Zeitung 06-2015 - Sankt Jakobs Bruderschaft

EL CAMINO .
63. Ausgabe Juni 2015
Envoi á taxe redite
P.b.b.
Zeitung der
Sankt Jakobs Bruderschaft
Österreichs
Herausgeber und Hersteller:
Sankt Jakobs Bruderschaft
Für den Inhalt verantwortlich:
Der Obmann, Ing. Helmut Radolf
Anschrift:
A-2392 Sulz im Wienerwald, Stangaustrasse 7
Telefon.
0043 (0) 2238 8270-11 FAX 02238 8270-14
Redaktion:
Friedrich Enriquez de Salamanca E-Mail [email protected]
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E-mail: [email protected]
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www.jakobsbruderschaft.at
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GZ 11V0692
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Preis Einzelexemplar € 3,Bankverbindung:
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Verlag- und Aufgabepostamt: A-2392 Sulz im Wienerwald, Zul. Nr. 09Z038330M
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Brief des Obmanns
Liebe Mitschwestern, Mitbrüder und liebe Pilgerfreunde, wie ich in der letzten Zeitung mitgeteilt habe, musste ich die Redaktion, bedingt
durch die schwere Erkrankung unseres Mitbruders Werner Scherr wieder provisorisch übernehmen.
Am 28.Oktober ist unser Mitbruder, mein Freund
verstorben. Er war ein bescheidener Mensch,
treu , tapfer und zuverlässig. Kaum jemand wusste, dass Werner Brigadier des Österreichischen
Bundesheeres war. Er machte sich Sorge, mich mit der Zeitung im Stich gelassen zu haben, er war pflichtbewusst bis zu seinem Tod. Die Verabschiedung erfolgte nach einer
Trauermesse in der Pfarrkirche in Russbach. Er wurde vom Generalvikar des Bundesheeres im Beisein des evangelischen Superindenten und des Ortspfarrers mit allen dazu gehöremden militärischen Ehren, im Familiengrab beigesetzt. Es ist mir nicht gut gegangen,
der Abschied hat mich schwer belastet.
Im September hatten wir eine dreiwöchige Prüfung durch das Finanzamt Mödling über die
Jahre 2009 bis 2013, samt Einschau 2014. Im Abschlussbericht wurde ausdrücklich festgehalten, dass sich niemand, insbesonders nicht ich, der Obmann und der Vorstand an der
Bruderschaft bereichert haben. Sämtliche Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich. Das Verfahren wurde rechtskräftig abgeschlossen. Es mussten keine Nachzahlungen geleistet werden.
Nun suchen wir dringend einen Redakteur für unsere Zeitung, alle die sich dafür geeignet
halten, oder Fragen zu dieser Aufgabe haben, bitte ich mich anzurufen. Die Tätigkeit kann
von zu Hause durchgeführt werden. Sollte sich niemand melden, müsste die Zeitung nach
25 Jahren Existenz eingestellt werden Ich bin nicht in der Lage dieses Amt zusätzlich auszuführen. Weiters suchen wir einen Mitarbeiter für die Betreuung unserer Homepage, um
sie immer aktuell zu halten. Auch diese Tätigkeit kann von zu Hause durchgeführt werden.
Notwendig sind in beiden Fällen nur ein PC und ein Internetzugang. Bei der Einrichtung
sind wir gerne bereit, zu helfen.
Die Kathedrale in Santiago ist innen und außen teilweise eingerüstet. Der Platz wird
knapp, die Gottesdienste sind überfüllt. Im Jahr 2014 wurden von uns über 1000 Pilgerpässe ausgestellt. Da der Camino Francés wegen der „100 km Pilger“ und der „Bus Pilger“
überlaufen ist, empfehlen wir zu überlegen, ob nicht andere Pilgerwege wie die Via de la
Plata, Camino Levante oder Los Caminos del Norte in das Auge gefasst werden sollen.
Die Infrastruktur ist bei allen genannten Wegen ausgezeichnet, es gibt viele neue Herbergen. Was mir noch aufgefallen ist, es gehen in der kalten Jahreszeit, zwischen November
2014 bis März 2015 mehr Pilger als in den Jahren zuvor. Es nahm auch die Zahl der Pilger
zu, welche sich spontan, ohne lange Vorbereitung auf den Weg machen. Dies ist etwas
leichtfertig, die Wenigsten sind gewohnt mit einen Rucksack an die 10 kg Gewicht, bei
Wind und Wetter täglich zirka 25 km zu wandern. Viele haben sich auch keine Gedanken
gemacht, wie sie sich nach einem Notfall verhalten sollen. Sie nehmen kein GPS Gerät
mit, haben zum Teil veraltete Pilgerführer von einem Bekannten, welcher vor Jahren gegangen ist. Die Telefonnummern, Herbergen aber auch der Weg ändern sich laufend.
Allen ordentlichen Mitarbeitern, die ehrenamtlich ihre Arbeit verrichten möchte ich mich
für Ihre Mitarbeit im Jahr 2014 herzlich bedanken. Ohne Eure Hilfe, wäre ich verloren.
Liebe Mitschwestern, Mitbrüder und liebe Pilgerfreunde, ich wünsche Euch einen besinnlichen Advent, ein friedvolles Weihnachtsfest und viel Glück für das neue Jahr 2015.
Helmut Radolf , Gott schütze Euch.
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Am Camino de Santiago
Fortsetzung des Reisetagebuchs unserer Mitschwestern Anja
Donnerstag, 03.07.2014
lern
***Ybbs – Zeil-
Am nächsten Morgen werde ich auf dem Weg
von Ybbs zum Anschlusspunkt des Jakobsweges nahe des gestrigen Uferwechsels aus einen
Kleinbus heraus gefragt, ob ich den Jakobsweg
gehe und mitfahren möchte. Der Fahrer bekommt ein nettes Ja und Nein von mir. Der
Verkehr erfordert, dass er fortfährt, die Insassen
winken mir zu und rufen noch BUEN CAMINO.
Der Jakobsweg führt mich in den Wald durch hohes vom Regen triefendes Gras und Gestrüpp. Ich bin nur froh, dass ich meine Regenhose und auch Gamaschen angezogen. Denn
ab den Oberschenkeln abwärts wäre ich sonst schon wieder nass. Es wechseln sich Waldwege, mit kleinen Fortstraßen und Wirtschaftswegen ab und gegen elf Uhr treffe ich erneut
auf den weißen Lieferwagen. Erst stutze ich ein wenig, weil es mir unheimlich vorkommt,
aber dann kommt der Mann aus den Morgenstunden auf mich zu und fragt mich, ob seine
Gruppe auch gleich hinter mir her käme? Ich muss dieses Verneinen, denn ich hatte teilweise Serpentinenwege und konnte ins Tal sehen von wo ich kam und da war mir keine
Gruppe auf den Fersen. Als er mir dann erklärt, sie veranstalteten eine gesellige Mostvierteltour, äußere ich die Vermutung, dass es wohl noch ein ganzes Weilchen dauern könne,
bis sie hier ankämen. Ein zweiter Mann steigt aus dem Bus und begrüßt mich und beide
stellen sich als die Brüder Hoffmeister vor. Sie fragen mich nach meinen Weg und meiner
Herkunft und erzählen etwas von sich. Nebenbei werden schon die ersten Fotos gemacht
und der kleinere der Hoffmeisterbrüder fragt mich, ob ich ein Glas Most trinken mag. Ich
verneine und erkläre, ich nehme nur Wasser zu mir und trinke keinen Alkohol. Daraufhin
füllt er meine leere Wasserflasche mit Sprudel und reicht mir eine selbstgebackene Schinken-Käse-Semmel, die wiederum sehr lecker schmeckt. Sie erzählen ein bisschen von der
organisierten Gruppenwanderung durch das Mostviertel und haben eine sehr freundliche,
aber nicht aufdringliche Art mir zu begegnen.
Nach dem Päuschen wandere ich weiter. Es sind viele Wald-, Feld- und Wiesenwege, denen ich folge und sie sind auch kaum zugewachsen. Das ist einmal mehr gut, weil ich die
Regenkleidung ausziehen kann und meine Schuhe vielleicht auf dem Weg noch ein wenig
trocknen können.
Eine weitere Stunde später tausche ich meine Socken und verwerfe den Plan eine Etappe
weiter zu gehen. Mein Wasser ist schon fast geleert und die Sonne scheint heiß vom Himmel. Ich mache dennoch den Abstecher und marschiere zur Stiftskirche Ardagger, wo ich
die Deckenmalerei bewundere. Die heutigen Auf- und Abstiege machen sich bemerkbar,
die Wadenmuskulatur wird fester, aber keine Krämpfe und ich brauche sehr viel zu trinken. Das Landschaftsbild verändert sich erneut. Der Kollmitzberg erlaubte mir aufgrund
des sommerlichen Wetters und einer klaren Sicht, eine sehr schöne Aussicht auf das Umland.
