Pflege-Report 2016 - AOK

Pressekonferenz des AOK-Bundesverbandes
und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
Pflege-Report 2016
Die Pflegenden im Fokus
Montag, 7. März 2016
Pressekonferenz zum Pflege-Report 2016
AOK-Bundesverband und Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
7. März 2016, Berlin
Inhalt der Pressemappe
• Übersicht der Gesprächsteilnehmer
• Pressemitteilung
• Statement Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey
Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
an der Charité Berlin und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2016
• Folien WIdO
• Statement Antje Schwinger
Forschungsbereichsleiterin Pflege im WIdO und Mitherausgeberin
des Pflege-Reports 2016
• Statement Martin Litsch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
• Fotoauswahl zum Pflege-Report 2016
• G+G Spezial „Beratung in der Sozialversicherung“
Das Material der Pressemappe steht Ihnen
auch online zur Verfügung: aok-presse.de
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Dr. Kai Behrens | Pressesprecher | 030 346 46-23 09 | [email protected]
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Pflege-Report 2016:
Die Pflegenden im Fokus
Pressekonferenz am 7. März 2016 in Berlin
Ihre Gesprächspartner:
Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey
Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie
und Rehabilitationswissenschaft an der Charité Berlin
und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2016
Antje Schwinger
Forschungsbereichsleiterin Pflege im WIdO und
Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2016
Martin Litsch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
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Presseinformation des AOK-Bundesverbandes vom 7.3.2016
Pflege-Report 2016
Pflegende Angehörige kennen Unterstützungsangebote, nutzen sie aber wenig
Berlin. Die meisten pflegenden Angehörigen kennen die zusätzlichen Unterstützungsangebote der
gesetzlichen Pflegeversicherung. Genutzt werden sie aber häufig nur von einer Minderheit. Das ergibt
eine aktuelle Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) unter 1.000 pflegenden
Angehörigen im Rahmen des Pflege-Reports 2016. Gleichzeitig sagt jeder vierte Pflegehaushalt, der
weder Pflegedienst noch Tagespflege oder Kurz- und Verhinderungspflege in Anspruch nimmt, dass
er genau diese Leistungen eigentlich benötige.
Unter den Nutzern der zusätzlichen Entlastungsleistungen ist die Zufriedenheit hoch, und das professionelle Pflegepersonal wird als kompetent eingestuft. Allerdings werden mit Ausnahme des Pflegedienstes (Nutzung durch 64 Prozent) alle anderen Angebote von weniger als jedem fünften Befragten
in Anspruch genommen.
Als Gründe werden zum Beispiel Kosten, mangelnde Erreichbarkeit oder schlechte Erfahrungen angegeben. Die am häufigste genannte Ursache ist jedoch: Viele Pflegebedürftige wollen nicht von einer
fremden Person gepflegt werden.
Antje Schwinger, Pflegeexpertin des WIdO und Mitherausgeberin des Reports, sieht hier Barrieren.
„Wir müssen die Bedürfnisse der Betroffenen noch besser verstehen und gleichzeitig mit guter Beratung und niedrigschwelligen Angeboten überzeugen. Allerdings zeigt sich hier auch ein tief sitzendes
Selbstverständnis von familiärer Pflege, in das Pflichtgefühl und Scham mit hineinspielen.“
Angesichts der Umfrageergebnisse unterstreicht der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands,
Martin Litsch, die Bedeutung von gezielter Beratung. „Die AOK-Pflegekasse hat rund 700 Pflegeberater im Einsatz. Diese kommen auf Wunsch auch zu den Menschen nach Hause und klären in einem
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Presseinformation des AOK-Bundesverbandes vom 7.3.2016
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persönlichen Gespräch den konkreten Hilfebedarf. Dann wird gemeinsam ein individueller Versorgungsplan aufgestellt.“ Dass Beratung wichtig ist, auch das geht aus der WIdO-Befragung hervor.
Dreiviertel der Nutzer von Beratungsgesprächen geben an, dass ihnen diese geholfen haben.
Gleichzeitig fordert Litsch eine Straffung bei den Regelungen. „Die Pflegeversicherung hat sich bewährt. Aber wir müssen ihre Leistungen noch einfacher und flexibler gestalten.“ Zum Beispiel könne
man die beiden Leistungen „Verhinderungspflege“ und „Kurzzeitpflege“ zusammenlegen. „Statt hier
zwei verschiedene Regelungen und Budgets vorzusehen, sprechen wir uns für die Bündelung aus. Es
geht um 3.224 Euro für 14 Wochen je Kalenderjahr. Pflegende Angehörige wissen selbst am besten,
wie sie während einer Auszeit das Geld am sinnvollsten einsetzen können.“
Die Arbeitsleistung von pflegenden Angehörigen veranschaulicht der Chef des AOK-Bundesverbandes
mit einer einfachen Rechnung. „Wenn man die Stundenzahl, die pflegende Angehörige aufwenden,
mit dem heutigen Mindestlohn multipliziert, dann liegt die Wertschöpfung bei sage und schreibe rund
37 Milliarden Euro pro Jahr. Eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass die Pflegeversicherung
selbst nur ein Einnahmevolumen von rund 26 Milliarden Euro umfasst.“
Der spezifische Versorgungsmix aus familiärer und professioneller Pflege biete zwar gute Voraussetzungen für die Bewältigung des steigenden Pflegebedarfs, so die Mitherausgeberin des Reports, Prof.
