienen es, herausgestellt zu werden: „70 Jahre Kriegsende bedeuten auch 70 Jahre Beginn von Flucht und Vertreibung... Ich sage ganz deutlich: Die Vertreibung der Deutschen aus ihrer angestammten Heimat im Osten war vor der Geschichte ein großes und schweres Unrecht, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ So Kultus- und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle. Er vertrat den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der wegen des aktuellen Flüchtlingszustroms in Berlin war. Und Bayerns BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer: „Unsere Solidarität gilt heute denen, deren Schicksal niemand besser nachvollziehen kann als die deutschen Heimatvertriebenen.“ Zu Beginn waren Ausschnitte aus einer ZDF-Dokumentation über die Vertreibung eingespielt worden. „Es fällt schwer, nach diesem Filmbeitrag die richtigen Worte zu finden“, begann Ludwig Spaenle. „Wer erlebt hat, was sich hinter den nüchternen Begriffen Flucht und Vertreibung verbirgt, wird dies nie vergessen.“ An die nationalsozialistischen Verbrechen habe man heuer an vielen Orten schmerzhaft erinnert. „Unser Auftrag ist, aus dieser Erfahrung Lehren für die Zukunft zu ziehen.“ Jetzt gelte es aber auch, derjenigen zu gedenken, die Rache und Vergeltung dafür erlitten hätten. „Am Ende waren mindestens zwei Millionen Tote zu beklagen.“ Wenn man in die Familien hineinschaue, gehe es um schreckliche Schicksale, um physische und seelische Wunden. Er sei den Landtagskollegen dankbar, die den Anstoß gegeben hätten, diesen bayerischen Gedenktag ins Leben zu rufen. Und er sei froh, daß auch der Bund diesem Beispiel heuer erstmals gefolgt sei. Und daß die deutschen Heimatvertriebenen trotz ihres schweren Schicksals den Gedanken von Frieden und Versöhnung in Bayern, Deutschland und Europa gelebt und gestaltet hätten. Spaenle: „Man hat Ihnen die Heimat genommen, aber Sie haben sich Ihre Identität, Ihre Würde und Ihren Stolz nicht nehmen lassen. Mehr noch: Sie erklären uns, was es bedeutet, diese Heimat im Herzen mitzunehmen. Mit diesem Schatz haben Sie unser Land in ganz besonderer Weise vorangebracht.“ Daß sich Bayern seit Jahrzehnten erkenntlich zeigt, ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Spaenle: „Mit dem Sudetendeutschen Museum werden wir einen Ort der Erinnerung und Begegnung schaffen. Wir werden ihn in staatlicher Obhut errichten, und in einem Museum dokumentieren, was in den vergangenen Jahrzehnten die Heimatvertriebenen – nicht nur die aus Böhmen – geleistet haben, um das Anknüpfen politischer Fäden zu ermöglichen, ohne ihr Heimatrecht aufzugeben.“ Die aktuellen Zukunftsfragen werde man nur gemeinsam bewältigen: „So darf ich Sie alle bitten, wie Sie es seit Jahrzehnten tun, stark für ein Europa der Versöhnung und Solidarität einzutreten, Zeichen zu setzen gegen Gewalt und Vertreibung, die Erinnerung wachzuhalten und den jungen Generationen diese Heimat im Herzen mitzugeben.“ Für den Bund der Vertriebenen sprach dessen Vizepräsident und bayerischer Landesvorsitzender Christian Knauer. Er dankte dem Ministerpräsidenten, der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Landtag für das Zeichen des Mitgefühls und des Erinnerns, das der jährliche Festakt verkörpere. „Dieser Gedenktag war Deutschland seinen Opfern- Kultus- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle sprach für die Bayerische Staatsregierung, Christian Knauer für den Bund der Vertriebenen. Bilder: Herbert Fischer Die Zeitzeugen-Gesprächsrunde: Gotthard Schneider, Traudl Scholz, Moderator Andreas Bönte, Professor Dr. Konrad Gündisch und Steffen Hörtler. schuldig, hatten sie doch eine Sonderlast für die Folgen des von Deutschland über ganz Europa gebrachten Leids zu tragen, die ausschließlich auf der geographischen Lage ihrer Heimatorte beruhte. Durch die Verbindung des Gedenkens und Erinnerns mit dem eigenen Leid am Weltflüchtlingstag mit jenem aller weltweit anderen Flüchtlinge und Vertriebenen wird etwas Wesentliches zum Ausdruck gebracht: Die Vertreibung der Bevölkerung aus ihrer Heimat war genauso ein Verbrechen wie es die sogenannten ethnischen Säuberungen auch heute überall sind.