1. RANG - Werbung

Unternehmen Berater-Ranking
B
eim Chef bleibt alles
beim Alten. Der Auftritt
seriös-bieder:
schwarzer
Anzug,
weisses Hemd, grauschwarz gemusterte
Krawatte. Der Blick
streng. Die Wortwahl präzis. Die Gestik
sparsam und un​aufgeregt. So wie man
sich Berater halt vorstellt.
Dabei hat sich seine Firma gerade neu
erfunden. Bei der altehrwürdigen Unternehmensberatung McKinsey, deren
Schweizer Niederlassung Christian Casal
seit 2011 vorsteht, arbeitet man jetzt auch
für Start-ups statt nur für Multis; statt
vier- bis fünfstellige Tagessätze nimmt
man als Bezahlung Aktien. Neben mehrmonatigen Projekten verkauft McKinsey
heute Spitälern auch Zugang zu Datenbanken oder programmiert Apps für Onlinehändler. Statt immer nur mit Anzug,
Krawatte und Einstecktuch treten die
Consultants, wo es angebracht ist, auch
mal mit Jeans und T-Shirts auf. Gar nicht
so, wie man sich Berater halt vorstellt.
Bis vor kurzem wäre das undenkbar
gewesen. «The McKinsey you would not
expect», wirbt die Firma denn auch für
sich. «McKinsey hat unheimlich an sich
gearbeitet», sagt Dietmar Fink. «Sie hat in
den letzten drei, vier Jahren viel mehr
Veränderungen hingelegt als jeder Konkurrent.» Fink muss es wissen. Der Professor für Unternehmensberatung von
1. RANG
The Boston Consulting Group
Schweiz-Chef: Daniel Kessler,
406 (+6) Punkte,
in der Schweiz seit 1989,
110 Mio. Fr. Umsatz (geschätzt), 165 Berater
40 BILANZ 17/2015
Die besten
Berater
2. RANG
McKinsey & Company
Schweiz-Chef: Christian Casal,
392 (+54) Punkte,
in der Schweiz seit 1963,
165 Mio. Fr. Umsatz (geschätzt), 230 Berater
der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beobachtet die Beraterszene seit 20 Jahren
und führt regelmässig Rankings durch.
Für BILANZ nahm er zum dritten Mal
nach 2009 und 2012 die grössten Schweizer Unternehmensberatungen unter die
Lupe (siehe «Methodik» auf Seite 47).
Und da ist McKinsey der grosse Gewinner. Die älteste in der Schweiz aktive
Unternehmensberatung schoss von Rang
elf in der letzten Untersuchung auf Rang
zwei. «Wir haben vor Jahren einen Prozess eingeleitet, der jetzt Früchte trägt»,
sagt Casal. Damit ist nicht nur der beschriebene Kulturwandel gemeint: Statt
immer nur Hochschulabgänger stellt
McKinsey vermehrt Quereinsteiger mit
langer Industrieerfahrung ein. Junge Berater müssen sich viel früher auf eine
Branche und dort sogar auf eine Funktion
spezialisieren (etwa: Preisfindung im Einzelhandel). «Das wird bei den Klienten
klar nachgefragt», so Casal. Seine Berater
belegen in den meisten Einzeldisziplinen
einen Spitzenplatz – besonders da, wo es
um Wissen geht (siehe Tabellen auf Seite
46). «Dass McKinsey etwas von Strategie
versteht, muss sie nicht mehr beweisen»,
sagt Eva-Maria Manger-Wiemann von
Cardea, einem Meta-Consulter, der Firmen bei der Auswahl des richtigen Beraters hilft. «Aber jetzt kann sie glaubhaft
machen, dass sie auch die neuen Themen
vermitteln kann.»
Der Consulting-Markt wird
zweigeteilt, die grossen Drei BCG,
McKinsey und Bain setzen
sich ab. Auch in der Schweiz.