Adelheid Kuhlmey, aber dazu müssten die vorhandenen Potenziale auch voll ausgeschöpft werden.
„Entwicklungsmöglichkeiten für die professionelle Pflege liegen in der gemeinsamen Ausbildung
von Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie der weiteren Akademisierung.“ Man wisse aus
anderen Ländern, dass die Akademisierung der Pflege- und anderer Gesundheitsberufe sich äußerst
positiv ausgewirkt habe. „Bildung und Aufwertung, das ist die zentrale Botschaft, die wir dem Report
entnehmen können.“
Zugleich betont Kuhlmey, Pflege endlich als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen: „Das Engagement der Städte und Gemeinden ist bisher noch sehr unterschiedlich ausgeprägt.“ Spätestens mit
dem Pflegestärkungsgesetz müsse es aber auch auf kommunaler Ebene zu Veränderungen kommen.“
Damit spielt Kuhlmey auf die Förderung von regionalen Quartierskonzepten an, für die pro Kreis oder
kreisfreie Stadt seit 2016 jährlich 20.000 Euro zur Verfügung stehen und auch für Pflege eingesetzt
werden sollten.
Mehr Unterstützungsmöglichkeiten sieht Kuhlmey noch an anderer Stelle: „Pflege ist überwiegend
noch Frauensache. Die Gleichstellungsdebatte sollte auch auf diesen Bereich ausgeweitet werden.“
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Pressekonferenz zum Pflege-Report 2016
AOK-Bundesverband und Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
7. März 2016, Berlin
Statement von Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey
Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
an der Charité Berlin und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2016
Aus einer Vielzahl von Erhebungen wissen wir, dass die Mehrzahl der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden möchte. Es besteht auf der einen Seite damit - wahrscheinlich eher unausgesprochen –
die Erwartungshaltung, dass der nächste Angehörige meine Pflege übernimmt. Auf der anderen Seite
gibt es ein Pflichtgefühl – auch dies zeigen Studien – die Pflege von Angehörigen zu übernehmen.
Das Einverständnis, die Rolle des Pflegenden anzunehmen, auch wenn dies ggf. zur Überforderung
oder zu familiären Konflikten führt, ist stark in unserer Gesellschaft verwurzelt.
Dem gegenüber steht die These vieler Experten, dass diese Selbstverständlichkeit schwindet. Zum
einen wird dies mit demografischen Veränderungen begründet wie der sinkenden Geburtenrate
oder der Zunahme der Einpersonenhaushalte. Zum anderen wird es trotz gesetzlich verankerter Unterstützung der Pflegearbeit auch weiterhin schwierig bleiben, Familie, Beruf und die Pflege „unter
einen Hut“ zu bringen. Nicht zuletzt kollidieren hier arbeitsmarktpolitische Ziele wie eine höhere
Erwerbsquote von Frauen mit pflegepolitischen Interessen. Schlussendlich steht allerdings der Beweis,
dass das Potenzial der Angehörigenpflege wirklich schwindet, bislang aus. Denn trotz aller Unkenrufe
zeigen viele Studien auf die nach wie vor hohe Bereitschaft der Familien zur Unterstützung ihrer Angehörigen im Rahmen eines Hilfemixes, also einer Kombination aus informeller und professioneller
Pflege. Das könnte darauf hinweisen, dass die private Pflegebereitschaft emotional weiterhin stabil
ist, sich allerdings die Unterstützungsarten verändern.
Einmal mehr unterstreicht der Pflege-Report 2016 des WIdO, dass wir auch weiterhin auf die Pflege durch Angehörige angewiesen sein werden: Denn das Gesundheitsrisiko Nr. 1 einer alternden
Bevölkerung heißt Pflegebedürftigkeit. Die Zahlen des Reports zeigen, dass der Anteil der Pflegebedürftigen in den vergangenen zehn Jahren weiter gestiegen ist. Mittlerweile leben 2,7 Millionen
Menschen in Deutschland mit einer Pflegebedürftigkeit. Ursache ist unter anderem die Zunahme
von Hochaltrigen in unserer Bevölkerung. Gleichzeitig wird die Zahl der Leistungsberechtigten durch
Veränderungen der Pflegeversicherungsgesetzgebung fortlaufend ausgeweitet.
