ZEITSCHRIFT DER SAVIGNY-STIFTUNG FÜR RECHTSGESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON R. KNÜTEL, G. THÜR, G. KÖBLER, E. WADLE, H.•J. BECKER, C. LINK, K. W. NÖRR 121. BAND GERMANISTISCHE ABTEILUNG 2004 BÖHLA VERLAG WIEN-KÖL -WEIMAR IV. Die Königserhebung Friedrich Barbarossas im Spiegel der Quellen - Kritische Anmerkungen zu den „Gesta Friderici" Ottos von Freising* Von Stefanie Dick Di e König wahl des Jahre 1152 brachte mit Friedrich Barbarossa einen der bedeutend ten Herrscher des Mittelalter hervor. Seine ungewöhnlich lange Regierungsdauer (von 1152 bi 1190), se ine ausgreifende ltalienpolitik, der Gla nz des Mainzer Hoftage 11 84 owie ein tragischer Tod als Kreuzfahrer und nicht zuletzt die Kyffhäuser age haben ihm in den Augen der acbwe lt ein hohe Maß an Popularität erliehen, die im erlauf de 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund nationaler Begei t rung ihren Höhepunkt erreichte 1). Der er te Stauferkaiser galt als ideale Verkörperung eines deut chen Herrschers 2) - eine An cbauung, die auch in der hi torischen Forschung ihren iederschlag fand 3) . Mit den ge eil cbaftlichen und politi eben * Herzlich gedankt ei an die er teile zunäch t meinem wi sen chaftlichen Lehrer Prof. Dr. Jörg Jarnut, der mich bei der Abfassung dieses Beitrag tet ermutigt und unterstützt hat, owie Herrn Prof. Dr. Matthia Becher, der - noch in seiner Zeit al Wiss. Oberassi tent in Paderborn - meine Be chäftigung mit den Staufern durch ei ne Diskussionsbereitschaft nachhaltig gefördert hat. Danken möchte ich fe rner Herrn Prof. Dr. Thomas Zotz, der mir etliche interes ante wie hilfreiche Hinweise, Anregungen und Ratschl äge zutei l werden ließ. 1 ) Hierzu Fra n ti ek Graus , Lebendige Vergangenheit, Überlieferung im Mittelalter und in den Vor tellungen vom ittelalter, Köln 1975, . 337- 351; und te fa nie B arbara B erg , Heldenbilder und Gegen ätze, Friedrich Barbara a und Heinrich der Löwe im rteil de 19. und 20. Jahrhundert , Mün ter 1994, zugl. Di . Mün ter 1994. 2 ) Geoffrey Barraclou gh, Ge chichte in einer ich wandelnden Welt, Göttingen 1957, . 6. 3) U. a. bei hri toph Friedric h vo n tälin , Württembergi ehe Ge chi ch- Die König erhebung Fri edrich Barbara sas 201 Veränderungen nach dem Ende des zweiten Weltkrieg etzte ich eine tendenziell di tanziertere Beurteilung Barbaros a durch . Ob chon da Intere e der Hi toriker an einer Per on und seinem Wirken unvermindert anhielt, wurde nun zu ehend der Blick für anderes frei , was insbe ondere in der päten Anerkennung der Leistungen Konrads lll. zum Ausdruck komm t") , der im Verg leich mit einem berühmten Neffen stets etwas blaß gewirkt hatte und lange Zeit geringgeacbtet wurde5). Auch im Hinblick auf die Modalitäten der Königswahl des Jahre 11 52 si nd im Rahmen verschiedener Einzelunter uchungen Aspekte zu Tage getreten, welche di e herkömmliche icht auf die Ereignisse in Frage teilen. Besondere Bedeutung erlangt in diesem Zusammenhang Friedrich vo n Rothenburg, der ohn Konrads III. , der wie Gerd Althoff hervorhebt, „der einzige Königs ohn des Früh- und Hochmittelalter der fränki ch-deut chen Geschichte [war] , de sen Erbansprüche auf die Stellung de Vater hintangetellt, dem durch die Ent cheidung der Großen eLn anderer, ein Verwandter Friedrich Barbarossa, vorgezogen wurde" 6). Daß dies schon für die Zeitgete in vier Teilen, Bd . IJ : Schwaben und üdfranken, Hohenstaufenzeit 108 1268, Aalen 1975 (ND tuttgart 1847); Wilhelm von Gie ebrecht , Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. V: euer Auf cbwung de Kai sertb ums unter Friedrich 1. , Braunschwe ig 1880; und Ebe rh a rd Otto , Friedrich Barbarossa, Potsdam o. J. 4) Vgl. vor allem Ferdinand Geldner, Zur neueren Beurtei lung König Konrads m., in : Monumentum Bamberge n e, Festgabe für Bened ikt Kraft, hg. V. H e rmann ottarp , München 1955, . 395-412; Friedrich H a u s mann , Die Anfänge de taufi eben Zeitalters unter Konrad lJ 1. , in : Probleme des 12. Jahrhundert , Reichenau Vorträge 1965- 1967, Kon tanz 196 , . 53- 78; D agmar n ve rhau , Approbatio - Reprobati o, Studien zum päpstlichen Mitspracherecht bei Kai serkrönung und Köni gswahl vom Investiturstreit bis zum ersten Prozeß Johanns XXII . gegen Ludwig IV. , Lübeck 1973 , S. 153; We m e r G oez, Gesta lten des Hochmi ttelalters, Per onenge cb ichtliche Es ay im allgemeinhistorischen Kontext, Darmtadt J983 , . 2 J ; Arno 1d B üb 1e r , König bau und Fürsten, Zur Legitimation und Selb tdarstellung Konrads III. ( 113 ), ZGORh 137 (1989), . 7 90, hier . 90; Gunther Wolf, Wer wa r Kaiser Friedrich 1. Barbaros a? Archiv für Diplomatik 38 ( 1992), S. 77- 111 , hier . 8 l f.; sowie B e rnh a rd Schimmelpfennig , Königtum und Fürsten, Ka ise r und Papst nach dem Wormser Konkordat, München J996, . 19. 5) So etwa Wilh e lm B e rnbardi , Konrad UJ ., Berlin 1975 (ND 1883), . 92793 1; H e nr y Simonsfeld , Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Friedrich I., Bd. 1: 1152 bis 11 58, Berlin 1967 (ND 190 ), . 1f.; H orst Fuhrmann , Deut ehe Ge chichte im hohen Mittelalter von der Mitte de 11. bis zum Ende de 12. Jahrhunderts, Göttingen 2 1983 , S. 149. - Vgl. auch den For cbungsüberblick bei 1fred Ha ve rkam p (Hg.), Friedrich Barbarossa, Handlungsspi elräume und Wirkungsweien des staufischen Kai ser , Sigmaringen 1992, . 10- 13 . 6) Gerd Althoff, Friedrich von Rothenburg, Überlegu ngen zu einem übergan- 15 Zeitschrift für Rechtsgeschichte. CXXJ. Genn. Abt 202 Stefanie Dick no en erklärungsbedürftig war, ze igt die Dar tellung Otto vo n Freising, der in einen Ge ta Friderici jene Passagen, die von der achfolge und der Wahl Barbarossa handeln, mit erläuternden Kommentaren versehen hat. Er entwicke lt dabei fo lgende Erklärungszusammenhänge: Zunächst se i die Wab l de Schwabenherzog durchaus im inne Konrad Ill. erfolgt, da die er, erkennend, daß die achfolge seines unmündigen Sohnes au sichtslo ei, einem effen die Reich in igni en cum unico suo item Friderico anvertraut und ihn damit als achfolger empfohlen habe7). De weiteren werde das Köni gtum ohnehin nicht durch die Verwandtschaft de Blute vererbt, sondern der König werde durch die Wahl der Fürsten be timmt8). Als Grund für die einmütige Zustimmung aller zu der Person Barbarossas, erkennt der Freisinger Bi chof chließlich dessen Zugehörigkeit zu den beiden großen Fürstenfamilien , una Heinricorum de Gueibelinga, alia Gwelfonim de Aldorfo, durch deren Rivalitäten die Ruhe des Reiches schon oft ge tört worden ei. Friedrich von cbwaben könne nun, g leichsam als angularis lapis, die Feindehaft dieser beiden Häu er überwi nden und dadurch den inneren Frieden im Reich wiederherstellen 9). Warum bedurfte es, wenn doch selbstverständ lich war, daß der König durch die Wahl der Für ten bestimmt wurde, einer gesonderten Erklärung? Und warum hie lt Otto von Freising es dann für nötig zu betonen, daß Konrad, al kluger Mann das Wohl des Reiche im Auge habend, auf die achfolge seine ohne verzichtete und stattdessen Barbaros a vor chlug? Trotz der inneren Wider prüche orientiert ich die Forschungsmeinung im we entliehen an dieser Dar tellung der Ge ta Friderici, wobei al Hauptmotiv für die überraschende Wahl de chwabenherzogs der Wille zur Überwindung des taufisch-welfischen Gegen atze angenommen wird 10). Seit Werner Hechgenen Köni g oh n, in : FS Eduard Hlawitschka, hg. v. Karl Rud olf Schnith u. R oland P au ler , Ka llmünz 1993, S. 307- 316, hier . 307; vgl. ferne r Th o m as Zotz , Friedrich Barbarossa und Herzog Fri edrich (IV.) von chwaben, taufi ches Köni gtum und chwäb ische Herzogtum um die Mitte des 12. Jahrhunderts, in : Mediaevalia Augien ia, Forschungen zur Geschichte de Mittelalters, hg. v. Jür gen Pet e r so ht1 , tuttgart 2001, . 285- 306, bes. S. 285f. ; sowie Thilo Offerge ld , Reges pueri, Da Königtum Minderjähri ger im frühen Mittelalter, Hannover 2001 , zugl. Di s. Bonn 1999/2000, . 798 mit Arnn. 39. 7) Otto von Freising und Rahewin, Ge ta Friderici l. imperatoris I 70, ed. Georg Waitz(MGH rer.Germ . 46, Hanuoverl912), . 9. 8) Gesta Friderici II , I, . 103 . 9) Gesta Friderici II, 2, . 103f. 10 ) Vgl. u. a. Stälin , Württembergische Geschichte ll , . 88; Gie ebrecht , Geschi chte der deutschen Kai serzeit V, S. I; Simon fe ld , Friedrich I., S. 34f.; K a rl Die Königserhebung Friedrich Barbarossas 203 berger jedoch nacbwei eo konnte, daß ein olcher nach dem Ver tändni der Zeitgenossen nicht be tanden hat, da Dyna tien keine politi eh handelnden Einheiten darstellten, bei deren Angehörigen man identi ehe lntere en voraussetzen könne"), ist die von Otto von Frei ing herausge teilte oder kon truierte Konfliktlinie zwischen Staufern und Welfen und die usgleich funktion Barbarossas als Beweggrund der Für ten für de sen Wahl ob olet geworden. H a mp e, Deutsche Kai serge chi chte in der Zeit der alier und taufer, Dannstadt 1983 (ND 1908), S. 142; Ott o , Friedrich Barbarossa, . 15f: Th eo d or Mayer , Fri edri ch l. und Heinrich der Löwe, in: Kaisertum und Herzogsgewalt im Zeitalter Fri edrichs 1., tudi en zur politi chen und Ye rfa ung ge chichte de hohen ittelalters, hg. v. d e m s., tuttgart 1944, . 367-444, hier . 377; E r ich Ma chke , Kai er Friedrich 1. um 11 52- 1190, in: Die großen Deut chen, Deut ehe Biographie, u. Be nn o Reife n berg , Bd. 1, hg. v. H e rm a nn Heimp e l , Th eo d o r H e u Berlin 1956, . 70- 86, hi er . 72 ; K a rl Jord a n , Friedrich Barbarossa, Kaiser des christlichen Abendl ande, Göttingen 2 1967, . 16f. ; H a u s m a nn , Anfänge, . 70; Pe ter Mun z, Frederi ck Barbara a, A tudy in Medi eval Politic, London 1969, . 44; Marcel Pacaut , Friedrich Barbaro a, tuttgart 1969, . Of. ; Al exa nd er art e 11 ieri , We ltgeschi chte al Machtge chi chte, Bd. V: Da Zeitalter Friedri ch Barbaro sas 1150- 1190, Aalen 1972, . 3-6; H e rmann H e imp el , Kaiser Friedrich Barbarossa und die Wende der stau fi schen Zeit, in: Friedri ch Barbarossa, hg. v. G un ther Wolf, Darmstadt 1975, . 1- 25 , hi er . 4; Gunth e r Wo lf, Imperator und Caesar - Zu den Anfängen des staufischen Erbreichgedankens, in : Friedri ch Barbarossa, hg. v. d e ms . , Dannstadt 1975, . 360- 375, hi er S. 360; Be rnh a rd T ö pfe r/ E vam a ria En g el , Vom staufischen Impe rium zum Hausmachtköni gtum, Deutche Geschichte vom Wonnser Konkordat 11 22 bi s zur Doppelwahl 13 14, We imar 1976, S. 51 ; Han s martin c h w ar z mai e r, Die He imat der Staufe r, Bilder und Dokumente aus einhundert Jahren taufi eher Geschi chte in üdwestdeutschl and, igmaringen 2 1977, S. 46; Alfr e d Have r k amp , Aufbruch und Gestaltung, Deutschland 1056- 1273 , München 19 4, . 136f. ; H e inr ic h A pp e ll , Friedri ch Barbarossa ( 1152- 1190), in : Kai erge talten des Mittelalters hg. v. H e lmut B eumann , München 2 1985, . 177- 19 , hi er . 179f. ; B e rnh a rd Tö p fe r, Fried rich!. Barbaro a, in : Deut ehe Könige und Kai er de Mittelalters, hg. v. Eva m ar ia Enge l u. E b e rh a rd H o lt z , Köln 19 9, . 159- 1 7, hier . 159f. ; Walte r K oc h , Kai er Friedrich !. Barbaro a (11 52- 11 90), in : Mittelalterl iebe Herr eher in Leben bildem, Von den Karolingern zu den taufem , hg . . K a r l Rud ol f ch n ith , Graz 1990, . 274-29 , hi er . 27 ; F r a nco Ca rd i ni , Friedrich 1. Barbaros a, Ka i er des Abendlande , Graz 1990, . 72f. ; Fe rdin a nd Opll , Friedrich Barbara a, Darmstadt 1990, S. 33ff.; Eva m a r ia E n ge 1/ 8 e rnb a rd T ö p fe r (Hgg.), Kaiser Friedrich Barbaro a, Lande ausbau - Aspekte e iner Politik - Wirkung, We imar 1994, . 13 . 11 ) Wern e r Hec bb e rge r, Staufer und Welfen 11 25- 11 90, Zur Verwendung von Theorien in der Ge chicht wissenschaft, Kö ln 1996, zug l. Di . Pa au 1993 , . 349 u. 188; de weiteren cbimm e lp fe nn ig , Köni gtum, . 104; und Hub e rtu ei b e rt , Heinrich der Löwe und di e Welfe n, Ein Jubil äum und ein Ertrag für die Fo rcbung, HZ 268 ( 1999), . 375-406, hi er . 403. 15 * 204 Stefanie Dick Damit i t dem Hauptargument für die Übergebung des Königssohns Friedrich von Rothenburg gleichsam der Boden entzogen. Hier ste llt sich nun die Frage, ob die von dem Freisinger Bischof suggerierte Sicht eine unstrittigen und reibungslosen Herrscherwechsels von Konrad lll. zu Friedrich l. wirklich den hi storischen Gegebenheiten entspricht, oder ob die ungewöhnlich knappe Dar tellung der Ereignisse 12) nicht vielmehr gezielt gew isse Unregelmäßigkeiten verschweigt. Die Annales S. Pantaleonis, die in diesem Kontext von der Opposition des Mainzer Erzbischofs berichten 13), der, wie im allgemeinen angenonunen wird, die Kandidatur Friedrichs von Rothenburg vertrat 14), owie eine Reibe späterer Quellen, in 12 ) Hierzu schon C. Peters , Die Wahl Kaiser Friedrichs l „ Forschungen zur Deutschen Geschichte 20 (1880), S. 453-472, bes. S. 467 ; ferner Arnold Bühler, König und Fürsten im hochmittelalterlichen Europa, Grundstrukturen der Herrschaft im römisch-deutschen Rei ch und in den Königreichen England und Frankreich, in: Das Mittelalter als Epoche, Versuch eines Einblicks, hg. v. Carl August Lück erat h u. Uwe Uffelmann, Idstein 1995, S. 164-208, hier S. 167; und Sverre Ba gge , ldeas and narrative in Otto ofFreising's Gesta Friderici, Journal ofMedieva l History 22 (1996), . 345- 377, hi er S. 350. 13 ) Chronica regia Coloniensis (Rec. H), ed. Georg Heinrich Pert z (MGH SS 17, tuttgart 1963), S. 723- 847, hier S. 764. - Zur Kölner Königschronik vgl. auch Manfred G roten , Klösterli che Geschichtsschreibung: Siegburg und die Kölner Königschronik, RhVjbll 61 (1997), S. 50-78, bes. S. 72ff. 14 ) Vgl. Alwin Wetzo l d , Die Wahl Friedrich J„ Diss. Görlitz 1872, S. 29; P e ters , Wahl , S. 467 ; Simonsfe l d, Friedrich l. , S. 34; H ermann Schreibmüller, Herzog Friedrich IV. von Schwaben und Roth enburg (1145- 1167), ZBLG 18 (1955), S. 2 13- 242, hier S. 2 18; H ein rich Büttner, Erzbischof Heinrich von Mainz und die Staufer (1142- 1153), ZKG 69 ( 1958), S. 245- 267, hier . 