“ Knauer zählte zu den besonderen Exzessen der Vertreibung Deutscher den Brünner Todesmarsch, die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ mit 9243 Todesopfern sowie die ab 1941 erfolgten Deportationen der Rußlanddeutschen. Und er erinnerte an die Tausenden von Deutschen, die in Internierungslagern in den deutschen Ostprovinzen, im Sudetenland, in Jugoslawien und anderswo gequält worden und zu Tode gekommen seien. „Wir gedenken auch unserer jüdischen Mitbürger, die millionenfach ausgebeutet, gequält und schließlich umgebracht wurden. Uns erscheint völlig Mit heimatlichen Liedern erfreute die Böhmerwald-Sing- und Volkstanzgruppe München. unerklärlich Isergebirgsmuseum in Kaufbeuren-Neugablonz, dem Egerland-Museum in Marktredwitz und dem Sudetendeutschen Musikinstitut in Regensburg zugute. Hinzu komme die Förderung des zukünftigen Sudetendeutschen Museums in München. Das Haus des Deutschen Ostens in München sei eine deutschlandweit einzigartige Einrichtung der Kulturpflege und ein Begegnungszentrum für alle Heimatvertriebenen und Aussiedler. In Prag solle die Repräsentanz des Freistaats Bayern dazu beitragen, das Schicksal dessen Vierten Stammes in Erinnerung zu halten. „Dies alles und die heutige Veranstaltung zeigen: Die deutschen Heimatvertriebenen sind in Bayern anerkannt und lebendiger Teil des Ganzen.“ Auch heuer gab es wieder eine Gesprächsrunde junger und älterer Zeitzeugen, diesmal moderiert von Andreas Bönte, dem Stellvertretenden Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks. Die Sudetendeutschen vertrat dabei Steffen Hörtler, Stellvertretender Bundesvorsitzender der SL und ihr Landesobmann in Bayern. Er wurde auch zum Phänomen Heiligenhof in Bad Kissingen befragt, dessen Geschäftsführer er ist. Bei seiner Arbeit mit jungen Leuten stelle er fest, daß junge Deutsche oft weniger wüßten als junge Tschechen. Doch die meisten seien interessiert, wenn man ihnen das Thema altersgerecht erschließe. Die Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen erfordere noch sehr viel Arbeit, so Hörtler, wenngleich der heuer in Schwung gekommene Dialog Hoffnung mache. Unter allen Rednern blieb es Hörtler vorbehalten, den Rückkehrgedanken und das Recht auf die Heimat ins Spiel zu bringen. Ihre Flucht aus Ostpreußen und ihre Integration in Bayern schilderte Traudl Scholz. Die erst in den letzten Jahren fruchtbare Verständigungsarbeit zwischen den vertriebenen Schlesiern und dem heutigen Polen umriß Gotthard Schneider, Präsident der Schlesischen Landesvertretung Lesen Sie weiter auf Seite 3 und unbegreiflich, daß auch in lern dankbar, daß sie eine neue unseren Heimatgebieten so we- parlamentarische Initiative zur nige die beispiellosen Exzesse Anerkennung dieser besonderen der damaligen Zeit anprangerten Schicksale auf den Weg gebracht und die meisten nicht wagten, et- haben.“ Knauer bat, die Beratunwas dagegen zu unternehmen.