Allerdings – und das ist die gerontologisch gute Nachricht - ist der Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in den letzten zehn Jahren etwas moderater verlaufen, auch deshalb, weil der Eintritt einer
Pflegebedürftigkeit in immer späteren Lebensjahren erfolgt. Der Report zeigt, dass bei den 80- bis
84-Jährigen jeder Fünfte, von den 85- bis 89-Jährigen 37 Prozent und bei den über 90-Jährigen weit
mehr als die Hälfte der Frauen und Männer pflegebedürftig sind. Im hohen Alter wird Pflegebedürftigkeit also immer mehr zum Normalfall bzw. zur Alltagsaufgabe.
So langsam dämmert es unserer Gesellschaft, dass die Sicherstellung der Pflegeversorgung eine der
zentralen gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre
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und Jahrzehnte sein wird. Deshalb widmet sich der Pflege-Report 2016 besonders denjenigen, die die
Pflegearbeit leisten, nämlich den professionellen und informellen Pflegekräften. Das Zusammenspiel
von professionellen Kranken- und Altenpflegern, weiteren Gesundheitsberufen, u.a. den Ärzten, sowie
von Familien und Ehrenamtlichen ist in seiner Ausprägung spezifisch. Das deutsche Pflege-Modell lässt
sich am besten mit dem Begriff „Versorgungsmix“ überschreiben. In anderen europäischen Ländern,
z.B. in Dänemark, gibt es entweder umfassende staatlich organisierte Pflegesysteme oder, wie etwa
in Italien, ein eher traditionelles, informelles Pflegesystem.
Zwar ist diese Mischung eine gute Basis für die anstehenden Herausforderungen. Aber wird sie auch
in Zukunft ausreichen, um genügend Personen für die private und ehrenamtliche Pflegearbeit sowie
die Pflegeberufe zu gewinnen und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den pflegenden Personen und Berufsgruppen herauszubilden? Wie muss unser Versorgungsmix weiterentwickelt werden?
Das Zukunftspotential der professionellen Pflege liegt in der gemeinsamen Ausbildung von Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie der weiteren Akademisierung. Wir wissen aus anderen Ländern, dass die Akademisierung der Pflege- und anderer Gesundheitsberufe sich äußerst positiv auf
die pflegerische Versorgung ausgewirkt hat. Eine zentrale Botschaft des Reports lautet damit auch:
Bildung und Aufwertung. Wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen zur Höherqualifizierung in den
Gesundheitsberufen durch primär qualifizierende Ausbildung an Hochschulen, durch eine angemessene Vergütung und durch die Verringerung der Belastungsfaktoren im Arbeitsumfeld. Daher begrüße
ich es außerordentlich, dass diese Punkte endlich Platz auf der politischen Agenda gefunden haben.
Tatsächlich bewegt sich etwas in der Pflege. Das betrifft nicht nur die Pflegebranche oder Berufsordnungen. Es verändern sich auch regionale Strukturen, die Digitalisierung greift um sich. Langsam wird
die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen.
Allerdings sind dabei noch nicht alle Player auf der Höhe der Zeit. So ist das pflegerische Engagement
der Kommunen bisher noch sehr unterschiedlich ausgeprägt. Spätestens mit dem Pflegestärkungsgesetz II müsste es nun aber auch auf kommunaler Ebene zu Veränderungen kommen. Seit Jahresanfang stehen jedem Kreis bzw. jeder kreisfreien Stadt jährlich 20.000 Euro zur Förderung so genannter
Quartierskonzepte zur Verfügung. Dies ist eine Chance für Städte und Gemeinden, die regionalen
Herausforderungen hinsichtlich des demografischen Wandels gemeinsam mit den Pflegekassen anzugehen. In Essen wurde ein solcher Ansatz in Zusammenarbeit mit der AOK Rheinland/Hamburg bereits
mit dem Netzwerk „NÄHE“ zur Absicherung der Versorgung in der eigenen Häuslichkeit erfolgreich
getestet. No-care-Areas müssen der Vergangenheit angehören.
Zurück zu den pflegenden Angehörigen. Auch sie werden für die Weiterentwicklung des Versorgungsmixes unverzichtbar bleiben. Darum nimmt der Pflege-Report die Frage auf, wie Familien in
ihrer Versorgerarbeit unterstützt werden können. Notwendig ist eine Reihe von Entlastungangeboten,
die zentrale Bedürfnisse erfüllen müssen. Dies geht auch aus der Befragung hervor, die das WIdO
durchgeführt hat und deren Ergebnisse Ihnen gleich die Forschungsbereichsleiterin Pflege des WIdO
Antje Schwinger vorstellen wird. Aber lassen sie mich an dieser Stelle ein Ergebnis schon herausgreifen:
73 Prozent der privat Pflegenden sind nach wie vor Frauen. Häusliche Pflege-Engagements sollten
künftig so gestaltet werden, dass sich mehr Männer von ihnen angesprochen fühlen. Die Gleichstellungsdebatte muss auf den Bereich der Versorgung Pflegebedürftiger ausgeweitet werden.