264; P ete r Ra ssow, Honor lmperii, Oie neue Politik Friedrich Barbarossas 1152- 1159, Oannstadt 1961 , S. 10; Haverkamp, Aufbruch, S. 197; A pp e lt , Friedrich Barbarossa, S. 179; und E n ge !/ Töpfer , Landesausbau, S. 13. - Dagegen Od i 1o Enge 1s, Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert (1), DA 27 (1971), S. 373-456, hier S. 4 15 Anm. 173; und Jan Pa u 1 i ed e rko rn , Friedrich vo n Rothenburg und die Königswahl von 1152, in : Von Schwaben bis Jerusalem, Facetten sta ufiscber Geschichte, bg. v. Sönke Lorenz u. Ulrich Schmidt , Sigmaringen 1995, S. 51 - 59, hier S. 59. E nge ls weist zu Recht dara uf hin, daß di e Annahme, der Erzbischof von Mainz habe sieb für die Kandidatur des unmündigen Königssohnes e ingesetzt, jeglicher Quellengrundl age entbehrt. Unter Berufung auf Giselbert von Mons ging er vielmehr vo n einer Gegenkandidatur Heinrichs des Löwen aus, hat sieb hiermit jedoch letztlich nicht durchsetzen können. (Vgl. hierzu insbesondere U 1r i c b Sc b m i d t, Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert, Köln 1987, S. 137; vor a llem aber den jüngsten Beitrag von Od i 1o E ng e 1s , Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert (ll), in: Von Sacerdotium und Regnwn, Geistliche und weltliche Gewalt im frühen und hoh en Mittelalter, FS Egon Boshof, hg. v. Franz-Reiner Erkens u. Hart- Die Köni g erhebun g Friedri ch Barbarossas 205 denen mehr oder minder direkt der Vorwurf erhoben wird, Barbaros a habe seinen Vetter um die König würde betrogen 15), unter tützen die Vermutung, daß der Sohn Konrads III. nicht nur als achfolger in Frage kam, ondem nach mittelalterl ichem Ver tändni eigentlich der näherli egende Thronkandidat war. Diese Perspektive auf die Bedingungen der König wahl de Jahre 1152 ist im fo lgenden noch eingehender zu erläutern. In einem er ten chri tt wird dabei zunäch t auf den Quellenwert der Gesta Friderici eingega ngen, anschließend die dort erfolgte Dar tellung der Köni g erhebung Friedrich Barbarossas untersucht. Otto von Frei s in g und d e r Qu e l l e nw e rt s ein e r „ G es t a Fri d e rici ": Otto von Freising (um 111 2 bi 1158) wa r aus der Ehe de Markgrafen Leopold III. von Österre ich mit Agne , der Tochter Köni g Heinri chs IV., die zuvor mit Herzog Friedrich I. von chwaben ve rhe iratet gewesen war, hervorgegangen und somit ein Halbbruder Konrad III. und Onkel Barbarossas16). A ls ein Mann von ungewöhn lich hoher Bildung und eher gei tigen Interessen hatte er am politi schen Tagesgeschehen ledi glich geringen Ante il. Obschon er sich regelmäßig am Hof aufhielt, ist seine akti ve Mi twi rku ng bei Reich angelegenheiten nur in weni gen Fällen bezeugt 17) . Deutlicher tritt mut Wol ff, Köln 2002, S. 423-459, in dem er sich zum e inen mit intere anten Überlegungen der herrschenden Sicht bezüglich de Wahl verhaltens de Mainzer Erzbi cbofs anschließt, und zum anderen vo n seiner ä lteren Auffas un g die Gegenkandidatur Heinrichs des Löwen betreffend Abstand nimmt. ) iederkoro begründet einen Einwand mit den Ere ign issen von 11 9 , was jedoch meth od isch in ofero fragwü rdig i t, a ls hi er mit den Vorgängen von 11 52 bereits ein Präzedenzfall vorl ag. Da von ihm in diesem Zusammenhan g angeführte Schreiben Philipps an Papst hmozenz lll ., in dem di e euwahl auf d ie mangelnde Regierungsfähigkeit Fri edri chs zurückgeführt wird, ist in erster Linie a ls o ffizielle Erklärung zu betrachten . Da gerade die Ki rche chon eit langem um di e Unterbindung vormundschaftl icher Regentschaften bemüht war, schi en eine solche Begrü ndun g am ehesten geeignet, die Zu timmung de Papstes erlangen zu können (vgl. fe rner Anm . 99). 15) Chronicon sancti Clementis Metten e, ed. Georg Wa i t z (MGH S 24, tuttgart 1975), S. 492- 502 , hier S. 501 ; Gesta episcoporum Halberstadensium, ed. Lud w ig Weiland (MGH SS 23, tuttgart 1963), . 107. - Zur Kaiserchroni k (Rez. C) vgl.Anm . 44. 16) Corn e lia Kir c hn e r- F eye r a b e nd , Otto von Frei ing al Diöze an- und Re ichsbischof, Frankfurt a. Mai n 1990, zug l. Di . Erl angen 19 5, . 6. 1 7) Vgl. hi erzu H a n -We rn e r Goe t z , Das Geschichtsbild Otto von Frei ing, Ein Beitrag zur histori schen Vorstellungswelt und zur Geschi chte des 12. Jahrh underts, Köln 1984, S. 34; Fran z -Jo sef e h m a le ( Hg.) , Bischof Otto von Freising und Rahewin: Die Taten Friedri chs oder ri chti ger Cronica, Einleitu.ng, Berlin 1965, . l 8f. 206 Stefanie Dick uns Otto in ei nem Wirken als Bischof entgegen, eine Aufgabe, die er offenbar überaus ernst nahm, und in deren Ausübung er sich große Verdienste für seine Di öze e erworben hat 18). Seine Bedeutung für die achwelt resultiert jedoch in erster Linie aus seinem historiographischen Werk, der Chronik. 19) und den Ge ta Friderici . Der hohe Wert der Gesta für Historiker beruht im wesentlichen auf ihrer Einzigartigkeit. In keiner anderen zeitgenö i chen Quelle sind die ersten Herrschaftsjahre Friedrich Barbaro sas o au giebig behandelt wie hier20) . Hinzu kommt, daß Otto von Freising als Reich bischof und Mitglied der stirps regia über gute Verbindungen zu den politi eben Entscheidungsträgern und einen (im Vergleich mit anderen Chroni ten einer Zeit) überdurchclmittlichen Information grad verfügt haben dürfte, wa ein besonderes Maß an Authentizität zu gewährleisten scheint. un haben schon Franz-Josef Schmale2 1) und Hans-Werner Goetz22 ) auf den eigentümlich tendenziösen Charakter der Gesta aufmerksam gemacht. Vor allem beim Vergle ich de ersten Buches mit dem sechsten und siebten Buch der Chronik, welche in etwa denselben Zeitraum beschreiben, tritt dies deutlich hervor. Die Chronik ist gewissermaßen als ,Universalgeschichte' angelegt und reicht bis in die späten 40er Jahre des 12. Jahrhunderts . Die Stimmung ist düster - vor dem Hintergnmd der inneren Zerrissenheit und dem Machtverfall des Reiches scheint dem Autor das Ende all er Zeiten nahe. So enthält denn auch das achte und letzte Buch eine au führliche Abhandlung über da Erscheinen des Antichrist , die Au fer tehung der Toten und das Jüngste Gericht23). Die etwa zehn Jahre päter begonnenen Gesta lassen von dieser zutiefst pessimistischen Sicht Ottos nichts mehr spüren. Unter dem Eindruck der politischen Erfo lge, die Friedrich während einer er ten Regierung jahre erzielen konnte, hat der 18 Goetz , Geschicht bild, S. 30-33. Otto von Freising, Chronica sive Hi toria de duabu civitatibus, ed. Ad o 1f H ofme is t er (MGH S rer. Germ. 45, Hannover 1912). 20 ) Die an onsten vorliegenden annalistischen Aufzeichnungen vermerken zu der Köni gswahl von l 152 vielfach nur lapidar, daß Herzog Friedrich von Schwaben mit dem Einver tändni aller zum König gewähl t wurde. Vgl. hierzu auch die Zusammenstellung bei Walter Böhm e, Die deut ehe König erhebung im 10.- 12. Jahrhundert, Heft 2: Die Erhebungen von 1125 bis 1198, Göttingen 1970, S. 35 r. 89- 92, u. S. 36 r. 97; owie Roman D e uting e r, Rahewin von Freising, Ein Gelehrter des 12. Jahrhunderts, Hannover l 999, S. 1f. 21 ) Schma le , Einleitung, S. 58 . 22 ) Goetz , Geschichtsbi ld, S. 277. 23 ) Otto von Fre ising, Chronica Vlll, S. 390-457. - Vgl. ferner D eutinger, Rahewin, S. 1. ) 19 ) Die Köni gserhebung Friedrich Barbarossas 207 Bischof von Freising offenbar neuen Mut und neue Hoffnung für die Einheit und Würde des Reiche ge chöpft. Entsprechend fre undlicher ist auch seine Perspektive auf die Reich geschichte, die er in dem ersten Buch der Gesta wie selbstverständlich auf die Per on Barbaro a als Frieden kön.ig zu laufe n läßt24 ). Das positiv veränderte Gegenwartsbild Ottos wirkte also auf eine Sicht der Vergangenheit zurück, so daß die Ereignis e durch ihre Dar tellung in den Gesta eine neue Qualität erhalten, di e geme inhin als „prostaufische Tendenz" bezeichnet wird 25), jedoch aufgrund der e inseitigen Betonung der Leistungen Friedrich Barbarossa und mit Blick auf die Ergebnisse Werner Hechbergers wohl treffender als profrideri zianisch anzusprechen ist. Grobe Geschichtsklitterung wird man dem Freisinger Bi chof hi erbei kaum nachwe isen können. Das Wesen des Tendenziösen li egt vie lmehr in der ubtilen Umverteilung von Lob und Tadel, im Verschweigen oder Hervorheben historischer Gegebenheiten 26). Ein we iteres wesentliches Moment für die E inschätzung des Quellenwertes der Gesta betrifft die Intention, mit der ie verfaßt wurden. Und in die em Zu ammenbang ist, unabhängig davon, ob der lmpul zu ihrer Aufzeichnung nun von Otto elbst27) oder von Barbarossa 28) ausging, hervorzuheben , daß Otto von Freising die Ge ta in erster Linie zur Verherrlichung Kaiser Friedrichs schri eb29). Barbarossa war für ihn nicht nur ein neuer Hoffn ungsträger, 24 ) Vgl. etwa Schmale, Einl e itung, S. 13; Thomas Szab6 , Herrscherb ild und Reichsgedanke, Eine Studie zur höfischen Geschichtsschreibung unter Friedrich Barbare sa, Diss. Freiburg i. Br. 1971 , S. 18f.; Walt h er Lammer s, Weltgeschichte und Zeitgeschichte bei Otto von Freising, in : Die Zeit der Staufer, Geschichte - Kunst - Kultur, Katal og zur Ausstell un g Stuttgart 1977, Bd. 5: Supplement: Vorträge und Forschungen, hg. v. R ei ne r Hausherr u. Ch ri stian Väterl e in , Stuttgart 1979, S. 77- 90, bes. 78f. ; E li sabeth Megier, Tarnquarn lux post tenebras, oder: Otto vo n Freising [sie] Weg von der Chronik zu den Gesta Friderici, Mediävistik 3 (1990), S. 13 1- 267; Ba gge, Ideas, S. 350. 25 ) Vgl. insbesondere Goetz , Geschichtsbild, S. 277. Die Existenz ei ner prosta ufischen Tendenz in Ottos Geschichtsschreibung wird seitens der Forschung zwar im allgemeinen eingeräumt, jedoch ist diese Erkenntnis bislang kaum wirklich umgesetzt worden. - Ander Ol i ve r chmidtha ls, Otto von Freising, in : Weltbild und Realität, Einführung in die mittelalterliche Ge chichtsschreibung, hg. v. U 1ri e h Knefelkamp, Pfaffenwei ler 1992, S. 37-46, hier S. 44, allerd ings mit wenig überze ugender Begründung. 26 ) Ausführlicher hierzu Sc hmal e , Einle itung, S. ll f. ; und Goetz, Geschi chtsbild, s. 277. 27 ) Schmale , Einleitung, S. lf. 28 ) Goetz , Ge chicht bild, S. 277 . 29 ) Vgl. auch Wetzold , Wahl Friedrich 1., S. 30f.; Fran z -Jo s ef Schmale , 208 Stefani e Dick der den Fri eden und das An ehen des Reiches wiederhergestellt hatte3°), sondern der von Gott mü all en Kardinaltugenden ausgestattete idea le Herrscher schl echthin 3 1). Auf der Grundl age dieser Anschauung hat Otto di e Gesta konzipi ert, und hier s ind auch di e Kriterien zu suchen, di e er bei der Auswahl und Darbietung de Stoffe angelegt hat. Er wollte Friedrich Tugenden noch über di e der Früheren ste ll en, sicut auro gemmam superponere, und durch di e Schilderung der Taten seiner Vorfa hren so llte seine Person noch glänzender erscheinen32 ). Barbarossa einer eits hat die Ausführung der Gesta durch di e Übermittlung von Materi al un terstützt. Auf Ottos Bitte hin ließ er ihm etwa in der Mitte des Jahres 11 57 einen Brief mit e inem knappen Bericht de r Geschehni sse von seinem Regierungsantritt (11 52) bis zum Reichstag in Regensburg (1 156) zuko mmen33 ). Da die ersten beiden Bücher bereits im ommer 11 58 fe rtiggeste llt waren34), muß Otto intensiv an ihnen gearbeitet haben, was wiederum dafür spri cht, daß er mit der Aufze ichnung der Gesta eben ni cht nur e inem ka iserlichen Wunsch oder Auftrag ondern vielmehr se inem eigenen Anliegen ent prach35 ) . Während der Bischof von Freis ing das erste Buch der Gesta noch vö llig eigenständi g entworfe n hatte, hielt er sich, was den Inhalt des zweiten Buche betrifft, eng an di e Vorlage des Kaisers: „Kapi te l für Kapitel fo lgt er de n einzelnen Angaben des Briefe , keinen Punkt überspringend, aber auch in keinem Punkt we entlieh über ihn hinausgehend" 36). icht Otto, sondern Barbaro sa bat demnach die zu behandelnden Ereignisse be timmt, so daß di e im zwe iten Buch erfo lgte Darstellung doppelt gebrochen ist: Zum e inen Lothar 111. un d F ri edr ich 1. als Kö ni ge und Kaiser, in : Pro bleme des 12. Jahrh underts (wie A nm. 4), S. 33- 52, hier S. 35 ; und Koc h , Ka iser Friedri ch I„ S. 279. 30 ) Gesta Friderici, pro!. , S. 9: [„.] dum post turbulentiam preteritorum non so/um pacis inaudita reluxil serenitas, sed et quod ob victoriosissimi principis virtutes tanta Romani imperii pol/et auctoritas, ut et sub eius principatu gens vivens humiliter silendo conquiescat, et barbarus quique vel Grecus, extra terminos ipsius positus, auctoritatis eius pondere pre sus contremiscat. 31 ) Gesta Friderici , pro!., S. 11 f.: Sie etiam temperans in prosperis, fortis in adver is, iustus in iudiciis, prudens et acutus in causis esse cognosceris, ut non so/um ex convictu haec tecum coaluisse, sed tamquam divinitus inspirata et a Deo tibi ob universale totius orbis emolumentum concessa fuisse videantur. 32 Gesta Frideri ci, pro!. , S . 11 . Gesta Frideri ci, Ep. Frideric i, S . 1- 5. - Sch m ale, E i.nl eitung, S. 2 Anm. 7. 34 ) Sc hm a le, E inleitun g, S. 2. 35 ) Vg l. hierzu auch D eu ti nger , Rahewin , S. 148. - Instruktive Überlegungen hinsichtlic h der Motivat ion Otto von Freising zur Abfassung der Ge ta bei E n ge 1s, Beiträge II , S. 452 . 36 ) c h male , Ei nl eitung, S. 22 . 33 ) ) Die Königserhebung Friedrich Barbaro a 209 durch die von Friedrich elb t betriebene Au lese des Materials und zum anderen durch Otto Art der Darbietung de elben . Otto von Frei ing liefert mithin keineswegs unparteii sche Geschicht schreibung. Vor dem Hintergrund se iner persönlichen Lebensumstände, a ls Verwandter Barbaro a , al Reichsfürst und Reichsbi chof owie der ihm eigenen po liti chen Ein tellung, geht er weit über den bloßen Bericht hinaus, indem er Stellung bezieht, kommentiert und urteilt37) . Di e König w a hl v on 115 2 im Spi ege l d e r „ G es t a Frid e rici ": A l Otto von Frei ing mit der Aufzeichnung der Ge ta begann, lagen die Ereigni sse um die Wahl bereit fünf Jahre zurück. Barbaro a hatte unterdessen seine Herrschaft konsolidieren und die Kai serwürde ( 1155) erlangen können. icht nur der Bischof von Freising, auch viele andere Mächtige de Reiche dürften mit ihm als Herr eher zufrieden gewesen sein, hatte er doch wiederholt gezeigt, daß er nicht gegen die Für ten, ondem mit ihnen zu regieren gedachte, ihre Belange wahren und den honor imperii wiederher teilen würde 38) . Welches Interesse hätte Otto zu diesem Zeitpunkt daran haben 37 Goet z, Geschichtsbild, S. 37 f. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Alh ey di s Pl a m a nn , Die truktur des Hofes unter Friedrich Barbarossa nach den deut chen Zeugen seiner Urkunden, Hannover 1998, zug l. Diss . Bonn 1997, . 2f. - Die konsequ ente Erfüllung der Wablversprechungen (hi erzu Gerd A 1t h o ff, Die merkwürdi ge Urkunde aus Kloster Amsburg, E in cblüsselzeugnis für di e Köni gswahl Friedrichs l. Barbarossa, Damals l2 ( 1992), S. l040- l044), seine Rücksichtnahme au f die Bedürfnisse der Großen, a ls er nicht versuchte, di e Rom fahrt (Simon s fe 1d , Friedrich !., S. 49- 5 1) und den Ungam fe ldzug (Gesta Frideri ci Il, 6, S. 292; und im o n s fe 1d , Fri edrich !., S. 101 ) gegen ihre Interessen durchzusetzen sowie sein elbstbewußtsein gegenüber dem Pap t, welches er schon mit seiner Wahlanzeige unter Beweis teilte (MGH Con t. l , r. 137, ed. Lud w ig We i la nd , tuttgart 1963 , . 19 1f. ; und i m o n s fe 1d , Friedrich 1., . 56-5 ), haben sei ne Po ition zweifello nachhaltig gestärkt. E i t fre ilich fraglich, ob und welche Altern ativen Barbarossa hatte. eine Machtbas is wird (insbesondere nach der Einlö ung der Wahl ver prechen) kaum ausgereicht haben, um den Fürsten mit Gewalt zu begegnen oder gar ohn e ie agieren zu können. Das ma ive lntere e Friedri chs an Italie n und ei nem wirtschaftli chen Potenti a l i t nicht zuletzt in die em Zusammenhang zu verstehen; vgl. in diesem Zu ammenh ang etwa Gertrud Deib e l, Die fin anzielle Bedeutung Reichs- Itali ens für di e taufischen Herr eher des 12. Jahrhundert , ZRG Germ. Abt. 54 ( 1934), . 134- 177, hi er . 147f. u. 162; und C arlri c h a rd Brühl , Die Finanzpo litik Friedrich Barbaros a in Italien, HZ 213 ( 1971 ), S. 13- 37, wieder abgedruckt in : D e r ., Aus Mittelalter und Diplomatik, Ge amme lte Aufsätze, Bd . 1: tudi en zur Verfa sungsgeschi chte und tadttopographie, Hilde heim 1989, . 267- 291 , be . . 276, 278 u. 283. ) 38 ) 210 Stefanie Dick können, in einem Werk, welches dem Kaiser zu Ruhm und Ehre gereichen sollte, auf etwaige Unregelmäßigkeiten einer Wahl einzugehen? Wie bereits eingangs darge legt, gibt es eine Reihe voneinander unabhängiger Nachrichten aus dem 13. Jahrhundert, die von der Darstellung Ottos abweichen 39 ) , angesichts der Dominanz und „suggestiven Kraft" 40 ) der Gesta Friderici jedoch bis lang wenig Beachtung erfahren haben . Aufgrund des ze itlichen Abstands zu den behandelten Ereignissen werden ie gewöhnlich unter dem Oberbegriff „unzuverlässigen Quellenmaterials"41 ) zu amrnengefaßt und nicht weiter berück ichtigt, da ja mit den Gesta eine zeitnahe Quelle zur Verfügung steht. Trägt man nun der Erkenntnis des Tendenziösen in Ottos Geschichtsschreibung Rechnung, dann i t der Vorzug, der den Gesta im allgemeinen eingeräumt wird, nicht angemessen. Gerd Althoffweist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß die späteren Quellen durchau Meinungen spiegeln können, die es schon 1152 gab42), bei Otto von Freising allerdings aus den oben angeführten Überlegungen keinen Niederschlag gefunden haben. Auch die in den Gesta nicht behandelte Opposition des Mainzer Erzbischofs ist in diesem Kontext zu verstehen, so daß man begründet davon ausgehen darf, daß Otto bei der Dar tellung der König wahl gezielt all das verschwiegen hat, was Barbarossa in einem ungünstigen Licht hätte erscheinen lassen können. Das Chronicon sancti Clementis Mettense43) (um 1212) und die bald nach 1250 entstandene bairi sche Fortsetzung der Kaiserchronik44) berichten nun 39 ) Neben den schon erwä hnten (vgl. Anm. 16) ist hier noch di e Chronik des Giselbert von Mons (um 1196) zu nennen : Giselbert von Mons, Chronicon Hanoni ense, ed. Georg H e inrich Per tz (MGH rer. Germ . 29, Hannover 1869), S. 88f. - Vgl. auch A 1tho ff, Friedrich vo n Rothenburg, S. 3 10. 40 ) A 1t hoff, Friedrich von Rothenburg, S. 308. 41 ) Vgl. E n ge ls , Be iträge 1, S. 415ff. 42 ) A 1t h off, Friedrich von Rothenburg, S. 3 10. 43 ) Chronicon sancti Clementis Mettense, S. 501: Conradus vero imperator, cum Karo/um [sie!} haberel unicum, regni reliquit heredem, Friderico tune duce exislen/e, puerum el regnum sub sacramento commisil. Quibus omnibus spretis, imperium viven/e puero sibi arripuit. - Vgl. zu dem fa lschen amen auch i ed er ko rn , Friedrich von Roth enburg, S. 58. 44 ) Die Fortsetzung der Kai serchronik (Rez. C) enth ält nur einen sehr indirekten Hin wei auf die oben angesprochene Problematik. Während noch in V. 23- 39 (s. u.) ledi g li ch vo n e iner Statthalter chaft Barbarossas für den noch unmündigen Sohn des verstorbenen Königs die Rede i t, findet dieser e ingangs immerhin rech t ausführ lich dargeste llte A pekt - ebenso wie der kleine Friedrich - späterhin keinerlei Erwä hnung mehr. Vielmehr wi rd Barbara sa ab V. 78 (S. 398) durchgängig als Kaise r bezeichnet. Auch wenn hier ni cht unmitte lbar ein Usurpation vorwurf formuliert Die König erhebung Friedrich Barbara sa 21 1 bzw. legen nahe, daß Barbaros a sich die Herr chaft, die er ursprünglich für den unmündi gen Sohn Konrads III. lediglich verwalten sollte, angeeignet habe. Unter Berücksichtigung des Au nahmecharakter der Übergehung Friedrichs von Rothenburg bei der Thronfolge45) sind diese Äußerungen in er ter Linie Ausdruck mittelalterlichen Denkens, „da tet nach älterem Recht fragt, um den gegenwärtigen Zu tand zu belegen"46) , und in di esem inne al natürlicher Reflex auf Gegebenheiten zu betrachten, die mit den zeitgenö si chen , aus Tradition und U u Kraft und Legitimation beziehenden Bräuchen nicht zu vereinbaren waren 47 ) . Daß ich auch Otto von Frei ing dieser Problematik bewußt war, ergibt ich au einer Dar tellung. E wurde bereits gezeigt, daß er für die König erhebung des chwabenherzog drei Erklärungen anführt: eine Designation durch Konrad llI., die Wahl al kon- wird, i t das deutlich z u Tage tretende Momen t der ursprünglich a ls tatthalter chaft gedachten Herrschaft Barbarossa doch bemerkenswert. Hinzu kommt fe rner, daß gerade für di e e Bearbe itung eine gute (verlorene) Quelle a ls Grundlage angenommen wird (vgl. E b e rhard e llmann , Art. Kai serchronik, in : Verfa erl exikon 4 ( 19 3), p. 949- 964, hier p. 960) - Kai erchronik(Rez. C), ed. Ed wa rd chrö d e r (MGH Deutsche Chroniken 1, Frankfurt a. Main 1969), . 397-408, hi er V. 23- 39, . 397: Hie mich vert aber ain mr.ere von ainem Sloufr.ere: Friderich was er genant, herzoge er was in Swobenlant. die fiir ten alle ge/iche enphulhen im daz riche. mit gedinge daz geschach, des auch der herzoge selbe }ach: 'daz riche der junge sun so/ hon, den chiinic Chuonral hol verton, s6 er gewahset zainem man, daz er des riches pflegen chan. ' der herzoge Friderich tel ainemfrumen man gelich: des riches er sich underwant, ufgeliickes rat saz er zehant, des riches pjlac er schone. 45 ) Althoff, Friedrich von Rothenburg, . 307; Zotz , Friedrich Barbaros a, . 286. 46) H a n s martin Schv arzma ie r, taufi ehe Land und staufische Welt im Übergang, Bilder und Dokume nte au chwaben, Franken und dem Alpenland am Ende der taufi eben Herrschaft, igmari ngen 1978, . 64. - Vgl. ferner W i 1h e1 m Maurenbrecher, Ge chichte der deutschen Köni gswah len vom zehnten bi dreizehnten Jahrhundert, Leipz ig 1889, . 181 ; owie grundl egend Di e tm ar Willoweit , Vom guten alten Recht, ormen uche zwi chen Erfahrungswissen und Ur prungs legenden, in : Jahrbuch des Hi stori schen Kollegs 1997, München 1998, . 23- 52, be . S. 40ff. 4 7) Wa hier zunächst auffällt, ist der verhältni smäßig große zeitl iche Ab tand, mit dem die Kritik formuliert wurde. Anderer eits - in we lcher wichtigen Kanzlei, in welchem bedeutenden criptorium hätten olcbe Vorwürfe zu Lebzeiten Barbarossas fo rmuli ert werden können, da doch die Mehrzahl der Mächtigen des Reiches an einer Erhebung beteiligt gewe en war? 212 Stefanie Dick stituierendes Moment des Königtums sowie Friedrich als Kandidat des Ausgleichs im Hinblick auf den staufisch-welfischen Gegensatz. Da er von der Wahl se lbst nichts als das Ergebnis berichtet, ist diese unvermittelte Häufung von Argumenten immerhin auffällig48). Der Umstand, daß der Bischof von Freising sich hier offenbar zu einer Erläuterung genötigt sah, wird aber nur dann verständlich, wenn die Wahl von 1152 tatsächlich nicht den üblichen Gepflogenheiten entsprochen hatte. Auch wenn Otto selbst nicht explizit auf das Außergewöhnliche der Köni gserhebung Barbarossas eingeht, tritt der apologetische Charakter seiner Ausführungen klar hervor4 9). Dies wird noch deutlicher, unterzieht man seine Kommentare einer näheren Überprüfung. Zur Desi g nation Barbaro ssas durch Konrad III.: Der Bischof von Freising berichtet, daß König Konrad, ehe er starb, die Insigni en und seinen Sohn Friedrich dem Herzog von Schwaben anvertraut habe 50). Angesichts der großen symbolischen Kraft dieser Geste wird di e Übergabe der Reichsinsignien nahezu uneingeschränkt als Designation angesehen 51). Schon Otto läßt keinen Zweifel daran, wie er diesen Vorgang verstanden wissen will, wenn er schreibt: Erat enim tamquam vir prudens de filio suo adhuc parvulo, ne in regem sublimaretur, quasi des peratus; idcirco et privatae et rei publicae melius profuturum iudicabat, si is potius, qui fratris sui filius erat, ob multa virtutum suarum clara fac inora sibi succederet52 ) . Auch di e Kölner Königschronik spricht von der Übergabe der Reichsinsignien an Barbarossa53 ) , und Friedrich se lbst stellt 1153 in einem Brief an 48 Vgl. auch U nver hau ,Approbati o, S. 150f. Schreibmüller, Herzog Friedrich IV., S. 218f. ; P e t ers , Wahl , S. 462 ; und Frit z K e rn , Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früh en Mittelalter, Zur Entwicklungsgeschichte der Monarchi e, Darmstadt 2 1954, S. 50 Anm. 102. 50 ) Gesta Friderici 1, 70, S. 98: [CoDradus rex] vitamfinivit, regalia duci Friderico cum unico suo item Friderico commendans. 51 ) Vgl. u. a. Schreibmüller, Herzog Friedrich TV., S. 217; Jordan , Friedrich Barbarossa, S. 16; Hau sma nn , Anfänge, S. 78; P aca ut , Friedrich Barbarossa, S. 80 ; Töpfer / E n ge l , Hausmachtkönigtum, S. 51; und Haverkamp , Aufbruch, S. l 36f. 52 ) Gesta Friderici 1, 7 1, S. 98 . 53 ) Chroni ca regia Coloniensis (Rez. I), S. 764: rex Cuonradus apud Babinberg infirmitate decubans et diem morlis sibi adesse sentiens, duci Friderico, jilio fra lris sui, regalia tradidit, fi lium suum Fridericum adhuc parvu/um commendavit, et ut pro regno sibi acquirendo principibus loqueretur suasit; [ .. .]. - Die angefügte Bemerkung (el ut pro regno ... suasit) ist lange Zeit kontrovers diskutiert worden, da sich das sibi gra mm atikali sch an di e er Stelle sowohl auf Herzog Friedrich als auch auf den Sohn ) 49 ) D ie Königserhebung Fri edr ich Barbaro a 2 13 den byzantini schen Kaiser Manuel heraus, daß der sterbende Konrad ihn zu semem achfo lger erklärt habe54 ). Der U mstand, daß hier mehrere Que llen vo rliegen, die von einer Des ignati on Barbara sa oder von einer berga be der Reichsinsignien an ihn in die em Sinne berichten, fä ll t natürl ich in Gewicht, als Beweis reichen sie indes nicht aus, da ie durchweg parte ilich ind und für Friedri ch eintreten55 ). Hinzu komm t, daß dieser Vo rgang nirgendwo bezeugt ist. Berücksichti gt man di e zentrale B edeutung, die dem Vorhandensein von Zeugen für di e Gültigkeit mittelalterlicher Rechtsakte im allgemeinen zukam, o i t e doch zuminde t merkwürdig, wenn ich für e ine derart gewichtige Handl ung nicht ein einziger findet. D ie Möglichkeit de Verlu te der entsprechenden Quellen ist zwar niemals vo ll ständ ig auszuschJießen , in diesem Z usammenhang jedoch mehr a ls un wa hrsc hein li ch, denn Otto von Ko nrads beziehen läßt (We t zo ld , Wahl Friedrich !., . 30). Wäh rend die For chung mehrhe itlich di e Ansc hauung vertritt, daß Konrad seinem Neffen empfoh len habe, sich um die Unterstützung der F ürsten zu bemühen (vg l. insbe onde re Simon f e 1d , Fri edri ch!. , . 2 1 Anm. 8; iegfr ied H aider , D ie Wah lver prechungen der römi eh-deutsc hen Kön ige bis zum Ende de zwö lften Jahrhundert , Wien 196 , . 65 ; und Hein r ich Appell, Heinrich der Löwe und die Wahl Friedrich Barbaro as, in : F Hermann Wiesflecker, hg. v. Alexander ovotny u. Othmar Pick! , Graz 1973, S. 39-48, hier S. 45f.), hat es doch immer wieder Ansätze gegeben, die besagte teile in dem Si nne zu interpretieren, daß Konrad Friedrich aufgefordert habe, die Köni gserh ebung seines Sohnes zu betreiben (Ph i 1i p p J a ff e , Geschi chte des deutschen Reiches unter Konrad lll. , Han nover 1845 , . 209 Anm . 63 ; Otto Heinze , Designation als Form der Thronfolgeordnung in den german ischen Reichen bis zum Ausgang der Staufer, Diss. Göttingen 1913, S. 42; und zu letzt Walter chlesinger, Gedanken zur Datierung des Verzeichnisses der Höfe, die zur Tafel des Königs der Römer gehören, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 34/35 (1974/75), . 185- 203 , hier S. 189 Anm. 28). Obschon ein zwingender Bewei in die er Angelegenheit kaum zu erbringen ist, sind doch die Gründe, die gegen die zuletzt angeführte Sicht der Dinge sprechen, evident. Bereits Holtzmann hat darauf hi ngewiesen, daß der Autor ni cht „ruhig fortfahren könnte: lgitur ... conventus principum et episcoporum ... habitus est. l bi summa fa vore cunctorum predictus Fridericus dux Sueviae in regem eligitur, wenn sieb das sibi auf den Sohn Konrads bezöge" (R obert Ho 1tzm an n , Die Wah l Friedrichs 1. zum deutschen König, Historische Vierteljahr chrift 1 ( 1898), S. 188 Anm . 