“ gen zu einem schnellen Ende zu So gut uns der Blick auf die bringen, „damit die Staatsregieeigene Geschichte tue, so wich- rung gestärkt durch ein klares tig sei aber auch, in der Gegen- Votum des Bayerischen Landtawart Menschenrechte zu achten, ges auf Bundesebene erneut akKrieg und Gewalt zu verhindern tiv werden kann“. und Vertreibungen zu ächten. Abschließend dankte KnauSeine Heimat in kürzester Zeit er dem Freistaat Bayern für seine mit wenig Gepäck verlassen zu Leistungen zugunsten der Heimüssen, sei heute in vielen Tei- matvertriebenen – etwa für den len der Welt wieder bittere Wahr- neuen Haushaltstitel, der es erheit. Doch auch in einer Zeit, in mögliche, dringend notwendider Deutschland wie kaum ein ge Instandsetzung beim Kunstanderes Land zu Recht politisch, forum Ostdeutsche Galerie in religiös, ethnisch oder aus son- Regensburg und beim Egerlandstigen Gründen Verfolgten Asyl Kulturhaus in Marktredwitz in und Hilfe gewähre, müßten alle Angriff zu nehmen. Institutioaufpassen, daß nationalistischer nelle Förderung komme darüber Ungeist nicht wiederauferste- hinaus dem Haus der Heimat in he: „Den freiheitlich-demokra- Nürnberg, dem Ostpreußischen tischen Rechtsstaat gilt es, ent- Kulturzentrum in Ellingen, dem schlossen zu verteidigen.“ Knauer erinnerte auch an die heimatverbliebenen Deutschen, die jahrzehntelang unter Diskriminierung, Entrechtung oder Isolation hätten leben müssen. Dazu zählten die nach dem Krieg als lebendige Reparation zu Zwangsarbeit vor allem in die Beim Dokumentarfilm über Flucht und Vertreibung der Ost- und Sudetendeutschen: StaatsSowjetunion Verschleppten. kanzleiminister Dr. Marcel Huber, Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, hinter ihm Charlotte „Wir sind der Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und der CSU und den Münchener Weihbischof Bernhard Haßlberger. Rechts Christian Knauer, sowie Christa Naaß, Freien Wäh- Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates. AKTUELL Sudetendeutsche Zeitung Folge 38 | 18. 9. 2015 3 � Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik und Sudetendeutsches Büro Prag Ein christlicher Kaiser Vor dem Festakt hatten die Staatsminister Marcel Huber und Ludwig Spaenle sowie BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer mit Vertretern der Fraktionen des Bayerischen Landtages Kränze an der Gedenktafel für die Opfer von Flucht und Vertreibung in der Eingangshalle der Staatskanzlei niedergelegt. Das untere Bild entstand im Anschluß daran vor dem Hauptportal der Bayerischen Staatskanzlei. Bilder: Herbert Fischer � Fortsetzung von Seite 1 Unsere Solidarität ... und Obmann der Schlesier in immer die Mahnung an uns alMünchen. Die geradezu spru- le aus, Vertreibung zu ächten. Er delnden Netzwerke zwischen der mahnt zu Versöhnung und zu eiGeschichtswissenschaft in West- nem Miteinander auf der Basis und Mitteleuropa lobte der Sie- von Recht, Gerechtigkeit, Freibenbürger Sachse Professor Kon- heit und Demokratie.“ rad Gündisch. Bernd Posselt, Sprecher und Neben Steffen Hörtler vertra- Bundesvorsitzender der Sudeten die Sudetendeutschen Gün- tendeutschen, betonte, Flucht ter Reichert, kommissarischer und Vertreibung drohten zu eiVorstandsvorsitzender der Sude- nem der schlimmsten Weltprotendeutschen Stiftung, Albrecht bleme im 21. Jahrhundert zu Schläger, BdV-Vizepräsident, werden. Deshalb müßten rasch Christa Naaß, Generalsekretä- Konsequenzen auch aus der Verrin des Sudetendeutschen Rates, treibung von mehr als 14 MillioHelmut Eikam, Ko-Vorsitzender nen Deutschen nach dem Zweider Seliger-Gemeinde, Raimund ten Weltkrieg gezogen werden, Paleczek, Vorsitzender des Sude- die man viel zu lange verdrängt tendeutschen Instituts, Reinhard oder verharmlost habe. Der CSUPachner, langjähriger Landtags- Außen- und Europapolitiker apabgeordneter, Mechthilde Witt- pellierte an die deutsche und mann MdL sowie zahlreiche wei- die tschechische Regierung, in tere Landsleute, auf der Bühne der EU und auf UNO-Ebene ein die von Martina Pawlik dirigier- international kodifiziertes und te Böhmerwald-Sing- und Volks- wirksames Vertreibungsverbot tanzgruppe München und Staats- mit schweren strafrechtlichen kanzleiminiSanktionen gester Marcel gen die VerHuber in seiner antwortlichen Eigenschaft als solcher GeLandsmann. walttaten zu Beim anverankern. Dies schließenden sei eine zuminStaatsempdest moralifang im Kaische Wiedersersaal der Regutmachung sidenz wurden Sudetendeutscher Zeitzeuge Steffen für das Vertreiin ebenso loc- Hörtler. bungsgeschekeren wie inhen nach dem tensiven Gesprächen Kontakte Zweiten Weltkrieg im Sinne eigepflegt und geknüpft. nes „Nie wieder!