Abschlussbericht

Abschlussbericht - Erasmus+
Ort: Lancaster
Unternehmen: Praktikum an der School of Computing and Communications der Lancaster
University
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit zum Thema "Using smooth pursuit Gaze Interaction in an
ubiquitous environment" verbrachte ich 3 Monate als Praktikant an der School of Computing and
Communications der Lancaster University.
Die School of Computing and Communications der Lancaster Universität ist weltweit bekannt als
eine wissenschaftliche und lehrende Einrichtung. Zurzeit befinden sich dort etwa 40
wissenschaftliche Mitarbeiter, mehr als 400 Schüler und rund 120 Forscher. Es wird dabei an
einer weiten Bandbreite von physikalischen Kommunikations-Technologien bis hin zum
menschlich/sozialen Aspekt heutiger Computer-Systeme geforscht.
Ich selbst war Teil eines Teams an der Lancaster School of Computing and Communications. Die
in etwa 10- köpfige Forschergruppe besteht größtenteils aus Doktoranden und PostDoktoranden. Die Forschungsgruppe betrachtet dabei vor allem das Themenfeld der
blickgesteuerten Computerinteraktion.
Aufmerksam wurde ich auf die Möglichkeit ein Erasmus Semester an der Lancaster School of
Computing and Communications zu absolvieren über die Webseite meines Fakultät. Dort wurde
bereits darauf hingewiesen, dass es vor allem eine gute Möglichkeit bietet, um für die
Abschlussarbeit zu forschen und diese im Rahmen einer Kooperation der LMU mit der Lancaster
Universität, zu schreiben.
Um keine Fristen zu verpassen kümmerte ich mich sofort ( ca. 4 Monate vor meinem
Praktikumsbeginn ) um einen Termin bei dem Erasmus-Koordinator meiner Fakultät. Er machte
mich dabei auf die Möglichkeit aufmerksam meine Bachelorarbeit ihm Rahmen eines Erasmus+
Praktikums anstatt eines normalen Erasmussemester zu schreiben. Er stellte auch direkt den
Kontakt zum Institut in Lancaster her. In einem Videogespräch hatte ich dann Gelegenheit den
Professor von meinen Qualitäten zu überzeugen.
Nach meiner Zusage von der Lancaster School of Computing and Communications kümmerte ich
mich um die erforderlichen Unterlagen. Neben einer Immatrikulationsbestätigung, dem
Teilnehmer-Datenblatt, einem aktuellen Lebenslauf, waren auch aktuelle Bescheinigungen von
Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung und Unfallversicherung nötig, die jeweils in
England gültig sein müssen. Außerdem musste ein Motivationsschreiben verfasst werden, die
„Placement Offer“ unterschrieben vom Supervisor an der Lancaster School of Computing and
Communications, und das Schreiben "Fachbereich freiwilliges Praktikum" unterschrieben von
der eigenen Universität, abgegeben werden. Hilfreiche Unterstützung erhielt ich dabei vom
Praktikumsbeauftragten der LMU, der mir alle nötigen Schritte erklärte und übersichtliches
Informationsmaterial zukommen ließ.
Für mich war auschlaggebend mein Praktikum in England zu absolvieren, um meine
Sprachkompetenz zu verbessern. Gerade in der Informatik sind solide Englischkenntnisse vor
allem im vertiefenden Fachbereich von großer Bedeutung. Des Weiteren sprach für Lancaster,
die Reputation der Lancaster School of Computing and Communications und mein Interesse an
Mensch-Computer-Interaktion. Gerade die Kombination von wissenschaftlichem Arbeiten und
Auslandsaufenthalt finde ich eine ideale Möglichkeit seinen Horizont zu erweitern und
gleichzeitig neue Bereiche der Mensch-Computer- Interaktion kennen zu lernen.
Lancaster ist eine ehemalige Hafenstadt im Nordwesten Englands in der Grafschaft Lancashire
und liegt am River Lune. Sie zählt 45.952 Einwohner und ist Verwaltungssitz des Bezirks City of
Lancaster. Lancaster ist eine sehr nette Kleinstadt mit allen wichtigen Einkaufsmöglichkeiten. Es
gibt gute Bus- und Bahnanbindungen, und der Flughafen von Manchester ist in etwa 1 ½
Stunden per Zug erreichbar. Dort gibt es sehr günstige Flugverbindungen nach Deutschland (ca.
30 € /2015).
Die Universität Lancaster, von der die Lancaster School of Computing and Communications ein
Teil ist, ist eine öffentliche Campus-Universität mit über 17.000 Studenten. Der Campus befindet
sich etwas außerhalb der Stadt, ist aber mit Bus oder Fahrrad sehr gute erreichbar. Es gibt einem
speziellen Fahrradweg der abseits von Autostraßen direkt von der Stadt zur Universität führt. Die
Universität liegt in nationalen Rankings unter den besten Hochschulen, vor allem im Bereich der
Forschung. Der 2011 Guardian University Guide stufte die Lancaster University auf Platz 6 ein,
unter allen Universitäten in England. Der 2011 Complete University Guide vergab Platz 8 an die
Lancaster University und der Good University Guide 2011 stufte Lancaster auf Platz 10 ein.
