Günther Grund

Günther Grund
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Herrn Dobrindt
Invalidenstraße 44
10115 Berlin
Berlin, den 11.11.2015
Führerschein und Nummernschilder für Kopterflieger
Sehr geehrter Herr Dobrindt,
ich gehe mal davon aus, dass Berichte in den Medien, die über verschärfte Regeln und einen
Führerschein für Drohnen berichten, nicht vollständig sind. Dadurch ergibt sich für den Leser und
den Piloten eines Multikopters eine unsinnig aussehende Absicht.
Zuerst möchte ich gerne erwähnen, dass Kopterflieger keine Drohnen steuern. Im Rahmen des
Hobbys werden Multikopter gesteuert. Mit Drohnen, die eher im militärischen Bereich eingesetzt
werden, haben unsere Flugobjekte wenig bis gar nichts zu tun. Immer mehr Multikopterpiloten
sind verärgert, wenn allgemein verbreitet wird, dass sie Drohnen steuern würden. Dieser Begriff
verspricht nichts Gutes und schürt eine negative Einstellung des Normalbürgers zum Thema.
Nun zu Ihrem Ansinnen.
Ich bin selbst ein Kopterpilot, jedoch erst seit 1 Jahr, fliege aber ferngesteuerte Modelle seit
Mauerfall.
Hiermit möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick geben, der Ihnen zeigen soll, im welchen
Umfang Multikopter eingesetzt werden.
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Es gäbe hier die gewerblichen Geräte, die mit einer Kamera ausgestattet sind.
Dann die privaten, die mit einer Kamera ausgerüstet sind,
aber auch private Kopter ohne Kamera, die zum Zwecke des Sports genutzt werden.
Dann folgen Spielzeugkopter mit oder ohne Kamera, die aber nur eine geringe
Reichweite besitzen und deren Kameras nur dürftige Aufnahmen machen,
und zuletzt die sogenannten Race-Kopter, die ebenfalls mit Kamera, meist sogar 2
davon, ausgestattet wären.
Meine und auch die Beobachtungen anderer zeigen, dass lediglich nur eine dieser Gruppen
negativ auffällig geworden ist, nämlich die der privaten Piloten mit einer Kamera am Kopter, die
weitaus teurer als ein Spielzeugkopter sind und auch schon fast professionelle Aufnahmen liefern.
In zahlreichen Videos auf YouTube zeigen diese Leute, dass sie weder in der Lage sind den Kopter
zu steuern, noch wenige Regeln der Vernunft walten zu lassen. Diese Leute haben sich den Kopter
gekauft, weil die Hersteller ihnen über die Werbung erzählen, man könne auch ohne
Flugerfahrung solch ein Gerät steuern und Luftaufnahmen wie in Profi machen.
Folglich stürzen sich dann Massen von ahnungslosen Anfängern auf ihr „neues“ Hobby, kaufen
einen Fertigkopter und starten den dort, wo sie sich gerade befinden. Alsdann versuchen sie in
ungeahnte Weiten und Höhen vorzustoßen, machen eine Sensationsaufnahme nach der anderen,
stellen die ins Internet, nur um bewundert zu werden.
Sie scheuen sich auch nicht davor ihre Crashs zu veröffentlichen, beweisen damit aber nur ihr
Unvermögen und dass sie untauglich sind, einen Kopter zu steuern.
Diese Gruppe sollten Sie ins Auge fassen. Jene, die sich weigern zu lernen ihr Fluggerät zu steuern.
Ja, sie weigern sich. Denn der Grund für deren Kauflust war, dass diese Kopter über GPS zu fliegen
sind. GPS ist für solche Leute quasi das Feature, an das sie sich klammern, weil sie selbst nicht
fliegen können.
Mit GPS kann der Kopter an seiner Position gehalten werden. Es wäre möglich, sich für die
gesamte Flugzeit vom Kopter zu entfernen. Der bliebe bis kurz vor dem Ende der Akkukapazität
in der Luft stehen und würde zum Schluss wegen Spannungsabfall des Akkus von alleine landen.
