Titel der Arbeit Untersuchung der Auswirkungen von Auszeichnungsfehlern der Transporteinheiten in der Warenannahme des österreichischen Lebensmitteleinzelha Management Summary: Kurzfassung der Arbeit (max. 500 Wörter) Der zentrale Teil dieser Masterarbeit ist eine empirische Untersuchung in der Warenannahme des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels. Marktführer REWE und SPAR (zusammen rund 60% Marktanteil) sowie die Dienstleister für Tiefkühllogistik TKL und DAILY ermöglichten mehrere Besuche in 12 verschiedenen Warenannahmen. Neben einer Prozessanalyse lag der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Verwendung der Transportetiketten sowie den auftretenden Fehlern in Zusammenhang mit den Transportetiketten und die Konsequenzen, die durch diese Fehler hervorgerufen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Prozesse und damit auch die Verwendung der Transportetiketten in den Verteilzentren eine deutliche Heterogenität aufweisen. Die Annahmeprozesse sind stark beeinflusst von der Infrastruktur der Verteilzentren sowie ihrem Automatisierungsgrad. Warenannahme über Fördertechnik mit vollautomatischen Scannern steht hier einer flexiblen Annahme mit mobilen Computerarbeitsplätzen und Handscannern gegenüber. Ein Verwendungsgrad von bis zu 97% in manchen Warenannahmen wurde festgestellt. Im Vergleich dazu arbeiten andere Verteilzentren jedoch gar nicht mit dem Transportetikett. Der auf dem Transportetikett genutzte SSCC (Serial Shipping Container Code) wird zu 93% im Trockensortiment verwendet, gefolgt von 85% Verwendungsgrad im Tiefkühlsortiment. Deutlich geringer ist der Anteil im Obst- und Gemüsebereich 44% sowie mit 42% für Wurst-, Käseund Milchprodukte. Die Anzahl defekter Transportetiketten wurden sowohl auf Basis von Systemdaten als auch durch eine Primärerhebung ermittelt. Insgesamt zeigten laut Systemdaten rund 26% der angenommenen Transporteinheiten fehlerhafte Etiketten und 16% laut erhobenen Daten. Beide Ergebnisse unterliegen verschiedenen Einflüssen, können jedoch als Gesamtbereich gesehen werden in dem die tatsächliche Anzahl der defekten Etiketten liegt. Ferner, beide Datensätze zeigten die geringste Anzahl an defekten Transportetiketten im Trockensortiment (4%-7%) und die meisten Fehler bei Wurst-, Käse-, und Milchprodukte (30%-37%). Beobachtete Fehler waren eine fehlerhafter SSCC 34% , nicht Scanbarkeit des Etiketts 13%, schlechte Barcodequalität 13%, fehlerhafte Positionierung des Etiketts 11%, kein Transportetikett 9%, verschiedene Etiketten auf einer Transporteinheit 8%, fehlerhafte elektronische Liefermeldung (DesAdv) 2%. Darüber hinaus wurde eine stark differenzierte Vorgehensweise bei der Handhabung der aufgezeigten Mängel festgestellt. Generell werden Kosten zwischen € 0,75 pro Transportetikett und € 5,00 pro Transporteinheit mit defektem Transportetikett an Produzenten weiterverrechnet. Insgesamt sind gewichtet rund € 1.789.200,00 an Kosten für Fehlerbehebung im Zusammenhang mit Transportetiketten angefallen. Der Einfluss von defekten Transportetiketten auf die Produktivität wurde anhand von Prozesszeitmessungen festgestellt. Dabei ist zu erkennen, dass die Produktivität der Warenannahme durch defekte Transporteinheiten deutlich sinkt, da der Prozess siebenmal länger dauert. Für eine durchschnittliche Lieferung von 25 Paletten würde das eine Erhöhung der Prozesszeiten um 69 Minuten bedeuten. Weiters konnte festgestellt werden, dass die Prozesszeit durch die Verwendung einer DesAdv deutlich verbessert wird, diese jedoch nur vereinzelt genutzt wird. Korrekte Transportetiketten sowie eine erweiterte Nutzung in Kombination mit einer elektronischen Liefermeldung unterstützen daher einen produktiveren Warenannahmeprozess und damit einen reibungsloseren Ablauf entlang der Versorgungskette (Supply Chain). Wissenschaftspreis 2015 – Management Summary Seite 2 von 4 Stellungnahme zu den folgenden bewertungsrelevanten Aspekten der Arbeit 1. Relevanz für den Handel: Ist das Thema bereits im Handel erforscht worden? Welche neuen Erkenntnisse für den Handel hält die Arbeit bereit? (max. 200 Wörter) Im Rahmen dieser Masterarbeit wurden erstmals Daten zum Warenannahmeprozess im Lebensmitteleinzelhandel erhoben. Die Repräsentativität wird durch die leistungsstarken Kooperationspartner und Marktführer im Bereich Einzelhandel in Österreich, REWE und SPAR dokumentiert. Neben einer Prozessanalyse lag der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Verwendung