1) und auch chmidt stell t heraus, daß der ganze Kontext und die durchweg positive Beurteilung Friedrichs in der Kölner Königschronik diese Über etzung mög lichkeit au chließen ( chmidt , Königswahl , . 126; zur profride rizianischen Tendenz der Kölner Königschronik vgl. ferne r Groten, Klösterliche Geschi chtsschreibung, S. 60). 54 ) Wibaldi Epi stolae, r. 4 10, ed. P hi 1i p p J a ffe (Mo nu menta Corbeien ia, Aa len 1964), S. 76-6 16, hier S. 549: ( .. .) Conradus, moriens, cum nos declarasset imperii sui successores, (... ). 55 ) H einze , Designation, . 43 ; owie Schmidt , Königswahl , S. 126. 214 Stefanie Dick Frei ing wie auch Barbaro abringen unmißver ländlich zum Ausdruck, daß die Übergabe der Regalien al De ignation und mithin al Rechtsakt aufzufas en i t. Wenn es also Zeugen gegeben hätte, wären ie doch wohl on Otto aufgeführt worden. o aber ist Friedrich 1. der alleinige Gewähr rnann für diese achricht 56). Daß ein mittelalterlicher Herrscher auf dem terbebett durch die Übergabe der Reich in ignien den von ihm gewünschten achfolger bezeichnet, i t nun nicht weiter ungewöhnlich . In einem hohen Maße erstaunlich i t e all rding , wenn er dabei einen eigenen ohn übergeht. nter ucht man im Hinblick hierauf die Erläuterungen in den Ge ta 57 ), o la en ich ver chiedene Begründung elemente herausarbeiten: Die nrnündigkeit eine ohne , wegen der Konrad keine Hoffnung hatte, daß die er zum König erhoben würde, seine privaten Interessen sowie die Belange des Reiches, für die es besser se i, wenn ihm se in effe nachfolge und schließlich die hervorragenden Eigenschaften desse lben , die ihn (das klingt hier unter chwellig an) gleichsam für da Herrscheramt prädestinierten . All das wird in Abhängigkeit von dem übergeordneten Subjekts de Satzes ( vir prudens) angeführt und erscheint letztlich als logi ehe Fo lge aus dem Umstand, daß Konrad ein kluger Mann war. Das Moment der Unmündigkeit als Hinderungsgrund für die Thronfolge mutet gerade aus unserer modernen Perspektive überzeugend an . E i t jedoch fraglich , inwieweit die auch für mittelalterliche Verhältnisse zutrifft. Daß die ,Herr cbaft' eine Kindkönig grund ätzlich problemati eh war und al kri senhaft erlebt wurde, kann nicht be tritten werden. chon im frühen 10. Jahrhundert klagt Bi chof Salomo vo n Kon tanz über die Regierung Ludwig de Kinde (900- 911 ): Princ ipe destituit multo no tempore languor ln fanti lis adhuc perfungen nomi ne regi ; etas nec pugne est habili nec legi bus apta ui genu indulget regni ceptroque potiri , ed tenerum corpu sereque ad fortia vires De pectum proprii generant et ho tibu au um, Quam vereor, mi dulce caput, quam epe revol o lllius eul ogium, qui vae portendere genti upra quam iuvenis taret dominatio regis, as eruit 58 ); •.• 56 ) Was schon von Peters a ls bedenkli ch einge c hätzt wurde (Pe t ers , Wabl, . 456). 57 ) . o. . 202. 58) alomo von Kon tanz, Carmin a V. 177- 185, ed . P a ul on Wint erfe ld (MGH Poet. Lat. fV/ 1, Berlin 1964), . 296-3 14, hi er . 302. Die Kön ig erhebun g Friedrich Barbare sa 2 15 Desungeachtet hat es dieses Phänomen da ganze Mittelalter hindurch gegeben. Seit Otto I. haben „alle Väter aus dem Hau e der achsen , der Salier und Staufer, die einen Sohn hatten, [„. ] ihn zum Könige wählen la sen" 59). Und alle diese Söhne, die schon zu Lebzeiten de Vater gewählt und gekrönt wurden, waren zu jenem Zeitpunkt noch unmündi g. Di e gängige Praxis der Mitkönigserhebung minderj ähriger öhne zeigt, daß die Herr chaft eine unmündigen Königs gru od ätzlich al Möglichkeit akzepti ert wurde60 ) . Die Fä lle Ottos III . oder Heiorich IV. führen das deutli ch vor Augen. Darüber hinaus ist ei ne auffall ige Häufung derartiger Mitkönig erbebungen im Vorfe ld größerer Heereszüge (Kreuzzug, Romfahrt u. ä.) zu beobachten, wa dann ganz offen ichtlich dem Zweck diente, da Reich nicht ohne Herr eher zurückzula eo. Hätte nach mittelalterlichem Recht emp fin den nmündigkeit ein Aus chlußkriterium für Herr chaft dargeste llt, wären olche Maßnahmen vö lli g sinnlo gewe en. E bl ei bt omit festzuhalten, daß der Aspekt der Minderjähri gkeit Friedrich von Rothenburg alle in nicht au re ichen konnte, um ihn für die Thronfolge zu di squa li fiz ieren. Allerding li egt hier insofern eine Ausnahmesituation vor, al daß der König ohn zum e inen 1152 noch nicht gewählt und gekrönt wa r, zum anderen durch den Tod Konrad Vollwaise wurde. Peter Rassow vertritt nun die Anchauung, das Fehlen der Mutter (Gertrud war berei t 1146 ge torben), die als natürlicher Vormund di e Gewere de Königshau es für ihren ohn bi s zu des en Volljähri gkeit hätte aufrechterhalten können, sei der ausschlaggebende Grund gewe en, der di e Erhebung des unmündi gen Friedri ch unmög lich gemacht habe6 1). Daß die e Erkl ärung ni cht hinreichend greift, zeigt ein Blick auf di e Herrschaft Heiori chs IV. , der 1056 im Alter von sechs Jahren unter der Regentschaft seiner Mutter Agnes seinem Vater auf dem Thron fo lgte. Au den mständen de Staat treicb von Kai er werth ( 1062), in de en Verlauf Agne in ei n Klo ter zurückwich und der rzbichof Anno von Köln die Regentschaft an ich zog62), wird er ichtlich, daß 59 ) Alo y chulte , Die Kaiser- und Köni gskrönungen zu achen ( 3 1- 1531), Dann tadt 1965, . 12. - Gewählt wurden auf di e e Weise: Otto 1!. (96 1), Otto III . (9 3), Heinrich III. (1 02 ), He inrich rv. ( 1053), de en öhne Konrad ( 10 7) und Heinrich V. ( 1098), Heinrich, der ä ltere ohn Konrad Ill. ( 114 7), Heinrich Yl. ( 1169), Friedrich LI. ( 1196), Heinrich ( 1220) und Konrad ( 1237). 60) K e rn , Gotte gnadentum, . 37f.; W i lh e lm Be rges , Gregor VII. und da deutsche De ignation recht, tud i Gregoriani 2 ( 1947), . 1 9- 209; Wo l fgang Oie e , Zu den De ignationen und Mi tköni g erh ebungen der deutschen Köni ge de Mittela lters (936- 1237), ZRG Germ. Abt. 92 ( l 975), . 17 183 . 61 ) Ra ssow , Honor lmperii, . 9. 62) Ygl.hierzu ganzall gemein Ego n B o s h of, Die alier, tu ttgart 3 l 995 . 216 tefanie Dick die Ausübung der Vormundschaft nicht zwingend an die Person der Mutter gebunden war63 ). Von größerer Bedeutung sind die Ausführungen Odilo Engels, der die Hauptschwierigkeit in dem Fehlen der gewichtigen Stimme des Vaters bei der Wabl iebt. Er tützt ich hierbei auf die Vor tellung, daß der Vorgang der De ignation durch den König zur Bezeichnung des achfolger im Laufe der Zeit se ine bindende Qualität im Sinne einer Folgepflicht verloren habe, und nunmehr die Wahl die entscheidende Recht grundlage des Königtum darstellte. ln diesem Zusammenhang räumt er folgerichtig ein, daß dann auch die „angebliche Empfehlung Barbarossas durch seinen Onkel [... ] für die Wabl selbst irrelevant gewesen [sei]" 64), was er bei Otto von Freising, ohne daß dieser es frei lich offen sage, be tätigt finden will 65 ) . un ist bereit dargelegt worden, daß sowohl Otto al auch Barbaro a die Übergabe der Reich in ignien al legitimation tiftenden Recht akt aufgefaßt haben müssen. Ebenfalls in die e Richtung weist eine otiz bei Burchard von Ur perg66) , die, obschon kritisch gemeint, der De ignation doch entschieden mehr Bedeutung einräumt, als Engels zugestehen mag. Die These von einer völ ligen Irre levanz der Designation für die Königswahl ist mithin in dieser chärfe nicht haltbar. Konrad hätte also ehr wohl auf diesem Wege seine timme für clie Wahl eines Sohnes in die Waag chale legen können. Denn wenn der chwabenherzog die königliche achfolgeempfeblung nutzbringend einsetzen koru1te67), warum hätte dann Friedrich von Rothenburg diese Möglichkeit nicht gleichermaßen offenstehen ollen? Hier i t nach der Motivation Konrads zu fragen. acbdem sich erwiesen bat, daß der von Otto angeführte Aspekt der Unmündigkeit des Königssohnes nicht zwingend wahlverhindemd wirken mußte und auch eine väterliche Deignation nicht grund ätzlicb aus ichtslo war, ind die noch verbleibenden 63 ) B e rge , Gregor VII ., pa sim; Theo Kölzer, Das Königtum Minderjähriger im fränkisch-deut chen Mittelalter, Eine kizze, HZ 251 (1990), . 291 - 323 , hier S. 312. 64 ) Engels, Beiträge l, S. 4!0f. 65 ) Gemeint ist offenbar folgender Einschub zu Beginn de zwei ten Buches der Gesta: [... ] nam id iuris Romani imperii apex, videlicet non per sanguinis propaginem descendere, sed per principum e/ectionem reges creare, sibi tamquam ex singulari vendicat prerogativa [.. .]"Ge ta Friderici ll, l , . 103 . 66) Burchard von r perg, Chronicon ed. Oswald Holder-Egger u. Bernhard vo n im on (MGH rer. Germ. 16, Hannover 2 1916), . 22 : Fridericus, [.. .] regnum accepit, magi ex delegatione patrui sui quam ex e/ectione principum. 67 ) Vgl. u. a. H einze , Designation, S. 43 ; Appelt, Heinrich der Löwe, . 45 ; owie Ko c h , Friedrich 1. , S. 278. Die König erhebung Friedrich Barbara a 217 Erklärung elemente zu prüfen. In diesem Zusammenhang werden al nächstes die persönlichen Interessen Konrad genan nt, worüber man nun all enfa ll s pekulieren kann. Wa für lntere en mögen e gewe en ein, di Konrad veranlaßt haben, seinen eigenen ohn von der Thronfolge au zu chließen68), während alle übrigen Herr eher eifrig darauf bedacht waren, ihrem Haus Thron und Krone zu ichem 69)? Die gelegentlich geäußerte An icht, daß Konrad gerade durch die Designation eine etfen einem Ge chlecht die Herr chaft erhalten habe70 ), geht von einer dyna tischen Kontinuität au , die beim ·· bergang von Konrad lll. auf Friedrich 1. letztlich nicht gegeben wa r. chon Eugen Ro en tock-Hue y hat gezeigt daß au der Wahl on 1152 ein Wech el des König hauses re ultierte 71 ). Das sich in der Dar tellung Ottos von Frei ing an chließende Moment betrifft die Belange de Reiche , für die e be er ei , wenn Barbaro a al erprobter Mann und nicht der kleine Friedrich die ach folge antrete. Hier wird offenbar owohl auf das K.ri enhafte eine vo rmund chaftlichen Regime 72 ) als auch auf die besondere ignung des Herzog von chwaben im Hinblick auf die Beilegung de stau fisch-welfischen Gegen atze 73 ) ange pielt. Werner Hechberger hat jedoch in diesem Zu ammenhang überzeugend dargelegt, daß die Vor tellung von den eit alter her miteinander um die Krone ringenden Ge chlecbtem der Staufer und Welfen dem Denken der Zeitgeno en fremd war und allein auf den Bischof von Freising zurückgebt74 ), der diese Sicht im übrigen erst in den Gesta Friderici entwickelt hat75 ). Barbarossas Eigenschaft al angularis Lapis kann daher keine weg a ls Grund für die Designation durch Konrad in Betracht kommen. s bleibt omit nur mehr 68 ) Einen ohn, der allem Anschein nach gesu nd und nonnal entwickelt war, so daß hier auch da Moment etwaiger Versehrtheit ni cht greift; vg l. hierzu c h m i d t , Königswahl , . 117. 69 . 1; und artellieri , Weltgeschichte V, ) Maurenbr echer, Ge chichte, . 3. 70 imon feld , Friedrich 1. . 20; aber auch schon Wilhelm von Gie) s e br ec ht , Geschichte der Deutschen Kai serzeit, Bd. IV: taufer und Welfen, Braun chweig 1875 . 360; owie H ausmann, nfänge, . 70; und in jüngerer Ze it wieder chwarzmaier, Heimat, . 46; Töpfer , Friedrich 1., . 159. 71 ) Eugen R o enstock-Hue sy , König hau und tämme in Deut chland zwi cheo 911und1250, Leipzig 1914, . 17; vgl. femerHechberger , tauferund Welfen, . 249. 72 ) Koch , Ka iser Friedrich l., S. 278 . 73 ) imon feld , Friedrich l. , S. 19f.; H a mpe , Kai erge chichte, . 142. 74 . 349. ) Hech berger, taufer und Welfen, 75 ) ln der Chronik i t von derartigen dynasti cheo Konflikten noch nicht die Rede; H ec hb e rge r, tau fer und Welfen, S. 185 . 16 Zeitsehrifi für Rechtsgesc hichte. CXXI. Germ. Abt. 218 tefanie Dick die Möglichkeit, daß der sterbende König einen minderjährigen Sohn ausschloß, um die mit einer Vormundschaft regierung zwang läufig einhergehende Schwächung des Königtum zu vermeiden. Eine solchermaßen altruistische Haltung Konrads kann aber wohl kaum ernsthaft al wahrscheinlich angenommen werden . Als letzte Erklärungselement führt Otto die schon unter Beweis gestellten hervorragenden Eigenschaften des Schwabenherzogs an. Indes dürften gerade die von Barbarossa erbrachten Beweise seiner Tüchtigkeit weniger im Sinne Konrads gewesen sein, denn die Mehrzahl der Gelegenheiten, bei denen er politisch hervortrat, sah ihn nicht auf der Seite des König , ondern im gegnerischen Lager76). Zwei Ereignisse sind in diesem Kontext besonders hervorzuheben : Zum einen hat Friedrich augenscheinlich 1143 gemeinsam mit Welf VI., seinem Onkel mütterlicher eit , die Güter Konrads lll. in chwaben verwüstet77), und zum anderen gehörte er 1148, neben Heinrich dem Löwen owie Konrad und Berthold von Zähringen, zu jenem Adressatenkrei s deutscher Fürsten, die der ormannenkönig Roger von izilien für ein Bündnis gegen die beiden Kaiserreiche zu gewinnen suchte 78 ). Ob chon die Haltung Barbarossas in dieser Angelegenheit nicht zweifelsfrei zu ennitteln ist, kann doch davon ausgegangen werden, „daß der onnanne nach seiner Unterredung mit Welf Gründe dafür hatte, in Friedrich einen Ansprechpartner für eine Pläne, vielleicht sogar einen potentiellen Verbündeten und Gegner des taufischen Köni gs zu sehen" 79 ). Jedenfall s unternahm Barbarossa nichts, als Welf VI. nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug seine Fehde wieder aufnahm und in Schwaben Güter der Königssöhne besetzte und Bur76 ) Egon Bo s h of, taufer und Welfen in der Regierung zeit Konrad III.: Die er ten Welfenprozesse und die Oppo ition Welt: VI., AKG 70 (1988), . 313- 34 1, hier S. 333f. 7 7) Chronica regia Coloniensis (Rez. l), S. 760: Rex in quadragesima partes axoniae iterum in/rare a/temptans, u que Goslariam et Hildenesheim processit, cum subito dux Baioariae Welp, consocatio sibi consobrino suo, filio scilicet ducis Friderici, Sueviam ingressus quaeque regis erant concremando, diripiendo acriter depopulatus est. 78 ) Wibaldi Epistolae, r. 147, . 