KVB FORUM 5.2015

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VV unterstützt
BereitschaftsdienstReform
In ihrer Sitzung am 21. März 2015 gab die Vertreterversammlung (VV) der
KVB grünes Licht für die weitere Umsetzung der Bereitschaftsdienstreform in
Bayern. Das Parlament der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten
bewilligte hierfür fünf Millionen Euro aus dem KVB-Haushalt.
E
s sei alternativlos, den eingeschlagenen Weg zur Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes nun konsequent
fortzusetzen, erklärte die VV-Vorsitzende Dr. Petra Reis-Berkowicz
gleich zu Beginn der Versammlung.
Auch der Vorstandsvorsitzende der
KVB, Dr. Wolfgang Krombholz, ging
in seinem Vortrag auf die nächste
Phase der Bereitschaftsdienstreform ein. Nach Umsetzung der ersten Stufe, die mit der Zusammenlegung von knapp 500 auf bislang
290 Dienstgruppen einherging, habe sich gezeigt, dass es bei kombinierten Sitz- und Fahrdiensten
häufig zu einer Überbelastung der
Dienstärzte käme. Außerdem werde insbesondere der nächtliche
Fahrdienst beklagt, zum einen aufgrund der Fahrbelastung und zum
anderen wegen möglicher Sicherheitsbedenken bei Hausbesuchen.
Diese Gründe hätten zur Planung
der nächsten Schritte geführt, die
durch eine strikte Trennung von
Fahr- und Sitzdiensten gekennzeichnet sei. Hierfür seien beispielsweise ein hauptamtlicher Fahrdienst
mit einem Fahrer für größere Dienstgebiete sowie ein Sitzdienst in Bereitschaftsdienstpraxen vorgesehen. Das Reformpaket beinhalte
auch, interessierte Nichtvertragsärzte im Rahmen eines „PoolärzteModells“ in den Bereitschaftsdienst
einzubeziehen sowie eine finanzielle Förderung des mittlerweile gut
funktionierenden Hospitationspro-
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gramms. Die verpflichtende Umsetzung eines Urteils des Bundessozialgerichts hätte die bayerischen
Erfolge beim Thema „Bereitschaftsdienst“ jedoch konterkariert. Aufgrund des Urteils wurden die Notfallpauschalen abgesenkt und
Hausbesuche aufgewertet. Ärzte,
die im Bereitschaftsdienst keine
oder nur wenige Besuche abrechnen, hätten Umsatzeinbußen zu
beklagen. Der Vorstand stellte deshalb den Antrag, durch eine Konvergenzregelung im Honorarverteilungsmaßstab (HVM) der KVB die
Abwertung der Notfallpauschalen
für das erste Halbjahr 2015 auszugleichen. Dieser Antrag wurde von
den VV-Mitgliedern mit großer Mehr-
heit angenommen. Mit den Krankenkassen, so Krombholz, arbeite
man an einer Lösung, um die von
der Bundesebene verursachten
Honorareinbußen dauerhaft zu
korrigieren.
Schwächung der freiberuflichen
Tätigkeit
Der erste stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Dr. Pedro
Schmelz, warnte in seinem Bericht
vor Beschlüssen des Bundes, die
in Bayern desaströse Auswirkungen haben könnten. Unterstützung
erhielt Schmelz von den VV-Mitgliedern: So gab es gleich mehrere kritische Stimmen, die auf die
Kostenloser WLAN-Zugang in der KVB
Die KVB bietet ihren Mitgliedern einen neuen Service an: Künftig
sollen Ärzte und Psychotherapeuten bei einem Besuch unserer
Dienststellen für die Dauer ihres Aufenthalts einen kostenlosen
WLAN-Zugang nutzen können.
In einem ersten Schritt profitieren zunächst die Mitglieder der Vertreterversammlung sowie der regelmäßig stattfindenden Selbstverwaltungsgremien in München von unserem kostenlosen WLAN-Angebot.
In einem zweiten Schritt sollen alle KVB-Mitglieder und Besucher
der Münchner Landesgeschäftsstelle den freien Internet-Zugang
nutzen können. Im Laufe des Jahres wird das Angebot dann in allen
KVB-Bezirksstellen zur Verfügung stehen.