Demensprechend ist auch die Ausstattung der Lancaster Universität. Der Campus liegt um einen
zentralen Weg, der als The Spine (Rückgrat, Dorn, Stachel) bekannt ist. Dieser Weg führt von
Norden nach Süden durch den Campus und ist zum Großteil vor den in Lancashire häufigen
Regenfällen geschützt. Am Spine befinden sich neben Einkaufsmöglichkeiten auch verschiedene
Servicecenter wie zum Beispiel die Post, Banken oder Fahrkartengeschäfte für Bus und Zug.
Außerdem gibt es zahlreiche kleine Restaurants oder Buden bei denen man vergleichsweise
günstig (ca. 5 Pfund) Frühstücken, Mittagessen oder Abendessen kann. Besonders sind die
sogenannten „Refuel“ zu erwähnen die in etwa dem entsprechen was man in Deutschland unter
einer Mensa kennt. An der Universität befindet sich auch ein Praxis des National Health Service,
die internationalen Studenten eine kostenlose ärztliche Versorgung im Notfall bietet.
Das soziale Leben wird an der Lancaster Universität unterstützt durch die LUSU (Lancaster
University Student Union). Diese betreibt neben den Collegebars, auch verschiedene Clubs in der
Stadt, organisiert Abschluss und Semesterfeste und unterstützt die "Societies". Die Socities sind
dabei von den Studenten organisierte freie Zusammenschlüsse, je nach Freizeitinteressen. Ich
konnte mich zum Beispiel an der Lancaster University Musik Society beteiligen und war Teil der
Uni Bigband mit mehreren Auftritten. Die Societies sind ideale Gelegenheiten um andere
Studenten oder Mitarbeiter kennen zu lernen. Auf der Webseite der LUSU findet man eine
Übersicht und Kontaktmöglichkeiten für alle Angebote.
Die LUSU biete mit "Just Play" ein Sportprogramm für Studenten und Mitarbeiter an. Dabei
können für 1 Pfund verschiedene Fitnesskurse und Sportarten besucht werden wie z. B. Boxen
oder Fußball. Der campuseigene Sportcenter bietet auch vergünstigte Konditionen für
Mitarbeiter der Universität an und hat neben einem Schwimmbad auch eine Kletterhalle. Um
den Campus gibt es den sogenannten "wooden-trail", ein Lauf-und-Trimm-dich Pfad mit
verschiedenen Fitness Stationen. Die gesamte Lancashire Gegend ist bestens geeignet zum
Rennradfahren. Es gibt dabei eine übersichtliche Radwegbeschreibung auf der Webseite des
National Cycle Networks.
Mein Wochenplan begann Montagvormittag mit einem Meeting des kompletten Teams. Dabei
präsentierte jeder die Erfolge und Probleme der vergangen Woche. Es wurde dann direkt vom
ganzen Team auf die Probleme eingegangen und Lösungsvorschläge gesucht. Falls bestimmte
Team-Mitglieder spezielle Kompetenzen im Bereich des Problems besitzen, konnte man auch
direkt einen Folgetermin ausmachen, um an der Lösung des Problems gemeinsam zu arbeiten.
Man bekommt dabei auch einen Einblick in andere Forschungsgebiete und konnte Fragen oder
Anregungen direkt einbringen.
Mein eigentliche Arbeitsbereich war das Usability Labor der Lancaster School of Computing and
Communications. Dort befinden sich neben Werkstätten auch zahlreiche Versuchsaufbauten und
ein großer Co-Working-Space. Ich konnte dabei frei an meinem Thema forschen und hatte
Unterstützung von meinen Kollegen vor Ort. Dabei ist vor allem selbstbestimmtes Arbeiten eine
Eigenschafft die jeder Praktikant mitbringen soll. Ich konnte dabei nicht nur alle
Einrichtungen benutzen sondern hatte auch ein gewisses Budget für Neuanschaffungen die ich
für meine Forschung brauchte. Gemeinsame Mittagessen oder Barbecues nach der Arbeit trugen
dazu bei, dass man seine Kollegen auch persönlich sehr gut kennenlernt und sich daraus
nachhaltige Freundschafften entwickelten.
Aufgrund des Erasmus+ Praktikums ist ein monatlicher Bericht erforderlich, auf dem kurz die
eigenen Aktivitäten und durchgeführten Aufgaben beschrieben werden. Ein hilfreicher Tipp ist
hier, sich täglich Notizen zu machen, die man dann fast 1:1 als Bericht verwenden kann, da sie
einen guten Überblick über die eigen Entwicklung und die geleistete Arbeit liefern.