MARC KOWALSKY TEXT / CHRISTIAN SCHNUR FOTOS
Spitze verfehlt. Der wohl einzige Wermutstropfen für McKinsey, die sich selbst
an der Spitze der Industrie sieht: Platz
eins im Ranking belegt der grosse Konkurrent The Boston Consulting Group
(BCG), wie schon 2009 und 2012. Auch
BCG hat sich neu er­funden: Bereits zur
Jahrtausendwende beschlossen die Partner nach intensi­
ven und nicht immer
spannungsfreien Diskussionen, aus der
klassischen Stra­
tegieberatung in die
ganze Breite der Managementberatung
zu gehen. Be­
schaf­f
ungsoptimierung
eines Industrie-KMU, Effizienzsteigerung in der Biotech-Forschung, Imple- •
17/2015 BILANZ 41
Unternehmen Berater-Ranking
3. RANG
Bain & Company
Schweiz-Chef: Thomas Lustgarten
389 (+4) Punkte,
in der Schweiz seit 1998,
95 Mio. Fr. Umsatz (geschätzt), 145 Berater
•
mentierung von Onlineshops – kaum
etwas, das es nicht gibt im BCG-Reich.
Und man deckt mehr Branchen ab: «Wir
sind lokal fundamental stärker geworden
in der Industrie, bei Konsumgütern, Telekom und im Public Sector», sagt Daniel
Kessler, seit Anfang dieses Jahres
Schweiz-Chef von BCG. «Rückblickend
hat sich das als der richtige Weg erwiesen», meint Fink. «BCG ist nun breiter
aufgestellt. Gleichzeitig hat man es in den
letzten zwei Jahren geschafft, die alten
Stärken wie Innovation, Strategie, Kreativität und unkonventionelles Denken wieder vermehrt in den Vordergrund zu stellen.» Die Consultancy, lange ein Hort des
ideellen Beratertums, denkt heute mehr
in Verkaufszahlen. Die Akzeptanz hat
­darunter nicht gelitten: «BCG versteht es
ausserordentlich gut, ihre Klienten zufriedenzustellen», hat Fink beobachtet.
«Sie sagen die gleichen unangenehmen
Dinge wie andere Topberater. Aber sie
sagen es so viel freundlicher!»
Bronze geht wie 2012 an Bain & Company. Die Firma sieht sich selbst als klare
Nummer drei in der Strategieberatung.
Bain hat sich die letzten Jahre auf die
Strategieentwicklung und -umsetzung
im obersten Segment spezialisiert.
Gleichzeitig hat man sich – ebenso wie
BCG und McKinsey – in den Industrien
verbreitert. «Wir sind reifer geworden»,
sagt Schweiz-Chef Thomas Lustgarten,
«aber nicht weniger angriffslustig.»
Drei Riesen – viele Nischen. Dass mit
BCG, McKinsey und Bain die drei grössten klassischen Strategieberater vorne
liegen, ist kein Zufall. Das deutsche Ranking von Professor Fink zeigte letzten
Herbst ein vergleichbares Bild. «Auch
weltweit zeichnet sich eine Abgrenzung
der Big Three ab», ist Lustgarten überzeugt. Wenige globale Riesen einerseits
und sehr viele Nischenplayer andererseits – der Consulting-Markt wird momentan zweigeteilt, ähnlich, wie es in
vielen anderen Industrien, von Headhuntern bis zu Flugzeugbauern, schon
42 BILANZ 17/2015
länger der Fall ist. McKinsey und BCG
haben die kritische Grösse von weltweit
rund 10 000 Mitarbeitern für einen Global Player, Bain kann es noch schaffen.
Entsprechend versuchen die drei, letzte
Lücken in ihrem Angebot zu schliessen
und zum Vollsortimenter zu werden.