Redaktion
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verschiedenen laufenden Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene aufmerksam machten – insbesondere mit Blick auf das geplante
Versorgungsstärkungsgesetz. Dieses und weitere Gesetzesvorhaben
könnten laut eines einstimmig angenommen Antrags zu einer Schwächung der freiberuflich tätigen Vertragsärzte und -psychotherapeuten führen. „Das traditionell gut
versorgte Bayern wird von diesen
Einschnitten besonders hart betroffen sein“, heißt es in dem Antrag. Laut Schmelz drohten auch
in der ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) durch
Beschlüsse auf Bundesebene Gefahren für die fachärztliche Grundversorgung, wenn alle niedergelassenen Fachärzte mit ihren Honoraren für die finanzielle Ausstattung der ASV aufkommen müssten.
Deutlich lehnte Schmelz auch eine
EBM-Reform im fachärztlichen Bereich ab, die lediglich eine Umverteilung bedeuten und keine Weiterentwicklung im eigentlichen Sinne
darstellen würde. Schmelz ging zudem auf die Ergebnisse der Honorarverhandlungen 2015 in Bayern
ein. Obwohl die vorab bekannt gegebenen Veränderungsraten hinsichtlich Morbidität und Demografie
an sich eher gering angesetzt waren, ließ sich laut Schmelz insgesamt ein positives Honorarergebnis
in den Verhandlungen mit den Krankenkassen erzielen. So konnte das
Finanzvolumen für förderungswürdige Leistungen und für den Bereitschaftsdienst nicht nur beibehalten,
sondern sogar noch erhöht werden.
Durch die neue Vergütungssystematik im Notarztdienst steht auch hier
mittlerweile mehr Geld als in den
Vorjahren zur Verfügung. So profitieren 75 Prozent der 227 Notarztstandorte in Bayern von der neuen
Aufteilung der Gelder und „die
Verhandlungen mit den Krankenkassen gehen selbstverständlich
noch weiter“, versprach Schmelz.
Auf Verbesserungen für Praxen
drängen
Dr. Ilka Enger, die zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende, ging
in ihrem Bericht zunächst auf das
Thema „Bürokratieabbau“ ein. Trotz
positiver Ergebnisse habe sich die
Mehrheit der bayerischen Krankenkassen gegen eine praktische Erprobung von neuen Formularmustern ausgesprochen. Dennoch werde die KVB bei dieser Thematik beharrlich bleiben und mit Unterstützung des Bayerischen Gesundheitsministeriums weiter auf Verbesserungen für die Praxen drängen. In
Hinblick auf die „psychotherapeutische Versorgung“ stellte Enger
drei signifikante Ergebnisse des
Pilotprojekts „Qualitätssicherung
in der ambulanten Psychotherapie
in Bayern“ (QS Psy Bay) vor: Erstens trage die ambulante Psychotherapie nachhaltig dazu bei, die
Lebensqualität der Patienten zu
verbessern. Zweitens sei die ambulante Psychotherapie keine „Never-Ending-Story“, sondern deren
Länge orientiere sich am tatsächlichen Bedarf. Drittens sei die ambulante Psychotherapie gegenüber
möglichen stationären Kosten und
Krankschreibungen nachgewiese-
nermaßen kostenreduzierend. In
Kürze werde der Abschlussbericht
des Projekts auf der Internetseite
der KVB veröffentlicht. Des Weiteren ging Enger auf den schleppenden Online-Rollout der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ein.
Als Beispiel nannte sie hierfür unter anderem die permanente Verschiebung der Planungen zum Notfalldatensatz, weshalb mittlerweile
von den Verantwortlichen sogar
schon an eine Ausgabe der Notfalldaten an die Patienten in Papierform gedacht würde. Angesichts der bisherigen und weiter
zu erwartenden Verzögerungen
stellte Enger die Frage, ob eine
eGK überhaupt noch notwendig
sei. Zum Abschluss ihres Berichts
warnte auch Enger vor Bundesentscheidungen, die verheerende Auswirkungen für die bayerischen Ärzte und Psychotherapeuten, aber
auch für deren Patienten haben
könnten. Hauptaufgabe der ärztlichen Selbstverwaltung sei es inzwischen, die von der politischen
Bundesebene verursachten „Brandherde“ zu löschen, so Enger.
Nicht nur beim
Thema Bereitschaftsdienst
erhielt der Vorstand die Unterstützung der VV.
Birgit Grain (KVB)
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