der Transportetiketten sowie den auftretenden Fehlern Darüber hinaus wurden die aus den Fehlern resultierenden Kosten- und Zeitverzögerungskonsequenzen deutlich aufgezeigt. Die Arbeit trägt damit zur Visualisierung des Annahmeprozesses im Lebensmitteleinzelhandel, also der Schnittstelle zwischen Lieferanten und Händler, bei. Sie verdeutlicht die Funktion von Transportetiketten und bildet die Grundlage für weitere Projekte zur Prozessoptimierung. Außerdem zeigt die Arbeit dass nicht wie bisher vermutet das Sortiment ausschlaggebend für die Verwendung von Transportetiketten ist, sondern noch stärker die Prozesse in den einzelnen Verteilzentren. Durch die Ergebnisse der Prozesszeitmessungen wird gezeigt welchen Einfluss die Transportetiketten auf die Produktivität an der Warenannahme haben. Einige Fehler der Auszeichnung von Transporteinheiten werden vom Lebensmitteleinzelhändler verbessert und an den Produzenten weiter verrechnet. Im Rahmen der Arbeit wurde erhoben welche Fehler verbessert werden, wie diese weiter verrechnet werden und welche Kosten dadurch für den Händler und den Produzenten entstehen. 2. Umsetzbarkeit im Handel: Wo liegt der Anwendungsnutzen für den Handel? (max. 200 Wörter) Auf Basis der Ergebnisse der empirischen Erhebung können Maßnahmen zur Erhöhung der Datenqualität und der Genauigkeit der Transportetiketten getroffen werden. Wie die Prozesszeitmessungen verdeutlichen, kann durch eine Verminderung der defekten Transportetiketten die Produktivität an der Warenannahme gesteigert werden. Außerdem kann die Erhöhung der Verwendung von elektronischen Lieferbenachrichtigungen (DesAdv) die Prozesszeiten an der Warenannahme deutlich verkürzen. Ergänzend ergeben sich kürzere Wartezeiten für Lieferanten sowie einen höheren Umschlag an der Warenannahme für den Händler. Die Masterarbeit trägt damit zur Visualisierung des Warenannahmeprozesses bei und zeigt Bereiche für weiter Studien und Verbesserungsprojekte auf. Erste konkrete Maßnahmenvorschläge, wie zum Beispiel ein Wettbewerb für Lieferanten über 4 Wochen in denen die Datenqualität genau beobachtet wird oder Informationsworkshops in denen die Funktion der Transportetiketten an die Mitarbeiter der Warenannahme kommuniziert werden, sind ebenfalls Teil der Arbeit. Diese Maßnahmen können mit relativ geringen Mitteln umgesetzt werden. Kostenlose Unterstützung für Mitglieder in fachlichen Fragen bietet zum Beispiel das Unternehmen Gs1, welches Verbesserungen für Geschäftsprozesse entlang der Supply Chain bietet. Die Arbeit ist damit sehr praxisnah, bietet Informationen für Handelsunternehmen über diverse Möglichkeiten der Abwicklung der Warenannahme, und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten, in der Gestaltung ihrer Prozesse, auf. Wissenschaftspreis 2015 – Management Summary Seite 3 von 4 3. Innovationskraft der Idee (max. 200 Wörter) Wissenschaftlichen Datenbanken weisen bislang keine Dokumentation über empirische Untersuchungen des Warenannahmeprozesses im österreichischen Lebensmittelhandel auf. Die Masterarbeit ist daher die erste Repräsentation über die praktische Durchführung der Warenannahme. Prozesse werden in detaillierten Flussdiagrammen dargestellt und somit erstmals visualisiert. Bisher verfügten auch die teilnehmenden Unternehmen über keine Aufzeichnungen ihrer Prozessabläufe. Neben den von den Kooperationspartnern zur Verfügung gestellten Daten wurden umfangreiche Primärerhebung über den Warenannahmeprozess und die Verwendung von Transportetiketten durchgeführt und zu praktikablen Verbesserungsvorschlägen zusammengefasst. 4. Angewandte wissenschaftliche Methode (max. 100 Wörter) Zum einen wurde eine umfangreiche Literatur Analyse über die Relevanz von Information und Kommunikation für Supply Chains sowie über Informations- und Kommunikationstechnologien, die speziell im Lebensmitteleinzelhandel eingesetzt werden, durchgeführt. Im Rahmen der empirischen Untersuchung fand sowohl eine primäre als auch eine sekundäre Datenerhebung statt. Primäre Daten wurden durch Expertengespräche anhand eines zuvor entwickelten einheitlichen Interviewleitfadens und strukturierten Beobachtungen von 12 Warenannahmeprozessen in 7 verschiedenen Großverteilzentren erhoben. Sekundäre Daten stammen aus Reports welche auf Basis der Aufzeichnungen der Warenwirtschaftssysteme der Lebensmitteleinzelhändler zusammengestellt wurden. Wissenschaftspreis 2015 – Management Summary Seite 4 von 4
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