228f.: Sciatis itaque, Guelfum, domni regis Counradi proditorem, cum Siculo concordem esse, magnamque pecuniam ab eo accepisse. Et clam ductu Cencii Fraiapane et Gatagueji Romam transiil. Homines lamen sui [... ] Rome c:i senatoribus capti et dimissi fuere. Qui lilleras ex parle Siculi Frederico duci Suaviae, Enrico duci Saxoniae, Bretolfo filio ducis Conradi, Conrario duci de Cebering pro dampno et guerra domni regis Conradi dejferebant, quibus commonebanlur et rogabantur c:i Siculo, ut, quae illi Guelfus de suo projicuo dicerel, facerent. 79 ) He c hb e rge r, Staufer und Welfen, . 35. Die König erhebung Friedri ch Barbaro sas 2 19 gen baute, wohingegen er ofort vermittelnd eingriff, al Welf di e eh lacht be i Flachberg ( l 150) verloren hatte 80) . Die kontinui erlich guten Beziehungen Friedrich zu WelfVI. mü en ein Verhältni s zu Konrad, mit des en Po li ti k er offenbar nicht ganz „konform" ging81 ), grund ätz lich be ta tet haben. Eine be andere Vertrauen tellung de cbwabenherzog , de sen Loya lität Konrad sieb nje völlig gewiß ein konnte, im engeren Umfeld des König i t des halb nicht anzunehmen. Da, o Otto von Frei iog, Konrad aber ein kluger Ma nn war, erkannte er, daß es besser ei, wenn ihm tatt ei ne eigen n ohnes, dieser effe a ls König nachfo lge ... Die für die De ignation Barbaras a und di e Übergehung de König ohne angeführten Gründe wirken in ge amt wenig überzeugend und al Motive Konrad , die Otto ja darzu legen vorgibt, sind ie chl echterdings abwegig. Angesicht der Schwierigkeit, eine für jene bei piello e Vorgehen wei e de Königs adäquate und nachvollziehbare Erklärung zu fi nden, und unter Berüc ksichtig ung des U mstande , daß di e Kenntni von di e em Ereigni a ll ein auf der Au age de Herzogs von Schwaben beruht, drängt sich die Frage auf, ob eine Übergabe der Reich insignien im Sinne einer Designatio n überha upt stattgefunden hat82) . Daß Barbara a gute Gründe für die Verbre itung der vermeintlichen achfo lgeempfe hlung Konrad hatte, liegt auf der Hand, galt e fü r ihn doch seinen ,Thronanspruch' zu untermauern und zug leich die Gemüter j ener Für ten zu beschwichti gen, die sich aus der Tradition heraus verpflichtet fühlen mochten, den kl einen Fri edrich zum König zu erheben. U nter dieser Prämisse werden auch die Ungere imth eiten in der Dar te llun g der Ge ta verständlich - sie resulti eren darau , daß der Freisinger Bischo f etwa zu erklären ver ucht, das letztlich nicht erklärbar ist und in der vo n ihm ko lpo rtierten Form wo hl auch gar ni cht stattgefund en haben w ird . Da s Pri v il eg d e r fr e i e n K ö ni gswa hl : icht aus der Verwandt chaft de Bl ute , a ndern au der Wahl der Für ten 80 igma ringen 197 , . 56: am ) Historia Welforum c. 28, ed. E r ich K önig, Fridericusfratruelis regis, sororius eiusdem Gwelfonis, medium e ad compositionem fac iendam interposuit captivosque duci Gwelfoni reddi ac regem de cetero securum penes illum esse provida deliberatione confirmavit. Rex ergo accepto consilio Gwe/fo ni aliquos reditus de fisco regni cum villa Mardingen concessit, ac sie confirmata c h re in e r, Die taufer al Herzöge von chwaben, pace [...). - Vgl. auch K la u in: Die Zei t der Staufe r, Ge cbichte - Kun t - Ku ltur, Kata log de r Au tell ung tuttgart 1977, Bd. 3: Aufsätze, tu ttgart 1977, . 7- 19, hier . 11. 81 ) H e i nz Löwe , Die taufer als KönigeundKai er,in: DieZeitderStaufer (wie Anm. 80), . 21- 34, hier S. 22; O d ilo E ngels , Die Staufer, tuttgart 7 199 , . 40. 82 ) cbon G ie e , De ignationen S. l 78f., hat hier erheb liche Zweifel geäußert. 16* 220 Stefanie Dick gehen die Könige de römischen Reiche hervor83 ), schreibt Otto von Freising zu Begi nn des zweiten Buches der Ge ta Friderici. ieht man von der Mitteilung des Ergebnisses und dem allgemeinen Hinwei auf vorab erfolgte Beratungen ab, ist dies alles, was er über die Königswahl de Schwabenherzogs zu berichten weiß . Mangels kodifizierter verfassungsrechtlicher Grund ätze, ist es nicht ganz unproblemati eh zu ermitteln, welche Recht vorstellungen den Königserhebungen de fränki sch-deut eben Reiches zugrunde lagen . Während gerade in der älteren For chung noch einzelne Stimmen von einem primär auf erbrechtlichen Prinzipien basierenden Königtum ausgingen 84 ), setzte sich seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Vorstellung von einer zunehmenden Dominanz des Wahlmoments durch 85 ). Für die ottonische und früh salische Zeit wird in diesem Zusammenhang noch eine gewisse Priorität geblütsrechtl icher Anschauungen und Verha ltensmuster angenommen 86) , spätestens die König erbebungen von 1125 und 1138 jedoch gelten als Durchbruch der freien Wahl 87 ) . Gemäß Heinrich Mittei ' Auffas ung von der König erhebung als einer „fortgesetzten Wahl" 8 ) war der Kurakt als solcher bislang ledig li ch eine von mehreren nacheinander vorzunehmenden Handlungen, die erst in ihrer Ge amtheit kon tituierend wi rkten. Im Zuge des lnve titurstreits kam es 83 Ge ta Friderici II , 1, . 103; vgl. auch Anm. 65. Vgl. in be ondere Ott o vo n Dun ge rn , Thronfolgerecht und Blut verwandtschaft der deutschen Kai ser seit Karl dem Großen, o. 0 . 2 191 O; und S e h u 1te, Kai erund Köni g krönungen, S. l 2f. 85 ) Hierzu u. a. Theodor Ma ye r, Re ich und Territorialstaat im 12. Jahrhundert, Das Problem, in : Ka isertum (o. Anm . 10) S. IX- XII, hier . X; H ei nri ch Mi ttei s , Di e Kri se des deutschen Kön igswahlrecht , München 1950, . 69-71 ; und K ern , Gottesgnadentum, S. 10. 86) Ed u ard Hl awit c hk a , Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024, Gründeten sie im Verwandtenanspruch oder in Vorstellungen von freier Wahl? in : D ers ., tirps Regia, Forschungen zu Köni gtum und Führungsschichten im fiiihen Mittelalter, Au gewählte Auf: ätze, hg. v. G e rtru d Th oma u. Wo 1fga ng G i e e , Frankfurt a. Main 1988, S. 495- 510, hi er . 509; und in diesem inne auch schon Fritz R ör ig, Geblütsrecht und freie Wahl in ihrer Au wirkung auf di e deutsche Geschichte, Unter uchungen zur Ge chichte der deut chen Kön igserhebung (911 - 119 ), Berlin 1948, . 36f. 87 ) U lri c h R e ulin g , Die Kur in Deut chland und Frankreich, Unter uch ungen · zur Entwi cklung des recht fö rmli chen Wahlakte bei der König erhebung im 11. und 12. Jahrhundert, Göttingen 1979, . 143f.; und chmi dt , König wah l, . 6 . 88 ) H e inrich Mitt e i , Die deut ehe König wa hl, Ihre Recht grund lagen bis zur Go ldenen Bulle, D annstadt 1969, . 54f. ) 84 ) Die Köni g erh ebung Friedri ch Barbarossas 22 1 inde zu einer Bedeutungsverschi ebung, aus der das Wahlmoment ein eitig ge tärkt hervorging. In be ondere mit der von päpstlicher eite au anktionierten Erhebung Rudolf: von Rhein fe lden zum Gegenkö nig (1077) wurde der Anteil der Fürsten an der Ei n etzung des König deutlich hervorgehoben. Da hieraus re ultierende neue Machtbewußtse in der Großen des Reiche ze igte sich bere its l l 06 bei der Erhebung He inri chs V. 89 ), als der Erzbi chof Ruthard von Mainz diesen warnte, daß es ihm wie seinem Vater ergehen würde, wenn er das Reich ni cht gerecht lenke und der Kirche keinen chu tz böte90). Vor diesem Hintergrund wird di e oben angeführte Bemerku ng de Bi chofs von Frei ing in erster Linie als Ausdruck eines geste igerten fü r tl ichen Selbstbewußtsein ange ehen und als Rechtfertigung für die unter Au schluß des Königssohne erfo lgte Wahl Fri edri ch 1. akzeptiert91 ). Daß sich nun in der Tat seit der au gehenden alierzei t ein wachsender Einfluß der Fürsten bei den Köni g erhebungen bemerkbar macht, i t unbe treitbar92 ) . Hingegen kann die Vorstellung von einer Durch etzung de Wahlprinzip eit Loth ar von Supplinburg93) oder Konrad lll . so ni cht getei lt werden. Für die ottoni che wie fü r di e sali sche Epoche galt die Vater- ohnFo lge als ormalfa ll 94) . Wenn ein ohn vorbanden war, wurde dieser auch als achfol ger eines Vaters in das König amt gewähl t, wo bei der Kur hier eher die F unktion einer offtz iellen Anerkennung zukam . Die zunehmende E manzipation des Adels vom König fö rderte zwar eine Stärkung des Wahlgedankens schon unter He inri ch III ., der 1053 di e Wahl seines Sohnes nur durch 89) Vg l. hierzu insbesondere Geo rg cheibe l reiter, Der Regierungsantritt des röm isch-deutschen König (1056-1138), MlÖG 81 (1973), S. 1- 62, bes. S. 25- 33; und S t efa n Wein furter , Reformidee und Königtum im spätsali eben Reich, ·· berlegungen zu einer eubewertung Heinrich V., in: Reformidee und Reformpolitik im pätsalisch-frühstaufischen Reich, bg. v. d ems ., Ma inz 1992, . 1-45 , hier . 19f. 90) Annales Hildesheimen es, ed. Geo rg Wa i tz (MGH S rer. Germ . , Hann over 1947), . 56: [... ] si non iustus regni gubernator e.xstitisset et aecclesiarum Dei defensator, ut ei sicut patri suo evenisset. 91 ) U. a. Si m o n sfel d , Friedrich 1., . 20; c h mi d t , Köni gswah l, . 144; und O pll , Barbaro sa, . 33 . 92 ) In di e em Kontext jetzt auch Jutta Schlick , König, Fürsten und Reich (1056- 11 59), Herr cbaftsver tändni im Wandel, tuttgart 2001, . 56, 121 u. passi m· sowie Offergel d , Reges pueri, . 797. 93 ) Vgl. etwa U l ric h o nn , Geb lütsrecbt, Wahlrecht, Köni g wah l: D ie Wahl Loth ars vo n upplinburg 11 25, Geschi chte in Wissensc haft und Unterricht (GWU) 44/12 ( 1993), S. 146-157, hi er S. 148 u. 157. 94 ) K ö l ze r, KönigtumMinderjäbriger, . 30 l f. ; und H ans Co n tantin Fau sne r, Königliches Designationsrecbt und herzogliche Geblütsrecbt, Zum Königtum und Herzogtum in Baiern im Hochmittelalter, Wien 1984, S. 44. 222 Stefanie Dick Zugeständni sse an die Großen realisieren konnte 95 ) - eine Entwicklung die im Verlauf des Investiturstreits mit der Wahl Rudol f von Rheinfelden ihren ersten Kulminationspunkt erreichte. Gerade in die em Zu ammenhang aber zeigt sich auch, daß ein singuläres Ereignis wie j ene Gegenkönig erbebung njcht unbedingt von einem bereits vollzogenen Bewußtseinswandel zeugt. Rudolf hat ich letztlich nicht durchzusetzen vermocht, und der mißliebige Hei nrich IV. konnte er t dann erfolgreich ,abgesetzt' werden , als in Heinrich V. ein acbfolger zur Verfügung stand, der ebenfalls der sa lischen stirps angehörte. Die lange Tradition der faktischen Bindung des Königtums an ein Herrschergeschlecht war tief in den Recht vorstellungen verwurze lt und nicht ohne weitere abzustreifen, so daß auch nach der Zä ur des Jahres 1077 mit Heinrich V. wieder ei n Sohn dem Vater auf dem Thron folgte. Mit den Königserhebungen von 1125 und 1138 verhält es sich freilich ander , sie gründeten wirk! ich auf einer freien Wahl der Fürsten. Hierbei ist allerding zu berücksichtigen, daß in beiden Fällen kein Sohn vorhanden war, der die achfolge hätte antreten können . owohl Heinri ch V. als auch Lothar III . waren gestorben , ohne legitime männliche achkommen zu hinterla sen. Und wie schon bei den Thronvakanzen der Jahre l 002 und 1024 war es in einer olcben Situation Sache der Großen, einen der ihren zum Könjg zu wäbJen . Die Erhebungen Lothars von Supplinburg und Konrads ill. vollzogen sich also durchaus in einem traditionellen rechtlichen Rahmen und können daher kaum als Indiz für die Durchsetzung des Wahlprinzips ange eben werden. Für diese Sicht spricht auch die Mitkönigserhebung de Jahre 1147. Im Zuge der Kreuzzug vorbereitungen hat Konrad III. ei nen damal s etwa zehnjährigen ältesten Sohn Heinrich wählen und krönen la en96) . Schwierigkeiten scheint es dabei nicht gegeben zu haben, vielmehr läßt die Zusammensetzung des Frankfurter Hoftage den Schluß zu , daß Konrad seine achfolgeregelung auf die breite Zu timmung der Fürsten tützen konnte 97) . Ganz selbst95 R eu lin g , Kur, S. 130. Sigebert von Gembloux, Chronica (Continuati o Gemblacensis), ed . Lud wig K o nr a d Be thm a nn (MGH SS 6, Hannover 1844), S. 385- 390, hier . 389; DK l1T 184, ed. Friedrich Hausmann (MGH Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 9: Die Urkunden Konrads Ul. und eine ohne Heinrich, Wien 1969), S.332f. 97 .545f. mit den Anm.23 u. 24; Reulin g , Kur, ) Be rnhardi , KonradIII „ S. 182 Anm. 326; Mich a e 1 H o rn , Studien zur Ge chi chte Papst Eugens lll. ( 11451153), Frankfurt a. Main 1992, zugl. Dis . Mainz 1990, . 64; ferner Franz-Reiner Erkens , Multi oder pauci? Überlegungen zur fürstlichen Wahlbeteiligung an den Köni gswah len der staufi chen Epoche, in: Von acerdotium und Regnum (o. Anm. 14), S. 135- 152, hier S. 145f. 96 ) ) Die Köni g erhebung Friedrich Barbaro sa 223 ver tändlich war man hiennit zum bewährten Mode ll der Vater-Sohn-Fo lge zurückgekehrt98 ) . Erst die Königserhebung Fri edri chs l. ste llt einen echten Ei n chnitt dar. Ohne zwingenden Grund hatte man ich über das tradi tionelle Verfa hren hinweggesetzt und nicht den Köni gssohn, sondern einen anderen gewählt. Gerade in der Abweichung vo n dem ormalfa ll zeigt sich das Pri nzip der frei en, allein auf der Ent che idung der Fürsten beruhenden Wahl. Von ei ner Durchsetzung derselben kann dennoch nicht di e Rede ein : Denn chon unter Barbarossa wandte man sieb erneut dem alten Brauch der ohn e fo lge zu, an dem dann bis in di e Zeit Friedrichs 11. fe tgebalten wurde 99) . Die Wah l des Jahres 1152 bleibt hi erdurch e in Einzelfa ll mit Ausnahmecharakter. Die Äußerung Ottos vo n Freising ist somi t zwar nicht fa lsch, da ja ei ne regelrechte Erbmonarchie ni e bestanden hat und auch das faktisch gegebene Sy tem der Sohnesfolge immer an die Zustimmung der Fürsten gebunden war, die diese in einem Legitimität tiftenden Wahl akt zum Ausd.ruck brachten. Problematisch ist j edoch der Eindruck, der ich durch die Art der "inbindung in den Gesamtkontext erg ibt. Oie Wahl des Scbwa benherzog erhält hier einen Anstri ch von ormalität, der ihr in den Augen der Zeitgeno en nicht zugekommen sein kann . och 1147 war der ältere obn Konrads III. auf e iner breiten Basi des Einvernehmens zum Mitkönig erhoben worden, 98 ) Vgl. auch H a n s - Co n t a nt i n F a u ss n er , Die Th ronerhebung de deutschen Königs im Hochmittelalter und di e Entstehung des Kurfü rsten-Kollegiums, ZRG Germ . Abt.1 08( 199 1), S. l-60, hi er S. 27; andersallerdings c hl ic k , Köni g, S. 155 . 