Die allgemeine Wohnungssituation in Lancaster ist sehr entspannt. Zimmer können dabei
wöchentlich gemietet werden. Außerdem besteht ein Überangebot auf den Wohnungsmarkt.
Trotzdem sind Unterkunft und Verpflegung nicht günstig in Lancaster. Vor allem direkt auf dem
Campus kosten Zimmer mehr als 500 Euro. Dazu trägt allerdings vor allem der zurzeit schlechte
Wechselkurs zwischen Pfund und Euro bei. Ein Tipp um günstig an Geld zu bekommen ist zum
Beispiel Service wie „Transfer Wise“ zu benützen, die einen Geldwechsel ohne zusätzliche
Gebühren zum mittleren Wechselkurs ermöglichen. Dabei empfehle ich es jedem Praktikanten
vor seiner Abreise sich noch einmal über aktuelle Möglichkeiten zu informieren. Generell ist zu
sagen, dass Zimmer direkt in der Stadt günstiger zu mieten sind.
Ich selbst habe in Haila, ein Stadtbezirk zwischen Universität und Stadt gewohnt. Ich konnte
dabei unkompliziert ein Zimmer bei einem Arbeitskollegen finden. Die Miete wird dabei an den
Vermieter pro Zimmer bezahlt. Somit ist ein unkomplizierter Einzug und Auszug möglich. Wegen
des Überangebots an Wohnungen empfiehlt es sich auch mit dem Vermieter im Bezug auf die
Höhe der Miete zu verhandeln. Einkaufsmöglichkeiten sind dort allerdings nur wenige
vorhanden, der einzige Supermarkt in Gehweite war preislich eher im oberen Bereich
angesiedelt. Wer sehr günstig einkaufen will findet am Rande von Lancaster einen Aldi, der mit
dem Fahrrad gut erreichbar ist. Die Supermärkte haben dabei auch sonntags und manche sogar
24 Stunden am Tag offen.
In Lancaster gibt es viele kleine Bars mit Livemusik aber auch größere Clubs. Grundsätzlich kann
man hier keine Empfehlungen abgeben, mit netten Engländer sollte man aber überall ins
Gespräch kommen. Vor allem die von der LUSU betriebene Clubs eignen sich sehr gut um andere
Studenten kennen zu lernen. Um abends nach Hause zu kommen, empfiehlt sich entweder eines
der zahlreichen Taxis oder auch einer der kostenlosen Busse die direkt zu Universität fahren.
In der Nähe von Lancaster befindet sich auch der Lake Distrikt. Er ist mit dem Rad in 2 Stunden
oder mit dem Zug in einer Halben zu erreichen. Mit dem höchsten Berg Englands und
zahlreichen Seen ist er ein beliebtes Ausflugziel. Daher sollte man dem Lake Distrikt auf jeden
Fall ein Besuch abstatten. Es gibt zahlreiche sehr günstige Busanbieter innerhalb Englands um
von einen Ort zum nächsten zu kommen. Mit Megabus z. B. fährt man günstig nach Edinburgh,
London oder Liverpool. Für alle über 25-Jährigen ist auch ein Auto zu mieten eine gute
Alternative. Ohne spezielle Versicherungen kann man bereits ab ca. 20 Euro pro Tag einen
kleinen Wagen bekommen. Autos zu mieten ist in England ab 23 Jahren möglich. Allerdings ist
dabei zu beachten, dass eine zusätzliche Versicherung nötig ist, die den Preis stark erhöht. Ein
weiteres Ausflugziel ist auch der alte Badeort Blackpool, ca. eine Stunde süd-westlich. Er besitzt
neben einem langen Sandstrand auch einen großen Freizeitpark und es finden regelmäßig
Flugshows oder andere Veranstaltungen statt.
Ich habe die Engländer als sehr weltoffen empfunden und konnte auch keine besonderen
Vorurteile gegenüber Deutschen feststellen. In England braucht man allerdings oft etwas mehr
Geduld, zum Beispiel, bei der Getränkebestellung oder an der Kassenschlange sind Engländer
gerne mal etwas gemächlicher. Ich fand das für mich persönlich aber eine tolle Erfahrung und es
hat mir viel Ruhe in meinem Alltag gebracht. Bestätigt hat sich allerdings das Wetter, gerade
nachts ist es auch noch Anfang Juli sehr kalt geworden und eine dicke Winterjacke neben der
obligatorischen Regenjacke ist auf jeden Fall keine schlechte Idee.
Ich kann jedem ein Praktikum an der Lancaster School of Computing and Communications sehr
empfehlen. Man bekommt einen sehr guten Einblick in die Methoden des Wissenschaftlichen
Arbeitens. Selbstbestimmtes Arbeiten ist dabei wichtig und eigene Ideen und Kreativität werden
gefördert. Das Arbeitsumfeld und Lancaster selbst bietet dabei zahlreiche Möglichkeiten das
Land und die Kultur kennen zu lernen und seine Freizeit aktiv zu gestallten.