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Als ich in Zeillern ankomme, habe ich eine 9-stündige Wanderzeit absolviert, wieder habe
ich mehr Zeit gebraucht als der Wanderführer einkalkuliert hatte. Manchmal frage ich
mich, ob ich zu langsam gehe, aber so richtig glauben, kann ich es nicht.
Kurzerhand beschließe ich im Pfarrhof um eine Bleibe zu bitten. Mir wird dort von einem
Mieter, der ebenfalls im Hause mit der Familie wohnt, geöffnet. Die Unterkunft ist noch
nicht belegt und umfasst insgesamt drei Betten. Ich glaube nicht, dass noch jemand kommen wird, denn auf der Strecke habe ich mit Ausnahme der Gruppe, niemanden getroffen.
Meine täglichen Verrichtungen beginnen und nachdem ich alles erledigt habe, spaziere ich
ins Dorf und kaufe in einem kleinen Supermarkt mein Abendbrot und morgendliches
Frühstück ein.
Zurück in der Unterkunft schaue ich mir die morgige Route an und da diese planmäßig in
Pantaleon endet und es dort nur eine Unterkunft geben soll, beschließe ich zum ersten Mal
auf dieser Reise eine Vortagsreservierung vorzunehmen.
Freitag, 04.07.2014
*** Zeillern –St. Pantaleon***
Um 5:45 Uhr verlasse ich die Pilgerunterkunft beim Pfarrer in Zeillern. Als ich den
Hickersberg erreiche finde ich keine Wegweiser mehr und so laufe ich zunächst weiter
geradeaus. Allerdings erreiche ich nach 20 Minuten den Wegweiser gen „Langenleiten“
und stelle fest, dass ich zu weit nördlich bin. Mir ist nicht bewusst einen Wegweiser übersehen zu haben, dennoch gehe ich zurück nach Hickersberg.
Hier stehen nur ein paar Häuser. Es kommt gerade ein Mann aus seinem Haus und ich
frage ihn, ob er einen Moment Zeit hätte und mir erklären könnte, wo der Jakobsweg hier
weiterginge.
Er lacht und fügt hinzu, ja das ist schwierig, denn die Wegweiser sind nicht mehr da. Ich
müsste nebenan beim Nachbarn zwischen Haus und Scheune hindurch und dann rechts um
das Gebäude abbiegen und dann den Wirtschaftsweg folgen. Ich schaue rüber zum Nachbarn und kann nicht glauben, dass er es ernst meint, denn dort hätte ich niemals einen Weg
vermutet, sondern schlicht und ergreifend ein privates Hofgelände.
Ich frage irritiert nach und er bestätigt mir diesen Weg ein weiteres Mal. Nachdem ich ihm
gedankt habe und zum Aufbruch ansetze, ruft er mir noch zu, dass ich beim zweiten Hof
Acht geben sollte, dort gäbe es einen großen Hund. Ich frage noch, ob er beißt und er antwortet, bisher hat er es noch nicht getan, aber er ist schon recht böse. Das klingt aufmunternd und während ich beim ersten Landwirt über den Hof stolpere, frage ich mich bereits,
welcher Teil meines Körpers, denn beim nächsten Hofgelände in Mitleidenschaft gezogen
wird.
Als ich wieder im freien Feld bin, muntere ich mich auf und rede mir ein, dass der Mann
sich vielleicht nur einen Spaß mit mir erlaubt hat und es den Hund gar nicht gibt.
Den benannten Hof kann ich bereits sehen und ich überlege, ob ich mich irgendwie vorbereiten könnte, aber ehrlich es fällt mir so rein gar nichts ein. So trotte ich denn mutig weiter
und dann plötzlich dringt wütendes Hundegebell an meine Ohren. Die Aufmunterung ist
dahin- ein Kloßgefühl macht sich in meiner Kehle breit. Fakt ist, hier wartet ein großer und
wütender Hund.
Ich passiere die Brücke und warte darauf, dass mich das Tier von irgendwo hinterhältig
anspringt, aber wenn ich das Bellen richtig zuordne, kommt er hinter der Scheune, an die
ich gleich vorbei muss, auf mich zu.
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„Fang jetzt nicht an zu laufen“, ermahne ich mich noch, ganz ruhig weitergehen „und ihn
nicht in die Augen schauen, dass provoziert ihn und wenn du ihm einen Handrücken entgegenstreckst, dann nimm die linke Hand“…
Wie erwartet stellt sich hinter der Scheune ein Blickkontakt ein und der Schäferhund sprintet auf mich zu. Der macht dich platt, denke ich gerade noch, als das Tier plötzlich zurückgerissen wird. Der Hund ist lang angekettet und diese Vorrichtung bremst seinen Lauf.
Yippie,…heute wird mein Glückstag, keine Bissverletzungen! Danke, an wen auch immer.
Im Grunde verhält sich das Tier vollkommen korrekt, wenn jemand so über mein Grundstück gehen würde, hätte ich meine Zähne auch gefletscht, überlege ich, als ich ein Stück
weitergezogen bin und dann stehe ich vor dem ersten eindeutigen Wegweisers des Tages.
Ich sag es doch, mein Glückstag. 15 Minuten später endet der Weg im Maisfeld, okay, dass
mit der Beurteilung des Glückstages vertage ich dann auf heute Abend.
Es gibt kein Durchkommen und der Mais übersteigt bereits meine Körpergröße. Ich drehe
um und gehe zurück zur letzten Markierung. Kein Zweifel, sie führt mich in die Sackgasse.
Ich gehe einem Passanten entgegen und frage erneut nach den richtigen Weg. Glücklicherweise bin ich von der Orientierung noch passabel unterwegs. Er erklärt mir den ruhigeren
Weg und so gelange ich nach Wallsee, wo es durch den Ort geht und ich schließlich an den
Donau-Altarm entlang wandere.
Der Mineralweg weist zeitweilig starke Unterspülungen aus, aber er ist toll zu begehen.
Als ich in Strengberg ankomme, bitte ich erneut um Hilfe. Die Markierungen sind nach
wie vor Mangelware und es scheint, dass nun die Zeit anbricht, wo ich einer Prüfung des
„Zweifelns“ unterwiesen werde.
Meine Zeitpläne geraten vollständig aus dem Ruder und bisweilen geht mir meine anfänglich gute Intuition verloren. Es ist schon merkwürdig, wie einfach alles einem Wandel der
Zeit zu unterliegen scheint. Nichts auf einer Reise ist selbstverständlich oder planbar. Der
Weg hält immer wieder Überraschungen parat.
Eine Anwohnerin hilft mir erneut denn nun treffe ich auf zwei widersprüchliche Wegausweisungen. Sie erklärt mir die Routen und ich entscheide mich für die ruhigere der beiden
und muss mithin die B1 überqueren, danach bin ich wieder auf dem Weg. Ich schlendere
an Maisfelder, Wiesen und Weingärten vorbei und bin fasziniert von der Größe der Weinbergschnecken, die hier doch recht häufig anzutreffen sind.
Sein Haus immer dabei zu haben, sieht ziemlich cool aus, aber ich glaube ich würde mir
immer jemanden wünschen, der mir Gesellschaft leistet. Alleine in der Natur zu übernachten, dass würde mich garantiert überfordern.
Im Mostviertel verschwinden die Getreide-, Rüben und Kartoffelfelder nun ganz. Das
Landschaftsbild ist geprägt von Weingärten und vielen Obstbäumen entlang der Strecke.
Was auch stetig mehr wird, ist die Tatsache, dass ich Hofstellen durchquere, weil die Wege
diese kreuzen. Das erzeugt bei mir immer noch ein gewisses Kribbeln in der Magengegend. Heute lief ich an eine Hofbewohnerin vorbei, die die Wäsche an die Leine hängte; da
fühle ich mich schon ein wenig wie ein Eindringlich. Ich hoffe immer, dass ein freundliches Wort gesprochen wird, damit keine Seite wirklich ernsthafte Furcht empfindet. Aber
komisch finde ich es schon, wenn ich private Hofanlagen durchschreite.
Als ich gen Erla ziehe, wähle ich die ruhigere Alternative und der Weg führt einen kleinen
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Waldpfad entlang an dessen Seiten sich vollkommen unterschiedliche Pflanzen zeigen. Es
wird zunehmend morastiger am Boden und ich frage mich, ob ich heute vielleicht noch auf
eine Rotte Wildschweine treffe, denn das wäre so das Umfeld, welches diese Tiere lieben.
