Steckbrief Europ. Sumpfschildkröte

Steckbrief Nr. 95
Sie ist die einzige heimische Schildkrötenart.
Nur mit Glück kann man sich vergewissern, dass
ihr überLEBEN in unseren Seen– und Auenlandschaften noch nicht vorbei ist. Denn manchmal
lässt sie sich an schönen Tagen beim Sonnenbaden erblicken.
(Text: D. Friesacher, J. Gepp)
Europäische Sumpfschildkröte
© Josef Limberger
Emys orbicularis
Lebensraum
Langsam fließende oder stehende Gewässer werden besiedelt, sofern sie einen reichen Pflanzenbewuchs aufweisen. Die Sumpfschildkröte bewohnt Seen– und Auenlandschaften. Klare Gewässer werden nicht besiedelt.
Beschreibung
Die bis max. 25 cm lang werdende Schildkröte hat einen
glatten, schwach gewölbten Rückenpanzer. Die Zehen
sind vollkommen mit Schwimmhäuten verbunden, nur
die Krallen ragen über die Schwimmhäute hinaus. Die
Farbe der Haut und der Oberseite des Panzers ist dunkel
mit gelben Flecken, die Unterseite des Panzers ist gelblich mit dunkleren Flecken.
Lebensweise und Biologie
Die Tiere sind tag– und nachtaktiv und jagen schwimmend nach Insekten, Fischen und Lurchen. Den Winter
überdauern sie schlafend im Bodenschlamm unter
Schnee und Eis. Die Partnersuche erfolgt über Pheromone, sodass die Reproduktion auch bei einer geringen Individuendichte gegeben ist. Erst ab dem sechsten Lebensjahr werden die Weibchen geschlechtsreif und legen
acht bis 16 Eier in selbstgegrabene Gruben. Anfang September schlüpfen die ca. zwei cm großen Jungen, sie
verbleiben manchmal bis ins Frühjahr in der Nestgrube.
NATURSCHUTZBUND Österreich
Museumsplatz 2, 5020 Salzburg
[email protected]
www.naturschutzbund.at
Wissenswertes und Hinweise
Sie sind sehr scheu und werden fast nie von Menschen
gesehen.
Gefährdung und Schutz
Die Europäische Sumpfschildkröte ist vom Aussterben bedroht. Es wurden Wiedereinbürgerungsversuche unternommen, wofür aber nur wenige Gewässer in Frage kamen.
Flussregulierungen, Entwässerungen, Grundwasserabsenkungen, Verschmutzungen der Gewässer sind nur ein paar
Gründe für die Bedrohung. Straßenverkehr und eine zu
hohe Störungsfrequenz führen zu erhöhtem Stress während des Sonnens und der Nahrungsaufnahme, wodurch
meist eine geringere Reproduktion gegeben ist. Fressfeinde der Jungtiere und Gelege sind vor allem Marder, Füchse
und Wildschweine. Das Hauptproblem heute sind fremde
Schmuckschildkröten, die im Zoofachhandel angeboten
und oftmals von den Besitzern ausgesetzt werden. Sie können den Bestand der einheimischen Sumpfschildkröte zusätzlich gefährden und verdrängen sie aus ihren ursprünglichen Habitaten. Wieweit Aussetzungen von anderen Unterarten und nicht autochthonen Arten sich durch Kreuzungen auf Eigenschaften wie Verlust überlebenswichtiger
spezifischer Anpassungen auswirkt, ist noch unklar.
Für den Schutz müssen vor allem störungsfreie Zonen
vorhanden sein, also möglichst unzugängliche Uferbereiche mit sandigen Plätzen zur Eiablage.
Der Tiergarten Schönbrunn betreut in den Donau-Auen
ein Schildkröten-Projekt. Einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt bildet der Gelegeschutz. Möglichst viele
Gelege werden dabei mit Metallgittern abgedeckt, um
eine ungestörte und gefahrenlose Entwicklung der Gelege von der Eiablage bis zum Schlupf zu gewährleisten.
Literaturhinweis
ELLMAUER (2005): Entwicklung von Kriterien, Indikatoren und Schwellenwerten zur Beurteilung des Erhaltungszustandes der Natura
2000-Schutzgüter:
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/dokumente/10094868/
bdcad70a/Ellmauer.Band%204_Populaere%20Texte.pdf
w w w. n a t u r b e o b a c h t u n g . a t
Verbreitung
Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart, jedoch sind die meisten der mitteleuropäischen Vorkommen auf Wiederansiedlungen durch
den Menschen zurückzuführen. In Österreich sind Populationen aus den niederösterreichischen Donauauen bekannt, in Einzelexemplaren auch an den Kärntner Seen
und steirischen Kleingewässern. Die Frage nach den potentiell autochthonen (heimischen) Tieren ist noch nicht
geklärt, vermutlich sind nur die Tiere in Niederösterreich
und Wien autochthon.
überLEBEN
ist eine gemeinsame Kampagne von
NATURSCHUTZBUND, Lebensministerium
und Bundesforsten