Die Kopter werden bis an den Rand der Erkennbarkeit gesteuert, oftmals auch über Monitor oder
FPV-Brille und dann per GPS (RTH/return to home) wieder zurückgeholt. RTH ist aber eine
Sicherheitseinrichtung, die eigentlich nur für den Notfall einsetzen sollte. Aber diese Herrschaften
kümmert das nicht.
Aber genau diese Leute sind eben die, die auffällig geworden sind.
Es sind nicht die gewerblichen Piloten. Die fliegen schon aus versicherungstechnischen Gründen
vorsichtig und sind an das gehalten, was in ihrer beantragten AE (Aufstiegsgenehmigung) steht.
Es sind auch nicht die, die ihren Kopter als Sportgerät nutzen. Die fliegen schon aus
Eigeninteresse in Bodennähe und auf alle Fälle nicht höher als 100 m, sondern eher viel tiefer und
immer in Sichtweite.
Es sind aber auch nicht die Race-Kopter, denn die fliegen auch nur in Bodennähe, meist um
Hindernisse herum oder hindurch. Aber wer das macht, der kann auch mit seinem Fluggerät
umgehen. Und da die Race-Kopter sowieso ziemlich klein sind, interessieren die sich nicht für
größere Höhen und Weiten.
Es geht also lediglich um nur eine Gruppe der Kopterpiloten, nämlich die der völlig unbedarften
und ohne jegliche Vorprägung im rc-gesteuerten Modellflug, jene, die der Werbung glauben, sich
auf das GPS verlassen und eigentlich nur Unsinn damit treiben, weil sie in Regionen der
Großfliegerei vordringen oder über Straßen, Menschen, Häuser, Tiere … fliegen, wo sie absolut
nichts zu suchen haben. Und das nur für ein paar lumpige Luftaufnahmen. Dafür ist denen kein
Risiko zu groß.
Ich weiß wovon ich rede. Erst gestern habe ich mich von einem Forum verabschiedet, weil ich
gegen Windmühlen gekämpft habe. Als jemand, der in einem Video sofort erkennt, dass wieder
gegen alle Vernunft ein hohes Risiko eingegangen wurde, wurde ich beschimpft, beleidigt und
verhöhnt, von Leuten, die sich ihren Spaß nicht verderben lassen wollten, die das machen was
ihnen gefällt, weil sie angeblich dort fliegen, wo sie niemand dabei erwischt, wenn sie Regeln und
Vorschriften missachten. Und dazu gehört auch der Verstoß gegen die Versicherungspflicht.
Und da wohl die Dummheit weiter verbreitet ist als die Vernunft, habe ich mich aus dem Forum
entfernt.
Die letztendliche Erkenntnis aber war, dass diese Leute den Kopter nur als Kameraträger
verwenden. Was bedeutet, dass die Beherrschung des Gerätes überhaupt nicht angestrebt wird.
Diese Kopter werden von den Piloten für deren Sensationslust missbraucht, nur um
Luftaufnahmen zu machen. Und da sie sich auf das GPS mit dem RTH verlassen, haben sie keine
Skrupel in unerlaubte Höhen und Weiten vorzudringen. Wichtig sind die Aufnahmen. Unwichtig
Regeln und die Beherrschung des Kopters.
Würden die Kopter kein GPS haben, dann wäre der Kopterboom ausgeblieben. Nur die
Kombination aus GPS-gelenktem Kopter mit einer Kamera brachte den Verkausfserfolg. Ohne
GPS ist ein Kamerakopter kein Kaufanreiz. Und ohne Kamera ist der Kopter zu nichts zu
gebrauchen, weil diese Kopter für den ruhigen Flug zum Zwecke von Luftaufnahmen konzipiert
wurden. Man könnte also nicht einmal sportlich damit fliegen.
Wenn Sie also den Führerschein für gewerbliche Piloten einführen wollen, dann träfe das die
Falschen. Erstens sind es nicht die, die auffällig wurden, und zweitens haben die genügenden
Sachverstand.
Wenn überhaupt ein Führerschein, dann für Neulinge, oder zumindest einen praktischen
Eignungstest, der den verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit dem Kopter
sicherstellt.