Aber wenn mich jemand fragt, dann würde ich lieber den Hund nehmen. Nun, ja, Wildschweinen begegne ich glücklicherweise nicht, obwohl es hier schon ein paar merkwürdige
Geräusche zu hören gibt, aber der Weg endet mitten in einem Feld voller Farngewächse.
„Ach, nee“, kommt mir das nicht gerade bekannt vor: Sackgasse! Vor mir liegt ein steiler
Hang mit viel Laub und hinter mir ein Rückweg. Darauf trinke ich jetzt erst mal ein Wasser. Wo steckt denn eigentlich die Sonne? „Westen ist mein Ziel“, ermahne ich mich, und“
du gehst da jetzt hinauf.“ Leichter gesagt als getan, der lose Untergrund gibt immer ein
wenig nach, so dass ich nur in kleinen Schritten nach oben komme und dann direkt auf
dichteres Unterholz zu steuere. „Lass´ dort einen Weg sein, bitte“. Ich stapfe leicht frustriert durch das Unterholz und hadere mit dem heutigen Tag. Nach wenigen Minuten gelange ich an einen Hohlweg, der mich doch tatsächlich nach Erla bringt. Mich ergreift eine
tiefe Erleichterung und ich bin dankbar, dass ich meine Ruhe doch noch bewahren konnte.
Der Wald wirkt finster und ich bin froh als ich in Erla ankomme. Schließlich erreiche ich
nach einer 9 ½ stündigen Wanderzeit St. Pantaleon, wo ich mich auf das reservierte Zimmer freue. Ich bin vollkommen erschöpft, aber auch total erleichtert, dass ich mein Tagesziel - trotz des Irrens- erreicht habe und ich auch die psychische Kraft für diesen Tag hatte.
Ich absolviere mein allabendliches Programm und gönne mir um halb sechs noch einen
warmen Topfenstrudel mit einem Latte Macchiato. Das ist meine Streicheleinheit für meine Seele und zwei Stunden später esse ich Putenfleisch mit Kroketten und Gemüse. Meine
Energietanks können sich langsam füllen und der Schlaf wird hoffentlich sein Übriges tun.
Samstag, 5.07.2014
***St. Pantaleon – Dörnbach***
Diesem Gasthof gebe ich 5 Sterne plus, weil ich auch schon um 6 Uhr frühstücken kann
und mir die Wirtin Rührei anbot. Der Jakobsweg geht über einen Bach direkt am Gasthof
weiter, danach folge ich einer Dorfstraße, vielen Wiesenwege und kleineren Straßenabschnitte. Ich kreuze die Donau erneut und komme nach Mauthausen, wo ich ein langes
Stück entlang der Straße gehe. Zum Glück bin ich früh dran und die Straße quillt noch
nicht über. Der Weg entlang dieser Hauptverkehrsader ist schätzungsweise 4 km lang und
sehr laut. Die Donau liegt unter Regenwolken. Als ich die Hauptstraße quere, begebe ich
mich auf den Fußweg zum KZ Mauthausen, welcher auch gleichzeitig Jakobsweg ist.
Hier ist es wieder deutlich ruhiger, ich sehe kaum noch Menschen und der nächste Regenschauer setzt ein. Das Wissen um den Ort, den ich gleich erreiche, scheint mich bereits
jetzt zu bedrücken. Eine alles umfassende Traurigkeit und Verzweiflung liegt über diesen
Ort und ich habe das Gefühl, Teil des Ganzen zu sein.
Ich bewege mich langsam über das Gelände und spüre eine tiefe Ohnmacht in mir aufsteigen. Welche Worte kann ich benützen um auszudrücken, was ich in diesem Moment empfinde. Es ist eine unwahrscheinliche Kälte, die mich berührt, die selbst meine Kehle umschlingt und ich finde keine Worte für all die Menschen, die hier eines furchtbaren Todes
gestorben sind.
Das KZ Mauthausen muss ich über die „Todesstiege“ und den Steinbruch verlassen. Es
sind viele, steile Stufen, die mir beklemmend ins Bewusstsein rufen, dass ich hier über ein
Grab gehe, einen Ort, an dem unzählige ihr Leben verloren. Gott möge ihnen gnädig sein.
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Als ich den Steinbruch verlasse, schreite ich auf einem Wirtschaftsweg weiter nach St.
Georgen und es kommt mir vor, als würde mein Rucksack in diesem Moment deutlich an
Gewicht zu nehmen. Ich versuche die trüben Gedanken aus meinen Kopf zu vertreiben und
fange an Lieder zu singen, erst traurige und dann neutrale, damit ich loslasse und diese
Kälte nicht dauerhaft in mir aufnehme.
Ich wandere bei leichtem Regen über Wiesenwege mit unzähligen Kreuzungen und wenigen Wegweisern. Als ich in Abwinden ankomme, kreuze ich die Bundesstraße und
schließlich liegt der Donauradweg vor mir.
Symbolisch werfe ich meine GedankenMöglichkeit den Radweg zu verlassen und durch
den Auwald zu gehen. Der Wind „spielt“ dort ein kleines Lied mit dem raschelnden Laub
der Pappeln und Weiden.
Die ersten Menschen kommen auf mich zu. Sie gehen mit ihrem Hund Gassi, laufen oder
spazieren einfach nur ein Stück des Weges. Eine Frau hält mich an und erzählt mir spontan
von ihrer Reise nach Spanien und ich erkenne schnell, dass sie sehr spirituell geprägt ist.
Ich höre ihr zu, stelle ein paar Fragen und schließlich ziehen wir unserer Wege.
Ich bin schon vielen Menschen in Österreich begegnet, die in Spanien waren und um je
länger meine Reise geht und um je mehr Menschen mir davon erzählen, um je mehr zweifle ich, ob dieses auch mein Weg wäre.
Die Wiesen gehen in eine Art Parkanlage über und man erkennt gleich, dass in diesem
Bereich kaum noch lebendige Natur steckt, alles ist platt getreten und wirkt schmuddelig
lieblos. Nein, hier fühle ich mich nicht wohl und ich gehe zügiger, damit ich meinen Weg
auf der anderen Seite der Donau fortsetzen kann.
Als ich mich noch einmal umdrehe, um einen Blick zurück zu werfen, sehe ich eine Dame
winkend und rufend auf mich zu rennen. Ach, das ist nochmals die Dame von vorhin, was
mag sie noch wollen?
Sie bleibt vor mir Stehen und entschuldigt sich, dass sie mich nochmals anspricht und ihr
sei gerade in den Sinn gekommen, ob ich nicht in dieser Nacht bei ihr schlafen wolle. Sie
hätte so viel Platz und lebt ganz allein. Oh, je, denke ich, da ist eine große Einsamkeit! Ich
danke ihr herzlichst, muss aber ihr Angebot ausschlagen, weil ich bereits vor einer Stunde
in Dörnbach eine Unterkunft gebucht habe und diese jetzt auch beziehen möchte, da sonst
ein schlechtes Licht auf die Pilger fiele und es auch nicht mein Art wäre, ein Zimmer zu
reservieren und dann nicht zu erscheinen.
Ich sehe, wie ihre Schultern nach unten sacken und wie sie versucht ihre Enttäuschung zu
verbergen. Es ist schon eine herzerweichende Situation. Aber nein, es geht nicht. Ich danke
ihr nochmals herzlich und verabschiede mich.
Die Stadt Linz mag es mir verzeihen, aber als Pilger fühle ich mich hier nicht wohl, ich
möchte die Stadt einfach hinter mir lassen. Zu viele, Menschen, Geräusche und Fremdes,
was mich beunruhigt. Ich wechsele die Uferseite. Aus der Innenstadt kommen mir zahlreiche Kinder entgegen, die sich in Ritter verwandelt haben und stolz ein Schild, ein Schwert
oder einen Helm ihr Eigen nennen. Wie ich erfahre, findet heute ein Ritterfest in der Stadt
statt, denn es strömen viele Menschen aus dem Innenstadtbereich zur anderen Uferseite.
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Das andere Ufer ist erreicht und ich kann noch kurz einen Weg an der Donau gehen, bevor
ich auf den Radweg wechsele und dann zu meinem Entsetzen mehrere Kilometer auf einer
vielbefahrenen Bundesstraße wandern muss. Das ist mega unheimlich. Zwei Autofahrer
verlangsamen die Fahrt und wollen mich mitnehmen, was ich ablehne und die anderen
ziehen ohne zu Zögern und teilweise ohne Blick auf den Gegenverkehr an mir vorbei. Ich
bin so froh, als ich den Punkt erreiche, an dem ich die Bundesstraße verlasse und bergauf
gen Wilhering ziehe.
