Erfahrungsbericht Warschau

Erfahrungsbericht Warschau
Direkt nach meinem Abitur verbrachte ich während eines Europäischen
Freiwilligendienstes ein Jahr in Polen und arbeitete dort an einer Schule. Dabei knüpfte
ich erste Kontakte und lernte die polnische Kultur kennen. Im Anschluss an den
Freiwilligendienst nahm ich an einem von der Gemeinschaft für studentischen Austausch
(GFPS) organisierten vierwöchigen Tandem-Sprachkurs teil, um meine Kenntnisse der
polnischen Sprache zu erweitern.
Zurück in Deutschland angekommen, war mir bereits klar, dass ich noch einmal nach Polen
reisen wollte. Und das tat ich auch. Momentan lebe ich in Warschau.
In Deutschland studiere ich Politikwissenschaft im Bachelor an der Freien Universität Berlin.
Es gibt eine besondere Kooperation zwischen der Universität Warschau und der Freien
Universität Berlin. Das Austauschprogramm verbindet das Studium mit einem
Auslandssemester. Neben den Bewerbungsunterlagen gehört ein Vorstellungsgespräch, in dem
auch die Sprachkenntnisse geprüft wurden, zum Auswahlverfahren. Das Austauschprogramm
beinhaltet ein Stipendium, mit dem alle Lebenshaltungskosten gedeckt werden sollen.
Gleichzeitig habe ich mich für das Stipendium der polnischen Regierung beworben, um nach
Ablauf der Förderung durch meine Uni weiterhin in Warschau zu studieren. Für das
Auswahlverfahren sind aussagekräftige Bewerbungsunterlagen wichtig. Erfreulicherweise
habe ich auch dieses Stipendium erhalten. Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten für deutsche
Studierende in Polen, über die man sich nur informieren muss.
Seit einem halben Jahr wohne ich nun in der Hauptstadt Polens. Durch Freunde und Bekannte
habe ich schnell ein Zimmer in Warschau gefunden und mich eingelebt. Generell gibt es in
Warschau viele Wohngemeinschaften, ähnlich wie in Deutschland. Meiner Erfahrung nach, ist
das WG-Leben hier viel familiärer und fast immer wird zusammen gekocht, geputzt und
eingekauft.
Auch der Start an der Universität Warschau fiel mir leicht. Die Anmeldung zu Kursen erfolgte
über ein zentrales System im Internet. Es lohnt sich, die „normalen“ Kurse in englischer
Sprache zu besuchen, da diese meistens sehr interessant gestaltet sind. Die speziellen „ErasmusKurse“ würde ich hingegen nicht empfehlen, da diese oft als langweilige Vorlesungen auf
geringem Niveau ausgelegt sind, die mit einem Multiple Choice Test abschließen. Generell ist
der Universitätsalltag in Polen strenger geregelt als in Deutschland. Fast täglich wird die
Anwesenheit kontrolliert und auch die Beziehung zwischen Studierenden und Professoren sind
stark hierarchisch geprägt, zum Beispiel kommt es häufig vor, dass Professoren nicht auf EMails antworten oder nicht zu den angegebenen Sprechzeiten erscheinen.
Nebenbei absolviere ich noch ein Praktikum beim Institut für Öffentliche Angelegenheiten.
Generell gibt es viele Möglichkeiten ein Praktikum im Bereich Politikwissenschaften zu
machen. So sind zum Beispiel Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung oder die HeinrichBöll Stiftung häufig auf der Suche nach Praktikanten aus Deutschland. Meistens werden jedoch
Grundkenntnisse der polnischen Sprache verlangt.
Erfahrungsbericht Warschau
In der Freizeit lohnt es sich innerhalb Polens zu reisen. Züge und Hostels sind im Vergleich zu
deutschen Preisen um ein Vielfaches billiger. Meine Reisetipps sind Krakau mit seiner
historischen Altstadt, Danzig am Meer und Breslau mit der facettenreichen Geschichte.
Für den Alltag in Warschau kann ich empfehlen, sich den alternativen Reiseführer „Zrób to w
Warszawie. Do it in Warsaw“ zuzulegen. Dort gibt es viele spannende Ideen. Warschau bietet
viele historisch orientierte Museen, wie zum Beispiel das Museum des Warschauer
Aufstandes oder das POLIN Museum, das die Geschichte der Juden in Polen darstellt. Viele
leckere Restaurants laden zum Schlemmen ein und in gemütlichen Cafés verbringen viele
Studierende ihre Nachmittage, um zu lernen und sich auszutauschen.
Persönlich liebe ich an Warschau all diese Gegensätze, die die Stadt so spannend machen!
Einerseits ist es eine große Stadt, andererseits trifft man, wie in einem Dorf, immer wieder
bekannte Gesichter auf der Straße. Moderne futuristische Gebäude stehen neben
kommunistischen Bauten. An allen Ecken wird gebaut und dennoch wird man ständig durch
Gedenktafeln an die Vergangenheit erinnert.
Warschau ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich werde immer wieder in diese wundervolle
Stadt zurückkehren. Ich kann allen diese großartige Erfahrung ans Herz legen, ein
Auslandssemester in Warschau zu machen!
Do zobaczenia w Warszawie!