15 / 16 SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Sonntag 27.9.2015 Sonderkonzert Prinzregententheater 20.00 – ca. 22.00 Uhr GIOVANNI ANTONINI Leitung ANNA PROHASKA Sopran KATJA STUBER Sopran MARIE-CLAUDE CHAPPUIS Mezzosopran SAMUEL BODEN Tenor CHRISTIAN IMMLER Bariton CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Einstudierung: Peter Dijkstra SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS 15 / 16 Antonio Vivaldi »Dixit Dominus«, Psalm 109 für Soli, zwei Chöre, zwei Orchester und Basso continuo D-Dur, RV 594 Nr. 1 Dixit Dominus. Allegro (Chor I/II) Nr. 2 Donec ponam inimicos tuos. Largo (Chor I/II) Nr. 3 Virgam virtutis tuae. Allegro (Sopran-Solo I/II) Nr. 4 Tecum principium. Andante (Alt-Solo) Nr. 5 Juravit Dominus. Adagio – Allegro (Chor I/II) Nr. 6 Dominus a dextris tuis. Allegro (Tenor-/Bass-Solo) Nr. 7 Judicabit in nationibus. Largo – Allegro molto (Chor I/II) Nr. 8 De torrente. Andante (Sopran-Solo) Nr. 9 Gloria Patri. Allegro (Chor I/II) Nr. 10Sicut erat in principio. Allegro (Chor I/II) Antonio Vivaldi »Cum dederit« aus: »Nisi Dominus«, Psalm 126 für Solo-Stimme, Streichorchester und Basso continuo, RV 608 Nr. 4 Andante Johann Sebastian Bach »Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei«, Kantate zum 11. Sonntag nach Trinitatis für Soli, Chor, Orchester und Basso continuo, BWV 179 Nr. 1 Chor. Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei Nr. 2 Rezitativ (Tenor). Das heut’ge Christentum ist leider schlecht bestellt Nr. 3 Arie (Tenor). Falscher Heuchler Ebenbild Nr. 4 Rezitativ (Bass). Wer so von innen wie von außen ist Nr. 5 Arie (Sopran). Liebster Gott, erbarme dich Nr. 6 Choral. Ich armer Mensch Pause 4 Programm Antonio Vivaldi »Gloria« für Soli, Chor, Orchester und Basso continuo D-Dur, RV 589 Nr. 1 Gloria in excelsis Deo. Allegro (Chor) Nr. 2 Et in terra pax. Andante (Chor) Nr. 3 Laudamus te. Allegro (Sopran-Solo I/II) Nr. 4 Gratias agimus tibi. Adagio (Chor) Nr. 5 Propter magnam gloriam. Allegro (Chor) Nr. 6 Domine Deus, Rex caelestis. Largo (Sopran-Solo) Nr. 7 Domine Fili Unigenite. Allegro (Chor) Nr. 8 Domine Deus, Agnus Dei. Adagio (Alt-Solo, Chor) Nr. 9 Qui tollis peccata mundi. Adagio (Chor) Nr. 10Qui sedes ad dexteram Patris. Allego (Alt-Solo) Nr. 11Quoniam tu solus Sanctus. Allegro (Chor) Nr. 12Cum Sancto Spiritu. Allegro (Chor) Johann Sebastian Bach »Erschallet, ihr Lieder«, Kantate zum ersten Pfingsttag für Soli, Chor, Orchester und Basso continuo, BWV 172 Nr. 1 Chor. Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten Nr. 2 Rezitativ (Bass). Wer mich liebet, der wird mein Wort halten Nr. 3 Arie (Bass). Heiligste Dreieinigkeit Nr. 4 Arie (Tenor). O Seelenparadies Nr. 5 Duett (Sopran-/Alt-Solo). Komm, lass mich nicht länger warten Nr. 6 Choral. Von Gott kömmt mir ein Freudenschein Konzerteinführung 19.00 Uhr Moderation: Judith Kaufmann Gast: Giovanni Antonini LIVE-ÜBERTRAGUNG auf BR-KLASSIK PausenZeichen: Susanna Felix im Gespräch mit Giovanni Antonini On demand: danach 7 Tage abrufbar auf www.br-klassik.de 5 Programm »Almost shocking radicalism« Radikale Einfachheit und großartige Wirkung in Vivaldis geistlicher Musik Judith Kaufmann Als in den späten 1920er Jahren fünf Bände mit geistlicher Musik des italienischen Settecento entdeckt wurden, kam dies einer kleinen Sensation gleich: Die Sammlung aus dem Besitz Antonio Vivaldis offenbarte eine Fülle bis dahin unbekannter sakraler Vokalmusik des venezianischen Meisters. Aufsehen erregten auch die ersten (Wieder-)Aufführungen während einer »Vivaldi-Woche« 1939 in Siena, die vor allem für das Gloria den Startschuss einer beachtlichen Erfolgsgeschichte bedeuteten. 1941 wurde es als erstes kirchenmusikalisches Werk Vivaldis gedruckt, und heute, etwa 80 Jahre später, kann der Musikliebhaber aus knapp 100 Einspielungen des populären Titels wählen. Zu seinen Lebzeiten wurde Vivaldi international vor allem als Geigenvirtuose und Schöpfer hochmoderner Instrumentalmusik wahrgenommen; äußerst produktiv war er zudem auf dem Gebiet der Oper, mit der er sich als Komponist, Regisseur und Manager beschäftigte. Die rund 50 Titel geistlicher Musik hingegen, die heute bekannt sind, zeigten damals wenig Wirkung über Italien hinaus und gerieten für knapp zwei Jahrhunderte in Vergessenheit. Über Entstehung und Uraufführung der meisten dieser Stücke können wir nur Mutmaßungen anstellen, doch viele stehen offenbar in direktem Zusammenhang mit Vivaldis Beschäftigung am Ospedale della Pietà. Als eines der vier großen Waisenhäuser Venedigs bot diese Einrichtung bedürftigen Mädchen ein Heim und den Begabten unter ihnen zugleich eine fundierte musikalische Ausbildung. Dank des hohen künstlerischen Niveaus von Chor und Orchester war das Institut neben San Marco ein wichtiges Zentrum des Entstehungszeit und Uraufführung Anlass, Entstehungszeit und Uraufführungsdatum der Werke des heutigen Programms sind nicht genau bekannt. Es lassen sich nur Vermutungen und ungefähre zeitliche Einordnungen vornehmen. Lebensdaten des Komponisten 4. März 1678 in Venedig – 28. Juli 1741 in Wien 6 Antonio Vivaldi Anonymes Bildnis eines Musikers, wahrscheinlich Antonio Vivaldis venezianischen Musiklebens und der Besuch seiner wöchentlichen Aufführungen eine Attraktion für Reisende aus ganz Europa. Obwohl die Ensembles ausschließlich mit Musikerinnen besetzt waren, interpretierten sie auch Werke für gemischten Chor; möglicherweise wurden die notierten Tenorstimmen in der originalen Lage, die notierten Bassstimmen hingegen um eine Oktave höher gesungen und von Instrumenten in der originalen Lage verdoppelt. Zusätzlich zu seinem Posten als Instrumentallehrer und »Maestro de’ concerti« übernahm Vivaldi am Ospedale nach dem Ausscheiden von Francesco Gasparini auch Aufgaben des »Maestro di coro« und komponierte (vor allem) zwischen 1713 und 1719 Kirchenmusik für das Waisenhaus. 7 Antonio Vivaldi Die Riva degli Schiavoni mit dem Ospedale della Pietà in Venedig zur Zeit Vivaldis Kupferstich von Vincenzo Coronelli Der Hymnus Gloria in excelsis Deo wurde im Lauf der Musikgeschichte zumeist als Teil des Mess-Zyklus vertont. Das Gloria (RV 589) von Antonio Vivaldi jedoch war von Anfang an als eigenständiges Werk konzipiert, und es gibt keinerlei Hinweise etwa auf ein dazugehöriges Kyrie. Mit seiner beachtlichen Länge von knapp 30 Minuten scheint das Stück prädestiniert für eine besonders festliche Liturgie. Der prominente Vivaldi-Forscher Michael Talbot hat die These vorgestellt, das Gloria könnte Ende 1716 für einen Dankgottesdienst anlässlich der Siege entstanden sein, die die Venezianer und ihre Verbündeten gegen die Türken errungen hatten. Es ist allerdings auch denkbar, dass das Gloria mit jener Komposition identisch ist, die Vivaldi nachweislich für die Hochzeit Ludwigs XV. von Frankreich 1725 zu liefern hatte. Die Besetzung der Solopartien mit nur hohen Stimmen verweist freilich eher auf die aufführungspraktische Situation des Ospedale. Die Hauptrolle in Vivaldis Gloria übernimmt der Chor, der bald mit eindringlichen akkordischen Passagen, bald mit kunstvoller Polyphonie in Erscheinung tritt. Trompete und Oboe bilden in den Ecksätzen ein effektvolles Bläserpaar und verleihen dem Werk seinen festlichen Glanz. Weitere Farben gewinnt die Musik, indem Streicher und Basso continuo in verschiedenen Kombinationen und mit unterschiedlichen Aufgaben eingesetzt werden. Der Text des Hymnus wird nach dem Prinzip der »Kantatenmesse« stark aufgegliedert. Mit dem Einleitungs- und Schlusschor in D-Dur dominiert zwar die Haltung des Lobpreises, das Bestechende an der Folge von zwölf Einzelsätzen ist jedoch die erstaunliche Bandbreite an Affekten und Stimmungen sowie die stilistische Spannweite zwischen konservativen Fugen und modernen Arien. Der planvolle Wechsel von Tonarten, schnellen und langsamen Tempi, lebhaften Bewegungsimpulsen und lyrischen Bögen sorgt für ein hohes Maß an Abwechslung und Spannung. Stets ist die Musik durchsichtig, der Text klar nachvollziehbar, der Eindruck unmittelbar und stark. 