Der Prinzensteig entschädigt mich für die letzten Tage und dieses ist mein heutiger Paradiesweg. Ursprünglich, urig und abenteuerlich – wow, einfach großartig. Es geht bergauf
über kleine Pfade entlang Abhängen, durch die Bäume ist die Donau noch zu erkennen,
aber im Vergleich zu dem, was neben meinen Füßen liegt, ist die Donau nur noch blass.
Kleine Wasserläufe, bemooste Steine, Felsbrocken, die als Tritte zur nächsten Ebene dienen, umgestürzte Bäume, die den Pfad zerrissen haben und zur Querung genutzt werden
müssen. Ein Umweg der sich lohnt: Ich finde ihn wunderschön und wieder ist es ein Weg
zu einem alten Kloster. Mir scheint als würde diesen Wegen zu religiösen Stätten immer
noch eine besondere Magie anhaften.
Zum Kloster ins Dorf gehe ich aber heute nicht. Ich muss gestehen, dass ich viele Gotteshäuser besucht habe, aber nun auch ein bisschen von der Spiritualität zurückweiche, weil
ich mir einige Fragen beantworten muss und meine Gedanken und Empfindungen, die ich
gesammelt habe erst einmal in eine Ordnung bringen muss.
Mir wird gerade klar, dass ich den nördlichsten Punkt meiner Jakobswegstrecke erreicht
habe. Von hier führt mich eine Wegschlaufe von 1 ½ Stunden Wanderzeit durch den wirtschaftlich genutzten Waldteil dieses Areals zurück nach Dörnbach, wo ich heute im GH
Fischer übernachte.
Heute Abend gibt es Erdäpfelkäse wieder mit Fleisch.
Sonntag, 06.07.2014
***Dörnbach – Lambach***
Mein Tag beginnt mit einem guten Frühstück inklusive einem Glas kalter Milch. Das
alleine lässt mich schon strahlen. Ich überdenke die letzten Tage und frage mich, was
wohl heute auf mich wartet. Die Strecke unterliegt einen ständigen Wandel und der Anteil
der Straßen und Wirtschaftswege hat anteilig erheblich zu genommen. Ein Blick nach
draußen zeigt mir, dass es ein besonders heißer Tag werden wird.
Um 8:20 Uhr ziehe ich mit meinem Gepäck von dannen. Das Wegenetz zeigt mir gleich,
dass ich mich heute immer in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen aufhalten werde
und ich wohl kaum Hoffnung haben kann, auf sehr ursprünglichen Wegen unterwegs zu
sein. Der Weg von St. Pantaleon bis Hörsching besteht aus Straßen, die sich der prallen
Sonne hingeben und als ich in Hörsching versuche nach Frindorf zu gelangen, komme ich
durch einen anderen Ortsteil, der bereits westlicher liegt. Dieses ist heute ein Bereich, wo
kein Geld in die Beschilderung des Jakobsweges gesteckt wird und auch die Bewohner
sind eher unsicher bei den Wegbeschreibungen. Als ich im Ortsteil Rutzing stehe, finde ich
die Abzweigung zur Traun nicht, allerdings kann mir hier ein Mann weiterhelfen.
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So entfliehe ich dann doch noch in die Natur. Zunächst führt ein Feldweg durch Maisfelder
und Wiesen hindurch und nach weiteren wenigen Gehminuten liegt die Traun vor mir. Ein
Fluss, der ganz leise steht, eine flache Vegetation am Rande aufweist und einen Wanderweg auf einen Damm besitzt. Auf diesem erhöhten Weg hat man einen sehr prächtigen
Blick auf die Flusslandschaft. Allerdings muss ich heute auch feststellen, dass die Sonne
mich voll im Fokus hat und absolute Windstille herrscht.
Meine Körperkühlung läuft auf Hochtouren und ich nehme die Wasserflasche aus dem
Seitenfach meines Rucksack und trinke, wie in den Tagen zuvor, regelmäßig kleine Schlucke. Diesem Damm werde ich ungefähr 10 Kilometer folgen, bevor ich nach Wels komme
und auf weite Sicht erkenne ich keinen Schatten, dafür begrüßen mich die Bremsen herzlich. Letztere lassen mich nach einer „Einbalsamierung“ mit Autan in Frieden, was das
Wandern schon erheblich angenehmer gestaltet.
Ich schaue zur Uhr, damit ich ungefähr ermessen kann, wie viele Kilometer ich zurückgelegt habe und mir meinen Wasservorrat gut einteile. Vor Wels kann ich meine Vorräte
nicht ergänzen und weil heute Sonntag ist, wird auch dieses nur in einem Imbiss, einer
Tankstelle oder Gasthof möglich sein. Die Trinkmenge geht rapide herauf und die Mittagssonne brennt auf mich nieder. 35 Grad ohne Schatten und ohne Wind bedeutet für mich
eindeutig ein Wandern am Limit.
Mein Schlapphut, den meine Familie belächelt hat, erweist mir heute einen weiteren guten
Dienst und schirmt meinen Kopf mit der Krempe gut vor der direkten Sonneneinstrahlung
ab. Es sind endlose gerade Abschnitte entlang der Traun. Zunächst habe ich einen direkten
Blick auf das Wasser, aber später schiebt sich ein Streifen mit niedrigem Gehölz dazwischen.
Das Ufer zu meiner Linken ist übersät mit Blumen und blühenden Gräsern. Mir begegnet
auf dem Damm niemand. Von Zeit zu Zeit kommt von dem parallel verlaufenden Radweg
ein Radfahrer zum Damm empor um einen Blick auf den Fluss zu erspähen, aber sie wenden sich alle schnell wieder ihrem eigenen Weg zu.
Als ich in Wels ankomme, passiere ich gewerbliche Ansiedlungen und folge dann einem
Trainingspfad, der mich zu einem „Strandbistro“ bringt. Ich suche mir ein Schattenplätzchen an einem Baum und stelle meinen Rucksack ab und ich erlaube mir meine Schuhe
sowie Socken (-: auszuziehen, denn in meiner Nähe sitzt niemand, den es stören dürfte.
Ich bestelle mir eine Thunfisch-Pizza und ein Kaltgetränk und frage die Bedienung, ob ich
meine Wasserflaschen mit Leitungswasser gefüllt bekommen könnte. Der junge Mann
muss dieses mit seinem Chef klären, kommt aber schon nach einem winzigen Moment
wieder und bittet um meine leeren Flaschen. Damit wäre ich die Sorge der Wasservorräte
erst einmal los. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass ich eine so unendliche Dankbarkeit empfinden würde, wenn mir jemand Trinkwasser zur Verfügung stellt, doch genau
dieses tue ich seit einigen Tagen. Es ist das Wichtigste an der gesamten Reise geworden.
Eine Wanderung durch eine Wüste würde ich niemals unternehmen und ich wundere mich
gerade selbst ein wenig über meine Gedanken, die sich entlang des Jakobsweges mit anderen Werten und Gedanken beschäftigen zu scheinen.
Mit welchen Überfluss wir doch tagtäglich ausgestattet sind und dabei spüre ich hier, dass
das alles nicht sein müsste. Es sind die Menschen selbst, die sich zu immer mehr Unmenschlichkeit anspornen: Höher – weiter- besser…
Nachdem ich eine Stunde im Bistro verbracht habe, bereite ich mich für den nächsten
Abschnitt vor. Ich folge dem Weg ein Stück durch den Ort bevor dieser dann in einen
Wald führt, der direkt an der Traun liegt. Es suchen heute viele Menschen die Ufer der
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Traun auf und in diesem Teil wird sie auch lebendiger und die Ufer sind gesäumt mit Kieselsteinen.
Es ist ein munteres Plappern und Geplatsche, das zu mir auf dem Waldweg aufsteigt. Ich
nehme den Fotoapparat heraus und halte einige Flussabschnitte fest, weil ich sie einfach
faszinierend finde. Danach schreite ich munter voran.
Nach einer Weile bleibe ich plötzlich unvermittelt stehen und habe das bestimmte Gefühl
etwas verloren zu haben.
Schnell lässt sich feststellen, was es ist, mein Schlapphut ist fort. Ich hatte ihn in die Hand
genommen, damit meine vor Schweiß triefenden Haare im Waldstück trocknen.
Verflixt, wo habe ich ihn verloren. Ich gehe 10 Minuten zurück und finde ihn nicht, danach
breche ich ab und drehe um, damit ich mein heutiges Ziel erreiche. Ein wenig traurig
macht mich dieser Verlust schon, denn irgendwie lernt man die wenigen Sachen, die man
im Gepäck hat, sehr zu schätzen und mein Hut hat mir in der Hitze einen guten Dienst
erwiesen.