Ungemütlich ist es für jene Berater,
die als Universalanbieter zu klein und als
Nischenplayer zu gross sind. A.T. Kearney etwa, im letzten Ranking auf Platz
fünf, ist abgestürzt. «Sie ist in der Wahr-
nehmung der Märkte nicht mehr präsent», sagt Professor Fink. Am schlimmsten erwischt hat es Booz & Company. Die
ehemalige Nummer zwei ist aus den Top
Five gefallen und hat auch in zahlreichen
Einzelwertungen ihre Spitzenposition
verloren. «Ein enormer Weg nach unten»,
so Fink. Der Grund dürfte in der Übernahme durch die Wirtschaftsprüfer von
PwC im letzten Jahr liegen. Seither tritt
Booz unter dem Namen Strategy& auf
und ist vor allem mit sich selbst beschäf-
Foto: Graham Trott / PR (1)
tigt. «Das Ergebnis ist verheerend, wir
sind extrem enttäuscht», sagt Alex Koster, neuer Schweiz-Chef von Strategy&.
«Wir sind nicht da, wo wir es uns wünschen.» Er sieht den Grund für das Abschneiden in der geringen Markenbekanntheit von Strategy& – obwohl im
Fragebogen auch der alte Name aufgeführt wurde. «Ich glaube nicht, dass die
Leistung anders ist als vor drei Jahren»,
so Koster.
Verheerender Dreisatz. Erst geht der
Name, dann gehen die Partner, schliesslich die Klienten – dieser Dreisatz, wonach Fusionen und Übernahmen in der
Consulting-Industrie selten Erfolg haben,
scheint sich auch bei Booz zu bewahrheiten. Andere Länderchefs berichten von
einer «ungewöhnlich hohen Anzahl Bewerbungen derzeitiger Strategy&-Berater». Selbst der langjährige Booz-Chef
Carlos Ammann, ein Urgestein der Branche, wird die Firma Ende Monat verlassen. «Die allermeisten Partner sind nur
noch da, weil sie finanzielle Anreize
haben, nach der Fusion zu bleiben»,
weiss ein Brancheninsider.
Auch die Roland Berger Strategy Consultants findet sich in der unangenehmen Sandwichposition. Sie konnte Platz
vier verteidigen – ein erstaunlich gutes
Resultat. Die Firma kriselt seit Jahren,
zuletzt ging sie durch massive Turbulenzen: Weihnachten 2013 bliesen die Partner die angedachte Fusion mit Ernst &
Young ab. Die Schweizer Ländergesellschaft wurde zurückgestuft und in ein
zentraleuropäisches Konstrukt eingegliedert. Länderchefin Beatrix Morath
verliess das Unternehmen ebenso, wie es
der Schweizer VR-Präsident (und ehemalige weltweite CEO) Martin Wittig sowie
zahlreiche Partner taten – so verlor Roland Berger viel Know-how und Klientenbeziehungen. Noch schlägt das auf die
Ergebnisse im Ranking kaum durch: «Bis
solche Entwicklungen auf dem Markt realisiert werden, dauert es ein bis zwei
Jahre», sagt Professor Fink. Aber in einzelnen Bereichen erkenne man bereits
den Abwärtstrend. In seiner Paradedisziplin Restrukturierung etwa hat Roland
Berger 30 Punkte verloren und findet sich
nur noch auf Platz drei wieder. Roland
Berger wollte sein Abschneiden nicht
kommentieren.
Platz 5 geht an AlixPartners. Alix wer?
Die amerikanische Firma mit weltweit •
DIETMAR FINK
«Das Feld spreizt sich»
Wirtschaftsprofessor Dietmar Fink über die
gesunkene Zufriedenheit mit den Beratern und
die Zukunft des Schweizer Consulting-Marktes.
BILANZ: Professor Fink, wie
­ ürden Sie die Ergebnisse des
w
dritten Schweizer Berater-­
Rankings charakterisieren?
Dietmar Fink: Es scheint sich eine
Dreiergruppe zu etablieren, bestehend aus BCG, McKinsey und
Bain, die in fast allen Bereichen
die Spitzenplätze besetzt. Diese
drei haben den Schweizer Markt
ziemlich fest in der Hand.
Die Consulting-Sparten der
­Wirtschaftsprüfer haben erneut
an Boden verloren, wie schon
2012. Woran liegt das?
Das alte Problem: Sie haben hervorragende Marken, aber die sind
noch zu sehr mit der klassischen
«Strategie und
Planung traut
man den
Wirtschafts­
prüfern einfach
noch nicht zu»:
­Dietmar Fink.