8 Antonio Vivaldi Bereits der erste Takt offenbart Vivaldis geniale Gabe, mit verblüffend einfachen Mitteln eine ungeheuere Wirkung zu erzielen: Kraftvolle, unisono geführte Oktavsprünge des Orchestertutti fordern die kompromisslose Aufmerksamkeit des Hörers. Wie ein Signal werden sie auch das Quoniam tu solus Sanctus (Nr. 11) eröffnen und damit die formale Abrundung des Werkes erreichen. Die hohe Bewegungsenergie des Ritornells durchzieht den gesamten Eröffnungssatz (Nr. 1) und steht in größtem Kontrast zum folgenden Et in terra pax (Nr. 2) mit seinem langsamen Tempo, seiner Moll-Tonart und seiner expressiven Chromatik. Besonders kennzeichnend ist eine scharfe Vorhalts-Dissonanz, die ausgerechnet mit dem Wort »pax« verknüpft wird. Hat der Gedanke an »Friede« bei Vivaldi eine schmerzliche Empfindung ausgelöst? Abwechslung zwischen den teils gewichtigen Chorsätzen bieten einige solistisch besetzte Nummern wie das heitere, maßvoll virtuose Duett zweier Sopranstimmen Laudamus te (Nr. 3) oder die Alt-Arie Qui sedes ad dexteram Patris (Nr. 10), der ein gewitzter rhythmischer Einfall – eine Betonung der kurzen Notenwerte »gegen den Strich« – trotz der Moll-Tonart Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Kammermusikalisch wirkt das Domine Deus, Rex caelestis (Nr. 6), in dem wahlweise eine Solo-Violine oder die Francesco Guardi: Konzert des Orchesters der Pietà zu Ehren des russischen Thronfolgerpaares im Casino dei Filarmonici in den Procuratie Nuove (1782) 9 Antonio Vivaldi Der Canal Grande mit der Kirche Santa Maria della Salute in Venedig Gemälde von Canaletto (1730) Oboe mit der Sopranistin in Dialog tritt und nur vom Generalbass begleitet wird. Ein Zwölf-Achtel-Takt und Punktierungen verleihen dem Largo den friedlich schwingenden Charakter eines Siciliano. Bemerkenswert ist schließlich die Anlage des Domine Deus, Agnus Dei (Nr. 8), in dem das lyrische Alt-Solo immer wieder von kurzen, litaneiartigen Einwürfen des Chores unterbrochen wird. Die Doppelfuge Cum Sancto Spiritu (Nr. 12) bildet einen würdigen und zugleich strahlenden Abschluss des Gloria, dem seit seiner Wiederentdeckung in Siena 1939 der Nimbus eines »Meisterstücks« anhaftet. Das Werk steht allerdings keineswegs als einsamer Geniestreich in der geistlichen Musik des Spätbarock da. Deutliche Parallelen – vor allem im formalen Aufbau – verbinden es mit einer vermutlich früheren Gloria-Vertonung (RV 588) Vivaldis, und beide sind eindeutig inspiriert von einem weiteren Gloria, das auf den 9. September 1708 datiert ist und aus der Feder des ebenfalls in Venedig tätigen Giovanni Maria Ruggieri stammt. Insbesondere die Schlussfuge hat Vivaldi von seinem Kollegen übernommen, jedoch nicht ohne sie sensibel zu überarbeiten. Dass Vivaldi nicht nur die lebhafte Motorik flotter Instrumentalmusik, sondern auch die weiten und sanften Bögen langsamer Sätze souverän beherrschte, demonstriert das Cum dederit auf betörende Weise. Der Text des Andante entstammt dem 126. Psalm Nisi Dominus (Zählung der 10 Antonio Vivaldi Der Markusplatz in Venedig, Gemälde von Canaletto (1723 / 1724) Vulgata), der vor allem in der Vesper von Marienfesten gesungen wird. So ist es vorstellbar, dass Vivaldis insgesamt neunsätzige Psalmvertonung (RV 608) für das Patrozinium der Pietà entstand, das alljährlich am 2. Juli zu Mariä Heimsuchung mit prachtvollen Gottesdiensten zelebriert wurde. In Venedig hat man das anspruchsvolle Alt-Solo wahrscheinlich einer besonders begabten »figlia« des Ospedale übertragen; heute wird es als Paraderolle vor allem von Countertenören geschätzt. Der vierte Satz des Zyklus zieht den Hörer durch die meditative, wenn nicht gar hypnotisierende Ruhe in seinen Bann. Angeregt vom Begriff »somnus« führt Vivaldi den Zustand des Schlafes musikalisch vor, als Mittel dazu dient die Reduktion: Reduktion der Besetzung, indem die Orgel lediglich die Bassnoten wiedergibt (»tasto solo«); Reduktion des Klangs, indem die Streicher »con piombi«, mit Blei-Dämpfern, spielen; und vor allem Reduktion auf ein Minimum an harmonischer Bewegung. Faszinierend ist Vivaldis bedingungsloses Vertrauen auf die Überzeugungskraft des Einfachen; oder, mit den Worten Michael Talbots ausgedrückt: sein »almost shocking radicalism«, also die fast schockierende Radikalität, Musik bis auf ihren Kern zu entblößen und sie aus den Grundelementen wiederherzustellen. Die Formulierung der tiefen Vokalstimmen, insbesondere in den enorm virtuosen solistischen Partien von Tenor und Bass, deutet darauf hin, dass das Dixit Dominus (RV 594) mit dem Vortrag durch Männerstimmen 11 Antonio Vivaldi Antonio Vivaldi, Karikatur von Pier Leone Ghezzi (1723) rechnet und wohl kaum für das Ospedale della Pietà bestimmt war. Zwei Sopran- und eine Alt-Stimme komplettieren die Reihe der Solisten, die mit je zwei Duetten und Arien das Chorwerk ergänzen. Die Kompositionsweise »in due cori« ist typisch für eine Schaffensphase Vivaldis zwischen 1720 und 1735. Die Partitur verlangt zwei Streichorchester mit Basso continuo und zwei Chöre, je zwei Trompeten und Oboen treten fallweise hinzu. Mit dieser Besetzung steht das Stück in der venezianischen Tradition festlich-mehrchörigen Musizierens, und Vivaldi versteht es, die zahlreichen Stimmen äußerst flexibel zu beschäftigen. Mit seinem Platz in der Vesper aller Sonntage und vieler Feste gehört das Dixit Dominus zu den am häufigsten vertonten biblischen Texten (Psalm 109 der Vulgata). Vivaldi selbst hat mehrere Fassungen vorgelegt, in RV 594 verteilt er die sieben Verse der Heiligen Schrift auf acht in sich geschlossene musikalische Abschnitte. Wie auch im Gloria eröffnen zwei kontrastierende Chöre das Werk: ein schwungvolles Dixit Dominus (Nr. 1), abermals in der Trompetentonart D-Dur, und ein ernstes und strenges Donec ponam inimicos tuos (Nr. 2) in h-Moll. Vor dem Hintergrund des unerbittlich pochenden Rhythmus des Orchesters singen die Chorstimmen hier eine absteigende Folge von vier Tönen, die mit ihren langen Notenwerten wie ein Zitat eines Gregorianischen Chorals anmutet. Ebenfalls im zweiten Satz können wir unmittelbar nebeneinander verschiedene Ausprägungen einer doppelchörigen 12 Antonio Vivaldi Schreibweise beobachten: Besonders eindrucksvoll sind Passagen, in denen zwei Gruppen – hier die beiden Streicherensembles – in einem lebhaften Dialog alternieren. Kurz darauf lässt Vivaldi zwei Chöre gleichzeitig dieselbe Musik singen, legt ihnen aber unterschiedliche Texte und Rhythmen in den Mund. Und immer wieder sind beide Chöre in einem gemeinsamen musikalischen Satz vereint – bis hin zu einer typischen Geste Vivaldi’schen Komponierens, wenn simple Tonleitern von allen Beteiligten einstimmig vorgetragen werden. Solange die »due cori« getrennt aufgestellt