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Wissenschaftliches Institut der AOK
Pressekonferenz
Pflege-Report 2016
Angebote der Pflegeversicherung
für pflegende Angehörige:
Kenntnis, Nutzung und Unterstützungsbedarf
7. März 2016 in Berlin
Antje Schwinger
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Wissenschaftliches Institut der AOK
Nicht alle pflegenden Angehörigen kennen bzw. nutzen
die Angebote der Pflegeversicherung.
Angebote der Pflegeversicherung
bei häuslicher Pflege ...
kennen
Ambulanter Pflegedienst
Tagespflege
Kurzzeitpflege
nutzen zurzeit
92,5
63,6
83,9
15,1
77,5
19,6
Betreuungsangebote*
72,7
17,6
Verhinderungspflege
71,5
16,1
Angaben in %
n=1.000
* Ehrenamtlich im Sinne des §45b-d SGB XI/professionell im Sinne des §124 bzw. §125 SGB XI
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Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
2
Wissenschaftliches Institut der AOK
Pflegende Angehörige, die Angebote nutzen, sind
überwiegend zufrieden.
Charakterisierung* der Angebote…
Ambulanter Pflegedienst
Personal kompetent
87,8
Gepflegte Person kommt gut mit dem Pflegedienst
zurecht
84,2
82,8
Pflegedienst ist zuverlässig
Personal kompetent
Tagespflege
89,2
Gepflegte Person kommt gut mit der Tagespflege
zurecht
86,7
72,0
Angebot zeitlich flexibel
Verhinderungs-/ Kurzzeitpflege
Personal kompetent
87,2
Gepflegte Person kommt gut mit der Verhinderungs-/
Kurzzeitpflege zurecht
73,4
68,1
Angebot würde noch einmal genutzt werden
Zustimmung in %
* Auswahl der drei Charakteristika mit der höchsten Zustimmungsquote
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Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
3
Wissenschaftliches Institut der AOK
Pflegende Angehörige, die Angebote nicht nutzen, haben
teilweise Bedarf an Unterstützung.
Pflegehaushalte, die das Angebot nicht
nutzen, aber Bedarf haben:
alle Befragten hoch Belastete
Ambulanter Pflegedienst
Tagespflege
Verhinderungs-/Kurzzeitpflege
35,3
27,0
23,6
27,7
29,4
28,4
Angaben in %
© WIdO 2016
Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
4
Wissenschaftliches Institut der AOK
Gründe für die Nicht-Nutzung von Angeboten.
Pflegehaushalte, die keinen ambulanten Pflegedienst
nutzen, sagen ...
alle Befragten hoch Belastete
Person möchte nicht von Fremden
gepflegt werden
viel zu teuer
59,5
75,9
56,9
Zeiten nicht flexibel genug
70,2
57,1
46,2
kein Angebot in der Nähe
27,6
schlechte Erfahrungen
27,1
34,6
42,6
Angaben in %
© WIdO 2016
Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
5
Wissenschaftliches Institut der AOK
Gründe für die Nicht-Nutzung von Angeboten.
Pflegehaushalte, die keine Tagespflege
nutzen, sagen ...
alle Befragten
viel zu teuer
47,3
Person möchte nicht mit anderen
Fremden betreut werden
44,8
Aufwand zu hoch, um Tagespflege
zu erreichen
hoch Belastete
69,1
59,6
38,2
kein Angebot in der Nähe
23,3
Beantragung und Suche nach
Angeboten unklar
17,1
46,3
36,8
30,7
Angaben in %
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Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
6
Wissenschaftliches Institut der AOK
Gründe für die Nicht-Nutzung von Angeboten.
Pflegehaushalte, die keine Verhinderungs-/Kurzzeitpflege
nutzen, sagen ...
alle Befragten hoch Belastete
Person möchte nicht von Fremden
gepflegt werden
viel zu teuer
Beantragung und Suche nach
Angeboten unklar
kein Angebot in der Nähe
48,8
66,3
47,2
59,0
22,2
43,5
20,0 30,0
Angaben in %
© WIdO 2016
Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
7
Wissenschaftliches Institut der AOK
Hoch belastete pflegende Angehörige fühlen sich schlechter
unterstützt als pflegende Angehörige insgesamt.
Wie gut fühlen Sie sich bei der Bewältigung der Pflege unterstützt?
sehr gut/eher gut
weder noch
eher nicht gut/überhaupt nicht gut
12,7
32,3
40,6
22,1
65,2
27,1
alle pflegenden
Angehörigen
© WIdO 2016
hoch belastete pflegende
Angehörige
Pflege-Report 2016 – Die Pflegenden im Fokus
8
Wissenschaftliches Institut der AOK
Vielen Dank für Ihr Interesse.