99) D ie Doppelwahl von 11 98 steht dem nicht entgegen, schließlich hatte Philipp von chwaben zunächst versucht, den noch unmündi gen Sohn Heinrich VI. , derbereit zum König gewählt worden war, einem Herrscheramt zuzuführen. Da Friedrich indes auf Betreiben sei ner Mutter 1198 auch zum König von izilien erhoben worden war, li eß der nonnanni sche Adel nicht zu, daß das Kind außer Landes gebracht wurde. Und erst nach dem Scheitern d iese Vorh abens konnte Ph ilipp dazu bewegt werden, di e Krone für sich selbst anzu nehmen, wobei er sich immer noch in erster Lin ie als Vertreter des stau fischen Anspruchs verstand. Auf di e sich anschließenden, lange anhaltenden kriegeri chen Auseinandersetzungen, di e au der kurz darauf erfo lgten Opposition wahl Otto IV. resulti erten, braucht hi er nicht näher eingega ngen werden. f estzuhalten ist vor allem, daß Friedri ch 11., als er 12 12 in da regnum Teutonicum ei nzog, relati v unangefochten al Herr eher akzeptiert wurde; vgl. hierzu auch di e Darstellung bei E n ge ls , Staufe r, . 140- 158 ; Wo lfg an g Gi ese , Der tamm der achsen und das Reich in ottonischer und sali scher Ze it, tudi en zum Ei nfluß des achsensta mme auf di e politische Ge chichte de deutschen Reichs im 10. und 11 . Jahrhundert und zu ihrer tellung im Reichsgefüge mit einem Ausblick auf das 12. und 13 . Jahrhundert, Wie baden 1979, S. 208ff. mi t den entsprechenden Que llenangaben; sowie B e rnd c hn e idm ü ll e r, Die Welfen, Herrschaft und Erinneru ng ( 19- 1252), Stuttgart 2000, . 242. 224 Stefanie Di ck und es ist nicht anzunehmen, daß ich im Verlauf von nur fünf Jahren ein solcher Bewußtseinswandel vollzogen bat, daß der Ausschluß eines Königssohnes von der Thronfolge als Selbstverständlichkeit betrachtet werden konnte. Für die e An chauung spricht ferner, daß offenbar auch Otto selbst sich nicht allein auf die legitimitätsstiftende Kraft des Wahlmoments verlassen mochte und weitere Gründe anführt. Besonders aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang das wider prüchliche ebeneinander von vermeintlicher De ignation und freier Fürstenwahl, die beide gleicbennaßen zur Rechtfertigung der Ereignisse herangezogen werden. Der taufisch-welfische Gegensat z: Der dritte und wichtigste Punkt, den der Bischof von Frei ing zur Begründung der Wahl Barbarossas vo rbringt, betrifft sei ne Au gleicbsfunk:tion im Rahmen des staufisch-welfischen Gegen atze : Huius consultationis summa, in illamque personam tarn unanimis as en u ratio haec, ut recolo, fuit. Duae in Rom ano orbe apud Gal liae Germaniaeve fines famosae fa mili ae hactenus fuere, un a Heiaricorum de Gueibelinga, alia Gwelforum deAldorfo, altera imperatores, altera magnos duces producere solita. lstae, ut inter viros magnos g loriaeque av idos assolet fi eri , frequenter sese in vicem emul antes rei publicae quietem multocien perturbarant. Nutu vero Dei, ut cred itu r, paci populi sui in posterum providen tis sub He iarico V. Factum est, ut Fridericus dux, pater huius, qui de altera, id e t de regum familia, de cenderat, de altera, Heinrici cilicet oricorum duci filiam , in uxorem acciperet ex eaque Fridericwn, qui inpresentiarum e t, generaret. Principes igitur non solum industriam ac virtutem iam sepe di cti iuveni , ed etiarn hoc, quod utriusque sanguinis consors tamquam angularis lapis utrorumque horum parieturn dissidentiarn unire posset, considerante caput regni eurn constituere ad iudicaverunt, plurimum rei publicae profuturum precog itantes, si tarn gravi et diutina inter maximos imperii viros ob privatum emolumentum si multas hac demurn occa ione Deo cooperante sopiretur. lta non reg is Conradi zelo, sed universitati , ut dictum est, boni intuitu hunc Fridericum eius filio item Friderico adhuc parvulo preponere maluerunt. Hac consideratione et ordine electio Friderici celebrata e t 100). Vor dem Hintergrund des Zerwürfui se zwischen Herzog Friedrich I. von Schwaben und Heinrich dem chwarzen 1125 owie der anhaltenden Auseinander etzungen Konrads Ifl. mit Heinrich dem Stolzen, Welf VI. und schließlich mit Heinrich dem Löwen, wirkt diese Darstellung zunächst durchaus überzeugend , was auch in der breiten Akzeptanz eitens der Gechichtsforschung101) zum Ausdruck kommt. Werner Hechberger hat indes gezeigt, daß diese Konflikte auf Differenzen zwischen Ei nzelper onen zurückgehen und nicht al Zu ammen töße ri valisierender Dynastien anzuse100 ) Ge ta Friderici LI , 2, . 103f. 101 ) Vgl. Anm . 10. Die Königserhebung Friedrich Barbarossas 225 hen ind 102 ). Al Beispiel ei hier auf Heinrich den Löwen und Welf V!. verwiesen, die gemeinhin a ls welfische Partei betrachtet werden, jedoch in keinem Fall wirklich eine gemeinsame Politik erfolgt haben. ie befanden ich sogar in ofem eher in einer Konkurrenz ituation , al ie beide Ansprüche auf das Herzogtum Bayern geltend zu machen ver uchten 103). Ottos An chauung vo n einem staufisch-welfischen Gegen atz al hi tori ehern Kontinuum kann daher nicht als Zeugnis einer zeitgenö sischen Sicht begriffen werden . s handelt sich vie lmehr um eine vo n ihm er t aus der Rückschau entwickelte Theorie, d ie, indem sie die Per on Friedrich 1. als Überwinder alter Gegensätze herausstellt, ganz der Intention der Ge ta folgt 104) . Als Wahlmoti v ko mmt die Beilegung de vermeintlichen Gegen atze zwi eben taufem und Welfen demnach nicht in Frage. A bschließend ist folgendes festzuhalten: Die Behandlung der Köni g wahl vo n 11 52 in de n Gesta zielt ganz offen ichtlich da rauf ab, den Eindruck e in e reib ungs losen Herrscherwechsels zu vermitteln. icbt nur die grundsätzlich profrideriziani sche Tendenz und die durch die Auftragslage bed ingte offiziöse atur der insgesamt ungewöhnlich knappen Darstellung, auch da Verschweigen der Opposition des Mainzer Erzbischofs legen die e Vermutung nahe, nähren aber gleichzeitig den Verdacht, daß es tat ächlich etwa zu verbergen gab. Otto elb t liefert hier durch eine au giebigen Erläuterungen e inige Anhaltspunkte, wobei chon der Um tand, daß es überhaupt notwend ig war, di e Wahl Barbarossas und dam it indirekt auch die Übergehung de Königssohnes zu erklären, für den außergewöhnlichen Charakter di eser Ereignisse spricht. Die vorangegangene Untersuchung hat des weiteren ergeben, daß die Ar102 ) Hechber ge r , Staufer und Welfen, S. 348f.; ferner Joachim Ehler s, Heinrich der Löwe, Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter, Göttingen 1997, . 37. 103 . 50ff. ) Otto von F rei ing, Chronik VI I, 26, S. 352; Hi sto ri a Welforum c. 25 , - Vgl. des weiteren Bo hof, Staufer, S. 33 1; H ec hb e rger, Staufer und Welfen, iederkorn , Welf VI. und . 217; Ehlers , Heinrich der Löwe, S. 47; Jan P a ul Konrad ll1., in: Die Wel fe n, Lande geschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft, hg. v. Karl Ludwi g Ay, Lorenz Maier u. Joachim J ahn (t), Kon tanz 199 , . 135- 150, hier S. 143f.; anders, wenng leich nicht überzeugend, K a ri n Baaken , Herzog Welf VI. und sein e Zeit, in: WelfVI ., Wi enschaftliche Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis 8. Oktober 1991 im chwäbi chen Bildung zentrum Ir ee, hg. v. R ainer Jeh l, Sigmaringen 1995, S. 9- 28, hier . 16. 104 ) Der Bi chof von Frei ing mach t sc hon durch di e Worte ul recolo deutli ch, daß e sich um seine per önlicbe Interpretati on handelt; vgl. auch chmale , Ein leitung, . ll ; der ., GestaFriderici , . 2 5Anm. 8; ngels , Beiträge l, . 402f:und Hechberger, taufer und Welfen, . 1 8 u. 349. 226 tefanie Dick gumente, die Otto zur Rechtfertigung der Erhebung des chwabenherzogs anführt, letztlich jeder Grundlage entbehren: Die vermeintliche Designation durch Konrad stützt ich allein auf eine Aus age Friedrich 1. und i t grundätzlich anzuzweifeln, eine freie Wahl hat zwar tattgefunden, kann jedoch für 1152 noch nicht al verbindliche ,Recht norm' angenommen werden, und der Au gleich funktion Barbaros as kommt al einer aus der ex-postPer pektive konstruierten Theorie de Frei inger Bi chofs ebenfall keine wahlbegründende Bedeutung zu. Otto Erläuterung gibt omit nur scheinbar über die Modalitäten jener Königswahl Aufschluß . Da die bei einem derart durchkomponierten Werk wie den Ge ta 105) nun kaum ab icht lo geschehen ein wird, dürfte e gute Gründe dafür gegeben haben, die Wahl nur ehr allgemein zu behandeln. Ange icht der von dem Frei inger Bi chof intendierten au ge prochen positiven icht auf Friedrich 1. ist in diesem Zu ammenhang davon au zugehen, daß durch die merkwürdig karge Schilderung all das umgangen werden sollte, was einen ungünstigen Eindruck hätte erzeugen kö1rnen. Gerade dieses ,Verschweigen ' i t jedoch als Indiz für gewis e Unregelmäßigkeiten zu betrachten, welche - da ergibt ich aus Otto nachdrücklichem Bemühen, die Legitimität der Wahl zu belegen - die rechtliche Grundlage der elben betroffen haben müs en. Daß hier die Hauptschwierigkeit in der Übergehung des Königssohnes be tanden hat, wird neben den bereits dargelegten Gründen auch in den Ge ta elb t deutlich , denn der Bi chof von Frei ing behandelt Friedrich vo n Rothenburg durchau als mögliche Alternative zu Barbaro a 11l6). Eine andere Per pektive : Die bi slang gewonnenen Erkenntnis e eröffnen eine neue Per pektive auf die m tände der König wahl de Jahre 1152. Geht man nämlich davon aus, daß nicht die freie Fürstenwahl, ondern die durch Wahl anktionierte Sohne folge üblich war, er cheint die Erhebung de chwabenherzog in einem deutlich veränderten Licht und Friedrich on Rothenburg wirklich al ein „um den Thron betrogener" König obn. Daß der k:riti ehe rngang mit den Ge ta hierfür eine Reihe von Anhalt punkten bietet, wurde gezeigt, und da auch die päteren Quellen in die e Richtung wei en kommt der im folgenden zu entwickelnden Sicht einige Berechtigung zu. ln die em Zusammenhang i t zunächst auf di Frage einzugehen, warum 105 Ba gge, ldeas, S. 375. Ge ta Friderici ll , 2, . 104: Jta non regis Conradi zelo, sed univer. itatis, ut dictum es/, boni intuitu hunc Fridericum eius fllio item Friderico adhuc parvulo preponere maluerunt. - Hierzu auch Enge 1s , Beiträge 1, . 412 . 106 ) ) Die König erhebung Friedrich Barbarossas 227 Konrad III„ der ja durch die Mitkönig erhebung eine ä lte ten ohne deutlich bekundet hatte, daß er gewi llt war, einem Hau die Herr chaft zu sichern, al Heinrich 1150 ge torben war, nicht auch für die achfolge Friedrich Sorge trug 107 ). Ulrich Reuling nimmt hier sehr allgemein politi sche Rück icbten al Ur ache an, ohne jedoch näher zu erläutern , worin di e e bestanden haben ollen 108). Betrachtet man den U us mittelalterliche r Mitkönigserhebungen , so i t festzustelle n, daß ie gewö hnlich im Vorfe ld größerer Heerfahrten vorgenommen wurden, da in einer olchen ituation die Zustimmung der Fürsten am ehe ten zu errin gen war. Wa Konrad betrifft, war diese Rechnung im Kontext der Erhebung eine älte ten ohne voll und ganz aufgegangen, o daß e für ihn keinen Anlaß zu de r Befürchtung gab, man könnte ihm in einer ergleichbaren Lage die Wahl Friedrich verweigern 109). un war Konrad nicht in einem Alter, in de m ein baldiger Tod zu befürchten war 110), darüber hinaus tand auch die traditionelle Romfahrt zur Erlangung der Kai erwürde noch au . Es gab für ihn also keinen Grund übereilt vorzugeben, zumal e r damit rechnen durfte, zu gegebener Zeit seine Pläne bezüglich der Herr cbaft icherung ohne größere Wider tände realiieren zu können. Die Romfahrt hatte zu Beginn des Jahre 1152 bereits fe te Konturen angenommen 111 ), von einer geplanten Mitkönigserhebung d es kleinen Friedrich 107) Vgl. etwa Engels , Beiträge 1, . 410 . - Offe rge ld , Reges pueri , . 799802, nimmt dies zum Ausgang punkt einer Annahme, daß die „Thronfolge eines handlungsunfähigen Kinde jetzt kaum noch ernsthaft in Frage kam" ( . 800). Dabei hält er an der älteren Auffassung von Heinrich dem Löwen al konkurrierenden Prätendenten, der allerdings bereits im Vorfeld der Wahl zum Verzicht bewegt wurde, fest. Diese icht hat sich aus guten Gründen nicht durchge etzen können (vgl. inzwischen auch Engel , Beiträge II, . 423), so daß die An chauung von Offergeld, der seiner eit keine neuen Argumente anführt, nicht trägt. 108) Reuling , Kur, . 184. 109) Da Argument der strukturellen In tabilität von Konrad Herrschaft in dem frag lichen Zeitraum (vgl. chmidt , Königswahl, S. 121 ; und Offergeld Reges pueri , . 04) vermag hier nicht zu überzeugen, da sich eine Position und Möglichke iten 1147 nicht grundlegend anders dar teilten . 110) Cardini , Friedrich 1. Barbare a, . 72. 111 ) Ge ta Friderici l, 70, S. 9 : Ipse vero non multo po t, omnibus bene in Gallia et Germania compositis, cum etiam iurato expeditione in proximo imperii coronam accepturus esset, [... ); Annale Palidenses a. 115 1/52, ed. Geor g Heinrich Pert z (MGH S 16, Hannover l 59), . 48-9 , hier . 86; OK 111. r. 26 1ff. , . 