Um Sie noch etwas tiefer in das Thema Kopterflug zu führen, Folgendes:
Ein Kopter wird über 3 Achsen gesteuert – Hochachse, Querachse und Längsachse.
Mit diesen Möglichkeiten ist der Kopter in der Lage über den Sender gesteuert zu werden.
Piloten, die sich den Kopter ausschließlich für Luftaufnahmen kauften, erkennt man daran, dass
sie nur auf und ab, vor oder zurück oder hin und her steuern.
Diese Leute benutzen aus Unsicherheit immer nur einen Hebel am Sender, steuern also nur 1
Achse. Geflogen wird ausschließlich im GPS-Modus. Das suggeriert höchste Sicherheit.
Den fortgeschrittenen Piloten erkennt man daran, dass er 2 Hebel für den Flug nutzt. Damit
werden 2 – 3 Achsen gemischt, was einen natürlichen Kurvenflug mit Schräglage ermöglicht, wie
bei einem Flugzeug. Aber dafür muss man eben üben, weil es bei einem Kopter quasi kein Vorne
und Hinten gibt wie bei einem Flugzeug, das von Hause aus immer die richtige Fluglage hat.
Das aber lehnt die spezielle Gruppe der Piloten ab, weil ihr Interesse dem Filmen gilt und nicht der
Beherrschung des Kopters.
Ich sehe das regelmäßig fast vor meiner Haustür. Spreche ich die Piloten an, die neben der
Landstraße auf dem Acker stehen und ihre Probeflüge machen, und versuche sie dazu zu bringen
doch mal das GPS abzustellen, dann wird mit Kopf geschüttelt und gelacht.
Ohne GPS zu fliegen bedeutet lediglich, dass der Kopter mit dem Wind wegtreibt und vom Piloten
durch eigenhändiges Steuern auf Position gehalten werden muss. Aber das macht und will keiner
von denen, weil sie sich damit schon überfordert und unsicher fühlen.
Diese Leute wollen sich nicht weiterentwickeln, was den sicheren Umgang mit ihrem Kopter
betrifft. Und genau hier sollten Sie ansetzen und Maßnahmen ergreifen.
Fast alle Videos bei YouTube und in Foren schildern Unfälle, Abstürze oder Totalverlust, die im
GPS-Modus passierten. Niemand von diesen Leuten kam auf die Idee, während der
Komplikationen in der Luft das GPS auszuschalten und den Kopter per Handsteuerung zu retten.
Diese Leute stehen mit offenem Mund da und schauen dem Unvermeidlichen bis zum bitteren
Ende zu. Auch wenn das Flüge zum Horizont sein sollten, ein Crash auf die Autobahn, Bahngleise
oder Hausdächer. Sie wissen nicht, was sie hätten tun sollen, vertrauten dem GPS und den
Versprechungen der Hersteller, aber hatten bis zum Einschlag des Kopters genügend Zeit um
einzugreifen, die sie aus Unerfahrenheit nicht nutzten oder wenn doch, nur das Falsche machten.
Anschließend heulen sie sich im Forum aus und geben natürlich dem Kopter oder dem GPS die
Schuld für den Zwischenfall. Komischerweise haben aber andere Leute mit mehr Erfahrung und
dem selben Kopter keine Probleme. Also worin könnte das Problem bestehen?
Nur diese Leute sind gefährlich für den Luftraum und die Öffentlichkeit. Alle anderen würden für
deren Unfähigkeit bestraft werden.
Vielleicht können Sie mit meinen Zeilen etwas anfangen. Wünschenswert wäre es, denn unter den
Kopterpiloten gibt es mehr vernünftige als Sie vielleicht glauben. Und denen sind die schwarzen
Schafe auch ein Dorn im Auge.
Im Nachhinein bitte ich um Entschuldigung, wenn evtl. ein paar Sätze ziemlich emotionsgeladen
formuliert waren. Ich beschäftige mich schon längere Zeit mit dem Thema und bin deshalb immer
etwas erregt.
Aber ich denke, dass Sie von anderen Bürgern, die kompetenter und entspannter sind als ich,
auch noch Post erhalten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Günther Grund