“. Bayerns SchirmherrschaftsmiDie Weigerung mehrerer EUnisterin Emilia Müller, die sich Staaten in Ostmitteleuropa, bei am Sonntag ebenfalls mit der Be- der heutigen Vertreibungssituahebung aktueller Not befassen tion Solidarität zu zeigen, sei ein mußte, erklärte anläßlich des Ge- Schlag ins Gesicht sowohl der denktages: „Vor 70 Jahren be- Opfer von heute als auch ihrer gann für Millionen Deutsche das Schicksalsgefährten von vor 70 Elend von Flucht, Vertreibung Jahren. Die Vertreibung beider und Deportation. Dieses furcht- Gruppen könne man zwar nicht baren Leidens zu gedenken, sind gleichsetzen, doch Leiden bleibe wir den Opfern schuldig. Zu- Leiden, egal, wem es widerfahgleich erinnert uns der Gedenk- re. Die EU müsse schleunigst zu tag daran, die Leistung derje- einer Verteilung der Vertriebenigen zu würdigen, die Flucht nen und Flüchtlinge der Gegenund Vertreibung überlebten und wart finden, wie dies das Europazum erfolgreichen Wiederauf- parlament auf Posselts Vorschlag bau unseres Landes nach dem schon 1998 gefordert habe. AnZweiten Weltkrieg beigetragen sonsten sollten Deutschland haben. Was die einheimischen und Frankreich wenigstens eine Bürger und die deutschen Hei- möglichst hohe Zahl von euromatvertriebenen gemeinsam ge- päischen Ländern um sich schaleistet haben, wird heute als Inte- ren, um freiwillig feste Quoten grationswunder bezeichnet. Der zu verabreden. Dies gebiete auch Wille der Heimatvertriebenen, der Respekt vor denen, die schon sich für unser Land einzusetzen nach dem Zweiten Weltkrieg in und hier Fuß zu fassen, verdient besonderer Weise unter kollektihöchste Anerkennung und Re- ver Entrechtung und Vertreibung spekt. Vertreibung war, ist und gelitten hätten wie die Sudeten-, bleibt Unrecht. Deshalb geht von Ost-, Südost- und Rußlanddeuteinem solchen Gedenktag auch schen. Herbert Fischer Tschechischen Republik, diskutierte die Möglichkeiten, wie man Kaiser Karl IV. auch in Zukunft zum Thema machen könne. Nina Nováková, deutschsprechende, historisch beschlagene, gläubige und lebhafte TOP 09-Abgeordnete, war ebenso gekommen wie Libor Rouček (ČSSD), früherer Vizepräsident des Europäischen Paras Thema ist für die laments, Thomas Motschechische und tak, Kulturreferent der die sudetendeutsche Deutschen Botschaft, Öffentlichkeit nicht nur der österreichische Geinteressant, sondern sandte Martin Gärtner auch aktuell: Nächoder Natascha Grilj, stes Jahr findet die erDirektorin des Österste grenzüberschreitenreichischen Kulturfode bayerisch-tschechirums. sche Landesausstellung Irene Novak, Vorsitanläßlich des 700. Gezende des Kulturverburtstages von Karl IV. bandes der Deutschen, statt, die alle bisherigab Auskunft, welche gen LandesausstellunVeranstaltungen ähnligen überragen soll. Deschen Inhalts die älteste halb waren auch VertreVertretung der heimatter der Nationalgalerie verbliebenen Sudetenin Prag und des Hau- Dr. René Küpper, Professor Dr. Stefan Samerski, Dr. Hannes Lachmann, Peter Barton und Jiří deutschen für das komBild: Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik mende Jahr vorbereises der Bayerischen Ge- Fajt. schichte gekommen. te. Barton diskutierte In der Einladung hieß es: „Der Selbst vor der Vermarktung des von Tomáš Jelínek, dem tsche- mit Samerski die Möglichkeiten böhmische und römisch-deut- Kaisers habe das KP-Regime chischen Direktor des