waren und der Klang das Ohr aus verschiedenen Richtungen erreichte, blieb auch im letztgenannten Fall die in der Barockzeit so beliebte Wirkung der Mehrchörigkeit erlebbar. Monumental wirkt die Eröffnung des Chores Juravit Dominus (Nr. 5). Die Gestaltung der Stimmen ist hier – wie auch an anderen Stellen des Werkes – von einfachen Dreiklangsbrechungen geprägt, was eine Stagnation der harmonischen Entwicklung zur Folge hat. Die bewegliche Fuge über »Tu es sacerdos« lockert das Gefüge freilich sogleich wieder auf. Wenn im Folgenden von Gottes Zorn (»in die irae«) die Rede ist, kommt der Opernkomponist in Vivaldi zum Vorschein. Die erregten, ineinander verschraubten Koloraturen von Tenor und Bass im Duett Dominus a dextris tuis (Nr. 6) erinnern an eine Rache-Arie auf der Theaterbühne. Zu Beginn des Judicabit in nationibus (Nr. 7) kündigen Fanfaren der beiden Trompeten das Jüngste Gericht an. Die Dramatik steigert sich im Verlauf des Chores zusammen mit dem Tempo, bis es in rasenden 32-teln der Streicher seinen Höhepunkt erreicht. Entspannung bringt die Sopran-Arie De torrente (Nr. 8), die mit weichen Wellenbewegungen das Fließen eines Baches nachzeichnet und die Emotionen in friedliche Bahnen zurücklenkt. Der liturgischen Praxis entsprechend schließt Vivaldi den Psalm mit der so genannten »Doxologie«, die er in zwei Chornummern fasst. Eine gekürzte Wiederholung des Eröffnungssatzes für das Gloria Patri (Nr. 9) bewirkt eine deutlich wahrnehmbare Geschlossenheit der mehrteiligen Komposition. Das Sicut erat in principio (Nr. 10) verstärkt den musikalischen Rahmen, indem es die absteigende Vierton-Folge des zweiten Satzes wieder aufnimmt. Sie bildet das Kopfmotiv eines Fugenthemas, das zunächst offen und unverstellt präsentiert wird. Doch schon mit seinem zweiten Auftreten verdichtet sich der Satz schlagartig, und wenige Momente später wirbeln 16 individuell geführte Stimmen durcheinander. Die ständige Präsenz des Themas, das in einem instrumentalen Zwischenspiel auch von den Violinen »gesungen« wird, verleiht dem komplexen Gefüge Klarheit und, wie ein Rückgrat, harmonische Stabilität. Mit seiner kontrapunktischen Raffinesse und überschäumenden Vitalität setzt das Stück einen berauschenden Schlusspunkt unter das beeindruckende Werk. 13 Antonio Vivaldi Unter der Himmelskuppel Kantaten von Johann Sebastian Bach Wolfgang Stähr Es gibt nichts zu bereuen. Die historische Tatsache, dass Deutschland nie von der einen, zentralen, alles beherrschenden Hauptstadt dominiert wurde, bedeutete für das Musikleben keinen Mangel – ganz im Gegenteil. Die oft verspottete Kleinstaaterei, der Flickenteppich der Duodezfürstentümer, die politische Konkurrenz der eng benachbarten Residenzen und Reichsstädte mit all ihren Burgen, Schlössern und Kirchen, den Ratswandlungen, Festmahlen, weltlichen und konfessionellen Feiertagen, bot begabten Musikern geradezu ein Eldorado künstlerischer Entfaltung. Denn der Bedarf an Organisten, Kantoren, Geigern, Turmbläsern, Hautboisten, Trompetern, Sängern, Gambisten, Lautenisten und wie sie alle hießen, war schier grenzenlos. Johann Sebastian Bach, Ratsmusikantensohn aus Eisenach, konnte die musikalische Welt erobern, ohne deshalb je auf weite Reisen oder ausgedehnte Tourneen gehen zu müssen. Die äußerste Entfernung vom heimatlichen Ursprung, die er sich zumutete in seinem 65 Jahre währenden Leben, führte ihn im Winter 1705 nach Lübeck, ein Fußmarsch von 400 Kilometern, den er furchtlos auf sich nahm, um das Idol der norddeutschen Orgelmusik »live« zu erleben: den legendären Dieterich Buxtehude. Entstehungszeit 1714 (BWV 172) 1723 (BWV 179) Uraufführung 20. Mai 1714 in der Weimarer Schlosskirche (BWV 172) 8. August 1723 in der Leipziger Nikolaikirche (BWV 179) Jeweils unter der Leitung Johann Sebastian Bachs Lebensdaten des Komponisten 21. März 1685 in Eisenach – 28. Juli 1750 in Leipzig Zur selben Zeit wirkte der junge Bach als Organist der Neuen Kirche in der gräflich-schwarzburgischen Residenz Arnstadt; doch wechselte er im Sommer 1707 in die nahegelegene Freie Reichsstadt Mühlhausen (ebenfalls in Thüringen), um dort künftig an der Hauptkirche Divi Blasii die Orgel zu spielen und außerdem die Festmusik zur alljährlichen Zeremonie des Ratswechsels zu 14 Johann Sebastian Bach Johann Sebastian Bach Gemälde Johann Ernst Rentsch d. Ä. zugeschrieben (um 1715) komponieren – eine prestigeträchtige Berufung. Gleichwohl reichte Bach nach wenigen Monaten bereits sein Entlassungsgesuch ein – »Weil er nicht auffzuhalten, müste mann wohl in seine dimißion consentiren«, heißt es in den Akten des Pfarrkonvents – und zog Anfang Juli 1708 mit seiner ersten Frau Maria Barbara nach Weimar, eine der seinerzeit zahllosen deutschen Hauptstädte, die den aufstrebenden Musiker mit allen Vorzügen, ideellen wie materiellen, einer auf Kunst und Repräsentation bedachten Hofhaltung lockten. Als Diener zweier Herren, des Herzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar und seines Neffen (und Mitregenten) Ernst August, musste Bach fortan beim Hauptgottesdienst in der Schlosskirche die Orgel traktieren, bei Festakten aber, bei Konzerten oder der musikalischen Tafelaufwartung in der Wilhelmsburg am Cembalo sich hören lassen, 15 Johann Sebastian Bach gemäß seiner Doppelrolle als »Hoff Organist« und »Cammer Musicus«. Seine Weimarer Anstellung fiel ungleich gehaltvoller aus als die vorherige Tätigkeit in Mühlhausen, in jeder Hinsicht des Wortes, auch in finanzieller: für den frisch verheirateten Komponisten kein ganz nebensächlicher Aspekt. Aber natürlich bieten Bachs Weimarer Jahre, von 1708 bis 1717, nicht bloß lehrreichen Stoff für die Sozialgeschichte des Musikerstandes. »Bach und Weimar, bezieht sich das nicht noch in einem anderen Sinne aufeinander als in dem der Bachbiographie und der Bachforschung?«, fragte der Philosoph Hans-Georg Gadamer. »Benennen diese beiden Namen nicht zwei tragende Pfeiler unseres ganzen geistigen Seins? Weimar, das Weimar Schillers und Goethes, das einst auch das Weimar Johann Sebastian Bachs gewesen ist, trägt es nicht wahrhaft allein noch die Trümmer dessen, was wir sind?« Gadamers drastische Wortwahl rührt an höchst unbequeme Glaubens- und Identitätsfragen. Die Musik Johann Sebastian Bachs – tragender Pfeiler oder Trümmerrest unserer Existenz? –, diese Musik sei unvergänglich neu, lebendig, »von unerschöpflicher Gegenwärtigkeit«, betonte Gadamer, »so sehr sie auch Ausdruck eines fürstlichen Zeitalters ist, das uns fremd wurde, das die Sprache einer Glaubensfestigkeit spricht, von der uns eine Welt des Zweifels oder der entschlossenen Eigenmächtigkeit trennt«. Die eigentliche Zeit der Weimarer Kantaten begann erst mit Bachs Ernennung zum Konzertmeister der herzoglichen Kapelle, eine Beförderung, die mit der Verpflichtung einherging, jeden Monat eine neue Kantate für den Gottesdienst in der Schlosskirche zu schreiben. Die chronologisch dritte Kantate, die Bach in seiner neuen Funktion vorlegte, war für den Pfingstsonntag am 20. Mai 1714 bestimmt: Erschallet, ihr Lieder BWV 172, eine Evangeliumsmusik, die nach der Lesung aus den Abschiedsreden Jesu an seine Jünger musiziert wurde: »Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.