452-456. - Zu der allem Anschein nach für eptember 1152 geplanten Romfahrt vg l. auch die u führungen von Odilo E ngel , Zum Konstanzer Vertrag von 1153, in : Deus qui mutat tempora, Men chen und In titutionen im Wandel de Mittelalter , F Aloi 228 Stefani e Dick inde verlautet nichts. Da jedoch der gepl ante Re ichstag zu Bamberg allem Anschein nach zur Vorbereitung des ltalienzuges angesetzt war, ist mit großer Wahrscheinlichkeit davo n auszugehen , daß bei dieser Gelegenheit auch di e Regelung des Reichsregimentes für die Dauer der Abwesenheit des Königs verh andelt werden sollte 11 2) . Und was ist in einer solchen Situation naheli egender als di e Annahme, Konrad habe hier die ac hfol ge se ines Sohnes Friedrich betreiben wollen 113 )? Die Anschauung von Werner Goez, Konrad habe von Anfang an ei ne Mitkönig erhebung des Schwabenherzogs beabsichtigt 114), ist vo n Jan Paul 1ederkom überzeugend widerlegt worden 115). ichtsdestoweniger kommt er in se iner Untersuchung zu e inigen höchst bedeutsamen Ergebnissen, wobei er die überraschend zügige Anberaumung des Wahltermins 116) , die für mittelalterli che Verhältnisse - gerade im Hinblick auf die jahreszeitlich bedingte Witterung - nahezu ung laubli che Geschwindigkeit, m it der Barbarossa sich zu seine11J Krönungsort begeben hatte 117) und den Umstand, daß dort bereits ei ne große Menge Pro minenter versammelt war, a ls Ausgang punkt seiner Üb erlegungen nimmt. ln diesem Kontext gelingt es i.hm zunächst zu zeigen, daß die Krönungsfe ierli chkei ten schon vor dem Tod des Königs geplant und vorbere itet wo rden waren und auch der Sonntag Laetare als Termin bereits feststa nd 11 8). Die auffallige Eile Barbara sas resultiert demnach aus der durch den Tod Konrads bedingten Versch iebung des vorgesehenen Zeitplanes. Es wäre im übrigen zu überlegen, ob nicht die etwas eigentümli ch anmutende ac bricht in den Gesta, wo e heißt, daß man Konrad entgegen dem Willen seiner Ve1trauten (jamiliaribus), die ihn seinem eigenen Wunsch gemäß neben se inem Vater im Kloster Lorch bestattet wissen wollten, auf Becker, hg. v. Ernst-D ie t er Hehl , Hubertus Seibert u. Franz Staa b , Sigmaringen 1987, S. 135- 258, hi er S. 245 u. 248f.; Horn , Pap t Eugen lll., S. 78f.; und Schimmelpfen ni g , Königtum, . 17. 112 ) Vgl. hi erzu in be ondere Werner Goez , Von Bamberg nach Frankfurt und Aachen, Barbarossas Weg zur König krone, Jahrbuch für fränk.i ehe Landesforchung 52 ( 1992), S. 61 - 71, hier S. 68; Niederkorn , Friedrich von Rothenburg, . 55 ; und Zotz, Friedrich Barbarossa, S. 286. 113 ) H e in ze , Designa ti on, S. 4 1f. ; owie hi erauf aufbauend iederko rn , Friedrich von Rothenburg, S. 56f.; und ders. , Welf VI., S. 149. 114 ) Goez, Von Bamberg nach Frankfurt, S. 67. 115 ) Niederkorn , Fri edrich vo n Rothenburg, S. 55f. 116 ) Zwischen dem Tod Konrads III . und der Wahl Friedrichs l. lagen keine drei Wochen . 117 ) Hartmut Boockmann , tauferzeit und späte Mittelalter, Deutschland 11 25- 15 17,Berlin 1987, . 80f. 118 ) Goez , Von Bamberg nach Frankfurt, S. 60.f. Die König erhebung Friedrich Barbara sa 229 Betreiben der Bamberger Geistlichkeit direkt vor Ort beige etzt babe 119), in diesem Zusammenhang gesehen werden muß. atürlicb pri cht eini ge dafür, daß dem Bam berger Domkl erus, der er t wenige Jahre zuvor mit der Kanoni ation Heinrich II. einen für da Ansehen des Bi turn bedeutenden Erfolg errungen hatte, au Pre tigegründen an e inem weiteren Königsgrab gelegen war, und e i t gut vor teilbar, daß der Bamberger Bischof Eberhard dahingehend interveniert hat 120) . Andererseit freilich fügt ich die ei lige Bestattung Konrads im Bamberger Dom auch auffälli g gut in die bereits ange prochene außerordentl ich zügig ins Werk ge etzte König erhebung Friedrich Barbaros a . Der Krönungstermin zu Laetare etwa wä re durch eine Überführung nach Lorch endgü lti g unmöglich geworden 121 ) . Man wird al o frage n müs en, warum Otto von Frei ing die be agte achricht überhaupt in dieser Form prä entiert. Da eine Darstellung gerade mit Blick auf die Ereigni s e de Frühjahrs 11 52 ansonsten eher knapp au fä llt, kommt die er Erläuterung in ofem eini ges Gewicht zu, als sie deutli ch macht, daß di e Wahl Bambergs als Be tattung ort für Konrad Ill. ganz offen ichtlich nicht unumstritten gewesen war. Es muß eine Partei gegeben haben, di e wn den Willen de ver torbenen Königs wußte, ihn re pektierte und daher e ine Bei etzung in Lorch für richtig hi elt wobei der Diskussion außerdem ei n gewi e Maß an Öffentlichkeit zugekommen ein wird, denn der Fre i inger Bi chofkonnte augen cheinlich nicht ohne weiteres darüber hinweggehen. Und wie cbo n in anderen Zusamrnenl1ängen bietet er auch hier durch vor ichtige Umdeutung und vage Formulierung ein eigenartig verzerrtes Bild, we lches - weder gan z richtig, noch ganz fal eh - für die Zeitgenossen immerhin einen gewi eo Wiedererkennung wert gehabt haben dürfte. Di e ni cht näher erläuterten Bamberger Interessen sind icherli ch nicht vö llig aus der Luft gegriffen, ange icht der Gesamtsituation inde , i t jedoch auch die Vor tellung nicht au zu chließen, daß die Initiative von Barbaro sa ausging. Vielleicht sind die entsprechenden Vereinbarungen zu beider eitigem Vortei l und utzen bei eben jener Zu ammenkunft getroffen worden, zu welcher ich der chwabenherzog und di e Bi chöfe on Würzburg und Bamberg am 19. Februar, al o nur vier Tage nach dem Tod de König , am fer de Main eingefunden hatten 122) . 119 ) Gesta Friderici l, 7, . 9 . Vgl. hi erzu B ernd chneidmü l le r , Neues über ei nen alten Kai ser? Heinrich LI . in der Perspektive der modernen For chung, Beiträge des Historischen Vereins Bamberg 133 ( 1997), . 13-41 , hier . 15. 121 ) Goez , Von Bamberg nach Frankfurt, . 70. 122 ) Rege ta lmperii, Bd. !V: Ältere taufer, 2. Abt. : Die Regesten des Kai errei120 ) 230 tefanie Dick Das hartnäckige Fe thalten an eben jenem onntag Laetare begründet nun Goez mit dem Um tand, daß owohl Konrad selb t, al auch ein Sohn Heinrich an die em Tag gekrönt worden waren 123). Gerade dies aber spricht dafür, daß die Vorbereitungen ich ganz im inne mittelalterlicher Traditionsbildung ursprünglich auf die Krönung des König obnes bezogen haben müs en, dessen Erhebung die Für ten wohl chon informell zugestimmt hatten . Vor diesem Hintergrund ist nicht da on au zugeben, daß Konrad Friedrich von chwaben designiert oder auch nur als achfolger empfohlen hatte, durfte er doch, da die Vorbereitungen für die Erhebung eines Sohnes chon weit gediehen waren, durchaus hoffen , daß der kleine Friedrich auch im Falle seines vorzeitigen Todes zum König gewählt werden würde. Es ist wenig glaubwürdjg, daß der König, o kurz vor dem Ziel, die be lebenden Chancen seines Sohnes zunichte gemacht haben soll, indem er selbst einen anderen Kandidaten vorschlug. Zu fragen ist allerdings, wie der Schwabenherzog dann in den Be itz der Reichsin ignien gelangen konnte. icht nur die Gesta Friderici 124 ), auch andere Quellen 125 ) berichten von einer Übergabe derse lben , und obschon hier keine Designation angenommen werden kann, o i t doch zuzugestehen, daß diesen Nachrichten ein wahrer Kern zugrunde liegt. Wenn man nicht annehmen will, daß Barbara a ich die Insignien auf gewaltsamem Wege ver chafft hat, wa durchau vor teilbar wäre, aber jeglicher Quellengrundlage entbehrt, kommt schließlich wirklich nur eine Übergabe durch Konrad in Frage. Möglicherweise wurde der chon vom Tode gezeichnete König in einen letzten tunden hin ichtlicb der achfolge seines Sohnes von Besorgni erfaßt. Herrscherwechsel waren selten völlig unproblemati eh, und zudem läge mit seinem zu erwartenden Hin cbeiden vor der Erhebung de minderjährigen Friedrich zum König ein Präzedenzfall vor, der womöglich doch noch die eine oder andere Unwägbarkeit mit ich brachte. Warum ollte er in die er ituation nicht einen eben eingetroffenen effen darum bitten, die Reich in ignien und auch den kleinen Sohn bis zur Wahl in eine Obhut zu nehmen 126)? ach Ulrich chmidt i t eine olche Möglichkeit oll tändig au zuschlieehe unter Friedrich l. ( 1152(22)- 1190), 1. Lieferung 1152(22)-1 158, bearb. v. Ferdinand Opll, Wien 1980, r. 61, . 11. 123 ) Goez , Von Bamberg nach Frankfurt, S. 66. 124 ) Gesta Friderici 1, 70, S. 98. 125 ) hronica regia Coloniensis (Rez. 1), S. 764; Ge ta epi coporurn Halberstadenium, S. 107; und Burchard von Ursperg, Chronicon, . 20. 126 ) Da Chronicon ancti Clementis Mettense, S. 501 ; und auch die Kai serchronik (Rez. C) V. 30-34, . 397, weisen in die e Richtung. Die Königserhebung Friedrich Barbarossas 231 ßen, da man Konrad wohl kaum soviel politische Naivität unterstellen wolle, „daß er die Ambitionen sei nes Neffen völlig verkannt hätte und ausgerechnet ihm die Insignien anvertraute und ihn zum Sachwalter der Interessen eine Sohnes machte, von dem er genau wis en mußte, daß er selbst das königliche Amt anstrebte" 127 ). Hier liegt insofern ein Fehlschluß vor, als Schmidt allein vom Ergebnis her argumentiert: Weil Friedrich von cbwaben 1152 die Könjgswürde errang, mußte er auch vorher schon ent prechende eigungen gezeigt haben. Die Quellen wissen hiervon freilich nichts, und e i t mehr al zweifelhaft, ob die welligen Gelegenheiten, bei denen er bis dahm politi eh hervorgetreten war, als Bewei für ein Verlangen nach der Krone gelten können. Für Konrad jedenfalls wird sieb da kaum o darge teilt haben. Der einzige Punkt, der im Sinne Schmidts anzuführen i t, betrifft das bereits als liebt übermäßig vertrauensvoll cbarakteri ierte Verhältnis zwi eben Onkel und Neffe. Und vor die em Hintergrund wirkt es in der Tat seltsam, wenn Konrad Sohn und Insignien in die Obhut des Schwabenherzogs gi bt. Ob er nun nach der Einigung mit Welf VI. hoffte, Friedrich tärker an den Hof binden zu können und mit seinem Vertrauensbeweis eine gewisse Verpflichtung schaffen wollte, oder ob er von einer anderen Seite konkretere Gefahr sah, so daß ibm der Sohn se ines Bruders als das geringere Übel schien, sei dahingeste llt - es i t gegenwärtig nicht zu entscheiden. Fest steht jedoch, daß Barbarossa bald nach dem Tod des Königs mit der Behauptung, dieser habe ihn als seinen Nachfolger empfohl en, aufgetreten ist und damit gewis ermaßen ,Anspruch' auf die Krone erhoben hat 128). Wie dies im einzelnen vonstatten ging und wie die Fürsten zunächst reagiert haben, ist nicht zu ermitteln, es steht aber immerhin zu vermuten, daß der Besitz der Reichsinsignien für den Schwabenberzog in ofern von zentraler Bedeutung war, als sich hieraus überhaupt erst eine Gespräch - und Verhandlungsbereitschaft der Großen ergeben hat. Zwar war mit den Herr cbaft zeicben kein eigentlicher Recht an pruch verbunden , aber durch eine Verfügung über dieselben war ein Faktum ge cbaffen, welches schwerlich ignoriert werden konnte 129). 127 Schmidt , König wahl, S. 126f. Vgl. auch Peter s , Wahl, S. 472 . 129 ) Zur legitimatorischen Qualität der Reich in ignien vgl. Volkhard Huth , Reichsinsignien und Herr chaftsentzug, Eine vergleichende Skizze zu Heinrich N . und Heinrich (Vll.) im Spiegel der Vorgänge von 1105/06 und 1235, FMSt 26 ( 1990), S. 287- 330; sowie Jür ge n Peter soh n , „Echte" und „fa lsche" Insignien im deutschen Krönungsbrauch des Mittelalter ? Kritik eines For chungsstereotyps, Stuttgart 1993, bes. S. 108- 111. ) 12 8) 232 Stefanie Dick Daß nun Gespräche zwi chen Fri edri ch und einer ganzen Reihe einflußreicher Fürsten geführt worden ind, steht außer Frage, zeugen doch die Quellen von e iner regen Verhandlung tätigke it 130) . Wi e es ihm allerdings ge lang, eine bre ite Bas is der Zustimmun g zu gewinnen, ist noch zu klären. Hier fa ll en zunäc hst di e sogenannten Wahlversprechungen ins A uge, die, wenn sie auch nirgends a ls solche festgehalten sind, doch aus den ersten R egierungsbandlungen des ne uen Köni gs sehr de utli ch hervorgehen 131 ). So bekam beispielsweise Heinrich der Löwe das Herzogtum Bayern zurück, während Welf VI. und Konrad von Dachau di e Herzogswürde von Spoleto beziehungsweise Merani en verliehen wurde, was zwar keinen direkten Machtzuwachs, aber immerhjn eine Rangerhöhung mit sich brachte. B erthold IV. vo n Zähringen sicherte Barbarossa die Königsstellvertretung in Burgund und der Provence zu und Wibald von Stablo sowi e der Bischof von Bamberg erhielten Privilegien132). In djesen Zusagen, mit denen ja w ie im F a ll He inri chs des Löwen oder Welfs VI. zum Teil schon länger bestehende Ansprüche befriedigt wurden , ist ein wichti ges Movens für die Entscheidung zugunsten Friedrichs vo n Schwa ben zu sehen, deru1 die Erhebung des Königssohnes versprach keine ve rg leichbaren Vorte il e. Hinzu kam sicherlich auch der Umstand, daß Barbarossa nicht über so bede utende Machtmitte l verfügte, daß er al s Köni g bedrohli ch w irken mußte 133 ). In diesem Zusammenhang ist fe rner die achricht des in den zwan ziger Jahren des 13. Jahrhunderts schreibenden stauferfre undlicben Cbroillsten Burchard von U rsperg 134 ) zu berücksichtigen, der an gibt, Konrad habe seinem Neffen das Re ich mit dem Gebot über lassen, F riedrich von Rothenburg das Herzogtum Schwaben zu übertrage n, obald dieser mündig 130) Vgl. insbesondere Regesta Imperii IV, r. 6 1ff. , S. 11 f.; sowie Si mo nsfe ld , Friedrich 1., S. 2 1- 28 ; Ha i d er, Wa hl ver prechungen, S. 65- 73; Ap pe lt, Heinrich der Löwe, S. 39; und Alt hoff, Urkunde, S. 1045- 1049. 131 ) A lth off, Urkunde, S. 1040. 132) Vor allem S imo nsfe ld , Friedrich 1., S. 2 1- 26; Haide r, Wahlversprechungen, S. 65- 73; zu WelfVl. ferner: Ha ns mar ti n Sc hwa rz maier, Dominus totius domus comitisse Mathildis, Di e Welfe n und Italien im 12. Jahrhundert, in: FS Eduard Hlawitschka (o. Anm. 6), S. 283- 305, bes. S. 303; und B os hof, Staufe r, S. 340; zu Wibald von Stablo und Bf. Eberhard vo n Bamberg: R a in e r Egge r, Die Schreiber der Urkunden Kaiser Friedrich Barbarossas, Vorstudien zu einer Kanzleigeschichte, Di s. Wien 196 1, bes. S. 57. 133 ) Zu diesem Aspekt zuletzt auch Offerge ld , Reges pueri, S. 800 u. 806. 