Wirtschaftsprüfung verbunden,
nicht unbedingt mit Management-Beratung in der Breite. Strategie und Planung traut man
ihnen einfach noch nicht zu, auch
aus der Historie heraus. Und die
klassischen Berater haben an
sich gearbeitet. Sie sind vor allem
in operativen Bereichen besser
­geworden.
Die Zufriedenheit ist im Schnitt
aber gesunken, nur die Top-­
Bewertungen werden immer
­besser. Woran liegt das?
Wir haben dieses Mal 15 statt 12
Berater untersucht, darunter auch
solche, mit denen der Markt nicht
so zufrieden ist. Dann weicht der
Höchstwert automatisch stärker
vom Durchschnitt ab.
Aber selbst auf den Top-Plätzen
vier und fünf finden sich bisweilen Berater, die nahe oder sogar
unter dem theoretischen Mittelwert von 300 Punkten liegen.
Das Feld spreizt sich. In vielen
Disziplinen traut man nur wenigen etwas zu. Unabhängig davon:
Der Schweizer spart mit Lob. In
den USA erzielt man mit der gleichen Skala bessere Bewertungen.
Was ist in Zukunft das Erfolgs­
rezept für Berater: Spezialisierung oder Diversifikation?
Ich bin überzeugt, dass es Richtung globaler Vollsortimenter
geht. Das ist heute unabdingbar.
Das grösste Problem für die Spezialisten ist, dass sie in ihrem Bereich und ihrem Land richtig gut
sind, aber häufig scheitern, wenn
sie zu expandieren versuchen.
Haben Nischenanbieter lang­
fristig eine Chance?
Das kommt auf die Nische an. Ich
glaube, in einigen Jahren wird sich
wieder eine Nische für echte, klassische Strategieberater auftun.
Weil die bisherigen Player ihr operatives Geschäft immer weiter
aus­
dehnen und so die relative
­Bedeutung der Strategieberatung
für sie immer mehr zurückgeht.
Wie sieht der Schweizer Consulting-Markt in fünf Jahren aus?
Ich glaube an eine 3+2+1-Struktur:
Die beiden Grossen, McKinsey und
BCG, werden den Markt weiter dominieren. Die besten Chancen auf
Platz drei hat Bain. Dazu kommen
zwei der vier grossen Wirtschaftsprüfer – welche, ist noch nicht
klar. Und von der Technologieseite
her kommend, wird Accenture
eine wichtige Rolle im Schweizer
Markt spielen.
17/2015 BILANZ 43
Unternehmen Berater-Ranking
Das Hauptranking und die Fachbereiche
Die Zufriedenheit mit der Beratungsleistung ergibt das Hauptranking. Unabhängig davon wurden die Fähigkeiten der Berater
in elf Beratungsfeldern bewertet.
Bewertung
Maximum = 500 Punkte
Durchschnittlich = 300 Punkte
Minimum = 100 Punkte
Top 5
Rang
(2012)
Berater
Veränd.
in der
Schweiz
seit
406
+6
1989
Punkte
1 (1)
The Boston Consulting Group
Beratungsfelder
2 (11)
McKinsey & Company
392
+54
1963
Strategische Planung
Mergers & Acquisitions
3 (3)
Bain & Company
389
+4
1998
4 (4)
Roland Berger StrategyConsultants
376
0
1997
Rang
(2012)
Rang
(2012)
5 neu
AlixPartners
371
2014
Auswahlkriterien
Berater
1 (2) BCG
Punkte Veränd.
Berater
Punkte Veränd.
432
+9
1 (3) BCG
378
2 (1)
McKinsey
417
–11
2 (2) McKinsey
368
+9
3 (4)
Bain
387
+13
3 (4)
348
+13
Roland Berger
4 (3) Roland Berger
384
–13
4 (8) Bain
325
+12
5 (5) Strategy&
329
–43
5 (1)
PwC
314
–52
Analytische Fähigkeiten
Methodische Kenntnisse
Post-Merger-Integration
Organisation und Führung
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Berater
Punkte Veränd.