« Diese verheißungsvollen 16 Johann Sebastian Bach Die Wilhelmsburg: das herzogliche Schloss in Weimar vor dem Brand im Jahr 1774 Worte des Evangelisten Johannes (Kapitel 14, Vers 23) erschallen auch in Bachs Kantate, im zweiten Satz, einem Rezitativ, das festlich umrahmt wird vom einleitenden Chor und der anschließenden Bass-Arie mit der ungewöhnlich privilegierten Begleitung dreier Trompeten (nebst Pauken und Basso continuo). Dieses Instrumentarium repräsentiert, wovon der Sänger kündet, die »Heiligste Dreieinigkeit«, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, deren göttliche Majestät sich im höfischen Glanz des Trompetertrios spiegelt – weshalb auch hienieden auf Erden nur hohen Herrschaften vergönnt war, sich solche Musiker als Statussymbol bei Hofe zu halten. »Heiligste Dreieinigkeit, / Großer Gott der Ehren, / Komm doch, in der Gnadenzeit / Bei uns einzukehren«, heißt es im Wortlaut der Bass-Arie. »Komm doch in die Herzenshütten, / Sind sie gleich gering und klein«, bittet in aller Bescheidenheit und ostentativen Demut der unbekannte Dichter der Kantate. Möglicherweise war es der Weimarer Oberkonsistorialsekretär Salomon Franck alias »Cleander«, der diese geistliche Poesie erdacht hatte, getreu seinem Lebensmotto: »Non est mortale quod opto.« – »Nichts Sterbliches ist es, was ich erhoffe.« Aus diesem Grund ruft Franck (oder wer auch immer) in der nachfolgenden Tenor-Arie den unsterblichen Schöpfergeist an, der weht, wo er will, der nie vergeht – und der den Konzertmeister Bach zu wunderbar zarten, himmlisch beschwingten Linien der Streicher im Unisono inspirierte, mit 17 Johann Sebastian Bach »Weg zur Himmelsburg«: die ab 1619 errichtete und 1774 abgebrannte Weimarer Schlosskirche, in der Bachs Kantate BWV 172 erstmals erklang (Ölgemälde von Christian Richter um 1660) den höchsten Tönen der oktavierenden Flöte als Lichterspiel. Da könnte sich der Hörer, der nichts vom Pfingstfest und Cleanders frommen Versen wüsste, auch an die »zeffiretti lusinghieri« der italienischen Oper erinnert fühlen, die schmeichelnden Winde des Westens, denen nach den Vorstellungen der griechischen Mythologie ja ebenfalls ein Gott, Zephyros, innewohnt. Überaus weltlich geht es danach im innigen Liebesduett zwischen Anima und Spiritus Sanctus zu: »Liebste Liebe, die so süße, / Aller Wollust Überfluss / Ich vergeh, wenn ich dich misse«, schmachtet die Seele, aber der umgarnte Geist lässt sich nicht lange bitten: »Nimm von mir den Gnadenkuss […] Ich bin dein, und du bist mein!« Doch waren solche mystischen Minnegesänge in der geistlichen Lyrik des Barock nichts Un18 Johann Sebastian Bach gewöhnliches oder gar Anstößiges und in der biblischen Tradition des Hoheliedes auch in Bachs Kantaten gegenwärtig: als amouröse Dialoge zwischen Braut und Bräutigam, der Kirche und ihrem Herrn Jesus Christus oder eben an Pfingsten zwischen der empfänglichen Seele und dem sehnlichst erwarteten »Spiritus Sanctus«. Über dessen sakrale Würde erlaubt Bachs Komposition keinen Zweifel: Das Duett des Soprans mit dem Alt wird instrumental von der Choralmelodie »Komm, Heiliger Geist, Herre Gott« umspielt, sozusagen ins rechte Licht gerückt. Die vierte Strophe eines anderen Kirchenliedes, aus Philipp Nicolais Wie schön leuchtet der Morgenstern, beschließt die Kantate, wenngleich Bach ursprünglich am Ende noch den Anfang wiederholte, den Eingangschor »Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten!« Bei späteren Aufführungen in Leipzig sah er fallweise von dieser zyklischen Lösung ab und überließ Nicolais Choral das Finale: »Von Gott kömmt mir ein Freudenschein.« Leider kennen wir die Schlosskirche, in der Bachs Kantate Nr. 172 zum ersten Mal erklang, nur von einem zeitgenössischen Gemälde. 1774 ging sie, wie fast das gesamte Schloss, in einer Brandkatastrophe unter. Diese Kirche erhielt den programmatischen Namen »Weg zur Himmelsburg«. Der rechteckige Raum war dreistöckig von Arkaden umgeben. An der schmalen Stirnseite umstanden vier palmenartige Säulen den Altar und trugen wie auf einem Tempeldach die Kanzel. Dahinter ragte ein Obelisk auf, der ein Bild des lehrenden Jesus zeigte und schwebende, in den Himmel aufsteigende Kinderfiguren. In der Decke der Kirche war eine Öffnung gelassen, die den Blick weiter in die Höhe lenkte, zur Kuppel, dem mit Engeln und Wolken ausgemalten Himmelszelt. Der Raum in der Kuppel aber, die sogenannte »Capelle«, die durch eine Balustrade zur Deckenöffnung hin abgesichert war, diente der Orgel, der Hofkapelle, den Chorknaben und dem Konzertmeister Bach als ein wahrhaft überirdischer Saal, in dem die Hauptmusik des Gottesdienstes – auch Bachs Kantaten – musiziert wurde. Den Besuchern der Schlosskirche müssen die von oben, aus der Kuppel herabschallenden Töne wie seraphische Klänge eines Engelskonzertes erschienen sein. Über den himmlischen oder irdischen Ursprung der Bach’schen Musik ließe sich gleichwohl trefflich streiten, über ihren Bestimmungszweck jedoch nicht. Ob als Konzertmeister in Weimar oder als Thomaskantor in Leipzig: Johann Sebastian Bach komponierte seine (geistlichen) Kantaten selbstverständlich für den Gottesdienst, nicht für den Konzertsaal, er schrieb liturgische Musik, eingebunden in die überlieferte Form der Verkündigung und das historisch geprägte Glaubensbekenntnis. Während 19 Johann Sebastian Bach Die Nikolaikirche in Leipzig Stich nach Joachim Ernst Scheffler (1749) seines ersten Amtsjahres schuf der Thomaskantor Bach für den 11. Sonntag nach Trinitatis die Kantate Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei BWV 179, die am 8. August 1723 in der Leipziger Nikolaikirche erstmals aufgeführt wurde. Um sieben Uhr am Morgen fing der Hauptgottesdienst dort an, der insgesamt etwa vier Stunden in Anspruch nahm. Die Lesung des Evangeliums, das im Lektionston rezitiert, also gesungen wurde, bildete die Grundlage und Voraussetzung der jeweils musizierten Kantate, gab sie doch das Thema vor, das auch Bach und sein (unbekannter) Textdichter zu behandeln hatten. An jenem Sonntag der Trinitatis-Zeit wurden Verse aus dem 18. Kapitel des Lukas-Evangeliums vorgetragen, das Gleichnis vom eitlen, scheinheiligen Pharisäer und dem demütigen und reumütig zerknirschten Zöllner: »Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden«, lautet die moralische Ermahnung Jesu an die Adresse jener, »die sich anmaßten, fromm zu sein«. Aber der anonyme Verfasser der zwei Rezitative und zwei Arien dieser Kantate scheint sich in seinem religiösen Übereifer und selbstgerechten Zorn eher auf die Seite des Pharisäers zu neigen: Er zeigt sich doch eine Spur zu rigoros in seinen Verdammungsgesten, allzu auftrumpfend in seiner Bußpredigt – weshalb er seine Botschaft paradoxerweise zugleich 20 Johann Sebastian Bach Das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, Holzstich von Gustave Doré (1866) bekräftigt und ins Wanken bringt. »Meiner Ansicht nach kein Text, der nach Umrankung durch eine passende Melodie verlangt«, bemerkt nicht nur der Schriftsteller und Bach-Kenner Maarten ’t Hart. Die erste der beiden Arien, für Tenor, setzte Bach beinah quer und widerborstig zum Takt: als Ausdruck der Empörung oder als Sinnbild einer aus den Fugen geratenen, sittlich entgleisten Zeit? Die zweite Arie, für Sopran mit zwei obligaten Oboi da caccia, trifft dagegen in sprechender, fesselnder, bildhaft anschaulicher, ja zum Greifen plastischer Melodik ganz den Ton der Untröstlichkeit, der existentiellen Trauer über ein verfehltes Leben: »Meine Sünden kränken mich […] Ich versink in tiefen Schlamm!