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Pressekonferenz zum Pflege-Report 2016
AOK-Bundesverband und Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
7. März 2016, Berlin
Statement von Antje Schwinger
Leiterin des Forschungsbereichs Pflege im Wissenschaftlichen Institut
der AOK (WIdO) und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2016
Der diesjährige Schwerpunkt des Pflege-Reports ist den Personen und Berufsgruppen gewidmet, die
den Versorgungsalltag der Pflegebedürftigen prägen. Maßgeblich eingebunden in die Pflege ist die
Gruppe der informellen, also der familiären Pflegepersonen. Rund zwei Millionen Pflegebedürftige
werden derzeit zu Hause durch Angehörige gepflegt. Dabei stellt die gesetzliche Pflegeversicherung
ihnen und ihren pflegenden Angehörigen eine Reihe an Angeboten zur Verfügung, die die Betreuung
zuhause erleichtern. Ziel dieser Unterstützungsangebote ist es, einen möglichst langen Verbleib des
Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit zu sichern.
Im Rahmen des Pflege-Reports 2016 hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) eine Befragung unter 1.000 Hauptpflegepersonen durchgeführt. Sie zeigt, dass nicht alle Pflegebedürftigen
diese Unterstützungsangebote kennen und nutzen: So geben 93 Prozent an, das Angebot des ambulanten Pflegedienstes zu kennen. Die Frage, ob Tagespflege bekannt ist, bejahen 84 Prozent und
bei Kurzzeitpflege sind es noch 78 Prozent. Ehrenamtliche oder professionelle Betreuungsangebote
sowie Verhinderungspflege sind rund drei von vier der befragten pflegenden Angehörigen ein Begriff
(73 Prozent/72 Prozent).
Obwohl die Angebote weitestgehend bekannt sind, werden sie aber nur von einer Minderheit genutzt.
Ausgenommen ist hier der Pflegedienst, den nach eigenen Angaben fast zwei Drittel (64 Prozent) in
Anspruch nehmen. Alle anderen Leistungen werden nur von weniger als jedem fünften Befragten
genutzt (Kurzeitpflege 20 Prozent, Betreuungsangebote 18 Prozent, Verhinderungspflege 16 Prozent,
Tagespflege 15 Prozent).
Die Hauptpflegepersonen wurden auch gebeten, die verschiedenen Angebote zu bewerten. Fast 90
Prozent der Befragten geben an, dass das Personal aus ihrer Sicht kompetent ist. Dies gilt für den Pflegedienst, die Tages- wie auch die Kurzzeit- und Verhinderungspflege gleichermaßen. Ein ähnliches Bild
zeigt sich bei der Frage, ob der Pflegebedürftige gut mit den Angeboten zurechtkommt. Die deutliche
Mehrheit der befragten Nutzer von Pflegediensten (84 Prozent) und Tagespflege (87 Prozent) stimmen
dieser Aussage zu. Leicht abgeschwächt sind die hohen Zufriedenheitswerte bei der Verhinderungsund Kurzzeitpflege. Hier trifft diese Aussage aber immer noch auf knapp drei von vier der Befragten zu.
Wie bereits eingangs erwähnt greift ein Großteil der pflegenden Angehörigen nicht auf die ihnen
zur Verfügung stehenden Hilfestellungen zurück. Deswegen haben wir uns bei der Befragung auch
intensiv mit den Personen beschäftigt, die die Angebote nicht nutzen. Auffällig ist dabei, dass jeder
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Vierte von ihnen angibt, diese Leistungen eigentlich zu benötigen. Blickt man speziell auf Pflegehaushalte, die aufgrund ihrer Angaben als hoch belastet eingestuft werden können, ist das Ausmaß des
nicht realisierten Unterstützungsbedarfs noch größer: Rund 35 Prozent der Befragten „Nicht-Nutzer“
aus der Gruppe der hoch Belasteten geben an, Bedarf an einem Pflegedienst zu haben. Bezogen auf
Tagespflege, Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege sind es rund 30 Prozent. Die Einstufung von Hauptpflegepersonen als „hoch belastet“ erfolgte hierzu auf Basis der Kurzversion der Häuslichen-PflegeSkala (HPS), einem etablierten Messinstrument von 10 Fragen. 18 Prozent der Hauptpflegepersonen
gelten hiernach als hoch belastet. Die HPS-Skala erfasst unter anderem, ob die Lebenszufriedenheit
gelitten hat, ob die Befragten körperliche Erschöpfung oder eine angegriffene Gesundheit empfinden,
ob der Wunsch besteht aus der Situation auszubrechen oder ob eine soziale Isolierung eingetreten ist.