Punkte Veränd.
McKinsey
Berater
438
+4
1 (1)
438
+4
1 (2) BCG
2 (2) BCG
421
+9
2 (2) BCG
421
+2
2 (1)
3 (6) Bain
384
+20
3 (3) Roland Berger
384
–8
4 (3) Roland Berger
381
–9
4 (6) Bain
381
+18
5 (8) Oliver Wyman
347
–3
5 (7) Oliver Wyman
347
+1
1 (1)
McKinsey
Berater
Punkte Veränd.
Berater
Punkte Veränd.
376
+42
1 (2) BCG
361
+24
2 (1)
3 (3) Roland Berger
354
+23
3 (3) Roland Berger
365
–3
4 (6) Bain
317
+20
4 (5) Bain
334
–4
306
–15
5 (4)
308
–53
Punkte Veränd.
5 (4)
McKinsey
Strategy&
McKinsey
Strategy&
381
+4
373
–9
Umsetzungsfähigkeit
Fachwissen
Operations Management
Marketing und Vertrieb
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
1 (1)
Berater
Roland Berger
Punkte Veränd.
391
2 neu AlixPartners
346
3 (5) Helbling
342
4 (4)
BCG
5 (10) Deloitte
+50
+19
1 (1)
Berater
Punkte Veränd.
McKinsey
Berater
Roland Berger
409
–1
1 (1)
367
+21
2 (2) BCG
400
+6
2 (3) McKinsey
327
–2
3 (3) Roland Berger
385
+1
3 (7) BCG
323
+25
3 (4)
315
–12
303
+6
334
+7
4 (9) Bain
358
+17
4 (4)
307
+5
5 (6) Oliver Wyman
351
–4
5 (8) Bain
A.T. Kearney
Teamfähigkeit
Branchenkenntnisse
Innovation
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Berater
Punkte Veränd.
1 (2) Strategy&
394
+33
1 (1)
2 (3) BCG
390
+35
381
4 (10) Bain
5 (5) EY
3 (4)
Roland Berger
Berater
Punkte Veränd.
McKinsey
Berater
Punkte Veränd.
BCG
362
2 (2) McKinsey
–1
326
+11
4 (5) Roland Berger
315
+4
5 (7) Oliver Wyman
281
+7
Bain
Risikomanagement
Punkte Veränd.
Rang
(2012)
Berater
Punkte Veränd.
342
–55
+2
2 (5) McKinsey
338
–2
313
+8
3 (6) Oliver Wyman
335
+3
4 (5) Roland Berger
306
+3
4 (1)
331
–76
5 neu Accenture
286
328
– 67
+8
2 (2) BCG
402
+18
+45
3 (3) Roland Berger
369
–7
3 (4)
337
+29
4 (8) Bain
339
+3
328
+5
5 (6) Oliver Wyman
327
–17
1 (1)
2 (3) McKinsey
Bain
372
+31
324
PwC
5 (3) EY
Kommunikationsfähigkeit
Sanierung/Restrukturierung
Business Technology
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Rang
(2012)
Berater
Punkte Veränd.
Berater
395
+32
1 (1)
+6
2 (7) Bain
341
+27
347
–4
3 (5) McKinsey
332
–6
4 (5) Bain
324
–7
4 (2) Strategy&
322
–32
4 neu AlixPartners
333
5 neu Accenture
311
5 (3) Roland Berger
318
–30
5 (5) PwC
306
409
+27
2 (2) McKinsey
383
3 (3) Roland Berger
1 (1)
McKinsey
Punkte Veränd.
BCG
1 (1)
BCG
Punkte Veränd.