Wie soll ich meinen Kopf in den nächsten Tagen vor der Sonne schützen? Da fällt mir eine
Lösung ein: mein Headgear. In den letzten Tagen hat es viele Funktionen erfüllt, Halstuch,
Schweißband und ab morgen wird es mein Kopftuch.
Als ich am Kraftwerk ankomme, teilt sich der Pfad in viele Himmelsrichtungen auf und da
es keine Wegweiser gibt, frage ich eine Gruppe, ob ich noch auf dem richtigen Weg nach
Lambach sei.
Eine ältere Dame mischt sich ein, als mich ein Ehepaar nach Norden schicken will, denn
sie hat offenbar erkannt, dass ich dem Jakobsweg folge. Sie fragt mich nach meiner Herkunft und meinem Ziel und erklärt mir dann freudig, dass sie vor einigen Jahren schon den
Camino Frances gegangen sei. Als ich erwähne, dass Spanien ja noch viel heißer sei und
ich jetzt schon sehr viel Wasser benötige, erklärt sie mir, dass es dort diverse Trinkbrunnen gibt und die Wegweiser stehen dort so eng beieinander, dass man sich nicht verlaufen
könnte. Aber trotz dieser Vorzüge fand sie den Weg verglichen mit Österreich landschaftlich zu karg. Nach einigem Erzählen schildert sie mir dann die Route des Jakobsweges bis
Lambach.
Ich wandere noch ein kleines Stück im Wald, bevor mich ein Damm über eine Wiese führt,
von dem ich mich wieder der Traun nähere und einem Pfad zwischen dem Röhricht folge.
Das Schilf überragt mich bei weitem und ich schaue noch einmal zur Uhr um die Zeit in
diesem Dickicht zu kontrollieren. Entgegen meiner Hoffnungen überragt mich das Schilf
den überwiegenden Teil des Weges und behindert meine Orientierung. Außerdem merke
ich, dass dieser fehlende Weitblick mich eher ängstigt als das er mir nützt. Nach einer
Stunde stelle ich fest, dass sich diese Verängstigung steigert und eher droht in Panik umzuschlagen. Der Schilfstreifen steigt wie eine Wand neben mir auf, undurchdringlich und
ohne jegliches Erkennen der näheren Umgebung, geschweige denn eines fernen Ziels.
Ich werde diesen Weg verlassen, sobald mir eine Möglichkeit geboten wird. Nochmals
schaue ich zur Uhr, damit ich meine zurückgelegte Strecke abschätzen kann. 10 Minuten
später führt mich ein Pfad aus dem Schilf heraus und ich nutze diese Chance. Erleichterung, grenzenlose Erleichterung… ich gehe lieber noch 10 Kilometer anstelle eines weiteren in dem Schilfgürtel.
Aber dennoch habe ich somit eine Erkenntnis gewonnen und eine eigene Grenze kennengelernt.
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Ich gelange an eine Straße und frage dort wieder einmal nach den Jakobsweg nach
Lambach. Die Auskunft führt mich an der Straße entlang oder eben zurück auf den Schilfpfad. Ich entscheide mich für die Straße und versuche mich von der jüngsten Erfahrung zu
erholen. Nach einer knappen Stunde ist die gewohnte Entspannung wieder zurück und ich
steuere auf Lambach zu.
Zielstrebig, ohne auch nur eine Alternative zu erwägen, suche ich das Benediktinerstift auf
und erkundige mich nach einer Pilgerunterkunft. Es ist gerade acht Uhr und der Pfarrer
bittet noch um Geduld, weil er in der Kirche ist. Das stört mich nicht und ich warte gerne.
Eine halbe Stunde später kommt der Geistliche und öffnet mir die Unterkunft, spricht mit
mir ab, wo ich den Schlüssel und die Spende deponieren soll und verabschiedet sich mit
einen durchdringenden prüfenden Blick. Dieser Blick verbindet sich in meinen Gedanken
mit einer Filmszene, die mir ganz klischeehaft und negativ von der Katholischen Kirche in
Erinnerung geblieben ist. Was für ein Tag….
Mein Mann teilt mir den Tod meines Großcousins Hans mit und ich setze mich kurz auf
mein Nachtlager, falte meine Hände und gedenke seiner. Es ist besser so. Er liebte die
Natur und er wusste, dass er sein Bett nie wieder lebend verlassen hätte. Jeder weitere Tag
wäre eine Bestrafung gewesen und ich bin dankbar, dass er Erlösung gefunden hat.
Dennoch fühle ich mich plötzlich furchtbar allein. Nachdem ich meine Wäsche gewaschen,
mich in Ordnung gebracht habe, verlasse ich das Gemäuer noch einmal und suche ein
Eiscafè auf, das aufgrund des heißen Tages noch großen Andrang hat. Ich sauge die dortige Atmosphäre in mir ein und versuche mich von den schwermütigen Gedanken zu befreien. Es kommt alles wie es kommen soll….
In ein paar Tagen werde ich wieder nach Hause fahren und ich habe so viele Dinge erlebt
und erfahren, dass ich bereits jetzt denke, nichts mehr aufnehmen zu können. Was wird
sich für mich ändern, wenn ich wieder bei meiner Familie bin? Vielleicht nichts, weil alles
um mich wieder Alltag wird…. ?
Wahrlich es wird eine unruhige Nacht. Die Kreuzung an der rückwärtigen Seite der Pilgerunterkunft lässt lärmenden Verkehr in der gesamten Nacht erschallen und ich schlafe nur
für kleine Zeitfenster ein.
Montag, 07.07.2014
***Lambach – Vöcklamarkt***
Am frühen Morgen steige ich aus dem Bett, wecke meine Lebensgeister mit kaltem Wasser und packe meine Klamotten in aller Ruhe zusammen.
Auch diese Klosterunterkunft hat mir nicht das Gefühl gegeben die Nacht in einer wärmenden Umgebung zu verbringen. Die Räume wirken auf mich kühl und ruhelos, als ob
sie ihre ganz eigene Geschichte erzählen wollten, die ich aber nicht verstehen kann…
Ich ziehe noch das Bett ab, schau nach, ob ich alles eingepackt habe, die Spende und der
Schlüssel am rechten Platz liegen und dann fällt um 6:00 Uhr die Tür hinter mir ins
Schloss.
Diese Kreuzung hat es echt in sich und es dröhnen schon reichlich viele Pkw durch den Ort
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und so hoffe ich einmal mehr, dass mich der heutige Tag noch einmal in eine schöne Region ziehen wird.
Als ich an einer Bäckerei vorbeigehe, kehre ich dort ein und nehme ein Frühstück zu mir.
Bisher war die Beschilderung gut, aber dennoch habe ich mich durch Fragen immer wieder
vergewissert, ob dies der richtige Weg wäre. Als ich später an einer Friedhofsmauer entlanggehe, steuere ich den Schatten eines Baumes an und ziehe meine Jacke aus und creme
mich mit Sonnenmilch ein. Eine Frau, die im Pkw auf Jemanden wartet, steigt aus und
unterhält sich mit mir. Wir sprechen über den Jakobsweg, den ich bislang kennen lernen
durfte und sie erzählt mir von einem Johannesweg, der sehr schön sein soll. Ihre Begleitung erscheint vom Friedhof und sie verabschiedet sich von mir.
Heute trage ich mein Headgear, das irgendwie verboten aussieht, aber da es lang und
schlauchartig an der Seite des Kopfes herunterhängt, hat es fast etwas von einer Schlafmütze und das wiederum ist doch lässig.
Die Hilfsbereitschaft der Menschen kommt mir in den Sinn und ich muss sagen, dass sie
mir, ohne es zu wissen, in mancher Minute auch Mut zugesprochen haben.
Als ich durch Schwanenstadt wandere, hält ein Postauto neben mir und ein drahtiger,
sportlicher Typ steigt aus und quatscht sofort munter auf mich ein und wir unterhalten uns
fast eine halbe Stunde über die Natur, Jakobs- und andere Wanderwege. Er empfiehlt den
Camino Frances früh zu gehen. Er hat den Camino im April „bezwungen“, am Tag circa
20 Pilger getroffen und in den Herbergen problemlos ein Bett gefunden. Außerdem verrät
er, dass er ein Jahr erwischt habe, in dem es superschönes Wetter in Spanien gab und er
von daher tierisches Glück gehabt hätte.
Dieses Gespräch hatte so viel Power und vermittelte mir so viele Bilder, dass ich später
noch darüber nachdenke und für mich feststelle, dass ein Jeder einfach häufiger das tun
muss, wonach sein Herz und seine Seele sich sehnt. Wie oft geben wir nach und suchen
nach Kompromissen. Völlig unnötig, denn ein Kompromiss verleiht uns nie die Stärke, die
wir um unseres Selbst wegen finden müssen. Für mich ist bereits dieser Urlaub eine Bestärkung in diesem Gedanken.