« Die immense Spannung dieser Kantate mit ihrer zwiespältigen Lehre vom falschen Glauben im richtigen bricht auf zwischen den beiden Chören, die Anfang und Ende bezeichnen. Am Beginn, auf die Worte aus dem apokryphen Buch Jesus Sirach: »Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei«, steht eine atemberaubende Gegenfuge – jedem Einsatz des Themas antwortet dessen Umkehrung, der Ursprung bringt sein Gegenteil hervor. Zum Schluss aber erklingt im vierstimmigen Satz die erste Strophe des Chorals Ich armer Mensch, ich armer Sünder, als hätte der Zöllner das letzte Wort: »Erbarme dich, erbarme dich, / Gott, mein Erbarmer, über mich!« Eine Welt des Zweifels trennt uns von dieser Glaubensfestigkeit. Doch eben diesen Widerspruch verhandelt Bachs Leipziger Kantate. 21 Johann Sebastian Bach Antonio Vivaldi »Dixit Dominus«, RV 594 Nr. 1 Dixit Dominus Dixit Dominus Domino meo: Sede a dextris meis. Nr. 1 Dixit Dominus Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten. Nr. 2 Donec ponam inimicos tuos Donec ponam inimicos tuos, scabellum pedum tuorum. Nr. 2 Donec ponam inimicos tuos Und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße. Nr. 3 Virgam virtutis tuae Virgam virtutis tuae emittet Dominus ex Sion: dominare in medio inimicorum tuorum. Nr. 3 Virgam virtutis tuae Der Herr wird das Zepter deines Reiches senden aus Zion: Herrsche unter deinen Feinden! Nr. 4 Tecum principium Tecum principium in die virtutis tuae in splendoribus sanctorum: ex utero ante luciferum genui te. Nr. 4 Tecum principium Das Königtum sei bei dir am Tage deiner Herrschaft im Glanz der Heiligen. Vor dem Morgenstern habe ich dich aus dem Leibe gezeugt. Nr. 5 Juravit Dominus Juravit Dominus, et non paenitebit eum: Tu es sacerdos in aeternum secundum ordinem Melchisedech. Nr. 5 Juravit Dominus Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks. Nr. 6 Dominus a dextris tuis Dominus a dextris tuis, confregit in die irae suae reges. Nr. 6 Dominus a dextris tuis Der Herr zu deiner Rechten wird zerschmettern die Könige am Tag seines Zornes. Nr. 7 Judicabit in nationibus Judicabit in nationibus, implebit ruinas: conquassabit capita in terra multorum. Nr. 7 Judicabit in nationibus Er wird richten unter den Völkern. Er wird häufen die Toten. Er wird zerschmettern das Haupt über ein großes Land. 22 Gesangstexte Nr. 8 De torrente De torrente in via bibet, propterea exaltabit caput. Nr. 8 De torrente Er wird trinken vom Bach am Weg; darum wird er das Haupt erheben. Nr. 9 Gloria Patri Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto. Nr. 9 Gloria Patri Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Nr. 10 Sicut erat in principio Sicut erat in principio, et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. Nr. 10 Sicut erat in principio Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. Antonio Vivaldi »Cum dederit«, aus: »Nisi Dominus«, RV 608 Nr. 4 Cum dederit Cum dederit dilectis suis somnum: ecce haereditas Domini, filii: merces, fructus ventris. Nr. 4 Cum dederit So viel gibt Gott dem, den er liebt, im Schlaf. Ja, Söhne sind ein Geschenk Jahwes, Kinder eine Belohnung. 23 Gesangstexte Johann Sebastian Bach »Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei«, Kantate, BWV 179 Nr. 1 Chor Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei, und diene Gott nicht mit falschem Herzen. Nr. 2 Rezitativ (Tenor) Das heut’ge Christentum Ist leider schlecht bestellt: Die meisten Christen in der Welt Sind laulichte Laodicäer Und aufgeblas’ne Pharisäer, Die sich von außen fromm bezeigen Und wie ein Schilf den Kopf zur Erde beugen; Im Herzen aber steckt ein stolzer Eigenruhm; Sie gehen zwar in Gottes Haus Und tun daselbst die äußerlichen Pflichten: Macht aber dies wohl einen Christen aus? Nein! Heuchler können’s auch verrichten. Nr. 3 Arie (Tenor) Falscher Heuchler Ebenbild Können Sodoms Äpfel heißen, Die mit Unflat angefüllt Und von außen herrlich gleißen. Heuchler, die von außen schön, Können nicht vor Gott bestehn. Nr. 4 Rezitativ (Bass) Wer so von innen wie von außen ist, Der heißt ein wahrer Christ. So war der Zöllner in dem Tempel; Der schlug in Demut an die Brust, Er legte sich nicht selbst ein heilig Wesen bei; Und diesen stelle dir, O Mensch, zum rühmlichen Exempel In deiner Buße für. Bist du kein Räuber, Ehebrecher, Kein ungerechter Ehrenschwächer, Ach! bilde dir doch ja nicht ein, Du seist deswegen engelrein. Bekenne Gott in Demut deine Sünden, So kannst du Gnad und Hilfe finden. Nr. 5 Arie (Sopran) Liebster Gott, erbarme dich, Lass mir Trost und Gnad erscheinen. Meine Sünden kränken mich Als ein Eiter in Gebeinen, Hilf mir, Jesu, Gottes Lamm, Ich versink in tiefen Schlamm. Nr. 6 Choral Ich armer Mensch, ich armer Sünder Steh hier vor Gottes Angesicht. Ach Gott, ach Gott, verfahr gelinder Und geh nicht mit mir ins Gericht. Erbarme dich, erbarme dich, Gott, mein Erbarmer, über mich! 24 Gesangstexte Antonio Vivaldi »Gloria«, RV 589 Nr. 1 Gloria in excelsis Deo Gloria in excelsis Deo. Nr. 1 Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Höhe. Nr. 2 Et in terra pax Et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Nr. 2 Et in terra pax Und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Nr. 3 Laudamus te Laudamus te. Benedicimus te. Adoramus te. Glorificamus te. Nr. 3 Laudamus te Wir loben dich. Wir preisen dich. Wir beten dich an. Wir rühmen dich. Nr. 4 Gratias agimus tibi Gratias agimus tibi. Nr. 4 Gratias agimus tibi Wir danken dir. Nr. 5 Propter magnam gloriam Propter magnam gloriam tuam. Nr. 5 Propter magnam gloriam Denn groß ist deine Herrlichkeit. Nr. 6 Domine Deus, Rex caelestis Domine Deus, Rex caelestis, Deus Pater omnipotens. Nr. 6 Domine Deus, Rex caelestis Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, Herrscher über das All. Nr. 7 Domine Fili Unigenite Domine Fili Unigenite, Jesu Christe. Nr. 7 Domine Fili Unigenite Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn. Nr. 8 Domine Deus, Agnus Dei Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris. Qui tollis peccata mundi, miserere nobis. Nr. 8 Domine Deus, Agnus Dei Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters. Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser. Nr. 9 Qui tollis peccata mundi Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram. Nr. 9 Qui tollis peccata mundi Du nimmst hinweg die Sünde der Welt, nimm an unser Gebet. 