III. Deutsch-französisch-polnische Sommerschule Universität Warschau 2.-8. Juli 2016 Geeint in Vielfalt? Europa-Diskurse Die Sommeruniversität „Geeint in Vielfalt?“ ist eine gemeinsame zyklisch stattfindende Veranstaltung der Universitäten Bonn, Paris-Sorbonne, Strasbourg und Warschau. Das interdisziplinäre Projekt führt Geistesund Sozialwissenschaften zusammen und wendet sich an fortgeschrittene Studierende der Partneruniversitäten. Warschau und seine Universität Warschau ist Hauptstadt eines Landes mit fast 40 Millionen Einwohnern und eine stark von der Geschichte geprägte Metropole (zu 80 % während des Zweiten Weltkrieges zerstört) und entschieden der Zukunft zugewandt. Die Altstadt wurde nach dem Krieg vollständig wieder aufgebaut und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Warschau ist ein großes politisches, wirtschaftliches, kulturelles und akademisches Zentrum; es ist Sitz von Frontex (Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen). Mit seinen 50.000 Studierenden ist die Universität Warschau (eine der um die 60 Hochschulen der Stadt) die größte Universität Polens. Ihre 20 Fakultäten erteilen Unterricht auf hohem Niveau und liegen an der Spitze der Forschung. Die Universität Warschau feiert 2016 ihr 200-jähriges Bestehen und öffnet sich besonders internationalen Partnerschaften. Geeint in Vielfalt? Europa-Diskurse Das Europa von heute ohne historische Kenntnisse zu verstehen ist unmöglich: die Beschränkung auf eine aktuelle oder eine Teilperspektive führt unvermeidlich zu einer oberflächlichen Behandlung der Probleme, mit denen Europa in den letzten Jahren konfrontiert wird. Wie kann man über Europa sprechen im Kontext von Krisen, die es erschüttern: Flüchtlingskrise, Krieg in der Ukraine, Euro-Krise, Risiko eines „Brexit“? Gibt es eine Gemeinsamkeit in der Art und Weise diese unterschiedlichen Krisen anzugehen oder bleibt der öffentliche europäische Raum fragmentiert? Welche Diskurse werden der Diversität und der Einheit Europas gerecht? Treten die Intellektuellen mit brauchbaren Lösungsvorschlägen in Erscheinung? Hat das Konzept der Nation noch einen Sinn, wo an ganz Europa die Forderung nach einer Intervention angesichts der Dramen gestellt wird, die sich an seinen Grenzen abspielen? Welches Konzept gilt für den Status der einzelnen Sprachen inmitten einer Union aus 28 Mitgliedern? Die Hoffnung darauf, ein Scheitern des gemeinsamen europäischen Projekts zu verhindern, kann auf dem Bemühen um ein gegenseitiges Verstehen und dem historisch informierten Blick auf die europäische Integration beruhen. Dies sind politisch sehr aktuelle Themen, die es aber in einem historischen Kontext zu behandeln gilt und die im Verlauf der Sommerschule angegangen werden. Die Teilnehmer aus den drei Partnerländern werden daher Gelegenheit zu einer Gegenüberstellung ihrer Standpunkte haben. 1 Das Programm Die themenbezogenen Module werden am Vormittag stattfinden. Die Nachmittage und frühen Abende werden anderen Gruppenaktivitäten gewidmet, wie beispielsweise Besichtigungen mit Führung oder Debatten, innerhalb oder außerhalb der Universität. Pro Arbeitssitzung ist eine abschließende Bilanz vorgesehen und eine Tagesexkursion außerhalb von Warschau. Außerdem verfolgt die internationale Zusammensetzung der Gruppen das Ziel, die Teilnehmer mit Herausforderungen, Problemen und Lösungen der interkulturellen Kooperation vertraut zu machen. Die Themen Die Teilnehmer sollen eines der vier folgenden Themen auswählen, um in kleinen Gruppen im Laufe der Sommerschule daran arbeiten zu können: - Europa-Narrative - Krise und Krisen in Europa - Nation, Nationen in Europa - Sprache, Sprachen, Europa Europa-Narrative Gegenstand des Moduls sind die Präsentation und Analyse unterschiedlicher Europa-Narrative, die Einheit und Diversität thematisieren. Die Diskussionen können literarische, mythologische, geschichtliche, politische, journalistische, utopische, philosophische, pädagogische Narrative etc. behandeln, die vielfältige Repräsentationsformen darstellen, um Europa auf den Begriff zu bringen bzw. von Europa zu erzählen. Krise und Krisen in Europa Die anhaltenden Krisen in Europa werfen