Nachdem ich in der Frühe noch entlang der Traun marschiert bin, komme ich nun auf immer mehr Güterwege. Auch die angenehme Kühle des Morgens ist vorüber, genauso wie
die Klänge der Natur, wenn die Welt zum Tag erwacht.
Auf dem Weg nach Vöcklabruck überholt mich ein Radfahrer und bleibt dann stehen, weil
er mich ein wenig begleiten möchte. Er müsse einfach wissen, woher ich komme und wohin ich gehe. Es sei für ihn total spannend, weshalb die Menschen diesem Weg folgen und
er höre so viele unterschiedliche Gründe, die ihn immer neu zum Nachdenken anregen. Ich
glaube, er begleitet mich fast eine Stunde und ich habe mich dabei von ihm unbewusst im
Tempo angepasst, weil ich die ganze Zeit den Eindruck hatte, er würde bei meiner normalen Wandergeschwindigkeit mit dem Rad stürzen. Es ist unglaublich, dass ich plötzlich so
viel mit Fremden reden kann, wobei es fast immer um die gleichen Themen geht, die aber
dennoch nicht langweilig werden.
Zum Schluss wird er sehr nachdenklich und erzählt, dass seine Frau sich ein E-Bike wünsche und er hoffe, dass er noch lange ein normales Rad fahren könne. In seiner Stimme
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Kurz vor Vöcklamarkt trennen sich unsere Wege, da er die Radstrecke auf der Bundesstraße nehmen möchte und ich die ruhige Waldstrecke. Es ist schön etwas weicheren Boden
unter den Füßen zu haben, es geht sich gleich leichter. Als ich von der Waldstrecke abbiege auf die Gerade nach Vöcklamarkt kommt mir ein Radfahrer entgegen und ich brauche
nicht erwähnen, dass das meine Begleitung von vorhin ist. Er ruft mir zu, dass es jetzt
immer geradeaus geht und ich wünsche ihm noch einen schönen Tag.
Im Ort angekommen, halte ich Ausschau nach einem Ortsplan, der mir hilft, die in Frage
kommenden Gasthöfe zu finden, aber ich kann keinen entdecken. So dass ich im Dorf
einen Mann frage, der mir den Weg zu zwei Unterkünften erklärt. Allerdings spricht er
sehr schnell und mit einem starken Dialekt, dass es mir sehr schwer fällt zu folgen.
Ich versuche aber dennoch anhand der Beschreibung, den Weg zu finden. Bei der ersten
Pension treffe ich niemanden an und den Weg zum zweiten Gasthof finde ich nicht, weil
ich die Wegbeschreibung vergessen habe. Ich winke einem jugendlichem Radfahrer zu und
bitte ihm um Hilfe. Als ich ihn mein Anliegen erkläre, schwingt er sich vom Rad und führt
mich ein paar Schritte weiter, damit ich eine Straße hinunter schauen kann. Dann erklärt er
mir, dass ich zum Mistkasten gehen müsse. „Moment mal, er meint sicher Nistkasten und
so schaue ich zu den Bäumen hinauf, aber ich finde keinen Nistkasten, blitzschnell suche
ich dann nach einem Misthaufen, aber auch ein solches Objekt finde ich nicht, so dass ich
mich als unverständige Norddeutsche zu erkennen gebe und ihn frage, was er denn „mit
Mistkasten“ meine? Als er daraufhin noch eine Farbe verwendet, erspähen meine Augen
das Objekt, das meiner Orientierung dienen soll. Ich liege vor Lachen fast am Boden, denn
der Mistkasten ist ein Abfallkorb. Den Begriff kannte ich nun auch noch nicht. Aber nun
kann ich seiner weiteren Erklärung, wie ich zum Gasthof Riedl komme, folgen und ich
erreiche es ohne Umwege; allerdings erwischt mich auf dem Weg ein nochmaliger Lachanfall, weil ich diesen Begriff doch auch irgendwie putzig finde. Ich traue mich allerdings
nicht zu fragen, ob es der wirkliche Begriff ist oder ob mich der Jugendliche vielleicht
selbst verschaukelt hat und jetzt noch viel mehr über seinen gelungenen Scherz lacht.
Im Gasthaus Riedl habe ich Glück und bekomme das letzte Zimmer. Die Betreiber sind
sehr freundliche und aufmerksame Leute. Das Zimmer ist super, denn es liegt von der
Straße abgewandt und die gesamte Atmosphäre des Raumes ist einladend freundlich. Ob es
mir heute gelingt, einen langen Tiefschlaf zu halten? Die Reise geht ihrem Ende zu und ein
wenig Wehmut greift nach meinem Herzen, aber ich freue mich auch, dass ich meine Familie bald wiedersehe, denn nach 14 Tagen könnte ich schon eine Umarmung gebrauchen.
Während ich die Kleidung durchwasche, zieht ein Gewitter durch den Ort und schon fühle
ich mich nochmals um ein vielfacher besser ein Dach über den Kopf zu haben. Insgesamt
soll sich das Wetter in den kommenden Tagen verschlechtern, aber ich lasse mich davon
nicht beirren, solange es kein Sturm oder Gewitter ist, werden meine Füße mich tragen und
die Reise hat mir gezeigt, dass ein Sommerregen durchaus auch sehr angenehme Seiten
haben kann.
Liebe Mitschwester Anja
Es ist immer wieder ein Abenteuer, sich auf neue Bedingungen wie „Keine Schilder vorhanden “oder „Wo-geht-jetzt-der-Weg-weiter“ einzulassen und auch, wenn man alles gut
vorher geplant hat, kommt einem was dazwischen. Immer wieder begegnen wir auf dem
Camino Situationen, die wir auf unser eigenes Leben umlegen können und die uns vielleicht manches besser verstehen lassen.
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Weinbergschnecken sind in Frankreich und Spanien eine absolute Spezialität. Mein Onkel
hat sich immer wieder auf die „Jagd“ gemacht und sie ganz köstlich zubereitet. Das Problem ist nur, dass man sich erst von der Vorstellung befreien muss, sie würden auf dem
Teller dann noch genau so schleimig daherkommen, wie in ihrem Leben vorher.
Das Durchschreiten einer Hofanlage ist ein wenig so, wie wenn man in einer Wohnung
durch Vor – und Wohnzimmer gehen würde, aber vielleicht empfinden die meisten Menschen, die an solch einem Weg leben das ganz anders und freuen sich sogar, wenn die
Wanderer oder die Pilger durch ihren Hof gehen. Wer weiß?
Während des Weges entwickelt man einen guten Orientierungssinn. Das war bei den Menschen der frühen Zeiten etwas ganz Normales. Die haben immer gewusst, in welche Richtung sie gehen müssen. Sie haben sich nicht nur nach dem Lauf der Sonne gerichtet, sondern auch die Zeichen in der Natur zu deuten gewusst. Wenn wir unterwegs sind, wird uns
dieses Damals wieder vertraut und wahrscheinlich tragen wir diese nicht gepflegten Sinne
in uns, sobald wir Menschenwesen werden – wir müssen ihnen nur ein Chance geben, sein
zu dürfen.
Wir, die zum Glück später geborenen können uns nur immer ins Bewusstsein rufen, was
damals geschehen ist. Es ist bestimmt nicht beabsichtigt gewesen, das KZ Mauthausen
mitten auf den Jakobsweg zu stellen, aber es ist vielleicht ein Zeichen für uns, die wir den
Weg gehen. Jede Begegnung ist ein Teil der Erinnerungskultur und das ist etwas, was wir
in uns tragen können, um nicht zu vergessen, was in der Zeit unserer Vorväter in unseren
Ländern geschehen ist und wir die sind, die eine würdige Erinnerungskultur aufrecht erhalten müssen.
Ich finde die symbolische Handlung, Gedanken in die Donau zu werfen, sehr schön. Für
mich ist es ein Akt der Befreiung und der Loslösung von dem, was uns bedrückt. Ich mag
so was!!
Solch wundervolle Begegnungen wie die, mit der Dame erlebt man nur, wenn man mit
einer bestimmten Einstellung unterwegs ist. Ich denke, dass man während solch einer Pilgerung seine Einstellung und seine Empfindungen vor der Welt und den Menschen zeigt
und das sehen die Anderen einem an.