2 (3) BCG
347
+13
2 neu BCG
317
3 (2) Roland Berger
344
–30
3 neu McKinsey
310
Allgemeines Ansehen
Corporate Finance
Rang
(2012)
Rang
(2012)
1 (2) Helbling
308
2 neu Abegglen
306
3 (1)
PwC
–1
302
–10
301
0
5 (5) KPMG
300
+2
44 BILANZ 17/2015
1 (2) McKinsey
2 (1)
4 (3) EY
Berater
BCG
3 (3) Roland Berger
4 (4)
PwC
5 (9) KPMG
Punkte Veränd.
Punkte Veränd.
+2
Rang
(2012)
Punkte Veränd.
Berater
1 neu Accenture
391
Preisniveau
Berater
+21
331
1 (2) KPMG
407
BCG
1 (1)
Berater
Vordenkertum
Berater
+41
Berater
–17
4 neu PwC
295
5 neu KPMG
288
Punkte Veränd.
412
+10
1 neu PwC
372
409
–20
2 neu KPMG
366
364
–9
3 neu EY
358
361
–2
4 neu McKinsey
352
355
+31
5 neu BCG
345
386
Quelle: jeweils WGMB
Foto: Graham Trott / PR
•
1500 Mitarbeitern war bislang allenfalls Branchenkennern ein Begriff. Sie ist
spezialisiert auf ­
Restrukturierungen
sowie Effizienzverbesserung und hierzulande erst seit Oktober mit einem Büro
vertreten. Wohlbekannt ist hingegen die
Niederlassungsleiterin Beatrix Morath,
frühere Schweiz-Chefin von Roland Berger. Kollegen hat sie nicht mitgenommen
bei ihrem Wechsel: «Wir wollen keine Berger-Kopie machen, sondern suchen eine
eigenständige Positionierung», sagt sie.
Zumal sich das Geschäftsmodell von den
klassischen Management Consultants unterscheidet: AlixPartners macht auch Interims-Management. Das übliche Pyramidenmodell (wenige Seniors, einige
Projektleiter, viele Hochschulabgänger)
gibt es nicht. Dafür müssen die Mitarbeiter neben einer klassischen Beraterausbildung auch eine Karriere in jener Industrie
nachweisen, in der sie beraten.
Dass es AlixPartners im Ranking auf
Anhieb auf den fünften Platz geschafft
hat, überrascht. «Da profitiert sie von internationalen Effekten, vielleicht auch
von Vorschusslorbeeren wegen Beatrix
Morath», meint Fink. «Solche personengebundene Effekte sind in der Beratung
stark ausgeprägt.» Die nächsten Jahre
muss das Unternehmen beweisen, dass
die Topplatzierung gerechtfertigt war.
Gelegenheit dazu wird es genug
geben. Denn nach einer längeren Durststrecke im 1,5 Milliarden Franken schweren Schweizer Markt sind die Auftragsbücher der Consultants derzeit voll. «Ich
habe selten einen derart intensiven Sommer erlebt wie 2015», sagt etwa BCG-Chef
Kessler. Viele Beratungen laufen derzeit
mit einer Auslastung von 80 bis 85 Prozent, mehr ist fast nicht möglich. Derzeit
prägen zwei Megathemen die Beratungsnachfrage: die Digitalisierung – und der
starke Schweizer Franken.
Seit der Freigabe des Wechselkurs­
verhältnisses stehen viele Schweizer Firmen unter zusätzlichem Kostendruck.
«Für die Wirtschaft ist es eine Herausforderung, für uns Herausforderung und
Chance zugleich», sagt BCG-Chef Kessler. «Der starke Franken beschleunigt
laufende Prozesse wie Offshoring, Automatisierung oder Einkaufsoptimierung»,
hat McKinsey-Chef Casal bemerkt.