grundsätzliche Fragen nach dem Charakter der Krisen und der Lösungsfähigkeit der EU auf. Es stellt sich die Frage, wie die Krisen in Polen, Frankreich und Deutschland wahrgenommen und konstruiert, und welche Lösungsmöglichkeiten präferiert werden? Gibt es einen gemeinsamen Umgang mit den Krisen oder zerbricht die europäische Integration an ihnen? Nation, Nationen in Europa Im 19. Jahrhundert kam der Begriff der Nation zu seiner modernen Definition. Seine Bedeutung kann für die europäische Geschichte, insbesondere die polnische, deutsche und französische, kaum hoch genug bewertet werden. Heute beteiligen sich aber diese drei Länder an der gleichen wirtschaftlichen und politischen europäischen Gemeinschaft. Ist die Nation nun ein überfälliger Begriff? Hat er überhaupt noch eine Bedeutung, wenn von Europa als Ganzem gemeinsame Lösungen gefordert werden, etwa um die menschlichen Dramen zu lösen, die sich an seinen Grenzen abspielen? Durch die Analyse von Fallbeispielen aus Polen, Deutschland und Frankreich wird versucht, auf diese Frage Antworten zu geben. Sprache, Sprachen, Europa Zu den Besonderheiten der EU als politischer, ökonomischer und kultureller Entität zählt die Vielfalt der Sprachen, die nebeneinander bestehen. Diese Mehrsprachigkeit stellt eine unbestreitbare Stärke dar, stellt jedoch Europa vor große Herausforderungen sowohl praktischer als auch ideologischer Natur: Wie soll/kann in den Europäischen Institutionen mit den 28 Amtssprachen umgegangen werden? Wie wirkt sich diese Mehrsprachigkeit auf das Zugehörigkeitsgefühl der europäischen Bürger aus? 2 Teilnahmemodalitäten Die Sommerschule wendet sich an Studierende der Geschichte, der Politologie, der Germanistik und der Romanistik auf Master- und Promotionsniveau, aber auch Studierende im dritten Jahr eines Bachelorstudiengangs können sich bewerben. Die Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Polnisch: jeder Studierende soll in mindestens zwei dieser Sprachen kommunizieren können (Mindestkenntnisse Niveau B1 gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen). Kreditpunkte Bei aktiver Teilnahme an der Sommerschule können sechs Kreditpunkte erworben werden, die von den verschiedenen Partneruniversitäten anerkannt werden. Kosten und finanzielle Unterstützung Eine Eigenbeteiligung in Höhe von 70 € wird von jedem Teilnehmer erwartet (30 € bei Studierenden der Universität Warschau). Die Kosten für alle Übernachtungen werden übernommen, und die Kosten für die Hin- und Rückreise werden zu 80 % erstattet. Bewerbung Das Bewerbungsdossier soll folgende Schriftstücke enthalten, die im PDF-Format in der Sprache Ihrer Heimatuniversität beizufügen sind: - ein sorgfältig ausgefülltes Bewerbungsformular (s. Homepage) - ein Motivationsschreiben (maximal 2000 Zeichen) mit Angabe der beiden Themen, die sie am meisten interessieren, in der Reihenfolge Ihrer Präferenz - ein kurzer Lebenslauf - eine Kopie ihrer Diplome und Bescheinigungen über Ihre Studienleistungen - nach Möglichkeit eine Bescheinigung über Ihre Sprachkenntnisse (in mindestens zwei der drei Sprachen Deutsch, Französisch und Polnisch) Bewerbungsfrist: 15. April 2016 Bewerbungen sind an folgende Anschrift zu richten: Mgr Anna Jarczewska [email protected] Weitere Informationen auf: http://szkolaletnia.wn.uw.edu.pl/de/nem/ 3 Zuständige Hochschullehrer an den Partneruniversitäten Universität Bonn Prof. Dr. Wolfram Hilz, Politische Wissenschaften [email protected] Dr. Willi Jung, Romanistik [email protected] Université de Strasbourg Prof. Dr. Catherine Maurer, sciences historiques [email protected] Dr. Audrey Kichelewski, sciences historiques [email protected] Dr. Ségolène Plyer, sciences historiques [email protected] Prof. Dr. Pascal Fagot, germanistique [email protected] Dr. Karim Fertikh, science politique [email protected] Université de Varsovie Dr. Wieslaw Kroker, romanistique [email protected] Dr. hab. Jerzy Pysiak, histoire [email protected] Dr. Rafal Ulatowski, relations internationales [email protected] Université Paris IV-Sorbonne Dr. Séverine Adam, germanistique [email protected] Université de Varsovie ul. 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