SCHNEETAG Ex-Skirennfahrer und zwei facher Weltmeister Michael von Grünigen (l.) führt Workshops durch. Flumsi und Flumsina begrüssen die Schneetag-Teilnehmer (o.). Links: Die Organisatoren der «Schweizer Familie» (in blauen Jacken), von Sport 2000 (grün) und Flumserberg (rot/schwarz). FRÖHLICHE STIMMUNG im Schneegestöber Ski- und Snowboardkurse in der Kälte, Punsch und Suppe im warmen Zelt. Die Teilnehmer des ersten NATIONALEN SCHNEETAGS der «Schweizer Familie» waren trotz des trüben Wetters am Flumserberg begeistert. Text Martina Gaugler Fotos Samuel Trümpy D ie ganze Nacht hat es geschneit am Flumserberg. Ein Pistenbully pflügt nahe der Bergstation Prod alp durch den Schnee. Da saust ein Skifah rer die Piste hinab, direkt auf das Schnee fahrzeug zu. Der Lenker des Pistenbullys macht eine Vollbremsung, sein Gefährt dreht sich ein paarmal um die eigene Ach se und kommt dann zum Stehen. Das war knapp. Doch Skifahrer und Fahrzeuglen ker lachen. Denn beim Pistenbully han delt es sich bloss um ein ferngesteuertes Modell in Miniaturgrösse. Die lustigen Gefährte sind einer von vielen Höhepunkten am Nationalen Schneetag der «Schweizer Familie» vom vergangenen Sonntag. Frühmorgens schon ertönen die Motoren der gros- 14 Schweizer Familie 5/2016 sen Ratracs, welche die Pisten am Flum serberg präparieren. Es schneit ohne Un terbruch, es wird den ganzen Tag nicht aufhören. Die Sicht ist trüb. Nicht aber die Stimmung der zahlreichen SchneetagTeilnehmer, die sich – warm und wetter fest eingepackt – den Spass nicht nehmen lassen. Gleich an der Bergstation Prodalp werden sie begrüsst von Flumsi und Flumsina, den flauschigen Maskottchen, an denen vor allem die Kinder viel Freude haben. Die meisten Besucher kommen mit ihren Skiern und Snowboards. Im Event-Village, dem Zentrum des Schnee tags mit «Schweizer Familie»-Zelt und Stand, wärmen sie sich mit Punsch und heisser Suppe. «Schön, dass ihr alle ge kommen seid, trotz des schlechten Wet ters», ruft Michael von Grünigen, 46, ExSkirennfahrer und Kursleiter. Kaum hat er das gesagt, klicken die Skibindungen, und die Teilnehmer sind bereit für die drei Workshops, die am Nationalen Schneetag besucht werden können: «Backcountry» für Abenteurer, die ab seits der Piste sicher unterwegs sein und die Bergwelt entdecken wollen. «Perfor mance» für angehende Slalomfahrer, die das Tempo lieben. Und «Freestyle» für die ganz Wilden, die mit Skiern oder Snow boards wahre Kunststücke vollbringen. Über Schanzen und Boxen Freestyle-Nachwuchstalent Jérôme Hun ger, 13, gibt seinen Workshop im Funpark. Gross und Klein findet am Nationalen Schneetag Gefallen. Tor um Tor beim Slalomkurs etwas lernen. Er zeigt seinen mutigen Anhängern, wie sie mit Skiern oder Snowboards über Schanzen springen sowie auf Boxen und Rails gleiten können. Dem Teenager macht es Spass, den Kurs zu leiten: «Meine Schüler erinnern mich daran, wie ich da mals angefangen habe.» Ein paar Höhenmeter weiter unten piepst es. Mal schnell und in einer hohen Tonlage. Und dann wieder langsamer und tiefer. Das Geräusch stammt von einem Lawinenverschüttetensuchgerät, das Workshop-Leiter Christian Aschwanden seinen Gästen vorführt. Unter ihnen