134) Zu Burchard von Ursberg vgl. Wo lfga ng Wul z, Der spätstauiische Geschichtsschrei ber Burchard vo n Ursberg, Persönlichkeit und hi tori eh-politisches Weltbild, Stuttgart 1982. Di e Königserhebung Friedrich Barbarossas 233 werde 135) . Hier scheint die Erlangung der König würde an die Abgabe des schwäbischen Herzogtums gebunden gewesen zu ein . Da indes eine De ignation Barbarossas auszuschließen ist, kann eine solche Bedingung nicht auf Konrad zurückgeführt werden. Es ist jedoch denkbar, daß sie von den Fürsten ausging, die, indem sie auf diesem Wege die Machtbasis Barbarossas schwächten , einerseits ihre eigenen Positionen zu befestigen, andererseits aber auch ihr schlechtes Gewissen gegenüber Friedrich von Rothenburg zu beschwichtigen suchten. Denn „ganz wohl scheint es freilich den Wählern beim Übergehen des jungen Königssohnes nicht gewesen zu sein" 136) . Daß nun nicht alle Mächtigen auf der Seite Barbarossas standen, wird an der Opposition des Erzbischofs Heinrich von Mainz deutlich , der mögli cherwei se für den Sohn Konrads eintrat 137). Angesichts der außerordentlichen Bedeutung gerade des Mainzers - das Mainzer Erzbistum war das erste und älte te und galt auch als das vornehmste des Reiches 138 ) - , mußte der Schwabenherzog aus dieser Richtung durchaus mit ernsthaften Schwierigkeiten rechnen. Zum einen dürfte der Erzbischof von Mainz als einer der einflußreichsten Fürsten in der Lage gewesen sein, eine beachtliche Schar von Anhängern aufzubieten, vielleicht sogar potentielle Parteigänger Barbarossas für sich zu gewinnen, zum anderen - und das mag noch schwerer gewogen haben - kam ihm auch bei dem Wahlvorgang selbst insofern eine besondere Vorrangstellung zu, als er die Versammlung einberief, leitete und den ersten Kürspruch (prima vox) abgab 139). Der Grund für die ablehnende Haltung des Mainzers, der zunächst durchaus an den Vorverhandlungen betei li gt war 140) , ist naheliegend, denn er, der ja schon während der durch den Kreuzzug bedingten 135 ) Burchard von Ursperg, Chronicon, S. 20: [Conradus] F(riderico) fratrueli suo sedem regni reliquit, statuens cum eodem, ut fUi o suo, cum ad annos perveniret, ducatum Suevie concederet. 136 ) Sc hr e ibmüll er, Herzog Friedrich IV., S. 2 18. 137) Vgl. hierzu Anm. 14f. 138 ) U 1ri eh Stutz , Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Köni gswahl, Ein Beitrag zur deutschen Reichs- und Verfass ungsgeschi chte, Weimar 1910, S. 9f.; G eo r g Ma y, Der Erzbischof von Mainz als Primas, Archiv für katholisches Kirchenrecht 164 (1995), S. 76-122. 139 ) Stutz, Der Erzbi schof von Mainz, S. 67 ; und Uta Rein ha rd t , Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen im Fränkischen und Deutschen Rei ch (751 - 1250), Marburg 1975, S. 248. 140 ) ln der Zeugenliste der Gründungsurkunde des Klosters Altenburg, die in den Zeitraum der Thronvakanz des Jahres 11 52 zu datieren ist (A p p e 1t , Heinrich der Löwe, S. 40-45; A l thoff, Urku nde, passim) und ein Treffen zwischen Barbarossa und etlichen Großen des Reiches dokumentiert, ist auch Heinrich 1. vo n Mainz aufgeführt; vgl. Regesta lmperii IV, r. 63, S. 12. 17 Zeiischri fl für Rechisgeschichle. CXXI. Germ. Abt. 234 Stefanie Dick Abwesenheit Konrads die „Regentschaft" für den zum Mitkönjg erhobenen unmündigen Heinrich geführt hatte 141 ), wird die berechtigte Hoffilung gehegt haben , diese Stellung auch im Fall der Erhebung des minderjährigen Friedrichs für sich beanspruchen zu können 142). Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, daß der Widerstand des Mainzers tatsächlich echtem Pflichtgefühl entsprang und er den Anspruch des Königssohnes aus Überzeugung verfocht. Ein Brief Bernhards von Clairvaux an rue beiden Kardinallegaten, in dem Heinrich als eine gerade, einfache Natur erscheint 143 ), und ebenso die Pöhlder Annalen, die ihn als eine ganz von ihrer geistlich-religiösen Aufgabe erfüllte Persönlichkeit darstellen 144) , erlauben es, djese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Die Opposition des Erzbischofs von Mainz erscheint dann nicht so sehr als Ausdruck konkurrierender Machtinteressen, sondern vor allem als Konsequenz aus der Wahrnehmung seines Amtes als custos regni 145 ). Wenn Heinrich von Mainz se inen Widerstand gegen dje Erhebung Barbarossas wirklich auf der Grundlage seiner Aufgabe als Wächter und Wahrer des Reiches formuliert hat, dann mußte der Schwabenherzog hierdurch seine Pläne stark gefährdet sehen. Es ist ja bereits gezeigt worden, daß auch 1152 noch der Normalfall in der Erhebung des Königssohnes bestanden hätte. Da indes insofern eine Ausnahmesituation vorlag, als Konrad vor der Wahl und der Krönung des kleinen Friedrichs verschieden war, hatte es dem Schwabenherzog mittels der in seinem Besitz befindlichen Reichsins ignjen sowie einigem Verhandlungsgeschick und attraktiven Wahlversprechungen gelingen können, eine bedeutende Anzahl einflußreicher Wähler auf seine Seite zu bringen. Daß auch dje vorangegangenen Wahlen von 1125 und 1138 auf141 ) DH (VII.) Nr. 9, S. 528ff. - Vgl. auch Bernhardi , Konrad 111., S. 725f. ; Horn , Papst Eugen 111., S. 66. 142 ) Aus altem Brauch war es der Erzbischof von Mainz, der aufgrund seines besonderen Ranges im Fall der Abwesenheit des Königs oder bei einer Thron vakanz zum custos regni et procurator bestellt wurde. Vgl.Schult e, Kaiser- und Königskrönungen, S. 15; R ass ow, Honor lmperii , S. 10; und vor allem Büttner, Heinrich von Mainz, S. 255f. u. 264f. 143 r. 53 , ed. Phi 1i pp Ja ffe (Monumenta Moguntina, ) Epistolae Moguntinae, Aalen 1964), S. 402: Sentiat obsecramus, sibi profuisse et precem nostram et suam simp/icitatem; ob quamfertur afalsisfratribus circumventus potius, quam inventus in aliquo dignus depositionis. - Vgl. auch Büttner, Heinrich von Mainz, S. 248. 144 ) Annales Palidenses, S. 88: 11/ic Heinricus Mogonciensis archiepiscopus, qui non erat preliator, sed in servicio Christi augmentando c/ericisque ordinandis et aliis spiritualibus rebus presulem decentibus mansuetus ecclesie p/antator et rigato1: [. „,] divertit Enbike [„.]. 145 ) Vgl. zuletzt Engels , Beiträge II , S. 45f. Die Königserhebung Friedrich Barbarossas 235 grund der Söhnelosigkeit der verstorbenen Herrscher allein auf fürstlicher Wahl beruhten, mag hier, im Sinne einer allgemeinen Stärkung für tlichen Selbstverständnisses, begünstigend hinzugekommen ein. ichtsdestoweniger war man sich der irregulären Züge dieser Vorgehensweise durchaus bewußt, so daß das offizielle Gepräge in der Haltung des Mainzers sowie seine nicht zu unterschätzende Autorität, einen allgemeinen Meinung um chwung befürchten lassen mußten. Es waren die Erzbi chöfe von Köln und Trier, die in dieser Situation durch ihr Eintreten für Barbarossa das Blatt wendeten 146). Im Hinblick auf die anhaltenden Spannungen gerade zwischea dem Mainzer und dem Kölner, die als die beiden bedeutendsten geistlichen Fürsten des Reiches fast schon traditionell miteinander um die Vorrangstellung konkurrierten 147), erscheint die Parteinahme Arnolds II. von Köln ganz natürlich, denn ein weiterer Ausbau des Primats des Erzbischofs von Mainz, der sich aus dessen Übernahme der Regentschaft im Fall einer Erhebung des Königssohnes zwangsläufig ergeben hätte, mußte den Interessen des Kölner in jeder Beziehung zuwiderlaufen . Vor diesem I-lintergrund kommt auch der auffälligen Ei le, mit der die Wahl des Jahres 1152 inszeniert wurde, neue Bedeutung zu. Zum einen wird Barbarossa jedes legitimationsstiftende Element von Nutzen gewesen sein, so daß es für ihn von höchstem Wert war, daß seine Krönung an jenem Sonntag Laetare stattfand, zum anderen aber ging es ohne Zweifel darum, zu verhindern, daß Heinrich von Mainz eine bedeutende Anhängerschaft mobilisieren konnte. Der Verlauf der Wabl an sich ist nur schwer zu rekonstru ieren. ach der Kölner Königschronik hatte der Mainzer Erzbischof wohl zunächst an den Vorgängen in Frankfurt teilgenommen und versucht, die Wähler umzustimmen, wobei ihm j edoch ganz offensichtlich kein Erfolg beschieden war. Was 146 ) Annales Brunwilarenses, ed. Georg Heinrich Pert z (MGH SS 16, Stuttgart 1963), S. 724-728, hier S. 727f.: Faventibus archiepiscopis Arnoldo II Coloniensi, Hillino Treveren i, Fridericus dux Alemannorum in regem eligitur, et in media quadragesima Aquisgrani ab Arno/do II archiepiscopo in regem ungitur; und Chronica regia Coloniensi s (Rec. II), S. 764: Sed licet favore m mu/torum haberet, Henricus episcopus Maguntiensis unanimitatem quorundam circa ipsum inveclivis quibusdam debilitare conatus es/, asserens quodfastu quodam inductus inter consecreta/es suos concionatus fuerit: quia regnum adepturus esset, nolentibus omnibus qui adfuissent. Cuius obiectionis ma/um archiepiscopus Coloniensis mitigavit, regem ab intemptamentis excusans et episcopi molimen anullans. 147 ) Vgl. hierzu etwa Egon Bo shof, Köln, Mainz, Trier - Die Auseinandersetzung um die Spitzenstellung im deutschen Episkopat in ottonisch-salischer Zeit, Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 49 (1978), S. 19-48. 17* 23 6 Stefanie Dick inde im einzelnen vorgefa llen ist, liegt im Dunkeln. Da Auctarium Vindobonen e deutet hi er zwar List und große Gewalttätigkeit an 148), weiß aber ebenfa ll ni chts genauere zu berichten. Auch die Darste llung Giselberts von Mons geht in diese Ri chtung 149) , trägt allerd ings merkwürdig fabelhafte Züge: „Die in Fra nkfurt angekommenen Fürsten konnten sieb über den zu Wählenden nicht ei nigen und übertrugen de halb die eigentliche Wabl vier principes prepotenle , un ter ih nen Barbaro a. Da si eb jeder der vier auf die König krone Hoffnung machte, versprach Barbaro a j edem unter vier Augen, er werde ihm zur Königsnacbfolge verhelfen, wenn ei soli ab eis tribus tola electio committeretur. Die übrigen drei - ihre amen ind nicht genannt - li eßen ich unter eidl ichem Ver prechen auf die e Angebot ein und verkündeten der Wahl versammlung, daß ie dem chwabenherzog die ganze Wahl überla en hätten. Den Wähl ern erklärte nun Barbaro a öllig überraschend, er elb t ei kai erli chen Geblüts und wüßte keinen Bes eren zur Lenkung des Re iches; er wähle ich de halb elbst. Widerstand konnte nicht aufkommen, da er vorsorglich 3000 bewaffnete Ritt r zur Wahl ver ammlung mitgebracht hatte" 15o). Ob chon ich di e von Engels im wesentlichen hieraus hergeleitete Vorte ilung von einer Kandidatur Heinrichs de Löwen al in dieser Form nicht haltbar erwiesen hat 151 ) , verdienen seine A usführun gen zum Quellenwert der Darstellung G i elberts von Mons 152) durchaus einige Beachtung. Fo lgt man ihm we iter und sieht in der eigentümlichen Schilderung eine durch den zeitlichen Abstand der Ni eder chri ft des hronicon Hanoniense bedingte, verzeITende Wi edergabe der von Barbaros a gelei teten Wahlver prechungen, dann fü gt ich auch die e Nachricht in da hier entwickelte Bild von den Um tänden der Königswahl de Jahre 11 52 ein. Denn den Zeitgenossen 153), die mit der achfolge des Königs ohne gerechnet haben dürfte di e Vorgehen wei e de Schwa benherzog zweife l ohne al ,li tig' er chienen ein. Die Bemerkung, Barbaro sa ei cum providentia [. ..] in tribus milibus militum armaton11n zu der Wahlver arnmlung gekommen 154), deckt sich mit der 148 ) Auctarium indobonen e, ed. Georg Hei nr ich Pertz (MGH SS 9, Stuttgart 1968), S. 722ff. , hier S. 723 : Fridericu de tauf per astuciam et magnam violentiam ad electionem imperii Romani apud Mogunciam pervenit. 149 f. ) Gi elbert von Mons, Chronicon Hanoniense, S. 150) Über etzung bei E n gel , Beiträge l, S. 4 12f. 151 ) Vgl. auch E n ge l Beiträge II, . 423 . 152) E nge ls , Beiträge 1, S. 4 13 20. 153 ) Ob chon Gi elbert etwa eine Generation päter chreibt, i t davon auszugehen, daß sei n Bericht aufze itgenö i chen Quellen ba iert. 154 ) Giselbert von Mon , hro nicon Hanonien e, S. 9. Die König erhebung Friedrich Barbarossas 237 Äußerung im Auctarium Vindobonen e (magnam violentiam) und vermittelt möglicherweise e inen Eindruck davon, wie man der Opposition Heinrichs I. von Mainz begegnete 155). Die vorliegende U ntersuchung bat gezeigt, daß ich au dem kriti chen Umgang mit der Darstellung Otto von Freising durchaus neue Perspektiven für die Einschätzung der mit der Königswahl des Jahres 11 52 zu ammenhängenden Ereignisse ergeben. Obg leich eine wi rklich lückenlose Sicht nach w ie vo r Probl eme bereitet und eini ge der angeführten Überlegungen sicherlich noch einer e ingehenderen Überprüfung bedürfen, bietet dieser Ansatz doch insofern gew is e Vorteile, als er zum einen ei ne Rei he von Ungereim theiten und Widersprüchen auflöst und zum anderen auf einer breiteren Quellengrundlage basiert. Daß hierbei auch achrichten aus der Kategorie „unzu verlässigen Que llenmaterials" eine stärkere Berücksichtigung finden als das bi slang der Fall war, resultiert aus der Einschränkung der Bedeutung der Gesta Friderici, denn di e Minderbewertung der übrigen Quellen ist im wesentlichen auf den Vergleich mit eben j enen zurüc kzuführen. Eine von der Darstellung Ottos von Freising unabhängige Untersuchung des Quellenwerts jener späteren Nachrichten konnte im Rahmen dieses Beitrags ni cht vorgenommen werden , wäre aber grundsätzlich notwendi g. Was die sich auf den ereignisgeschichtlichen Kontext beziehenden Ergebnisse betrifft, so steht am Ende eine in erster Lini e deutlich relati vierte Beurteilung Friedrichs 1. Zwar w ird man ihn nicht dezidiert als ,Thronräuber' bezeichnen wollen , da seine Erhebung ganz offensichtlich mit der Zustimmung einer bedeutenden Anzahl einflußre icher Für ten erfo lgte und auch die herrschaftsbegründenden Rechtsformen gewahrt wurden. Die hiermit verbundenen Begleitumstände hingegen vermitteln einen doch eher ernüchternden Ei ndruck von jenem Herrscher, der bis in unsere Tage vo r allem wegen seiner positi ven Charaktereigenschaften und eine ausgeprägten Gerechtigkeitsempfindens gelobt wird 156 ) . 155 ) Auch die achricht des Gervasius von Tilbury kann in diesem Sinne verstanden werden (um 1209- 14); vgl. Gervasius von Ti lbury, Otia irnperialia, ed. F. L ieberm a nn u. R . P a ul i (MG H SS 27, Stuttgart 1964), . 359- 394, hier S. 380: Conrado succedit Fredericus, plus ad hoc operante strenuitate sua quam electione Teutonicorum. 156 ) Vgl. etwa Kar l H e in e m eyer, König und Reichsfürsten in der späten Salierund früh en Stauferzeit, Blätter für deutsche Landesgeschichte (BDLG) 122 (1986), S. 1- 39, hier S. 30; Opl 1, Friedrich Barbarossa, S. 38f.
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