Das mit den Städten ist manchmal ein wenig schwierig. Vielleicht hat es damit zu tun, dass
wir als peregrinos die Einkehr in uns selbst suchen und vom „Große Getöse“ möglichst
Abstand nehmen wollen. Freie Wege oder schöne Wälder, breite Landschaften und tolle
Naturerscheinungen wählen wir als Kulisse für unser ganz persönliche Theaterstück und
da ist für die Größe von Städten so gut wie kein Platz.
Autoverkehr und das Gehen des Pilgers ist etwa so wie Feuer und Wasser: Es verträgt sich
schlicht und ergreifend nicht, vor allem, wenn beide sich nebeneinander fort bewegen,
denn da sind die Unterschiede eklatant.
Beim Prinzensteig hast du genau das Gefühl beschrieben, welches ich gemeint habe als ich
sagte: Wir suchen die Einkehr in uns selbst. All die vielen kleinen Wunder sind wie Perlen,
die unsere Seele schmücken, uns Freude machen und uns wissen lassen, dass Schönheit
immer um uns ist, dass wir uns aber für sie Zeit nehmen und einen Platz in unserem Herzen öffnen müssen.
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Du bemerkst auf dem Camino, dass es wenige Dinge gibt, die wirklich wichtig sind. Vor
allem an den Grundbedürfnissen erkennen wir, was wir tatsächlich brauchen. Die Schönheit eines Pilgers liegt nicht in seiner Garderobe, sondern in dem was er in die Welt hinausstrahlt.
Alleine als peregrino unterwegs zu sein, bedarf eines großen Vertrauens mit einem selbst.
Es öffnet aber unglaubliche Möglichkeiten mit sich selbst ins Reine zu kommen, weil es
keine Ablenkungen gibt und man mit sich all – eins sein kann. Kompromisse geht man
keine ein. Es gibt keine Verhandlungen mit sich selbst.
meint Friedrich und wünscht dir viel Kraft und Freude des Caminos
Mein Weg in deinen Händen – PILGERGEBETE
von Franz Ferstl
Verlag Tyrolia
Pilgern – Gebet mit den Füßen
Der Jakobsweg ist schon die zweite Pilgerreise in meinem Leben.
Die erste ging von Wiener Neustadt in die Stadt des Heiligen Franziskus nach Assisi. 900 Kilometer im Jahre 1977. Zuerst am Weitwanderweg, dann durch die Po Ebene und über den Apennin nach
Assisi. In Assisi wurden wir vom Weihbischof Kuntner und unseren
Familienangehörigen empfangen.
Die zweite Pilgerreise begannen wir im Heiligen Jahr 2000. Der
Jakobsweg - acht Männer unterwegs, ausgehend von Wiener Neustadt. Im Jahr 2013 erreichten wir Santiago de Compostela. Da es aus beruflichen Gründen nicht anders möglich
war, teilten wir die Strecke in 12 Jahresabschnitte mit je ca. 350 km ein.
Bei der ersten Pilgerreise war es Fritz Giglinger, der mir mit den Worten „du warst Entwicklungshelfer brauchst eine neue Herausforderung – gemeinsam schaffen wir den Fußweg nach Assisi“, Mut machte.
Der Jakobsweg begann mit zwei Freunden im Jahr 2000. Danach schlossen sich fünf weitere Pilger dem Weg nach Santiago de Compostela an. Diese Pilgergruppe entwickelte
sich zu einer unvergesslichen Gemeinschaft, die alles miteinander teilte, Lieder sang, unterwegs in Kirchen zu Gebet und Lieder einkehrte. Wichtig war die tägliche stille Zeit, das
geistliche Thema für den Tag, der Austausch am Abend, das Teilen der Erfahrungen und
die Offenheit zu allen Menschen. Jeder von uns übernahm eine Aufgabe, und am Ende
wurden alle Ausgaben auf alle aufgeteilt. Es war die Gemeinschaft, die die täglichen Herausforderungen und Entbehrungen getragen und bereichert hat.
Die Ansprüche ans Essen und die Unterkünfte wurden unwesentlicher, dafür das gemeinsame Ziel Compostela zu erreichen, immer stärker. Im vorletzten Jahr mussten wir zwei
Tage ohne Rucksack pilgern, da unser Gepäck anderswo landete. Eine Erfahrung, dass
man mit noch weniger Gepäck auskommen kann.
Wir erlebten herzliche Gastfreundschaft und wurden durch großartige Begegnungen am
Weg und den Gesprächen beschenkt. Ich erinnere mich auch an einem kleinen Ort, wo
wir beim Gottesdienst schöne Lieder sangen und zum Dank von einer Familie – da wir
noch kein Quartier hatten – kostenlos aufgenommen und mit dem Abendessen beschenkt
wurden.
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Was hat das Pilgern in meinem Leben bewirkt?
Die großartige Erfahrung: wer sich in Gottes Hand begibt und aufbricht, wird mit allem
beschenkt, was er zum Leben braucht. Gott will, dass wir uns selbst und die Schöpfung
mit neuen Augen sehen und staunen lernen.
Eine Folge der Pilgererfahrungen ist, dass ich an einer Ausbildung zum Pilgerbegleiter
teinehme. Wichtig ist mir, gemeinsam unterwegs zu sein und Gemeinschaft am Weg – als
Gebet mit den Füßen - zu erleben.
Franz Ferstl, Diakon, Institutsleiter Wien und Sprecher der Diakone Österreichs
Auf dem Camino war – Heinz Schuberth
Mein Leben war immer geprägt von großen Zielen. In dem Lebensabschnitt - mehr Zeit
für sich selbst – verwirklichte ich mir einen Jugendtraum. In drei Jahren ging ich, teils
alleine, teils in Begleitung meiner lieben Frau, die drei wichtigsten Jakobswege in Spanien.
DVD ( Multimediapräsentation ) bekommen Sie einen Einblick in diese Wege und das
damit verbundene Pilgerleben.
Viel Vergnügen beim Hören und Sehen wünscht Ihnen der Pilger Heinz Schuberth
KR Heinz Schuberth
Kontakt über Mobil +43 664 152 27 95 oder [email protected]
Gesellschafter/Privatier/Pilger
Kleines Reisetagebuch
Hier einige nützliche Begriffe oder Sätze zur Verständigung am Camino:
Gibt es noch Platz in der Herberge?
Wie viel kostet eine Nacht?
Haben sie ein freies Zimmer
Ich habe ein Zimmer bestellt
Ich brauche ...
Wann öffnet / schließt ...
Die Rechnung, bitte.
Kellner / Kellnerin
Frühstück
Mahlzeit / Essen
Abendessen
Nachspeise
Vegetarische Kost
Tagesgericht
Pilgergericht
Zucker / Süßstoff
Salz / Pfeffer
Wein / Bier
Mineralwasser / still
Messer / Gabel
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?Todavia queda sitio en el refugio?
?Cuanto cuesta una noche?
?Hay una habitación libre?
He reservado una habitación.
Necesito ...
?Cuando abre / cierra ...
La cuenta, por favor
camarero / camarera
desayuno
la comida
la cena
el postre
comida vegetariana
menú del dia
menú del peregrino
el azúcar / la sacarina
la sal / la pimienta
el vino / la cerveza
agua minerál con gas / sin gas
el cuchillo / el tenedor
Perlen am Weg
Caminito del Rey
Der Caminito del Rey (spanisch: Der Königspfad oder
Königsweg) befindet sich in der Nähe von Álora in der
Provinz Málaga (Andalusien). In den Fels geschlagen
wurde er vor 110 Jahren in einer Höhe von 100 bis 200
m und bis Ende des 20. Jahrhunderts verlor er fast sein
gesamtes Geländer. Durch die vielen Löcher und Lücken
stürzten einige Menschen in den Tod, 1999 und 2000
waren es fünf.
An manchgen Stellen ist der Weg nur 1
m breit und teilweise verfallen.
2001 wurde der Wanderweg deshalb geschlossen, Anfang und
Ende der Strecke
abgebaut.
Ursprünglich hatte man
ihn als Versorgungsweg beim Bau der Wasserkraftwerke am Desfiladero de los Gaitanes angelegt, die bis
1905 fertig gestellt wurden. Seinen Namen erhielt er
vom Besuch des König Alfons XIII 1921 anlässlich
der Einweihung des Staudamms Conde del Guadalhorce. Das Gebiet ist Kletterern
unter dem Namen El Chorro als ausgezeichnetes Winterklettergebiet bekannt.
Nun ist „der gefährlichste
Wanderweg Europas“ nach
14 Jahren Sperre wieder
begehbar. Eine gehörige
Portion Mut gehört weiterhin
dazu, den schmalen Weg
am
Fels zu gehen.
In einem Video sieht man,
wie kaputt der Weg war -
www.youtube.com/
watchfeature=player_embedded&v=ZmDhRvvs5Xw
Alle Rechte der Fotos bei:
http://flickr.com/photos/gabirulo/138626309/
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Liebe LerserInnen!