Bleibt die Frage offen, warum lassen sich pflegende Angehörige nicht unterstützen, obwohl sie grundsätzlich Hilfebedarf haben? Die Gründe dafür sind vielfältig: In der Wahrnehmung von rund der Hälfte
der befragten Nicht-Nutzer sind die Angebote zu teuer. Ein nicht unbedeutender Anteil der Befragten
gibt zudem an, es gäbe keine passenden Angebote in der Nähe (28 Prozent bezogen auf den Pflegedienst, 23 Prozent bezogen auf die Tagespflege und 20 Prozent in Bezug auf Verhinderungs- und
Kurzeitpflege). Andere relevante Gründe sind: Es wurden schlechte Erfahrungen gemacht, die Beantragung ist unklar, der Aufwand, die Tagespflege zu erreichen, ist zu hoch.
Am auffälligsten ist jedoch: Rund die Hälfte der Nicht-Nutzer gibt auch an, dass die gepflegte Person
nicht durch Fremde oder mit anderen Fremden betreut werden möchte. In Zusammenhang mit dem
ambulanten Pflegedienst liegt dieser Wert sogar bei rund 60 Prozent. Je älter der pflegende Angehörige ist, umso häufiger wird dies gesagt. Die Wahrnehmung, wie Pflege zu arrangieren ist, scheint
zwischen den Generationen folglich unterschiedlich zu sein.
Für die Gruppe der hoch Belasteten gilt wiederum: Alle genannten Aspekte erfahren eine noch deutlichere Ausprägung. Die Wahrnehmung, dass die Angebote zu teuer seien, bejahen hier mehr als zwei
Drittel; keine Angebote in der Nähe geben fast ein Drittel an. Auch dass die gepflegte Person nicht
durch fremde Personen gepflegt werden will, nennen zwei Drittel der Befragten als Grund, keine
Leistungen zu nutzen.
In der Gesamtschau ist festzuhalten: Der Großteil der Hauptpflegepersonen fühlt sich bei der Bewältigung der Pflege gut unterstützt. Rund jeder achte Befragte (13 Prozent) nicht so. Bei der Gruppe der
hoch belasteten Pflegepersonen ist dieser Anteil jedoch deutlich höher. Hier gibt jeder dritte Befragte
an, dass er sich nicht gut unterstützt fühlt.
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Fazit:
Die vorgestellte Befragung hat gezeigt, dass Pflegehaushalte Unterstützungsangebote der Pflegeversicherung nicht nutzen, obwohl sie Bedarf an solchen äußern. Die Studie legt nahe, dass die Betroffenen von Beratung über die Angebote profitieren könnten. Gleichzeitig bedarf es eines noch besseren
Verständnisses, was die Bedürfnisse der Betroffenen sind. Insbesondere ist zu klären, wie die Gruppe
der hoch Belasteten durch Beratung und mit gezielt für sie zugeschnittenen Angeboten noch besser
erreicht werden kann.
Daneben werden aber auch erhebliche Barrieren deutlich, wenn heute die Hälfte der Personen, die
keine Angebote nutzen, dies deshalb nicht tut, weil der Pflegebedürftige nicht von Fremden gepflegt
werden möchte. Zwar dürften gute Beratung und auf den Bedarf zugeschnittene, niedrigschwellige
Angebote die Inanspruchnahme benötigter Unterstützung weiter steigen lassen. Hingegen sind das
Pflichtgefühl des Angehörigen gegenüber dem zu Pflegenden, die Bereitschaft, die Pflege auch bei
gefühlter Überlastung alleine zu bewältigen und ggf. auch Scham Aspekte, die auch durch unser gesellschaftliches Bildes von familiärer Pflege geprägt werden. Es gilt also auch hierüber miteinander zu
sprechen und dahingehend zu wirken, dass professionelle und/oder ehrenamtliche Unterstützung für
alle Pflegehaushalte zur Normalität werden kann.
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Pressekonferenz zum Krankenhaus-Report 2016
AOK-Bundesverband und Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
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Statement von Martin Litsch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
Es hat einen guten Grund, dass der Pflege-Report 2016 sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit
der Gruppe der pflegenden Angehörigen beschäftigt. Pflegende Angehörige sind essentiell für die
pflegerische Versorgung in Deutschland. Mit ihrem Engagement leisten sie einen herausragenden
Beitrag für unsere Gesellschaft, der viel zu selten gesehen und gewürdigt wird. Damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, welchen Umfang dieses Engagement mittlerweile hat, möchte ich Ihnen
noch ein paar Zahlen liefern: Von den rund zwei Millionen Pflegebedürftigen, die heute zuhause
gepflegt werden, werden rund 65 Prozent ausschließlich von Angehörigen betreut. Aber auch bei
den restlichen 35 Prozent sind neben den professionellen Pflegediensten meist noch Angehörige als
Pflegende gefordert. Noch beeindruckender ist vielleicht folgende Hochrechnung: Aus der aktuellen
Befragung kennen wir die Stundenzahl, die pflegende Angehörige für die Pflege und Betreuung aufwenden. Wenn Sie diesen Wert mit dem heutigen Mindestlohn von 8,50 Euro multiplizieren, dann
liegt die Wertschöpfung bei rund 37 Milliarden Euro pro Jahr. Das nur zur Veranschaulichung der
Arbeitsleistung von pflegenden Angehörigen!