Deutsch- gemeinsamer Veranstaltungen sche König und Kaiser Karl IV. nicht zurückgeschreckt. Sein Tschechischen Zukunftsfonds. mit dem Sudetendeutschen BüMartin Kastler, früherer Euro- ro. Denn dieser Berliner Histori(1316–1378) gehört zu den be- Bild habe sogar eine Biermarke deutendsten und facettenreich- in Westböhmen geschmückt. Die paabgeordneter und inzwischen ker fesselt – unkompliziert, aber sten Herrschern der böhmischen Ausstellung werde auch solche Repräsentant und Regionalleiter fundiert – jeden seiner Zuhörer. der Hanns-Seidel-Stiftung in der und deutschen Geschichte. Sei- Kuriositäten dokumentieren. rn/nh nen 700. Geburtstag nehmen der Freistaat Bayern und die Tschechische Republik zum Anlaß für Für das in Gründung befindliche Sudetendeutsche Museum in München suchen wir zum 1. Februar 2016 eine gemeinsame Landesaussteleine/n lung mit internationalem Rahmenprogramm.“ Das erste Grußwort im überfüllten Saal sprach Repräsentanzleiter Hannes Lachmann. Er betonte die kulturell-politische Bedeutung der kommenden Ausstellung. Karl IV. sei ein besonDas Sudetendeutsche Museum in München soll die vielseitige Kultur und wechselvolle Geschichte der deres Beispiel bayerisch-böhmiDeutschen in den böhmischen Ländern bis zur Vertreibung, das Schicksal der Sudetendeutschen nach scher Verbundenheit. Man könne 1945/1946, ihre Integration in den verschiedenen Besatzungszonen und den beiden Staaten in Deutschkaum eine andere so bedeutende land sowie im zusammenwachsenden Europa sichtbar machen. Persönlichkeit in der Geschichte beider Länder finden, die eine In der bevorstehenden konkreten Planungsphase stehen – in Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachgrößere Rolle gespielt habe. behörden – die Begleitung der baulichen Realisierung und die konkrete Innengestaltung des Museums auf Peter Barton, Leiter des Sudeder Grundlage des von der bisherigen Gründungsbeauftragten erstellten und mit allen an dem Projekt Betendeutschen Büros, zitierte den teiligten (Freistaat Bayern, Sudetendeutsche Stiftung, Wissenschaftlicher Beirat des Sudetendeutschen Museums u. a.) abgestimmten Museums-Konzepts an. Es gilt zudem, mit den beiden sudetendeutschen österreichischen WissenschaftRegionalmuseen in Neugablonz und Marktredwitz ein Kooperationsmodell für die Zusammenarbeit zu entler Alfred Payrleitner: „Als der wickeln, das Synergien ermöglicht und von dem alle drei Museen für eine nachhaltige Zukunftssicherung große Luxemburger 1378 stirbt, profitieren. geht auch das Goldene Zeitalter der Böhmen – und der DeutZu den Aufgaben des/der Museumsleiters/in gehören insbesondere Personalführung, Verwaltung des Muschen – zu Ende“. Deshalb fühlseums-Haushalts, Beteiligung an der Ergänzung der musealen Sammlung durch Ankäufe und Übernahten sich Tschechen und Sudetenme von Schenkungen sowie Leihgaben entsprechend dem Bedarf des Sudetendeutschen Museums, kondeutsche durch und mit Karl IV. tinuierliche Aktualisierung der Dauerausstellung, Konzeption von Sonderausstellungen, Präsentation des verbunden. Und deshalb werde Museums auf Fachtagungen, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation mit den sudetendeutschen Regionaldie „sudetendeutsche Botschaft museen in Marktredwitz und Neugablonz, mit anderen im deutsch-tschechischen Bereich arbeitenden des guten Willens“ an diesem Institutionen sowie mit den thematisch nahestehenden Museen in der Tschechischen Republik. Werk mitarbeiten. Gesucht wird eine kommunikationsbereite und teamorientierte Persönlichkeit mit einschlägiger BerufserDer Hauptredner und Histofahrung, die befähigt ist, die mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Sudetendeutschen Museums riker Stefan Samerski widmete verbundenen Tätigkeiten selbstständig und im Zusammenspiel