25 Gesangstexte Nr. 10 Qui sedes ad dexteram Patris Qui sedes ad dexteram Patris, miserere nobis. Nr. 10 Qui sedes ad dexteram Patris Du sitzest zur Rechten des Vaters, erbarme dich unser. Nr. 11 Quoniam tu solus Sanctus Quoniam tu solus Sanctus, tu solus Dominus, tu solus Altissimus, Jesu Christe. Nr. 11 Quoniam tu solus Sanctus Denn du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus. Nr. 12 Cum Sancto Spiritu Cum Sancto Spiritu in gloria Dei Patris. Amen. Nr. 12 Cum Sancto Spiritu Mit dem Heiligen Geist, zur Ehre Gottes des Vaters. Amen. Heilige Dreifaltigkeit, Renaissance-Gemälde von Jerónimo Cosida Äußerer Text: Der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn ist nicht der Heilige Geist, der Heilige Geist ist nicht der Vater Innerer Text: Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott 26 Gesangstexte Johann Sebastian Bach »Erschallet, ihr Lieder«, Kantate, BWV 172 Nr. 1 Chor Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten! O seligste Zeiten! Gott will sich die Seelen zu Tempeln bereiten. Nr. 2 Rezitativ (Bass) Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Nr. 3 Arie (Bass) Heiligste Dreieinigkeit, Großer Gott der Ehren, Komm doch in der Gnadenzeit Bei uns einzukehren, Komm doch in die Herzenshütten, Sind sie gleich gering und klein, Komm und lass dich doch erbitten, Komm und kehre/ziehe bei uns ein! Nr. 4 Arie (Tenor) O Seelenparadies, Das Gottes Geist durchwehet, Der bei der Schöpfung blies, Der Geist, der nie vergehet; Auf, auf, bereite dich, Der Tröster nahet sich. Nr. 5 Duett Sopran Komm, lass mich nicht länger warten, Komm, du sanfter Himmelswind, Wehe durch den Herzensgarten! Alt Ich erquicke dich, mein Kind. Sopran Liebste Liebe, die so süße, Aller Wollust Überfluss, Ich vergeh, wenn ich dich misse. Alt Nimm von mir den Gnadenkuss. Sopran Sei im Glauben mir willkommen, Höchste Liebe, komm herein! Du hast mir das Herz genommen. Alt Ich bin dein, und du bist mein! Nr. 6 Choral Von Gott kömmt mir ein Freudenschein, Wenn du mit deinen Äugelein Mich freundlich tust anblicken. O Herr Jesu, mein trautes Gut, Dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut Mich innerlich erquicken. Nimm mich, freundlich, in dein Arme, Dass ich warme werd von Gnaden: Auf dein Wort komm ich geladen. 27 Gesangstexte br-klassik HIGHLIGHTS IM Fernsehen Bayerisches Fernsehen Donnerstag, 1. Oktober 2015 | 23.25 Uhr Max Raabe und das Palast Orchester Eine Nacht in Berlin (2014) Samstag, 3. Oktober 2015 | 10.30 Uhr Der Sänger Christian Gerhaher Ein Film von Eckhart Querner (2014) Samstag, 3. Oktober 2015 | 11.15 Uhr Christian Gerhaher singt Mahler »Rückert-Lieder« Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung: Bernard Haitink Konzertaufzeichnung aus der Philharmonie im Gasteig (2015) Christian Gerhaher ARD-ALPHA Sonntag, 4. Oktober 2015 | 11.00 Uhr U21 – VERNETZT Das Musikmagazin aus dem Radiostudio Gast: Anneleen Lenaerts, Solo-Harfenistin der Wiener Philharmoniker Moderation: Annekatrin Schnur br-klassik.de br-klassik HIGHLIGHTS IM RADIO Montag, 28. September 2015 | 13.05 Uhr Cantabile »Der Sturm« Shakespeares weises Altersdrama hat viele Komponisten inspiriert Einige der schönsten Vertonungen in »Cantabile« Dienstag, 29. September 2015 | 18.05 Uhr Klassik-Stars Jerusalem Quartet Joseph Haydn: Streichquartett f-Moll, op. 20 Nr. 5 Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur, op. 44 (Alexander Melnikov, Klavier) Mittwoch, 30. September 2015 | 22.05 Uhr Der Chor des Bayerischen Rundfunks Werke von Thomas Tallis, Ralph Vaughan Williams und Benjamin Britten Donnerstag, 1. Oktober 2015 | 19.05 Uhr KlassikPlus »Kremerspiegel« Bernhard Neuhoff im Gespräch mit dem Geiger Gidon Kremer über Beethovens Violinkonzert Gidon Kremer br-klassik.de Anna Prohaska Bereits mit 17 Jahren gab Anna Prohaska ihr Debüt an der Komischen Oper Berlin in Brittens The Turn of the Screw. Seit 2006 ist sie Ensemblemitglied der Staatsoper Unter den Linden. Unter der Leitung von Dirigenten wie Daniel Barenboim und Simon Rattle begeisterte sie das Publikum dort u. a. als Sophie (Der Rosenkavalier), Poppea (Agrippina), Anne Trulove (The Rake’s Progress), Oscar (Un ballo in maschera) sowie in den Mozart-Partien Susanna, Blonde, Zerlina und Despina. Immer wieder widmet sich Anna Prohaska der zeitgenössischen Musik, so wirkte sie 2012 bei den Uraufführungen von Wolfgang Rihms Mnemosyne sowie Jörg Widmanns Oper Babylon mit. Auch der Alten Musik gilt ihr Interesse, hier zählen Nikolaus Harnoncourt, die Academy of Ancient Music und die Akademie für Alte Musik Berlin zu ihren wichtigsten Partnern. Als Konzertsängerin arbeitet Anna Prohaska regelmäßig mit weltweit führenden Orchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Lucerne Festival Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic und dem Boston Symphony Orchestra zusammen. Liederabende führen sie nach Schwarzenberg, Berlin, Wien, London, Hamburg, Amsterdam und Paris, begleitet wird sie dabei u. a. von Eric Schneider, Maurizio Pollini, András Schiff und Daniel Barenboim. Auf CD ist Anna Prohaska mit Pergolesis Stabat mater, Bergs Lulu-Suite sowie den SoloAlben Sirène und Enchanted Forest zu erleben. 2014 erschien ihr Lied-Album Behind the Lines, das sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzt. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks war sie zuletzt im Oktober 2013 mit Ausschnitten aus Opern von Weber, Dvořák und Strawinsky zu hören. Anna Prohaska gewann mehrere Preise, u. a. einen ECHO Klassik, den Daphne-Preis und den Schneider-Schott-Musikpreis. 30 Biographien Katja Stuber Katja Stuber studierte bei Christian Gerhaher an der Münchner Musikhochschule und schloss ihr Studium 2008 mit Auszeichnung ab. Zudem besuchte sie in München die Oratorien- und Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut Deutsch. Ihr Meisterklassenstudium bei Ruth Ziesak in Saarbrücken beendete sie 2011 ebenfalls mit Auszeichnung. Derzeit arbeitet die Sopranistin mit Margreet Honig in Amsterdam. 2009/2010 war Katja Stuber Ensemblemitglied am Staatstheater am Gärtnerplatz, an das sie danach als Gast zurückkehrte. In der Rolle des Jungen Hirten in Tannhäuser debütierte sie 2011 bei den Bayreuther Festspielen unter Thomas Hengelbrock. Auch von 2012 bis 2014 gestaltete sie diese Partie auf der Bayreuther Festspielbühne, dann unter Christian Thielemann und Axel Kober. Seit der Spielzeit 2014/2015 ist Katja Stuber Ensemblemitglied am Staatstheater in Darmstadt und war dort bisher als Minerva (Il ritorno d’Ulisse in patria), Gretel (Hänsel und Gretel), Xenia (Boris Godunow) und Ännchen (Der Freischütz) zu erleben. Als Konzertsolistin musiziert sie u. a. mit dem Münchner Rundfunkorchester, dem WDR und dem NDR Sinfonieorchester, Concerto Köln, dem Balthasar-Neumann-Ensemble sowie der Akademie für Alte Musik Berlin. 2013 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Requiem, bei den diesjährigen Festspielen gestaltete sie die Partie der Belinda in Dido and Aeneas. Weitere Konzert-Debüts führten sie dieses Jahr als Yniold in Debussys Pélleas et Mélisande zum Swedish Radio Symphony Orchestra unter Daniel Harding nach Stockholm sowie mit Nielsens Dritter Symphonie zu den Bamberger Symphonikern und dem Gewandhausorchester Leipzig unter Herbert Blomstedt. In Kürze erscheint ihre erste Solo-CD mit Liedern von Schubert, Hindemith und Weill. 31 Biographien Marie-Claude Chappuis Die in Fribourg (Schweiz) geborene Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis studierte in ihrer Heimatstadt und am Salzburger Mozarteum. Mittlerweile ist sie vielgefragter Gast an den renommierten Bühnen Europas und singt u. a. regelmäßig an der Berliner Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen, am Grand Théâtre de Genève, beim Festival d’Aix-en-Provence, am Opernhaus Zürich und am Theater an der Wien. Unter der Leitung von Dirigenten wie Giovanni Antonini, Riccardo Chailly, Charles Dutoit, Philippe Herreweghe, John Eliot Gardiner, Nikolaus Harnoncourt, Riccardo Muti und Roger Norrington widmet sie sich Werken des barocken, klassischen und romantischen Repertoires. Auf der Opernbühne hat sie mehr als 30 Rollen verkörpert, darunter Sesto (La clemenza di Tito), Idamante (Idomeneo), Carmen, Charlotte (Werther), Ottavia (L’incoronazione di Poppea) und Hänsel (Hänsel und Gretel). Als Dorabella (Così fan tutte) war sie u. a. bei den Salzburger Festspielen 2013 zu hören. Zu den Höhepunkten der Saison 2014 zählten Auftritte in Strauß’ Fledermaus in Genf, Mozarts La finta giardiniera in Lille und Dijon, Cavalieris Rappresentatione di anima, et di corpo in Berlin, Berlioz’ Les nuits d’été in St. Gallen, Schuberts Fierrabras bei den Salzburger Festspielen und Beethovens Missa solemnis in Tokio. Ihre Diskographie beinhaltet u. a. die Altpartie in der Matthäus-Passion, Annio in La clemenza di Tito und Telemanns Brockes-Passion, eine Aufnahme, die 2010 mit dem Midem Classical Award ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschienen unter großem Beifall der Fachpresse Einspielungen von La finta giardiniera, Caplets Le miroir de Jésus und Mozarts Requiem. Gemeinsam mit dem Chor des Bayerischen Rundfunk war MarieClaude Chappuis bereits 2012 mit Werken von Mendelssohn und Bach zu hören. 