Alltagsobjekt, religiöse Ikone, Kunstwerk: Indische Kunst im Museum

Kunsthistorisches Institut, MA Kunstgeschichte im globalen Kontext
Übung Frühlingssemester 2016
Alltagsobjekt, religiöse Ikone, Kunstwerk: Indische Kunst
im Museum Rietberg
Jainistischer Schrein mit 24 Tirthankaras (Detail), Indien, Gujarat, datiert 1140, Museum Rietberg Zürich
Dr. Johannes Beltz (Kurator für Kunst Indiens und Südostasiens am
Museum Rietberg)
Dienstag, 10:15–12:00 Uhr, Seminarraum Villa Schönberg
Das Museum Rietberg besitzt eine Sammlung an bedeutenden Werken der Religionsgemeinschaft der
Jainas. Dazu gehören Steinskulpturen, Bronzen, Textilien aber auch Malerei. Die Teilnehmer der
Übung machen sich mit ausgewählten Objekten vertraut und untersuchen Material, Ikonographie,
Herstellung, rituelle Verwendung aber auch ihre Provenienz. Anhand der Arbeit mit den Objekten
erhalten die Teilnehmer nicht nur einen Überblick über die indische Kunstgeschichte, sondern auch
eine Einführung in den Jainismus – eine ideengeschichtlich wie wirtschaftlich einflussreiche Religionsgemeinschaft Indiens, die zu den ältesten Weltreligionen zählt, aber in Europa wenig bekannt ist.
Ziel der Übung ist einerseits, die Teilnehmer ganz generell mit der praktischen Museumsarbeit vertraut zu machen und die vielfältigen Bedeutungsebenen und Kontexte von Museumsobjekten zu
erfassen. Andererseits soll am Beispiel der Religionsgemeinschaft der Jains geübt und vertieft werden,
wie wissenschaftliche Inhalte und komplexe ideengeschichtliche Prozesse durch Museumsobjekte
beispielhaft und für ein breites Publikum verständlich präsentiert werden. Dabei sollen Objekte als
Bindeglieder zwischen Geschichte und Gegenwart, Fremd- und Selbstverständnis wirken. Deshalb
werden in diesem Seminar auch kulturanthropologische Texte gelesen werden, die über die kunsthistorische Bedeutung der Objekte hinaus zum Verständnis der asketisch orientierten Jain-Gemeinschaft
im gegenwärtigen Indien anregen. Dabei ist von zentraler Bedeutung, dass die Objekte einem sakralrituellen Kontext entnommen sind und als solche eine starke identifikatorische Wirkung auf die Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft ausüben.