mit ihrem Team auszuführen. sich der weniger bekannten Seite Karls IV. Der sei nicht nur ein Wir erwarten großer, sondern auch ein frommer Monarch gewesen, der seil Hochschulabschluss, vorzugsweise in einem kulturwissenschaftlichen, historischen oder museologinen Glauben so gezeigt habe, schen Studiengang, Promotion erwünscht; wie es seinerzeit üblich gewesen l fundierte berufliche Erfahrungen mit Konzeptions- und Projektentwicklung im Museumsbereich; sei: mit unzähligen Sakralbauten l Kenntnisse über Kultur und Geschichte der böhmischen Länder; und als leidenschaftlicher Relil hohe Sensibilität für Schicksal und Anliegen der Sudetendeutschen; quiensammler. Dazu habe auch l tschechische Sprachkenntnisse (wünschenswert); die Verehrung von Heiligen gel Verhandlungserfahrung und Verhandlungsgeschick; hört. So sei der Kult um den heilil hohe kommunikative und integrative Kompetenz; gen Sigismund zuvor in Böhmen l Erfahrungen im Bereich des Kulturmanagements; fast unbekannt gewesen. Nicht l Kooperationsfähigkeit und Einsatzbereitschaft bei der fachlichen Begleitung des öffentlichen Bauvorha alle religiösen Errungenschafbens; ten Karls IV. seien in den Böhmil Kompetenz für die Gestaltung von Ausstellungen und die mediale Umsetzung von kulturwissenschaft schen Ländern verlorengeganlichen und historischen Themen; gen. Die Hussiten seien zwar Bill Erfahrungen in der Erarbeitung von Besucher- und Bildungskonzepten. derstürmer gewesen. Aber, so Wir bieten eine zunächst befristete Einstellung bei leistungsgerechter Vergütung im Hinblick auf die erwarSamerski, auch sie hätten den tete Fähigkeit zu selbstständiger wissenschaftlicher Arbeit mit Organisations- und Leitungsfunktionen an. heiligen Wenzel verehrt, wesDie Bestimmungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) finden analoge Anwenhalb seine Reliquien und andere dung. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Projekts und der Bewährung ist die Umwandlung in ein unWenzel-Zeugnisse in den Hussibefristetes Arbeitsverhältnis vorgesehen. tenkriegen keine nennenswerte Schäden erlitten hätten. Bewerbungen werden bis zum 6. Oktober 2015 erbeten an die Sudetendeutsche Stiftung, StiftungsEiner regen Diskussion folgte vorstand, Hochstraße 8, 81669 München, eMail [email protected] ein Vortrag Jiří Fajts, Generaldirektor der Nationalgalerie. In eiBewerbungsunterlagen: ner Fotoschau zeigte er, welche Bewerbungsschreiben, tabellarischer Lebenslauf, Kopie der BeOrte bei der Landesausstellung stätigung des Hochschulabschlusses, Zeugnisse und Nachweibesondere Bedeutung bekämen: se zum beruflichen Werdegang und zu spezifischen Zusatzauszuvorderst Nürnberg und Prag, bildungen. dann auch kleinere Orte wie die Burg Lauf in Mittelfranken. Die Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei ansonsten im WeAusstellung werde fast nur Origisentlichen gleicher Eignung bevorzugt eingestellt. nale zeigen wie die Goldene Bulle oder einige Reliquiare. „Karl IV. als Herrscher mit reli giösen Motivationen“ hieß die erste gemeinsame Veranstal tung der Repräsentanz des Frei staates Bayern in der Tschechi schen Republik und des Sude tendeutsche Büros in Prag, die vergangene Woche in der baye rischen Repräsentanz stattfand. René Küpper vom Haus der Bayerischen Geschichte schilderte Besonderheiten der Verehrung und des Mißbrauchs des Gedenkens an den großen Kaiser unter den Nationalsozialisten in Deutschland und den tschechoslowakischen Kommunisten. Den Vorträgen folgten ein Fototermin und persönliche Gespräche während des Empfangs der bayerischen Repräsentanz. Dort fanden sich bekannte Gesichter wie das des Journalisten Petr Brod, eines Freundes des Sudetendeutschen Büros, oder das D Museumsleiter/in
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