32 Biographien Samuel Boden Der britische Tenor Samuel Boden studierte am Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance in London bei John Wakefield Gesang und schloss mit höchster Auszeichnung ab. Sein breites Repertoire umfasst sowohl alte als auch neuere Musik, was auch seine Diskographie widerspiegelt: Werke von Monteverdi, Charpentier, Purcell, Rameau, Bach, aber auch zeitgenössischer Komponisten wie Tansy Davies und Alec Roth hat er aufgenommen. Im Stimmfach des »haute-contre« (ähnlich dem Countertenor, jedoch mit Bruststimme gesungen) gilt Samuel Boden als Spezialist, was ihn zum begehrten Interpreten des französischen Repertoires des Barock werden ließ. Er sang u. a. die Titelrolle in Cavallis L’Ormindo am Sam Wanamaker Playhouse (Royal Opera), Anfinomo in Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria in einer Produktion der English National Opera am Young Vic sowie Actéon in Charpentiers gleichnamiger Pastorale en musique an der Opéra de Dijon und der Opéra de Lille. Des Weiteren war er als Hippolyte in Rameaus Hippolyte et Aricie mit dem Ensemble Pygmalion und als Abaris in Les Boréades beim Festival d’Aix-enProvence gemeinsam mit Les Musiciens du Louvre zu hören. In ganz Europa tritt er mit hochangesehenen Ensembles und Orchestern auf, wie den Gabrieli Consort & Players, Ex Cathedra, The Royal Northern Sinfonia, Les Arts Florissants, dem BBC Symphony Orchestra, dem hr-Sinfonieorchester und dem Collegium Vocale Gent. Samuel Boden erhielt zahlreiche Preise, darunter den Ricordi Opera Prize sowie Auszeichnungen durch die Harold Hyam Wingate Foundation und den Arts and Humanities Research Council. 2015 war er u. a. in der Titelrolle in Glucks Orphée et Eurydice an der Nederlandse Reisopera in Enschede zu hören, 2016 wird er bei der Mozartwoche in Salzburg debütieren. 33 Biographien Christian Immler Christian Immler begann seine Laufbahn im Tölzer Knabenchor, studierte Gesang in München und Frankfurt und schloss seine Ausbildung mit dem Opernkurs an der Londoner Guildhall School bei Rudolf Piernay ab. 2001 wurde er mit dem Ersten Preis des Concours Nadia et Lili Boulanger in Paris ausgezeichnet. Sowohl im Konzert- als auch im Opernfach hat sich der deutsche Bariton in den letzten zehn Jahren großes internationales Renommee erworben. Er singt unter namhaften Dirigenten wie Marc Minkowski, Philippe Herreweghe, William Christie, Jordi Savall, Helmuth Rilling, Daniel Harding und Lothar Zagrosek. Unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt trat er mit Bachs Matthäus-Passion im Wiener Musikverein auf, beim Boston Early Music Festival verkörperte er die Rolle des Seneca in Monteverdis L’incoronazione di Poppea, Antinoo in Il ritorno d’Ulisse in patria und war an der Seite von Philippe Jaroussky in Agostino Steffanis Niobe, Regina di Tebe zu erleben. Auch wenn Barock und Klassik, allem voran Werke von Bach, Händel, Haydn und Mozart, die wichtigste Konstante seines Repertoires bilden, hat Christian Immler sein künstlerisches Spektrum stetig erweitert. Orchesterlieder von Mahler, Brahms’ Deutsches Requiem sowie Werke von Mendelssohn, Schostakowitsch und Křenek stehen ebenso in seinem Kalender wie Auftritte an der Opéra Comique Paris, der New Israeli Opera Tel Aviv oder dem Teatro Colón in Buenos Aires. Daneben gastiert er als leidenschaftlicher Liedsänger u. a. in der Londoner Wigmore Hall, der Tonhalle Zürich und im Salzburger Mozarteum. Erst kürzlich erschien sein Heine-Lieder-Album Im schönen Strome mit Werken von Schumann, Liszt und Robert Franz. Christian Immler ist Professor für Gesang an der Musikhochschule Lausanne/ Fribourg. 34 Biographien www.ard-musikwettbewerb.de Klaviertrio Gesang Bläserquintett Oboe Trompete Klavier Schlagzeug Viola Klarinette Flöte Violoncello Fagott Posaune Harfe Klavierduo Horn Streichquartett Violine Kontrabass Orgel Gitarre ontrabass arfe treichquartett orn 65. Internationaler Musikwettbewerb der ARD München 29. August bis 16. September 2016 Nächster Wettbewerb 2017: Klavier Violine Oboe Gitarre 36 Biographien Giovanni Antonini Der Name des italienischen Dirigenten und Flötisten ist untrennbar mit dem des Alte-Musik-Ensembles Il Giardino Armonico verbunden. 1985 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern, seit 1989 leitet er das Ensemble, zugleich steht er – sowohl mit der Block- als auch mit der Traversflöte – immer wieder als Solist vor seinen Musikern. Tourneen durch ganz Europa, Nord- und Südamerika, Australien, Japan und Malaysia sowie eine Vielzahl hochgelobter CD-Einspielungen haben dem Ensemble in der Originalklang-Szene einen führenden Platz zugewiesen. Preise wie der Grammy Award (2000 für das Vivaldi-Album mit Cecilia Bartoli), der Diapason d’Or (2005 für Violinkonzerte von Vivaldi mit Viktoria Mullova) sowie der ECHO Klassik als »Ensemble des Jahres/Alte Musik« 2009 belegen dies eindrücklich. Viele weitere Aufnahmen liegen vor, so die Vier Jahreszeiten von Vivaldi, die Brandenburgischen Konzerte von Bach, Werke von Biber und Locke, Vivaldis Oper Ottone in villa, Händels Concerti grossi op. 6 sowie ein zweites Album mit Cecilia Bartoli (Sacrificium), das sich der Geschichte der Kastraten widmet. 2014 starteten Giovanni Antonini und Il Giardino Armonico ein monumentales Projekt: Haydn 2032, eine Gesamteinspielung aller Haydn-Symphonien mit dem Ziel, diese zu Haydns 300. Geburtstag 2032 in einem konzentrierten, über mehrere europäische Länder verteilten Zyklus aufzuführen. Erst kürzlich ist die erste Folge dieser Edition, La passione, mit einem ECHO Klassik geehrt worden. Antonini, der seine Ausbildung an der Civica Scuola di Musica seiner Heimatstadt Mailand und am Centre de Musique Ancienne in Genf erhielt, ist auch ein gefragter Gastdirigent bei den großen Symphonieorchestern, wie den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg oder dem Leipziger Gewandhausorchester. Mit dem Kammerorchester Basel entsteht eine Gesamteinspielung der Beethoven-Symphonien, von der bereits die Symphonien Nr. 1 bis 8 vorliegen. Auch als Operndirigent genießt Giovanni Antonini hohes Ansehen. In der Spielzeit 2008/ 2009 gastierte er mit Le nozze di Figaro und Alcina an der Mailänder Scala, bei den Salzburger Festspielen war er mit Händels Giulio Cesare (2012) und Bellinis Norma (2013 und 2015) zu erleben. Mit zunehmendem Interesse widmet sich Giovanni Antonini auch der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, wobei er besonderes Augenmerk auf die Kunst der Improvisation richtet. Seit 2013 ist er Künstlerischer Leiter des Festivals Wratislavia Cantans in Polen. Am Pult des Symphonieorchesters war er zuletzt im Oktober 2012 mit zwei Kantaten und dem Vierten Brandenburgischen Konzert von Bach zu Gast, bei dem er auch selbst Blockflöte spielte. 