Ich habe in dieser Ausgabe auf einige Kapitel wie „Brot und Wein“ oder „Gedanken“
verzichtet, da schöne und vor allem persönliche Beträge an die Redaktion gelangt sind.
Diese haben natürlich Vorrang Für die nächste/n Ausgaben habe ich u.a. Beiträge zum
„Canàl de Castilla“ ein Rezept für „Empanadas“ und gute Gedankenknospen vorbereitet.
Ich hoffe die Ausgabe gefällt Euch und ihr habt Freude daran. Bitte schickt mir Eure Beiträge, Gedanken, Anregungen, damit wir alle diesen Geist des Caminos teilen können.
Meint Euer Friedrich
Program 2015
06.03.2015
09.05.2015 13.06.2015
25.07.2015
12.09.2014 15.10.2014
Jeden 2.
Samstag im
Monat
h
18:00
Generalversammlung am Sitz der Bruderschaft.
Tagesordnung
Begrüssung und Bericht des Obmanns, Bericht des Rechnungsprüfers Severin Leitner - Dietmaier, über den Rechnungsabschluss, Feststellung, ob beschlussfähig, Abstimmung über die
Entlastung des Vorstandes und Obmannes und Allgemeines.
Die Generalversammlung ist für sämtliche Mitglieder zugänglich,
stimmberechtigt sind lediglich ordentliche Mitglieder, das heisst,
ehrenamtlich mitarbeitende Mitglieder.
Eine Voranmeldung ist zwingend notwendig, da bei zu grosser
Teilnehmerzahl die Generalversammlung in das Gasthaus
„Dornbacherhof“ in Dornbach (gehört zur Gemeine Sulz im Wienerwald) verlegt wird.
5:00h Pilgerreise nach Spanien, Abfahrt, 34 Tage. Bitte fordern Sie die
Detailplanung an. Die Reise findet nur statt wenn sich 7 Teilnehmer melden.
16:00h Namenstag des Hl. Jakobus des Älteren
Grillfest am Sitz der Bruderschaft, mit Fassbier und Wein.
Um Voranmeldung (1 Woche vorher) wird gebeten!
5:00h Pilgerreise nach Spanien, Abfahrt, 34 Tage. Bitte fordern Sie die
Detailplanung an. Die Reise findet nur statt wenn sich 7 Teilnehmer melden
.Zwangloses Pilgertreffen mit Agape. Wenn jemand ohne Auto
ist, wird er von der Schnellbahn in Liesing abgeholt und zurückgebracht. Bitte voranmelden !
Ein Besuch zwecks Beratung ist auch nach telefonischer Voranmeldung jederzeit möglich, einen Anfahrtsplan finden Sie auf der
Homepage www.jakobsbruderschaft.at im Link „wir über
uns“. Wir freuen uns über jeden Besuch !
Termine für Vorträge und wichtige Informationen finden sich
im Internet auf unserer Homepage www.jakobsbruderschaft.at
auf der Hauptseite.
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Meine Erfahrung als Hospitalera im Casa Austria in Los Arcos
Nachdem ich mit meiner Tochter die drei Etappen von JPd P nach Pamplona erfolgreich
gemeistert hatte (den restlichen Camino Frances machte ich bereits 2008), besichtigten wir
Pamplona und machten am nächsten Tag eine Stadtbesichtigung Bilbao‘s. Meine Tochter flog nach Hause zurück, ich nahm den Bus nach Logroño und weiter nach Los Arcos.
Es war Samstag der 25.April 2015.
In einer kleinen Bar neben der Bushaltestelle stärkte ich mich mit einem kleinen Bier. Ich
freute mich auf die ersten Kontakte mit den Einheimischen, denn Spanisch war seit dem
Jakobsweg zu einem Hobby von mir geworden. Damals konnte ich nur wenige überlebensnotwendige Phrasen, die ich ein wenig erweitert habe. So konnte ich endlich mein
Wissen ein wenig testen, wenn auch manchmal mit Händen und Füßen.
Es waren nur ein paar Straßen, die mich von
meinem Ziel - dem Albergue Casa Austria noch trennten. Als Pilgerin dort angekommen
stellte ich mich als neue Hospitalera vor. Kamila, die Chefin hieß mich herzlich willkommen.
Julian, der junge deutsche Hospitalero der
schon 9 Monate seinen freiwilligen Dienst
macht und Jessica aus Südafrika haben mir
alles gut erklärt und gezeigt, was nun meine
Aufgaben seien.
Am Anfang war es natürlichen etwas schwierig, so viel Neues strömte auf mich ein. Der
April verlief noch etwas ruhiger, aber mit Anfang Mai kamen schon regelrechte Pilgerströme auf Los Arcos zu. Schnell wurde ich mit den täglichen Arbeiten vertraut. Nacho, meinen Chef, habe ich beim Frühdienst unterstützt und das Frühstücksgeschirr ab ca. halb
sieben Uhr abgewaschen. Nach der Zimmerreinigung, wobei wir meist von zwei Reinigungskräften unterstützt wurden, brauchte auch der Garten ein wenig Pflege und so verbrachte ich die ersten Tage fast ausschließlich in der Herberge, um nach meinem Geschmack alles in Schuss zu bringen.
Nacho bat ich den gehorteten Müll zu
entsorgen, dann gefiel es mir schon besser.
Normalerweise, wenn der Arbeitstag so
früh begann, waren wir meist um 10 Uhr
schon fertig. Wenn nicht Kamila oder
Nacho schon etwas mit uns vorhatten,
nutzte ich meine Freistunden meist zu
Gesprächen mit den Einheimischen, die
gerne Kontakt suchten.
Um 12 Uhr trafen schon die ersten Pilger
ein, die manchmal auch großen Spaß an
meinem Outfit der Lederhose und Rüschenbluse hatten. Es faszinierte mich, dass an einem
Tag Pilger aus Teilen der ganzen Welt ankamen und dankend das annahmen, .
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was ihnen geboten wurde.
Zuerst wurden sie freundlich begrüßt, eingecheckt, auf unser Serviceangebot und alles
Wichtige hingewiesen, viel erklärt und aufs
Zimmer gebracht. Wir waren stets bemüht,
den Pilgern nach dem anstrengenden Camino
einen angenehmen Aufenthalt zu gewähren.
Oft spürten wir ganz deutlich, dass sich die
Pilger sehr wohl fühlten, ob im Garten beim
Fußbad im Sonnenschein oder im wohlig warmen Aufenthaltsraum, wo schnell
nette Kontakte geknüpft wurden und das eine
oder andere Können unter Beweis gestellt
wurde. Es herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre: Es wurde gesungen, getanzt und viel gelacht - Unterhaltung pur.
Nacho und Kamila erkannten gleich mein großes Interesse und meine Neugierde rund um
Kultur, Landschaft und dgl. und so zeigten sie uns fast täglich neue Plätze und Sehenswürdigkeiten und wir unternahmen Besichtigungen, Wanderungen und Picknicks.
Schließlich wurde die Herberge um 22.30
Uhr geschlossen und die Brotbackautomaten und Kaffeemaschinen fürs morgendliche Frühstück vorprogrammiert.
So verlief die Zeit im Nu und
die zweieinhalb Wochen waren viel zu
schnell vorbei.
Ich lernte auch noch Anna kennen, die nächste Österreicherin mit der ich noch zusammenarbeitete. Wir wurden ein gut eingespieltes Team.
Für mich persönlich war es eine ganz neue Erfahrung mit vielen tollen Erlebnissen an einem netten Ort, an dem ich sicherlich noch mal zurückkehren werde.
Lg
Romana Wiesinger
Urlaub einmal anders machen - für 2015 / 2016
Mitarbeiten in unserer Herberge „Casa de Austria“ in LOS ARCOS. Die dort tätigen Hospitaleros benötigen Unterstützung eines Deutschsprechenden. Die Aufenthaltsdauer sollte
mindestens 14 Tage betragen. Unterkunft im für Hospitaleros reservierten Teil bei freier
Verpflegung. Die Betriebskosten der Herberge werden von der Österreichischen Bruderschaft bezahlt, alle sanitären Einrichtungen sind natürlich am neuesten Stand. Es erwartet
Sie keine einfache Aufgabe. Viel Geduld und Freude sind für eine ehrenamtliche Tätigkeit
notwendig. Sie werden sicherlich sehr herzlich aufgenommen. Übrigens: LOS ARCOS liegt
20 km westlich der Stadt Estella in Navarra und ca. 30 km östlich von Logroño (Hauptstadt
der Provinz Rioja).
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