Damit uns dieses Engagement auch in Zukunft zur Verfügung steht, ist es wichtig, diesen Personenkreis zu fördern und dessen Bedürfnisse noch stärker zu berücksichtigen. Und das ist nicht nur eine
Frage des Geldes, sondern auch von Zuwendung, Vertrautheit und Sicherheit. Deshalb haben wir uns
frühzeitig für einen eigenen Anspruch auf Beratung für pflegende Angehörige stark gemacht, den
es nun auch seit diesem Jahr gibt. Gleichzeitig muss man wissen, was pflegende Angehörige wirklich
umtreibt, wo sie der Schuh drückt, was aus ihrer Sicht besser laufen könnte. Die AOK ist die größte
Pflegekasse Deutschlands und versichert die Hälfte aller 2,7 Millionen Pflegebedürftigen. Deshalb
setzen wir auf Erkenntnisgewinn durch Studien wie den Pflege-Report. Zwar zeigen die neuen Umfrageergebnisse, dass die Leistungen der sozialen Pflegeversicherung, wie die Unterstützung durch ambulante Pflegedienste oder Kurzzeit- sowie Verhinderungspflege, den meisten Angehörigen bekannt
sind. Aber trotz dieser Kenntnis werden die Leistungen häufig nicht in Anspruch genommen. Und
das, obwohl Bedarf besteht, denn 27 Prozent der Nichtnutzer von ambulanten Pflegedienstleistungen
geben ja an, dass sie eigentlich Unterstützung nötig hätten.
Warum werden diese Angebote und Hilfestellungen also nicht oder nur teilweise genutzt? Ein Grund
liegt ganz sicher in der Komplexität der Pflegeleistungen. Nicht nur, dass es eine Vielzahl verschiedener Leistungsformen gibt, oft sind auch deren Bezeichnungen unverständlich bis irreführend. Auch ich
als ehemaliger Chef einer Pflegekasse habe längere Zeit gebraucht, um zu verstehen, was sich hinter
einem Begriff wie „Verhinderungspflege“ verbirgt. Wie soll es dann der Laie schaffen?
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Die Pflegeversicherung hat eine Menge zu bieten. Zuletzt wurden ihre Mittel kräftig aufgestockt, ab
2017 fließen dann rund fünf Milliarden pro Jahr mehr in Pflege. Dieses Geld muss natürlich in der
pflegerischen Versorgung ankommen. Um die Leistungsinanspruchnahme zu erleichtern, müssen
wir auch die Leistungen flexibler und einfacher gestalten. Ein Beispiel, das in diese Richtung zielt
und das aus unserer Sicht auch ganz leicht umsetzbar wäre, ist die Zusammenlegung der „Verhinderungspflege“ und „Kurzzeitpflege“. Statt hier zwei verschiedene Regelungen und Budgets für die
kurzzeitige Heimversorgung und ambulante Pflege vorzusehen, sprechen wir uns für die Bündelung
zu einem Gesamtbudget aus. Wie der Pflegebedürftige während einer notwendigen Auszeit seines
Angehörigen betreut wird, ob im Heim, durch den Pflegedienst oder das private Umfeld, darüber
sollten pflegende Angehörige auf Basis eines zusätzlichen Budgets von 3.224 Euro für 14 Wochen
je Kalenderjahr selbst entscheiden können. Das wäre ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz im
Dickicht der Pflegeleistungen. Und es erhöht die Wahlmöglichkeiten der Angehörigen.
Aber nicht nur Unübersichtlichkeit und Komplexität schrecken ab. Viele pflegende Angehörige
nehmen auch aus ganz persönlichen Gründen die Hilfen der sozialen Pflegeversicherung nicht in
Anspruch. Oft sind es Schamgefühle sowohl bei den pflegenden Angehörigen als auch bei Pflegebedürftigen. Die einen sehen darin häufig ein Zeichen von Schwäche, wenn sie auf Dritte zurückgreifen
würden. Und andere wollen oft prinzipiell nicht von Fremden gepflegt werden. All diese Gründe sind
mehr als verständlich. Dennoch darf man nicht einfach über sie hinwegsehen.
Aus diesem Grund hat die AOK, lange bevor es entsprechende Gesetzesinitiativen gab, ein flächendeckendes Netzwerk aus Pflegeberatern geknüpft. Bundesweit sind mittlerweile rund 700 AOK-Pflegeberater im Einsatz. Sie besuchen Pflegebedürftige und deren pflegende Angehörige auf Wunsch auch
in der häuslichen Umgebung. Dabei klären sie in persönlichen Gesprächen den konkreten Hilfebedarf
und erstellen gemeinsam einen individuellen Versorgungsplan. Auch aus den Gesprächen unserer
Mitarbeiter wissen wir, was die Menschen beschäftigt. Ausführliche Informationen zu Sozialleistungen, gemeinsame Wohnungsbegehungen, um Stolperfallen ausfindig zu machen oder die Prüfung,
welche Hilfsmittel noch fehlen, all das ist ebenfalls Bestandteil der AOK-Pflegeberatung.