37 Biographien 1. und 2.10. 20 Uhr Herkulessaal N OSTA SCH SCH KOWIT HERAS CASADO SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Pablo Heras-Casado Dirigent, Alisa Weilerstein Violoncello – JOSEPH HAYDN Symphonie C-Dur, Hob. I:50; Dmitrij Schostakowitsch Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2, op. 126; Symphonie Nr. 9 Es-Dur, op. 70 Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65 Einführung: 18.45 Uhr HAYD SYMPHONIEORCHESTER RUNDFUNKORCHESTER DO. 8.10.2015 FR. 9.10.2015 Herkulessaal 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 1. Abo B SO. 11.10.2015 Prinzregententheater 19.00 Uhr Konzerteinführung 18.00 Uhr 1. Sonntagskonzert MARISS JANSONS Leitung DENIS MATSUEV Klavier SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS WITOLD LUTOSŁAWSKI »Variationen über ein Thema von Paganini« GEORGE GERSHWIN »Rhapsody in Blue« GEORGE ENESCU »Rumänische Rhapsodie« A-Dur, op. 11/1 MAURICE RAVEL »Rapsodie espagnole« FRANZ LISZT »Ungarische Rhapsodie« Nr. 2 c-Moll ÜBERRASCHUNGSSTÜCK IVAN REPUŠIĆ Leitung ELENA MOSUC Sopran EVELIN NOVAK Sopran YOSEP KANG Tenor ÁLVARO ZAMBRANO Tenor JAN-HENDRIK ROOTERING Bassbariton u. a. CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER GIACOMO PUCCINI »La rondine« Lyrische Komödie in drei Akten (konzertant) € 18 / 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82 € 18 / 28 / 37 / 45 / 52 39 Vorschau SYMPHONIEORCHESTER KAMMERORCHESTER DO. 15.10.2015 FR. 16.10.2015 Philharmonie 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.45 Uhr 1. Abo A SO. 18.10.2015 Prinzregententheater 11.00 Uhr 1. Konzert MARISS JANSONS Leitung SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS PETER I. TSCHAIKOWSKY Fantasie-Ouvertüre »Romeo und Julia« JEAN SIBELIUS »Karelia-Suite«, op. 11 EDGARD VARÈSE »Amériques« ÜBERRASCHUNGSSTÜCK € 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82 VESSELINA KASAROVA Mezzosopran RADOSLAW SZULC Künstlerische Leitung KAMMERORCHESTER DES SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS GEORG FRIEDRICH HÄNDEL »Cara sposa, amante cara, dove sei?« (aus: »Rinaldo«, HWV 7a) BÉLA BARTÓK Rumänische Volkstänze, Sz 68 KRASSIMIR KYURKCHIYSKI (Arr.) Bulgarische Lieder RADOSLAV LAZAROV »Song and Toccata misterioso« WOLFGANG AMADEUS MOZART Symphonie Nr. 4 D-Dur, KV 19 Marsch F-Dur, KV 248 Arien aus »Mitridate, re di Ponto«, KV 87 € 34 / 46 / 56 / 63 / 68 / 74 Vorverkauf auch über Bell’Arte, Tel.: (089) 8 11 61 91 41 Vorschau B r- K L a SSI K-Stu d io konzerte LIEDERABEND FLOrIan BOeSCH BARITON MaLCOLM MartIneaU KLAVIER Schubert Schumann Liszt Karten: Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 089 / 59 00 10 880 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81 facebook.com/brklassik Foto: Lukas Beck Dienstag 27. Oktober 2015 20.00 Uhr Studio 2 im Funkhaus Auch live im Radio auf BR-KLASSIK und als Videostream auf br-klassik.de MUSICA VIVA kartenvorverkauf FR. 23.10.2015 20.00 Uhr Konzerteinführung 18.30 Uhr SO. 25.10.2015 19.00 Uhr Konzerteinführung 17.30 Uhr Herkulessaal 1. Abo / Stockhausen-Festival BRticket Foyer des BR-Hochhauses Arnulfstr. 42, 80335 München Mo.–Fr. 9.00–17.30 Uhr Telefon: (089) 59 00 10 880 Telefax: (089) 59 00 10 881 Online-Kartenbestellung: www.br-klassikticket.de PETER EÖTVÖS Leitung PIERRE-LAURENT AIMARD Klavier PAUL JEUKENDRUP Klangregie SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS München Ticket GmbH Postfach 20 14 13 80014 München Telefon: (089) 54 81 81 81 Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen KARLHEINZ STOCKHAUSEN »Hymnen (Dritte Region)«, elektronische Musik mit Orchester »Klavierstück IX« »Hymnen (Dritte Region)« (Wdh.) Schüler- und Studentenkarten zu € 8,– bereits im Vorverkauf € 12 / 25 / 38 43 Vorschau / Karten IN JEDER EPOCHE NEU ENTDECKT BACH · MATTHÄUS-PASSION 2 DVD 900509 „Nach dem Weihnachtsoratorium (...) ein weiterer Meilenstein in der Diskografie des südlichsten deutschen Rundfunkchores. Ein exquisit besetztes Solistenensemble und Concerto Köln als versiertes Orchester ergänzen eine Produktion von hohem künstlerischen Rang. Transparenz und Textverständlichkeit sind vorbildlich, und auch der Aufnahme fehlt jeder Makel eines Live-Mitschnitts.“ FonoForum, Juli 2014 3 CD 900508 Aufzeichnung des Konzertes im Münchner Herkulessaal mit dramaturgischer Lichtregie. 2 CD 900900 KARINA GAUVIN · GERHILD ROMBERGER MAXIMILIAN SCHMITT · JULIAN PRÉGARDIEN MICHAEL NAGY · KARL-MAGNUS FREDRIKSSON CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS REGENSBURGER DOMSPATZEN CONCERTO KÖLN PETER DIJKSTRA www.br-klassik.de/label EBENFALLS ERHÄLTLICH BACH: MATTHÄUS-PASSION Werkeinführung von Wieland Schmid Erhältlich im Handel und im BRshop Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Mariss Jansons Chefdirigent NIKOLAUS PONT Orchestermanager Bayerischer Rundfunk Rundfunkplatz 1 80335 München Telefon: (089) 59 00 34 111 IMPRESSUM Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Publikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks REDAKTION Dr. Renate Ulm (verantwortlich) Dr. Vera Baur GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT Bureau Mirko Borsche UMSETZUNG Antonia Schwarz, München DRUCK alpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung Textnachweis Judith Kaufmann und Wolfgang Stähr: Originalbeiträge für dieses Heft; Gesangstexte: nach den Chorpartituren; Biographien: Anna-Lena Wende (Prohaska, Chappuis, Boden), Vera Baur (Stuber, Immler, Antonini). Bildnachweis Wikimedia Commons (Anonymes Bildnis eines Musikers, Gemälde von Canaletto, Heilige Dreifaltigkeit von Jerónimo Cosida); Teophil Antonicek und Elisabeth Hilscher: Vivaldi, Graz 1997 (Ospedale della Pietà, Karikatur); Walter Kolneder und Karl-Heinz Jürgens: J. S. Bach. Lebensbilder, Bergisch Gladbach 1984 (Bach, Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar, Wilhelmsburg und Schlosskirche in Weimar, Nikolaikirche in Leipzig); © Jim Rakete / Sony Classical (Gerhaher); © Kasskara (Kremer); © Harald Hoffmann / DG (Prohaska); © Maria Conradi (Stuber); © Jo Simoes (Chappuis); © Robert Bridgens (Boden); © Marco Borggreve (Immler); © Kemal Mehmet Girgin (Antonini); Archiv des Bayerischen Rundfunks. Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. 45 Impressum A Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Sprungbrett zu den Orchestern der Welt Ausbildungsplätze 4 Violinen 1 Flöte 2 Violen 2 Violoncelli 1 Oboe 1 Trompete 1 Horn 2 Kontrabässe 1 Klarinette 1 Posaune 1 Fagott 1 Pauke mit Schlagzeug Ausbildung • Instrumentaler Einzelunterricht • Mentales Training • Kammermusik • Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland Konzerttermin • Dienstag, 24. November 2015, Allerheiligen-Hofkirche Förderer Die Akademie dankt F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e.V. Kontakt Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Geschäftsführung: Christine Reif Hanselmannstraße 20, 80809 München Telefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757 E-Mail: [email protected] www.br-klassik.de Sonderkonzert 27.9. 2 015 br-so.de br-klassik.de
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