Ivan Krechetov, 36. Mit dem Gerät sucht er nach einer vergrabenen Tasche mit ei nem Sender. Bis fast zu den Knien steht er im Neuschnee und stochert mehrere Male Freestyle-Workshop mit Skicrosserin Seraina Murk. mit einer Sondierstange herum, bis er auf die Tasche stösst. «Ich bin mir der Gefahren in den Bergen bewusst und habe mir auch schon Videos im Internet zur Lawinenrettung angesehen», sagt der gebürtige Russe. «Jetzt kann ich prakti sche Erfahrungen sammeln.» Etwas mit auf den Weg geben Plötzlich ertönt eine Explosion von weiter oben. Der Pistenrettungsdienst sprengt eine Lawine. Von dem Knall be kommen zwei treue «Schweizer Fami lie»-Leser nichts mit. Brigitte, 56, und Beat Hirschi, 62, gönnen sich nach ihrer langen Anreise von Basel eine Gratis suppe im Zelt der «Schweizer Familie». Die beiden nehmen regelmässig am Na tionalen Wandertag der «Schweizer Fa milie» teil. «Jetzt wollen wir uns auch den Schneetag anschauen», sagte Brigitte Hirschi, während sie eine Gruppe Skifah rer beobachtet, die in Stemmbögen den Slalomparcours absolviert. Es sind die Teilnehmer des «Ski performance»-Workshops, geleitet von Riesenslalom-Schweizer-Meisterin Aita Camastral und Michael von Grünigen. «Man kann praktisch allen Kursteil nehmern etwas mit auf den Weg geben, auch geübten Sportlern», sagt der ehe malige Skirennfahrer. Wichtig sei jedoch, «die Leute auf ihrem persönlichen Ni veau» abzuholen. Bei der Bergstation Prodalp leuchten die Augen der Teilnehmer. So auch jene ➳ Schweizer Familie 5/2016 15 Freestyler Jérôme Hunger. Die Mini-Pistenbullys fernzusteuern, ist vor allem bei den Knaben beliebt. Workshop-Leiter Christian Aschwanden (r.) führt vor, wie mit Lawinensuchgeräten und Sondierstangen umgegangen wird. von Michel Hirt, 12, aus Würenlingen AG. «Ich finde den Workshop megacool», schwärmt er, «ich habe gelernt, wie man auf den Skiern im Tiefschnee zurecht kommt.» Michel steht seit seinem fünften Lebensjahr auf den Brettern, und da seine Grosseltern hier oben ein Ferienhaus be sitzen, kennt er die Gegend gut. Am Schneetag ist er mit seinem Vater Rolf, 55, unterwegs, der seit 50 Jahren regelmässig auf den Flumserberg kommt. «Ich komme gerne hierher. Das Skigebiet eignet sich bestens für Familien, weil es abwechs lungsreich und übersichtlich ist», sagt er. «Und jetzt sind die Pisten irrsinnig, die Tannen weiss. Und es schneit. Endlich ha ben wir Winter. Ich liebe dieses Wetter.» Obwohl er ein erfahrener Skifahrer ist, sind auch für ihn die 90 Minuten bei von Grünigen und Camastral lehrreich. Sie zeigen ihm etwa, wie man um die Tore fährt, ohne dabei viel Schwung zu verlie Der 1. Nationale Schneetag der «Schweizer Familie» wird unterstützt von: 16 Schweizer Familie 5/2016 ren. «Ich bin begeistert von dem Kurs», schwärmt er. Von Grünigens Ziel, die Freude am Schneesport zu vermitteln, dürfte damit erreicht sein. Gegen drei Uhr nachmittags schneit es noch immer. Die letzten Sportbegeister ten verlassen das Skigebiet und gondeln zufrieden ins Tal. Derweil fahren die gros sen Pistenbullys ihre Runden – und ver wischen die letzten Spuren des ersten Nationalen Schneetags. ●
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