Zwei Drittel der Hauptpflegepersonen haben schon einmal eine Beratung durch die Kranken- oder
Pflegekasse, einen Pflegedienst oder Ärzte genutzt. Es gibt also noch Luft nach oben. Denn wie
wichtig solche Gespräche sein können, auch das belegen die Ergebnisse des Pflegereports. Dreiviertel
der Personen, die Pflegeberatung in Anspruch genommen haben, sagen, dass ihnen diese geholfen
hat. Oft sind es wohl auch Zeitgründe, warum solche Angebote nicht genutzt werden. Aber auch
für Betroffene, die sich die Zeit nicht frei schaufeln können, gibt es mittlerweile ergänzende Informationsalternativen. Im Internet gibt es ab Donnerstag die AOK-Faktenbox zur Pflegeberatung. Diese
informiert darüber, was unter Pflegeberatung zu verstehen ist und wie man sie nutzen kann.
Sehr geehrte Damen und Herren, wie groß die Anstrengungen der informellen Pflege sind, zeigt auch
die Tatsache, dass laut Umfrage rund 71 Prozent der befragten Hauptpflegepersonen mindestens
eine weitere Person in die Betreuung des Angehörigen einbeziehen – in vielen Fällen unterstützen
professionell Pflegende. Auch sie leisten hervorragende Arbeit bei der Sicherstellung der Pflege.
Entsprechend zufrieden äußern sich die pflegenden Angehörigen. 88 Prozent der Befragten bescheinigen den Pflegeprofis, dass sie kompetent sind. 84 Prozent geben an, dass die Pflegepersonen gut
mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes zurechtkommen. Das sind sehr erfreuliche Ergebnisse. Sie
machen noch etwas klar: wie wichtig ein gutes Team-Play zwischen allen an der Pflege Beteiligten ist.
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Bei den Zufriedenheitswerten gibt es aber auch einen Dämpfer: Denn bei befragten Personen, die
sich als hochbelastet einschätzen, sackt die Zufriedenheit in einigen Bereichen deutlich ab. Während
sich 65 Prozent der Pflegepersonen insgesamt gut unterstützt fühlen, sagt das bei den „Hochbelasteten“ nicht mal jeder Zweite. Ähnlich große Differenzen zeigen sich zum Beispiel für Befragte, die
noch keine Verhinderungspflege genutzt haben. Während im Durchschnitt 22 Prozent der Befragten
nicht wissen, wie man diese Leistung beantragt, liegt dieser Wert bei den stark belasteten Personen
bei knapp 44 Prozent. Diese Unterschiede werfen die Frage auf, inwieweit wir den Bedürfnissen
der hochbelasteten Angehörigen bisher gerecht werden. Sind unsere Angebote für stark belastete
Pflegepersonen zielgruppengerecht aufbereitet und erreichen wir diese Menschen überhaupt? Das
müssen auch wir als Pflegekasse selbstkritisch hinterfragen.
Noch mehr Erkenntnisse über die Befindlichkeiten pflegender Angehöriger und Anregungen für
unsere Arbeit erhoffen wir uns durch den Austausch mit Betroffenen auf dem Deutschen Pflegetag,
der diese Woche in Berlin stattfindet und zu dem ich Sie herzlich einlade. Einer unserer Programmpunkte dort wird sich speziell den Anliegen der pflegenden Angehörigen widmen. Dabei werden wir
auch über wichtige Änderungen durch die jüngsten Pflegereformen informieren. Als Mitbegründer
des Pflegetages werfen wir einen ganzheitlichen Blick auf das Thema. Unter dem Motto „Vergesst
die Heime nicht“ werden wir dort außerdem eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der stationären
Pflege veranstalten. Denn eines ist auch klar: So zentral die Angehörigen-Pflege für die pflegerische
Versorgung weiterhin bleiben wird, auch die professionell stationäre Pflege wird nicht an Bedeutung
verlieren. Dafür sorgen ein rasant steigender Pflegebedarf und das abnehmende Potential pflegender
Angehöriger. Auch hier müssen wir uns um passgenaue Lösungen kümmern.
ANSPRECHPARTNER
Dr. Kai Behrens | Pressesprecher | 030 346 46-23 09 | [email protected]
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Pflege-Report 2016:
Die Pflegenden im Fokus
Pressekonferenz am 7. März 2016 in Berlin
Fotoauswahl zur Berichterstattung
Druckfähige jpg-Dateien zum kostenlosen Download auch im
AOK-Bilderservice unter:
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