Doch die Frankenstärke ist ein zweischneidiges Schwert für die Schweizer
Consultants. «Früher waren wir 10 bis 15
Prozent teurer als die Konkurrenz aus
dem Euroraum, jetzt sind es 30», sagt
Christian Péclat, CEO von Helbling. Die
Zürcher Innovationsberatung mit 500
Mitarbeitern entwickelt unter anderem
die Nespresso-Maschinen und belegt
Platz eins in der Kategorie Preis. «Es gibt
Tendenzen, gewisse Beratungsaktivitäten ins Ausland zu verschieben – bei
Schweizer Klienten etwa durch ihre internationalen Töchter», hat Stefan Jaecklin festgestellt, Schweizer Co-Chef der
Unternehmensberatung Oliver Wyman
mit Fokus auf der Finanzbranche. Deshalb baut Helbling nun selber Ressourcen in Deutschland auf. «Und wir versuchen uns mit Umsetzungsfähigkeit und
Engineering-Inhalt zu differenzieren»,
sagt Péclat. «Rein mit dem Preis können
wir nicht viel machen.»
Digitalisierung treibt Umsätze. Der zweite
derzeitige Umsatztreiber ist die Digitalisierung. «Der Impact ist enorm – quer
durch alle Branchen und alle Funktionen», sagt Bain-Chef Lustgarten. Denn
viele Firmen fürchten, von der digitalen
Revolution überrollt zu werden, und stellen ganze Geschäftsmodelle in Frage.
Dabei helfen die Cosultants nur zu gerne.
«Aber es ist sehr viel Marketing dabei
und sehr wenig Substanz», hat Dietmar
Fink festgestellt.
Dafür sorgt die Digitalisierung für
neue Geschäftsmodelle im Consulting
selber: War es früher eine wesentliche
Kompetenz der Berater, Daten zu recherchieren, sind diese heute vielfach schon
auf Knopfdruck verfügbar. Manche Consultants rechnen daher damit, trotz steigender Umsätze in Zukunft auf bis zu ein
Viertel ihrer Mitarbeiter verzichten zu
können. Denn die Klienten bedienen sich
in den Datenbanken selbst, etwa indem
sie ihre Leistungen gegenüber dem Branchenschnitt benchmarken.
Manger-Wiemann von Cardea sieht
noch andere Dienstleistungen am Beratungs-Horizont auftauchen: Virtual Consulting etwa, wenn Bain, BCG und Co.
ihre Kunden auf eigenen Lernplattformen
coachen, oder Spot Consulting, wo kein
ganzes Projekt verkauft, sondern bei Detailproblemen Expertenwissen auf den
Punkt geliefert wird. «Berater müssen
ihre intellektuellen Fähigkeiten in Zukunft ganz anders verpacken», sagt sie.
Bis zum nächsten Ranking dürfte sich
also noch der eine oder andere Consultant neu erfinden.
•
Methodik
So kommt das
Ranking zustande.
Verantwortlich
fürs
­Ranking:
Dietmar
Fink und
Bianka
Knoblach.
Das Ranking wurde von Mai bis
Juni 2015 erhoben. Hauptkriterium war die Zufriedenheit mit
der Beratungsleistung von 15
Schweizer Consulting-Firmen.
Zudem wurden die wahrgenommenen Fähigkeiten der Berater
in Fachbereichen und im Hinblick auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren evaluiert. Betrachtet
wurden Abegglen Management
Con­sul­tants, Accenture, AlixPartners, A.T. Kearney, Bain &
Company, The Boston Consulting Group, Deloitte, Ernst &
Young (EY), Helbling, KPMG,
McKinsey, Oliver Wyman, PricewaterhouseCoopers, Roland Berger Strategy Consultants sowie
Strategy& (ehemals Booz &
Company). Bei den Revisoren
wurde nur der Bereich Management Consulting einbezogen.
Das Ranking basiert auf den
Antworten von 351 Kadern von
Schweizer Firmen, die in den
letzten zwei Jahren Beratungsprojekte mit den Con­sultants
durchgeführt haben. 201 Teilnehmer füllten den Fragebogen
über die BILANZ-Website aus,
150 wurden direkt befragt. Zwischen diesen Teilstichproben
­bestehen keine systematischen
Abweichungen. Gestaltet und
ausgewertet wur­de die Umfrage
von Dietmar Fink, Wirtschafts­
professor an der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg, und Bianka
Knoblach, Direktorin der Wissenschaftlichen Gesellschaft für
Management und Beratung. Nähere Infos: [email protected]
17/2015 BILANZ 45